Ghazal iban Muyanshîr
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der uralte Schamane des Ferkina-Stammes der Bâni Khadr, der vorrangig im Grenzland des Raschtulswalls am Rande der Baronien Schrotenstein und Selaque sein Unwesen treibt.
Ghazal, der ein kompetenter Geisterbeschwörer und Weissager ist, dient seinem Stamm bereits seit über 30 Jahren und unter insgesamt vier Shârs (Häuptlingen) als Schamane. Der heutige Anführer Nasfágul Pascha traf früher kaum eine Entscheidung, ohne zuvor den Rat Ghazals einzuholen.
Äußeres
Der Schamane ist äußerlich ein spindeldürrer, ausgemergelter Tattergreis von 60 oder 70 Jahren mit verfilztem weißen Zottelhaar und ebensolchem Bart. Sein faltiger Mund weist nur noch vorne einige schwarze Zahnstummel auf, das beängstigenste an ihm sind jedoch seine blutunterlaufenen, tief in ihren Höhlen liegenden Glutaugen, die die meiste Zeit wie bei einem Irren wild hin und her wandern, ohne einen bestimmten Punkt zu fixieren. Anders als alle anderen Männer der Bâni Khadr verhüllt sich Ghazal niemals mit einem Kopftuch - und die wechselnden Häuptlinge des Stammes haben längst aufgegeben, dies dem wunderlichen Schamanen vorschreiben zu wollen. Da Ghazals dünner Körper permanent friert, hüllt er sich sommers wie winters in ein längst halb mottenzerfressenes Schwarzbärenfell, den er als junger Mann eigenhändig erlegt hatte. Zu rituellen Anlässen trägt er eine Knochenkette mit einem durchbohrten Totenschädel daran als Halsschmuck und ist die meiste Zeit mit seiner mit Schamanen-Zaubern belegten Knochenkeule bewaffnet. Für fremde Gefangene oder Beobachter des Ferkina-Lagers macht es den Anschein, als führe Ghazal beinahe pausenlos Selbstgespräche - dies tut er jedoch nur zum Teil. In Wahrheit spricht er auch mit den nur für ihn sichtbaren Ahnen des Stammes oder er streitet mit dem ihm folgenden, rebellischen Luftgeist, der ebenfalls für anderer Leute Augen unsichtbar ist.
Curriculum Vitae
Ghazal ist kein gebürtiger Ferkina, sondern Tulamide - er stammt eigentlich aus dem Sultanat Erkenstein und wurde im Alter von 5 Jahren bei einem Überfall der Ban Gassârah verschleppt (die Bâni Khadr waren zu jener Zeit noch ein bloßer Sippenverband innerhalb des Stammes ihrer heutigen Todfeinde). Als einziges Merkmal seiner Herkunft ist Ghazal eine recht gute Kenntnis der modernen tulamidischen Sprache geblieben - anders als die übrigen Stammesmitglieder, die sich nur untereinander und ggf. noch mit anderen Ferkinas in einer kehligen Rachensprache ähnlich dem Ur-Tulamidya verständigen können, spricht Ghazal auch zeitgenössiches Tulamidya mit novadischem Akzent, den er sich von seiner Lieblingsfrau Azila angewöhnt hat - einer verschleppten Novadi. Darüber hinaus kann der Schamane - als einziger neben Shâr Gasfágul Pascha - auch einige Wörter in Garethi radebrechen und er versteht inzwischen das meiste, was gefangene Flachländer untereinander reden.
Ghazal wurde seinerzeit im Auftrag des Schamanen der Bân Gassârah verschleppt, dem die vielversprechende arkane Begabung und das "zweite Gesicht" des dünnen Knaben nicht verborgen geblieben waren. Jener Schamane, Kanishkar mit Namen, unterwies den Knaben in den geheimen Ritualen der Schamanen, da er seinen eigenen Tod nahen sah.