Chronik.Ereignis1044 Dubiose Hochzeit 13: Unterschied zwischen den Versionen

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Isabell murmelte Marquesa etwas zu und diese räusperte sich. "Kündigt uns bei Eurem Herrn, dem Baron von Dubios an. Vor euch stehen Roxalba de Verlez, Leutnant bei den [[Ragather Schlachtreiter]]n, Isabell Alcorta und ich, Marquesa de Verlez, Soberana der Familia de Verlez." Der Nordmärker blickte von der großen Schlachtreiterin vor ihm zur Soberana des Hauses de Verlez und nickte Letzterer dann zu. Er drehte den Oberkörper halb zur Seite und wieß mit der gepanzerten Hand in Richtung seiner Herrschaften. Dabei blieb er allerdings so stehen, dass der Weg für Roxalba versperrt blieb und bekräftigte das Ganze dann noch mit einem knappen „Ihr nicht.“ in ihre Richtung. Elea von Aranjuez hingegen, als Hofdame manch gesellschaftlich heikle Situation gewohnt und mit Domna Isabell lose aus [[Punin]] bekannt, versuchte sich in einem entwaffnenden Lächeln: „Erlaubt, dass ich Euch begleite, Domnas.“  
Isabell murmelte Marquesa etwas zu und diese räusperte sich. "Kündigt uns bei Eurem Herrn, dem Baron von Dubios an. Vor euch stehen Roxalba de Verlez, Leutnant bei den [[Ragather Schlachtreiter]]n, Isabell Alcorta und ich, Marquesa de Verlez, Soberana der Familia de Verlez." Der Nordmärker blickte von der großen Schlachtreiterin vor ihm zur Soberana des Hauses de Verlez und nickte Letzterer dann zu. Er drehte den Oberkörper halb zur Seite und wieß mit der gepanzerten Hand in Richtung seiner Herrschaften. Dabei blieb er allerdings so stehen, dass der Weg für Roxalba versperrt blieb und bekräftigte das Ganze dann noch mit einem knappen „Ihr nicht.“ in ihre Richtung. Elea von Aranjuez hingegen, als Hofdame manch gesellschaftlich heikle Situation gewohnt und mit Domna Isabell lose aus [[Punin]] bekannt, versuchte sich in einem entwaffnenden Lächeln: „Erlaubt, dass ich Euch begleite, Domnas.“  


Roxalba spannte sich an und baute sich vor dem Krieger auf. "Sollte ihnen irgendetwas widerfahren, gehört mir Euer Kopf. Das ist ein Versprechen." Sie schaute zu [[Elea von Aranjuez]]. "Das gilt auch für Euch, Domna. Ich vertraue Euch meine Soberana an. Seid Euch dieser Ehre bewusst." Sie trat einen Schritt zurück und gab den Weg frei. <br>


Während der einen guten Kopf kleinere Ritter ein Funkeln im verbliebenen Auge trug, welches darauf hindeuten mochte, dass er nicht traurig darüber wäre, wenn die Kriegerin dahingehend ihr Glück erprobte, schüttelte Elea von Aranjuez nur mitleidig das schöne Haupt. „Wenig muss dem das heil’ge Gastrecht gelten, der solche Reden im Munde führt“, verkündete sie mit spitzem Unterton und empfing dann, so als sei nichts gewesen, die beide Damen mit einem herzlichen Lächeln. "Domna Elea. Ich freue mich Euch nach so langer Zeit wiederzusehen", begrüßte Isabell diese freundlich. "Werte Soberana. Wir werden von Domnatella Elea von Aranjuez, Hofdame am Eslamidenhof zu Punin begleitet. Wir kennen uns seit unserer Jugend." Nachdem die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht wurden, erreichten sie die hohen Herrschaften. <br>
Marquesa und Isabell wollten ihre Knie beugen, doch hob Hernán von Aranjuez abwehrend die Hand und murmelte etwas davon, dass zu so später Stunde der Förmlichkeiten gewiss bereits genüge getan worden war. <br>
"Werter Herr Baron, Euer Hochgeboren, mit Bestürzung haben wir Euren Unmut über das auch für uns unerwartete Auftreten der [[Lacara von Dubios]] vernommen. Seid versichert, die [[Familia de Verlez]] steht Eurem Hause weiterhin treu zur Seite." <br>
Natürlich war es zunächst Rahjada von Ehrenstein-Streitzig deren Kinn emporfuhr, als sei sie von einer Natter gebissen worden, und deren Gemütszustand sich an den selbst im Zwielicht sichtbar geröteten Wangen und dem Heben und Senken ihres Dekolletés recht gut erkennen ließ. „Ein Drittel Eurer Gäste bestreitet den Anspruch meines Hohen [[Brandil von Ehrenstein ä. H.|Vaters]] auf die [[Grafschaft Ragath]], ein Drittel Eurer Gäste bestreitet den Anspruch meines Hohen Gemahls auf Dubios und das übrige Drittel bestreitet beides!“, zischte sie, ehe Dom Hernáns Hand an ihrem Arm entlang hinab gewandert war und ihre Hand ergriffen hatte. Bestimmt verschränkte er seine Finger mit den ihren, hob ihrer beider solchermaßen verschlungenen Hände an und legte die andere Hand darauf – gleichermaßen um die Grafentochter zu beruhigen, wie auch um mit dieser Geste zu demonstrieren, dass sie sich hier nicht nur an den Baron von Dubios wandten. <br>
„Domna Marquesa, Domna Isabell“, hob er nicht unfreundlich an, wenngleich unterbrochen von einem tiefen Atemzug. „Was meine Hohe Gemahlin damit sagen möchte, ist, dass wiewohl Eure Gästeliste gewisslich Eure Sache ist, so steht es doch jedem frei zu selbiger eine Meinung zu haben. Insbesondere das…“, er wog einige Augenblicke in Gedanken die Formulierung seiner Gegenüber ab und entschloss sich dann zum Zitat, wenngleich zweifellos sehr bewusst verkürzt „…das Auftreten der Lacara…scheint schon ein reichlich…unglücklicher…Zufall. Ausgerechnet heute, nachdem seit beinahe zwei Jahrzwölften niemand zwischen Oberfels und Franfeld etwas von ihnen gesehen oder gehört hat…“  <br>
„Ich stimme dem voll und ganz zu, Euer Hochgeboren.“, ertönte plötzlich eine ruhige, weibliche Stimme hinter der Gruppe. Sie gehörte zu [[Rashida di Vascara]], die anscheinend einen Weg gefunden hatte sich der Situation zu nähern, sie kannte das Gut eben in und auswendig. „Dies war ein Zufall, der allerdings von den Lacaras exakt so geplant war. Und wollte weder ich noch mein Bruder auf unserem Gut eine blutige Hochzeit feiern, so hat er es nach den Regeln und Art dieser Familia gelöst. Ich verstehe das euch diese Tradition vor den Kopf stößt, doch bedeutet sie meiner Familia alles. Doch bin ich nicht so straahalsig wie mein Bruder und bitte Euch um Vergebung für einen Umstand, den wir selber nicht hervorsehen konnten. Wie Ihr sagtet, Dom Hernán, ausgerechnet Heute, nach beinahe zwei Jahrzwölften, da steckt ein Plan dahinter, der die Familias Dubios entzweien soll und damit wäre niemandem geholfen. So ersuche ich Euch, unseren alten Sitten und der Sturrheit meines Bruders Nachsicht zu gewähren. Vielleicht kann ich euch ebenfalls ein Bündnis vorschlagen. So soll eines meiner Kinder Euch dienlich sein, auch wenn das noch etwas Zeit braucht, so seht es als langfristiges Bündnis.“ Rashida, die vernünftigste im Hause Tyras, senkte den Kopf und verbeugte sich demütig. <br>
Wenn Domna Rashida gedacht hatte, dass ihr versöhnlicher Vorschlag die Wogen zu glätten vermochte, so konnte sie bereits während ihrer Rede erkennen, dass Rahjada von Ehrenstein-Streitzig ihre Ausführungen in keinster Weise goutierte. Offensichtlich hatte sie sich nicht nur hinterrücks angeschlichen, sondern ob ihres direkten Bezuges auf das zuvor Gesagte unzweifelhaft auch die Gruppe belauscht. „Gewiss, gewiss, Domna Rashida. Und wenn ich dereinst Sultana von Tralalalistan bin, mache ich Euch zur Großwesira. Versprochen“, spottete die Grafentochter. Ihr Gemahl indes legte den Kopf schräg: „Das Auftauchen der Lacaras ist eine Sache, Domna Rashida. Sie willkommen zu heißen eine andere.“ <br>
Am Ende war es die andere Grafentochter, Romina Alba von Ehrenstein-Streitzig, welche die zugeworfene Pelurakugel aufnahm: „Ein großmütiges Angebot, Domna Rashiada, aber gewisslich gibt es in den ehrenwerten Häusern Vascara und Verlez noch andere Maiden und Knaben, welche in Frage kämen, ohne dass wir dies von der jungen Göttin allesspenden Segen abhängig machen müssen? Ein Mündel am Grafenhof zu Ragath? Eine kleine Kriegerin, welche Ihre Talente im Gefolge des ersten Condottieres Almadas…“ Hernán von Aranjuez verbiss sich mit schiefem Grinsen die Replik, was [[Ludovigo Sforigan]] denn nun mit der Sache zu tun hätte – „…vervollständigen möchte, ein Jüngling, der in Unterfels das Handwerk der Verwaltung, von Macht und Politik von niemand anderem als dem dortigen Centenario erlernen möchte? Die Himmlische Leuin sei uns alle gnädig…“, war es nun an ihr schief zu grinsen „…wenn es dem Frieden in der Grafschaft dient, nehme sogar ich einen Escudero oder eine Escudera in meine Dienste!“ <br>
Marquesa spürte, wie Isabell sich versteifte. Freundlich erwiderte Sie der jüngsten Grafentochter. "Euer Hochgeboren, Wenn Eure Familia dies als Zeichen unserer Treue wünscht, werden wir das natürlich in Betracht ziehen. Es ist nur etwas schwierig dies hier und jetzt über den Kopf der Eltern hinaus zu entscheiden. Aber egal für wen wir uns entscheiden, es ist für uns eine Ehre diese Möglichkeit geboten zu bekommen." <br>
Domna Rashda hatte sich zuallererst fangen müssen, die sprichwörtliche tyranische Wut hatte sie innerlich überkommen und beinahe überwältigt. Die Zeit, die ihr die Antwort der Marquesa gab, hatte sie genutzt, um sich zu sammeln. Dennoch, angespannt stand sie da. „Euer Hochwohlgeboren, auch ich werde alles mir mögliche in Gang setzen, um meinen Bruder, unser Oberhaupt, von der großen Ehre, die uns euer Verlangen ist, zu überzeugen um ein Mündel Tyras‘ zur Gastung und Ausbildung an Euren Hof zu schicken. Seid Euch dem gewiss, dass ich mir nun allzu bewusst bin, wo wir stehen.“ Ein leichtes Beben hatte ihre Stimme begleitet, was für ein Hochzeitstag, an dem die vermeintlich Mächtigen sich auf ihrem Rücken ein Spiel lieferten. Wenn die Lacara tatsächlich Zwistigkeiten in Dubios hatten säen wollen, dann hatten sie das geschafft. <br>
Der Worte waren nun genug gewechselt. Die Damen verbeugten sich vor den hohen Herrschaften und entfernten sich. Als sie aus deren Hörweite waren, richtete Isabell das Wort an Rashida. "Seid ihr von Sinnen Domna Rashida? Auch wenn wir jetzt Familia sind, habt ihr doch nicht das Recht über das Wohl unserer Kinder zu entscheiden. Wie naiv wart ihr eigentlich zu glauben, dass diese impertinente Person, diese hocheingebildete Baronin sich auf Euren Vorschlag einlassen würde? So lange zu warten bis Rahja Euch gesegnet hat, um dann irgendwann Euer Kind an den Hof zu holen. Wie zu Zeiten des Mondkaisers eine Geisel am Hof, damit die Untergebenen nicht aufbegehren. Nein, sie nimmt sich das was jetzt da ist. Aber das werden nicht meine Kinder sein. Niemals." ihre Stimme wurde immer leiser und sie schaute Rashida di Vascara tief in die Augen. <br>
Es bedurfte dann doch einer kleinen Anstrengung seitens des Barons und Junkers seine Gemahlin an seiner Seite zu halten, hatte doch Rahjada von Ehrenstein-Streitzig mitnichten vor hinzunehmen, dass die drei Damen sie einfach so mir nichts dir nichts mitten im Gespräch stehen ließen. Selbst ihre sonst so besonnene Schwester, Domna Romina, schnappte nach Luft ob deren brüsken Abganges. „Gemach, meine Liebe“, beruhigte Hernán von Aranjuez. „Es war immer klar, dass diese Kutsche innerhalb von weniger als einem Wassermaß zurück nach Quaranca rollen würde. Die Frage war lediglich, ob sich darin ein Mündel befindet, oder unsere Reisegesellschaft. Wir haben unsere Antwort. Und darüber hinaus wissen wir nun, dass es mit Domna Marquesas Autorität als Soberana der Verlez scheinbar nicht allzu weit her ist. Das wollen wir uns für die Zukunft merken.“ Die dunkelhaarige Comtessa zischte darauf gefährlich: „Das und manch anderes!“ Der Condottiere indes winkte den wachenden Bohemund vom Berg-Sturmfels herbei, der ein letztes Mal mit Roxalba de Verlez die Blicke maß, ehe er sich hinüber begab und man die Einzelheiten der raschen Abreise besprach. Gegen die sich nun auch Domna Romina nicht mehr aussprach. 





Version vom 4. November 2023, 08:55 Uhr

Überraschende Gäste, 1. Rahja 1044 BF

Autoren: de Verlez, Der Sinnreiche Junker


Nachdem Alonso de Verlez und Rashida di Vascara im Namen der lieblichen Rahja und der gütigen Tsa den Bund der Ehe schlossen, zog sich die Festgesellschaft unter das eigens dafür errichtete Festzelt zurück.
An einer langen halbrunden Tafel saß das Brautpaar genau mittig. Rechter Hand hatten der Baron und seine Gemahlin mitsamt ihrem Gefolge Platz genommen, linker Hand die Familias des Brautpaares abwechselnd in seiner Rangfolge.
Davor standen die Tische der geladenen Gäste in einem wilden Durcheinander. Es wurde nur darauf geachtet, einen Gang in der Mitte frei zu halten. Dieser wurde dazu genutzt, dem Brautpaar die Gastgeschenke zur Hochzeit zu überreichen und auf dem Weg dorthin den anderen Gästen zu präsentieren. Als letzte überbrachten die Al'Feyhach aus Heldor ihr Geschenk und Alonso sah die Zeit gekommen seine Dankesrede zu halten. Er stand auf, reichte seiner Frau die Hand, welche diese ergriff und sich ebenfalls erhob. Gerade wollte er seinen Becher Wein erheben, als am Zelteingang Bewegung entstand.

Eine Gestalt in edler tulamidischer Kleidung erschien am Zelteingang. Gesicht und Hände waren durch Bandagen verborgen. Allein an Mund und Augen waren kleine Öffnungen zu sehen. Auf seinem Kopf trug er einen Turban. An einem der Gästetische erklang ein Husten, als Dulcinea di Alina sich an einem Stück Fleisch verschluckte. Ansonsten war es angespannt still.
Die Gestalt warf einen Blick in die Runde, verbeugte sich und sprach dann mit fester Stimme. "Eure Hochgeboren, Euer Hochgeboren, werte Domna und werter Dom, verehrte Gäste. Verzeiht bitte mein Auftreten, aber auch meine Herrin wünscht dem glücklichen Brautpaar die Ehre zu erweisen und ihre Geschenke zu überbringen." Er wartete einen kurzen Moment ab, um seine Worte wirken zu lassen. Leises Gemurmel entstand und neugierige Blicke wurden ihm zugeworfen. Alonso de Verlez nickte einmal kurz. "Nun denn, auch wenn ich nicht weiss, wer von den Dubioser Familias noch fehlt, so soll es sein. Seid willkommen." Wieder verbeugte sich die Gestalt. "Ich darf ehrfürchtig ankündigen, meine Herrin Niope Lacara von Dubios, leibliche Tochter der ehemaligen Baronin Siam Lacara von Dubios , und ihre Tochter Demeya Lacara von Dubios."

Jegliches Gemurmel verstummte und alle Blicke richteten sich auf die beiden Personen, die jetzt das Zelt betraten. Zuerst eine Frau mittleren Alters in eine Tuchrüstung tulamidischer Machart gekleidet. Schlicht gehalten und ohne Prunk. Auf der Brust prangte ein vielen Anwesenden bekanntes Wappen - ein roter Khunchomer vor goldener Scheibe auf blauem Grund. Ihre Gesichtszüge waren hart und graue Strähnen zeigten sich in ihren rabenschwarzen Haaren. Die dunklen Augen waren nach vorne gerichtet und sie betrachte zuerst das Brautpaar und dann traf ihr Blick kurz, aber bestimmt, den Baron und seine Frau. Hinter ihr schritt eine junge Frau. Auch sie war in tulamidische Kleidung gehüllt, welche aber mit Perlen und kleinen Schellen verziert waren, so dass bei jedem Schritt leichtes Klingeln zu vernehmen war. Auch waren ihre Gesichtazüge weicher und ihre Augen und Lippen mit entsprechenden Schminkutensilien besonders hervorgehoben. Ein Lächeln umspielte ihre roten Lippen und aufmerksam betrachtete sie die Gäste und deren Reaktionen. Beiden war die Ähnlichkeit mit der ehemaligen Baronin nicht abzusprechen. Kurz bevor die Neuankömmlinge die Tafel des Brautpaares erreicht haben, beugten sie das Knie vor Hernán von Aranjuez. Dabei verzogen sie nicht eine Miene und sprachen kein Wort.

Gualterio Colonna grinste feixend zu Domna Rahjada herüber, welche die Stille durchbrochen hatte, als sie weit geräuschvoller als nötig ihr Besteck auf dem Teller abgelegt hatte. Die Röte, welche ihr ins Antlitz stieg, verschönerte die edlen Züge der Comtessa nur noch mehr, doch kündete das Funkeln in den braunen Augen davon, dass es der aufwallende Zorn war und nicht etwa Rebensaft und die Kurzweil des Festes.
Beruhigend legte Hernán von Aranjuez seiner Gemahlin seine Fingerspitzen auf ihren Handrücken und warf dem Junker von Torre Nuevo einen warnenden Blick zu, dass er sich gefälligst benehmen möge. Zweifellos spekulierte der junge Caballero auf einen Eklat, stand er doch in dem Ruf gleichermaßen keiner Amorette wie auch keinem Raufhändel aus dem Weg zu gehen.
Ausdruckslos erwiderte der Baron von Dubios den Blick der beiden Frauen, die sich wieder erhoben hatten und vor das Brautpaar traten.

Auch vor ihnen verbeugten sie sich und die Ältere ergriff das Wort. "In der Answinkrise standen unsere Eltern auf verschiedenen Seiten,....", wandte sie sich an Alonso de Verlez, nicht ohne einen Seitenblick auf Hernán von Aranjuez zu werfen ".. und auch die Zeit danach war von gegenseitigen Misstrauen und Zweifeln geprägt. Wie meine Mutter weilt auch Euer Herr Vater nicht mehr unter uns, so dass es jetzt an uns liegt aufeinander zuzugehen. Daher lasst diese bescheidenen Gaben ein Anfang dessen und ein Zeichen gegenseitigen Respekts sein." Dann wandte sie sich um und klatschte in die Hände.
Vier Aramyas betraten das Zelt und die brachten zwei Prunksättel mit ebenso prächtigem Zaumzeug. "Euch zwei Pferde aus dem Tulamidenlanden als Geschenk zu bringen, wäre bei den herrlichen Tieren aus dem Gestüt derer von Vascara einer Beleidigung gleichgekomnen. Daher erlaubt uns, Euch diese bescheidene Gabe als Geschenk darzubieten."
Beide Sättel waren aus hervorragenden Materialien und sorgfältig verarbeitet. An jeder Seite waren die beiden Familienwappen eingebrannt.

Alonso de Verlez war immer noch überrascht und suchte nach Worten, während Rashida di Vascara einen prüfenden und skeptischen Blick auf die dargeboten Geschenke warf. Unsicher warf er einen Blick auf seine Soberana. Diese schien seinen Blick zu spüren und nickte ihm zu. Doch bevor er überhaupt selbst reagieren konnte, erhob sich aufbrausend der Gastgeber und Hausherr Rasdan, wie ein polternder Stier schnaufend, so das sein massiver Stuhl beinahe hintüber kippte. "Was ist das für ein Schauspiel hier? Seid wann spielt man sich auf einer Feier so auf, auf die man nichtmal geladen war und schleicht sich dazu noch an wie ein Mader an einen Hühnerstall und verkauft es dann als gastgefällige Überraschung?" Der aufbrausende Junker bäumte sich auf, seine Augen fixierten die ungeladenen Gäste, wie die eines Bullen. Nicht aber ohne seinen Waffenleuten einen kritischen Blick zu zu werfen. Die Gesellschaft war stumm auch die Angesprochenen, die bereit waren dem Junker zu erwidern, der aber vorher fortfuhr: "Wir sind hier auf Tyras, wo Tharvun erschien und wo Stärke regiert, daher soll auch in eurem Fall die Härte entscheiden, ob ihr willkommen seid. So fordere ich euch auf euch El Heraldo Cuernos zu stellen, dem Boten der Hörner, dem größten, wildesten und blutgierigsten tyranischen Tier das meine Zucht jemals hervor gebracht hat. Überlebt ihr ein Kampf gegen ihn, sollt ihr geduldet sein und unseren Tafeln sitzen dürfen." Rasdan deutete auf einen der Tische weit hinten.

Stille trat ein und Niope Lacara von Dubios verzog ihr Gesicht zu einem Lächeln, welches Dom Rasdan noch mehr in Rage brachte. "Wir sollen uns also Eurem besten Stier stellen, für das Recht an Eurer Tafel sitzen zu dürfen? Nun, dieses Ritual kommt mir doch reichlich primitiv vor. Aber....ich habe mich bisher noch jeder Herausforderung gestellt. Und ich denke, dass es ausreicht, wenn sich das Familienoberhaupt dieser Aufgabe stellt. Also soll es so sein, dem einzig Wahren zur Ehr'. Ihr erlaubt mir noch, meine Kleidung den neuen Gegebenheiten anzupassen, um Euren Stier an den Hörnern zu packen?" Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern wandte sich ab zum Gehen.

Der Junker Rasdan schnaubte, diese Frau würde schon sehen wie "primitiv" dieses Recht war, diese Aramya würde gleich seinem Gott huldigen, ob sie wollte oder nicht. Grimmig warf er seinen Pokal zu Boden, dessen Inhalt, roter Wein, sich über den selbigen ergoß. "In den Staub, Blut soll fließen und dieses eine Entscheidung treffen!" Daraufhin forderte er neuen Wein und ließ die Musikantinnen erneut auspielen.


Autoren: Der Sinnreiche Junker, de Verlez

„Wr werden diese Farce auf der Stelle verlassen“, zischte die eine Grafentochter. „Findet Ihr das nicht etwas…überstürzt, liebe Schwester?“, wandte die andere ein. „Mhm“, brummte Hernán von Aranjuez, der in mehrerlei Hinsicht zwischen Gemahlin und Schwägerin stand. „Ich neige zu der Ansicht, dass wir nun lange genug gute Miene zum bösen Spiel gemacht haben…“ In der Tat hatte die Ehrenstein-Streitzig-Aranjuez’sche Gesellschaft den offiziellen Part mit Vermählung, Festmahl, Geschenkeübergabe und dergleichen über sich ergehen lassen, wenngleich die Stimmung nach dem Auftauchen der beiden Lacaras den Gefrierpunkt innerhalb der hohen Gesellschaft kaum mehr zu übersteigen vermochte. Sah man vielleicht einmal vom ewig gutgelaunten Gualterio Colonna ab, der längst abwechselnd jemanden auf dem Schoße hatte um ihr oder mitunter auch ihm ins Ohr zu säuseln oder umgekehrt auf Schößen Platz genommen hatte und sich ins Ohr säuseln ließ.

Selbst die Übergabe der gräflichen und barönlichen Geschenke war in gewisser Weise enttäuschend verlaufen, hatte sich der Baron von Dubios doch vorbehalten als Letzter aus ihrer Entourage das zumindest pekuniär kostbarste Geschenk zu übergeben: eine Schriftrolle, auf welcher in kunstvollen Lettern festgehalten war, dass dem Brautpaar auf ein Jahrzwölft das Privileg des lukrativen Krebsfangs am Südwestufer des Dubianer Sees zugestanden ward. Ein Regal, welches eigentlich traditionell die Junker von San Everdo innehatten und welches der Baron und Junker der alten Domna Gujadalia entrissen hatte. Doch der erhoffte Triumph über die ungeliebte Vasallin fühlte sich schal an und wenngleich immerhin der unbedachte Juanito di Dubiana empört aufsprang – und von der knochigen Hand seiner Mutter wieder auf seinen Sitzplatz gezwungen wurde – so genügte doch ein getauschter Blick zwischen Junkerin und Lehnsherr, dass sie der Abend beide verdross: ihr wegen der öffentlichen Demütigung der Weitergabe des Privilegs ihrer Familia und ihn wegen dem Auftauchen der beiden Nachfahrinnen seiner alten Feindin.

Nun, wo die Festgesellschaft zum ungezwungenen Teil des Pläsiers übergegangen war – Gelange und Tanz – hatten sich die drei einige Schritte von den Feierlichkeiten separiert und besprachen sich im Halbdunkel. Zwischen ihnen und dem hell erleuchteten Geschehen unter der Zeltbahn hatte sich Bohemund vom Berg-Sturmfels, der grimmige nordmärkische Ritter, postiert, um die Herrschaften vor Störungen und ungebetenen Lauschern zu abzuschirmen. Die feinen Metallgelenke seiner gepanzerten Finger ruhten auf dem Knauf seines Schwertes, welches er sich sogleich hatte bringen lassen, nachdem die beiden Überraschungsgäste aufgetaucht waren. Immerhin aber hatte er die Höflichkeit besessen sich noch einige Schritte weiter als ohnehin schon vom Festzelt in die Dunkelheit zu entfernen, sodass der Anblick des Gerüsteten und nunmehr auch Bewaffneten niemanden zu stören vermochte.

„Wenn Ihr es wünscht, bleibe ich als Repräsentantin unseres Hohen Vaters. Ihr könntet ja ein Unwohlsein vorschützen, Herr Schwager…“, wechselte die jüngste der drei Comtessas mit einem sachten Lächeln auf den Lippen den Blick zwischen ihrer älteren Schwester und dem Condottiere. „Und Eure teure Gemahlin lässt es sich natürlich nicht nehmen Euch nach Hause zu geleiten.“ Natürlich wäre für alle Anwesenden offensichtlich, dass es sich um eine Ausrede – und nicht einmal eine besonders gute – handelte, doch würde man zumindest keinen höchstoffiziellen Skandal heraufbeschwören, wenn sie die Hochzeit bei erstbester Gelegenheit verließen. Doch das Funkeln in Domna Rahjadas Augen verriet, dass sie nicht gedachte die Sache so gütlich als möglich zu behandeln: „Verehrte Romina, ich…denke…überhaupt…nicht…daran diesen Leuten das durchgehen zu lassen. Wir haben uns wahrlich genug Herabsetzungen und Beleidigungen gefallen lassen, dass sie es gewagt haben, sich ohne den Segen ihres Lehnsherrn zu verloben, dass sie dieses ganze Gelichter um die di Dubianas geladen haben und nun auch noch den Abkömmlingen dieser Felonistin die Ehre erweisen. Es mögen ruhig alle wissen, dass sie den Bogen überspannt haben.“

Beide blickten zu Hernán von Aranjuez, der sich ob seines gedankenverlorenen Schweigens ertappt fühlte. Rasch strich er sich über das unrasierte Kinn, um doch noch einen Augenblick Zeit zu gewinnen. „Ich räume ein, dass ich die Bedenken, die Ihr von Anfang an gegen diese Hochzeit hattet, Geliebte, mitunter ein wenig übertrieben fand. Und die Warnungen Eures simplen Ritters als unbeholfene Versuche Euch zu schmeicheln, indem er Euch genau das erzählt, was Ihr vermeintlich hören wollt. Aber kann es ein Zufall sein, dass ausgerechnet heute die Tochter und Enkelin von Siam Lacara von Dubios wer weiß woher zurückkehren? Nach über 20 Götterläufen? Und…“, hob er mahnend den Zeigefinger eingedenk der vier Aramyas, welche die Sättel hereingebracht hatten „…offensichtlich mit Gefolge.“ Doch Romina von Ehrenstein-Streitzig schüttelte das edle Haupt: „Bei allem Respekt. Wenn es eine Verschwörung gäbe, zumindest hier und heute, warum haben sie dann noch nicht zugeschlagen?“ Der Einwand entlockte ihrer Schwester ein verächtliches Schnauben: „Sei keine Närrin. Wir sind mit viel größerer Bedeckung angereist als sie annehmen konnten. Natürlich müssen sie mit ihrem schändlichen Plane warten, bis die Hälfte von uns der Rebensaft zu Kopfe steigt. Und wo wir schon bei Köpfen sind: wie sollte ich unserem Hohen Vater bitteschön erklären, dass diese frechen Empörer Euer Haupt auf einen Spieß stecken, weil wir Euch alleine hier zurückgelassen haben?“

Die blonde Grafentochter überging die letzte Bemerkung Ihrer Schwester und wandte sich wieder an den Baron und Junker: „Bedenket, dass Ihr auch Domna Azila mitnehmen müsstet, sofern Ihr niemanden Eures und unseres Blutes zurücklassen wollt. Und wenn sie geht, so müsste auch Ihr Gemahl, Dom Lerondo, gehen. Das Ganze lässt sich nicht begrenzen…“ Wiederum fuhr Domna Rahjada dazwischen: „Wie oft denn noch: niemand hat etwas von begrenzen gesagt!“ Beruhigend legte ihr Gemahl ihr die Hand auf den Arm. „Eure Schwester hat nicht Unrecht, Geliebte. Wenn, dann müssen wir alle im gleichen Moment und innerhalb von kürzester Zeit aufbrechen. Dom Bohemund?“ Der einäugige Ritter trat klirrend einige Schritte in ihre Richtung. „Dom Bohemund, seid so gut und bittet Domna Elea für einen Augenblick zu uns.“ Bohemund vom Berg-Sturmfels nickte militärisch knapp und machte auf den Absätzen kehrt, um sich auf die Suche nach der Genannten zu machen.

Der ganze Aufruhr blieb Marquesa de Verlez natürlich nicht verborgen. Das was sie nicht zuordnen konnte, ließ sie sich von Isabell Alcorta erklären. Als sich der Baron samt Frau und Delegation aus dem Festzelt zurückzogen, zeigten sich Sorgenfalten auf ihrer Stirn. Als Isabell ihr mitteilte, dass sich dieser unheimliche einäugige Krieger aus dem Bereich entfernte, nickte sie. "Hilf mir auf, mein Kind. Die de Verlez müssen Stellung beziehen. Ansonsten endet das Freudenfest mit einem handfesten Eklat." Isabell stand auf und half Marquesa auf. Mit einem Mal stand Roxalba vor ihnen. "Mit Verlaub, was habt ihr vor?", fragte sie lauernd. Marquesa setzte ein Lächeln auf. "Den entstandenen Schaden begrenzen. Aber gut das du hier bist, Roxalba. Du bist doch bestimmt für alle Eventualitäten gerüstet, oder?" "Natürlich, Soberana." Roxalba prüfte kurz den Sitz der versteckten Dolche an ihren Unterarmen. Die alte Frau hakte sich bei Isabell ein. "Dann begleite uns doch bitte zum Baron und seiner Familie. Und halte dabei die Augen offen." Langsam setzten sich die drei Frauen in Bewegung und schrtten auf den in etwas versteckt gelegenen Bereich des Zeltes zu.

Auf halben Weg trat ihnen eine große massige gerüstete Gestalt in den Weg, eine Hand am Schwertknauf. Bohemund vom Berg-Sturmfels hatte wie ihm aufgetragen Domna Elea gefunden und wollte diese gerade zu seinen Herrschaften bringen, als er die drei Frauen gewahr wurde, welche anscheinend den gleichen Weg hatten. Mit einem kurzen Wink deutete er der Donma an, hier an Ort und Stelle zu verweilen und machte sich dann daran den Weg zu kreuzen. Auch Roxalba blieb dies nicht verborgen und sie stellte sich vor ihre Soberana und baute sich vor dem Ritter auf. Beim Blick auf die beiden fiel auf, dass es vielmehr der Gegensatz zwischen eleganter Festgarderobe und geschmiedetem Stahl war, welcher den Ritter größer und massiver wirken ließ, als er tatsächlich war. Beide starrten sich an und keiner gedachte daran, auch nur einen Schritt zu weichen.

Isabell murmelte Marquesa etwas zu und diese räusperte sich. "Kündigt uns bei Eurem Herrn, dem Baron von Dubios an. Vor euch stehen Roxalba de Verlez, Leutnant bei den Ragather Schlachtreitern, Isabell Alcorta und ich, Marquesa de Verlez, Soberana der Familia de Verlez." Der Nordmärker blickte von der großen Schlachtreiterin vor ihm zur Soberana des Hauses de Verlez und nickte Letzterer dann zu. Er drehte den Oberkörper halb zur Seite und wieß mit der gepanzerten Hand in Richtung seiner Herrschaften. Dabei blieb er allerdings so stehen, dass der Weg für Roxalba versperrt blieb und bekräftigte das Ganze dann noch mit einem knappen „Ihr nicht.“ in ihre Richtung. Elea von Aranjuez hingegen, als Hofdame manch gesellschaftlich heikle Situation gewohnt und mit Domna Isabell lose aus Punin bekannt, versuchte sich in einem entwaffnenden Lächeln: „Erlaubt, dass ich Euch begleite, Domnas.“

Roxalba spannte sich an und baute sich vor dem Krieger auf. "Sollte ihnen irgendetwas widerfahren, gehört mir Euer Kopf. Das ist ein Versprechen." Sie schaute zu Elea von Aranjuez. "Das gilt auch für Euch, Domna. Ich vertraue Euch meine Soberana an. Seid Euch dieser Ehre bewusst." Sie trat einen Schritt zurück und gab den Weg frei.

Während der einen guten Kopf kleinere Ritter ein Funkeln im verbliebenen Auge trug, welches darauf hindeuten mochte, dass er nicht traurig darüber wäre, wenn die Kriegerin dahingehend ihr Glück erprobte, schüttelte Elea von Aranjuez nur mitleidig das schöne Haupt. „Wenig muss dem das heil’ge Gastrecht gelten, der solche Reden im Munde führt“, verkündete sie mit spitzem Unterton und empfing dann, so als sei nichts gewesen, die beide Damen mit einem herzlichen Lächeln. "Domna Elea. Ich freue mich Euch nach so langer Zeit wiederzusehen", begrüßte Isabell diese freundlich. "Werte Soberana. Wir werden von Domnatella Elea von Aranjuez, Hofdame am Eslamidenhof zu Punin begleitet. Wir kennen uns seit unserer Jugend." Nachdem die üblichen Höflichkeiten ausgetauscht wurden, erreichten sie die hohen Herrschaften.

Marquesa und Isabell wollten ihre Knie beugen, doch hob Hernán von Aranjuez abwehrend die Hand und murmelte etwas davon, dass zu so später Stunde der Förmlichkeiten gewiss bereits genüge getan worden war.
"Werter Herr Baron, Euer Hochgeboren, mit Bestürzung haben wir Euren Unmut über das auch für uns unerwartete Auftreten der Lacara von Dubios vernommen. Seid versichert, die Familia de Verlez steht Eurem Hause weiterhin treu zur Seite."
Natürlich war es zunächst Rahjada von Ehrenstein-Streitzig deren Kinn emporfuhr, als sei sie von einer Natter gebissen worden, und deren Gemütszustand sich an den selbst im Zwielicht sichtbar geröteten Wangen und dem Heben und Senken ihres Dekolletés recht gut erkennen ließ. „Ein Drittel Eurer Gäste bestreitet den Anspruch meines Hohen Vaters auf die Grafschaft Ragath, ein Drittel Eurer Gäste bestreitet den Anspruch meines Hohen Gemahls auf Dubios und das übrige Drittel bestreitet beides!“, zischte sie, ehe Dom Hernáns Hand an ihrem Arm entlang hinab gewandert war und ihre Hand ergriffen hatte. Bestimmt verschränkte er seine Finger mit den ihren, hob ihrer beider solchermaßen verschlungenen Hände an und legte die andere Hand darauf – gleichermaßen um die Grafentochter zu beruhigen, wie auch um mit dieser Geste zu demonstrieren, dass sie sich hier nicht nur an den Baron von Dubios wandten.
„Domna Marquesa, Domna Isabell“, hob er nicht unfreundlich an, wenngleich unterbrochen von einem tiefen Atemzug. „Was meine Hohe Gemahlin damit sagen möchte, ist, dass wiewohl Eure Gästeliste gewisslich Eure Sache ist, so steht es doch jedem frei zu selbiger eine Meinung zu haben. Insbesondere das…“, er wog einige Augenblicke in Gedanken die Formulierung seiner Gegenüber ab und entschloss sich dann zum Zitat, wenngleich zweifellos sehr bewusst verkürzt „…das Auftreten der Lacara…scheint schon ein reichlich…unglücklicher…Zufall. Ausgerechnet heute, nachdem seit beinahe zwei Jahrzwölften niemand zwischen Oberfels und Franfeld etwas von ihnen gesehen oder gehört hat…“
„Ich stimme dem voll und ganz zu, Euer Hochgeboren.“, ertönte plötzlich eine ruhige, weibliche Stimme hinter der Gruppe. Sie gehörte zu Rashida di Vascara, die anscheinend einen Weg gefunden hatte sich der Situation zu nähern, sie kannte das Gut eben in und auswendig. „Dies war ein Zufall, der allerdings von den Lacaras exakt so geplant war. Und wollte weder ich noch mein Bruder auf unserem Gut eine blutige Hochzeit feiern, so hat er es nach den Regeln und Art dieser Familia gelöst. Ich verstehe das euch diese Tradition vor den Kopf stößt, doch bedeutet sie meiner Familia alles. Doch bin ich nicht so straahalsig wie mein Bruder und bitte Euch um Vergebung für einen Umstand, den wir selber nicht hervorsehen konnten. Wie Ihr sagtet, Dom Hernán, ausgerechnet Heute, nach beinahe zwei Jahrzwölften, da steckt ein Plan dahinter, der die Familias Dubios entzweien soll und damit wäre niemandem geholfen. So ersuche ich Euch, unseren alten Sitten und der Sturrheit meines Bruders Nachsicht zu gewähren. Vielleicht kann ich euch ebenfalls ein Bündnis vorschlagen. So soll eines meiner Kinder Euch dienlich sein, auch wenn das noch etwas Zeit braucht, so seht es als langfristiges Bündnis.“ Rashida, die vernünftigste im Hause Tyras, senkte den Kopf und verbeugte sich demütig.
Wenn Domna Rashida gedacht hatte, dass ihr versöhnlicher Vorschlag die Wogen zu glätten vermochte, so konnte sie bereits während ihrer Rede erkennen, dass Rahjada von Ehrenstein-Streitzig ihre Ausführungen in keinster Weise goutierte. Offensichtlich hatte sie sich nicht nur hinterrücks angeschlichen, sondern ob ihres direkten Bezuges auf das zuvor Gesagte unzweifelhaft auch die Gruppe belauscht. „Gewiss, gewiss, Domna Rashida. Und wenn ich dereinst Sultana von Tralalalistan bin, mache ich Euch zur Großwesira. Versprochen“, spottete die Grafentochter. Ihr Gemahl indes legte den Kopf schräg: „Das Auftauchen der Lacaras ist eine Sache, Domna Rashida. Sie willkommen zu heißen eine andere.“
Am Ende war es die andere Grafentochter, Romina Alba von Ehrenstein-Streitzig, welche die zugeworfene Pelurakugel aufnahm: „Ein großmütiges Angebot, Domna Rashiada, aber gewisslich gibt es in den ehrenwerten Häusern Vascara und Verlez noch andere Maiden und Knaben, welche in Frage kämen, ohne dass wir dies von der jungen Göttin allesspenden Segen abhängig machen müssen? Ein Mündel am Grafenhof zu Ragath? Eine kleine Kriegerin, welche Ihre Talente im Gefolge des ersten Condottieres Almadas…“ Hernán von Aranjuez verbiss sich mit schiefem Grinsen die Replik, was Ludovigo Sforigan denn nun mit der Sache zu tun hätte – „…vervollständigen möchte, ein Jüngling, der in Unterfels das Handwerk der Verwaltung, von Macht und Politik von niemand anderem als dem dortigen Centenario erlernen möchte? Die Himmlische Leuin sei uns alle gnädig…“, war es nun an ihr schief zu grinsen „…wenn es dem Frieden in der Grafschaft dient, nehme sogar ich einen Escudero oder eine Escudera in meine Dienste!“
Marquesa spürte, wie Isabell sich versteifte. Freundlich erwiderte Sie der jüngsten Grafentochter. "Euer Hochgeboren, Wenn Eure Familia dies als Zeichen unserer Treue wünscht, werden wir das natürlich in Betracht ziehen. Es ist nur etwas schwierig dies hier und jetzt über den Kopf der Eltern hinaus zu entscheiden. Aber egal für wen wir uns entscheiden, es ist für uns eine Ehre diese Möglichkeit geboten zu bekommen."
Domna Rashda hatte sich zuallererst fangen müssen, die sprichwörtliche tyranische Wut hatte sie innerlich überkommen und beinahe überwältigt. Die Zeit, die ihr die Antwort der Marquesa gab, hatte sie genutzt, um sich zu sammeln. Dennoch, angespannt stand sie da. „Euer Hochwohlgeboren, auch ich werde alles mir mögliche in Gang setzen, um meinen Bruder, unser Oberhaupt, von der großen Ehre, die uns euer Verlangen ist, zu überzeugen um ein Mündel Tyras‘ zur Gastung und Ausbildung an Euren Hof zu schicken. Seid Euch dem gewiss, dass ich mir nun allzu bewusst bin, wo wir stehen.“ Ein leichtes Beben hatte ihre Stimme begleitet, was für ein Hochzeitstag, an dem die vermeintlich Mächtigen sich auf ihrem Rücken ein Spiel lieferten. Wenn die Lacara tatsächlich Zwistigkeiten in Dubios hatten säen wollen, dann hatten sie das geschafft.

Der Worte waren nun genug gewechselt. Die Damen verbeugten sich vor den hohen Herrschaften und entfernten sich. Als sie aus deren Hörweite waren, richtete Isabell das Wort an Rashida. "Seid ihr von Sinnen Domna Rashida? Auch wenn wir jetzt Familia sind, habt ihr doch nicht das Recht über das Wohl unserer Kinder zu entscheiden. Wie naiv wart ihr eigentlich zu glauben, dass diese impertinente Person, diese hocheingebildete Baronin sich auf Euren Vorschlag einlassen würde? So lange zu warten bis Rahja Euch gesegnet hat, um dann irgendwann Euer Kind an den Hof zu holen. Wie zu Zeiten des Mondkaisers eine Geisel am Hof, damit die Untergebenen nicht aufbegehren. Nein, sie nimmt sich das was jetzt da ist. Aber das werden nicht meine Kinder sein. Niemals." ihre Stimme wurde immer leiser und sie schaute Rashida di Vascara tief in die Augen.

Es bedurfte dann doch einer kleinen Anstrengung seitens des Barons und Junkers seine Gemahlin an seiner Seite zu halten, hatte doch Rahjada von Ehrenstein-Streitzig mitnichten vor hinzunehmen, dass die drei Damen sie einfach so mir nichts dir nichts mitten im Gespräch stehen ließen. Selbst ihre sonst so besonnene Schwester, Domna Romina, schnappte nach Luft ob deren brüsken Abganges. „Gemach, meine Liebe“, beruhigte Hernán von Aranjuez. „Es war immer klar, dass diese Kutsche innerhalb von weniger als einem Wassermaß zurück nach Quaranca rollen würde. Die Frage war lediglich, ob sich darin ein Mündel befindet, oder unsere Reisegesellschaft. Wir haben unsere Antwort. Und darüber hinaus wissen wir nun, dass es mit Domna Marquesas Autorität als Soberana der Verlez scheinbar nicht allzu weit her ist. Das wollen wir uns für die Zukunft merken.“ Die dunkelhaarige Comtessa zischte darauf gefährlich: „Das und manch anderes!“ Der Condottiere indes winkte den wachenden Bohemund vom Berg-Sturmfels herbei, der ein letztes Mal mit Roxalba de Verlez die Blicke maß, ehe er sich hinüber begab und man die Einzelheiten der raschen Abreise besprach. Gegen die sich nun auch Domna Romina nicht mehr aussprach.