Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 26: Unterschied zwischen den Versionen

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Und seid unbesorgt - ich denke dabei natürlich nicht an Euren 'Fürsten', sondern entweder - im besten Fallle! - an Morena selbst, wenn sie so unvorsichtig ist, ihren Bau zu verlassen oder andernfalls an ein anderes Mitglied ihres Hauses, dessen wir uns relativ leicht bemächtigen können, wiewohl er als Faustpfand weniger wertvoll wie Morena selbst wäre. Was diesen kaiserlichen Hoftag betrifft, der ausgerechnet jetzt im nächsten Mond zu Ragath stattfinden muss, so ist er für uns in meinen Augen Fluch und Segen gleichermaßen. Einerseits gilt dann natürlich reichsweit der kaiserliche Landtagsfrieden und wir würden zu Straftätern, wenn wir in dieser Zeit die Fehde beginnen und fremde Besitzungen verheeren. Andererseits werden zu dieser Zeit die Straßen des Königreiches überschwemmt von Edelleuten aus allen Teilen des Reiches sein, die von nah und fern mit starker Bedeckung gen Ragath ziehen und später wieder nach Hause retournieren. Keine Zeit könnte günstiger sein, um unbemerkt ganze Heerhaufen von A nach B zu bewegen, da die Straßen eh voll von Kriegsvolk sein werden, das niemand mehr gänzlich zuordnen kann. Meine Fehde richtet sich nämlich nicht nur gegen die Harmamunds - diese sind eigentlich nur Helfershelfer oder laxe Verbündete der eigentlichen Erzfeindin von Richeza und mir! Ich spreche von Praiosmin von Elenta, mit der Ihr meines Wissens auch schon das Missvergnügen hattet. Sie war es, die mir meine Burg geplündert hat, meinen Ehegemahl und meinen Sohn hat ausmorden lassen und die sich nicht einmal scheute, mit den Wilden aus den Bergen oder früher mit dem Reichsverräter Rakolus von Schrotenstein gemeinsame Sache zu machen. Da das Reich und die Krone sie nach wie vor gewähren lassen, bin ich mit Richeza und anderen Magnaten wie dem Aranjuezer, dem sie ebenfalls nach dem Leben trachtete, übereingekommen, dass es jetzt an der Zeit ist, diese Plage von einem Weib aus der Welt zu schaffen und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wenn Ihr Euch also wegen Eurer Verbundenheit zu Gwain von Harmamund außerstande seht, gegen ihn und die seinigen loszuschlagen, so kann ich Euch und Euer Terzio vielleicht doch zumindest für jenen großen Teil der Fehde gewinnen, der bei uns zu Hause drunten im Bosquirtal ausgetragen wird. Denn dass dieser Canaille ein für allemal Einhalt geboten werden muss, steht außer Frage - selbst wenn es mich mein Leben und meine Ehre kosten würde!"
Und seid unbesorgt - ich denke dabei natürlich nicht an Euren 'Fürsten', sondern entweder - im besten Fallle! - an Morena selbst, wenn sie so unvorsichtig ist, ihren Bau zu verlassen oder andernfalls an ein anderes Mitglied ihres Hauses, dessen wir uns relativ leicht bemächtigen können, wiewohl er als Faustpfand weniger wertvoll wie Morena selbst wäre. Was diesen kaiserlichen Hoftag betrifft, der ausgerechnet jetzt im nächsten Mond zu Ragath stattfinden muss, so ist er für uns in meinen Augen Fluch und Segen gleichermaßen. Einerseits gilt dann natürlich reichsweit der kaiserliche Landtagsfrieden und wir würden zu Straftätern, wenn wir in dieser Zeit die Fehde beginnen und fremde Besitzungen verheeren. Andererseits werden zu dieser Zeit die Straßen des Königreiches überschwemmt von Edelleuten aus allen Teilen des Reiches sein, die von nah und fern mit starker Bedeckung gen Ragath ziehen und später wieder nach Hause retournieren. Keine Zeit könnte günstiger sein, um unbemerkt ganze Heerhaufen von A nach B zu bewegen, da die Straßen eh voll von Kriegsvolk sein werden, das niemand mehr gänzlich zuordnen kann. Meine Fehde richtet sich nämlich nicht nur gegen die Harmamunds - diese sind eigentlich nur Helfershelfer oder laxe Verbündete der eigentlichen Erzfeindin von Richeza und mir! Ich spreche von Praiosmin von Elenta, mit der Ihr meines Wissens auch schon das Missvergnügen hattet. Sie war es, die mir meine Burg geplündert hat, meinen Ehegemahl und meinen Sohn hat ausmorden lassen und die sich nicht einmal scheute, mit den Wilden aus den Bergen oder früher mit dem Reichsverräter Rakolus von Schrotenstein gemeinsame Sache zu machen. Da das Reich und die Krone sie nach wie vor gewähren lassen, bin ich mit Richeza und anderen Magnaten wie dem Aranjuezer, dem sie ebenfalls nach dem Leben trachtete, übereingekommen, dass es jetzt an der Zeit ist, diese Plage von einem Weib aus der Welt zu schaffen und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wenn Ihr Euch also wegen Eurer Verbundenheit zu Gwain von Harmamund außerstande seht, gegen ihn und die seinigen loszuschlagen, so kann ich Euch und Euer Terzio vielleicht doch zumindest für jenen großen Teil der Fehde gewinnen, der bei uns zu Hause drunten im Bosquirtal ausgetragen wird. Denn dass dieser Canaille ein für allemal Einhalt geboten werden muss, steht außer Frage - selbst wenn es mich mein Leben und meine Ehre kosten würde!"


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'''Autor:''' [[Benutzer:Boraccio D'Altea|Boraccio D'Altea]]


Der Cronvogt lauschte den Worten seines Gastes und stand irgendwann auf. Er wanderte ein wenig im Saal herum, in Gedanken vertieft. Schließlich schien er zur einer Entscheidung gekommen zu sein. "Nicht daß Ihr mich falsch versteht, Domna. Ich schätze es nicht, wenn meine Freunde entführt und eingekerkert werden, auch nicht von Mitgliedern des Fürstenhauses. Und ich gedenke durchaus nicht diesen Umstand auf sich beruhen zu lassen. Allerdings glaube ich keineswegs, daß es sich hier um den Willen des Fürsten handelt, sondern um eine Intrige seiner voreiligen ... Nichte, sagtet Ihr? Daher werde ich versuchen in der Angelegenheit offiziell meinen Lehnsherrn um seine Hilfe zu bitten und inoffiziell ... wer weiß schon so genau, wer sich dieser Tage so alles auf den Straßen der Grafschaft herum treiben mag?" Kurz grinste er. "Auch denke ich daran den [[Rafik von Taladur ä. H.|Kanzler]] in Kenntnis zu setzen, wenn ich schon Punin informiere. Sein Verhältnis zu Eurer Nichte mag man zwar eher eine, sagen wir, Haßliebe nennen, aber wie ich ihn einschätze wird ihm die Angelegenheit nicht schmecken und im Ziehen von Strippen hinter den Kulissen ist er ein wahrer Meister seines Fachs. Soll Domna Morena sehen, daß ihr Handeln keineswegs Zustimmung erhält!"
Er nahm einen weiteren Schluck Wein bevor er mit finsterer Miene fort fuhr. "Was die Elenterin angeht, so muß ich mir wohl höchstselbst ankreiden lassen, dass dieses Problem überhaupt eines ist. Schließlich waren es Eure Nichte und ich, die sie samt ihrem [[Aureolus von Elenta|Bastard]] in den Bergen aufgelesen haben. Und dieser Balg ist mir auch noch wieder entwischt. Obendrein besitzt sein vermutlicher Vater, dieser [[Rakolus von Schrotenstein|Schwarzmagier]], auch noch die Stirn dem Kanzler, Domna Richeza und mir deswegen zu drohen! Ich stimme Euch zu, daß die Angelegenheit lange genug einer Lösung harren mußte." Sein Gesicht verzog sich nun zu einem wölfischen Grinsen "Sagt, werte Domna, habt Ihr auf Eurem Castillo eigentlich ausreichend Platz um, sagen wir, zwei Banner bis nach dem Reichskongress unterzubringen?"


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Version vom 10. August 2015, 12:13 Uhr

Königlich Khahirios, 7. Tsa 1036 BF

Khahirios, nachmittags und am späten Abend

Autor: SteveT

Der leichte neuerliche Schneefall, der heute den ganzen Tag lang unaufhörlich vom weißgrauen Himmelszelt herab gerieselt war, hatte die unüberblickbaren Hügelreihen Caldaias in eine weiße Einöde verwandelt, deren Anfang und Ende von keinem Punkt auszumachen war. Dumpf knirschend hallte der Hufschlag der Reittiere - zweier Schlachtrösser und eines Maultieres - von dem tiefen und weichen Untergrund wieder, in dem sie an manchen Stellen bis zu den Fesseln einsanken. Die Tristeza hatte es in sich in diesem Jahr, und Rifada da Vanya war schon seit sicher fünfundzwanzig Götterläufen nicht mehr so weit nördlich gekommen wie am heutigen Tage. Die bewaldeten Hügelkuppen dort am Horizont lagen schon in Garetien und damit in Haferyaquirien - kein Mensch mit Verstand reiste normalerweise aus freien Stücken so weit nördlich.

"Seid Ihr Euch sicher, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind?", fragte sie den alten Caballero aus Kornhammer, den ihr ihr Schwagervater Hesindian als Geleitschutz mitgegeben hatte. Er konnte nicht allzu viel jünger als Hesindian selbst sein - vielleicht war er früher dessen Escudero gewesen oder ähnliches.

Außer diesem begleitete sie noch ein gemeiner Waffenknecht auf einem Muli, der aber ausgesprochen verschlossen oder maulfaul war und nur einen Laut von sich gab, wenn sie ihn direkt ansprach. Mehr Begleitung hatte sie vom Scheffelsteiner Cronvogt gar nicht haben wollen, da sie gut auf sich alleine aufpassen konnte und er in Zeiten wie diesen besser seine Bewaffneten beisammen halten sollte.

"Um ehrlich zu sein: Alle Hügel sehen ziemlich gleich aus in diesem Land!", zuckte der Caballero etwas ratlos mit den Schultern. "Als ich einmal mit Domna Richeza hier langgekommen bin, war es Frühjahr und alles war satt grün." Er seufzte. "Ach - Domna Richeza! Ich kenne sie schon, seit sie ein kleines Mädchen war - ich kann nicht verwinden, was Ihr mir vorhin berichtet habt ... Sie wird also auf Burg Harmamund gefangen gehalten, und wir reiten in die falsche Richtung - gen Firun und nicht gen Praios! Anstatt sie dort herauszuhauen und notfalls Harmamund zu belagern, bis man sie freigibt, plagen wir uns mitten im Winter durch die Almadanische Pforte."

"Ich weiß schon, was ich tue!", raunzte Rifada patzig zurück. "Wenn es Krieg gibt, wenn wir Fehde führen gegen Praiosmin von Elenta und die Harmamund-Sippe, dann brauchen wir so viele und gute Schwerter, wie wir nur beisammen kriegen können! Und Richeza selbst hält große Stücke auf den Herrn dieses Landes und hat immer nur löblich von ihm gesprochen. Wenn dieser Boraccio D'Altea und seine 'Sturmfalken' nur ein bißchen nach Olenga der Klinge kommen, die ich früher kannte und schätzte, dann können sie wichtige Verbündete für uns werden!"

"Da! Seht nur!", deutete der alte Caballero in Richtung Nordosten, wo das weiße Wogenmeer der ihrerseits schon 200 bis 300 Schritt hohen Caldaier Hügel von einem schroffen, drei oder viermal so hohen Berg überragt wurde, dessen Gestein im fahlen Abendlicht bedrohlich dunkel wirkte. "Der Schwarze Berg - das ist Khahirios, ich erkenne ihn wieder!"

Rifadas Blick folgte seinem Fingerzeig. Tatsächlich schien am oberen Berghang eine kleine Ansiedlung und oben auf dem Gipfel ein Castillo zu thronen, die zwischenzeitlich immer wieder von den tieffliegenden Schwaden der grauen Schneewolken verborgen wurden.

Die Mär von Landgraf Badajoz dem Kahlen kam ihr sofort in den Sinn, der auf diesem Berg die Caldaier zum Widerstand gegen ihre eigene Vorfahrin, Escalada die Eiserne, eingeschworen hatte. So wie die caldaischen Hochländer damals das besser ausgerüstete und in der Kopfzahl überlegene ragatische Heer besiegt hatten, konnte auch ihre Parteiung obsiegen, wenn sie die Fehde nur gut genug vorbereitete!

"Auf! Versuchen wir es noch im letzten Licht des Tages dort hinauf zu schaffen, dass wir die Nacht auf der Burg und nicht wieder in einem Hain verbringen. Wenn Ihr mit meiner Nichte Richeza bereits einmal dort gewesen seid - umso besser! Ich bin mir sicher, dass uns der Cronvogt zumindest seine Gastfreundschaft gewähren wird. Alles andere wird man sehen! Ich kann Euch versichern, dass wir danach umgehend mit Richezas Befreiung beginnen werden."


Autor: Boraccio D'Altea

"Ah, Alricio, hast du noch die Flasche von dem Apfelbrand, die Du in Dâl gefunden hast?" Die Torwache rieb sich die Hände und hauchte ihren warmen Atem darauf.

Die angesprochene zweite Wache zog den Umhang fester um sich. "Nein, die haben wir doch schon geköpft, als wir aus der Südpforte abgezogen sind. Götter, was würde ich für einen warmen Schluck geben! Das ist ja heute nicht nicht zum aushalten mit der Kälte! Und gegen ein schönes Weib, das mir das Bett wärmt, hätte ich auch nichts!"

"Na, das schlagt Euch mal schön aus dem Kopf, ihr Beiden!" Eine dritte Gestalt trat zu den beiden Mercenarios.

"Oh, komm schon Sergeant, ein Schluck kann doch nicht schaden!", antworte die erste Wache.

"Ja, genau, wenigstens einen heißen Wein sollte man uns gönnen bei dem Sauwetter!" stimmte der zweite Söldling zu.

"Nichts da! Ihr seid auf Wache und ihr wisst genau, dass der Capitano da keinerlei Spaß versteht! In einer Stunde werdet ihr abgelöst, dann könnt ihr in die Taverne und euren Sold soviel versaufen und verhuren wie ihr wollt. Aber solange gehört euer Arsch noch mir!"

Alricio brummte missmutig. "Als ob wir hier im Krieg wären! Hier gibt's keine Heiden, die einen überfallen und die Kehle aufschlit ... da, da kommt wer!!"

Die Drei starrten in die Dunkelheit. "Drei Reiter ...", stellte der Sergeant fest "... und bewaffnet, wie es scheint!" Die Mercenarios hielten nun ihre Hakenspieße bereit, während sich ihr Sergeant vor den Reitern aufbaute. "Halt, im Namen des Cronvogts! Wer reitet da?"


Autor: SteveT

"Rondra zum Gruße! Rifada Jezebela da Vanya", presste die von den Torwächtern Angerufene zwischen ihren vor Kälte zusammengepressten Zähnen hervor. "Junkerin von und zu Vanyadal in Kaiserlich Selaque im Bosquirtal. Mein Begleiter hier ist Dom Abelardo, Hauptmann der Burgwache des Cronvogts Hesindian von Kornhammer."

Es war zwar nicht wirklich kalt zu nennen, aber mit Einbruch der Dunkelheit hatte selbst die hartgesottene Junkerin ihre sonst ganzjährig hochgekrempelten Ärmel einmal nach unten gerollt. Der steile Serpentinenweg hier herauf war im schwachen Madalicht ein Vabanque-Spiel gewesen und jeder von ihnen hatte sich, da man die Reittiere die meiste Zeit am Zügel hinter sich her führen musste, mehr als einmal auf dem Eis langgelegt.

"Euer Dorf hier ist elendig schwer zu erreichen und reichlich abgelegen, deshalb beabsichtigen wir die Nacht hier zu verbringen!", klärte Rifada die Torwächter auf, die es als früher Vielreisende gewohnt war, sich an jedem Ort selbst einzuladen, wenn dies erforderlich war. "Kündigt mich ausserdem Cronvogt Borracio D'Altea an! Ich muss ihn in einer hochgradig dringlichen Angelegenheit sprechen, die von Wichtigkeit für die gesamte Grafschaft ist. Sagt ihm, er sei mit meiner Nichte - Richeza von Scheffelstein - wohlbekannt und es ginge um eben diese!"

Sie merkte, dass ihr Scheffelsteiner Begleiter sie in der Dunkelheit verwundert ansah - aber es war ja nicht gelogen. Sie brauchte den kriegerischen Vogt und sein Terzio zur Befreiung Richezas und Belisethas.


Autor: Boraccio D'Altea

"Rondra zum Gruße", antwortete der Sergeant eher reflexhaft. Seine Stirn runzelte sich bedenklich ob des Auftritts der Junkerin und er schien bereits zu einer weniger freundlichen Antwort ansetzen zu wollen, als der Schein seiner Laterne, mit der er die Reiter anleuchtete, auf die beiden Kornhammerer Begleiter der Domna fiel und er das Kornhammerer Wappen erkannte. Er war lange genug Soldat um sich der alten Weisheit zu erinnern, dass man mit Adligen nur Scherereien hat und sie am besten schnellst möglich dem nächsten Offizier aufs Auge drückt.

"Alricio!", befahl er, "bring die Domna und ihre Begleitung zum Wachhabenden! Capitana Zefira soll sich der Sache annehmen." Der Angesprochene schulterte seine Waffe und schritt den Reitern voran durch die Gassen des Städtchens. Für die kalte Jahreszeit waren die Straßen erstaunlich voll. Überall sah man Mercenarios, deren Hauptbeschäftigung es offensichtlich war, ihren Sold mit allerlei Annehmlichkeiten durchzubringen. Der Ausflug durch die Stadt endete schließlich im Hof des Castillo, wo eine klein gewachsene und drahtige, dafür aber um so energischere Frau in Rüstung die Gruppe in Empfang nahm. Nach einer kurzen Befragung wies sie eine Wache an, sich um die Rösser der Reisenden zu kümmern, und führte die Junkerin mit ihrer Begleitung in die Eingangshalle des Haupthauses. Dort sollten sie warten, bis sie die Angelegenheit dem Cronvogt gemeldet hatte.

Boraccio D'Altea saß am an seinem Schreibtisch und brütete über der Korrespondenz des Tages, als seine Offizierin eintrat. "Verzeihung, Capitano. Unten wartet eine Domna Rifada da Vanya, Junkerin zu Vanyadâl, und bittet um eine Unterredung."

Der Aracener schaute mißmutig von seinen Briefen auf. "Da Vanya?", brummte er. "Was zum Kuckuck hat die denn hier zu schaffen? Weise ihr eine Kammer zu. Ich werde mich morgen darum kümmern!" Er wandte sich wieder der lästigen Korrespondenz zu.

Die Capitana druckste herum. "Verzeiht, Euer Hochgeboren. Sie sagte, sie wäre die Tante von Domna Richeza von Scheffelstein, und wäre wegen eben dieser hier."

Boraccio sprang von seinem Stuhl auf. "Was sagst du da? Domna Richeza? Such Yalsica, sie soll die Domna in den kleinen Saal bringen und für Essen und Wein sorgen! Ich komme dann baldmöglichst."

"Zu Befehl!"

Die junge Knappin des Cronvogts öffnete die zweiflügelige Tür zu einem Saal und verbeugte sich artig. "Hier herein bitte, Domna Rifada. Seine Hochgeboren lässt ausrichten, dass Ihr Euch bereits stärken möget; er wird alsbald zu uns stoßen." Der Saal war nicht allzu groß. An den Wänden hingen allerlei Waffen, Auszeichnungen und Trophäen, die von den rondrianischen Tugenden des Burgherren kündeten. Eine Wand war den Trophäen der Jagd vorbehalten, wo die Köpfe von einigen kapitalen Hirschen und Keilern vom firungefälligen Geschick des Vogtes zeugten. Am auffälligsten war allerdings der bleiche Schädel, der dem eines Menschen glich, aber bedeutend größer als jeder Menschenkopf war. Die dicke Schädeldecke war an einer Stelle zertrümmert, so als ob der mächtige Schlag eines Streithammers der monströsen Kreatur ein Ende gesetzt hätte. Auf einem Tisch in der Mitte des Saals standen Platten mit Brot, Käse, Wurst, kaltem Braten und Früchten bereit, sowie Karaffen mit Wein.


Autor:SteveT

Mit anerkennendem Blick schritt Rifada die Trophäen an den Wänden des Rittersaals ab. Auch wenn sie tüchtig Hunger hatte, wusste sie doch, dass es gegen die Gebote der Cortezia wäre, ohne den großzügigen Gastgeber mit dem Tafeln zu beginnen. So hatte sie sich nur eine Scheibe Braten von den aufgetragenen Platten stibitzt, die sie verzehrte, während sie den gewaltigen Ogerschädel betrachtete. Er erinnerte sie sofort an die Schädelpauke des Kanishkar - jenes unheilige Artefakt der Blutsäufer, dass der verfluchte Ordonyo di Alina während des letzten Ferkinasturms gegen sie und die Ihrigen benutzt hatte. Sie fragte sich einen Augenblick lang, was aus diesem elenden Hundskerl eigentlich geworden war. Seit ihm der Aranjuezer seinen Palacio niedergebrannt hatte, war ihr weder Ordonyo selbst noch dessen Vogelscheuche von Tochter jemals wieder unter die Augen gekommen. Aber sie zweifelte keinen Moment, dass sie diese zwei diebischen Elstern beim Austragen der Fehde in den Reihen ihrer Feinde wiederfinden würde.

Dieser Boraccio schien tatsächlich ein Mann des Schwertes und der Tat zu sein - die Waffensammlung an den Wänden machte ihn Rifada gleich sehr sympathisch, die selbst noch ihren Harnisch und gleich zwei umgegürtete Schwerter trug. Die Rüstung und das leichte Krummschwert, zusätzlich zu ihrem eigenen Bastardschwert, hatte sie sich aus der Rüstkammer des Vogts von Scheffelstein geborgt. Richeza hatte immer so löblich und bewundernd vom neuen Cronvogt hier auf Khahirios gesprochen, dass Rifada mit einem Mal der Verdacht kam, dass er möglicherweise der Scheißkerl sein könnte, der das Kind geschwängert und dann sitzen gelassen hatte. Aber das - oder zumindest wie sie zum Khahirioser stand - würde sie schon noch herausfinden, wenn sie einige Zeit mit ihm verbrachte und ihn und seine Soldknechte für die Fehde gewinnen konnte.


Autor: Boraccio D'Altea

"Dieses Monstrum hat mich mein bestes Ross gekostet. Hat ihm einfach den Kopf abgerissen." Ein große und durchaus beeindruckende Gestalt betrat den Raum. Annähernd zwei Schritt groß und von kräftigem Körperbau. Das Gesicht zeigte die Narben vieler Kämpfe, die Größte von ihnen zog sich von der Stirn über das rechte Auge, welches unter einer Augenklappe verborgen war, bis über die Wange. Einige der ältesten Narben sahen nach Mustern aus, wie sie unter Ferkina-Kriegern üblich waren. Gekleidet war er in ein Doublet im grün-weiß des Hauses Altea, wohl das Unterzeug seiner Rüstung, wie die Nesteln verrieten. Die Reithosen stecken in hohen Reitstiefeln, an seiner Hüfte baumelten ein Reitersäbel und ein langer Dolch.

Der Cronvogt musterte seinen Gast abschätzend und bewertete anscheinend dessen Gefährlichkeit. "Ich lag noch halb unter dem Kadaver, als das Scheusal sich runter beugte und nach mir greifen wollte. Das gab mir Gelegenheit ihm Grüße vom Herren Boron auszurichten." Er grinste und zeigte auf den schwarzen Rabenschnabel in Form eines Rabenkopfes, der an der Wand hing. "Boraccio D'Altea", stellt er sich knapp vor. "Ich glaube, wir hatten noch nicht das Vergnügen, Domna Rifada?" Er hielt ihr seine Hand entgegen.


Autor:SteveT

Rifada schlug klatschend in die ausgestreckte Hand des Cronvogts ein und begrüßte ihn mit einem Händedruck, der einen weniger robusten Mann als den Aracener vor Schmerz hätte aufschreien lassen. "Ich hatte selbst ebenfalls bereits das Missvergnügen mit mehreren dieser Menschenfresser. Der Nuranshâr des Stammes, bei dem ich mehrere Monde in Gefangenschaft war, verfügte über eine Pauke, mit der sich diese dämlichen Bestien anlocken ließen." Sie deutete anerkennend auf Dom Boraccios Waffensammlung an der Wand. "Einige sehr schöne Stücke habt Ihr da! Wir beide haben offenbar die gleiche Leidenschaft. Leider nur wurde meine wundervolle Waffenkammer von meiner Blutfeindin geplündert, als sie versuchte, mir in meiner Absentia mein Castillo drunten im Bosquirtal zu stehlen."

Sie besah sich ihren Gastgeber genauer. Wirklich ein Bär von einem Mann! Rifada machte sich weniger als nichts aus Männern - aber trotzdem war sie sich fast auf der Stelle sicher, dass ihr Verdacht unbegründet gewesen war, dass er möglicherweise der Vater von Richezas ungeborenem Bankert sein konnte. Richeza war immer noch eine wunderschöne Frau, die viele Männer aus ganz Almada begehrten, und der Khahirioser war - so sympathisch wie er ihr selbst auch vom ersten Eindruck her war - so hässlich wie Schulden. Nie und nimmer hätte Richeza mit diesem Kerl ... oder vielleicht doch? Was wusste sie schon von der Liebe zwischen Mann und Frau? Gar nichts!

Rifada besann sich augenblicklich wieder auf den eigentliche Grund ihres Hierseins. "Meine Nichte Richeza hat mir viel Gutes über Euch erzählt", gestand sie wahrheitsgemäß, "und betrachtet Euch wohl als einen ihrer verlässlichsten Vertrauten! Aus diesem Grund will auch ich Euch mein Vertrauen schenken, auch wenn wir uns bislang kaum begegnet sind, und Euch gleich frei heraus gestehen, dass ich gekommen bin, um Euch um Hilfe zu bitten ...", sie deutete auf die Schwerter, "und zwar um Waffenhilfe!"

Sie ging zum schmalen Fenster des Saales und sah in die dunkle Nacht hinaus. "Es geht um Richeza, wie ich Euch bereits mitteilen ließ. Sie ist in Gefangenschaft geraten und wird seit Tagen widerrechtlich festgehalten!" Sie wandte sich wieder zu Dom Boraccio um und ihre Miene war nun finster - alles Strahlen und alle Begeisterung, die der Ogerschädel und die Waffensammlung auf ihre Züge gezaubert hatten, waren nun verschwunden. Sie berichtete dem Aracener kurz zusammengefasst von dem Brand im Kloster La Dimenzia, in dem Belisetha, Richeza und sie selbst genächtigt hatten.

"Nach der Feuersbrunst wurde zunächst meine greise Muhme Belisetha, die Mutter des Barons von Schrotenstein, von Morena von Harmamund auf Burg Harmamund in Ragathsquell festgehalten, was ich erst einige Tage später erfuhr, da ich glaubte, sie wäre ein Opfer der Feuersbrunst geworden. Mein Oheim Amando Laconda da Vanya verfasste daraufhin ein Schreiben, in dem er Domna Morena um die Herausgabe und Freisetzung seiner Schwester Belisetha bat. Richeza überbrachte dieses Schreiben nach Harmamund - und wurde dort auf der Stelle ebenfalls eingekerkert, ohne dass sie ein Unrecht begangen hätte. Ihr kennt Richeza ... es ist der uralte Hader zwischen unseren Familias, der Morena so handeln lässt. Und da Ihr selbst Magnat von altem Blut seid, wisst Ihr auch, dass ich auf die Arretierung zweier Sippenangehöriger nicht anders, als mit der Erklärung der Fehde antworten kann. Und diese Fehde ist nun unvermeidlich und wird - wie es die alten Gesetze der Ehre vorgeben - auch alle befreundeten, verbündeten, folgsamen und verfeindeten Geschlechter beider Seiten miteinbeziehen! Dazu kommt, dass sowohl meine alte Muhme, wie erst recht auch Richeza derzeit ... ähm, sagen wir mal: etwas malad und unpässlich sind! Kurz gesagt: Es geht ihnen nicht gut, und jeder Tag in Gefangenschaft ist einer zu viel - es muss mein höchstes Ziel sein, sie so schnell wie möglich frei zu pressen!"

Sie sah den Aracener forschend an, der sich ob des bereits Gehörten nun gesetzt hatte - es kam ihr sogar so vor, als hätte sich sein eines verbliebenes Auge vor Überraschung geweitet.

"Wie Ihr Euch bereits werdet denken können", fuhr Rifada fort, "brauche ich beim Ausbruch der Fehde so viele gute Klingen wie nur möglich - und Ihr und Euer Terzio der Sturmfalken genießt einen ausgezeichneten Ruf. Ich spreche deshalb zum einen bei Euch als Condottiere vor, um Eure Mercenarios zu dingen - über den Preis werden wir uns sicher einig. Zum anderen aber spreche ich auch bei Euch als Privatmann vor: Da meine Nichte so große Stücke auf Euch hält, erschient Ihr mir auch als ein geeigneter starker Schwertarm, der an ihrer Befreiung mitzuwirken gewillt sein könnte."


Autor: Boraccio D'Altea

Während die Junkerin von den Vorkommnissen berichtete hatte Boraccio sich ein Glas ein Wein eingeschenkt, von dem er während des Berichts immer nippte. Als sie schließlich Domna Richezas Gefangennahme vermeldete ertönte ein lautes Klirren und die junge Knappin des Cronvogtes schrie laut auf. Seine Hand hatte sich zu einer Faust geballt und das Glas einfach zerbrochen. Zwischen seinen Fingern tropfte Blut heraus, aber unwirsch wedelte er seine Knappin hinfort, die eiligst herbei geeilt war um seine Hand zu verbinden.

"Was sagt Ihr da? Domna Richeza, gefangen? Und es geht Ihr nicht gut???" Deutlich sah man ihm an, wie es in ihm brodelte und sich Besorgnis und Ärger in seinem Gesicht abwechselten. Unruhig schritt er im Saal hin und her und grübelte düster vor sich hin. Schließlich schien er sich wieder gefasst zu haben und setzte sich auf einen Stuhl. Beiläufig streckte er seine blutende Hand aus und seine treue Knappin eilte mit einem Verband herbei.

Er atmete tief durch. "Wir sollten Domna Richeza schnellstens zur Hilfe eilen und sie befreien. Eure werte Tante natürlich auch. Aber es heißt einen kühlen Kopf zu bewahren, auch wenn das Herz nach Vergeltung sinnt." Boraccio nahm sich ein neues Glas und schenkte Wein ein. "Zunächst einmal werde ich dem Fürst eine Taube senden. Ich glaube kaum, dass er die voreiligen Taten seiner Schwester gut heißt. Mit etwas Glück wird sich dadurch die Sache regeln, aber darauf können wir nicht bauen. Meine Leute sind eben erst aus der Südpforte zurück gekehrt, es wird einige Zeit dauern bis ich sie vor Burg Harmamund führen kann. Sie würden uns auch nichts nützen, alles was wir tun könnten ist die Burg belagern und vielleicht irgendwann stürmen. Aber diese Karte können wir nicht ausspielen, nicht wenn sie jederzeit die Geiseln töten könnte. Der Aufmarsch taugt vielleicht als Drohkulisse, also werde ich ihn veranlassen. Aber wie gesagt, das wird seine Zeit brauchen und ob wir ungehindert nach Ragathsquell marschieren können wird sich zeigen müssen." Er schwenkte nachdenklich den Wein in Glas bevor er einen Schluck nahm. "Ich werde einige meiner besten Leute nehmen und zur Burg reiten, wo Eure Nichte gefangen gehalten wird. Vielleicht schaffen wir es Domna Morena zu überzeugen. Oder wir finden einen Weg einzudringen und Doma Richeza zu befreien."

Der Cronvogt schaute Rifada ernst an "Ach ja, und noch etwas muss Euch klar sein: das Wohlergehen Eurer Nichte, meiner teuren Freundin, liegt mir am Herzen und Ihr könnt in dieser Angelegenheit auf mich zählen. Für Eure Blutfehde aber bin ich der falsche Mann. Ich bin ein Vasall des Fürsten, er hat mich zu seinem Cronvogt ernannt kaum dass er gekrönt wurde. Er wird kaum begeistert sein, wenn ich seine Familienbesitzungen verheere. Und schon gar nicht wird er es zu schätzen wissen, wenn wenige Wochen, bevor die Kaiserin kommt und Hof hält, die Grafschaft in Flammen auf geht. Und die Kaiserin noch weniger ... sie hat mir schon einmal zu verstehen gegeben mich aus solchen Fehden heraus zu halten." Boraccio schaute sie eindringlich an. "Mein Rat in dieser Angelegenheit an Euch ist: befreit Eure Familie und haltet danach erst einmal still. Eine Grafschaft im Streit mit sich selbst ist eine hässliche Angelegenheit und die Ehre wird das erste Opfer in diesem Krieg sein."


Autor: SteveT

Die Vanyadâlerin nickte zu den Worten ihres Gastgebers und ließ sich ebenfalls auf einem Stuhl an der Tafel nieder, auch wenn sie darauf nervös hin und her kippelte, dass das Holz des Stuhls bedrohlich knirschte.

"Ja und nein!", sagte sie schließlich. "Ich danke Euch für Euer Angebot, bei der Befreiung meiner Nichte und Muhme mitzuwirken und nehme es erfreut und gerne an! Domna Morena ist nebenbei bemerkt lediglich die Nichte des vorgeblichen Fürsten - das Kind seiner älteren Schwester Aldea, die am Ende ihrer Tage in ganz Ragatien und Bosquirien wegen ihrer Infamien in Verruf war.

Burg Harmamund zu belagern, wäre ein törrichtes und langwieriges Unterfangen. Zwar liegt die Burg - verglichen mit der Eurigen oder meinigen - nicht an sonderlich exponierter Stelle, sondern ungeschützt im Flachland. Aber sie ist von einem Wassergraben umgeben und verfügt über zwölf Türme - vier auf jeglicher Angriffsseite. Nein, mir steht eher der Sinn danach, gemäß den uralten Bräuchen der Fehde Gleiches mit Gleichem zu vergelten und selbst ein Mitglied der Harmamund-Sippe als Geisel in unsere Gewalt zu bekommen. Sobald dies geschehen ist, werden wir einen Gefangenenaustausch auf neutralem Grund vorschlagen und auf diese Art und Weise Belisetha und Richeza freipressen.

Und seid unbesorgt - ich denke dabei natürlich nicht an Euren 'Fürsten', sondern entweder - im besten Fallle! - an Morena selbst, wenn sie so unvorsichtig ist, ihren Bau zu verlassen oder andernfalls an ein anderes Mitglied ihres Hauses, dessen wir uns relativ leicht bemächtigen können, wiewohl er als Faustpfand weniger wertvoll wie Morena selbst wäre. Was diesen kaiserlichen Hoftag betrifft, der ausgerechnet jetzt im nächsten Mond zu Ragath stattfinden muss, so ist er für uns in meinen Augen Fluch und Segen gleichermaßen. Einerseits gilt dann natürlich reichsweit der kaiserliche Landtagsfrieden und wir würden zu Straftätern, wenn wir in dieser Zeit die Fehde beginnen und fremde Besitzungen verheeren. Andererseits werden zu dieser Zeit die Straßen des Königreiches überschwemmt von Edelleuten aus allen Teilen des Reiches sein, die von nah und fern mit starker Bedeckung gen Ragath ziehen und später wieder nach Hause retournieren. Keine Zeit könnte günstiger sein, um unbemerkt ganze Heerhaufen von A nach B zu bewegen, da die Straßen eh voll von Kriegsvolk sein werden, das niemand mehr gänzlich zuordnen kann. Meine Fehde richtet sich nämlich nicht nur gegen die Harmamunds - diese sind eigentlich nur Helfershelfer oder laxe Verbündete der eigentlichen Erzfeindin von Richeza und mir! Ich spreche von Praiosmin von Elenta, mit der Ihr meines Wissens auch schon das Missvergnügen hattet. Sie war es, die mir meine Burg geplündert hat, meinen Ehegemahl und meinen Sohn hat ausmorden lassen und die sich nicht einmal scheute, mit den Wilden aus den Bergen oder früher mit dem Reichsverräter Rakolus von Schrotenstein gemeinsame Sache zu machen. Da das Reich und die Krone sie nach wie vor gewähren lassen, bin ich mit Richeza und anderen Magnaten wie dem Aranjuezer, dem sie ebenfalls nach dem Leben trachtete, übereingekommen, dass es jetzt an der Zeit ist, diese Plage von einem Weib aus der Welt zu schaffen und die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Wenn Ihr Euch also wegen Eurer Verbundenheit zu Gwain von Harmamund außerstande seht, gegen ihn und die seinigen loszuschlagen, so kann ich Euch und Euer Terzio vielleicht doch zumindest für jenen großen Teil der Fehde gewinnen, der bei uns zu Hause drunten im Bosquirtal ausgetragen wird. Denn dass dieser Canaille ein für allemal Einhalt geboten werden muss, steht außer Frage - selbst wenn es mich mein Leben und meine Ehre kosten würde!"


Autor: Boraccio D'Altea

Der Cronvogt lauschte den Worten seines Gastes und stand irgendwann auf. Er wanderte ein wenig im Saal herum, in Gedanken vertieft. Schließlich schien er zur einer Entscheidung gekommen zu sein. "Nicht daß Ihr mich falsch versteht, Domna. Ich schätze es nicht, wenn meine Freunde entführt und eingekerkert werden, auch nicht von Mitgliedern des Fürstenhauses. Und ich gedenke durchaus nicht diesen Umstand auf sich beruhen zu lassen. Allerdings glaube ich keineswegs, daß es sich hier um den Willen des Fürsten handelt, sondern um eine Intrige seiner voreiligen ... Nichte, sagtet Ihr? Daher werde ich versuchen in der Angelegenheit offiziell meinen Lehnsherrn um seine Hilfe zu bitten und inoffiziell ... wer weiß schon so genau, wer sich dieser Tage so alles auf den Straßen der Grafschaft herum treiben mag?" Kurz grinste er. "Auch denke ich daran den Kanzler in Kenntnis zu setzen, wenn ich schon Punin informiere. Sein Verhältnis zu Eurer Nichte mag man zwar eher eine, sagen wir, Haßliebe nennen, aber wie ich ihn einschätze wird ihm die Angelegenheit nicht schmecken und im Ziehen von Strippen hinter den Kulissen ist er ein wahrer Meister seines Fachs. Soll Domna Morena sehen, daß ihr Handeln keineswegs Zustimmung erhält!"

Er nahm einen weiteren Schluck Wein bevor er mit finsterer Miene fort fuhr. "Was die Elenterin angeht, so muß ich mir wohl höchstselbst ankreiden lassen, dass dieses Problem überhaupt eines ist. Schließlich waren es Eure Nichte und ich, die sie samt ihrem Bastard in den Bergen aufgelesen haben. Und dieser Balg ist mir auch noch wieder entwischt. Obendrein besitzt sein vermutlicher Vater, dieser Schwarzmagier, auch noch die Stirn dem Kanzler, Domna Richeza und mir deswegen zu drohen! Ich stimme Euch zu, daß die Angelegenheit lange genug einer Lösung harren mußte." Sein Gesicht verzog sich nun zu einem wölfischen Grinsen "Sagt, werte Domna, habt Ihr auf Eurem Castillo eigentlich ausreichend Platz um, sagen wir, zwei Banner bis nach dem Reichskongress unterzubringen?"