Chronik.Ereignis1036 Wider die Taifas 02: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Pfeile prasselten immernoch auf Schilde und Streiter und so mancher Söldner fiel um nicht wieder aufzustehen. Verluste würde es geben, Ferando hatte es erwartet, wohlwissentlich hatte er jedem Einzelnen der Angeworbenen Zahlung nach Beendigung der Kämpfe versprochen und nicht zuvor. Das einige starben hatte er einkalkuliert, es würde den Preis verringern, das Dom Léon nun ebenfalls Held spielen wollte und dabei die Nichte der Marschallin in Gefahr brachte hatte er nicht bedacht. Zwanzig Schritt, die Mauern waren nah, die Sturmleitern wurde bereitgemacht um den Zugang zu ermöglichen.
Die Pfeile prasselten immernoch auf Schilde und Streiter und so mancher Söldner fiel um nicht wieder aufzustehen. Verluste würde es geben, Ferando hatte es erwartet, wohlwissentlich hatte er jedem Einzelnen der Angeworbenen Zahlung nach Beendigung der Kämpfe versprochen und nicht zuvor. Das einige starben hatte er einkalkuliert, es würde den Preis verringern, das Dom Léon nun ebenfalls Held spielen wollte und dabei die Nichte der Marschallin in Gefahr brachte hatte er nicht bedacht. Zwanzig Schritt, die Mauern waren nah, die Sturmleitern wurde bereitgemacht um den Zugang zu ermöglichen.
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'''Autor:''' [[Benutzer:Luntfeld|Luntfeld]]
"Amateure!"
Einer der horasischen Söldner sprach aus was seine Kameraden angesichts des ungestümen Sturmangriff der Almadanis alle dachten. [[lfwiki:Colmar Luntfeld|Colmar Luntfeld]] verzichtete darauf, den Mann zur Ordnung zu rufen blieb darauf konzentriert, mit einem Teil seiner Söldner den fahrbaren Schildwall auf der Strasse zu halten und auf das Stadttor zu zu schieben. Er würde den Almadaner Granden schon beweisen, dass seine [[lfwiki:Colmars Cavallieri|Cavallieri]] das viele Gold wert war, welches Marschallin vom Berg ihm für seine Dienste bezahlte. Sein Vorschlag in der grossen Stabsversammlung, sich mittels Laufgräben vor den Pfeilen der Verteidiger geschützt bis vor die Stadtmauer vorzuarbeiten und jene dann mit einer Untertunnelung zum Einsturz zu bringen, ehe gestürmt werden sollte, war von den Almadaner Haupt- und Adelsleuten mit Gelächter aufgenommen worden. Mutlos hatten sie ihn genannt und nur ein sofortiges energisches Machtwort der Marschallin hatte schlimmere Worte zwischen ihren Almadaner und Horasischen Kommandanten mit unvermeidbaren Duellforderungen gerade noch verhindert.
Der Mann, der dem Fürsten Almadas vor fünf Monden in Brig-Lô das Leben gerettet hatte, hatte daraufhin nur stoisch mit den Schultern gezuckt. Es waren schliesslich nicht seine Männer und Frauen, die auf den Leitern und vor den Stadtmauern bluten würden… Seine Cavallieri würden das schwer befestigte Westtor angreifen.
Und so bot sich den Verteidigern auf den Zinnen eine merkwürdige Szene. Auf der Nordseite Dâls rannten mehrere Hundert Almadaner als formlose Horde mit Leitern und viel Geschrei auf die Stadtmauer zu, während die Horasier vor dem Westtor gerade einmal in Kompaniestärke vorrückten, während drei weitere Kompanien ausser Bogenschussweite stehengeblieben waren.
Schweigend und in geschlossener Formation schoben zwanzig von ihnen die Strasse entlang eine Schutzkonstruktion mit einer Bohlenwand auf Rädern auf das Tor zu, in der sämtliche Pfeile und Bolzen der Verteidiger steckenblieben ohne Schaden zu verursachen. Die restlichen drei Dutzend der horasischen Söldner waren Armbrustschützen, die sich in Dreiergruppen aufgeteilt hatten und gezielt die Zinnen unter Beobachtung und unter Feuer nahmen: Einer schoss, einer lud seine Armbrust nach und der Dritte deckte seine beiden Kameraden, jederzeit bereit seinen Bolzen auf den nächsten Kopf los zu lassen, der sich auf den Zinnen sehen liess.
Allerdings liessen sich nur wenige Verteidiger blicken und es flogen auch nur wenige Pfeile. Da der anmarschierende Gegner weder einen Rammbock noch eine Leiter mit sich führte, befand sich der Grossteil der Verteidiger auf der Nordmauer um die Sturmleitern der Almadaner zurückzuschlagen.
Fünf bis sechs Schritt vor dem Tor – ausser Reichweite von jedem über die Zinnen gekippten Stein oder siedender Flüssigkeit – kam die Horasische Formation zum Stehen und Sturmschilde wurde über die Köpfe gehalten, während sich die Stimmung hinter dem Schutzwall von disziplinierter Konzentration plötzlich zu Angespanntheit wandelte. Colmar wandte sich einem seiner Begleiter zu, der im Gegensatz zu seinen mit Platte, Kürass und Sturmhauben gerüsteten Mitstreitern nur eine einfache thorwalsche Krötenhaut trug:
"Dein Auftritt, mein Freund!"
"Es ist mir immer wieder ein Vergnügen", antwortete [[lfwiki:Santz|Santz]] etwas abgelenkt, da er gerade einen kleinen, geschickt zwischen den Bohlen versteckten Schieber zurückschob und hindurchspähte. Einen Moment später öffnete er auf Hüfthöhe einen zweiten Schieber, steckte seine gespreizte linke Hand hinein und sprach nur ein einziges Wort: "Desintegratus!"
Das wuchtige Stadttor Dâls zerbarst auf zwei Schritt Breite in einer Wolke von Spänen und Splittern. Ehe die überraschten Verteidiger reagieren konnten, hatten bereits die ersten horasischen Söldner die wenigen Schritte Entfernung zum Loch im Tor überwunden, sich hindurchgedrängt und mit der Bildung einer Verteidigungsformation begonnen, während hundert Schritt weiter hinten weitere hundertfünfzig weitere losrannten um ihre Kameraden im Brückenkopf zu verstärken.


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Version vom 11. Januar 2015, 17:29 Uhr

Baronie Brindâl, 28 Travia 1036 BF

Vor den Toren Dâls (morgens)

Autor: Meeltheuer

Der Wind strich sanft durch das Lager, der Tau auf den Wiesen glitzerte in der morgentlichen Auferstehung der Praiosscheibe als Ferando aus seinem Zelt schritt um den Haufen an Getreuen, welche er durch Überredung oder Münze für den Heerzug gewinnen konnte.

Es war der Ruf nach Ruhm, nach Ehre, der Wille sich zu holen was ihm gehörte als er sich Gerone anschloss.

Salix Meeltheuer war von den Novadis vertrieben worden, nun entrückt in den Wäldern der Baronie Brigellan, ein Bonladur an dem Platz der seiner rechtens gewesen wäre. Nur das Caballerogut Ulceda war der Familie geblieben.

Die Schmach für die Familie hatte ihn aus der Capitale Punin gen Westen in sein Stammland gezwungen. Ränke der Stadt sollten den Ränken des Feldes weichen. Zuerst würden die Novadi zahlen, dann würde er sich die Baronie zurückholen. Er würde wieder das haben was seiner Familie zustand, jeder der es ihm verwehrte würde es bereuen. Der Name Meeltheuer würde Gewicht bedeuten in Almada, Wohlstand und Macht, egal wie lange es dauern möge, er würde sich dieses Ziel beständig vor Augen halten.

Er schritt die Formation ab, untersuchte die Ausrüstung eines jeden Recken, sprach mit jedem ein kleines Wort, ehe er sich vor ihnen allen positionierte. Zu beiden Seiten sah er die anderen Edlen ihre Truppen sammeln, bevor er seine volle Aufmerksamkeit wieder auf die seinen richtete.

"Tapfere Recken, die Zeit der Prüfung ist nahe. Jeder Einzelne von euch wird in den kommenden Stunden dem Feind in seine Fratze blicken. Manch einer von euch möge in Gedanken sich vielleicht an einen anderen Ort wünschen. Die Wärme der heimatlichen Stube, die Umarmung der Geliebten oder einfach nur einen Platz zwischen den Beinen einer Trosshure.

Wie es auch sei, wenn der Feind auf uns trifft, so wird er brechen. Wir werden ihn jagen, wir werden ihn schlagen und wir werden dem Novadi solch eine Furcht lehren, die nur ein Lindwurm verbreiten kann. Er soll zittern wenn er an uns denkt, er soll weinen wenn er uns sieht, er soll vergehen wenn unsere Waffen sein Dasein beenden. Wir werden ihm keinen Fuß breit weichen, bis die geraubten Länder wieder unter der Krone von Almada sind und wenn der Novadi zu seinem Heidengott fährt, so soll er Kunde tragen von dem Tag an dem Dâl von seinem Abschaum befreit wurde!

Seit gewiss, dass ich an eurer Seite streiten werde, mit euch euer Leid teilen werde und mit euch mein Blut vergießen werde so, wahr ich vor euch stehe und mein Name Meeltheuer ist. Das Recht ist unser und bei den Göttern, wir werden es uns nehmen!

Vivat Almada!"

Mit diesem letzten Ausruf zog er sein Schwert aus der Scheide und erhob es, ihm folgten die Waffen der Getreuen und Jubel brandete kurz auf. Hinter ihnen in der Ferne lag Dâl, bald schon würde es zum Schlachtfeld werden und der Name Meeltheuer würde wieder Beachtung finden. Sein Blick führte erneut zu den anderen Edlen welche ebenfalls ihre Truppen vorbereiteten und er wartete auf das Zeichen zum Marsch, das Zeichen für seine Zukunft, der erste Schritt zu Macht und Größe sollte getan werden.


Autor: vivar

"Bravo, bravo! Eine beeindruckende Rede. Ihr könntet meinem geschätzten Bruder Konkurrenz machen, wenn er im Puniner Hohen Rat mit Epitheta und Periphrasen die Stadtkasse vor gierigen Plünderern verteidigt. Seht Euch aber vor, dass Euch das Schwert in Eurer Hand nicht zu schwer wird, bis wir in Dâl ankommen. Es wird noch eine Weile dauern", erklang von oben herab eine angenehm sonore Stimme. War es der spöttische Xeledon oder der schöne Khabla, der da sprach? Aufrecht und respektlos lässig zugleich auf einer schwarzen Shadifstufe sitzend, lächelte ein Mann dem jungen Dom Ferando zu.

Kraftvoll spannte sich seine Brust unter einem feinziselierten Kürass, der wohl eigens für ihn geschmiedet worden sein musste, und unter einem almadablauen Rock zeichneten sich die breiten Schultern und die kräftigen Arme vorteilhaft ab. Auch die ledernen Beinlinge, die Stulpenstiefel und die Handschuhe waren von heller Farbe, welche den bronzefarbenen Teint seiner reinen Haut betonte. Selbst der lederne Reitmantel, offen getragen und innen mit blauem Samt gefüttert und mit Lilien bestickt, war außen cremefarben, so dass nur der schwarze Caldabreser mit den beiden Federn (in blau und weiß) einen Kontrapunkt setzte.

So kraftvoll der Leib des Mannes war, so fein und edel waren seine Gesichtszüge. Die hohen Wangenknochen und die großen, tiefschwarzen Augen ließen eine entfernte Ahnung von elfischer Schönheit aufkommen. Der säuberlich gestutzte Bart und die vollen Lippen, gemeinsam mit der geraden Doppelreihe strahlend weißer Zähne, der geraden bosparanischen Nase und dem Eslamszopf jedoch rundeten den Gesamteindruck wieder zu einem menschlichen Idealproportionen entsprechenden Bild ab.

Obwohl er mit Degen und Linkhandklinge gerüstet war, strahlte der Reiter eine Freundlichkeit und Schönheit aus, die daran zweifeln ließ, dass er tatsächlich ein Teilnehmer des Feldzugs war.

An seiner Seite ritt eine Maid von wohl 15 Götterläufen, gerüstet mit einem gesteppten Wams in blauer Farbe und einem einfachen Lederhelm, unter dem sie aus strahlend blauen Augen hervorblickte und der nur mühsam ihre goldblonde Löwenmähne bändigte, die an allen Ecken und Enden hervorblitzte.

"Unsere brave Marschallin war so freundlich, mich mit meinen Kürissern" - der Cremefarbene wies mit dem Handschuh auf eine Anzahl Reiter, eine Halbschwadron wohl, ausgestattet mit Kürass, Morion, blauem Rock, Lanze und Reitersäbel, die sich unter einem blauen Banner mit einer silbernen Schwertlilie versammelt hatten - "zu ihrer Linken zu postieren. Sie war allerdings zu beschäftigt, um mir mitzuteilen, wer zu meiner Linken stehen würde. Cognosci etiam altera pars[1], wie der Bosparaner rät, besonders, bevor es in eine Schlacht geht, und so will man gerne erfahren, wer Ihr seid. Nein - lasst mich raten!"

Im Plauderton fuhr er fort: "Ihr nennt Euch Meeltheuer und führt gekreuzte Reitersäbel im Ährenkranz auf blutrotem Tuch als Euren Wimpel. Ich bin kein Connoisseur Südpforter Wappen - bis auf den roten Rubin auf der Silberscheibe der Al'Kasims, den erkenne ich sofort, weil er mich stets an die vor Trunkenheit rote Nase im Mondgesicht des Flingenförsteners erinnert -, aber war das nicht das Zeichen des alten Salix Meeltheuer, der, wie das Ondit geht, von einem umstürzenden Baum erschlagen worden sein soll? Entweder der Baum hat Euch auf wundersame Weise verjüngt - die bunte Tsa sei's gelobt! - oder Ihr führt die Meeltheuer'schen Farben als Dom Salixens Mundillo und Erbe. Euer Gesicht ist mir vage bekannt... Habt Ihr bei den Hofjunkern gedient? Ach, bei Hesinde, ich komme nicht darauf! Verratet mir doch, wer Ihr seid, werter Dom Incognito!"


Autor: Meeltheuer

Dom Ferando verbeugte sich leicht, nachdem seine Waffe in die Scheide zurück glitt, zum Reiter.

"Habt Dank für den Vergleich mit Eurem Bruder. Um die Neugierde die Euch entstammt zu zähmen, so soll denn das Rätsel gelüftet werden. Ihr rietet in der Tat richtig, Dom Salix war Soberan und vor Euch steht sein Erbe."

Er blickte kurz auf die junge Domna an der Seite von Léon de Vivar um dann wieder seine blauen Augen auf den Reiter zu richten.

"Der Name ist Ferando Hal Meeltheuer von Brigellan und wie Ihr sagtet war ich einer der Hofjunker. Die Marschallin ehrt mich, wenn sie die Familia Vivar an meiner Flanke aufmaschieren lässt. Ich glaube aber nicht, dass die silbernen Lilien auf dem blauen Grund, welcher wie der Sommerhimmel von Almada ist, sich für die Gänze der Schlacht auf dem Shadif halten werden. Nehmt es mir nicht übel, aber die Mauern von Dâl werden nicht mit einem Pferd erklommen. Die Kürisser werden auf Kurz oder Lang den Staub der Wege mit ihren eigenen Tritten wahrnehmen müssen. Der Heide wird nicht einfach die Tore öffnen."

Er blickte erneut auf die junge Domna, der Gedanke dass solch ein junges Ding eventuell nicht geeignet sei für den zu erwartenden Kampf, bildete sich kurz in seinem Kopf, um bald wieder zu entschwinden und die Augen wanderten zurück zum Baron im Taubental.

"Vergebt mir, Baron, es soll Euch nicht schmähen, wenn ich mich nach Eurer Begleitung erkundige, aber wer ist die junge Domna, die wie die Leuin selbst an Eurer Seite reitet? Solch zartes Wesen ist nicht ein zu erwartender Anblick in einem Heerlager, auch wenn sicherlich wir Rahja danken sollten, dass sie uns mit solch einer Erscheinung beglückt, so kurz bevor Rondra und Kor regieren werden und die Wüstensöhne werden sie nicht schonen. Falls sie eines Schutzes benötigt, sofern Ihr selbst diesem nicht nachkommen könnt, in der Hitze der Schlacht, so will ich dafür sorgen, dass Ihr nichts widerfahren soll, wenn Ihr es wünscht."

Ferando blickte abermals zu der jungen Domna und verbeugte sich tief vor ihr. Die Truppe unter seinem Kommando hatte sich derweil in eine lockere Formation begeben welche dem zu erwartenden Sturmlauf auf die Mauern am ehesten die Verluste durch Feindbeschuss gering halten würde. Es waren Söldner, nicht so herausgeputzt wie die Kürisser die Léon de Vivar befehligte, dafür waren sie für die Aufgabe gewappnet den Feind hart zu treffen. Ihre Rüstungen für den Nahkampf zu Fuß geeignet, einige trugen Bögen oder Armbrüste, mehrere Klingenwaffen beherbergten sie um vielfach den Tod zum Feind zu tragen. Sie machten den Eindruck eines geschickten, waffenstarrenden Haufens, der wusste was er tat.


Autor: vivar

"Eure Heraldik habt Ihr bei den Hofjunkern ohne Zweifel gründlich studiert", nickte Dom León anerkennend. "Die Domnita, die mich accompagniert, ist meine Knappin, Leonora Karinor vom Berg, die Base unserer Marschallin. Domnita Leonora ist wohl noch ein Kätzchen. Ich trage mich aber mit der Hoffnung, eine rechte Leuin aus ihr zu machen, wie es einer Mundilla des Hauses vom Berg geziemt. Sie macht gute Fortschritte in Fechtkunst und Reiterei. Deshalb soll sie heute an meiner Seite reiten, so dass sie lernt, was eine Schlacht bedeutet. Und natürlich schmäht Ihr mich, wenn Ihr impliziert, ich könnte nicht auf meine Knappin aufpassen. Da ich heute aber ein so kühler Herbstmorgen ist, verspüre ich wenig Lust, meinen Handschuh auszuziehen. Der Unterricht meiner Knappin würde mir allerdings leichter fallen, wenn ihr nicht ständig Schmeicheleien von links und rechts die Sinne verwirrten. Nicht wahr, Leonora?"

Das Mädchen hatte bei den Worten Dom Ferandos rote Wangen bekommen und ihr Blick war träumerisch über den jungen Meeltheuer und sein Terzio gestreift. Nun blickte sie irritiert zu ihrem Knappherrn auf. "Was?"

"Seidenzungen können gefährlicher als Stahlklingen sein. Halt Deine Sinne wach, Mädchen, sonst bleibst du heute bei der Trosswache."

"Ich werde meine Sinne wach halten, Dom León." Leonora nahm Haltung auf dem Pferd an.

"Sehr gut." Der Vivar wandte sich wieder Dom Ferando zu. "Was die Kletterkünste meines Rosses angeht, Dom Ferando, so sind sie gewiss nicht ausreichend, um mich die Mauern Dâls hinafzutragen. Das ist aber auch nicht mein Ansinnen. Mein Hass auf die Novadis sitzt nicht so tief wie der Eure. Deswegen überlasse ich gerne anderen die Ehre, als Erster über die Mauern zu klettern und das Tor zu öffnen. Euch oder auch Condottiere Davos Rakane, den wir Descendientes angeworben haben, um Domna Gerones Heerbann zu verstärken. Er müsste mit seinen Rauwölfen auch Teil der linken Flanke sein. Ich soll mich nach dem Willen der Marschallin für die Abwehr eines Ausfalls aus dem rahjawärtigen Tor bereithalten und durch das Tor stürmen, sobald es geöffnet wurde."

Er lächelte entschuldigend. "Da wir aber nun ohnehin auf den Fanfarenstoß zum Vorrücken warten, verratet mir derweil, Dom Ferando, was aus Eurem Vater geworden ist. Ist er tatsächlich von einem Baume...? Man hört ja, dass dies in den Brigellawäldern keine seltene Todesart ist."


Autor: Meeltheuer

Ferando verbeugte sich erneut vor Léon de Vivar. "Vergebt meine unbedachten Worten dann. Ich wusste nicht das dies eure Knappin ist. Es sollte keine Ehrschmälerung zu eurem Leiden erfolgen, dass versichere ich euch und wenn die Umstände es erlauben, so lade ich euch auf einen Umtrunk sobald die Heiden verworfen wurden."

Er wandte sich Leonora zu und er verbeugte sich tiefst vor ihr. "Auch euch bitte ich um Verzeihung edle Domna, es war nicht meine Absicht den Zorn eures Knappherren auf euch zu leiten und ohne Frage sollt auch ihr zu diesem Umtrunk geladen sein auf as wir eurer Schlachttaufe gebührend Ehre erweisen können und ihr von euren ruhmvollen Taten berichten möget." Wieder aufrecht stehend blickte er auf Léon um seine Frage bezüglich des Oheims zu erläutern. "Ich hörte von diesem Geschwätz des Gesindes und ich kann euch versichern, dass es nicht ein Baum war, auch wenn diese Art in die Hallen von Boron einzufahren an der Brigella durchaus vorkommt. Es ein Meuchler, tückisch gesandt von den Herren jener, die Almada mit ihrer Anwesenheit beschmutzen und ihren Heidengott dreist mit Tod in unsere Heimat treiben."

Ferando spuckte kurz verächtlich auf den Boden bevor er erneut das Wort ergriff. "Dieser Schlag traf die Familia zu tiefst, doch soll er nicht Umsonst dahingeschieden sein. Sie werden sich des Namen Meeltheuer noch fürchten." Die Hand, die auf seiner Klinge ruhte festigte sich kurz um dann wieder leicht zu erschlaffen. "Ich sah etwas weiter zu meiner Linken einen Condottiere seinen Haufen zusammenbrüllen, vielleicht ist es ja der genannte Davos Rakane? Ich bedanke mich bei den Descendiente für den Schutz meiner linken Flanke." Er verbeugte sich erneut vor Léon de Vivar. "So denn eure Aufgabe des Abschmettern eines Ausfalles ist, so will ich mich bemühen euch den Feind vom Tor hinaus zu treiben damit ihr und die edle Domna eurer Intention gerecht werden möget." Er blickte sich kurz um. "Ich selbst warte noch auf eine leichte Verstärkung meiner Schlagkraft, Dom Boraccio D'Altea sagte mir einige seiner Sturmfalken zu damit wir die Heiden vor uns her in den Yaquir treiben mögen."

Einer der Söldner trat an Ferando heran und zeigte ihm ein Banner welches das Wappen von Almada trug. Er inspizierte es kurz und nickte um sich abermals den Reitern zu widmen. "Dieses Banner wird vom Tor hängen wenn wir es genommen haben. Es sollte das Zeichen für euch sein mit euren Kürissern in die Stadt zu stürmen sofern nicht ein Novadi euch ausserhalb der Mauern beschäftigen sollte. Wenn die junge Domna es wünscht und ihr Knappherr es zulässt so würde ich ein Tuch, sofern sie eines bei sich tragen sollte, an diesem Banner befestigen und ihr somit auch die Ehre der Tornehmung zuteil werden zu lassen."


Autor: vivar

Leonora war sofort begeistert. "Oh ja! Darf ich Dom Ferando ein Tüchlein mitgeben, Dom León? Darf ich?"

Dieser gab amüsiert seine Zustimmung zu dem Unterfangen, woraufhin die Knappin ein Schnupftüchlein aus ihrem Handschuh hervorzog und es mit geschickten Fingern an die Spitze der Bannerstange knüpfte, welche ihr der Mercenario entgegenreckte. Dann nickte sie dem jungen Meeltheuer mit gnädiger Damenhaftigkeit zu und sagte: "Möge Euch das Rossbanner beim Sturm der Mauern beflügeln, Dom Ferando, auf dass Ihr es über den Mauern Dâls aufplanzen könnt!"


Autor: Meeltheuer

Ferando ergriff die ihm durch die Bannerstange gereichte Schnupftüchlein und hob es leicht in symbolischer Dankbarkeit hoch. "Habt dank, edle Domnatella, mit diesem Symbol werden wir die Heiden im Eurem Namen und dem Eurer Familia von den Mauern schlagen." Er lächelte sacht ihr entgegen und wandte die Sinne dem Baron wieder zu.


Autor: vivar

Mit kaum verhohlenem Schmunzeln lauschte der Schöne Baron dem Süßholzgeraspel der beiden jungen Leute. Es erinnerte ihn an seine eigenen Knabentage, als ihm beim Anblick jedes hochgestellten Frauenzimmers die blumigsten Worte über die Lippen gekommen waren. Der Gattin des Cronverwesers, der glutäugigen Domna Yanis di Rastino, hatte er gar ein Sonett geschrieben, in dem er ihre Haut mit dem Silber des Mondes und ihr Haar mit den Federn der Raben verglichen hatte. Domna Yanis hatte das Gedicht ihm gegenüber nie erwähnt. Vielleicht war es ihr ebenso peinlich gewesen wie ihm. Nun war es zu spät, sie zu fragen.

Der Gedanke an Domna Yanis' Ableben brachte ihn zurück zu dem, was Ferando Meeltheuer gesagt hatte. "Gestattet mir, Euch mein Beleid auszudrücken, Dom Ferando. Möge der Gevatter Dom Salix in seinen Hallen aufnehmen." Nach einer respektvollen Pause fügte er hinzu: "Kennt Ihr die Identität des Meuchlers oder seines Brotherrn? Wurde er gefasst?"


Autor: Meeltheuer

Ferando nickte leicht in Akzeptanz der Mitleidsbekundigung des Taubentaler Barons. "Der Meuchler wurde gefasst und gab den Namen seines Brotherrn preis. Er hielt erstaunlich lange aus bei der Befragung, bevor er zu seinem Heidengott ging." Ferando verhärtete den Griff um seine Klinge, als er dies sagte. "Der Landesverräter Uchakbar gab den Auftrag." Als er den Namen sprach spuckte er erneut auf den Boden, die Verachtung tief in seinem Gesicht. "Der Novadi wird zahlen, vielfach wird das Schwein bluten."

Sein Blick wandte sich zu Leonora. "Verzeiht, Domnatella, solch Worte geziehmen sich nicht in Eurer Gegenwart und ich bitte unterwürftigst um Eure Vergebung. Es war nicht die Absicht, Eure Schlachttaufe mit solcherlei Worten in ein falsches Licht zu rücken. Wir streiten hier für Almada und nicht für persönliche Rache, seid Euch dessen gewiss."


Autor: vivar

"Khorim Uchakbar? Ihr befleißigt Euch hochrangiger Feindschaften, Meeltheuer!", sprach Dom León anerkennend. "Welche Querella mag zwischen dem alten Dom Salix und dem wohl ebenso alten Ben Seba geherrscht haben, dass dieser Eurem Vater einen Attentäter schickt und Ihr den Schelm daraufhin zu Tode quält?" Er übelegte einen Moment, dann fügte er hinzu: "Wusstet Ihr, dass dem erwähnten Flingenförstener, dem Mundillo der Gräfin von der Südpforte, Ähnliches widerfuhr? Vor drei Jahren versuchte ihn eine zahorische Messerstecherin zu meucheln. Er kam schwerverletzt mit dem Leben davon. Sein Mondgesicht hat er aber vorher schon besessen. Da die Zahori auf frischer Tat getötet wurde, konnte man den Namen ihrer Auftraggeberin oder ihres Auftraggeber bedauerlicherweise nicht mehr aus ihr herauspressen. Mir wurde damals erzählt, es sei der della Pena gewesen. Wenn ich aber Eure Geschichte höre, dünkt mir, es könnte ebensogut der Uchakbar gewesen sein, der sich solch tückischer Methoden bedient."


Autor: Meeltheuer "Ohne Zweifel wollte der Verräter mit dem Tod meines Oheims die Baronie Brigellan in Unordnung stürzen, um so den Aufmarsch zu behindern. Dieser Hund kennt Kriegswerk, aber nicht nur er. Wenn er meint, uns damit aufzuhalten, so wird er sich täuschen!" Er spuckte auf den Boden; dann wandte er sich zu seinem Söldnerhaufen.

"Hört her! Wer mir den Kopf des Stadtkommandanten bringt, der soll doppelt entlohnt werden!" Hass loderte in seinen Augen auf, als er von ferne einen Laut vernahm, das Erschallen einer Signaltrompete deutete den Beginn der Schlacht. Rings um die sich unterhaltenden Adligen bewegten sich Truppenformationen voran und auch das Söldneraufgebot Ferandos ergriff umherliegende Waffen und Sturmleitern.

"Verzeiht, Dom León und verzeiht edle Domnatella, die Schlacht ruft. Mögen wir uns in Dâl zu dem erwähnten Umtrunk wiederfinden und ich Euch Euer Tüchlein zurückgeben." Er verbeugte sich vor beiden und gab mit der Hand den Befehl zum Vorrücken. Die Söldner folgten ihrem Auftraggeber Dâl entgegen. Der schlammige Boden würde ihren Ansturm abbremsen und so mancher würde die Mauern nicht erreichen, jedoch war sich Ferando sicher, dass Almada obsiegen würde, als er die Waffe zog und mit einer Handbewegung die Klinge der Stadt entgegen reckte und die Formation schneller wurde.


Autor: vivar

Der Vivar blickte dem stürmischen jungen Meeltheuer und seinem Tercio nachdenklich hinterher. Mut und Cortezia besaß der Jüngling zweifelsohne, aber um bis zum Herrn Dâls vorzudringen, würde das nicht reichen. Chabun ben Nafiref hatte, so berichteten es die Späher der Marschallin, nicht nur seine novadischen Kerntruppen in Dâl versammelt und in Unterfels Mercenarios aus aller Herren Länder angeworben, sondern in den letzten Wochen auch massive Verstärkung durch die Baialan aus Amhallah erhalten. Wenn es Dom Ferandos Vorhut tatsächlich gelingen sollte, wider die Pfeile und das heiße Pech der Verteidiger das rahjawärtige Tor einzunehmen, dann nur unter Verlusten. Auch dann würde innerhalb der Mauern ein blutiger Kampf entbrennen, der gewiss weiteren der Mercenarios und vielleicht auch ihrem hitzköpfigen Anführer eine Fahrt über das Nirgendmeer bescheren würde.

Dom León war Gerone vom Berg dankbar dafür, dass sie seine Kürisser und ihn nicht für die Vorhut eingeteilt hatte, auch wenn sie behauptet hatte, sie habe es lediglich um der Sicherheit ihrer Base Leonora willen getan. Die Abwehr von eventuellen Ausfällen und die Verfolgung Flüchtender war zwar nicht die rondrianischste aller Aufgaben, doch sie entsprach eher seinen bescheidenen militärischen Fähigkeiten als das Erstürmen von Mauern. Er wandte den Blick nach rechts und suchte die Marschallin mit seinen Augen.

Sie saß im Zentrum des Heeres auf ihrem Ross, das Heilige Rossbanner in der Hand, den Heiligen Säbel gegürtet, und gab routiniert Befehle, die von Trompetern und Bannerträgern an die einzelnen Heeresteile weitergegeben wurden. Im ganzen Zentrum setzen sich nach und nach die Banner und Tercios in Bewegung, während die Kavallerie an den Flanken abwartete. Zu ihrer Rechten entdeckte Dom León die Comtessa Romina, die mit konzentrierter Miene dem Schauspiel folgte. Als sie bemerkte, dass sein Blick auf ihr ruhte, wandte sie den Kopf und ein leises, wissendes Lächeln umspielte ihre Lippen. Sein Herz machte einen kleinen Sprung. Bei der Lagebesprechung am gestrigen Abend und beim Feldgöttinnendienst hatte sie ihn keines Blickes gewürdigt.

Er griff an seine Brust und zog aus seiner Rocktasche ihr Tuch hervor; jenes Tuch, das mit ihren Initialen R.A. bestickt war und das sie ihm vergangenes Jahr dem Ragather Grafenturnier zugeworfen hatte. Sie war an jenem Abend zu ihm gekommen, doch nicht, um es zurückzufordern, sondern um bei ihm Erfüllung und Vergessen zu suchen, und Dom León hatte es nicht für nötig gehalten, ihr das Liebespfand unaufgefordert zurückzugeben. Jetzt schwenkte er das Tüchlein lächelnd über dem Kopf, so dass sie darauf aufmerksam wurde und ließ es sich anschließend von Leonora um den Schwertarm zu binden.

„Meine Domnas und Doms Kürisser“, sagte er dann, „ihr habt eure Befehle: die Stellung halten, einen Ausfall verhindern und Flüchtende verfolgen. Daran ist festzuhalten.“

Die Reiter nickten stumm.

Zu Leonora gewandt sagte er: „Leonora, für dich und mich gibt es eine Änderung des Plans. Wir werden Dom Ferando helfen, dass Rossbanner auf dem Torturm aufzupflanzen.“

Das Mädchen riss Augen und Mund auf. „Aber Dom, die Befehle der Marschallin…“

Er winkte ab. „Du wolltest doch eine Schlacht? Die sollst du haben! Komm mit und bleib immer hinter mir, dann wird dir nichts geschehen.“ Mit diesen Worten und einem letzten, herausfordernden Blick zu Domna Romina gab er seiner Shadifstute die Sporen.

Binnen weniger Minuten hatten Leonora und er den Meeltheuer’schen Haufen eingeholt, der, die einen mit Sturmleitern, die anderen mit Schilden in den Händen, nur noch knapp hundert Schritt von den Mauern Dâls entfernt war.

„Dom Fernando!“, rief der Vivar aus, indem er vom Pferd sprang. „Wir assümierten, dass Ihr eine helfende Hand bei Eurer Kletterei gebrauchen könntet!“


Autor: Meeltheuer

Ferando wandte sich kurz um als er den Ruf Dom Léons vernahm und erblickte ihn und die junge Edle vom Berg. Er wollte antworten als plötzlich ein Pfeil knapp neben dem Ross Leonoras niederging, ein zweiter folgte nur kurz darauf und verfehlte erneut die Reiterin knapp.

"Schildträger, schützt die junge Domna, sie ist ein zu gutes Ziel für die Heiden" brüllte er als der Pfeilhagel einsetzte. "Bleibt in Bewegung Dom Léon wenn ihr mir helfen wollt, die Mauern sind nicht mehr fern."

Die Schildträger hatten nun alle Hände voll zu tun als sie dem Regen aus Geschossen entgegenstemmten um die Sturmleitern und den rest der Truppe zu schützen. Einer von ihnen spurtete zu Leonora und mit sichtlichem Unbegahen bat er sie, dass sie doch vom Pferd steigen möge auf das er dem Befehl nachkommen könne und sie nicht von einem Novadipfeil dahingerafft würde.

Die Einheit hatte nun nurnoch achtzig Schritt zu den Mauern als die Antwort der Almadaner die Mauern von Dâl erreichte. Die Rotzen begannen die Mauern von Verteidigern zu tilgen und so manches Geschoss verschaffte der Vorhut mehr Spielraum im Gewitter der feindlichen Pfeile. Noch fünfzig Schritt, erneut blickte sich Ferando um ob der Vivar schrittgehalten hatte und ob Leonora in Sicherheit war.

"Welcher Daimonid hat euch geritten, dass ihr die junge Domna in solche Gefahr bringt, Dom Léon? War nicht euer Befehl einen Ausfall zu verhindern?"

Die Pfeile prasselten immernoch auf Schilde und Streiter und so mancher Söldner fiel um nicht wieder aufzustehen. Verluste würde es geben, Ferando hatte es erwartet, wohlwissentlich hatte er jedem Einzelnen der Angeworbenen Zahlung nach Beendigung der Kämpfe versprochen und nicht zuvor. Das einige starben hatte er einkalkuliert, es würde den Preis verringern, das Dom Léon nun ebenfalls Held spielen wollte und dabei die Nichte der Marschallin in Gefahr brachte hatte er nicht bedacht. Zwanzig Schritt, die Mauern waren nah, die Sturmleitern wurde bereitgemacht um den Zugang zu ermöglichen.


Autor: Luntfeld

"Amateure!"

Einer der horasischen Söldner sprach aus was seine Kameraden angesichts des ungestümen Sturmangriff der Almadanis alle dachten. Colmar Luntfeld verzichtete darauf, den Mann zur Ordnung zu rufen blieb darauf konzentriert, mit einem Teil seiner Söldner den fahrbaren Schildwall auf der Strasse zu halten und auf das Stadttor zu zu schieben. Er würde den Almadaner Granden schon beweisen, dass seine Cavallieri das viele Gold wert war, welches Marschallin vom Berg ihm für seine Dienste bezahlte. Sein Vorschlag in der grossen Stabsversammlung, sich mittels Laufgräben vor den Pfeilen der Verteidiger geschützt bis vor die Stadtmauer vorzuarbeiten und jene dann mit einer Untertunnelung zum Einsturz zu bringen, ehe gestürmt werden sollte, war von den Almadaner Haupt- und Adelsleuten mit Gelächter aufgenommen worden. Mutlos hatten sie ihn genannt und nur ein sofortiges energisches Machtwort der Marschallin hatte schlimmere Worte zwischen ihren Almadaner und Horasischen Kommandanten mit unvermeidbaren Duellforderungen gerade noch verhindert. Der Mann, der dem Fürsten Almadas vor fünf Monden in Brig-Lô das Leben gerettet hatte, hatte daraufhin nur stoisch mit den Schultern gezuckt. Es waren schliesslich nicht seine Männer und Frauen, die auf den Leitern und vor den Stadtmauern bluten würden… Seine Cavallieri würden das schwer befestigte Westtor angreifen.

Und so bot sich den Verteidigern auf den Zinnen eine merkwürdige Szene. Auf der Nordseite Dâls rannten mehrere Hundert Almadaner als formlose Horde mit Leitern und viel Geschrei auf die Stadtmauer zu, während die Horasier vor dem Westtor gerade einmal in Kompaniestärke vorrückten, während drei weitere Kompanien ausser Bogenschussweite stehengeblieben waren. Schweigend und in geschlossener Formation schoben zwanzig von ihnen die Strasse entlang eine Schutzkonstruktion mit einer Bohlenwand auf Rädern auf das Tor zu, in der sämtliche Pfeile und Bolzen der Verteidiger steckenblieben ohne Schaden zu verursachen. Die restlichen drei Dutzend der horasischen Söldner waren Armbrustschützen, die sich in Dreiergruppen aufgeteilt hatten und gezielt die Zinnen unter Beobachtung und unter Feuer nahmen: Einer schoss, einer lud seine Armbrust nach und der Dritte deckte seine beiden Kameraden, jederzeit bereit seinen Bolzen auf den nächsten Kopf los zu lassen, der sich auf den Zinnen sehen liess. Allerdings liessen sich nur wenige Verteidiger blicken und es flogen auch nur wenige Pfeile. Da der anmarschierende Gegner weder einen Rammbock noch eine Leiter mit sich führte, befand sich der Grossteil der Verteidiger auf der Nordmauer um die Sturmleitern der Almadaner zurückzuschlagen.

Fünf bis sechs Schritt vor dem Tor – ausser Reichweite von jedem über die Zinnen gekippten Stein oder siedender Flüssigkeit – kam die Horasische Formation zum Stehen und Sturmschilde wurde über die Köpfe gehalten, während sich die Stimmung hinter dem Schutzwall von disziplinierter Konzentration plötzlich zu Angespanntheit wandelte. Colmar wandte sich einem seiner Begleiter zu, der im Gegensatz zu seinen mit Platte, Kürass und Sturmhauben gerüsteten Mitstreitern nur eine einfache thorwalsche Krötenhaut trug:

"Dein Auftritt, mein Freund!"

"Es ist mir immer wieder ein Vergnügen", antwortete Santz etwas abgelenkt, da er gerade einen kleinen, geschickt zwischen den Bohlen versteckten Schieber zurückschob und hindurchspähte. Einen Moment später öffnete er auf Hüfthöhe einen zweiten Schieber, steckte seine gespreizte linke Hand hinein und sprach nur ein einziges Wort: "Desintegratus!"

Das wuchtige Stadttor Dâls zerbarst auf zwei Schritt Breite in einer Wolke von Spänen und Splittern. Ehe die überraschten Verteidiger reagieren konnten, hatten bereits die ersten horasischen Söldner die wenigen Schritte Entfernung zum Loch im Tor überwunden, sich hindurchgedrängt und mit der Bildung einer Verteidigungsformation begonnen, während hundert Schritt weiter hinten weitere hundertfünfzig weitere losrannten um ihre Kameraden im Brückenkopf zu verstärken.


  1. Bosp.: Auch der andere Teil sei bekannt.