Chronik.Ereignis1036 Wider die Taifas 01

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Baronie Brindâl, 28. Travia 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Im Morgengrauen[Quelltext bearbeiten]

Autoren: Romina Alba und von Mesch

Der Herbst hielt Einzug und morgens war es schon etwas kühler. Nebel hing über dem Tal unweit von Dâl. Die kräftigen Farben des Sommers verwandelten sich langsam in zarte Rot- und Braunschattierungen und das ganze Tal bereitet sich auf die Ankunft des grim´gen Herrn Firun und die Monate der Tristeza vor, so schien es.

Es war der frühe Morgen des 28zigsten Tages im Monat der Herrin Travia, als sich das Heer des Reiches zum Kampf wider den Taifados in einem kleinen Tal zusammengefunden hatte. Es war sicher eines der größten Heere die der junge Rondrageweihte Cordovan jemals gesehen hatte.

Marschallin vom Berg hatte ihr Heerlager zum Sturm auf Dâl nahe einem kleinen Wäldchen, auf einem großen Feld aufschlagen lassen. Dutzende Zelte und Wagen des Trosses reihten sich aneinander, noch lag die Stille der Nacht über dem Lager. Die Fellachen der Umgebung hatten im Frühherbst das Feld umgepflügt und das Wintergetreide gesät, die Ackerkrume war daher weich und locker. Vor dem Eintreffen des Heeres hatte es tagelang so intensiv geregnet, dass es in der Region zum Anschwellen der Flüsse und kleineren Überschwemmungen gekommen war. Der Boden hatte die Grenzen seiner Aufnahmefähigkeit überschritten, und überall bildete das Regenwasser Lachen, die nicht mehr versickern konnten. Der weiche Ackerboden war daher so vollgesogen, dass er mehr einem Sumpf glich als einem Getreidefeld.

In der Nacht vor der Schlacht hatten die almadanischen Rossknechte die Schlachtrösser ihrer Herren auf der freien Fläche vor dem Heerlager bewegt, um sie warm zu halten. Das Auf und Ab von hunderten von Pferden hatte die von den Pflügen der Bauern aufgerissene, nasse Erde weiter zerkleinert, sodass sie zu einem zähen Brei geworden war. Um das Maß voll zu machen, hatte auch noch das frisch ausgesäte Getreide zu keimen begonnen. Der Schlamm war daher durchsetzt mit zahllosen winzigen Pflänzchen, die ihn noch glitschiger machen. Wer jemals in schlammigem, von nassen Pflanzen bestandenem Gelände ausgerutscht war und versuchte hat wieder aufzustehen, der wird vielleicht nachfühlen können, was es für einen gepanzerten Caballero bedeutete in diesem Schlammsee zu stürzen.

Das große Feld, auf dem die Andacht stattfand bot, für diese widrigen Umstände, einen imposanten Eindruck. Grob geflachste, rot-weiße Leinentücher mit dem Abbild einer aufsteigenden Löwin waren über einen hölzernen Altar der göttlichen Leuin, der am Ende des Feldes gen Efferd aufgebaut war, gelegt. Auf ihm befanden sich mehrere Tongefäße, deren Inhalt man nur erahnen konnte. Hinter dem Altar waren im Halbkreis die Banner des Königreichs´Almada in der Mitte, direkt je links und rechts daneben die der Grafschaften Ragath und Yaquirtal, Südpforte und Waldwacht und die Standarten der einzelnen Einheiten in den Boden gesteckt worden. An den zahlreichen Stangen waren rot-weiße Bänder befestigt worden, die nun munter im Wind spielten. So manchen Auges ruhte längere Zeit voller Stolz auf diesem Bild. Davor standen, ebenfalls im Halbrund, Dutzende große Feuerkörbe, die schon zur frühen Morgenstunde angezündet worden waren. Gerade waren zwei Novizen der Herrin zugegen reichlich Räucherwerk in das bereits heruntergebrannte Feuer der vorderen Körbe zu legen und alsbald stieg der würzige Duft von Kräutern und Harzen in den morgendlichen Himmel auf.

Vor dem Altar waren einige unfertig behauene Holzstämme längs in den Schlamm gelegt worden um als Sitzplätze für die Hohen Herrschaften zu dienen. Hier saßen alle vom Stande, Offiziere des Heeres und des Stabes der Marschallin Gerone vom Berg, sie selbst, und einige Vertreter des Klerus aus dem nahen Brig-Lo. Dahinter standen in losem Halbrund die niederen Offiziere und schließlich die Soldaten und Kämpfer des Heeres.

Die dumpfen Trommelschläge verkündigten die Eröffnung der Andacht vor der Schlacht von Dâl. Seine Gnaden Cordovan betrat langsamen Schrittes, gefolgt von zwei Pagen der Herrin, das Halbrund um den Altar. Der junge, charismatische Geweihte trug eine ungekünstelte, schlichte Gewandung. Nur wenige der Anwesenden kannten Cordovan III. Dorén ehedem, nur diesen fiel auf das es die Gewandung der Senne der Mittelande war, die er voller Stolz trug, nicht die der Senne, in der er seine Weihe empfangen hatte.

Er trat vor den Altar, einen Schritt in Richtung der Zuhörerschar und begann mit lauter, fester Stimme zu sprechen: „Ragatier, Yaquirtaler, Waldwachter und Südpforter, Caldaier und rechtschaffene Amhallahsiden“, mit der Linken zeigte er jeweils zu Vertretern der Grafschaften, als er diese benannte, „ - Almadanis!“, kurz ließ er seinen Blick über die Sitzenden schweifen. „Wir sind heute hier zusammengekommen um der Herrin des Krieges und des Sturmes Beistand zu erbitten, bei den Schlachten, die es zu schlagen gilt um wieder zusammenzufügen was unteilbar zusammen gehört, um die zu vertreiben, die dem Land der Feurigen Rösser und des Weines so viel Leid gebracht haben. Und wir werden nicht innehalten, bis wir den Letzten aus unserer Südpforte vertrieben haben, der dort nicht hingehört.“

„Ich möchte nun im ersten Gebet die Donnernde zu uns einladen, sprecht mir nach:
Herrin, wir kommen zu Dir.
Wir feiern Göttinnendienst zu deinen Ehren.
Segne diesen Moment.
Du kennst die Länge unserer Leben besser als wir.
Ein paar Handbreit sind es nur – bezogen auf deine Ewigkeit,
bevor Du uns die Gunst gewährst einen Platz an deiner heiligen Tafel einnehmen zu dürfen,
dies ist was wir begehren.
Wir brauchen nun deine Willenskraft und Entschlossenheit.
Drum komm jetzt zu uns! Und führe uns in diese Schlacht.
Deine Nähe erfüllt uns mit Freude!
Es sei!

Als das Gebet geendet hatte reichte ein Novize Cordovan ein kleines, abgegriffenes Büchlein, das dieser nun an einer ganz bestimmten Stelle aufschlug.

„Ich lese nun aus dem Heiligen Rondrarium, Apokryphen, Kapitel Alhani den Absatz 2:
Zu Zeiten des Sultanats Al`Hani war Shachar, genannt Al´Cumrat – der Standhafte – Wagenlenker am Hofe einer Fürstin. Eines Tages begab es sich, dass Shachar mit ansehen musste, wie seine Herrin und all ihre Waffengefährten in einem Hinterhalt niedergemetzelt wurden. Als der Staub des Kampfes sich legte, überkamen Shahar heiße Wut und unbeugsamer Wille. Mochten alle anderen auch gefallen sein, er würde dieses Schicksal nicht teilen. Als habe er nie etwas anderes getan, schleuderte Shahar Speere und lenkte den Streitwagen zugleich so tollkühn durch die Reihen der Wilden und nahm blutige Rache.

Doch schließlich verlor er, geschwächt durch viele Wunden, den Halt und stürzte vom Streitwagen. Die Donnernde Herrin hatte alles mitangesehen. Sie bestieg ihren Donnersturm, schleuderte Blitz um gleißenden Blitz. Der Zorn der Göttin brauste als Sturm über die Wilden hinweg und keiner überlebte. Shahar jedoch wurde aufgenommen an die Tafel der Herrin“

Seine Gnaden hob die Hand und blickte in die Runde. Ein weiterer Novize kam gemessenen Schrittes zum Altar. Er trug ein Kissen, auf dem ein altertümlich anmutender Säbel ruhte. Ihm folgten eine blonde Caballera in den Farben derer von Streitzig, sowie drei Ritter des Ordens vom wundersamen Rossbanner der Heiligen Hadjinsunni. Die Caballera, in der man niemand Geringeres als die Comtessa Romina von Ehrenstein und Streitzig erkennen konnte, hatte die Ehre, das Banner des Ordens zu tragen. Sie trat neben den Novizen und ging seinem Vorbild folgend vor dem Altar auf ein Knie. Das Banner über ihr flatterte unvermittelt in der ersten Morgenbrise, kurz spannte sie sich, um es in Position zu halten.

Der junge Geweihte blickte zu der Marschallin. „Im Namen Rondras rufe ich Euch, Marschallin Gerone vom Berg. Tretet vor das Angesicht der Leuin.“

Die Angesprochene erhob sich und ging, während alle hinter ihr aufstanden, zum Altar. Zwei ihre Getreuen folgten ihr. Sie blieben vor Cordovan stehen. Dieser drehte sich den Gläubigen zu, nahm den Säbel und hob ihn hoch in die Luft.

„Seht alle den Säbel der Heiligen Hadjinsunni,“ er wandte sich der Marschallin zu. „Führt den geweihten, rossknäufigen Säbel in diese göttergefälligen Schlacht. Möge er Eurem Arm der Leuin Stärke und Eurem Herzen der Leuin Mut verleihen.“ Mit diesen Worten übergab er den Säbel an Gerone vom Berg, die den Kopf senkte und ihn in ihr Schwertgehänge gleiten ließ.

Cordovan drehte sich abermals und nahm die Standarte. Er hob sie hoch in die Luft. „Seht alle das Banner des Ordens vom wundersamen Rossbann.“ Zu Gerone gewandt: „Führt die Truppen unter diesem geweihten Banner gen Dâl. Möge es Eurer Stimme der Leuin Donner und Eurem Geist der Leuin Weitsicht verleihen.“

Wiederum beuge die Domna vom Berg den Kopf, nahm die Standarte entgegen und gab sie an ihren linken Begleiter weiter. Cordovan hob segnend beide Hände. Gerone glitt auf ein Knie und alle auf dem Andachtsfeld taten es ihr gleich.

Seine Gnaden Cordovan schluckte. Er stand als einziger, alle um ihn knieten und hatten den Kopf gesenkt. Es war ganz still, selbst der Wind hatte sich wieder gelegt. Er spürte deutlich seiner Göttin Augen auf dem Feld ruhen. Sein Herz jubelte, er wusste, er würde diesen Augenblick niemals vergessen. Tief ergriffen streckte er beide Arme gen Himmel und hob an den Segen zu sprechen.

„Himmlische Leuin! Alverans Schwert und Schild!
Wir, die wir Dir dienen, führen mit Stolz und Demut
Schwert und Schild, Lanze und Säbel in deinem Namen.
Wir, die wir ausziehen, deine Feinde zu bezwingen,
opfern Dir freudig Blut und Leben.
Doch siehe: Schwer wiegt die Last auf den Schultern deiner Diener.
Mächtig ist der Feind, unbezwingbar schier in seiner Größe.
So höre mich an, 0 Himmlische: Gib diesem Heer Stärke und Mut,
auf dass auch jeder Einzelne das Brüllen der Löwin in seinem Herzen verspüre und mutig streite auf den Schlachtfeldern, die du für sie erkoren hast.
Segne Domna Gerone!, die das Banner und den Säbel der heiligen Hadjinsunni in die Schlacht führen wird, wie einst die Heilige selbst. Lass sie uns zum Siege führen.
So sei es!
„Erhebt Euch, Marschallin Gerone vom Berg und nehmt Banner und Säbel, die Herrin will es!“

Während der Segnung hatte der junge Geweihte mehrfach die Hände gefaltet oder die Fäuste geballt um seine Worte zu betonen. Nun, jedoch hob er die rechte Hand und mahnte mit gestrecktem Zeigefinger, ein Gebaren, das dem jungen Mann so gar nicht stehen wollte als er erneut das Wort an die Zuhörerschar richtet.

„Streiter Almadas! Ich will Euch zu einer Sache gemahnen, denn die Herrin ist mit uns. Mit uns, solange wir Ihre Gebote einhalten. So der Augenblick kommen sollte, in dem Ihre auf dem Schlachtfeld steht, Eure Mitstreiter neben Euch fallen und ihr trotzig im Zorne und verzagt in der Furcht seid, so erinnert Euch an die Gebote der Herrin. Wütet nicht ohne Schonung und mit falscher Grausamkeit gegen überwundene Feinde!“ Bei diesen Worten ging der Blick Cordovans durch die Menge und verweilte bei den zahlreichen Mercenarios längere Zeit.

Die Novizen der Göttin hatten während den Worten des Geweihten an die vorderen Reihen der Gläubigen kleine Tonbecher mit einem Schluck Wein darin verteilt. Cordovan nahm nun ebenfalls einen Becher Wein vom Alter, streckte ihn in Richtung der Gläubigen in die Höhe und schrie so laut er konnte, sodass es bis in die letzten Reichen zu vernehmen war:

„Nun stoßen wir, Vivat, die Becher, auf den Sieg Almada!“