Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 14: Unterschied zwischen den Versionen
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„Domna Morena…“, war ihr entfernter Verwandter einige Schritte auf die Harmamund zugegangen – und doch noch weit von ihr entfernt, sodass er noch immer rufen musste „…lasst den Jungen ziehen, das ist ein Befehl!“ | „Domna Morena…“, war ihr entfernter Verwandter einige Schritte auf die Harmamund zugegangen – und doch noch weit von ihr entfernt, sodass er noch immer rufen musste „…lasst den Jungen ziehen, das ist ein Befehl!“ | ||
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"Den Kerl lass ich ziehen - wenn er noch laufen kann, wenn ich mit ihm fertig bin. Aber mein Ross bleibt hier!", rief sie dem Baron von Dubios über die Schulter zu, bevor sie dem Pferd die Sporen gab und sich an die Verfolgung machte. | |||
Berengar hingegen blieb, wo er war und warf fluchend seinen Sattel zu Boden. | |||
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Version vom 1. April 2012, 17:24 Uhr
In der Baronie Selaque, 2. Rondra 1033 BF
In Grezzano
2. Rondra, morgens
Autor: von Scheffelstein
Praiodor
Stumm betrachtete Richeza Morena Solivai von Harmamund, die Tochter der Soberana des verfeindeten Hauses und Nichte des Marschalls von Almada. Noch schien die Frau nicht zu ahnen, dass mit Moritatio und ihr gleich zwei Mitglieder der befehdeten Familia in Grezzano waren. Sie schien sie ob ihrer einfachen Kleidung für Söldner aus Dom Hernáns Gefolge zu halten, und bislang hatte Richeza sich nicht die Mühe gemacht, Domna Morena eines Besseren zu belehren. Im Gegenteil: Solange die Harmamund nicht wusste, dass der Feind mithörte, sprach sie ganz siegesgewiss davon, dass Domna Praiosmin von Elenta ihrer Familia das Castillo da Vanya vermacht habe und sie es in Kürze in Besitz nehmen werde.
'Das werden wir noch sehen!', dachte Richeza und sah sich nach Dom Hernán um, der etwas abseits mit einigen seiner Söldner sprach. Letztlich, das schien er ebenfalls zu spüren, würde er das Zünglein an der Waage sein. Wie würde er sich entscheiden? Für die Elenta und die Harmamunds? Oder die da Vanyas? Ob sie ihn geradeheraus fragen sollte? Aber was sollte er darauf schon antworten?
Richeza kratzte den Rest mit Honig gesüßten Haferbrei aus ihrer Schale und bemerkte, wie einer der jungen Gefolgsmänner ihrer Tante, Landolo hieß er wohl, seinen Kumpan Zicardo in die Seite stieß. Der dritte im Bunde, Gilano, wies mit dem Daumen die Straße zum Steinbruch hinauf, und auch einige der Söldner drehten die Köpfe dorthin. Richeza folgte ihrem Blick - und der Kiefer klappte ihr herunter:
Der Junge, der sich dem Dorf näherte, war niemand anderes als ihr Vetter Praiodor. Der Knabe war barfuß und unter seiner zerschlissenen Hose schaute der Verband hervor. Sein Wams, das sah man nun deutlich, war ihm an den Armen bereits zu kurz, und sein langes Haar stand ihm verfilzt vom Kopf ab. Doch er ging, auf seinen eigenen Beinen; sicher und ohne zu zögern kam er näher. Niemand hielt ihn auf. Erst als er den Dorfplatz erreichte, wurde er langsamer, blieb schließlich stehen, blickte in die fremden Gesichter, die ihn teils anstarrten oder sich gleichgültig abwandten. "Wo ist meine Mama?"
Richeza stand langsam auf, konnte noch immer nicht glauben, was sie da sah. Praiodor, auf seinen eigenen Füßen! Er war mager, die Wangen eingefallen und doch lag eine ungekannte Röte auf seinen Lippen, der Stirn, den Wangen. Er sah so lebendig aus, wie sie ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte.
"Praiodor!", rief sie erfreut. "Praiodor, wie geht es dir?" Sie lief auf ihn zu. Der Söldnerbaron, die Harmamund, die Gräflichen, alle waren sie vergessen. Sie kniete vor ihm nieder. - Er wich vor ihr zurück. "Wo ist meine Mama?"
"Sie ist ..." Sie schluckte. Es ging ihm besser, eindeutig - wie sollte sie ihm da die schlimme Nachricht überbringen. "Praiodor, deine Mutter ist ... Sie war sehr krank, weißt du? Aber sie hat alles getan, damit es dir wieder besser geht ..." Er runzelte die Stirn. "Sie ..." Richeza holte tief Luft. "Sie ist ... gestorben, damit du leben kannst. Sie ist jetzt ..."
Er starrte sie an, machte einen Schritt zurück, blickte an ihr vorbei zu den Söldnern und Soldaten. "Habt Ihr meine Mama umgebracht?"
"Was? Ich? Praiodor, warum sollte ich? Nein, ich ..."
"Ihr lügt!" Er begann zu weinen, lautlos, versuchte sichtlich, gegen die Tränen anzukämpfen, wischte sie fort. Sie erhob sich, streckte die Hand nach ihm aus, um ihn zu trösten, aber er stolperte rückwärts aus ihrer Reichweite. "Warum habt Ihr das gemacht? Was habt Ihr mit mir vor? Ich will nach Hause!"
"Praiodor", sagte sie leise, "wie kannst du so etwas glauben? Nach all dem, was ich für sie und für dich getan habe?"
Einen Augenblick lang schien Praiodor verunsichert. "Meine Mama kann Euch nicht leiden!" Richeza starrte ihn an. "Sie sagt, Ihr seid das schwarze Schaf der Familie!"
"Was? Was ... redest du da?" Sie fühlte sich, als hätte er sie geschlagen. Es stimmte, Fenia hatte einmal so von ihr gedacht, vor langer Zeit, als Ramiro noch gelebt hatte, lange bevor der Junge krank und Fenia schwermütig geworden war, bevor sie am Grab ihres Onkels geschworen hatte, um Praiodors Leben zu kämpfen, weil seine Mutter es nicht vermochte.
"Ich will nach Hause!", sagte Praiodor. "Wer sind die alle?" Er wischte sich über das Gesicht. "Mein Vater ist ein Held und meine Mama ist Baronin. Ihr könnt mich nicht einfach entführen!"
"Praiodor", sagte Richeza, mit einem Anflug von Verzweiflung, "dein Vater ... ist ... auch tot", fügte sie tonlos hinzu.
"Ich weiß!" Er sah sie an. "Er ist für das Reich gefallen!" Es klang stolz. Er sah wieder zu den Soldaten, neugierig jetzt, mit den leuchtenden Augen eines Jungen, für den Krieg noch ein Spiel war oder eine Heldengeschichte. "Ist der echt?", fragte er Servando Cronbiegler, der neben Dom Gendahar und Domnatella Romina auf einem gefällten und halbierten Baumstamm saß, und deutete auf einen violetten Edelstein am Knauf des Langschwerts, das der junge Caballero mit einem Schleifstein bearbeitete.
Richezas Blick wanderte über den Knaben hinweg zu dem Mann, der soeben auf den Dorfplatz trat: Tsacharias Krähenfreund. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
Autor: Romina Alba
Die Comtessa hatte gut und lange geschlafen. Jetzt saß sie neben ihrem Onkel und Dom Servando auf einem Baumstumpf und frühstückte. Inzwischen waren fast alle hier im Lager bei ihr gewesen und hatten ihre Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass sie unversehrt aus den Bergen zurück sei. Einigen Söldner schien es herzlich egal und auch Dom Hernán hatte sich ihr noch nicht genähert, sie beobachtete ihn und fragte sich, was wohl in ihm vorging.
Der Castellan hatte ihr erzählt, dass der Baron unter anderem wegen ihr hier wäre, stockte aber dann und wollte nicht damit rausrücken, was er mit "unter anderem" meinte. Sie hasste es, wenn man sie nicht aufklärte, doch sie beließ es dabei und beschloss, den Baron bei Gelegenheit selbst zu fragen.
Domna von Harmamund hatte auch einige oberflächliche Worte mit ihr gewechselt, jetzt saß sie da und sang ein Loblied auf die unmögliche Praiosmin, die hier mitten in einem Ferkinasturm eine Fehde vom Zaun brach. Keiner hier machte die Frau darauf aufmerksam, dass zwei Mitglieder der verfeindeten Familia da Vanya nah neben ihr am Feuer saßen und mithörten. Romina sah zu Richeza. Deren Disziplin war bewundernswert. Es gab bestimmt Gründe, eine Fehde gegen Rifada da Vanya vom Zaun zu brechen, warum nur störte es sie selbst so sehr, dass diese Harmamund so eine große Klappe hatte.
Plötzlich wurden die beiden Männer neben ihr still und schauten staunend auf den Knaben Praiodor, der auf seinen eigenen Füßen mitten auf dem Platz stand. Richeza kam sofort zu ihm und sprach mit ihm, der Knabe fragte nach seiner Mutter und schien der Scheffelsteinerin gegenüber eher scheu und unfreundlich. Ja, er wich sogar vor ihr zurück, kam stattdessen zu ihrer Gruppe und fragte nach einem Edelstein am Knauf des Schwertes von Dom Servando. Dieser bestätigte lächelnd die Echtheit des Amethysts. Der Knabe berührte den Stein und lachte begeistert, es war unglaublich, hatte er nicht eben erst vom Tod der Mutter erfahren? Vielleicht war sein Geist getrübt.
"Praiodor", versuchte sie die Aufmerksamkeit des Knaben zu erlangen. "Praiodor, du warst lange krank, und deine Base", sie deutete auf Richeza, "hat dich gesucht und unter Lebensgefahr aus den Ferkinabergen gebracht. Es ist nicht recht, dass du so mit ihr sprichst. Du musst erst zuhören, was passiert ist, hörst du? Es ist nicht recht, einfach so ein Urteil zu sprechen, weil man etwas gehört hat." Sie sah den Jungen streng an. "Gerade, weil deine Mutter Baronin und dein Vater ein Held war, gerade deswegen musst du dich benehmen und die Cortezia ehren, junger Mann."
Autor: von Scheffelstein
Praiodor wandte den Blick von dem Schwert ab und der Comtessa zu. Sein Lächeln schwand, verunsichert sah er von Romina zu Richeza und wieder zurück, schaute zu Gendahar auf, zu Servando Cronbiegler, der stolz irgendetwas Belangloses über das Schwert erzählte und wieder zur Comtessa.
"Meine Mama mag sie nicht", sagte er leise und blickte zu Boden, spielte mit den Zehen im rötlichen Staub, sah wieder zu Romina auf, unsicher. "Warum ist sie tot? Warum sind die Soldaten hier?" Er schaute zu den Bergen hinauf, deren Gipfel von der noch jungen Morgensonne erleuchtet wurden. "Ich kenne die Berge nicht", sagte er. "Warum habt ihr mich hierher gebracht?" Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Topf mit Haferbrei und senkte den Blick dann auf seine Füße. Seine Lippen zuckten leicht, als suche er nach Worten, dann suchten seine Augen erneut die der Comtessa, sein Gesicht eine einzige unausgesprochene Frage.
Autor: Romina Alba
Romina seufzte, schaute kurz zu Richeza, öffnete dann einladend die Hände und sah dem Knaben ernst in die Augen.
"Willst du tapfer sein, kleiner Praiodor?" Sie wartete, bis er zögerlich nickte. "Nicht wir, sondern deine Mutter hat dich hierher in diese Berge gebracht. Sie tat es, weil hier der Heiler wohnt, der dich jetzt geheilt hat. Sie hat alles gegeben, damit du gesund wirst. Sie hat dich wohl sehr geliebt. Doch auch deine Base liebt dich sehr. Sie ist manchmal etwas ruppig zu Erwachsenen, vielleicht mochte deine Mutter sie deswegen nicht. Aber mit dir war sie immer sehr lieb und sanft, als du krank warst, ich habe es selbst gesehen. Sie hat dich den ganzen Weg hierher getragen." Sie sah wieder zu Richeza, kurz unsicher. "Die Soldaten sind hier, um uns sicher zurückzugeleiten, ich war auch in den Bergen verloren gegangen, so wie du." Sie lächelte warm. "Aber du hast bestimmt Hunger, Domnito."
Sie schaute zu Servando, der nickte, aufstand und sich anschickte, eine Schüssel mit Haferbrei zu füllen. Romina schaute ihm verwundert nach, sie hatte bisher nicht bemerkt, wie aufmerksam er sein konnte, kein Wunder, dass Rahjada ihn um sich duldete. Obwohl sie ihn genauso hinhielt, wie alle anderen. Sie schnaufte. Männer.
Moritatio und Zaida
Autor: SteveT
Alle Glieder taten ihm weg, als sich Moritatio am nächsten Morgen wie zerschlagen von seinem steinigen Lager zwischen den zwei Steinbrecherhütten erhob. Sicher, er hätte im Schutze der Dunkelheit in eine der beiden Hütten schleichen können - aber darin hatten - dem Schnarchen und auch anderen Körpergeräuschen nach - mindestens vier oder fünf Söldner genächtigt. Vielleicht waren es sogar Waffenknechte des falschen Grafen gewesen - so oder so hatte er keine Lust gehabt, des Nachts dumme Fragen zu beantworten, warum er sich hier herumdrückte und nicht bei seinen anderen Gefährten schlief. Seinen Gefährten ...?
Im Grunde war er nur noch wegen Richeza hier, und die hatte ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass es für ihn keinen Platz in ihrem Leben gab. Nach der tiefen Leere, die er gestern Abend direkt nach dieser Eröffnung verspürt hatte, war er heute nur noch traurig. Was blieb ihm jetzt noch? Gewiss, Punin war eine wunderschöne Stadt - aber ihn erwartete dort nur großer Ärger und danach wochenlanger Drill und Schikane. Mit etwas Hoffnung im Herzen, hätte er das alles schon durchgestanden - aber jetzt dachte er ernsthaft daran, ganz woanders hin zu reisen. Irgendwohin weit fort, wo ihn kein Mensch kannte ...
Sein Magen machte sich knurrend bemerkbar - ihm fiel erst jetzt auf, dass er seit gestern Nachmittag nichts mehr gegessen hatte. Er spähte um die Ecke und blickte die Dorfstraße hinab. War das nicht eben der magere kleine Praiodor gewesen, der auf seinen eigenen zwei Füßen an ihm vorbeimarschiert war? Unsinn! Schließlich hatte der Junge gestern noch blass wie ein Toter auf der Tragbahre gelegen. Er sah, wie sich Richeza aus dem Grüppchen der anderen löste und vor dem Jungen auf die Knie ging. Es musste tatsächlich Praiodor sein! Zu gerne hätte er sich dieses medicinische Wunder aus der Nähe angesehen - aber die vermaledeite Harmamund hockte in Richezas Rücken, zusammen mit den Leuten, mit denen er bis gestern noch gereist war, und redete auf sie ein, als wären sie die allerbesten Freunde. Es juckte ihn in den Fingern, einfach mir nichts, dir nichts hinüber zu gehen und dem unausstehlichen Weibsbild links und rechts klatschend eine runterzuhauen.
"Eine für dich, eine für die Frau Mama!", würde er ihr dann sagen. Aber es stand zu befürchten, dass sie eine weitaus bessere Fechterin als er selbst war. Er hatte ja noch nicht einmal ein intaktes Rapier ...
Autor: Simanca
Mit lustig schlackernden Hosen stiefelte Zaida heran und linste dann um die Biegung der Steinbrecherhütte. Ha! Hatte sie doch richtig gesehen. Wie ein Schäferhund einem fehlenden Schäfchen nachstellt, so hatte sie sich gleich nach dem hinuntergeschlungenen Frühstück auf die Suche nach ihrem verlorenen Schäf ... also Griesgram gemacht. "Also da steckst du. Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, du hättest dich heute Nacht klammheimlich verdrückt wie ein Zahori, der einem das Lieblingshuhn kurz vor dem Suppentopf gestohlen hat. Na also, ohne dich von uns zu verabschieden!"
Eine Hand in die Hüfte gestemmt, legte Zaida den Kopf schief und musterte Moritatio von unten bis oben. Irgendwie erschien er ihr heute morgen etwas ... niedergeschlagen? Also frisch ans Werk! Der Trick war einfach, so schnell zu reden, dass das Gegenüber nicht einmal die Chance hatte, zu einer Gegenantwort oder sonstiger Gegenwehr anzusetzen. Hatte sie von ihrem Zahorifreund so gelernt, und es hatte ihr bisher gute Dienste getan. Mit kritischem Blick sah sie sich um.
"Du hast doch hoffentlich nicht die ganze Nacht hier geschlafen? Ich mein', im Gebirge war's schon steinig genug, da kann man es sich doch wenigstens jetzt etwas bequemer machen, wobei ich mir unter bequemer natürlich auch etwas anderes vorstelle als das hier!"
Munter drauflosplaudernd wedelte Zaida mit dem viel zu langen Hemdsärmel vor Moritatios Nase herum, der sich schon wieder gelöst hatte und jetzt sicher einen Spann breit über ihre Hand hing.
"Ach verdammt, ich wollte doch höflich sein", brummte sie, mehr zu sich selbst. "Na also: Dom Moritatio, wenn's genehm ist, möchtet Ihr was zum Frühstücken? Ich hab da noch was aufgehoben, weil ich Euch nicht beim Essen gesehen habe."
Ohne auf die Antwort zu warten, beförderte sie aus ihrem viel zu weiten Hemd ein kleines Stoffbündel und öffnete es, ehe sie es ihm entgegen hielt. Hamsternderweise hatte Zaida ein gutes Stück Brot, einen Streifen Dörrfleisch, dazu ein Eckchen Käse und einige Datteln eingepackt. "Aber wenn du zu uns rüber kommst, dann kannst du dich auch bequem hinsetzen. Und süßen Haferschleim gibt es da auch, und ich glaube, ich habe einige Äpfel gesehen. Außerdem scheint es Praiodor besser zu gehen, wie ich grade sehe, sicher hat Tsacharias gute Arbeit geleistet. Ich frage mich nur, wo Raffzahn abgeblieben ist."
Sie versuchte, Moritatio das Frühstück in die Hand zu drücken und sich dann bei ihm einzuhängen, um ihn unschuldig mit sich auf den Dorfplatz zu ziehen.
Richeza, Tsacharias, Hernán, Romina, Gendahar
Autor: von Scheffelstein
Richeza machte einige lange Schritte auf Tsacharias Krähenfreund zu und packte den alten Mann am Kragen, ungeachtet des Umstands, dass er größer war als sie und sie gewiss nicht sehr viel kräftiger als er.
"Was habt Ihr mit ihm gemacht?", zischte sie.
Er legte seine Hände auf die ihren, und sein sanftes Lächeln machte sie wütend. "Es geht ihm besser", sagte er, "so wie Ihr es Euch gewünscht habt."
Richeza ließ ihn los, um seinen Händen zu entkommen. "Er ... er ist ..." Zitternd holte sie Luft. "Er kennt mich nicht mehr!"
Tsacharias schaute zu dem Jungen hinüber, der kurz zu ihnen hersah, als die Comtessa auf ihn einredete. Doch in seinem Blick lagen weder Freude noch Dankbarkeit, er wirkte unsicher, verwirrt. Richeza bemerkte, dass Morena von Harmamund sich zu Caballera Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler hinüber beugte. Offenbar war sie auf die Szene aufmerksam geworden und wollte wissen, was vor sich ging. Zwar zuckte die Caballera mit den Achseln, doch Richeza zweifelte nicht daran, dass die Harmamund schon bald wissen würde, mit wem sie es zu tun hatte.
"Ich habe Tsa gebeten, ihn von aller Last zu befreien, die seinen Leib und seine Seele schwächen", erklärte Tsacharias freundlich. "Es mag sein, dass er sich für eine Weile oder auch länger nicht an das erinnert, was ihn bekümmerte. Auch dies ist ein Schritt zur Heilung, denn nur, wo der Weg frei ist von alten Lasten, kann er unbeschwert voranschreiten."
"Wollt Ihr damit sagen, ich sei ihm eine Last gewesen?"
Tsacharias Krähenfreund ließ sich Zeit mit einer Antwort. "Vielleicht ist das, was Ihr für ihn wart, so untrennbar mit seinem Schmerz verbunden, dass er Zeit braucht, es ohne Furcht und Kummer anzusehen."
Richeza blickte zu Praiodor. "Ich bin nicht krank", sagte der soeben zu der Comtessa. "Mein Vater hat immer gesagt, dass er stolz ist, einen gesunden Sohn zu haben wie mich."
Das Gespräch der Domnatella und ihres Vetters wurde unterbrochen, als Dom Hernán an die Comtessa herantrat. Doch Praiodor stand weiter etwas verloren neben der jungen Frau und dem Streitzig und machte keine Anstalten, zu Richeza herüberzukommen.
Die Edle ließ den alten Heiler einfach stehen, trat an ihm vorbei zwischen die Häuser. Am Rand des Dorfes blieb sie stehen und sah zu den Bergen auf, dann ging sie langsam, Schritt für Schritt, die Straße hinauf auf den Marmorbruch zu.
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Verzeiht, Euer Hochgeboren …“, räusperte sich plötzlich Hernán von Aranjuez ganz in Domna Rominas Nähe. Eigentlich hätte sie ihn wohl bemerken müssen, klapperte die recht mitgenommen wirkende Rüstung doch bei jedem Schritt, doch hatte der kleine Praiodor scheinbar ihre ganze Aufmerksamkeit beansprucht, und ohnehin war das gesamte Lager von reger Betriebsamkeit erfüllt, sodass eigentlich ständig überall irgendetwas klapperte und schepperte.
In der Rüstung wirkte der Kratzfuß freilich reichlich unelegant, doch waren solcherlei Fragen der Etikette hier oben wohl eher nachrangig. „Verzeiht, dass ich noch keine Gelegenheit hatte, Euch angemessen zu begrüßen, Euer Hochgeboren. Ich bin Hernán von Aranjuez. Als ich gestern endlich Zeit fand, Euch aufzusuchen, sagte man mir, Ihr wäret bereits zu Bett gegangen. Oder womit wir hier oben so an Schlafgelegenheiten dienen können“, lächelte er entschuldigend. Tatsächlich hatte man der Grafentochter eine Hängematte überlassen, was für jemanden, der nicht daran gewöhnt ist, alles andere als bequem war, wenn auch mutmaßlich bequemer als die von den ehemaligen Bewohnern zurück gelassenen, strohgefüllten Säcke mit denen die meisten anderen im Lager Vorlieb nehmen mussten.
Tatsächlich war bereits während dem Essen eine Gruppe Mercenarios aufgebrochen, und kurz bevor sie sich zur Ruhe begeben hatten eine weitere. Wer lange genug wach gewesen war, oder nur einen leichten Schlaf hatte, der hatte bemerkt, dass das Lager die ganze Nacht nicht zur Ruhe gekommen war, sondern mehrfach Gruppen waffenklirrend gekommen und gegangen waren. Offenbar war der Ausflug in den Raschtulswall auch nach der glücklichen Rückkehr der Vermissten noch nicht für alle beendet.
Der Baron und Junker, das wusste Romina Alba, genoss in Ragath und darüber hinaus einen eher zweifelhaften Ruf. Einen Tag nach ihrer Geburt endete vor Punin die Usurpation Answin von Rabenmunds in Almada, und es war ihr Vater gewesen, der ihn dreizehn Jahre später begnadigt hatte, sodass er aus dem Exil auf die heimatlichen Güter in der Mark zurückkehren konnte. Gedankt hatte er es Dom Brandil, indem er während des Jahres des Feuers abermals unter dem Rabenbanner stritt. Nachdem er so auch die letzten fünf Jahre ihres Lebens fernab der Heimat verbracht hatte, hatte sie ihn wohl erst auf der jüngsten Landständeversammlung wahrgenommen, wo mit seinem verspäteten Auftritt nicht nur die Eroberung von Oberfels verkündet worden war, sondern auch sehr zum Verdruss ihres gräflichen Vaters die Erhebung des ungeliebten Junkers zum Baron von Dubios durch den Kaiser – mehr oder weniger über den Kopf des Grafen hinweg.
Autor: Romina Alba
Die Angesprochene erhob sich höflich, strich dem kleinen Praiodor kurz beruhigend übers Haar und wandte sich Hernán zu. "Es gibt nichts zu verzeihen, Baron, ich habe mich gestern recht früh zurückgezogen. Ich war ein wenig erschöpft." Sie strich sich eine Strähne des momentan glanzlosen und störrischen Haars hinter das Ohr. Wer sie kannte, sah deutlich ihren Gewichtsverlust und konnte ermessen, wie sehr sie gerade untertrieb. Nur ihre eisblauen Augen, den Augen ihrer Mutter so ähnlich, strahlten unverändert.
"Lasst mich Euch danken, Dom Hernán, danke, dass ihr hierher zurückgeritten seid, um mich zu suchen, obwohl es bestimmt aussichtslos erschien. Ich werde es Euch niemals vergessen." Sie lächelte verlegen und strich die widerspenstige Strähne abermals zurück. "Ich hab übrigens vorzüglich geschlafen, nur dieses Netz, ich glaube es heißt Hängematte, könnt ihr gern zurücknehmen. Lieber schlafe ich auf dem Boden, in dem Dinge bricht man sich ja das Kreuz."
Wärenddessen hat Dom Servando den Knaben Praiodor kurzerhand auf den Baumstumpf gesetzt und ihm die Schüssel Haferbrei in die Hand gedrückt. Sofort begann der Kleine mit guten Appetit zu essen. Servando setzte sich neben ihn und sah ihm schmunzelnd zu.
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Es war Euer Hoher Vater, der mich Dom Rondrigo zur Seite gestellt hat. Ich hatte Eurem Onkel, Domna Richeza und Dom Moritatio ohnehin versprochen, mit Verstärkung hierher zurück zu kehren.“ Damit beließ er es dann auch mit weiteren Erläuterungen, denn immerhin war fraglich, ob der alte Castellan hinsichtlich der zahlreichen Meinungsverschiedenheiten bis hierhin wirklich das Gefühl hatte, der Condottiere wäre ihm zur Seite gestellt gewesen. Womöglich würde er auch später in Ragath ein ganz anderes Lied singen.
Stattdessen lächelte er sachte über ihre Worte hinsichtlich der Hängematte. „Es ist in der Tat eine gewöhnungsbedürftige Schlafstatt, doch auf Dauer dem Boden vorzuziehen. Einerlei, ich gehe davon aus, dass Dom Rondrigo Euer Hochgeboren zunächst ins nahe Selaque nach Castillo Albacim bringen wird. Dort wird man gewiss mit etwas angemessenerem denn einer Hängematte aufwarten können, und dann sind es über Schrotenstein nur noch zwei, höchstens drei Tagesritte bis nach Ragath.“
Sein Blick schweifte über die Anwesenden, und blieb kurz an der Scheffelsteinerin hängen, die gerade in Richtung Dorfrand verschwunden war. Dann aber nickte er in Richtung Golshans: „Gedenkt Ihr die Ferkina mitzunehmen? Offen gestanden kann ich sie hier nicht brauchen …“
Autor: Romina Alba
Romina wischte ungeduldig mit der Hand durch die Luft.
"Es macht mir nichts aus, auf dem Boden oder einem Strohsack zu schlafen. Ich habe das in meiner Knappenschaft unzählige Male getan, also macht Euch um meine Bequemlichkeit keine Sorgen." Dachte der Mann, sie wäre eine ihrer verzärtelten Schwestern?
"Wieso wird Dom Rondrigo mich nach Selaque bringen?" Sie schaute kurz in die Richtung, in der der Castellan vorher noch stand, konzentrierte sich aber gleich wieder auf Dom Hernan. "Was genau geht hier vor? Ihr wollt doch nicht hierbleiben und mit den paar Bewaffneten gegen die Ferkinas ziehen? So wie ich den Castellan kenne, wird er zu meinem Schutz alle Gräflichen mitnehmen. Ich kenne Euren Ruf, daher weiß ich, dass Ihr in Kriegsdingen erfahren seid, doch dort draußen sind so viele Ferkinas wie noch nie unterwegs. Die kennen und nutzen die Unwegsamkeit der Berge, wie sie es vorher nie taten. Es wird ein Heer brauchen, um dener Herr zu werden. Was wollt Ihr ausrichten?"
Sie hatte sich in Rage geredet. Gendahar warf ihr von der Seite einen überraschten Blick zu. So kannte er sie nicht. Sonst war sie immer zurückhaltend, hörte zu und ließ sich gut führen. Das war die Streitzig in ihr. Er musste grinsen und betrachtete interessiert den Condottiere.
Doch Romina hatte noch ein weiteres Ziel im Auge. Ihr Blick wanderte flammend zu Domna Morena.
"Mit allem Respekt vor Euch und Eurer Familia, Domna von Harmamund, muss ich Euch sagen, daß ich es 'unverständlichst finde, dass Ihr das verantwortungslose Verhalten der Praiosmin von Elenta unterstützt. Wir könnt Ihr, als Nichte des Marschalls von Almada, nicht sehen, dass diese unselige Fehde die Lage noch viel schlimmer macht? Abgesehen davon, dass Ihr keine Ahnung habt, mit wem sich diese von Praios verlassene Frau alles angelegt hat."
Das brachte sie gedanklich zu Dom Hernán zurück. "Was Euch und Eure Truppen betrifft, Dom Hernán, ich möchte, dass Ihr mich und meine Begleiter, und dazu zählt auch meine neue wilde Freundin, mindestens nach Castillo Albacim bringt. Noch lieber wäre es mir, wenn Ihr uns bis Ragath begleitet. Und was Golshan betrifft, solltet Ihr Euren Männer sagen, dass alle hier ihr viel verdanken, denn wäre sie nicht gewesen, hättet Ihr mich mitten aus einem Ferkinalager aus dem Zelt des Schamanen herausholen dürfen und höchstwahrscheinlich unter ... ," sie brach ab, ihre Lider flatterten, als die Erinnerung sie überkam. Sie riss sich zusammen, hatte aber deutlich den Faden verloren.
Autor: Ancuiras
"... unter noch schwierigen Umständen aus den Bergen heraus holen müssen", griff ihr Onkel den Faden auf und legte Romina seinen Arm um die Schulter. "Seid also noch einmal des Danks der Ehrensteins und Streitzigs versichert." Bisher hatte er sich erstaunt und erheitert zurückgelehnt angesichts des kleinen Wutausbruchs seiner Nichte, der ihm nicht ungelegen kam, da ihn Morena von Harmamund den Großteil des Frühstücks mit ihren Erzählungen und Fragen in Beschlag genommen hatte. Rominas Worte der streitlustigen Domna gegenüber hatten ihm selbst ein ums andere Mal auf der Zunge gelegen, nur die Cortezia hatte ihn daran gehindert, sie gegenüber Domna Morena auszusprechen. Nun aber endlich wandte auch er sich an sie.
"Man hat vermutlich vergessen, Euch zu unterrichten, dass Praiosmin im Castillo da Vanya auch uns festnehmen lassen wollte, die wir mit den Streitereien in dieser Vogtei nicht das Geringste zu tun haben. Die Taten und Motive der Vogtin erscheinen in der Tat äußerst fragwürdig!"
Scheinbar erschrocken fuhr Domna Morena in die Höhe. "Gütige Travia, was sagt Ihr da? Nein, in der Tat, davon hatte ich keine Kenntnis!" Sie blickte bestürzt von einem zum anderen. "Sie berichtete nur von den Umsturzplänen der Junkerin da Vanya, die ihre Leute auf die Losung eingeschworen habe: Nieder mit Praiosmin!" Sie schüttelte den Kopf. "Aber dass Ihr Zorn auch vor Unbeteiligten keinen Halt machte, habe ich nicht geahnt ... obwohl, wenn ich es mir recht überlege, kam sie mir stets sehr unbeherrscht und geradezu maßlos in ihrem Eifer vor. Darum bin ich mit der Botschaft meines Onkels auch nicht zu ihr gegangen, sondern habe ihre Burg heimlich verlassen und bin schnurstracks zu Seiner Wohlgeboren de Aranjuez geritten!" Sie führte eine knappe Verbeugung vor dem Erwähnten aus. "Dies alles heißt allerdings nicht, dass Domna Praiosmins Anschuldigungen gegenüber der Vanyadalerin haltlos sind, da diese sicherlich auch nicht die Ausgeburt eine treuen Vasallen ist! Nun, die Vorwürfe werden zu klären sein, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, aber bis dahin sollten die Fehden und Streitigkeiten zwischen Almadanern beigelegt werden. Dies hat mein Onkel ja zum Glück klargestellt, sodass den beiden die Streitlust hoffentlich alsbald vergeht. Domna Romina, in diesem Punkt seht Ihr mich also völlig an Eurer Seite!"
Autor: Der Sinnreiche Junker
Hernán von Aranjuez hob sachte die dunklen Brauen, offensichtlich überrascht ob des plötzlichen Ausbruches der jungen Grafentochter. Entschuldigend neigte er sein Haupt, doch kam er gar nicht dazu, sein Bedauern über diese Fehleinschätzung zu formulieren, da Domna Romina sogleich fortfuhr, zunächst an ihn, dann an Domna Morena und dann wieder an ihn gewandt. Schließlich griff auch noch Dom Gendahar in das Gespräch ein, an durchaus pikanter Stelle, wie dem Baron und Junker nicht entgangen war, wenn auch die Höflichkeit gebot, nicht weiter nachzuhaken.
Die Einlassungen der Harmamunderin beachtete er indes nicht weiter, schließlich blieb ihm mutmaßlich noch ausreichend Gelegenheit, sich damit auseinander zu setzen. Stattdessen neigte abermals das Haupt vor Domna Romina: „Ich bitte um Verzeihung, falls ich Eure Hochgeboren falsch eingeschätzt haben sollte. Es lag mir gewiss fern, Euch zu nahe zu treten. Was freilich alles weitere betrifft …“, sah er sich kurz um „… so kann ich Euren Wünschen bedauerlicherweise nicht nachkommen. Dom Rondrigos Auftrag lautet, Euch wohlbehalten nach Ragath zu bringen. Er und die verbliebenen … sieben … Bewaffneten Eures Hohen Vaters sind beritten, wohingegen der Großteil meiner Leute zu Fuß unterwegs ist. Folglich würden wir Euch nur aufhalten, dort wo Schnelligkeit am sichersten ist. Ihr werdet also von uns an Rössern nehmen, was nötig ist, sodass Ihr tagsüber gut voran kommt, um jeweils vor Einbruch der Dunkelheit die Castillos Albacim und Schrotenstein zu erreichen. Habt Ihr erst einmal Schrotenstein erreicht, seid Ihr in Sicherheit. Mir hingegen hat Seine Exzellenz Dom Gwain befohlen, hier zu bleiben.“
Er zuckte mit den Schultern. Zweifellos wäre er auch lieber gen Ragath gezogen, um sodann der Kaiserlichen Hochzeit in Punin beizuwohnen, denn mit vielleicht dreißig Mercenarios noch länger hier zu verharren, aber Befehl war nun einmal Befehl. „Außerdem …“, fügte er sodann mit einem nachdenklichen Blick in Richtung des Djer Kalkarif hinzu, „… habe ich noch Leute dort draußen. Ich kann sie nicht einfach zurück lassen.“
Autor: Romina Alba, Der Sinnreiche Junker
Romina war froh um den stützenden Arm des Onkels, unmerklich lehnte sie sich ein wenig an. Sie hatte noch nie Schwierigkeiten gehabt, Hilfe anzunehmen, doch es riss an ihrem Stolz, wenn jemand sie für verweichlicht hielt. Sie seufzte leise und nickte der Harmamunderin etwas fahrig zu, um dann wieder Dom Hernán ihre volle Aufmerksamkeit zu widmen. Man sah, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete. Sie atmete tief durch, ihr Blick war entschlossen.
"Natürlich könnt ihr Eure Männer nicht zurücklassen, ich wäre die Letzte, die soetwas verlangen würde und natürlich habt ihr Recht, was die Schnelligkeit betrifft. Glaubt mir, ich bin froh, wenn ich diese Berge hinter mir lassen kann. Doch es gibt etwas, was mir wichtig erscheint, aber nicht für jedermanns Ohren bestimmt ist. Dürften mein Onkel und ich euch kurz alleine sprechen?"
Sie schaute zu Gendahar und wieder zurück zum Baron.
„Gewiss“, nickte dieser, und sah sich nach einem geeigneten Ort um. Sein eigenes Quartier hatte er immerhin an Morena von Harmamund abgetreten – die freilich nicht auf die Idee gekommen war, es ihrerseits der eigentlich höher gestellte Grafentochter anzubieten – doch war hier oben ohnehin Mangelware an repräsentativen Örtlichkeiten. Entsprechend wies er dann auch nur in Richtung des erstbesten für Lagerzwecke genutzten Zeltes. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt“, blickte er zwischen Domna Romina und Dom Gendahar hin und her.
"Mir ist nicht gut", hielt sich Romina an ihrem Onkel fest. "Ich muss mich kurz hinsetzen." Was sie auch tat. "Verzeiht, Dom Hernán. Ich glaube, wir müssen das Gespräch verschieben, so wichtig war es ja auch nicht." Sie sah zu Dom Servando hoch und reichte ihm die Hand. "Bringt mich in mein Zelt, Dom Servando, ich werde mich hinlegen, bis wir aufbrechen."
Eilfertig machte sich der Caballero daran, der Comtessa hochzuhelfen und sie zu ihrem Zelt zu bringen.
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Ganz wie Euer Hochgeboren beliebt“, verneigte sich der Baron und Junker knapp, als Romina Alba ihr Unwohlsein verkündete. „Ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm, und Ihr seid bald wieder wohlauf“, erlaubte er sich noch anzumerken, ehe er sich höflich entfernte, und die Grafentochter Dom Gendahar und Dom Servando überließ. Es galt immerhin noch einiges zu organisieren. Da fiel sein Blick auf Moritatio und die kleine Waldwachterin – die er gar nicht wirklich einordnen konnte, wie er gestehen musste – doch fehlte ganz offensichtlich Richeza. Ach ja, er hatte sie ja vor kurzem am Ortsausgang gesehen, doch war sie bislang noch nicht zurück gekehrt. Und die Örtlichkeiten für gewisse menschliche Bedürfnisse waren an anderer Stelle. Das fehlte noch, dass er noch mehr Leute im Gebirge suchen musste! Der Scheffelsteinerin und ihrem Dickkopf war schließlich so einiges zuzutrauen.
„Korporalin!“, sah er zu einer der Mercenarias, und deutete in die Richtung, in die Richeza verschwunden war. „Seht doch einmal nach, ob … ah … Kommando zurück, ich werde selbst gehen. Weitermachen.“ Sprach‘s, und beschleunigte seinen Schritt in besagte Richtung, durch die letzten Hütten hindurch die Straße hinauf, welche nach einer Biegung in den Marmorbruch führte, der die Existenzgrundlage der Bewohner bildete.
Autor: Ancuiras
Der Streitziger beugte sich zu Romina hinab und fragte, so dass niemand sonst ihn hören konnte: "Geht es dir wieder besser? Was ist es, das du mit Dom Hernán besprechen wolltest - und nun doch wieder nicht? Vielleicht kann ich es mit ihm unter vier Augen klären, während du dich ein wenig ausruhst ..."
Er blickte zu Dom Rondrigo und seinen Leuten. "Ich frage mich, ob es wirklich eine so gute Idee ist, mit so wenigen Reitern übers Land und dann auch noch geradewegs zur Elenterin zu reiten. Wer weiß, was sie im Schilde führt - und welcher Methoden sie sich bedient, um sich in dieser Fehde durchzusetzen. Jedenfalls möchte ich nicht in Dom Hernáns Haut stecken - zwei solche Furien zu bändigen!" Er verzog das Gesicht. "Einerseits möchte ich diesen Landstrich so schnell als möglich hinter mir alssen. Andererseits widerstrebt es mir, mich nach allem, was passiert ist, einfach aus dem Staub zu machen und den anderen den Kampf gegen die Ferkinas zu überlassen. Aber es ist sicher besser, zunächst nach Ragath zu reiten und Verstärkung zu holen."
Autor: Romina Alba
Romina sah zu ihrem Onkel und antwortete ebenso leise. "Können wir Dom Hernán trauen? Wenn ja, dann sprecht mit ihm, erzählt ihm von dem jungen Magier, Onkel, von dem Sohn der Elenterin. Er hat sich frei im Ferkinalager bewegt und sprach deren Zunge." Sie schluckte schwer. "Ich glaube, ich habe zuviel gegessen. Mir ist schlecht." Sie schloss die Augen. "Vielleicht weiß die Elenterin von dem Treiben ihres Sohnes. Das würde erklären, warum sie gerade jetzt diese Fehde vom Zaun bricht. Vielleicht spricht jemand Ferkina, dann könnten wir Golshan fragen, was der blonde Magier bei der Ferkinas wollte."
Autor: Romina Alba
Gendahar schaute gerade nachdenklich Dom Hernán nach, der in Richtung Marmorbruch verschwand, als Rominas Knie abermals weich wurden und sie zu würgen begann. Dom Servando reagierte geistesgegenwärtig, nahm die Comtessa hoch und trug sie zum Zelt. Dort bettete er sie auf eines der Lager. Romina hielt die Augen geschlossen und atmete schwer. "Holt mir bitte Dom Rondrigo", bat sie leise, "und vielleicht einen Eimer." Sie würgte wieder. Dom Servando bejahte unsicher, holte erst den Eimer und eilte dann, den Castellan zu suchen.
Romina öffnete ein Auge, richtete sich auf und griff sich den Eimer. Sie fluchte halblaut. Sie hasste es, und es war schade um das gute Frühstück, doch sie sah keine andere Möglichkeit. Sie steckte sich den Finger in den Hals und begann in den Eimer zu brechen. Golshan, die im Zelt geblieben war, sah sie verwirrt an, kam aber mit einem nassen Tuch zu ihr und half ihr, sich zu säubern, als auch schon der Castellan besorgt ins Zelt rauschte. Romina ließ sich erschöpft zurücksinken, sah zu dem Kämpfer hoch und versuchte ein Lächeln. Ihre Hände ruhten auf ihrem Bauch.
"Es geht schon wieder, ich habe nur zu viel gegessen, ich war so hungrig." Sie schloss die Augen, unfähig, dem Schmerz der Befürchtung im Blick des älteren Mannes standzuhalten. Es musste sein.
Der Castellan wischte sich über die Augen und wandte sich ab. "Ich schickte Euch den heilkundigen Alten, Euer Hochwohlgeboren. Er hat dem Knaben geholfen, er wird auch Euch ...", er brach ab - bei sowas konnte keiner wirklich helfen, aber vielleicht war es wirklich nur ein empfindlicher Magen. Er stürmte aus dem Zelt. Romina hatte nie einen empfindlichen Magen gehabt. Sie war immer die Kriegerin der drei Schwestern gewesen, stolz und stark, Rondra zugetan. Und natürlich war sie verrückt genug gewesen, gegen die Ferkinas zu reiten. Nur wegen dieser vermaledeiten Hochzeit. Aber es war müßig, mit der Vergangenheit zu hadern. Er fluchte leise und ging Tsacharias suchen.
Romina fing an zu beten. "Vergib mir, Rondra ... hilf mir, Phex ..." Leise ging sie alle Zwölfe durch, wie sie es seit dem Ferkinalager immer wieder getan hatte, und bat jeden um Nachsicht oder Unterstützung. Sie endete mit Praios, musste an Aureolus denken, biss sich entschlossen innen auf die Wange und spuckte das Blut in den Eimer.
Moritatio und Zaida
Autor: SteveT
Moritatio nahm mit gequältem Gesichtsausdruck das Frühmahl entgegen, das der kleine Waldwachter Plagegeist für ihn zusammengeklaubt hatte, und biss gierig einen Happen von dem Brot ab. Er betrachtete Zaida einen Moment lang forschend, während er kaute, da er hoffte, dass diese das Interesse verlieren und wieder von dannen ziehen würde, wenn er ihr nicht umgehend antwortete. Aber seine Hoffnung wurde enttäuscht - sie starrte ihn auffordernd und neugierig an.
"Also gut, kleiner Naseweis!", antwortete er ihr und verdrehte die Augen. "Ich werde dir nun etwas sagen, was zwischen uns beiden bleibt und niemanden sonst etwas angeht, ja?" Er hielt ihr mahnend den Zeigefinger vors Gesicht, um zu unterstreichen, dass er das mit der Geheimhaltung wirklich ernst meinte.
"Ich kann nicht mit dir zu den anderen hinüber gehen, aus zweierlei Gründen. Der erste Grund ist Richeza. Sie und ich hatten gestern abend eine ... äh, Unterredung, nach der ich ihr besser nicht mehr unter die Augen treten möchte. Bohr deshalb nicht weiter - solche Dinge geschehen nunmal zwischen Männern und Frauen. Wenn du noch ein paar Jahre älter bist, wirst du verstehen, was ich meine. Und der zweite - noch schwerer wiegende - Grund ist die fremde Domna, die dort mit euch zusammen sitzt und isst. Sie ist eine alte Feindin unserer Familia und du kannst deine vorwitzige Nase darauf verwetten, daß sie nicht so nett ist, wie sie dir gegenüber vielleicht tut. Ganz im Gegenteil - sie und ihresgleichen führen fast immer Schlechtes im Schilde, was allein ihrem eigenen Vorteil und anderer Leute Schaden dient! Dass sie sich hier - auf unserem Grund und Boden - herumtreibt, wird seine Gründe haben und zwar gewiß keine angenehmen. Sie kennt mich, seit ich etwa so alt war wie du, und da ich sie sofort wiedererkannt habe, muss ich befürchten, dass sie mich umgekehrt ebenso erkennen würde. Deshalb - aber auch wegen Richeza - ist es besser, wenn ich jetzt so schnell wie möglich abreise. Ob ich euch noch bis Ragathsquell begleite oder nicht, macht keinen Unterschied - ihr habt jetzt ja genug Bedeckung um euch herum. Entbiete Dom Gendahar und auch Dom Hernan, dem Anführer dieses Lagers hier, einen Gruß von mir - aber erst wenn ich fort bin und vor allem, wenn die fremde Domna außer Hörweite ist. Auf die Comtessa wirst du ja ohnehin wie auf deinen Augapfel achtgeben - ich hoffe, sie irgendwann einmal wiederzusehen ... denn ich meine, sie ist ja wirklich eine sehr sehr ... äh, nette Frau."
Er hatte gerade noch die Kurve gekriegt, da Zaida, wie er sie einschätzte, seine Worte sicher buchstabengetreu vor der Comtessa wiederholen würde - da wollte er sich besser nicht allzu weit aus dem Fenster lehnen. "Richeza werde ich sowieso früher oder später wiedersehen - aber es ist besser, bis dahin etwas Zeit ins Land gehen zu lassen", vollendete er betont lässig seine Verabschiedungsfloskeln.
'Hoffentlich tut es bis dahin nicht mehr so elend weh ...', dachte er in Wahrheit stumm bei sich.
Autor: Simanca
Ob Dom Moritatios Ausführungen wurde Zaidas Gesicht länger und länger. Doch aller Enttäuschung zum Trotz vernahm sie sehr wohl, was der mittlerweile gut gelittene Griesgram von sich gab, und so blitzte es aufgeweckt in Zaidas Augen auf. "Gut, ich werde dich sicher nicht vor deine Oponentin schieben. Und ich mag auch meiner Comtessa getreulich jedes einzelne deiner Worte ausrichten." Nur kurz hielt sie inne, ehe sie fortfuhr und ihn dabei am Hemdsärmel zupfte.
"Du hattet also eine 'Äh-Unterredung' mit Domna Richeza, ja?", blinzelte sie und neigte den Kopf zur Seite. "Weißt du, Dom Moritatio, ich bin vielleicht grad groß genug, dass ich dir bis zum Brustknopfloch reiche, aber ich weiß schon, was im Busch ist, wenn unser Stallbursche der Magd mit treu...lichem Blick nachäugt." Gerade nochmal gerettet, treudoof wäre jetzt sicher nicht so gut gekommen, wo sie doch gerade versuchte, Moritatio zu helfen. "Wenn ich so drüber nachdenke, dann hatte einer meiner Begleiter in der letzten Zeit auch so einen Blick ...", brummelte sie.
Nur um dann ernst zu werden. "Du lässt uns doch jetzt nicht einfach hängen, oder? Ich meine, ich geb' zu, ich bin dir sicher noch mehr auf die Nerven gegangen, als deine Griesgrämigkeit mir. Aber wir haben doch Einiges zusammen durchgestanden und ... naja ...", verlegen rieb sie sich durch die wirren Locken, "mir ist irgendwie gar nicht wohl dabei, wenn du jetzt allein losreitest ... ich meine, wo sich die Ferkinas hier noch herumtreiben?"
Sie biss sich auf die Unterlippe, aber es gelang einfach nicht, sich zu bezähmen. "Und wenn dir was an Richeza liegt, dann solltest du nicht gleich die Ballestrina ins Korn werfen ... ich meine, du bist doch nicht irgendwer!"
Vor allem sollte er sich nicht einfach als Prügelknabe so einer bösartigen Mutter hergeben, die ihn behandelte, als wenn er nichts taugen würde ...
Autor: SteveT
Moritatio verdrehte die Augen. "Ach, Kleine - was verstehst du schon von der Liebe?" Er überlegte kurz und wank dann ab. "Verschwende deine Sehnsucht nicht an das Unerreichbare - das waren Richezas Worte gestern Abend. Verstehst Du? Sie ist die Unerreichbare! Unerreichbar für fast jeden Kerl - aber vor allem für mich! Ich bin Deine Base, Mo!" rezitierte er aus dem Gedächtis, Richezas Tonfall dabei so täuschend echt nachahmend, das Zaidas Mundwinkel nach oben zuckten und sie sich beherrschen musste, nicht loszuprusten. "Pah! Und wenn schon? Bei Euch in der Waldwacht treiben ... äh, also ich meine ... heiraten die Vettern und Basen doch auch alle untereinander, nicht wahr? Bei euch ist es sogar unüblich, jemand fremden zu heiraten, mit dem man nicht irgendwie weitläufig verwandt ist."
Er schüttelte den Kopf. "Gujadanya, meine Schwester bei den Achmad'sunni, wird all das Land hier einmal erben - und das, obwohl ich der Erstgeborene bin! Mit Richeza als Gemahlin an meiner Seite, würde Mutter das vielleicht noch einmal überdenken - die beiden stehen eng miteinander, wahrscheinlich wegen meiner toten Tante - Richezas Mutter, der meine Mutter offenbar glaubt, noch irgendetwas schuldig zu sein."
Er wank abermals ab und schluckte die letzten Trockenfrüchte hinunter, die Zaida ihm gebracht hatte. "Gleichwohl - ich schweife ab. In erster Linie bin ich Soldat, Zaida - ein Soldat des Kaisers. Ich hätte schon vor fast zwei Wochen in Punin sein sollen. Mit jedem Tag, den ich mich weiter verspäte, bereite ich meiner Einheit, dem höchst ehrenhaften und ruhmreichen Banner der Junker Seiner Kaiserlichen Majestät, große Schande und bringe den Namen meines Hauses am kaiserlichen Hof in Misskredit.
Deshalb muss ich so schnell wie möglich nach Punin, Zaida - aber ich habe kein Pferd! Ich muss zu Fuß bis nach Schrotenstein und mir dort ein Pferd meines barönlichen Großcousins borgen. Ich habe hier ja keinen einzigen Kreuzer, um mir schon früher irgendwo eines zu kaufen. Dom Hernán will ich nicht um eines seiner wenigen Rösser schmälern, nach allem was er für uns getan hat. So bleiben mir also nur die eigenen Füße ... wobei ..." Ein schelmisches Glitzern trat in seine Augen. "Die Harmamund hat doch ein sehr schönes Tier. Dieser kräftige Fuchs dort drüben vor der Hütte. Hehehe - ja, das ist mal eine gute Idee! So bin ich schneller und sie richtig langsam - beides ist für uns nur von Vorteil!"
Er piekste Zaida kurz mit dem Zeigefinger in die Seite. "Was meinst du, freche kleine Domnatella? Fällt dir wohl ein Grund ein, Morena von Harmamund abzulenken und sie unter irgendeinem Vorwand hier hinten ans Ende des Dorfes zu locken? Ich schleiche mich derweil hier hinten im Schutze der Hütten nach vorne, und wenn sie sich umdreht, sieht sie ihr stolzes Ross nur noch unter mir in Richtung Elentinischer Ebene in rasendem Galopp davonfliegen. Was hältst du davon?"
Autor: Simanca
Durch Moritatios Monolog hinweg hatte Zaidas Mimik emotionale Wechsel durchlaufen, und so richtig zufrieden, wirkte sie in der Tat nicht.
"Der frechen Waldwachter Domnatella fällt sicher ein Grund ein, um die Elentinerin abzulenken", gab sie mit schmalen Augen zurück. "Aber he, schallawalla oder wie die Ferkinas da sagen würden, was soll das heißen, bei uns heiratet eh immer die Base den Vetter? Bei euch vielleicht nicht, he? Und dann wundern, wenn einem ständig die Garethlinge vor die Beine hoppeln, wenn man nicht genug Cojones in den Hosen hat, um sich an die almadanischen Frauen ranzutrauen!" Energisch blies Zaida die Backen auf.
"Und deine Mutter ... behandelt dich, wie ein Ferkina nicht mal seinen Hund behandeln würde, und du lässt es dir gefallen? Und von Domna Richeza lässt du dich auch einfach ins Bockshorn jagen! Stell dir mal vor, jeder Hengst würde gleich reißaus nehmen, nur weil eine Stute mal die Zähne zeigt - die almadanische Pferdezucht läge jammervoll danieder, und wir würden nur noch auf Schusters Rappen reisen." Vorwurfsvoll stupste sie ihn mit den Fingern in die Rippen, stur ignorierend, dass sie womöglich gerade eine Tracht Prügel von Moritatio riskierte.
"Du bist doch ein Dom und von hoher Cortezia, und vor dir wusste ich nicht mal, was das so wirklich ist ... Dann benimm dich doch auch so und nicht wie jemand, der auf Brosamen angewiesen ist. Nur wenn man Respekt vor sich selbst hat, dann kann man sich auch Respekt von den anderen abtrotzen."
Temperamentvoll warf sie die wilden Locken in den Nacken und stampfte mit dem Fuß auf den Boden, als das Erbe ihrer Mutter sich unvermutet Bahn brach. "Und wenn irgendwer in Punin es wagt, dich anzugehen, wieso du zu spät bist, dann setz ihm zu, bis er freiwillig hier in die Berge kommt und sich an den Ferkinas probiert, ehe er noch mal wagt, etwas gegen dich zu sagen, ha!"
Zaida schnaufte tief durch und spürte, wie ein wenig des las Dardas'schen Temperaments verrauchte. Energisch schob sie die Ärmel nach oben, die wieder bis über die Hände herabgerutscht waren. "So ... und jetzt geh ich da rüber und lenke die Elentinerin ab, dass du dir das Ross leihen kannst ... und wehe du lässt dich erwischen, ohne dir Respekt zu verschaffen, dann red ich nie wieder mit dir ..." Vielleicht sollte sie nicht damit drohen, erfahrungsgemäß verspürten manche das wohl nicht unbedingt als Strafe ...
Autor: SteveT
Moritatio blickte der kleinen Waldwachterin mit gekräuselter Stirne nach. Das fehlte gerade noch, dass er sich jetzt auch noch Vorhaltungen von einer unreifen Göre machen lassen musste, die den Schmerz unerwiderter Liebe bis jetzt vielleicht allenfalls aus den schwülstigen Canzones der Troubadours kannte. Hoffentlich hatte die kleine Nervensäge ihn überhaupt richtig verstanden? Sie hatte ständig von der Elenterin gebrabbelt - dabei war es doch die Harmamund, die sie ablenken sollte! Hoffentlich wartete sie jetzt nicht tatsächlich ab, bis sie und die anderen am Hof der Elenterin eintrafen, wie es Rominas Gefolgsleute offenbar planten, denn dorthin konnte er sie natürlich unmöglich begleiten - da wäre es ja noch besser, geradewegs vor die Burg der Harmanunds zu reiten, als sich in Selaque auf dem Albamonte sehen zu lassen!
Immerhin ging Zaida zu den anderen zurück und steuerte damit auch auf die vermaledeite Harmamund zu. Er würgte den letzten Rest des Frühmahls herunter, den sie ihm gebracht hatte, und begann dann entlang der Rückwände der Steinbrecher-Hütten nach vorne in die Nähe des Dorfplatzes zu schleichen.
Richeza und Hernán
Autor: von Scheffelstein
Richeza ließ die Hacken ihrer Stiefel gegen die Mauer baumeln und blickte hinab über den steil abfallenden Hang, über die Wälder zu den Bergen im Süden, dem Djer Kalkarif, dem glühenden Krater des Djer Ragaz und den anderen Gipfeln, deren Namen sie nicht kannte. Vor der Majestät der Berge war sie ein Nichts, und ihre Sorgen erschienen ihr nichtig. Und doch vermochte die Schönheit des Morgens die Leere in ihrem Innern nicht zu füllen.
Irgendwo da draußen waren ihre Tante und ihre Base, auf der Suche nach Verbündeten, in einem Kampf, der Richeza ebenso sinn- wie aussichtslos erschien. Irgendwo dort unten schmiedete die Elenterin ihre Vergeltungspläne, und die Ferkinas verheerten weitere Dörfer.
Richeza wusste, was ihre Pflicht war. Aber sie würde sie nicht erfüllen. Sie wusste, was sie zu tun hatte. Aber auch das bereitete ihr keine Freude. Die Edle setzte sich auf ihre Hände und starrte auf ihre Knie. Sie war schon wieder dabei, davonzulaufen! Wie lange sollte das noch so weitergehen?
Schritte ließen sie aufblicken. Jemand kam aus Richtung des Dorfes. Stiefel knirschten auf dem Boden, Rüstungsteile klapperten. Wahrscheinlich hatte man irgendeine Söldnerin geschickt, sie zu suchen.
Richeza wandte sich wieder den Bergen zu, den Sonnenstrahlen, die fächerförmig zwischen den Gipfeln hindurch fielen, den langen Schatten der Bäume unter ihr. Am Fuß der Mauer blühten Disteln. Himmelsfalter flatterten von Blüte zu Blüte, und im Gras zwischen den taunassen Steinen verschwand eine Blindschleiche.
Die Schritte kamen näher. Richeza hob den Kopf. Es war Dom Hernán. Zwei Armlängen entfernt blieb er stehen. Sie sah ihn an.
Autor: Der Sinnreiche Junker
Der Blick des Condottiere wanderte über das eindrucksvolle Panorama, ehe seine Augen kurz die Richezas trafen. Dann ging er die wenigen Schritte zu einem umgestürzten Baumstamm, den wohl der Blitzschlag eines der hier recht häufigen Gewitter gefällt hatte. Erneut klapperte die reichlich mitgenommene Rüstung, als er sich dort niederließ, und abermals den Blick in die Weite schweifen ließ.
Ein schönes Fleckchen hatte sich Richeza von Scheffelstein da ausgesucht. Alles wirkte so friedlich, keine umkämpften Castillos, keine rauchenden Dörfer, keine plündernden Ferkinas. Doch natürlich wusste er es besser, der Krieg – sofern man die in dieser Ecke Almadas tobende Fehde und die Ferkinaüberfälle als solchen bezeichnen mochte – hielt nur kurz den Atem an. Schon bald würde es weitergehen wie zuvor. Nicht dass Hernán von Aranjuez plötzlich unter die Rohalsjünger gegangen wäre, doch gab es solche und solche Konflikte, und dieser hier war gewiss nicht nach seinem Geschmack, weder was die Wilden betraf, noch die Fehde hier draußen, hart an der Grenze hin zum Ende der zivilisierten Welt.
„Dom Rondrigo und seine Leute werden mit Domna Romina und Dom Gendahar bald aufbrechen“, brach er schließlich das einige Momente währende Schweigen. „Sich ihnen anzuschließen wäre gewiss der sicherste Weg, um aus diesem Schlamassel herauszukommen. Sie müssen vor Einbruch der Dunkelheit Castillo Albacim erreicht haben“, sinnierte er beinahe mehr selbst vor sich hin, denn dass er Richeza ansprach. Das immerhin könnte für sie zu einem Problem werden, falls Praiosmin von Elenta mittlerweile wieder dort weilte. Oder sonst wer den Befehl hatte, der in ihre Pläne eingeweiht war.
„Vielleicht solltet Ihr Euch unter die Reisigen Dom Brandils mischen. Wenn Praiosmin von Elenta die Möglichkeit sieht, Eurer habhaft zu werden, würde ich mich nicht auf den Befehl des Kaisers alleine verlassen. Doch was immer sie im Schilde führt, sie wird es gewisslich nicht wagen, Hand an des Grafen Tochter zu legen. Der Gemeinen wird sie freilich kaum achten, sofern Ihr Euch also bedeckt haltet …“
Autor: von Scheffelstein
Richeza drehte den Kopf ein wenig, um über die Schulter den Worten des Barons zu lauschen. Dann seufzte sie und schwang die Beine auf die andere Seite der Mauer, wandte sich ihm zu. Einen Moment lang sah sie durch ihn hindurch, wartete, dass er weiterredete, die Worte an ihr vorbeiziehen würden wie der Nebel über den Wiesen im Tal. Doch er schwieg.
Sie riss sich zusammen. "Ich werde nicht zum Castillo Albacim gehen. Es ist meine Schuldigkeit, den Jungen in Sicherheit zu bringen." Gerade noch hatte sie sich davor drücken wollen. Aber hätte sie das gekonnt? Hatte sie je einen Schwur gebrochen, noch dazu einen, den sie bei ihrem Blut geleistet hatte? Oder durfte sie ihn bereits als erfüllt betrachten?
Richeza zupfte ein Stück Haut von ihrem Fingernagel und rieb sich müde die Augen. "Ich kann nicht vor Domna Praiosmin treten, und ich bin es leid, wie eine Bettlerin durchs Land zu ziehen." Ach, wirklich, Richeza? Seit wann machte sie sich etwas daraus, was man von ihr dachte? "Wenn sie durch irgendeinen unglücklichen Zufall davon erfährt, wer ich bin ... Nein, versteht Ihr nicht? Meine Tante liegt in Fehde mit ihr. Inzwischen ist genug Blut geflossen, dass sie offenbar vergessen hat, wem sie ihr Leben und ihre Freiheit schuldet und die ihres vermaledeiten Sohnes. Und der ist noch ein weiteres Problem. Ich weiß nicht, was die anderen Euch bislang berichtet haben ..."
Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. "Nein, Dom Hernán. Es geht nicht. Nicht einmal in Begleitung eines gräflichen Banners würde ich mich in die Höhle der Lö ... dieser treulosen Vettel wagen. Auch wenn ich nur zu gerne mein Ross und meinen Degen zurückforderte und ihr damit den fetten Wanst ausschlitzte! Gleichwohl, so, wie's aussieht, stellt Ihr hier die Bewaffneten und nicht der Graf. Ob dessen paar Leute überhaupt lebend durch die Ferkinahorden gelangen, steht auf einem anderen Blatt."
Sie stieß sich von der Mauer ab, legte eine Hand auf die Steine und blickte hinunter ins Tal. "Nein", sagte sie abermals. "Ich kann nicht mit den anderen gehen, wenn sie den Weg über Albacim wählen. Ich werde allein mit dem Jungen reiten, vielleicht noch meinen Vetter ... ähm ... Dom Moritatio mitnehmen, denn auch der ist hier nicht sicher. Gebt uns schnelle Pferde, und ich werde versuchen, im Dunkel der nächsten Nacht weit voranzukommen. Richtung Valenca vielleicht, das scheint mir noch der sicherste Weg zu sein."
Richeza drehte sich wieder zu dem Baron um. "Und noch etwas, Dom Hernán ..." Sie ging zu ihm hinüber und setzte sich neben ihn auf den Baumstamm, kaum eine Armeslänge entfernt. "Ihr mögt die Frage ungebührlich, ja lächerlich finden, und ich weiß, dass ich kaum eine ehrliche Antwort erwarten darf. Dennoch frage ich Euch: Auf wessen Seite steht Ihr?"
Eindringlich sah sie ihn an. "Ihr seid ein Freund des Harmamund und ein Heerführer, ein Baron des Reiches und Vasall des Kaisers und werdet dem Wort des Marschalls sicher aus mehreren Gründen Folge leisten wollen. Gleichwohl wisst Ihr, dass meine Tante niemals aufgeben wird, ehe sie nicht zumindest Ihr Castillo zurückgewonnen und Ihren Besitz von der Elenterin eingefordert hat. Mit Blutzoll, wenn ich sie recht einschätze, denn Domna Praiosmin hat's nun wahrlich zu weit getrieben. Das habt Ihr selbst erlebt, und ich möchte wetten, dass Ihr der alten Vettel nur zu gern einen Denkzettel verpasstet. Einige Eurer Getreuen werden, sagtet Ihr, noch im Gebirge vermisst", überlegte sie weiter. "Wenn Ihr sie suchen lasst, gefährdet Ihr mit jedem Mann und jeder Frau, die Ihr da rausschickt, die Streitkraft Eurer Truppe. Eine unschöne Situation für Euch, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf."
Sie seufzte und senkte den Blick, schnippte einen Holzbock von ihrem Hosenbein und sah dem Baron erneut in die Augen. "Was werdet Ihr tun, Dom Hernán?"
Autor: Der Sinnreiche Junker
Scheinbar verständig nickte der Baron und Junker, als Richeza von Scheffelstein ihm eröffnete, dass sie nicht vorhatte, auf Castillo Albacim Zuflucht zu suchen. Das Risiko war gewiss nicht gering. Doch ob es höher war, als mehr oder weniger allein durch von den Ferkinas heimgesuchte Landstriche zu reiten? Wahrscheinlich war er ganz froh, diese Entscheidung nicht treffen zu müssen.
„Es ging mir auch nicht nur um Euch allein.“, räumte er dann auch ein. „Domna Romina, Dom Gendahar und Dom Rondrigos Leute sind zu elft, die kleine Waldwachterin mit eingerechnet. Mir wäre auch um ihretwillen wohler, wenn Dom Moritatio und Ihr Euch ihnen anschlösset. Vierzehn sind besser als elf.“ Eigentlich zählten ja nur dreizehn, denn der kleine Praiodor konnte wohl kaum als Kämpfer zählen, wenn es hart auf hart käme, doch wollte der Condottiere zweifellos die unheilige Zahl vermeiden. „Mit den Ferkinas jedenfalls sollte sich die Gruppe so oder so nicht einlassen. Sie müssen sich auf die Schnelligkeit ihrer Rösser verlassen, und ansonsten zusehen, dass sie es jeweils bis zum Einbruch der Dunkelheit nach Castillo Albacim und Castillo Schrotenstein schaffen. Hernach sind sie in Sicherheit. Nein, am meisten Sorgen mache ich mir tatsächlich um die Vogtin. Weder wird sie vergessen haben, dass Dom Gendahar um ihr Treiben hier draußen weiß, noch dass er im Burghof die Klinge für Eure Tante gezogen hat.“ Einen Augenblick pausierte er, schien jener Tag doch schon deutlich länger als zwei Wochen zurück zu liegen. Dann zuckte er mit metallischem Klappern mit den Schultern. „Je größer freilich seine Bedeckung ist, desto...zuvorkommender wird sie sein müssen.“
Als sie zu ihm herüber kam, streifte sie sein Blick kurz, ehe er wieder hinaus in die Weite der Berge sah. Einige Momente nahm er sich offenbar Zeit, seine Worte abzuwägen, ehe er langsam antwortete: „Eure Frage ist weder ungebührlich noch lächerlich, Domna Richeza, und ich wüsste nicht, warum ich sie nicht ehrlich beantworten können sollte: ich bin auf meiner Seite.“
Hernán von Aranjuez gestattete sich den kurzen Anflug eines Lächelns, ehe er fortfuhr: „Lasst mich erklären. Die Götter wissen, wie gern ich der Bosquirischen Jungfer jenen Tag im Burghof heute noch vergelten würde, doch würde ich mich damit gegen den Willen Seiner Majestät und Seinen direkten Befehl stellen. Also werde ich meinen Zorn herunter schlucken, und es mit jenem Mawdli halten, der einmal sagte, dass wenn man nur lange genug am Fluss säße, irgendwann die Leichen der eigenen Feinde vorbei treiben würden. Praiosmin von Elentas Leben ist verwirkt, das ist gewiss. Allein die Briefe, die Eure Tante fand, reichen aus sie zu verderben. Zwar lasse ich dies Werk ungern von anderen besorgen, wo ich sie doch nur zu gerne selbst zur Rechenschaft ziehen würde; aber allein deshalb den Zorn des Kaisers riskieren? Nein, sicherlich nicht.“
Damit erhob er sich, und drehte sich halb in Richezas Richtung. „Wenn Eure Tante schlau ist, dann hält sie es ganz genauso. In vielleicht…drei Wochen, wird Entsatz hier sein, dann ist’s vorbei mit dem Spuk. Mit dem einen wie mit dem anderen. Sie muss nur so lange die Füße still halten, dann wird sie von ganz alleine ihr Castillo und ihren Besitz zurück erhalten.“
Natürlich wussten sie beide, dass Domna Rifada da Vanya aus einem anderem Holz geschnitzt war. Beim Gedanken an die Vermissten wanderte sein Blick in Richtung des Djer Kalkarif. Viel weiter als einen Tagesmarsch konnten sie nicht gekommen sein. Mehr als genug Zeit freilich um angegriffen zu werden. Die Vermissten, aber auch, wenn er sich dann auf die Suche machen würde. „Mein Vetter und mein Neffe sind dort draußen, und Anzures ist mein Freund von Kindesbeinen an“, erklärte er schlicht, und presste die Lippen zu einem dünnen Schlitz zusammen. Den offensichtlichen Schluss aus dieser Information überließ er der Landedlen.
Autoren: von Scheffelstein, Der Sinnreiche Junker
Richeza schwieg und folgte dem Blick des Barons hinauf zu den Bergen. "Das tut mir leid", sagte sie und schlug die Augen nieder. "Wirklich." Wie hatte sie nur glauben können, sie sei die Einzige, die Schmerz erlitte? "Ihr habt viel riskiert. Und ich wünsche Euch, dass Ihr nicht mehr verliert, als Ihr bereits verloren habt. Ich meine – ich wünsche Euch, dass Ihr die Vermissten wiederfindet."
Götter, wenn es zu einer Ausweitung der Fehde käme, solange der Baron und Junker noch die Weisung hatte, eben eine solche zu verhindern, so wären es seine Leute, vor allen anderen, die unverdient den Tod fänden! Söldner hin oder her, bislang war Richeza nicht bewusst gewesen, dass diese Kämpfer dem Condottiere mehr bedeuteten als Männer und Frauen, die er fürs Kämpfen bezahlte. Dass es gar Verwandte oder Freunde waren, die er verlöre! Mit einem Mal schämte sie sich.
"Wo habt Ihr die Briefe hingebracht?", fragte sie. "Nach Punin? So schnell? Wir können nur hoffen, dass Domna Praiosmin nicht von ihrer Existenz ... oder ... nun ja: ihrem Verbleib ... erfährt, ehe es für sie zu spät ist. Andernfalls wird es richtig hässlich! – Ihr habt wohl recht: Diese Briefe werden der Elenterin das Genick brechen. Ich werde ... versuchen, meine Tante zur Geduld zu ..." Sie brach ab und seufzte. Feige und ehrlos würde der Vorschlag in Domna Rifadas Augen wirken, zu warten, bis jemand anderes das Castillo und allen Besitz zurück eroberte. Das Schlimmste aber war: Niemand anderes als ausgerechnet Gwain von Harmamund würde das Heer führen, das wider die Ferkinas zöge und mutmaßlich auch Domna Praiosmin gefangen nähme. Niemals, niemals!, würde ihre Tante die Hilfe eines Harmamund annehmen, niemals sich in die Schuld der verhassten Familia stellen! Eher schiene die Sonne in der Nacht, als dass sie dies zuließe!
„Ja, wir werden sehen“, nickte Hernán von Aranjuez nur knapp. „Wisst Ihr … im Krieg ist es einfacher nicht zu viel nach zu grübeln.“ Damit schien er die Sache mit den Vermissten auf sich bewenden lassen zu wollen, denn es war wahrscheinlich einfacher schlicht davon auszugehen, dass sie schon wohlauf sein würden. Je mehr man dagegen darüber nachdachte, desto eher schwand die Hoffnung. Zum Nachgrübeln oder um sich selbst – oder anderen – Vorwürfe zu machen, war jedenfalls noch immer hinterher mehr als genug Zeit gewesen. So war ihm dann auch die Erleichterung anzumerken, als die Scheffelsteinerin nach dem Verbleib der Briefe fragte. „Ich habe sie auf Aranjuez meinem Vetter … also meinem anderen Vetter, Rafik, übergeben. Mittlerweile dürfte er jedenfalls in Punin sein, ja, wahrscheinlich paradiert er just in diesem Momente über den weißen Marmor der Theaterplaza, und unterhält die Dämchen mit Geschichten von damals, als er beinahe alleine den Schergen des Usurpators Answin Einhalt gebot …“, grinste Hernán von Aranjuez beim Gedanken an den humpelnden Vetter schief, der gerne und oft betonte, dass immerhin er damals auf der richtigen Seite gestanden hatte – auch wenn es ihm nicht viel mehr eingebracht hatte, als ein lahmes Bein. „Aber keine Sorge, er ist ein gewiefter Advocatus, und mit allen Wassern gewaschen. Er wird wissen, wie die Briefe am besten zu verwenden sind.“
"Ich muss den Jungen in Sicherheit bringen", murmelte Richeza. Selbst wenn er ihr nie wieder ein Lächeln schenken, ihr nie dankbar sein sollte – all das Leid, das so vielen Menschen während der letzten Wochen widerfahren war, wäre umsonst gewesen, wenn ihm etwas zustieße.
"Eines aber verstehe ich nach wie vor nicht", sagte Richeza nach einem Moment bedrückten Schweigens. "Als ich Burg Scheffelstein verließ, entgegen dem Wunsch meines Großvaters, ja entgegen seiner ausdrücklichen Weisung: Wieso habt Ihr und Eure Leute uns begleitet? Wieso, Dom Hernán, sagt es mir?" Wieder suchte sie seine Augen.
Freilich, es gab ernstere Dinge zu besprechen, dachte Dom Hernán, denn die potentiellen morgendlichen Aktivitäten puniner Winkeladvocaten, sodass das Grinsen alsbald wieder aus seinen unrasierten Zügen verschwunden war, ja, bei ihrer letzten Frage runzelte er sogar anscheinend überrascht die Stirn: „Ah, habe ich Euch das nicht gesagt? Dom Ramiro war ein alter Weggefährte aus besseren Ratskellertagen. Keine Frage, dass ich seine Nichte bei der Suche nach seinem Sohne unterstütze. Zumal auch seine Mutter schließlich eine Culming ist … nun ja, war, der Herr Boron hab' sie selig. Jedenfalls hat mir Dom Stordan im Yaquirbruch manche Gefälligkeit erwiesen, sodass ich es auch ihm schuldig war.“
Richeza musterte den Baron bei seinen Worten. "Ja", sagte, "mein Onkel war ein Mann, der es Wert ist, ihm noch nach dem Tod die Treue zu halten. Dennoch: Ich danke Euch, Dom Hernán, nicht nur in seinem Namen. Nicht jeder hätte sich der Ehrenschuld gegenüber einem Toten erinnert.
Wiederum zuckte er mit den Schultern, wie als wollte er Richeza bedeuten, dass das nun wirklich nichts war, worüber sie sich den Kopf zerbrechen musste. „Wenn Ihr Euch schon nicht den Gräflichen anschließen wollt, warum gebt Ihr dann nicht wenigstens den Jungen einstweilen in deren Obhut? Nach all den Fährnissen wird sich gewiss weder Domna Romina noch Dom Gendahar der Bi ... dem Wunsche verweigern, ihn sicher nach Ragath zu bringen.“
Autor: von Scheffelstein
Die Edle scharrte mit dem Fuß über den staubigen Boden und zupfte an ihrer Lippe. Schließlich seufzte sie und stand auf. "Dom Hernán, ich bin kein Mensch, der leicht Vertrauen fasst. Ich würde es mir nie verzeihen, gäbe ich den Jungen in fremde Hände und es stieße ihm dann etwas zu. Aber wahrscheinlich habt Ihr recht: Wir haben nicht auf alles einen Einfluss, und möglicherweise ist er sicherer in Begleitung der Gräflichen als in der meinen." Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. "Kommt, gehen wir, ich werde mit Dom Gendahar reden."
Tsacharias, Romina und Zaida
Autor: von Scheffelstein
Der alte Heiler betrat das Zelt, ohne anzuklopfen oder um Einlass zu bitten. Am Eingang blieb er stehen und blinzelte in das Zwielicht.
"Ihr fühlt Euch unwohl, hat man mir gesagt."
Er trat näher an das Lager der Comtessa heran und kniete sich neben sie, warf einen kurzen Blick in den spärlich gefüllten Eimer und einen langen in ihre Augen.
"Wie kann ich Euch helfen, mein Kind?", fragte er leise.
Autor: Simanca
Entschlossen ihrer Ankündigung Dom Moritatio gegenüber auch Taten folgen zu lassen, hielt Zaida auf den Dorfplatz zu, um die "Elenterin" - für welche sie die Harmamund hielt - abzulenken, auf dass ihr der Griesgram ganz elanvoll das Pferd entwenden könne. Eben jenen Kurs hielt sie auch bei - zumindest bis sie sah, wie man Domna Romina - ihre Comtessa! - in ein Zelt trug.
Mit erschrockenem Blick eilte sie hinterher, die falsche Elenterin, Dom Moritatio und die wilden Gedankengänge um diesen und Richeza wie mit einem Schwamm von der Tafel ihrer Gedanken gewischt. Ehe sie jemand aufhalten konnte, schlängelte sie sich hinter dem alten Heiler in das Zelt, in das man die Unpässliche gebracht hatte.
"Domna Romina, was fehlt Euch denn?", quietschte sie leise und schielte besorgt um Tsacharias herum zu der jungen Ragatherin.
Autor: Romina Alba
Romina erwiderte den Blick des Heilers, sah kurz zu Zaida und schickte das Mädchen mit leidendem Blick frisches Wasser holen. Dann sah sie wieder zu Tsacharias auf und nahm seine Hand.
"Ja, Ihr könnt mir helfen, Meister Krähenfreund, ich muss erreichen, dass alle hier zurück nach Ragath reisen. Da dem doch anscheinend ein Befehl des Kaisers entgegen steht, muss ich Phex bemühen und so tun, als könne ich nicht reiten. Sonst schicken sie mich und die Gräflichen zu Pferd weg, und es wird noch mehr Tote geben. Man nimmt mich, wie so oft, nicht ernst, doch ich weiß sehr gut, dass meine Sicherheit über allem steht. Wenn ich zu schwach zum Reiten bin, werden alle zu meinem Schutz mitgehen müssen. Ebenso werdet Ihr und damit auch der Knabe und Richeza sowie Moritatio bei mir bleiben müssen. Ich bitte Euch nicht, zu lügen, sagt einfach, es sei mir nicht möglich zu reiten. Wenn ich es recht bedenke, ist es das auch nicht, auch wenn der Grund die Sturheit mancher hier und nicht meine Übelkeit ist." Ihre blauen Augen leuchteten bittend. "Bitte helft mir, alle Menschen von hier wegzubringen."
Autor: von Scheffelstein
Tsacharias Krähenfreund schwieg und betrachtete Romina mitleidig. Schließlich seufzte er. "Der Hass der Welt lässt sich mit Befehlen nicht mindern, er ist wie die Wurzeln eines alten Baumes, die mit Macht durch das Pflaster brechen, und alle Pflastersteine der Welt können sie nicht aufhalten. Wenn Ihr den Durchbruch an einer Stelle verhindert, so suchen die Wurzeln sich einen neuen Weg. Und wenn Ihr den Stamm fällt, so kriegt er neue Triebe, und die Saat geht auf an einem neuen Ort.
Allein die Liebe vermag den Hass zu zähmen, denn die Liebe ist wie die Blüten der Blumen, die am Fuße des Baumes wachsen, die werden und vergehen; und wer sie erblickt, dem ist der Baum nur eines unter vielen Geschöpfen Tsas, und er fürchtet die Wurzeln nicht, sondern erfreut sich an den Farben der Blüten, deren Wurzeln die Wurzeln des Baumes umgeben: Die Liebe nährt den Hass und der Hass nährt die Liebe. Der Gleichmütige aber weiß um die Gesamtheit und fürchtet nicht das Einzelne."
Tsacharias Krähenfreund umschloss Rominas Hand mit seinen Händen. "Euer Ansinnen ist löblich, doch es ist erfolglos. Wenn Euch unwohl ist und Ihr nicht reiten könnt, so wird man am ehesten einige Tage hierbleiben, bis es Euch besser geht. Vielleicht werden alle hierbleiben, vielleicht auch nicht. Eurem Wort steht der Befehl des Kaisers entgegen, Eurem Wunsch der Wille all jener Menschen dort draußen, jener zumindest, die Euch nicht in Liebe zugetan sind, der Sorge um Euer Wohlergehen die Sorgen und Ängste Eurer Begleiter."
Seine Augen wanderten über ihr Gesicht, ihren Körper, zum Eimer und wieder zu ihren Augen. "Tut das nicht, mein Kind! Euer Opfer wäre vergebens und würde Euch verbittern! Wie wollt Ihr den Hass in diesen Landen heilen, wenn Ihr Euch selbst und Eurem Körper nicht mit Respekt und Liebe begegnet?" Er legte ihre Hand sanft auf der Decke ab.
Autor: Romina Alba
Die Comtessa richtete sich auf. Ihr war deutlich anzusehen, daß sie den verschlungenen Gedankengängen des Heilers nicht folgen konnte.
"Bei allen Zwölfen, Meister, was hat Liebe und Hass damit zu tun, dass es dumm wäre, unsere Kräfte aufzuspalten? Bei allem Respekt für Euch und Euer Können ..." Sie brach ab und seufzte. "Ihr seid ein Tsadiener und ohne Zweifel ein sehr gelehrter Mann, doch hier könnt Ihr mir wohl nicht helfen." Sie ließ sich wieder zurücksinken und schloss die Augen.
"Ich werde verbittern, wenn ich alles tue, was in meiner Macht steht." Leise sprach sie, eher zu sich selbst, als zu ihm, und spürte den Worten nach. Warum nur kam sie sich klein und unbedeutend vor? Sie war eine Grafentochter, Spross zweier mächtiger Familien. Wie eine Welle traf sie wieder die Erinnerung an die Gefangenschaft, sie spürte die Fesseln, spürte den Mann auf sich. Tränen stiegen auf. Sie biss die Zähne zusammen und zwickte sich selbst. Der Schmerz half. Sie war nicht mehr bei den Ferkinas. Sie öffnete die tränennassen Augen, wischte darüber und kam langsam hoch.
"Habt Dank, Euer Gnaden." Sie sah den Geweihten ernst und entschlossen an. "Ich weiß zwar immer noch nicht, ob ich Euch je verstehen werde, doch ich werde über Eure Worte nachdenken. Und für diese Sache hier einen anderen Weg wählen."
Sie lächelte, als eine besorgte Zaida mit dem Krug frischen Wassers ins Zelt stürmte.
"Es geht mir schon besser", antwortete sie auf die unausgesprochenen Frage in den Augen des Mädchens. "Ein Becher Wasser ist jetzt genau das Richtige." Sie mochte das Mädchen. So voller Schwung und Hilfsbereitschaft. Eine Wohltat unter all den egoistischen Menschen hier.
Autor: von Scheffelstein
"Wenn Ihr die Menschen führen wollt, meine Liebe, so müsst Ihr sie verstehen", sagte Tsacharias Krähenfreund zu der Comtessa, nahm dem Mädchen lächelnd den Krug ab, goss einen Becher Wasser ein und reichte ihn Romina.
"Blickt hinter die Masken aus Zorn und Bitterkeit. Lasst Euch nicht täuschen von unfreundlichen Worten und heißem Stolz: In unserem Innern sind wir Kinder Tsas ein Leben lang - verletzlich und oft verunsichert. Gleich welchen Standes wir sind, unser Wunsch nach Liebe und Glück verbindet uns. Doch allzu oft versagen wir uns, was andere uns verwehren: Verständnis und Respekt, Freundlichkeit und Güte. Wir fegen die bunten Blüten hinweg und legen die Wurzeln unseres Hasses frei, weil wir glauben, in unserem Schmerz kein Anrecht auf Liebe zu haben, weil wir es als Zeichen der Schwäche ansehen, uns selbst das Mitgefühl entgegenzubringen, das andere uns verweigern."
Er berührte ihre Stirn ganz sacht mit den Fingerspitzen. "Verwehrt Euch den Kummer nicht, mein Kind. Eure Tränen sind wie der Regen, den die Blüten der Liebe zum Wachsen brauchen. Betrachtet sie mit Gleichmut. Das Wasser lässt sich nicht aufhalten. Haltet es zurück, und irgendwann werdet Ihr Euch einer Flut erwehren müssen."
Er stand auf. "Achtet auf Euch, seid wahrhaftig in Euren Gefühlen, und Ihr werdet ein Quell der Liebe sein, der nimmer versiegt und dessen Licht die Düsternis der Welt zurückdrängt. Man wird Euch ernst nehmen, wenn Ihr aufgehört habt, Euch als Opfer zu sehen", er hob den Eimer auf, "oder Euch als Opfer darzustellen. Die Stärke eines Menschen liegt in seiner Wahrhaftigkeit." Er legte Zaida die Hand auf die Schulter, blickte aber weiter Romina an. "Ein Kind ist wahrhaftig in seinen Gefühlen. Es wird nicht immer ernst genommen. Aber es erreicht doch meist, was es möchte. Früher oder später."
Er nickte ihr zu und verließ mit dem Eimer das Zelt.
Autor: Romina Alba
Verblüfft sah Romina ihm nach, wurde sich des Bechers in ihrer Hand bewusst und trank ihn aus. Dann drückte sie ihn Zaida in die Hand und strich ihr sanft übers Haar. "Wir werden bald in Ragath sein, Zaida, jetzt müssen wir nur alle zusammen dort hin bekommen." Sie bedeutete Golshan, hier im Zelt zu bleiben und ging nach draussen. Dom Servando, der sich um Praiodor gekümmert hatte, stand auf. "Habt Dank, Dom", kam Romina seiner Frage zuvor, "aber es geht mir viel besser, behaltet ruhig Platz." Sie achtete nicht mehr auf ihn, sonders sah sich suchend um. Da sie spontan nicht fand, was sie suchte, machte sie sich auf durchs Lager zu spazieren. Irgendwo würde sie Dom Hernán schon finden. Oder Richeza, oder Moritatio.
Romina und Hernán
Autor: Der Sinnreiche Junker
Mit klingelnden Sporen und klappernder Rüstung kündigte Hernán von Aranjuez seine Rückkehr an der Seite Domna Richezas ins Lager an. Wer sich freilich erhoffte, anhand seiner Miene ablesen zu können, welcher Natur ihr kleiner Ausflug gewesen war, wurde ob seines ausdruckslosen Antlitzes enttäuscht. Schließlich trennte er sich von der Landedlen mit einem knappen Nicken, und winkte die Korporalin von vorhin heran.
„Korporalin, ich möchte dass Ihr eine Liste unserer Vorräte erstellt. In einem Wassermaß will ich über jeden Brotleib, jeden Schinken bis hin zur letzten Haselnuss Bescheid wissen. Verstanden? Bien, wegtreten.“ Offenbar war ihm selbst erst jetzt klar geworden, wie lange er noch hinsichtlich des Entsatzes würde ausharren müssen. Und dass sie garantiert nicht genügend Vorräte für die von ihm gemutmaßten drei Wochen hatten.
Autor: Romina Alba
Romina hörte und sah den Condottiere. Entschlossen ging sie auf Abfangkurs und traf just auf ihn, als die Korporalin salutierte und sich entfernte. Sie sah ihr nach, es herrschte angenehme Zucht und Ordnung unter diesen Söldlingen.
"Auf ein Worte, Baron", bat sie freundlich, "gibt es schon Nachricht von der Vorhut, die Ihr vermisst?"
Als der Angesprochene verneinte, nickte Romina, ohne ihn direkt anzusehen.
"Sie zu finden hat absolute Priorität, da bin ich ganz Eurer Meinung. Danach wäre es mir aber bedeutend lieber, wenn wir alle zum Castillo Albacim aufbrächen. Ich habe keine Ahnung, welche Befehle Ihr aus Punin habt, doch mein Onkel erwähnte, es ginge um zwei Vetteln. Ich schätze, eine davon reitet gerade irgendwo durch diese unwegsamen Berge und die zweite sitzt auf Albacim. Die erste werdet Ihr kaum finden, daher ist es nur logisch, dass Ihr Euch der zweiten zuwendet. Ich bin wahrlich keine Freundin von Rifada da Vanya, doch mich schaudert viel mehr, wenn ich an die Elenterin denke. Der Sohn dieses Weibes treibt sich frei bei den Ferkinas herum und spricht deren Zunge. Schon dort versuchte er mich für sich zu gewinnen, indem er versprach, mich aus dem Lager zu holen. Ich wusste nicht, wer er war, bis er es in einer Höhle, in der wir uns nach der Flucht versteckten, noch einmal versuchte. Zu diesem Zeitpunkt waren wir, den Götter sie Dank, schon alle beisammen. Er heilte meine Beinwunde und wollte mich magisch zu meinem Vater bringen, nur mich, sonst keinen anderen. Er wollte auch keine Hilfe holen. Natürlich ließ ich mich nicht darauf ein, und als alle wegen unserem Disput wach wurden, richtete er magisch ein Chaos an und entkam. Erst danach erfuhr ich, wer er war." Sie brach kurz ab, als müsste sie ihre Gedanken ordnen.
"Die Einzelheiten sind momentan nicht so wichtig, aber wichtig ist, dass wir Praiosmin von Elenta fragen, ob sie von den Umtrieben ihres Sohnes weiß. Ich finde es ausgesprochen eigenartig, daß die Vogtin in solchen Zeiten eine Fehde vom Zaun bricht. Vielleicht hat sie ja keinen Grund, Angst von der Ferkinas zu haben. Ich möchte diese dunklen Gedanken erst gar nicht zu Ende spinnen ..." Wieder brach sie ab, hob aber den Blick ihrer glänzend blauen Augen zu seinen. Ihr Blick war entschlossen.
"Dom Hernán, ich bitte Euch, lasst unsere Kräfte beisammen und bringt mich nach Punin, nachdem Ihr Eure Vorhut zurück habt. Ich werde jegliche Verzögerung und auch alle Verantwortung für die Folgen auf mich nehmen. Die Gräflichen samt mir mit den Pferden vorzuschicken, ist auch nicht sicher. Die Ferkinas sind ebenso beritten, und wer weiß, wie viele sich draußen in der Ebene herumtreiben. Schon ein Trupp mit zehn von denen könnte uns gefährlich werden. Deren Pferde sind zäher als unsere, ich habe diese Biester gesehen. Und sie haben kein Problem, ihre Tiere zu Tode zu reiten, um mein goldenes Haar samt mir wieder zurückzubekommen."
Sie zog ein vergilbtes Tuch aus ihrer Bluse und drückte es dem Condottiere in die Hand. "Bei der Leuin, Baron, macht, was richtig ist, nicht, was man im fernen Punin für richtig hält."
Das Stück Stoff war noch warm von ihrem Körper.
Autor: Der Sinnreiche Junker
Aufmerksam lauschte der Baron und Junker den Ausführungen der Grafentochter, und mehr und mehr furchte sich seine Stirn. Das waren in der Tat bedenkliche Entwicklungen, dass der Spross der Elenterin so ungezwungen mit den Wilden verkehrte, und was mochte das hinsichtlich der Pläne der Vogtin bedeuten?
Immerhin umspielte schließlich ein sachtes Lächeln seine Lippen, und der Blick aus seinen dunklen Augen war beinahe warm zu nennen, als Romina zu ihm aufsah. Womöglich rührte ihn ihre Fürsorge, womöglich aber auch ihre Unbedarftheit, denn wenn die Sache schief ging, würde es weder in Ragath, noch in Punin interessieren, dass sie die Verantwortung auf sich nehmen wollte. Erst recht, wenn sie selbst womöglich gar nicht zurück kehrte.
„Euer Hochgeboren haben ein gutes Herz …“, sprach er schließlich „…und so muss ich Euch bitten, auch an die Menschen von Selaque zu denken. Auch und vor allem um ihretwillen soll ich versuchen hier Frieden zu halten, denn wer wird sie vor den Wilden schützen, wenn nicht ihre Domnas? Vielleicht vermag ich dies nicht, denn ich zweifle nicht, dass Domna Rifada in jenem Augenblicke unterwegs ist, um die Reisigen ihrer Familia, Verbündete und Fehdehelfer zu sammeln, etwas, das sie, wie ich mit Bedauern feststellen muss, schon längst hätte tun sollen, doch nicht weil es nun gilt, ihr Castillo zurück zu erobern, sondern um sich gegen die Ferkinas zu stellen. Einerlei, mein Befehl lautet gleichermaßen die beiden Domnas im Zaume zu halten, wie auch den Menschen von Selaque zu helfen. Das kann ich nicht von Ragath oder Punin aus.“
Beinahe war es ihm ein wenig peinlich, sich solchermaßen als Menschenfreund zu gerieren. Tatsächlich wäre er wohl ohne den kaiserlichen Befehl ohne schlechtes Gewissen abgerückt, und hätte Selaque sich selbst überlassen. Und er gab sich auch nicht der Illusion hin, dass die Selaquer es ihm sonderlich danken würden, wenn er erst einmal damit anfangen musste, seine Truppe in ihren Dörfern zu verproviantieren. Doch galt es die Bedenken Domna Rominas zu zerstreuen.
Ob das Rossbanner etwas an seiner Meinung änderte? Er musste gar nicht viel mehr entfalten denn eine Ecke, um zu wissen, worum es sich bei dem blutigen Tuch handelte. Vorsichtig legte er das heilige Banner wieder zusammen. „Freilich, ein Risiko ist immer dabei“, zuckte er mit den gepanzerten Schultern. „Ihr könnt morgen Nacht in Sicherheit sein, oder die Wilden könnten Euch schon am Fuße der Berge in großer Zahl auflauern. Vielleicht umzingeln sie uns gerade jetzt hier in Grezzano, vielleicht sterben meine Leute alle bei der Suche nach den Vermissten. Es gibt keine Variante die ohne Gefahr ist, Domna Romina. Wenn Ihr und Eure Leute hierbleiben wollt, so steht Euch dies selbstverständlich frei. Es ist nicht an mir, dahingehend das eine oder das andere zu befehlen. Dom Rondrigos muss sich dahingehend vor Eurem Hohen Vater verantworten.“
Damit gab er ihr das Banner zurück. Vielleicht wollte er sich nicht mit fremden Federn schmücken, vielleicht ging er auch einfach nur davon aus, dass es bei ihr sicherer zurück nach Ragath gelangen würde. „Gebt es Dom Rondrigo. Ich habe ihm auf dem Anmarsch genug Kopfzerbrechen bereitet, das wissen die Götter“, gestand er schmunzelnd, wenn auch natürlich ohne Reue. „Er hat es verdient, es zurück nach Ragath zu bringen.“
Autor: Romina Alba
"Niemand hat es verdient, es nach Ragath zu bringen und Ihr wisst genau, dass ich nicht hierbleiben kann, ohne noch mehr Schuld auf mich zu laden." Romina nahm das Banner zurück. "Ich hätte wissen müssen, dass Ihr so verstockt und eigensinnig seid, wie Vater Euch immer sah. Natürlich wissen wir nie, ob wir das Richtige tun, doch wir können erwägen, welche Variante die Bessere ist, und in Eurem Falle ist das bestimmt nicht das Aufhalten von Domna Rifada. Sie wird sich nicht aufhalten lassen. Nur wenn sie kein Ziel mehr hat, wird sie sich wieder dem eigentlichen Feind zuwenden."
Sie funkelte Hernán wütend an, drängte die Wut aber zurück und wurde ruhig. Ihre Augen wurden kühl, und sie trat einen Schritt zurück. "Ich danke Euch, dass Ihr mich angehört habt, Baron", ein leichtes Zittern in ihrer Stimme verriet ihre Enttäuschung, "ich wünsche Euch Rondras Segen, Ihr könnt ihn brauchen. Das Heer wird noch gut einen Mond auf sich warten lassen, denn unser Kaiser muss erst eine Ungläubige heiraten und kann sich dann um die Rechtgläubigen kümmern!" Sie wandte sich um und ließ ihn stehen.
Nach einigen Schritten drehte sie sich wieder um, die Wut hatte doch Oberhand gewonnen. "Ich werde den schwarzen Rabendorn mit der Gauklerblume kreuzen lassen und nach Euch benennen, damit die Nachwelt weiß, für welchen nichtigen Grund der schwarze Junker letztendlich gestorben ist. Es ist lächerlich, mit dreißig Mann ganz Selaque beschützen zu wollen." Sie drehte sich wieder um und ging.
Autor: Der Sinnreiche Junker
Zunächst hatte der Condottiere mit einem überraschten Blinzeln auf den Ausbruch Romina von Ehrenstein-Streitzigs reagiert, dann hoben sich mehr und mehr seine Augenbrauen. Einmal, zweimal versuchte er eine Replik anzubringen, sich zu rechtfertigen, doch ließ ihn die junge Grafentochter gar nicht zu Wort kommen. Schließlich wandte sie sich ab, und ließ ihn stehen, sodass Hernán von Aranjuez nicht viel mehr blieb, als sich pflichtschuldig zu verneigen, und ein „Ganz wie Euer Hochgeboren meinen.“ zu murmeln.
Die Verneigung war dann auch vonnöten, und fiel daher wohl auch etwas länger aus als sonst, konnte er sich ein schiefes Grinsen doch nicht verkneifen. Mimulus aranjuez…alis, das klang doch amüsant. Freilich schien er nicht der Einzige, dem die Schlagfertigkeit der Comtessa die Mundwinkel nach oben gezogen hatte, standen doch einige Schritt weiter einige Mercenarios, die wohl den einen oder anderen Gesprächsfetzen mitbekommen hatten. „Was gibt’s da zu Grinsen, eh?“, fuhr er sie entsprechend an, das eigene Grinsen wie weg gewischt. „Gewiss habt ihr Taugenichtse irgendeine Arbeit zu tun, oder soll ich euch welche suchen?“
Richeza und Romina
Autor: von Scheffelstein
Wo steckte der Streitzig nur? Richeza verließ das Lagerhaus und verfolgte verwundert den letzten Schlagabtausch der Comtessa und des Barons. Sie trat näher – im ersten Moment versucht, Dom Hernán nach dem Verbleib Dom Gendahars zu fragen. Doch wie sollte er mehr wissen als sie selbst, waren sie doch gemeinsam ins Dorf zurückgekehrt. Ihren zweiten Impuls, die Domnatella nach ihrem Oheim zu fragen, unterdrückte sie und sprach sie – nach einem kurzen Zögern – direkt an.
"Domnatella!" Richeza sah sich um. Dom Hernán schimpfte mit seinen Untergebenen, die Harmamund stand gut sichtbar in gehöriger Entfernung bei den Gräflichen und redete mit Dom Rondrigo.
Richeza betrachtete das wütende Gesicht der Comtessa einen Moment lang und gab sich einen Ruck. "Domnatella Romina, wenn Ihr mir ein kurzes Wort gestattet?" Die junge Frau nickte knapp. Richeza fragte sich, was sie so verärgert hatte. "Dom Hernán berichtete, Ihr würdet zusammen mit Eurem Oheim und den Soldaten Eures Vaters nach Ragath zurückkehren. Der einfachste und sicherste Weg für eine solch große Gruppe – sofern es einen sicheren Weg gibt – ist wohl der über Albacim nach Schrotenstein. Wie Ihr Euch in Anbetracht der Umstände gewiss vorstellen könnt, werde ich Euch nicht dorthin begleiten können." Sie zögerte und fragte sich, ob sie nicht in mehrerlei Hinsicht einen Fehler beging. "Mein Vetter, Praiodor", sagte sie dann, "er ist hier nicht sicher. Er ist ein unschuldiger Knabe, der mit all dem Streit hier nichts zu tun hat. Er ist ...", sie überlegte kurz, "der Großneffe Eures Großvaters und somit Eures Onkels Neffe und damit auch – entfernt – mit Euch verwandt. Und es scheint", sagte sie und presste kurz die Lippen aufeinander, "als ... würde er Euch derzeit nicht weniger ... vertrauen als mir."
Die Edle holte tief Luft, atmete langsamer wieder aus und biss sich auf die Lippen. Dann sah sie der jungen Frau fest in die Augen. "Domnatella, es war eine harte Zeit für uns in den letzten Wochen, für Euch mehr als für jede sonst und Ihr habt es gewiss nicht leicht gehabt mit ... mit mir. Und Domna Rifada. Dennoch bitte ich Euch: Nehmt den Jungen mit Euch und sorgt dafür, dass er sicher nach Ragath gelangt! Sendet Dom Stordan von Culming Nachricht über das Schicksal seiner Schwester und das seines Neffen. Gebt ihn zurück in die Hände der Therbûniten, damit er Euch nicht zur Last fällt, oder in die meines Großonkels: Dom Federigo von Kornhammer-Scheffelstein, er ist Kammerherr in Ragath, wie Euch gewiss bekannt ist. Und lasst Domna Praiosmin nicht erfahren, wie teuer er mir ist", fügte sie bitter hinzu, "denn die Alte scheint kein Ehrgefühl zu besitzen und jedes Mittel scheint ihr gerade recht, um meiner Familia zu schaden."
Sie seufzte grimmig. "Domnatella, was auch immer in der Vergangenheit gewesen, was auch immer die Zukunft bringt: Nehmt Euch des Jungen an um seinetwillen. Denn wäre Almada das Land, das es sein sollte, würden wir das Blut, das uns in ihm verbindet, höher schätzen als jenes, das uns trennt. Er ist nur ein Kind. Nehmt ihn mit Euch! Bitte!"
Moritatio, Morena und Hernán
Autor: SteveT
Moritatio lugte hinter einer der halb zerstörten Steinbrecherhütten am zentralen Dorfplatz von Grezzano hervor. Worauf wartete sie nur? Diese dumme, pflichtvergessene Göre, der ein Versprechen offenbar nicht viel mehr als eine nichtssagende Floskel bedeutete. Konnte man so töricht sein und ein gerade noch angekündigtes Vorhaben während der vielleicht siebzig oder achtzig Schritt Fußweg zurück zum Dorfplatz wieder vergessen? Weit und breit war von der kleinen Waldwachterin nichts zu sehen!
Sie war erst mit der Comtessa statt der Harmamund in einem Zelt verschwunden - dann mit einem Krug wieder herausgekommen und dann kurz danach - mit dem offenbar von ihr gefüllten Krug - wieder in das Zelt hineingegangen. Die Harmamund, die sie eigentlich hätte fortlocken sollen, plauderte derweil völlig unbehelligt mit dem alten Castellan des Tobriers, gegen den seine Mutter so einen großen Groll hegte.
Zu Moritatios Glück stand sie mit diesem und ein paar anderen Lakaien des falschen Grafens aber doch recht weit die Dorfstraße hinab - zumindest halbwegs in der Richtung also, in die der Unglücksrabe Zaida sie eigentlich hätte locken sollen.
Natürlich hätte er noch den Einbruch der Dunkelheit abwarten können - aber bis dahin hätte ihn die Harmamund vielleicht ihrerseits entdeckt, oder aber einer der Landsknechte Dom Hernáns stellte ihn laut zur Rede, wieso er sich die ganze Zeit hinter den Hütten herumdrückte. Diese kannten ihn zwar teilweise, und es war prinzipiell sein gutes Recht, sich aufzuhalten, wo immer es ihm beliebte - schließlich war das hier immer noch ihr eigener Grund und Boden - aber besser wäre es doch, so schnell wie möglich von hier fort und nach Punin zu gelangen. Er hatte eh schon viel zu viel Zeit verplempert.
Er richtete sich auf und ging schnurstracks, die Hände in den Hosentaschen, quer über die Dorfstraße zu der Hütte hinüber, vor der einige Rösser angebunden waren - vor allem das der Harmamund und ihres bärtigen Begleiters. Er achtete darauf so zu gehen, dass die Harmamund nur seinen Rücken sehen konnte, wenn sie denn in ihrer Unterhaltung überhaupt zu ihm herüberschauen sollte.
Eine Mercenaria, die schon beim Hinterhalt im Castillo seiner Mutter zugegen gewesen war, lief an ihm vorbei und tippte sich zur Begrüßung kurz an den Caldabreser. Moritatio nickte zurück und zog dann, bei den Rössern angekommen, unauffällig seinen Rapierstumpf. Ein schnelles Ritsche-Ratsche, und der Sattelgurt beim Pferd des Begleiters der Harmamund war durchtrennt. Moritatio überlegte kurz, dasselbe bei den zwei anderen Rössern ebenfalls vorzunehmen, die daneben standen. Aber damit würde er nur Dom Hernán schaden, der dies als Allerletzter verdient hatte. Ohne sich nach der Harmamund umzusehen, band er die Zügel von deren Ross, einem herrlichen schwarz-weißen Wallach, los und schwang sich auf dessen Rücken in den Sattel.
"He, he Freundchen! Was wird das, wenn's fertig ist?", kam plötzlich der bärtige Begleiter der Harmamund von der anderen Seite aus herangestürmt. Aus zu Schlitzen verengten Augen sah Moritatio, wie dessen Hand zum Säbelknauf zuckte, sein Gesicht war zornverzerrt.
"Arriiiba!", klatschte der junge da Vanya dem Wallach aufs Hinterteil und ließ ihn direkt auf den Mann zustürmen. Hinter sich hörte er die Harmamund brüllen: "He! Das ist ja mein Pferd! Der Scheißkerl klaut einfach mein Pferd!"
Berengar brachte sich im letzten Moment mit einem Sprung zur Seite in Sicherheit und schlug dabei mit dem Säbel nach dem Pferdedieb. Moritatio aber hatte es kommen sehen und parierte den Schlag klirrend mit den Überresten seines Rapiers. Dann aber war der Weg frei, und mit donnernden Hufen jagte er aus Grezzano hinaus - den steilen Serpentinenpfad in Richtung der Elenentinischen Ebene hinab.
Berengar wollte ihn sofort verfolgen - aber schon beim Versuch des hastigen Aufsteigens kam ihm sein eigener Sattel entgegen. Im selbem Augenblick kam auch seine Soldherrin angespurtet, auch sie mit dem Rapier in der Hand. "Nimm einen anderen Gaul, du Vollidiot! Den Galgenstrick kriegen wir! Ich will verflucht sein, ich glaube das war der Sohn der da Vanya! Aus dem machen wir Hackfleisch!"
Teils unter Anfeuerungsrufen, teils unter Gelächter oder Empörungsrufen, schnitt sie die Zügel der zwei anderen angeleinten Rösser los, die wohl dem Söldnerhauptmann oder den Gräflichen gehören mussten und schwang sich in den Sattel eines der Pferde.
"Los, los - ihm nach!"
Autor: Der Sinnreiche Junker
Obgleich überall um ihn herum Bewegung war, war dem Condottiere nicht entgangen, wie der Mietling Domna Morenas in seinem Augenwinkel losgestürmt war. Mit einer Drehung des Kopfes verfolgte er dessen Weg, bis sein Blick bei Moritatio ankam, der sich gerade auf das Ross der Harmamund geschwungen hatte. Das roch nach Ärger. Und nicht nur das…
„Anzures?“
Nichts geschah. Normalerweise musste der Baron und Junker seinen Waffenmeister nur auf eine Situation aufmerksam machen, und dieser wusste zumeist, was sein Herr von ihm erwartete. Ob er nun Befehl geben wollte, dem jungen da Vanya einen Bolzen hinterher zu jagen, musste vorerst ungeklärt bleiben, da Anzures Ballan nicht hier war. Einen Moment schien des Hernán von Aranjuez entfallen zu sein, sodass er den gewohnten Befehl gegeben hatte. Viel Zeit blieb für diese schmerzliche Erkenntnis freilich nicht, da sich nun auch Domna Morena und ihr Begleiter an Rössern zu schaffen machten.
„Halt!“, schallte es über den Platz, derweil der Condottiere einigen seiner Mercenarios winkte. Den Weg würden sie zwar nicht mehr versperren können, doch hatten zumindest die zur Wache eingeteilten Söldner teilweise Bogen und Armbrust in Händen.
„Domna Morena…“, war ihr entfernter Verwandter einige Schritte auf die Harmamund zugegangen – und doch noch weit von ihr entfernt, sodass er noch immer rufen musste „…lasst den Jungen ziehen, das ist ein Befehl!“
Autor: Ancuiras
"Den Kerl lass ich ziehen - wenn er noch laufen kann, wenn ich mit ihm fertig bin. Aber mein Ross bleibt hier!", rief sie dem Baron von Dubios über die Schulter zu, bevor sie dem Pferd die Sporen gab und sich an die Verfolgung machte.
Berengar hingegen blieb, wo er war und warf fluchend seinen Sattel zu Boden.
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