Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 14: Unterschied zwischen den Versionen
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Sein Blick schweifte über die Anwesenden, und blieb kurz an der Scheffelsteinerin hängen, die gerade in Richtung Dorfrand verschwunden war. Dann aber nickte er in Richtung Golshans: „Gedenkt Ihr die Ferkina mit zu nehmen? Offen gestanden kann ich sie hier nicht brauchen…“ | Sein Blick schweifte über die Anwesenden, und blieb kurz an der Scheffelsteinerin hängen, die gerade in Richtung Dorfrand verschwunden war. Dann aber nickte er in Richtung Golshans: „Gedenkt Ihr die Ferkina mit zu nehmen? Offen gestanden kann ich sie hier nicht brauchen…“ | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina wischte ungeduldig mit der Hand durch die Luft. | |||
"Es macht mir nichts aus, auf dem Boden oder einem Strohsack zu schlafen. Ich habe das in meiner Knappschaft unzählige Male getan, also macht euch um meine Bequemlichkeit keine Sorgen." Dachte der Mann, sie wäre eine ihrer verzärtelten Schwestern? | |||
"Wieso wird Dom Rondrigo mich nach Selaque bringen?" Sie schaute kurz in die Richtung, in der der Castellan vorher noch stand, konzentrierte sich aber gleich wieder auf Dom Hernan. "Was genau geht hier vor? Ihr wollt doch nicht hierbleiben und mit den paar Bewaffneten gegen die Ferkinas ziehen? So wie ich den Castellan kenne, wird er zu meinem Schutz alle Gräflichen mitnehmen. Ich kenne euren Ruf, daher weiß ich, daß ihr in Kriegsdingen erfahren seid, doch dort draussen sind soviel Ferkinas wie noch nie unterwegs. Die kennen und nutzen die Unwegsamkeit der Berge, wie sie es vorher nie taten. Es wird ein Heer brauchen, um denen Herr zu werden. Was wollt ihr ausrichten." Sie hatte sich in Rage geredet. Gendahar warf ihr von der Seite einen überraschten Blick zu. So kannte er sie nicht. Sonst war sie immer zurückhaltend, hörte zu und lies sich gut führen. Das war die Streitzig in ihr. Er musste grinsen und betrachtete interessiert den Condottiere. | |||
Doch Romina hatte noch ein weiteres Ziel im Auge. Ihr Blick wanderte flammend zu Domna Morena. | |||
"Mit allem Respekt vor euch und eurer Familia, Domna von Harmamund, muss ich euch sagen, daß ich es UNVERSTÄNDLICHST finde, daß ihr das verantwortungslose Verhalten der Praiosmin von Elenta unterstützt. Wir könnt IHR, als Nichte des Marschalls von Almada, nicht sehen, daß diese unselige Fehde die Lage noch viel schlimmer macht? Abgesehen davon, daß ihr keine Ahnung habt, mit wem sich diese, von Praios verlassenen Frau alles angelegt hat. " | |||
Das brauchte sie gedanklich zu Dom Hernan zurück. "Was euch und eure Truppen betrifft, Dom Hernan, ich möchte, daß ihr mich und meine Begleiter und dazu zählt auch meine neue wilde Freundin, mindestens nach Castillo Albacim bringt. Noch lieber wäre es mir, wenn ihr uns bis Ragath begleitet. Und was Golshan betrifft, solltet ihr euren Männer sagen, daß alle hier ihr viel verdanken, denn wäre sie nicht gewesen, hättet ihr mich mitten aus einem Ferkinalager aus dem Zelt des Schamanen herausholen dürfen und höchstwahrscheinlich unter... ," sie brach ab, ihre Lider flatterten, als die Erinnerung sie überkam. Sie riss sich zusammen, hatte aber deutlich den Faden verloren. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Ancuiras|Ancuiras]] | |||
"... unter noch schwierigen Umständen aus den Bergen heraus holen müssen", griff ihr Onkel den Faden auf und legte Romina seinen Arm um die Schulter. "Seid also noch einmal des Danks der Ehrenstein und Streitzigs versichert." Bisher hatte er sich erstaunt und erheitert zurück gelehnt angesichts des kleinen Wutausbruchs seiner Nichte, der ihm nicht ungelegen kam, da ihm Morena von Harmamund den Großteil des Frühstücks mit ihren Erzählungen und Fragen in Beschlag genommen hatte. Rominas Worte der streitlustigen Domna gegenüber hatten ihm selbst ein ums andere Mal auf der Zunge gelegen, nur die Cortezia hatte ihn daran gehindert, sie gegenüber Morena auszusprechen. Nun aber endlich wandte auch er sich an sie. "Man hat vermutlich vergessen Euch zu unterrichten, dass Praiosmin im Castilo da Vanya auch uns festnehmen lassen wollte, die wir mit den Streitereien in dieser Vogtei nicht das Geringste zu tun haben? Die Taten und Motive der Vogtin erscheinen in der Tat äußerst fragwürdig!" | |||
Scheinbar Erschrocken fuhr Domna Morena in die Höhe. "Gütige Travia, was sagt Ihr da? Nein, in der Tat, davon hatte ich keine Kenntnis!" Sie blickte bestürzt von einem zum anderen. "Sie berichtete nur von den Umsturzplänen der Junkerin da Vanya, die ihre Leute auf die Losung eingeschworen habe: Nieder mit Praiosmin!" Sie schüttelte den Kopf. "Aber dass Ihr Zorn auch vor Unbeteiligten keinen Halt machte, habe ich nicht geahnt... obwohl, wenn ich es mir recht überlege, kam sie mir stets sehr unbeherrscht und geradezu maßlos in ihrem Eifer vor. Darum bin ich mit der Botschaft meines Onkels auch nicht zu ihr gegangen, sondern habe ihre Burg heimlich verlassen und bin schnurstracks zu Seine Hochgeboren de Aranjuez geritten!" Sie führte eine knappe Verbeugung vor dem Erwähnten aus. "Dies alles heißt allerdings nicht, dass Domna Praiosmins Anschuldigungen gegenüber die Vanyadalerin haltlos sind, da diese sicherlich auch nicht die Ausgeburt eine treuen Vasallen ist! Nun, die Vorwürfe werden zu klären sein, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, aber bis dahin sollten die Fehden und Streitigkeiten zwischen Almadanern beigelegt werden. Dies hat mein Onkel ja zum Glück klargestellt, so dass den beiden die Streitlust hoffentlich alsbald vergeht. Domna Romina, in diesem Punkt seht Ihr mich also völlig an Eurer Seite!" | |||
Version vom 14. März 2012, 14:06 Uhr
In der Baronie Selaque, 2. Rondra 1033 BF
In Grezzano
2. Rondra, morgens
Autor: von Scheffelstein
Stumm betrachtete Richeza Morena Solivai von Harmamund, die Tochter der Soberana des verfeindeten Hauses und Nichte des Marschalls von Almada. Noch schien die Frau nicht zu ahnen, dass mit Moritatio und ihr gleich zwei Mitglieder der befehdeten Familia in Grezzano waren. Sie schien sie ob ihrer einfachen Kleidung für Söldner aus Dom Hernáns Gefolge zu halten, und bislang hatte Richeza sich nicht die Mühe gemacht, Domna Morena eines Besseren zu belehren. Im Gegenteil: Solange die Harmamund nicht wusste, dass der Feind mithörte, sprach sie ganz siegesgewiss davon, dass Domna Praiosmin von Elenta ihrer Familia das Castillo da Vanya vermacht habe und sie es in Kürze in Besitz nehmen werde.
'Das werden wir noch sehen!', dachte Richeza und sah sich nach Dom Hernán um, der etwas abseits mit einigen seiner Söldner sprach. Letztlich, das schien er ebenfalls zu spüren, würde er das Zünglein an der Waage sein. Wie würde er sich entscheiden? Für die Elenta und die Harmamunds? Oder die da Vanyas? Ob sie ihn geradeheraus fragen sollte? Aber was sollte er darauf schon antworten?
Richeza kratzte den Rest mit Honig gesüßten Haferbrei aus ihrer Schale und bemerkte, wie einer der jungen Gefolgsmänner ihrer Tante, Landolo hieß er wohl, seinen Kumpan Zicardo in die Seite stieß. Der dritte im Bunde, Gilano, wies mit dem Daumen die Straße zum Steinbruch hinauf, und auch einige der Söldner drehten die Köpfe dorthin. Richeza folgte ihrem Blick - und der Kiefer klappte ihr herunter:
Der Junge, der sich dem Dorf näherte, war niemand anderes als ihr Vetter Praiodor. Der Knabe war barfuß und unter seiner zerschlissenen Hose schaute der Verband hervor. Sein Wams, das sah man nun deutlich, war ihm an den Armen bereits zu kurz, und sein langes Haar stand ihm verfilzt vom Kopf ab. Doch er ging, auf seinen eigenen Beinen; sicher und ohne zu zögern kam er näher. Niemand hielt ihn auf. Erst als er den Dorfplatz erreichte, wurde er langsamer, blieb schließlich stehen, blickte in die fremden Gesichter, die ihn teils anstarrten oder sich gleichgültig abwandten. "Wo ist meine Mama?"
Richeza stand langsam auf, konnte noch immer nicht glauben, was sie da sah. Praiodor, auf seinen eigenen Füßen! Er war mager, die Wangen eingefallen und doch lag eine ungekannte Röte auf seinen Lippen, der Stirn, den Wangen. Er sah so lebendig aus, wie sie ihn schon lange nicht mehr gesehen hatte.
"Praiodor!", rief sie erfreut. "Praiodor, wie geht es dir?" Sie lief auf ihn zu. Der Söldnerbaron, die Harmamund, die Gräflichen, alle waren sie vergessen. Sie kniete vor ihm nieder. - Er wich vor ihr zurück. "Wo ist meine Mama?"
"Sie ist ..." Sie schluckte. Es ging ihm besser, eindeutig - wie sollte sie ihm da die schlimme Nachricht überbringen. "Praiodor, deine Mutter ist ... Sie war sehr krank, weißt du? Aber sie hat alles getan, damit es dir wieder besser geht ..." Er runzelte die Stirn. "Sie ..." Richeza holte tief Luft. "Sie ist ... gestorben, damit du leben kannst. Sie ist jetzt ..."
Er starrte sie an, machte einen Schritt zurück, blickte an ihr vorbei zu den Söldnern und Soldaten. "Habt Ihr meine Mama umgebracht?"
"Was? Ich? Praiodor, warum sollte ich? Nein, ich ..."
"Ihr lügt!" Er begann zu weinen, lautlos, versuchte sichtlich, gegen die Tränen anzukämpfen, wischte sie fort. Sie erhob sich, streckte die Hand nach ihm aus, um ihn zu trösten, aber er stolperte rückwärts aus ihrer Reichweite. "Warum habt Ihr das gemacht? Was habt Ihr mit mir vor? Ich will nach Hause!"
"Praiodor", sagte sie leise, "wie kannst du so etwas glauben? Nach all dem, was ich für sie und für dich getan habe?"
Einen Augenblick lang schien Praiodor verunsichert. "Meine Mama kann Euch nicht leiden!" Richeza starrte ihn an. "Sie sagt, Ihr seid das schwarze Schaf der Familie!"
"Was? Was ... redest du da?" Sie fühlte sich, als hätte er sie geschlagen. Es stimmte, Fenia hatte einmal so von ihr gedacht, vor langer Zeit, als Ramiro noch gelebt hatte, lange bevor der Junge krank und Fenia schwermütig geworden war, bevor sie am Grab ihres Onkels geschworen hatte, um Praiodors Leben zu kämpfen, weil seine Mutter es nicht vermochte.
"Ich will nach Hause!", sagte Praiodor. "Wer sind die alle?" Er wischte sich über das Gesicht. "Mein Vater ist ein Held und meine Mama ist Baronin. Ihr könnt mich nicht einfach entführen!"
"Praiodor", sagte Richeza, mit einem Anflug von Verzweiflung, "dein Vater ... ist ... auch tot", fügte sie tonlos hinzu.
"Ich weiß!" Er sah sie an. "Er ist für das Reich gefallen!" Es klang stolz. Er sah wieder zu den Soldaten, neugierig jetzt, mit den leuchtenden Augen eines Jungen, für den Krieg noch ein Spiel war oder eine Heldengeschichte. "Ist der echt?", fragte er Servando Cronbiegler, der neben Dom Gendahar und Domnatella Romina auf einem gefällten und halbierten Baumstamm saß, und deutete auf einen violetten Edelstein am Knauf des Langschwerts, das der junge Caballero mit einem Schleifstein bearbeitete.
Richezas Blick wanderte über den Knaben hinweg zu dem Mann, der soeben auf den Dorfplatz trat: Tsacharias Krähenfreund. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen.
Autor: Romina Alba
Die Comtessa hatte gut und lange geschlafen. Jetzt saß sie neben ihrem Onkel und Dom Servando auf einem Baumstumpf und frühstückte. Inzwischen waren fast alle hier im Lager bei ihr gewesen und hatten ihre Freude darüber zum Ausdruck gebracht, dass sie unversehrt aus den Bergen zurück sei. Einigen Söldner schien es herzlich egal und auch Dom Hernán hatte sich ihr noch nicht genähert, sie beobachtete ihn und fragte sich, was wohl in ihm vorging.
Der Castellan hatte ihr erzählt, dass der Baron unter anderem wegen ihr hier wäre, stockte aber dann und wollte nicht damit rausrücken, was er mit "unter anderem" meinte. Sie hasste es, wenn man sie nicht aufklärte, doch sie beließ es dabei und beschloss, den Baron bei Gelegenheit selbst zu fragen.
Domna von Harmamund hatte auch einige oberflächliche Worte mit ihr gewechselt, jetzt saß sie da und sang ein Loblied auf die unmögliche Praiosmin, die hier mitten in einem Ferkinasturm eine Fehde vom Zaun brach. Keiner hier machte die Frau darauf aufmerksam, dass zwei Mitglieder der verfeindeten Familia da Vanya nah neben ihr am Feuer saßen und mithörten. Romina sah zu Richeza. Deren Disziplin war bewundernswert. Es gab bestimmt Gründe, eine Fehde gegen Rifada da Vanya vom Zaun zu brechen, warum nur störte es sie selbst so sehr, dass diese Harmamund so eine große Klappe hatte.
Plötzlich wurden die beiden Männer neben ihr still und schauten staunend auf den Knaben Praiodor, der auf seinen eigenen Füßen mitten auf dem Platz stand. Richeza kam sofort zu ihm und sprach mit ihm, der Knabe fragte nach seiner Mutter und schien der Scheffelsteinerin gegenüber eher scheu und unfreundlich. Ja, er wich sogar vor ihr zurück, kam stattdessen zu ihrer Gruppe und fragte nach einem Edelstein am Knauf des Schwertes von Dom Servando. Dieser bestätigte lächelnd die Echtheit des Amethysts. Der Knabe berührte den Stein und lachte begeistert, es war unglaublich, hatte er nicht eben erst vom Tod der Mutter erfahren? Vielleicht war sein Geist getrübt.
"Praiodor", versuchte sie die Aufmerksamkeit des Knaben zu erlangen. "Praiodor, du warst lange krank, und deine Base", sie deutete auf Richeza, "hat dich gesucht und unter Lebensgefahr aus den Ferkinabergen gebracht. Es ist nicht recht, dass du so mit ihr sprichst. Du musst erst zuhören, was passiert ist, hörst du? Es ist nicht recht, einfach so ein Urteil zu sprechen, weil man etwas gehört hat." Sie sah den Jungen streng an. "Gerade, weil deine Mutter Baronin und dein Vater ein Held war, gerade deswegen musst du dich benehmen und die Cortezia ehren, junger Mann."
Autor: von Scheffelstein
Praiodor wandte den Blick von dem Schwert ab und der Comtessa zu. Sein Lächeln schwand, verunsichert sah er von Romina zu Richeza und wieder zurück, schaute zu Gendahar auf, zu Servando Cronbiegler, der stolz irgendetwas Belangloses über das Schwert erzählte und wieder zur Comtessa.
"Meine Mama mag sie nicht", sagte er leise und blickte zu Boden, spielte mit den Zehen im rötlichen Staub, sah wieder zu Romina auf, unsicher. "Warum ist sie tot? Warum sind die Soldaten hier?" Er schaute zu den Bergen hinauf, deren Gipfel von der noch jungen Morgensonne erleuchtet wurden. "Ich kenne die Berge nicht", sagte er. "Warum habt ihr mich hierher gebracht?" Er warf einen sehnsüchtigen Blick auf den Topf mit Haferbrei und senkte den Blick dann auf seine Füße. Seine Lippen zuckten leicht, als suche er nach Worten, dann suchten seine Augen erneut die der Comtessa, sein Gesicht eine einzige unausgesprochene Frage.
Autor: Romina Alba
Romina seufzte, schaute kurz zu Richeza, öffnete dann einladend die Hände und sah dem Knaben ernst in die Augen.
"Willst du tapfer sein, kleiner Praiodor?" Sie wartete, bis er zögerlich nickte. "Nicht wir, sondern deine Mutter hat dich hierher in diese Berge gebracht. Sie tat es, weil hier der Heiler wohnt, der dich jetzt geheilt hat. Sie hat alles gegeben, damit du gesund wirst. Sie hat dich wohl sehr geliebt. Doch auch deine Base liebt dich sehr. Sie ist manchmal etwas ruppig zu Erwachsenen, vielleicht mochte deine Mutter sie deswegen nicht. Aber mit dir war sie immer sehr lieb und sanft, als du krank warst, ich habe es selbst gesehen. Sie hat dich den ganzen Weg hierher getragen." Sie sah wieder zu Richeza, kurz unsicher. "Die Soldaten sind hier, um uns sicher zurückzugeleiten, ich war auch in den Bergen verloren gegangen, so wie du." Sie lächelte warm. "Aber du hast bestimmt Hunger, Domnito."
Sie schaute zu Servando, der nickte, aufstand und sich anschickte, eine Schüssel mit Haferbrei zu füllen. Romina schaute ihm verwundert nach, sie hatte bisher nicht bemerkt, wie aufmerksam er sein konnte, kein Wunder, dass Rahjada ihn um sich duldete. Obwohl sie ihn genauso hinhielt, wie alle anderen. Sie schnaufte. Männer.
Autor: SteveT
Alle Glieder taten ihm weg, als sich Moritatio am nächsten Morgen wie zerschlagen von seinem steinigen Lager zwischen den zwei Steinbrecherhütten erhob. Sicher, er hätte im Schutze der Dunkelheit in eine der beiden Hütten schleichen können - aber darin hatten - dem Schnarchen und auch anderen Körpergeräuschen nach - mindestens vier oder fünf Söldner genächtigt. Vielleicht waren es sogar Waffenknechte des falschen Grafen gewesen - so oder so hatte er keine Lust gehabt, des Nachts dumme Fragen zu beantworten, warum er sich hier herumdrückte und nicht bei seinen anderen Gefährten schlief. Seinen Gefährten ...?
Im Grunde war er nur noch wegen Richeza hier, und die hatte ihm mehr als deutlich zu verstehen gegeben, dass es für ihn keinen Platz in ihrem Leben gab. Nach der tiefen Leere, die er gestern Abend direkt nach dieser Eröffnung verspürt hatte, war er heute nur noch traurig. Was blieb ihm jetzt noch? Gewiss, Punin war eine wunderschöne Stadt - aber ihn erwartete dort nur großer Ärger und danach wochenlanger Drill und Schikane. Mit etwas Hoffnung im Herzen, hätte er das alles schon durchgestanden - aber jetzt dachte er ernsthaft daran, ganz woanders hin zu reisen. Irgendwohin weit fort, wo ihn kein Mensch kannte ...
Sein Magen machte sich knurrend bemerkbar - ihm fiel erst jetzt auf, dass er seit gestern Nachmittag nichts mehr gegessen hatte. Er spähte um die Ecke und blickte die Dorfstraße hinab. War das nicht eben der magere kleine Praiodor gewesen, der auf seinen eigenen zwei Füßen an ihm vorbeimarschiert war? Unsinn! Schließlich hatte der Junge gestern noch blass wie ein Toter auf der Tragbahre gelegen. Er sah, wie sich Richeza aus dem Grüppchen der anderen löste und vor dem Jungen auf die Knie ging. Es musste tatsächlich Praiodor sein! Zu gerne hätte er sich dieses medicinische Wunder aus der Nähe angesehen - aber die vermaledeite Harmamund hockte in Richezas Rücken, zusammen mit den Leuten, mit denen er bis gestern noch gereist war, und redete auf sie ein, als wären sie die allerbesten Freunde. Es juckte ihn in den Fingern, einfach mir nichts, dir nichts hinüber zu gehen und dem unausstehlichen Weibsbild links und rechts klatschend eine runterzuhauen.
"Eine für dich, eine für die Frau Mama!", würde er ihr dann sagen. Aber es stand zu befürchten, dass sie eine weitaus bessere Fechterin als er selbst war. Er hatte ja noch nicht einmal ein intaktes Rapier ...
Autor: Simanca
Mit lustig schlackernden Hosen stiefelte Zaida heran und linste dann um die Biegung der Steinbrecherhütte. Ha! Hatte sie doch richtig gesehen. Wie ein Schäferhund einem fehlenden Schäfchen nachstellt, so hatte sie sich gleich nach dem hinuntergeschlungenen Frühstück auf die Suche nach ihrem verlorenen Schäf ... also Griesgram gemacht. "Also da steckst du. Und ich hatte mir schon Sorgen gemacht, du hättest dich heute Nacht klammheimlich verdrückt wie ein Zahori, der einem das Lieblingshuhn kurz vor dem Suppentopf gestohlen hat. Na also, ohne dich von uns zu verabschieden!"
Eine Hand in die Hüfte gestemmt, legte Zaida den Kopf schief und musterte Moritatio von unten bis oben. Irgendwie erschien er ihr heute morgen etwas ... niedergeschlagen? Also frisch ans Werk! Der Trick war einfach, so schnell zu reden, dass das Gegenüber nicht einmal die Chance hatte, zu einer Gegenantwort oder sonstiger Gegenwehr anzusetzen. Hatte sie von ihrem Zahorifreund so gelernt, und es hatte ihr bisher gute Dienste getan. Mit kritischem Blick sah sie sich um.
"Du hast doch hoffentlich nicht die ganze Nacht hier geschlafen? Ich mein', im Gebirge war's schon steinig genug, da kann man es sich doch wenigstens jetzt etwas bequemer machen, wobei ich mir unter bequemer natürlich auch etwas anderes vorstelle als das hier!"
Munter drauflosplaudernd wedelte Zaida mit dem viel zu langen Hemdsärmel vor Moritatios Nase herum, der sich schon wieder gelöst hatte und jetzt sicher einen Spann breit über ihre Hand hing.
"Ach verdammt, ich wollte doch höflich sein", brummte sie, mehr zu sich selbst. "Na also: Dom Moritatio, wenn's genehm ist, möchtet Ihr was zum Frühstücken? Ich hab da noch was aufgehoben, weil ich Euch nicht beim Essen gesehen habe."
Ohne auf die Antwort zu warten, beförderte sie aus ihrem viel zu weiten Hemd ein kleines Stoffbündel und öffnete es, ehe sie es ihm entgegen hielt. Hamsternderweise hatte Zaida ein gutes Stück Brot, einen Streifen Dörrfleisch, dazu ein Eckchen Käse und einige Datteln eingepackt. "Aber wenn du zu uns rüber kommst, dann kannst du dich auch bequem hinsetzen. Und süßen Haferschleim gibt es da auch, und ich glaube, ich habe einige Äpfel gesehen. Außerdem scheint es Praiodor besser zu gehen, wie ich grade sehe, sicher hat Tsacharias gute Arbeit geleistet. Ich frage mich nur, wo Raffzahn abgeblieben ist."
Sie versuchte, Moritatio das Frühstück in die Hand zu drücken und sich dann bei ihm einzuhängen, um ihn unschuldig mit sich auf den Dorfplatz zu ziehen.
Autor: von Scheffelstein
Richeza machte einige lange Schritte auf Tsacharias Krähenfreund zu und packte den alten Mann am Kragen, ungeachtet des Umstands, dass er größer war als sie und sie gewiss nicht sehr viel kräftiger als er.
"Was habt Ihr mit ihm gemacht?", zischte sie.
Er legte seine Hände auf die ihren, und sein sanftes Lächeln machte sie wütend. "Es geht ihm besser", sagte er, "so wie Ihr es Euch gewünscht habt."
Richeza ließ ihn los, um seinen Händen zu entkommen. "Er ... er ist ..." Zitternd holte sie Luft. "Er kennt mich nicht mehr!"
Tsacharias schaute zu dem Jungen hinüber, der kurz zu ihnen hersah, als die Comtessa auf ihn einredete. Doch in seinem Blick lagen weder Freude noch Dankbarkeit, er wirkte unsicher, verwirrt. Richeza bemerkte, dass Morena von Harmamund sich zu Caballera Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler hinüber beugte. Offenbar war sie auf die Szene aufmerksam geworden und wollte wissen, was vor sich ging. Zwar zuckte die Caballera mit den Achseln, doch Richeza zweifelte nicht daran, dass die Harmamund schon bald wissen würde, mit wem sie es zu tun hatte.
"Ich habe Tsa gebeten, ihn von aller Last zu befreien, die seinen Leib und seine Seele schwächen", erklärte Tsacharias freundlich. "Es mag sein, dass er sich für eine Weile oder auch länger nicht an das erinnert, was ihn bekümmerte. Auch dies ist ein Schritt zur Heilung, denn nur, wo der Weg frei ist von alten Lasten, kann er unbeschwert voranschreiten."
"Wollt Ihr damit sagen, ich sei ihm eine Last gewesen?"
Tsacharias Krähenfreund ließ sich Zeit mit einer Antwort. "Vielleicht ist das, was Ihr für ihn wart, so untrennbar mit seinem Schmerz verbunden, dass er Zeit braucht, es ohne Furcht und Kummer anzusehen."
Richeza blickte zu Praiodor. "Ich bin nicht krank", sagte der soeben zu der Comtessa. "Mein Vater hat immer gesagt, dass er stolz ist, einen gesunden Sohn zu haben wie mich."
Das Gespräch der Domnatella und ihres Vetters wurde unterbrochen, als Dom Hernán an die Comtessa herantrat. Doch Praiodor stand weiter etwas verloren neben der jungen Frau und dem Streitzig und machte keine Anstalten, zu Richeza herüberzukommen.
Die Edle ließ den alten Heiler einfach stehen, trat an ihm vorbei zwischen die Häuser. Am Rand des Dorfes blieb sie stehen und sah zu den Bergen auf, dann ging sie langsam, Schritt für Schritt, die Straße hinauf auf den Marmorbruch zu.
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Verzeiht, Euer Hochgeboren …“, räusperte sich plötzlich Hernán von Aranjuez ganz in Domna Rominas Nähe. Eigentlich hätte sie ihn wohl bemerken müssen, klapperte die recht mitgenommen wirkende Rüstung doch bei jedem Schritt, doch hatte der kleine Praiodor scheinbar ihre ganze Aufmerksamkeit beansprucht, und ohnehin war das gesamte Lager von reger Betriebsamkeit erfüllt, sodass eigentlich ständig überall irgendetwas klapperte und schepperte.
In der Rüstung wirkte der Kratzfuß freilich reichlich unelegant, doch waren solcherlei Fragen der Etikette hier oben wohl eher nachrangig. „Verzeiht, dass ich noch keine Gelegenheit hatte, Euch angemessen zu begrüßen, Euer Hochgeboren. Ich bin Hernán von Aranjuez. Als ich gestern endlich Zeit fand, Euch aufzusuchen, sagte man mir, Ihr wäret bereits zu Bett gegangen. Oder womit wir hier oben so an Schlafgelegenheiten dienen können“, lächelte er entschuldigend. Tatsächlich hatte man der Grafentochter eine Hängematte überlassen, was für jemanden, der nicht daran gewöhnt ist, alles andere als bequem war, wenn auch mutmaßlich bequemer als die von den ehemaligen Bewohnern zurück gelassenen, strohgefüllten Säcke mit denen die meisten anderen im Lager Vorlieb nehmen mussten.
Tatsächlich war bereits während dem Essen eine Gruppe Mercenarios aufgebrochen, und kurz bevor sie sich zur Ruhe begeben hatten eine weitere. Wer lange genug wach gewesen war, oder nur einen leichten Schlaf hatte, der hatte bemerkt, dass das Lager die ganze Nacht nicht zur Ruhe gekommen war, sondern mehrfach Gruppen waffenklirrend gekommen und gegangen waren. Offenbar war der Ausflug in den Raschtulswall auch nach der glücklichen Rückkehr der Vermissten noch nicht für alle beendet.
Der Baron und Junker, das wusste Romina Alba, genoss in Ragath und darüber hinaus einen eher zweifelhaften Ruf. Einen Tag nach ihrer Geburt endete vor Punin die Usurpation Answin von Rabenmunds in Almada, und es war ihr Vater gewesen, der ihn dreizehn Jahre später begnadigt hatte, sodass er aus dem Exil auf die heimatlichen Güter in der Mark zurückkehren konnte. Gedankt hatte er es Dom Brandil, indem er während des Jahres des Feuers abermals unter dem Rabenbanner stritt. Nachdem er so auch die letzten fünf Jahre ihres Lebens fernab der Heimat verbracht hatte, hatte sie ihn wohl erst auf der jüngsten Landständeversammlung wahrgenommen, wo mit seinem verspäteten Auftritt nicht nur die Eroberung von Oberfels verkündet worden war, sondern auch sehr zum Verdruss ihres gräflichen Vaters die Erhebung des ungeliebten Junkers zum Baron von Dubios durch den Kaiser – mehr oder weniger über den Kopf des Grafen hinweg.
Autor: Romina Alba
Die Angesprochene erhob sich höflich, strich dem kleinen Praiodor kurz beruhigend übers Haar und wandte sich Hernán zu. "Es gibt nichts zu verzeihen, Baron, ich habe mich gestern recht früh zurückgezogen. Ich war ein wenig erschöpft." Sie strich sich eine Strähne des momentan glanzlosen und störrischen Haars hinter das Ohr. Wer sie kannte, sah deutlich ihren Gewichtsverlust und konnte ermessen, wie sehr sie gerade untertrieb. Nur ihre eisblauen Augen, den Augen ihrer Mutter so ähnlich, strahlten unverändert. "Lasst mich euch danken, Dom Hernán, danke, daß ihr hierher zurück geritten seid, um mich zu suchen, obwohl es bestimmt aussichtslos erschien. Ich werde es euch niemals vergessen." Sie lächelte verlegen und strich die widerspenstige Strähne abermals zurück. "Ich hab übrigens vorzüglich geschlafen, nur dieses Netz, ich glaube es heißt Hängematte, könnt ihr gern zurücknehmen. Lieber schlafe ich auf dem Boden, in dem Dinge bricht man sich ja das Kreuz." Wärenddessen hat Dom Servando den Knaben Praiodor kurzerhand auf den Baumstumpf gesetzt und ihm die Schüssel Haferbrei in die Hand gedrückt. Sofort begann der Kleine mit guten Appetit zu essen. Servando setzte sich neben ihn und sah ihm schmunzelnd zu.
Autor: Der Sinnreiche Junker
„Es war Euer Hoher Vater, der mich Dom Rondrigo zur Seite gestellt hat. Ich hatte Eurem Onkel, Domna Richeza und Dom Moritatio ohnehin versprochen, mit Verstärkung hierher zurück zu kehren.“ Damit beließ er es dann auch mit weiteren Erläuterungen, denn immerhin war fraglich, ob der alte Castellan hinsichtlich der zahlreichen Meinungsverschiedenheiten bis hierhin wirklich das Gefühl hatte, der Condottiere wäre ihm zur Seite gestellt gewesen. Womöglich würde er auch später in Ragath ein ganz anderes Lied singen.
Stattdessen lächelte er sachte über ihre Worte hinsichtlich der Hängematte. „Es ist in der Tat eine gewöhnungsbedürftige Schlafstatt, doch auf Dauer dem Boden vorzuziehen. Einerlei, ich gehe davon aus, dass Dom Rondrigo Euer Hochgeboren zunächst ins nahe Selaque nach Castillo Albacim bringen wird. Dort wird man gewiss mit etwas angemessenerem denn einer Hängematte aufwarten können, und dann sind es über Schrotenstein nur noch zwei, höchstens drei Tagesritte bis nach Ragath.“
Sein Blick schweifte über die Anwesenden, und blieb kurz an der Scheffelsteinerin hängen, die gerade in Richtung Dorfrand verschwunden war. Dann aber nickte er in Richtung Golshans: „Gedenkt Ihr die Ferkina mit zu nehmen? Offen gestanden kann ich sie hier nicht brauchen…“
Autor: Romina Alba
Romina wischte ungeduldig mit der Hand durch die Luft. "Es macht mir nichts aus, auf dem Boden oder einem Strohsack zu schlafen. Ich habe das in meiner Knappschaft unzählige Male getan, also macht euch um meine Bequemlichkeit keine Sorgen." Dachte der Mann, sie wäre eine ihrer verzärtelten Schwestern?
"Wieso wird Dom Rondrigo mich nach Selaque bringen?" Sie schaute kurz in die Richtung, in der der Castellan vorher noch stand, konzentrierte sich aber gleich wieder auf Dom Hernan. "Was genau geht hier vor? Ihr wollt doch nicht hierbleiben und mit den paar Bewaffneten gegen die Ferkinas ziehen? So wie ich den Castellan kenne, wird er zu meinem Schutz alle Gräflichen mitnehmen. Ich kenne euren Ruf, daher weiß ich, daß ihr in Kriegsdingen erfahren seid, doch dort draussen sind soviel Ferkinas wie noch nie unterwegs. Die kennen und nutzen die Unwegsamkeit der Berge, wie sie es vorher nie taten. Es wird ein Heer brauchen, um denen Herr zu werden. Was wollt ihr ausrichten." Sie hatte sich in Rage geredet. Gendahar warf ihr von der Seite einen überraschten Blick zu. So kannte er sie nicht. Sonst war sie immer zurückhaltend, hörte zu und lies sich gut führen. Das war die Streitzig in ihr. Er musste grinsen und betrachtete interessiert den Condottiere.
Doch Romina hatte noch ein weiteres Ziel im Auge. Ihr Blick wanderte flammend zu Domna Morena. "Mit allem Respekt vor euch und eurer Familia, Domna von Harmamund, muss ich euch sagen, daß ich es UNVERSTÄNDLICHST finde, daß ihr das verantwortungslose Verhalten der Praiosmin von Elenta unterstützt. Wir könnt IHR, als Nichte des Marschalls von Almada, nicht sehen, daß diese unselige Fehde die Lage noch viel schlimmer macht? Abgesehen davon, daß ihr keine Ahnung habt, mit wem sich diese, von Praios verlassenen Frau alles angelegt hat. " Das brauchte sie gedanklich zu Dom Hernan zurück. "Was euch und eure Truppen betrifft, Dom Hernan, ich möchte, daß ihr mich und meine Begleiter und dazu zählt auch meine neue wilde Freundin, mindestens nach Castillo Albacim bringt. Noch lieber wäre es mir, wenn ihr uns bis Ragath begleitet. Und was Golshan betrifft, solltet ihr euren Männer sagen, daß alle hier ihr viel verdanken, denn wäre sie nicht gewesen, hättet ihr mich mitten aus einem Ferkinalager aus dem Zelt des Schamanen herausholen dürfen und höchstwahrscheinlich unter... ," sie brach ab, ihre Lider flatterten, als die Erinnerung sie überkam. Sie riss sich zusammen, hatte aber deutlich den Faden verloren.
Autor: Ancuiras
"... unter noch schwierigen Umständen aus den Bergen heraus holen müssen", griff ihr Onkel den Faden auf und legte Romina seinen Arm um die Schulter. "Seid also noch einmal des Danks der Ehrenstein und Streitzigs versichert." Bisher hatte er sich erstaunt und erheitert zurück gelehnt angesichts des kleinen Wutausbruchs seiner Nichte, der ihm nicht ungelegen kam, da ihm Morena von Harmamund den Großteil des Frühstücks mit ihren Erzählungen und Fragen in Beschlag genommen hatte. Rominas Worte der streitlustigen Domna gegenüber hatten ihm selbst ein ums andere Mal auf der Zunge gelegen, nur die Cortezia hatte ihn daran gehindert, sie gegenüber Morena auszusprechen. Nun aber endlich wandte auch er sich an sie. "Man hat vermutlich vergessen Euch zu unterrichten, dass Praiosmin im Castilo da Vanya auch uns festnehmen lassen wollte, die wir mit den Streitereien in dieser Vogtei nicht das Geringste zu tun haben? Die Taten und Motive der Vogtin erscheinen in der Tat äußerst fragwürdig!"
Scheinbar Erschrocken fuhr Domna Morena in die Höhe. "Gütige Travia, was sagt Ihr da? Nein, in der Tat, davon hatte ich keine Kenntnis!" Sie blickte bestürzt von einem zum anderen. "Sie berichtete nur von den Umsturzplänen der Junkerin da Vanya, die ihre Leute auf die Losung eingeschworen habe: Nieder mit Praiosmin!" Sie schüttelte den Kopf. "Aber dass Ihr Zorn auch vor Unbeteiligten keinen Halt machte, habe ich nicht geahnt... obwohl, wenn ich es mir recht überlege, kam sie mir stets sehr unbeherrscht und geradezu maßlos in ihrem Eifer vor. Darum bin ich mit der Botschaft meines Onkels auch nicht zu ihr gegangen, sondern habe ihre Burg heimlich verlassen und bin schnurstracks zu Seine Hochgeboren de Aranjuez geritten!" Sie führte eine knappe Verbeugung vor dem Erwähnten aus. "Dies alles heißt allerdings nicht, dass Domna Praiosmins Anschuldigungen gegenüber die Vanyadalerin haltlos sind, da diese sicherlich auch nicht die Ausgeburt eine treuen Vasallen ist! Nun, die Vorwürfe werden zu klären sein, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen ist, aber bis dahin sollten die Fehden und Streitigkeiten zwischen Almadanern beigelegt werden. Dies hat mein Onkel ja zum Glück klargestellt, so dass den beiden die Streitlust hoffentlich alsbald vergeht. Domna Romina, in diesem Punkt seht Ihr mich also völlig an Eurer Seite!"
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