Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 28: Unterschied zwischen den Versionen

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Sie legte sich wieder zurück und befeuchtete die spröden Lippen mit der Zunge. Nein, es sah nicht so aus, als wäre ihr länger Ruhe gegönnt. Sie musste weitermachen, weiterkämpfen, und war es nur, um zu überleben!
Sie legte sich wieder zurück und befeuchtete die spröden Lippen mit der Zunge. Nein, es sah nicht so aus, als wäre ihr länger Ruhe gegönnt. Sie musste weitermachen, weiterkämpfen, und war es nur, um zu überleben!


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
"Wir sind in einer Fellachenhütte in unserem Dorf! Ich musste dem Aranjuezer versprechen, mit Dir hier im Ort zu bleiben - andernfalls hätte er Dich nicht bei mir gelassen und Du wärst noch seine Gefangene!" zischte Moritatio leise zurück. Wegen der Stimme von draußen wollte er schon mit verstellter krächzender Stimme antworten, daß sie selber nichts zu essen hätten, was ja auch nicht weit von der Wahrheit entfernt war, aber dann kam er Richezas Aufforderung nach.
Vielleicht stand draußen ja wirklich jemand in Not, der immerhin in Travias Namen schwor. Aber andererseits traute er den Schergen der Elenterin durchaus auch einen Meineid und alle sonstigen Schandtaten zu.
Er zog mit einer Hand den quietschenden Riegel zurück und nickte Richeza zu, daß diese ihren Dolch unter der Decke bereithalten sollte. Er selbst hob seinen Rapierstumpf, bereit sofort zuzustechen, während er mit der anderen, freien Hand, der Tür einen leichten Schwung gab, so daß sie langsam aufschwang.
Wer immer jetzt eintrat - wenn es ein übler Geselle war, so hatte er nur einen Augenblick, um ihn sofort niederzustechen, andernfalls waren sie verloren.
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Version vom 5. Juli 2012, 09:56 Uhr

In Kaiserlich Selaque, 4. Rondra 1033 BF

in Vanyadâl zu Füßen des Castillo da Vanya


4. Rondra 1033 BF, am frühen Nachmittag

Autor: Vargas

Raúl de Vargas war müde, unfassbar müde. Er wusste nicht mehr, wie viele Tage lang er schon durch diese verfluchten Berge stapfte, seitdem eine krude Mischung aus Glück und Pech dafür gesorgt hatte, dass er als einziger nicht den Leuten in die Hände gefallen war, die Udinias Kate aufgerieben hatten. Er grinste zynisch beim Gedanken daran, dass ihm eine volle Blase das Leben gerettet hatte.

Jetzt aber war er allein, ohne Pferd, ohne Nahrung, und nur mit dem am Leib, was er getragen hatte, als er sich kurz aus der Hütte verabschiedet hatte. Raúl verfluchte den Tag, an dem seine Mutter ihn hierher geschickt hatte. Sein Bruder saß grad sicher auf einem bequemen Stuhl und aß Kuchen, und er lief wie ein abgerissener Streuner durchs Nirgendwo! Aber sie hatte doch Recht mit ihrem Misstrauen, sagte eine mahnende Stimme in ihrem Kopf. Du hast selbst gesehen, dass diese Rifada da Vanya Recht hatte, jedenfalls was die Elenterin betrifft. Er biss sich auf die Lippe und stapfte weiter.

In der Entfernung tauchte eine Hütte auf. Kurz hüpfte Raúls Herz vor Freude, bis es sich daran erinnerte, dass ihm schon die letzten beiden Türen verschlossen geblieben waren. Jeder hier schien Angst zu haben. Raúl dagegen hatte keine, dafür hatte er zu viel Hunger und Durst, die langsam übermächtig zu werden drohten. Wenn die mir nicht aufmachen, bin ich verloren, dachte er. Travia, bitte lass sie diese Tür aufmachen! Langsam näherte er sich und klopfte.


Autor: SteveT

Etwa zur selben Zeit, in der sich die gefrässige Oger-Rotte auf sie zu bewegte, rüttelte Moritatio sacht an Richezas Arm, um sie endlich aus ihrem langen Traumschlaf zu erwecken. Er wagte dies nur, da Tsacharias Krähenfreund kurz aus der Hütte gegangen war, um am Dorfbrunnen einen Eimer mit frischem Wasser zu holen. Auch hier im Dorf Vanyadâl war das dumpfe Dröhnen laut zu vernehmen, das Moritatio noch niemals zuvor gehört hatte und das ihn durchaus mit Sorge erfüllte. Dahinter steckten die Wilden - kein Zweifel! Vermutlich war das ein Signal, um noch weitere Stämme von ihnen zum Krieg gegen das Bosquirtal aufzurufen.

"Richeza, wach auf!", rüttelte er seine schöne Cousine und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Komm zu dir! Du musst zu Kräften kommen! Wenn Mutter oder Gujadanya mit Verstärkung anrücken, müssen wir ihnen von innen das Tor des Castillos öffnen, und alleine schaffe ich es nicht, das zu vollbringen. Bitte, du musst mich in unsere Burg begleiten!"

Immerhin hatte sie nun die Augen geöffnet und blickte ihm halbwegs klaren Blickes in die Augen. Sie schien verstanden zu haben, was er gesagt hatte. "Hörst du das?", frug er sie. "Das sind die Wilden! Sie werden bald wohl mit noch mehr Kriegern hier sein. Bis dahin müssen wir in der Burg sein, wir können nicht länger warten."

Sie wollte antworten, er legte sich aber warnend den Zeigefinger auf die Lippen, denn von draußen vor der Hüttentür waren knirschende und zugleich leise klingelnde Schritte zu hören, die unmöglich von Tsacharias Krähenfreunds Gamaschen herrühren konnten, sondern die sich für ihn eher wie sporenbewehrte Reitstiefel anhörten.

Moritatio zog ein weiteres Mal sein abgebrochenes Rapier und schlich zum von zwei klappbaren Holzläden verschlossenen Fenster. Er lugte durch die schmale Ritze zwischen den Fensterläden und erblickte draußen einen ihm unbekannten jungen Edelmann mit schwarzem Haar und dunklen Augen, der ihre Hütte aufmerksam musterte. Der Bursche trug eine gute Rüstung und zwei Klingen an seinem Gürtel - er musste also auf der Hut sein, vermutlich war das auch einer von Praiosmins Speichelleckern.

Er verdrehte die Augen und stieß einen lautlosen Fluch aus, als es kurz darauf an die Hüttentür klopfte. Verflucht, diesmal war kein Krähenfreund da, um den Mistkerl abzuwimmeln.


Autor: von Scheffelstein

Richeza blinzelte ins Zwielicht der Hütte. Durch die verschlossenen Fensterläden drang spärliches Tageslicht, auf einer Holzkiste neben dem Bett stand eine fast heruntergebrannte Kerze. Benommen blickte die Edle sich um. Der alte Heiler war nicht zu sehen, dafür Moritatio, der eine Waffe zog – oder das, was davon übrig war.

Richeza setzte sich leise stöhnend auf. Ihr war, als würden sich sämtliche Verletzungen, die sie sich während der Suche nach Praiodor zugezogen hatte, wieder bemerkbar machen. Als hätte sie nun, da sie kein Ziel mehr hatte, für das sie kämpfte, mit einem Schlag alle Kraft verlassen, jeglicher Wille. Befremdet stellte sie fest, dass der Alte ihr, bis auf Brust- und Lendentuch, sämtliche Kleider ausgezogen hatte. Richeza zog sich die Decke um die Schultern und blickte Moritatio an. Wo waren sie hier? Wie war sie hierher gekommen? Und: War Moritatio nicht nach Punin aufgebrochen? Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war, dass sie als Gefangene des Aranjuez ins Vanyadâl geführt worden war. Und dann? Sie wusste nicht, was geschehen war.

Erst als es ein zweites Mal klopfte, wurde Richeza bewusst, dass Moritatio die Situation offenbar als Bedrohung auffasste. Richeza angelte ihren Stiefel, der neben dem Bett lag und zog ihren Dolch unter die Decke, dann legte sie sich zurück. Die Wilden würden nicht klopfen, dachte sie, während sie durch halb geschlossene Lider zur Tür blinzelte und sich weit fort wünschte, zurück nach Scheffelstein oder Ragath oder sonstwohin, wo sie schlafen konnte, schlafen, ohne gestört zu werden.


Autor: Vargas

Nichts rührte sich. Jetzt tun sie wieder so, als wären sie nicht da. Er versuchte zu horchen, was von drinnen zu hören war, aber es blieb still. Dann klopfte er nochmal. Keine Reaktion. Und wenn wirklich niemand da ist? Ich will nicht hier im Nirgendwo verhungern!

Mit dem Mut der Verzweiflung klopfte er ein drittes Mal und erhob seine Stimme, die nur krächzend aus seiner trockenen Kehle kam. "So macht doch auf! Ich bin kein Ferkina, kein Feind, nur jemand, der dringend einen Unterschlupf und Wasser braucht. In Travias Namen, lasst mich ein!" Er zögerte kurz, seinen Namen zu sagen, verzichtete dann aber darauf. Wer wusste, ob die Elenterin ihn suchen ließ ...? "Ich schwöre bei den Zwölfen, ich komme in keiner feindseligen Absicht!"

Raúl ließ die Hand sinken. Es hatte nichts gebracht, auch hier machte ihm niemand auf. Seufzend ließ er sich mit dem Rücken gegen die Hauswand fallen und starrte in den Himmel.


Autor: von Scheffelstein

Richeza sah zu ihrem Vetter hinüber und hob fragend die Augenbrauen. "Wer ist das?", flüsterte sie und richtete sich auf die Ellenbogen auf, den Dolch noch immer in der Rechten. "Wo sind wir hier, Moritatio? – Los, mach ihm auf! Aber wenn das eine Falle ist – bei den Göttern, dann stich ihn ab!"

Sie legte sich wieder zurück und befeuchtete die spröden Lippen mit der Zunge. Nein, es sah nicht so aus, als wäre ihr länger Ruhe gegönnt. Sie musste weitermachen, weiterkämpfen, und war es nur, um zu überleben!


Autor: SteveT

"Wir sind in einer Fellachenhütte in unserem Dorf! Ich musste dem Aranjuezer versprechen, mit Dir hier im Ort zu bleiben - andernfalls hätte er Dich nicht bei mir gelassen und Du wärst noch seine Gefangene!" zischte Moritatio leise zurück. Wegen der Stimme von draußen wollte er schon mit verstellter krächzender Stimme antworten, daß sie selber nichts zu essen hätten, was ja auch nicht weit von der Wahrheit entfernt war, aber dann kam er Richezas Aufforderung nach.

Vielleicht stand draußen ja wirklich jemand in Not, der immerhin in Travias Namen schwor. Aber andererseits traute er den Schergen der Elenterin durchaus auch einen Meineid und alle sonstigen Schandtaten zu.

Er zog mit einer Hand den quietschenden Riegel zurück und nickte Richeza zu, daß diese ihren Dolch unter der Decke bereithalten sollte. Er selbst hob seinen Rapierstumpf, bereit sofort zuzustechen, während er mit der anderen, freien Hand, der Tür einen leichten Schwung gab, so daß sie langsam aufschwang.

Wer immer jetzt eintrat - wenn es ein übler Geselle war, so hatte er nur einen Augenblick, um ihn sofort niederzustechen, andernfalls waren sie verloren.



Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 28