Chronik.Ereignis1036 Lindwurmhatz 05: Unterschied zwischen den Versionen

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„Mädchen, das ist Landvogt Melcher Sigismund von Ibenburg aus den Nordmarken“, belehrte einer der Zwerge die Knappin. Mit einem wohlwollenden Kopfnicken stellte er sich selbst vor, „Ich bin Degro Sohn des Dergram, der dort drüben, der gerade die Seile des Fuhrwerks festzurrt, ist mein Bruder Duglim und auf dem Kutschbock hat schon Emmeran, unser Magus, Platz genommen.“ Dann neigte sich der Zwerg ein gutes Stück in Ravenas Richtung und flüsterte ihr zu: „Ihr müsst wissen, den Gelehrten Herren liegt die körperliche Arbeit nicht so und sie setzen sich auch mal hin und lassen andere schuften“. Mit einem breiten Grinsen zwinkerte der Zwerg der Knappin zu.
„Mädchen, das ist Landvogt Melcher Sigismund von Ibenburg aus den Nordmarken“, belehrte einer der Zwerge die Knappin. Mit einem wohlwollenden Kopfnicken stellte er sich selbst vor, „Ich bin Degro Sohn des Dergram, der dort drüben, der gerade die Seile des Fuhrwerks festzurrt, ist mein Bruder Duglim und auf dem Kutschbock hat schon Emmeran, unser Magus, Platz genommen.“ Dann neigte sich der Zwerg ein gutes Stück in Ravenas Richtung und flüsterte ihr zu: „Ihr müsst wissen, den Gelehrten Herren liegt die körperliche Arbeit nicht so und sie setzen sich auch mal hin und lassen andere schuften“. Mit einem breiten Grinsen zwinkerte der Zwerg der Knappin zu.
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Grüßend hob der Baron die Hand. Nuerta Espadín nahm dies zum Zeichen um mit einem Zungenschnalzen ihr Ross in Bewegung zu versetzen und durch das Hoftor hinaustrotten zu lassen. Ohne sich umzublicken, ritt sie durch die Vorburg und über die heruntergelassene Zugbrücke. Dom [[Rahjindan von Lûr|Rahjindan]], der Sagenkundler, tauschte einen verwunderten Blick mit Domna [[Catalin Alcorta|Catalin]]. Wie den anderen blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als der Zahori zu folgen.
Grüßend hob der Baron die Hand. Nuerta Espadín nahm dies zum Zeichen um mit einem Zungenschnalzen ihr Ross in Bewegung zu versetzen und durch das Hoftor hinaustrotten zu lassen. Ohne sich umzublicken, ritt sie durch die Vorburg und über die heruntergelassene Zugbrücke. Dom [[Rahjindan von Lûr|Rahjindan]], der Sagenkundler, tauschte einen verwunderten Blick mit Domna [[Catalin Alcorta|Catalin]]. Wie den anderen blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als der Zahori zu folgen.
So ritt die Gesellschaft zunächst die steile Serpentinenstraße hinab, die vom Hochplateau in die Ortschaft Kellfall mit ihren grauen Bruchsteinhäusern hinunter führte. Diese trug ihren Namen von der jungen, in einem schäumenden Wasserfall von den Felskanten des Hochplateaus herabstürzenden Brigella. Auf der Plaza des Dorfes bogen die Lindwurmjäger gen Rahja ab und überquerten die Brigella auf einer steinernen Brücke. Bald hatten sie Kellfall hinter sich gelassen und ritten auf einem Karrenweg eine gerodete Hügelkette hinan. Die Schäfer, die dort ihre Herden weideten, blickten den ihnen verwundert hinterher. Reisende waren selten im Tosch Mur.
„Hinter diesen Hügeln dürfte das Drachental liegen“, mutmaßte Dom Rahjindan, bekam aber keine Antwort von der Zahori. Daher drehte er sich auf dem Pferd um und fragte in die Runde: „Pardonniert mir meine Neugier, edle Recken. Wenn Ihr Faraldur erlegt haben solltet, wer von Euch wird dann die Belohnung erhalten? Wenn ich Dom León recht verstanden habe, ist der Caballerotitel nicht teilbar.“
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dajin|alcorta]]
Domna Catalin antwortete sogleich. „Das ist eine eigenartige Frage. Ich vermute, die einzige Person, die überleben wird. Es geht hier immerhin um den Kampf gegen einen Drachen, diesen Weg werden wir wohl kaum ohne Opfer gehen können.“
„Euer Pessimismus ist jedoch keine Antwort.“
„Ich kann nur für mich sprechen, aber für mich stellt sich diese Frage nicht. Oder besser gesagt, ich finde sie viel zu unwichtig, um mir jetzt schon Gedanken um so etwas zu machen. Da draußen ist ein Drache. Und wir vermuten zumindest derzeit, dass er die Menschen des Drachentals quält. So etwas gehört einfach aufgehalten, gleich welche Belohnung dafür ausgehandelt wird.“ Sie schaute in die Runde. „Oder macht hier jemand diese ganze Drachenjagd nur wegen der Aussicht auf einen Titel? Ich hoffe doch einmal nicht, denn die falsche Begeisterung für die bevorstehende Queste könnte vielleicht schon dazu führen, dass diese im Zeichen der Gefahr genauer hinterfragt wird. Und ich würde schon gerne wissen, wen ich in meinem Rücken wisse, wenn Faraldur vor uns zetert.“
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'''Autorin:''' Tina
„Zumindest ich nicht, edle Dame.“ Ravena hob entschuldigend die Schultern und warf einen vorsichtigen Blick auf ihren Knappenherrn, nicht ganz sicher, ob es dessen Billigung fand, dass sie so freimütig einfach das Wort ergriffen hatte – obgleich die Dame Catalin fast direkt neben ihr ritt.
„Mein Herr hat beschlossen, wider das Untier zu ziehen, um ihm Einhalt zu gebieten. Meint Ihr wirklich, dass jemand nur aus der Lust auf Ruhm und Ehre sich einem Drachen stellt?“
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'''Autor:''' [[Benutzer:Endor Dorén|doren]]
„Wenn ihn niemand möchte“, grinste Melcher und richtet seinen Oberkörper auf dem Pferderücken auf, „dann werde ich meinen Hut in den Ring um den Titel eines Ritters werfen. Den Titel bekommt, denke ich, wer den Karfunkelstein ergattert?
Mein Oheim pflegte immer zu sagen ''- wahrlich, solange Flüsse zum Meer hinströmen, solange Schatten in Bergen wandern, solange der Nachthimmel funkelnde Sterne weidet, bleibt dir deine Ehre und Ruhm, lebt weiter dein Name.'' Und 'Namen' haben wir von Ibenburg reichlich, nur keinen Drachentöter in unserer Reihen, da werde ich der Erste sein.“
Ein Funkeln lag in den Augen des Gratenfelsers, als er die Worte sprach. „Es mag ja sein, dass dieses Untier für seine nähere Umgebung nicht besonders, sagen wir mal, förderlich ist, aber welcher Tyrann ist das schon? Ich möchte Euch jetzt nicht mit schnöder Staatskunst ermüden. Für mich zählen Ruhm und Ehre mehr als vieles andere.“
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]]
„Das ist wie ein wahrer Recke gesprochen, Euer Hochgeboren!“, rief Dom Rahjindan voll Anerkennung in der Stimme. „Der Wunsch nach Ruhm und Ehre waren noch stets die fürdersten Triebkräfte für Heldentaten!“
Die Zahori hingegen lachte böse und sagte: „Ay, der Wunsch nach Ruhm und Ehre hat noch niemanden davor bewahrt, von Faraldur gefressen zu werden. Erst vor zwei Wochen hab’ ich einen Drachentöter nach Trajalés geführt und seitdem haben wir nix mehr von ihm gehört. Nicht einmal mehr seinen Namen weiß ich. Giramo, Girolandro... So viel zum Weiterleben des Namens, ha!“
„Weib!“, mahnte Dom Rahjindan. „Der edle Recke nannte sich Girolamo der Graue, und ist bereits auf unumkehrbare Weise Teil der [[Leyenda]] um die Hatz auf Faraldur, welche die anwesenden Herrschaften gewiss zu einem göttergefälligen Ende bringen werden und welche durch meine Niederschrift niemals vergessen werden wird, sondern in [[Canzone]]s an allen Höfen besungen und an allen Herdfeuern Almadas voll Ehrfurcht erzählt werden wird!“
Anstatt einer Antwort spuckte die Zahori in hohem Bogen auf die Erde, um dem Sagenkundler zu erzählen, was sie von Girolamo dem Grauen und der hohen Kunst des Legendensammelns hielt.
Dies brachte den Edlen von Lûr noch mehr in Fahrt: „Oh ja! Nur weil Ihr Euch einen Namen nicht merken könnt, heißt das nicht, dass er für immer verloren ist! Wenn Ihr Euch weiterhin so garstig in Anwesenheit von Angehörigen der Nobleza benehmt, so könnt Ihr versichert sein, dass Euer Name in dieser Leyenda gewiss nicht auftauchen wird! Wenn ich es recht bedenke, so mag ich Euch vielleicht eine Randnotiz oder eine Fußnote zugeste– Seht!“ Er unterbrach sich. „Ein Tal!“
Sie hatten eine von knorrigen Eichen und weitausladenden Zedern bedeckte Hügelkuppe erreicht und blickten nun auf ein enges Tal herab, das sich von Firun gen Praios erstreckte und in denen sich die Bäume dicht an dicht drängten. Menschliche Siedlungen waren nicht zu erkennen, und der Karrenweg verschwand unter dem satten Grün. Jenseits des Tales ragten felsige Gipfel empor. Ein kräftiger Talwind blies von Praios und drängte graue Wolken ins firunwärtige Obertal.
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'''Autor:''' [[kos:Benutzer:Geron|Geron]]
[[kos:Halmdahl von Sindelsaum|Halmdahl von Sindelsaum]] fröstelte. Ein plötzlicher Windstoß hatte seinen Mantel gelüftet. Eilig zog er den Stoff wieder enger an sich heran. Ein wenig gedankenverloren saß er auf einer der beiden kleinen Schanzen an der Escarrabrücke, die seine Leibeigenen seinerzeit während der [[Chronik:1033#Streit ums Taubental|Fehde um die Baronskrone]] aufgeworfen hatten. Die Fehde war lang entschieden und Wind und Wetter hatten an der Schanze genagt, aber sie war noch da. So hatte sich Halmdahl auf ihr zur Rast begeben, während er auf die übrigen Drachenjäger wartete. Er war nicht gerade ein großer Held, aber in seiner Zeit hatte er an vielen Schlachten und Feldzügen teilgenommen und nun bot sich ihm die Gelegenheit an einer Drachenjagd teilzunehmen. Vielleicht konnte er seinen Machtbereich ausdehnen? Schließlich grenzte das Drachental an sein eigenes [[Edlengut Waldhaus]]. Eine Drachenjagd, ja, das war der Stoff aus dem Legenden geschnitzt wurden! ‚Oder Boronräder’, ermahnte ihn eine innere Stimme.
Halmdahl schüttelte kurz seinen Kopf. Solche Gedanken konnte er nicht brauchen. Erneut fuhr er mit dem Wetzstein über sein Langschwert. Es war, wie immer, in einem tadellosen Zustand, doch ihm war das Schleifen des Schwertes zur Gewohnheit geworden. Was sollte er hier auch sonst tun?
Das Schnauben seines Packpferdes ließ ihn seinen Kopf heben und tatsächlich konnte er nun über die Hügelgruppe den ersten Reiter erkennen. Ein letztes Mal fuhr Halmdahl mit dem Stein über sein Schwert, verpackte den Stein und steckte das Schwert in die Scheide und erhob sich um zu seinen beiden Pferden herüber zu gehen. Er packte das Packpferd an der Führleine und bestieg sein Reitpferd. Solcherart erwartete er die übrigen Drachenjäger.
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'''Autor:''' [[León de Vivar|vivar]]
Die Zahori führte die Drachenjäger gemächlich und die Kuppe hinab auf die Brücke zu. Als sie Halmdahls gewahr wurde, erstarrten ihre Gesichtszüge. Sie und der Koscher waren beinahe einmal gewaltsam aneinander geraten, vor drei Jahren, als er noch nicht der Edle von Waldwacht, sondern ein einfacher Raubritter in Diensten des Gegenbarons [[Remigius von Alstingen|Remigius]] gewesen war. Und obwohl Halmdahl Dom León die Treue geschworen und nicht unwesentlich dazu beigetragen hatte, dass Dom León seine Vergiftung überlebte und Dom Remigius den Tod in der Schlacht fand, waren Nuerta und er niemals zu Freunden geworden. Halmdahl traute der großmäuligen Zahori nicht über den Weg und Nuerta mochte es nicht mit ihrem zahorischen Ehrgefühl vereinbaren, dass der Raubritter, der den alten Dom [[Falk Fröhling|Falk]] erschlagen hatte, nun mit dessen Tochter vermählt war. Sie an Domna [[Flavia Fröhling|Flavias]] Stelle hätte diese Demütigung niemals ertragen und ihrem Gemahl bereits in der Hochzeitsnacht die Kehle durchgeschnitten.
Als sie die Brücke überquert und bei dem Koscher angekommen waren, warf sie ihm daher nur einen finsteren Blick zu und drehte sich dann zu den übrigen Drachenjägern um, wobei sie sich mit den Händen auf den Sattelknauf stützte. „Bis hier, ans Ufer der Escarra, habe ich Euch geleitet, Doms un’ Domnas. Jetzt werdet Ihr aber meiner Hilfe nicht mehr bedürfen, denn Dom Halmdahl zu Waldhaus hier“ – sie deutete mit dem Daumen auf den Koscher – „kennt den Weg nach Trajalés wie seine Westentasche. Vor drei Jahren hat er sogar einmal dem Faraldur einen Besuch abgestattet, eh! Ist es nicht so, Halmdahl?“
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'''Autor:''' [[kos:Benutzer:Geron|Geron]]
Halmdahl zog absichtlich laut die Nase hoch und spuckte neben sein Pferd auf den Boden. „Nuerta hat Recht. Ich war tatsächlich vor ein paar Jahren in Trajalés. Ein trostloses Kaff übrigens. Den Drachen habe ich seinerzeit nicht gesehen, aber seine Spuren schon. Eine Einöde, aufgewühlt von den Krallen der Bestie habe ich erblickt, ebenso wie das zerstörte Herrenhaus im Dorf selbst. Aber ich berichte da vermutlich nichts neues.  Worüber wir uns aber auf dem Weg Gedanken machen sollten, ist, wie wir das Untier zur Strecke bringen können. Ich selbst habe zwar auf vielen Schlachtfeldern gestanden, aber einen Drachen habe ich bisher noch nicht einmal aus der Ferne gesehen.“





Aktuelle Version vom 26. April 2016, 15:03 Uhr

Baronie Taubental, Mitte Ingerimm 1036 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf Castillo Chellara (morgens)[Quelltext bearbeiten]

Autor: vivar

Als Dom León, ein notorischer Langschläfer mit einem Hang zu einem ausgiebigen Morgenmahl, auf die Galerie trat, welche den Innenhof des Castillos auf allen fünf Seiten umgab, war Maestro Gualdini bereits seit gut zwei Stunden auf den Beinen und eilte zielstrebig zwischen den Drachenjägern, Rössern, Rossknechten, Dienstboten und Proviantsäcken herum, die sich auf dem Pflaster tummelten. Sättel wurden zurechtgerückt, Satteltaschen geöffnet, befüllt, geschlossen und wieder geöffnet, um noch etwas hineinzustopfen, der Sitz der Schwertgurte geprüft, Köcher mit Bolzen befüllt und vieles mehr. Dom León lächelte von seiner erhabenen Position, gewiss ein Dutzend Schritt über den Köpfen der anderen, zufrieden auf die Szenerie herab. Seine Gäste vom gestrigen Abend waren schwer mit ihren Vorbereitungen beschäftigt und schienen in der Tat bereit, das Abenteuer zu wagen.

Zu ihnen war ein junger, großgewachsener Krieger mit schwarzem Haar und einem Schwert zu anderthalb Hand gestoßen, der unter anderem von einem Angroscho begleitet wurde. Der Krieger musste Vogt Melcher von Ibenburg aus Gratenfels sein, der in der Nacht angekommen war und von dem Gualdini ihm berichtet hatte, dass er ganz versessen darauf sei, Faraldur den Garaus zu machen. Dom León, dem derlei rondrianische Ruhmsucht fremd war, wusste nicht, was er davon halten sollte, konnte jedoch, da ihm der Ibenburger vollkommen unbekannt war, zunächst keine anderen Beweggründe erkennen – um das Caballerogut konnte es dem Landvogt einer so wohlhabenden Mark wie Gratenfels kaum gehen.

Er beschloss, sich zur Verabschiedung der Recken in den Hof hinab zu begeben.


Autorin: Tina

Schwer bepackt trat Ravena auf den Hof und machte sich daran, eines der Packpferde und ihr Reitpferd mit allem zu beladen, was auf der Drachenhatz vielleicht benötigt werden würde. Allein der schwere Schimmelwallach ihres Herrn bekam vergleichsweise leichte Satteltaschen.

Erst danach wandte sie sich um, bemerkte den jungen Ritter und begrüßte ihn mit einer höflichen Verbeugung. „Die Zwölfe zum Gruße.“ Ein nachdenklicher Blick traf Wappen und Ausrüstung des Neuankömmlings. Schließlich gewann ihre Neugier jedoch die Oberhand. „Sagt mir, mit wem habe ich das Vergnügen?“ Das Mädchen – oder eher, die junge Frau - hatte ihr schwarzes Haar zu einem langen Zopf gewunden, angetan war sie mit einem Kettenhemd, einem Kurzschwert und einem Wappenrock in den Phexhilfer Farben. Sie wischte ihre Hände an ihren Beinkleidern ab und bedachte Melcher mit einem fragenden Blick.


Autor: von Mesch

„Mädchen, das ist Landvogt Melcher Sigismund von Ibenburg aus den Nordmarken“, belehrte einer der Zwerge die Knappin. Mit einem wohlwollenden Kopfnicken stellte er sich selbst vor, „Ich bin Degro Sohn des Dergram, der dort drüben, der gerade die Seile des Fuhrwerks festzurrt, ist mein Bruder Duglim und auf dem Kutschbock hat schon Emmeran, unser Magus, Platz genommen.“ Dann neigte sich der Zwerg ein gutes Stück in Ravenas Richtung und flüsterte ihr zu: „Ihr müsst wissen, den Gelehrten Herren liegt die körperliche Arbeit nicht so und sie setzen sich auch mal hin und lassen andere schuften“. Mit einem breiten Grinsen zwinkerte der Zwerg der Knappin zu.


Autor: rabenstein

Der Komtur betrat den Hof in seiner weiß-schwarzen Ordensgewandung und mit Kettenzeug gerüstet, bewaffnet mit einem almadanischen Reitersäbel auf der einen und mit dem geweihten Rabenschnabel auf der anderen Seite. Den mattierten Rabenhelm mit den seitlichen Zierflügeln trug er unter dem rechten Arm. Um seine Schultern wehte - nicht ganz der Ordenstracht entsprechend, ein Umhang, der vollständig aus Rabenfedern gefertigt zu sein schien. Isonzo wirkte etwas blass und ausgezehrt und blickte aus tiefschwarzen Augen ernst und grimmig-entschlossen in die Runde, wobei er den Blick auch über den ihm unbekannten Neuankömmling schweifen ließ. Zwar wies das Wappen den Mann als Vogt der Gratenfelser Mark aus, persönlich bekannt war er dem Phexhilfer Baron aber nicht.

„Naja, der wird sich schon äußern, wenn er was mit der Drachenjagd zu tun hat“, dachte der Golgarit bei sich, dann begutachtete er die Packarbeiten seiner Knappin und bedachte sie mit einem wohlwollenden Nicken, als er festgestellt hatte, dass alles an Ort und Stelle für die Abreise war.

„Was für ein hässliches Riesenvieh, dabei sollte man doch meinen, alle Almadanis besäßen edle und feine Rösser. Irgendwie unheimlich, der Kerl. Diese Kiste, die wir heute Morgen auf´s Pferd gehievt haben und die seine Hochgeboren gestern ganz allein abgeladen hat, die war ziemlich schwer. Hat der die etwa über Nacht vollgepackt?“, raunte der Knecht Mateo einem anderen Pferdeknecht leise zu. Schnell trat Isonzo hinzu und lächelte böse. Mateo wurde blass. Das konnte der Golgarit auf diese Entfernung doch unmöglich gehört haben!

„Es kommt dem fähigen Krieger nicht darauf an, ob ein Schlachtross hässlich oder schön ist, Mateo, sondern ob es in der Schlacht standfest ist. Bollwerk hat mich an der Trollpforte und vor Warunk nicht im Stich gelassen und wird das auch angesichts eines Drachen nicht tun. Das allein bestimmt seinen Wert für mich.“

„Gewiss, Herr! Ich wollte Euch nicht beleidigen! Ihr habt wirklich sehr gute Ohren, Euer Hochgeboren...“stammelte der Knecht. „Ganz genau. Merkt Euch das, wenn Ihr demnächst wieder Euren Mund auftut!“, herrschte der Baron den eingeschüchterten Dienstboten an. Dann rief er aus: „Auf nun nach Trajalés, es gilt einen Drachen zur Strecke zu bringen!“, und begab sich zu seinem Streitross.


Autorin: Tina

Wortlos übergab Ravena ihrem Knappenvater die Zügel seines weißen Wallachs, ohne indes das Schmunzeln, dass sich bei Isonzos Worten gegenüber dem Knecht in ihre Mundwinkel gegraben hatte, ganz auszuwischen. Ihre schwarzen Augen funkelten vergnügt, als sie sich in den Sattel schwang. Auf nach Trajalés!


Autor: vivar

Doch wo lag dieser Ort eigentlich? Und hatte der Baron ihnen nicht versprochen, ihnen eine Führerin zur Seite zu stellen, die sie bis dorthin führen würde? Suchend blickte Ravena im belebten Hof um sich und sah den schönen Baron die breite Treppe herabschreiten. Wie bereits am gestrigen Abend war er säuberlich frisiert und trug ein rotes Brokatwams, das ihm auf den Leib geschneidert sein musste, da es Schultern und Taille vorteilhaft hervorhob. Ihn begleitete eine kleine, kraftstrotzende Frau mittleren Alters, die durch ihren Gang, ihre Gewandung und ihre Ausrüstung Ravena alles andere als Vertrauen einflößte. Sie trug einen Reitmantel mit hohem Kragen, ein speckiges Lederwams, ebensolche Beinkleider sowie hohe Stiefel. Ihr Gesicht, umrahmt von ungebändigten schwarzen Locken, lag im Schatten des tief hinab gezogenen Caldabresers und an ihrer Seite baumelten Rapier und Linkhand. Auf den Rücken hatte sie eine leichte Armbrust und einen Köcher geschnallt.

Während León de Vivar freundlich lächelnd von einem zum anderen ging und jedem Lindwurmjäger einzeln mit wohlgesetzten Worten den Beistand Rondras und Phexensglück wünschte, verschwand die Frau wortlos in den Stallungen und kehrte bald darauf auf einem gesattelten Yaquirtaler wieder. Nun konnte Ravena unter dem Hut ihre scharfe, schmale Nase in ihrem dunklen Gesicht erkennen – eine Zahori!

„Verehrte Lindwurmjägerinnen und Lindwurmjäger“, rief Dom León und eilte zurück auf die Treppe, so dass ihn jeder sehen konnte, „ich sehe, Ihr seid gut gerüstet und entschlossen, unverzüglich und gemeinsam aufzubrechen! So soll es sein! Reitet ins Drachental, scheucht Faraldur aus seinem Hort und wer mir den Kopf des Scheusals bringt, soll sich fortan Caballero von Drachental nennen dürfen und über das Gut herrschen! Eure Führerin wird meine treue Nuerta Espadín sein, die sich bestens in diesen Bergen auskennt und Euch sicher bis nach Trajalés geleiten wird.“

Die Zahori tippte sich mit dem Finger an den Hut, hielt es aber nicht für nötig, die Blicke der Drachenjäger zu erwidern.

„Mögen die Zwölfe Euch bei dieser Queste voll Fährnis und Ehre behüten! Auf bald, tapfere Recken!“

Grüßend hob der Baron die Hand. Nuerta Espadín nahm dies zum Zeichen um mit einem Zungenschnalzen ihr Ross in Bewegung zu versetzen und durch das Hoftor hinaustrotten zu lassen. Ohne sich umzublicken, ritt sie durch die Vorburg und über die heruntergelassene Zugbrücke. Dom Rahjindan, der Sagenkundler, tauschte einen verwunderten Blick mit Domna Catalin. Wie den anderen blieb ihnen jedoch nichts anderes übrig, als der Zahori zu folgen.


Chronik:1036
Lindwurmhatz!
Teil 05