Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 14: Unterschied zwischen den Versionen

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==[[Kaiserlich Selaque]], 4. Tsa 1036 BF==
==[[Mark Ragathsquell]], 3. Tsa 1036 BF==
===Castillo Albacim, [[Selaque]]===
===[[Castillo Quazzano]], vormittags===




'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]]  
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]


Als Amaros erwachte, vermochte er nicht zu sagen, wie lange er geschlafen hatte. Er fühlte sich matt und kraftlos; seine Haut strahlte eine unnatürliche Wärme aus und das Leinentuch, das ihm als Decke diente, klebte an seinem Körper, der von einem dünnem, zum Teil getrocknetem Film aus Schweiß bedeckt war. Nur mühsam ordneten sich seine Gedanken. Sie verließen eine finstere Nacht und kämpften sich durch einen nebligen Morgen, der nicht mehr versprach, als irgendwann einem diesigen, wolkenverhangenem Tag zu weichen. Ein faltiges Gesicht mit einem fast zur Gänze ergrauten Bart, kräftigen Augenbrauen und einem sich vorwölbenden Knoten auf der rechten Stirnseite schob sich in sein Sichtfeld. Der Fremde, wohl ein Heiler, musterte ihn erst ernst, legte die Hand dann sanft auf Amaros Stirn um anschließen sein Gesicht zu begrabschen.Die Prozedur sagte dem jungen Zauberer nicht sonderlich zu, doch musste er feststellen, dass er weder Arme noch Beine bewegen konnte, um etwas dagegen zu unternehmen: Er war im wahrsten Sinne des Wortes ans Bett gefesselt! Sein Gegenüber hingegen wirkt zufrieden mit dem Ergebnis seiner Untersuchung. Er nickte jemanden zu und das Geräusch einer sich zuerst öffnenden, dann geräuschvoll ins Schloss fallenden Tür legte nahe, dass dieser jemand den Raum verlassen hatte. Der Heiler wandte sich daraufhin erstmals direkt an den Darniederliegenden:
[[Richeza von Scheffelstein y da Vanya]] blickte aus einem der Fenster des runden Türmchens hinaus über das verschneite Land. Die Sonne war bereits über die Gipfel der Berge getreten, und wo ihre Strahlen auf die Dächer des [[Castillo Quazzano|Castillos]] fielen, taute der Schnee und lief, Tropfen für Tropfen über die Ziegel und an den Eiszapfen hinab, um eine Weile zitternd an deren Enden zu hängen und dann in die Tiefe zu fallen oder wieder festzufrieren.


"Möchtet Ihr etwas Wasser?"
Auf dem Hof herrschte geschäftiges Treiben. [[Gujadanya da Vanya|Gujadanya]] und ihre beiden Begleiterinnen und vier Gardisten des Großinquisitors rüsteten sich für den Aufbruch. Richeza fühlte sich nutzlos. Ihre Kleider, die man gewaschen hatte, waren noch immer nass, und in dem Kleid, das sie trug, kam sie sich vor, als habe sie sich mehr schlecht als recht als Yaquirtaler Hofdame verkleidet. Zum Kämpfen taugte es nicht, ja, sie würde nicht einmal in einem gewöhnlichen Sattel sitzen können, wenn sie es anbehielte. Wahrscheinlich bliebe ihr wieder einmal nichts anderes übrig, als sich mit den Lumpen des Gesindes zufrieden zu geben, da die einzigen Familienmitglieder, die in etwa ihre Größe gehabt hatten, [[Belisetha da Vanya|Belisetha]] und Richezas Mutter [[Madalena da Vanya|Madalena]] nun einmal keine Kriegerinnen gewesen waren und höfische Kleider bevorzugt hatten.


Amaros Antwort, ein heiseres Krächzen, ließ durchaus Raum zur Interpretation, führte aber dennoch zum gewünschten Ergebnis als der Medicus einen irdenen Becher an die Lippen seines Patienten setzte und ihm das kühle Nass in kleinen Schlucken einflößte.
Gerade wollte Richeza sich zum Gehen wenden, um sich umzuziehen, da bemerkte sie Reiter, die sich in raschem Trab auf dem Weg von [[La Dimenzia]] her dem Castillo näherten. Sie waren zu viert, und als sie den Hügel herabkamen, erkannte Richeza die Schrotensteiner Farben.


Danach geschah eine ganze Weile nichts und der Heiler zog sich auf einen nahe gelegenen Hocker zurück. Amaros starrte die Decke, bestehend aus massiven Bohlen, an. Auch die dicken, steinernen Wände deuteten auf den Sitz eines Adligen oder ein wohlhabendes Ordenshaus hin. Da der Medicus seine Fragen unbeantwortet ließ und lediglich seiner Bitte nach einem weiteren Schluck Wasser nachkam, blieb es dem jungen Zauberer jedoch verwehrt, Weiteres über seinen derzeitigen Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Er konnte allerdings wohl ausschließen, sich weiterhin in der Obhut der Familia da Vanya zu befinden; zumindest fiel ihm kein Grund ein, warum diese ihn auf einmal fesseln sollten. Schließlich öffnete und schloss sich erneut die Tür.
Als die Edle die über hundert Stufen zum Hof hinab gestiegen war, wobei sie mehrmals kleine Räume oder Gänge hatte passieren müssen, waren [[Lucrann da Vanya]] und seine drei Begleiter bereits abgesessen, und der Schrotensteiner Baron sprach mit dem [[Amando Laconda da Vanya|Großinquisitor]] auf den Stufen vor dem Palacio.


"Ihre Hochgeboren wird in wenigen Augenblicken hier sein und die Befragung höchstselbst durchführen", verkündete der gerüstete Neuankömmling, während er an den Medicus herantrat. Dieser verlegte seinen Sitzplatz daraufhin an den Rand des Raumes, in die Nähe des einzigen Fensters. Er hatte wohl wenig Interesse daran, zwischen die angekündigte Edeldame und den zu Befragenden zu geraten. So langsam dämmerte es Amaros, in wessen Gefilde es ihn verschlagen hatte. Ein seufzte schwer und riss erschrocken die Augen auf, als er keinen Herzschlag später eine Speerspitze auf seine Kehle gerichtet sah. Der  Bewaffnete, nicht gerade schlank von Gestalt mit groben Händen, die vermutlich auch ohne Speer seinen Hals in ein blutiges Schlachfeld verwandeln konnten, verfügte über erstaunliche Reflexe.
"… ist uns leider zum zweiten Mal entkommen", sagte Lucrann soeben. "Wir konnten ihn bis hinunter nach [[Alina]] verfolgen, dann hat sich seine Spur verloren. Wir sollten einen Boten oder eine Taube nach [[Ragath]] senden, die Kirche soll uns fähige Ordenskrieger schicken. Ich werde bald nach Schrotenstein zurückkehren, wer weiß, welches Unheil der verfluchte Kerl dort sonst anrichtet."


"Ein Wort von dir, das auch nur nach einer Zauberformel klingt, und Du bist tot", kündigte der glattrasierte Bursche mit seinen wulstigen Lippen an.
"Und Belisetha?", fragte Gujadanya, die herangetreten war. "Was ist mit Eurer Mutter? Wir werden nach La Dimenzia …"


"Nun, dann werde ich besser nicht aus meiner Sammlung alt-bosparanischer Liebesgedichte zitieren", merkte Amaros an und setzte ein selbstsicheres Grinsen auf, um Schwäche und Nervosität zu überdecken, "Schade, sie hätten Euch sicher gefallen: Viele sind äußerst amüsant und überraschend ordinär."
Aber Lucrann unterbrach sie. "Sie war wohl in La Dimenzia, als der Brand ausbrach. Aber sie lebt. Hat sich, heißt es, bei einem Sturz den Arm gebrochen. Einer der Akoluthen hat sie verbunden. Irgendeine Harmamund hat sie mitgenommen. Sie werden sie wohl in Sicherheit bringen, hierher oder nach Ragath, nehme ich an." Er wandte sich wieder dem Soberan des Hauses zu.     


Der Wächter setzte zu einer Antwort an, doch die hohe Stimme einer Frau kam ihm zuvor.
Gujadanya und Richeza entfuhr beinahe gleichzeitig ein abfälliges Lachen.


"In diesem Hause besteht kein Bedarf an derart liederlichen Reimen."
"In Sicherheit? Bei den Harmamunds?" Richeza schüttelte den Kopf. "Ihr wart wirklich lange fort, Dom Lucrann!"


"Domna Praiosmin, nehme ich an", folgerte Amaros, als eine kleine, edel gekleidete Dame näher trat, deren Nase und Körperumfang durchaus zu beeindrucken wussten, "Es ist eine Freude, Euch kennen zu lernen, auch wenn ich mir angenehmere Umstände vorstellen könnte. Nah und Fern bewundert man Euer göttergefälliges Wirken."
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]


"Seine schmeichelnden Worte werden ihm nicht von Nutzen sein. Uns ist bekannt, mit welchen verräterischen Elementen er kollaboriert! Es ist wahr, dass ich die Götter in höchsten Ehren halte - den Götterfürsten voran. Darum möge er offen sprechen und seine Verbrechen gestehen. Ihm sei versichert, dass nichts Anderes als Gerechtigkeit ihn erwarten werden." verkündete Praiosmin von Elenta großmütig.
Amando Laconda da Vanya warf seinen beiden Großnichten einen tadelnden Blick zu. "Die [[Familia von Harmamund|Harmamunds]] haben sich bislang stets als untadelige und demütige Diener der [[:avwik:Praios-Kirche|Heiligen Reichskirche]] gezeigt. Ihr solltet nicht allem Glauben schenken, was Euch [[Rifada da Vanya|Rifada]] an vermeintlichen Untaten von ihnen erzählt, denn unser beider Häuser eint eine lange gemeinsame Geschichte. Nur die hohen Götter, aber nicht wir Sterblichen, vermögen zu sagen, welches unserer beider Häuser in dieser unseligen Zwietracht sich zu welchem Zeitpunkt richtig oder falsch verhalten hat."  


"Verräterische Elemente?" Amaros Antlitz zeigte einen Ausdruck unschuldiger Ahnungslosigkeit. "Verehrte Domna, Ihr findet mich in höchster Weise verwirrt, ob dieser Anschuldigung. Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen. Mein Name ist Amaros von Lindholz, erstgeborener Sohn des Barons von Artésa und Adeptus der [[lfwiki:Akademie der Erscheinungen zu Grangor|Akademie der Erscheinungen zu Grangor]]. Kurz bevor ich von einem sich äußerst verdächtig benehmenden Subjekt angegriffen wurde befand ich mich noch in Begleitung der Junkerin Rifada da Vanya und ihrer Anverwandten Richeza Aldonaza von Scheffelstein y da Vanya, der Landedlen zu [[Landedlengut_Eslamsstolz|Eslamsstolz]], zweier patenter Edeldamen, deren Bekanntschaft ich vor Kurzem machte. Da ich mir nicht erklären könnte, wieso unser Fürst Verräter als Gutsherrinnen dulden sollte, wüsste ich nicht, wen Ihr meinen könntet, Domna Praiosmin."
Er wandte sich wieder an Lucrann, den Richezas und Gujadanyas Zwischenruf sichtlich irritiert hatte. "Ich werde nach [[Ragath]] um Verstärkung durch geweihte Streiter der [[Suprema]] schicken lassen. Aber wir können nicht hier ihr Eintreffen abwarten, während sich möglicherweise die Spur dieses Schänders der Totenruhe verliert." Er begutachtete, wie seine Eskorte aus drei Rittern des [[:avwik:Orden vom Bannstrahl Praios'|Bannstrahl-Ordens]] seine weiß-goldene Pferdesänfte heranführte, in die er gestützt von Lucrann kletterte. "Führe uns zu der Stelle, Neffe, an dem du den Ketzer letzte Nacht zum letzten Mal sahest - wir wollen doch einmal sehen, ob wir ihn nicht aufspüren können!"
 
Lucrann da Vanya verneigte sich vor seinem greisen Oheim und saß selbst wieder auf sein Pferd auf. Seine Leute taten es ihm gleich. "Was ist mit Euch Zweien?", rief er zu Richeza und Gujadanya hinüber, die wenig erfreut aussahen. "Ihr habt den [[Soberan]] gehört!"


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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Richeza warf Gujadanya einen zweifelnden Blick zu. Ihre Base hatte das Gesicht finster verzogen. "Untadelige Diener der Reichskirche?" Gujadanya klopfte sich mit der behandschuhten Linken auf Gürtelhöhe auf den Harnisch. "Das Miststück von einer Harmamund hätte mich '33 fast umgebracht!"
 
Richeza dachte an die erst zwei Tage zurückliegende Begegnung mit Domna Morena im Kloster und ihr Blut, das der Scherge der Harmamund vergossen hatte. Unwillkürlich strich sie sich über den Hals.
 
"Gujadanya hat recht", wandte sie sich an den Großinquisitor. "Wer auch immer diese Fehde in der Vergangenheit begonnen hat – das werdet Ihr vielleicht besser wissen –, heute ist mit den Harmamunds jedenfalls nicht zu spaßen. Und: Sie machen gemeinsame Sache mit der Elenterin. Die wollte unser … äh … also Rifadas Castillo 1033 einfach den Harmamunds vermachen. Und ohne mit der Wimper zu zucken hätten die es angenommen, obwohl es kein kaiserlicher Besitz ist und die Elenterin keine Verfügungsgewalt über es hatte. Nun … äh … was ich sagen will", sie trat näher an die Sänfte und blickte dem alten Soberan fest in die Augen, "Ihr mögt nach Alina reiten und diesen Nekromanten suchen, aber wir ''können'' Belisetha nicht einfach in den Händen dieser … der Harmamunds lassen. Das wäre unverantwortlich! Gerade nicht, wenn sie auch noch verletzt ist, wie Dom Lucrann sagt."


[[Praiosmin von Elenta]] stampfte wütend mit dem Fuß auf. "Er ...", sie korrigierte sich, "Ihr habt die Namen der zwei Aufrührerinnen ja gerade selbst genannt und seid somit also geständig, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen! Dass Ihr vorgebt, ein Magnat zu sein - ich vermute aus dem Yaquirtal? - wird noch genauere Untersuchungen nach sich ziehen. Und wehe Euch, wenn Ihr mir einen Bären aufbinden wollt! Aber selbst wenn dem so sein sollte, rechtfertigt das nicht Euer praiosungefälliges Treiben auf dem mir unterstellten Grund und Boden. Also sprecht besser von selbst frei heraus, ehe ich Eure Zunge lockern lassen muss: Was wollt Ihr hier als studierter Magus? Wozu haben Euch die beiden genannten Da Vanya-Aufrührerinnen gedungen?"
Richeza sah zu Gujadanya. Sie verspürte wenig Lust, zum Castillo Harmamund zu reiten, sich wie ein Lamm in die Wolfshöhle zu begeben. Die innere Stimme, die sie anflehte, einfach auf Quazzano zu bleiben, sich ins Bett zu legen und die Decke über den Kopf zu ziehen, um hoffentlich bald aus diesem neuerlichen Alptraum zu erwachen, wurde immer drängender. Selbst wenn sie der Wirklichkeit ins Auge sah und anerkannte, dass sie nun einmal nichts mehr daran ändern konnte, bald einen Bastard und keinen Geliebten mehr zu haben, schmälerte dies den Wunsch nach Rückzug und Ruhe nur unbeträchtlich. Aber sie dachte an Rifada und wie schwer der vermeintliche Verlust Belisethas diese getroffen zu haben schien. Wenn Rifada erführe – und früher oder später würde sie das – dass die Harmamunds Belisetha entführt hatten, würde der Streit erst recht eskalieren. Ihre Tante war kompromisslos in allem, was sie tat. Und sie würde es sich gewiss nicht nehmen lassen, den Harmamunds eins auszuwischen, auch wenn es ihr selbst schaden mochte. Und wahrscheinlich, dachte Richeza, während sie das düstere Gesicht ihrer Base betrachtete, würde Gujadanya kaum besonnener vorgehen.


Sie kam ganz dicht an [[Amaros Desidero von Lindholz|Amaros]] heran und fuchtelte ihm mit ihrem wulstigen Zeigefinger drohend vor den Augen herum. "Solltet Ihr mich mit Euren arkanen Kräften ausspähen oder mir irgendeinen Fluch anhexen? Da habt Ihr Euch in zwiefacher Hinsicht die Falsche ausgesucht! Erstens können Eure Zaubereien bei einer praiosfrommen Frau wie mir, die unter dem besonderen Schutz des Götterfürsten steht, nichts bewirken und zweitens sagte mir jemand, der mehr von Eurem Zauberwerk versteht als Ihr selbst, dass Ihr dazu - zumindest in Eurer derzeitigen Facon - gar nicht in der Lage wäret!  Also: Gesteht besser alles! Zu welchem Behufe hat man Euch hier nach Selaque bestellt?"
Richeza zupfte an ihrer Unterlippe, dann wandte sie sich wieder dem Großinquisitor zu. "Ich werde zu den Harmamunds reiten und Belisetha heimführen. Sie werden sie aber gewiss nicht freiwillig herausrücken. Daher setzt mir bitte ein Schreiben auf, in dem Ihr … meinetwegen den Harmamunds dankt, wenn es denn sein muss, dass sie Eure Schwester aus dem brennenden Kloster in Sicherheit gebracht haben und erklärt, dass ich sie nach Quazzano bringen werde, damit sie sich dort weiter erholen kann."


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'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]]  
'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
Amando Laconda da Vanya blickte Richeza einen Augenblick lang nachdenklich an, dann nickte er: "Das ist eine ausgezeichnete Idee, meine Tochter - auch wenn ich davon ausgehe, dass ein solches Schreiben gar nicht notwendig sein wird, denn es handelt sich bei den Harmamunds wirklich um rechtschaffene Untertanen der Krone und der Kirche!" 
 
Sein Blick verriet, dass er darüber auch keine weiteren Diskussionen mehr wünschte. Falls es ihn irritierte, dass Richeza entgegen seiner Weisung eigene Wege gehen wollte, so ließ er es sich nicht anmerken - vielleicht hatte er dies von vorneherein erwartet - oder wusste er, was der wahre Grund dahinter war und erahnte er ihren körperlichen Zustand?


"''Falls'' die besagten Domnas irgendwelche aufrührerischen Pläne haben sollten, so besaßen sie zumindest den Anstand einen Außenstehenden, wie mich nicht in die Angelegenheit hinein zu ziehen. Ich bedauere daher sehr, Euch mitteilen zu müssen, dass mir während meines kurzen Aufenthalts auf dem Castillo da Vanya dererlei Dinge nicht zugetragen wurden.", antwortete der junge Adeptus ruhig. Praiosmin von Elenta hatte nicht nur einiges an Gewicht, sondern auch an Temperament in die Waagschale zu werfen, wie es schien. Doch durch das Vorschnellen der Reichsvögtin hatte der Wachmann mit seiner Waffe etwas auf Abstand gehen müssen, was Amaros als Verbesserung seiner Lage empfand. "Ich habe die Junkerin aufgesucht, um Einsicht in einige Dokumente zu erbitten, was mir jedoch nicht gewährt werden konnte. Vielmehr wurde mir mitgeteilt, dass besagte Texte, Aufzeichnungen seiner Eminenz Amando Laconda da Vanya, sich derzeit in Eurem Besitz befänden. Nach diesem enttäuschenden Ergebnis gedachte ich, möglichst bald abzureisen, auch wenn mir die Aussicht, alleine in diesen verschneite und wenig zivilisierten Landen unterwegs zu sein, keine Freude bereitete. Da Domna Belisetha, Domna Rifada und Domna Richeza sich jedoch ebenfalls zu einer  Reise anschickten, schloss ich mich ihrer Gesellschaft an."
"Mein Secretarius Praiolob wird dir ein entsprechendes Schreiben aufsetzen und es mit meinem Zeichen siegeln!", befahl er in Richtung eines alten Mannes, der dicke Puniner Augengläser trug. Dieser nickte dienstbeflissen. Für Gujadanya aber hatte der Soberan offenbar andere Pläne, oder er wollte bei der Verfolgung des gefährlichen Nekromanten nicht auf ihre und Lucranns Klingenfertigkeiten verzichten, denn beide folgten mit ihrem bewaffneten Gefolge der Pferdesänfte des
Großinquisitors, die sich nun in Bewegung setzte.  


Amaros unterbrach kurz seine Erzählung, doch das fleischige Gesicht der Reichsvögtin verriet ihm ihre anhaltende Ungeduld und Skepsis.
"Ich werde Euch sogleich ein entsprechendes Schreiben aufsetzen und es in Euer Gemach bringen lassen!", trat nun der als Praioslob vorgestellte Greis - sicher nur wenige Jahre jünger als Amando Laconda selbst - mit leiser Stimme an Richeza heran.


"Auf unserem Wege wurde ich eines Abends einer Gestalt gewahr, die sich auf mir unschicklich erscheinenden Weise dem Fenster zur Schlafkammer der Domna Richeza genähert hatte. Die Vorstellung, dass eine Dame - ob nun von Stand oder nicht spielt hier gar keine Rolle - sich ahnungslos entkleiden könnte, während sie von solch einem Unhold beobachtet wurde, erfüllte mich natürlich mit größter Wut und so entschloss ich mich, der Gestalt zu folgen und sie zur Rede zu stellen. Jedoch wurde ich angegriffen und konnte mich diesem Überfall nur unter notgedrungener Aufwendung meiner astralen Kräfte entziehen."
"Da Eure Gewandung, mit Verlaub, für einen solchen Ausritt zu dieser Jahreszeit mir nur wenig geeignet erscheint, könnt Ihr mir gerne auch auftragen, was Ihr an Kleidung oder sonstigen Dingen benötigt, und ein Diener unseres Hauses wird es umgehend für Euch in Ragath beschaffen!"


Amaros blickte Domna Praiosmin durchdringend an: "Ich kann Euch versichern, dass es weder das meine noch das Ansinnen meiner Familia ist und war, sich in die Angelegenheiten Selaques einzumischen. Wäre es nicht für uns alle von Vorteil, wenn es auch dabei bleiben könnte? Es würde meinen verehrten Herrn Vater sicherlich sehr beruhigen zu erfahren, dass meine verzögerte Rückkehr lediglich Folge eines Missverständnisses war. Schon jetzt möchte ich möchte mich für den Großmut bedanken, den ihr bewiesen habt, als Ihr mich, einen Fremden, so fürsorglich der Pflege Eures Medicus anvertraut habt und würde mich sehr freuen, Eure Hallen in aller Freundschaft verlassen zu können, sobald meine Gesundheit dies zulässt."
*''Die Geschichte um Domna Richeza wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 16|Schauplatz: Burg Harmamund, Mark Ragathsquell, Teil 16]].''




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Aktuelle Version vom 18. Januar 2015, 08:22 Uhr

Mark Ragathsquell, 3. Tsa 1036 BF

Castillo Quazzano, vormittags

Autor: von Scheffelstein

Richeza von Scheffelstein y da Vanya blickte aus einem der Fenster des runden Türmchens hinaus über das verschneite Land. Die Sonne war bereits über die Gipfel der Berge getreten, und wo ihre Strahlen auf die Dächer des Castillos fielen, taute der Schnee und lief, Tropfen für Tropfen über die Ziegel und an den Eiszapfen hinab, um eine Weile zitternd an deren Enden zu hängen und dann in die Tiefe zu fallen oder wieder festzufrieren.

Auf dem Hof herrschte geschäftiges Treiben. Gujadanya und ihre beiden Begleiterinnen und vier Gardisten des Großinquisitors rüsteten sich für den Aufbruch. Richeza fühlte sich nutzlos. Ihre Kleider, die man gewaschen hatte, waren noch immer nass, und in dem Kleid, das sie trug, kam sie sich vor, als habe sie sich mehr schlecht als recht als Yaquirtaler Hofdame verkleidet. Zum Kämpfen taugte es nicht, ja, sie würde nicht einmal in einem gewöhnlichen Sattel sitzen können, wenn sie es anbehielte. Wahrscheinlich bliebe ihr wieder einmal nichts anderes übrig, als sich mit den Lumpen des Gesindes zufrieden zu geben, da die einzigen Familienmitglieder, die in etwa ihre Größe gehabt hatten, Belisetha und Richezas Mutter Madalena nun einmal keine Kriegerinnen gewesen waren und höfische Kleider bevorzugt hatten.

Gerade wollte Richeza sich zum Gehen wenden, um sich umzuziehen, da bemerkte sie Reiter, die sich in raschem Trab auf dem Weg von La Dimenzia her dem Castillo näherten. Sie waren zu viert, und als sie den Hügel herabkamen, erkannte Richeza die Schrotensteiner Farben.

Als die Edle die über hundert Stufen zum Hof hinab gestiegen war, wobei sie mehrmals kleine Räume oder Gänge hatte passieren müssen, waren Lucrann da Vanya und seine drei Begleiter bereits abgesessen, und der Schrotensteiner Baron sprach mit dem Großinquisitor auf den Stufen vor dem Palacio.

"… ist uns leider zum zweiten Mal entkommen", sagte Lucrann soeben. "Wir konnten ihn bis hinunter nach Alina verfolgen, dann hat sich seine Spur verloren. Wir sollten einen Boten oder eine Taube nach Ragath senden, die Kirche soll uns fähige Ordenskrieger schicken. Ich werde bald nach Schrotenstein zurückkehren, wer weiß, welches Unheil der verfluchte Kerl dort sonst anrichtet."

"Und Belisetha?", fragte Gujadanya, die herangetreten war. "Was ist mit Eurer Mutter? Wir werden nach La Dimenzia …"

Aber Lucrann unterbrach sie. "Sie war wohl in La Dimenzia, als der Brand ausbrach. Aber sie lebt. Hat sich, heißt es, bei einem Sturz den Arm gebrochen. Einer der Akoluthen hat sie verbunden. Irgendeine Harmamund hat sie mitgenommen. Sie werden sie wohl in Sicherheit bringen, hierher oder nach Ragath, nehme ich an." Er wandte sich wieder dem Soberan des Hauses zu.

Gujadanya und Richeza entfuhr beinahe gleichzeitig ein abfälliges Lachen.

"In Sicherheit? Bei den Harmamunds?" Richeza schüttelte den Kopf. "Ihr wart wirklich lange fort, Dom Lucrann!"


Autor: SteveT

Amando Laconda da Vanya warf seinen beiden Großnichten einen tadelnden Blick zu. "Die Harmamunds haben sich bislang stets als untadelige und demütige Diener der Heiligen Reichskirche gezeigt. Ihr solltet nicht allem Glauben schenken, was Euch Rifada an vermeintlichen Untaten von ihnen erzählt, denn unser beider Häuser eint eine lange gemeinsame Geschichte. Nur die hohen Götter, aber nicht wir Sterblichen, vermögen zu sagen, welches unserer beider Häuser in dieser unseligen Zwietracht sich zu welchem Zeitpunkt richtig oder falsch verhalten hat."

Er wandte sich wieder an Lucrann, den Richezas und Gujadanyas Zwischenruf sichtlich irritiert hatte. "Ich werde nach Ragath um Verstärkung durch geweihte Streiter der Suprema schicken lassen. Aber wir können nicht hier ihr Eintreffen abwarten, während sich möglicherweise die Spur dieses Schänders der Totenruhe verliert." Er begutachtete, wie seine Eskorte aus drei Rittern des Bannstrahl-Ordens seine weiß-goldene Pferdesänfte heranführte, in die er gestützt von Lucrann kletterte. "Führe uns zu der Stelle, Neffe, an dem du den Ketzer letzte Nacht zum letzten Mal sahest - wir wollen doch einmal sehen, ob wir ihn nicht aufspüren können!"

Lucrann da Vanya verneigte sich vor seinem greisen Oheim und saß selbst wieder auf sein Pferd auf. Seine Leute taten es ihm gleich. "Was ist mit Euch Zweien?", rief er zu Richeza und Gujadanya hinüber, die wenig erfreut aussahen. "Ihr habt den Soberan gehört!"


Autor: von Scheffelstein

Richeza warf Gujadanya einen zweifelnden Blick zu. Ihre Base hatte das Gesicht finster verzogen. "Untadelige Diener der Reichskirche?" Gujadanya klopfte sich mit der behandschuhten Linken auf Gürtelhöhe auf den Harnisch. "Das Miststück von einer Harmamund hätte mich '33 fast umgebracht!"

Richeza dachte an die erst zwei Tage zurückliegende Begegnung mit Domna Morena im Kloster und ihr Blut, das der Scherge der Harmamund vergossen hatte. Unwillkürlich strich sie sich über den Hals.

"Gujadanya hat recht", wandte sie sich an den Großinquisitor. "Wer auch immer diese Fehde in der Vergangenheit begonnen hat – das werdet Ihr vielleicht besser wissen –, heute ist mit den Harmamunds jedenfalls nicht zu spaßen. Und: Sie machen gemeinsame Sache mit der Elenterin. Die wollte unser … äh … also Rifadas Castillo 1033 einfach den Harmamunds vermachen. Und ohne mit der Wimper zu zucken hätten die es angenommen, obwohl es kein kaiserlicher Besitz ist und die Elenterin keine Verfügungsgewalt über es hatte. Nun … äh … was ich sagen will", sie trat näher an die Sänfte und blickte dem alten Soberan fest in die Augen, "Ihr mögt nach Alina reiten und diesen Nekromanten suchen, aber wir können Belisetha nicht einfach in den Händen dieser … der Harmamunds lassen. Das wäre unverantwortlich! Gerade nicht, wenn sie auch noch verletzt ist, wie Dom Lucrann sagt."

Richeza sah zu Gujadanya. Sie verspürte wenig Lust, zum Castillo Harmamund zu reiten, sich wie ein Lamm in die Wolfshöhle zu begeben. Die innere Stimme, die sie anflehte, einfach auf Quazzano zu bleiben, sich ins Bett zu legen und die Decke über den Kopf zu ziehen, um hoffentlich bald aus diesem neuerlichen Alptraum zu erwachen, wurde immer drängender. Selbst wenn sie der Wirklichkeit ins Auge sah und anerkannte, dass sie nun einmal nichts mehr daran ändern konnte, bald einen Bastard und keinen Geliebten mehr zu haben, schmälerte dies den Wunsch nach Rückzug und Ruhe nur unbeträchtlich. Aber sie dachte an Rifada und wie schwer der vermeintliche Verlust Belisethas diese getroffen zu haben schien. Wenn Rifada erführe – und früher oder später würde sie das – dass die Harmamunds Belisetha entführt hatten, würde der Streit erst recht eskalieren. Ihre Tante war kompromisslos in allem, was sie tat. Und sie würde es sich gewiss nicht nehmen lassen, den Harmamunds eins auszuwischen, auch wenn es ihr selbst schaden mochte. Und wahrscheinlich, dachte Richeza, während sie das düstere Gesicht ihrer Base betrachtete, würde Gujadanya kaum besonnener vorgehen.

Richeza zupfte an ihrer Unterlippe, dann wandte sie sich wieder dem Großinquisitor zu. "Ich werde zu den Harmamunds reiten und Belisetha heimführen. Sie werden sie aber gewiss nicht freiwillig herausrücken. Daher setzt mir bitte ein Schreiben auf, in dem Ihr … meinetwegen den Harmamunds dankt, wenn es denn sein muss, dass sie Eure Schwester aus dem brennenden Kloster in Sicherheit gebracht haben und erklärt, dass ich sie nach Quazzano bringen werde, damit sie sich dort weiter erholen kann."


Autor: SteveT

Amando Laconda da Vanya blickte Richeza einen Augenblick lang nachdenklich an, dann nickte er: "Das ist eine ausgezeichnete Idee, meine Tochter - auch wenn ich davon ausgehe, dass ein solches Schreiben gar nicht notwendig sein wird, denn es handelt sich bei den Harmamunds wirklich um rechtschaffene Untertanen der Krone und der Kirche!"

Sein Blick verriet, dass er darüber auch keine weiteren Diskussionen mehr wünschte. Falls es ihn irritierte, dass Richeza entgegen seiner Weisung eigene Wege gehen wollte, so ließ er es sich nicht anmerken - vielleicht hatte er dies von vorneherein erwartet - oder wusste er, was der wahre Grund dahinter war und erahnte er ihren körperlichen Zustand?

"Mein Secretarius Praiolob wird dir ein entsprechendes Schreiben aufsetzen und es mit meinem Zeichen siegeln!", befahl er in Richtung eines alten Mannes, der dicke Puniner Augengläser trug. Dieser nickte dienstbeflissen. Für Gujadanya aber hatte der Soberan offenbar andere Pläne, oder er wollte bei der Verfolgung des gefährlichen Nekromanten nicht auf ihre und Lucranns Klingenfertigkeiten verzichten, denn beide folgten mit ihrem bewaffneten Gefolge der Pferdesänfte des Großinquisitors, die sich nun in Bewegung setzte.

"Ich werde Euch sogleich ein entsprechendes Schreiben aufsetzen und es in Euer Gemach bringen lassen!", trat nun der als Praioslob vorgestellte Greis - sicher nur wenige Jahre jünger als Amando Laconda selbst - mit leiser Stimme an Richeza heran.

"Da Eure Gewandung, mit Verlaub, für einen solchen Ausritt zu dieser Jahreszeit mir nur wenig geeignet erscheint, könnt Ihr mir gerne auch auftragen, was Ihr an Kleidung oder sonstigen Dingen benötigt, und ein Diener unseres Hauses wird es umgehend für Euch in Ragath beschaffen!"