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<center><big><big>'''''Der falsche Tito</big></big><br><br> | <center><big><big>'''''Der falsche Tito</big></big><br><br> | ||
''Wie der Waffenknecht Ysidoro seine Herrin im Schlafe störte. Wie ein Sänger vor Domna Fiona gebracht und des versuchten Mordes angeklagt wurde. Wie ein Augen-Blick alles verändern kann. Wie Domna Fiona eine Rede vor dem feiernden Volk | ''Wie der Waffenknecht Ysidoro seine Herrin im Schlafe störte. Wie ein Sänger vor Domna Fiona gebracht und des versuchten Mordes angeklagt wurde. Wie ein Augen-Blick alles verändern kann. Wie Domna Fiona eine Rede vor dem feiernden Volk hielt und dieses zu einem großen Besäufnis aufforderte. Wie Flavia Fröhling auf den Taubentaler Dorfplatz gelangte und ihr davon abriet.</center><br> | ||
==[[Baronie Taubental]], 4. Travia 1033 BF== | ==[[Baronie Taubental]], 4. Travia 1033 BF== | ||
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"Haltet Ruhe, Volk und Pilger im Taubental!", schrie eine der Büttelinnen. "Haltet Ruhe und hört, was Domna Fiona de las Dardas, Caballera de las Dardas, Euch zu sagen hat! Haltet Ruhe!" | "Haltet Ruhe, Volk und Pilger im Taubental!", schrie eine der Büttelinnen. "Haltet Ruhe und hört, was Domna Fiona de las Dardas, Caballera de las Dardas, Euch zu sagen hat! Haltet Ruhe!" | ||
Während die beiden Frauen und Ysidoro für Ruhe zu sorgen suchten, konnte Domna Fiona die Menge überblicken. Gewiss erwartete das Volk nun auch von ihr eine Rede über freien Wein, wie ihn der elende Yaquirtaler vor nicht einmal einer Stunde versprochen hatte | Während die beiden Frauen und Ysidoro für Ruhe zu sorgen suchten, konnte Domna Fiona die Menge überblicken. Gewiss erwartete das Volk nun auch von ihr eine Rede über freien Wein, wie ihn der elende Yaquirtaler vor nicht einmal einer Stunde versprochen hatte. | ||
Gerade wollte sie | ---- | ||
'''Autorin:''' [[Benutzer:Simanca|lasdardas]] | |||
"He da, braves Völkchen, das du dich hier zu Ehren der lieblichen Rahja und als Gäste des khablaischen Dom León hier versammelt hast!", hob sie die Stimme an, die trotz des zarten Persönchens, der sie entstammte, geradezu Kasernenhoflautstärke entfaltete. "Ein Hoch der göttlichen Rahja und ein Hoch ihrem irdischen Diener, dem Baron des Taubentals!" Zum Salute stieß sie die Hand in den Himmel und betrachtete berechnend die wilden Jubelrufe und das aufkommende Jauchzen, das gerade wieder drohte, sich in wildem Reigen und Zügellosigkeit zu verlaufen, als sie die Stimme erneut anhob. | |||
"Ihr wisst, ehrenwerte Rahjagänger, dass wir dieses althergebrachte Fest nur deswegen so ausgelassen feiern können, da es dem stattlichen und von Rahja gesegneten Baron von Vivar gelungen ist, das Taubental von einer wahren Plage zu befreien! Heldenhaft gelang es ihm, uns von den Alstinger Blutsaugern zu befreien, die noch das letzte Tröpfchen an Rahjalust aus uns herauszupressen suchten, uns auch die travianischen Genüsse vorenthielten und uns Hungern und Darben ließen. Ein Hoch dem heldenhaften Baron!" Erneut feuerte sie die versammelte Menge zu einem jauchzenden Salute zu Ehren des hiesigen Barons an. | |||
Erneut sah sie über die Menge der Feiernden. Und fasste einen Entschluss. Nein, dem Koscher Wildschwein würde sie nicht in die Finger spielen. Von diesem Alstinger würde sie sich weder Schlachtfeld noch Waffe aufzwingen lassen. Und besonders dann nicht, wenn dieses rahjagefällige Fest dafür auf dem Spiel stand. Lieber würde sie Dom León eigenhändig für seine Untätigkeit würgen, sobald er sich unversehrt von seinem Lager erhob, so dieser noch einmal seine Caballeras und Junker im Dunkeln ließe. | |||
"Mehr Wein, zu Ehren der lieblichen Rahja, gespendet von unserem geliebten Baron!", brüllte sie, so laut sie konnte über den Festplatz und winkte den Nächststehenden, irgendwo die nächsten Fässer zu organisieren. Irgendwo hier im Dorf gab es noch Vorrat, dessen war sie sich sicher. Und wenn man hier schon dabei war, nicht nur Dom León das Leben, sondern auch seine Baronie vor dem Zugriff des Alstingers zu retten, würde er etwas von seinem Rebenblut sicher gerne der feiernden Allgemeinheit spenden. Da die Familie Vivar-Dhachmani finanziell nicht die schlechtgestellteste war, würde sie diese damit sicher nicht ruinieren. | |||
Sie beugte sich zu dem Hexenbruder zu, der sie mit großen Augen anstarrte. "Kein Wort, oder ich vergesse mich!", kam es mit gedämpften Knurren von ihr. "Den Namenlosen werd' ich tun und wegen diesem Koscher Warzenschwein hier das Rahjafest versauen lassen. Wir müssen zum Rahjatempel, sofort!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
Gerade wollte sie leichtfüßig vom Fass springen, als sie über die Köpfe der Menge hinweg zwei Reiterinnen erblickte, die sich durch die Feiernden drängten. "Platz, Platz! Macht Platz, ihr besoffenen Gimpel!", rief die eine. Die wilden schwarzen Locken, der lederne Reitmantel und das Gefluche - das war unzweifelhaft [[Nuerta Espadín|Nuerta]], die zahorische Mercenaria, die Dom León zum Schutz Domnatella Flaviens in Waldhaus zurück gelassen hatte. Und dort neben ihr ritt, schmalhüftig und blass unter ihrer Sommerbräune, Domnatella [[Flavia Fröhling|Flavia]] selbst heran. | |||
"Domna!", schrie Nuerta über den Platz, als sie die Caballera erspähte und winkte mit dem Hut. "Domna! Domna, Ihr begeht einen Fehler! Lasst die Säufer ausnüchtern, und zwar auf der Stelle!" | |||
Unwillen brandete in der Menge auf, doch die Zahori scherte sich nicht darum. Immer näher drückten sie und Flavia Fröhling sich an Domna Fionas Fass heran, bis sie schließlich nur wenige Schritt entfernt waren. "Domna Fiona", rief die junge Waldhauserin, sichtlich außer Atem, "der Alstinger ist im Anmarsch! Mein Verlobter hat ihn aufgehalten, so lange er konnte, aber er musste sich von der Escarra zurückziehen!" | |||
"Wir müssen die Verteidigung des Dorfes organisieren! Jetzt!", rief Nuerta. "Die Reiter des Barons und die Kämpfer des Ko..., des Verlobten der Domna Flavia haben bereits Aufstellung genommen! Wir brauchen jede waffenfähige Frau!" | |||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Simanca|lasdardas]] | |||
Hätte Domna Fiona die mit dem Organ eines Kasernenhofzuchtmeister ausgestattete Zahori doch nur irgendwie zum Schweigen bringen können, ehe diese die ganzen Feiernden in Aufruhr versetzte! Ansteckend war die Lautstärke offenbar auch, denn auch die zarte Domnatella Flavia stimmte gleicherweise ein. | |||
"Niemand wird es wagen, eine heilige Feier der Rahja zu stören und noch weniger, eine heilige Prozession", verkündete die Caballera von Las Dardas entschlossen und funkelte die Zahori aus nachtschwarzen Augen wild an. "Feiert, gute Leute, stoßt an! Und findet euch morgen allzusammen zur heiligen Prozession zu Ehren der Lieblichen wieder ein!" Mit diesen Worten sprang sie nun endgültig vom Fass, dass ihr leidlich gedient hatte und stiefelte energisch auf die beiden Reiterinnen zu. | |||
Mit einem tiefen Schnaufen trat sie neben die Domnatella und legte die Hand beruhigend auf deren Schenkel. "Beruhige dich erst einmal. Wo sind dein Verlobter und seine Männer? Hier in der Nähe?" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
"Mein Verlobter ist mit Maestra [[Lariana Lampérez|Lariana]] und einem haferyaquirischen Edelmann aufgebrochen, um im Drachental eine Blume zu suchen, die Seiner Hochgeboren das Leben retten soll. Ist es wahr, dass Dom León...?" | |||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Simanca|lasdardas]] | |||
Ein Schatten legte sich über das Gesicht der Caballera, als sie angespannt nickte. "Die Gerüchte sind wahr. Heimtückisch im Rahjatempel vergiftet", knurrte sie leise, so dass keiner der Feiernden sie hören konnte. "Sicher das Werk des Alstingers!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
Entsetzt legte Flavia Fröhling die Hand vor den Mund. | |||
"Was führt dich und..." - Domna Fiona warf einen Seitenblick zu der wildgelockten Mercenaria - "deine Begleiterin hierher?" | |||
"Die Koscher und die Reiter Seiner Hochgeboren halten an der Abzweigung nach dem Kloster die Stellung. Ich...wir sind gekommen, um mit meinen Waldhausern Zuflucht im Dorf zu suchen. Wir mussten das Gut aufgeben!" | |||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Simanca|lasdardas]] | |||
"Sie sollen einstweilen bei Verwandten oder auf dem Pilgerfeld Quartier nehmen und bereit halten. Aber vertraut mir." Ihr Blick richtete sich herausfordernd auf die Zahori. "Du willst sie ausnüchtern, diese Weintäubchen hier? Glaub' mir, das habe ich selbst schon durchdacht. Und selbst wenn es uns gelingt, die Pilger auszunüchtern, ist's nicht gesagt, dass sie bereit sind, ihren Kopf für eine Sache hinzuhalten, die nicht die ihre ist. Wenn's ungückselig läuft, fraternisieren sich einige womöglich noch mit dem Alstinger." | |||
Unter ihrer Hand spürte sie, wie sich die junge Flavia besorgt anspannte und sie tätschelte ihr beruhigend das Bein. "Nur ruhig... wie ich bereits den Pilgern sagte: Niemand wird es wagen, hier anzugreifen. Lassen wir uns drauf ein, sind wir es noch, die den heiligen Festfrieden brechen. Vielmehr gilt es, diesen Angreifern deutlich zu machen, wo und was sie mit ihren Kampfhandlungen zu entehren trachten." Mit schmal zusammengezogenen Augen spähte die Caballera zum Kloster hinauf. Dann richtete sie sich mit einem Lächeln an die Waldhauserin. "Keine Sorge, es wird alles gut werden, ich hab's in meinen Waldwachter Knochen! Doch jetzt entschuldige mich - oder begleite mich, wenn dir dies lieber ist. Wir müssen zum Tempel und mit den Geweihten reden!" | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:León de Vivar|vivar]] | |||
Domnatella Flavia nickte bleich, aber gefasst. "Ich werde meinen braven Waldhausern ausrichten, was Ihr gesagt habt, und für sie Unterkunft im Dorf suchen. Die Götter mit uns allen, Domna Fiona! Komm, Nuerta." Sie wendete ihr Pferd. | |||
Die Zahori folgte, nicht ohne sich angesichts von Domna Fionas scheinbarer Sorglosigkeit an die Stirn zu tippen. Der Caballera aber war es einerlei, was Nuerta dachte oder tat. Sie griff den falschen Tito im Nacken und zischte ihm zu: "Und du rührst dich nicht mehr von meiner Seite, wenn du diese Nacht überleben willst!" | |||
Ysidoro und die Büttelinnen im Gefolge, strebte sie der Heiligen Treppe zu. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Gualdo|dalias]] | |||
Etwas davon entfernt schob sich ein ungleiches Paar Damen durch die feiernde, zechende und torkelnde Menge auf dem Dorfplatz. Beide schienen gleichermaßen deplatziert. Eine der beiden war [[Siona von Lindholz]], eine blonde zierliche Dame in feinem Kleid. Nur ihre Augen verrieten ihre Unruhe und ihre Trauer. Unruhig irrte ihr Blick durch die Menge, als suche sie jemanden. Die andere war [[Yppolita di Dalias y las Dardas|Yppolita di Dalias]], eine grobschlächtige Caballera. Leibrock und Hose waren starr vor Dreck. Schlaftrunken und leicht hinkend setzte sie ihre sporenbewehrten Stiefel voreinander und stieß die Feiernden grob bei Seite, so sie nicht freiwillig wichen. Beide achteten nicht auf die Worte und Lobhudeleien der Rednerin auf dem Fass. Yppolita nahm nicht einmal wahr, dass es sich bei der Sprechenden um ihre Waldwachter Tante handelte. | |||
„Ach, ach, Domna... Domna Yppolita, Wohlgeboren! Etwas Urgierendes!“, winkend drückte sich [[Pribaldo Tracodi]] durch die der Rednerin zujohlende Masse. | |||
Nach wenigen Herzschlägen erreichte der deutlich übermüdete Secretario seine Meisterin und Domna Siona von Lindholz. Er rang nach Atem. Um weitere Zeit zum Verschnaufen zu finden, vollführte er vor der Dame von Lindholz auf Fels eine ausgiebige Verbeugung, die diese nur am Rande zur Kenntnis nahm. | |||
„Pribaldo, sprich, was ist?“, herrschte Yppolita den Yaquirtaler Federknecht sichtlich ungehalten an. | |||
„Äh... ja..., äh..., Euer Wohlgeboren... und äh Euer Wohlgeboren..., es ist..., nun es...“ | |||
„Na, heute noch, wenn’s urgiert“, fuhr Yppolita den Tracodi an und blickte daraufhin entschuldigend zu Siona von Lindholz, die sich schon anschicken wollte, den Daliaser Schelm von Schreiberling zu ignorieren und ihn einfach stehen zu lassen. Ihr Blick verriet ihre rasch anschwellende Ungeduld. Verzögerungen konnte und wollte sie jetzt nicht hinnehmen, schon gar nicht, wenn ein unbedeutender Tintenkleckser sie verursachte. | |||
„Äh, gewiss, Wohlgeboren und äh... Wohlgeboren!“ Knapp nickte Pribaldo Tracodi den beiden Damen zu und hob dann an zu sprechen: „Diese Nacht wohl noch wird Santa Catalina im Taubentale von der rauen Meute des Remigius von Alstingen und seiner Bundesgenossen angegriffen. Dom Fiona, Euer Wohlgeboren Vaterschwester, weiß schon länger... seit Tagen... äh davon... ebenso: Hochgeboren León im Traubental, äh... ach... im Taubental... Domna Fiona hat eben gerade einen Strolch in der Villa Azucena verhört, der wohl... nun, der Drahtzieher des Anschlags auf des Barons Leben war... Nur durch Zufall bekam ich mit, dass die feinen Damen und Herren aus dem Stabe des Barons davon schon seit Tagen wissen, aber nichts unternahmen... und dadurch die Leben, die leibliche Unversehrtheit und Besitzschaften von uns ähm... Ausländern,... äh verzeiht..., billigend hasardierten. Die Drahtzieherschaft hinter dem Giftanschlage schien besagten Kreisen schon von Anfang an bewusst zu sein. Dom Lodovico – welcher wohl ebenso unwissend gehalten wurde wie wir – liegt noch ganz im Vollsuffe in der vivar'schen Villa... daher habe ich äh... nach Euch gesucht.“ Mit einem nach klaren Befehlen bettelnden Blick wanderten Pribaldo Tracodis Augen von der einen Dame zur anderen und retour. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|lindholz]] | |||
„Das ist ja unfassbar! Erst ein heimtückischer Anschlag und jetzt auch noch Bewaffnete, die gegen diese friedliche Ortschaft ziehen? Wie konnte der Baron es nur versäumen, Vorkehrungen zu treffen oder zumindest uns arglose Gläubige zu warnen!“, fuhr Siona von Lindholz auf. Die Sorge um das eigene Kind verwandelte sich zunehmend in Wut. Mit einem erbosten Blitzen in den Augen wandte sich die Yaquirtalerin an Pribaldo Tracordi, der sichtlich zusammenzuckte: „Ist auch bekannt, von wo sich die Truppen dieses… Remigius nähern?“ | |||
Doch Ihr Gegenüber konnte nur entschuldigend den Kopf schütteln. | |||
Domna Siona spürte wie ihr Herz, gefangen zwischen tiefer Verzweiflung und aufwallender Wut, immer lauter in ihrer Brust hämmerte. Vielleicht saßen sie in diesem so friedlich feiernden Dorf bereits fest; umringt von feindlich gesonnenen Truppen. Oder - sie flehte die Götter an, dass dem nicht so war - ihr Sohn war diesen Unholden direkt in die Arme gelaufen! | |||
Gehetzt irrte ihr Blick über das Meer der Feiernden, in der Hoffnung, ein bekanntes Gesicht auszumachen. Ohne den Schreiberling weiter zu beachten, schob Domna Siona sich weiter durch die auf dem Platz versammelte Menschenmenge. Ihre Angst verlieh der zierlichen Frau die Kraft, sich unaufhaltsam ihren Weg durch die Feiernden zu bahnen. | |||
Endlich konnte sie den hochgewachsenen Mann ausmachen, nach dem sie gesucht hatte und ein Funke Hoffnung salbte ihr geschundenes Herz. Espejo Bajoza stand am Rande des Platzes in Richtung der praioswärtigen, von einem Bogen überspannten, Dorfstraße. Mit seinen krausen, schwarzen Locken und den hohen Wangenknochen, hätte er trotz seiner etwas schräg stehenden Nase als rahjagefällige Erscheinung gelten können, wenn nicht Brandnarben seine rechte, von ihr abgewandte Wange und den Hals verunzieren würden. Die zuvor lässige Haltung des Mannes änderte sich schlagartig, als die besorgte Edle, die seinem Blick bisher entgangen war, ihn ansprach: „Espejo, mach' Er unsere Leute ausfindig. Wir müssen umgehend aufbrechen. Eile Er sich!“ | |||
Der junge Leibwächter blickte überrascht in die besorgten Züge seiner Herrin. Die ihm unbekannte Caballera Yppolita, die inzwischen wieder zu der Lindholzer Domna aufgeschlossen hatte, registrierte er nur beiläufig, als er sich verbeugte: „Natürlich, Euer Wohlgeboren. Wohin reiten wir?“ | |||
„Gen Orondo. Amaros, mein törichter Sohn, ist irgendwo dort draußen, während dieser Ort kurz davor ist, zum Austragungsort eines Machtkampfes zu werden. Wir müssen ihn finden, bevor ihm etwas zustößt!“ | |||
Espejo Bajoza eilte sofort davon, um seine Kumpane zu sammeln, während die Worte der Domna Siona langsam in das übermüdete Hirn der Daliaser Caballera drangen. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Gualdo|dalias]] | |||
Besorgt schüttelte Caballera Yppolita di Dalias y las Dardas ihr von Müdigkeit schweres Haupt. Mit kläglich krächzender Stimme raunte sie der Lindholzerin zu: | |||
„Verzeiht, Domna Siona, da irrt Ihr Euch. Welch‘ Missverständnis! Nicht Euer Sohn, den ich gar nicht kenne, ist in Gefahr, sondern Euer guter Diener Amando Monzo... Amando Monzo“, wiederholte die Daliaserin den Namen erneut, um jegliche weitere Verwechslungsmöglichkeit ob der Ähnlichkeit der beiden Namen auszuschließen. „Falls ich vorhin bei meinem Bericht aus Versehen Amaros gesagt haben sollte, bitte ich Euch, dies zu entschuldigen. Ich wollte Euch wahrlich nicht in Sorgen um Euren Sohn stürzen, da – lediglich – Euer Diener in Gefahr schwebt. Bitte verzeiht mir, ich wollte Euer gutes und den Göttern ehrbares Mutterherz nicht ängstigen. Verzeiht mir bitte!“ Die Daliaser Caballera wirkte ausgesprochen zerknirscht. Ihre Augen schien sie kaum mehr offen halten zu können. | |||
Pribaldo Tracodi, der hinter die Caballera getreten war, nickte bekräftigend nach jedem Satz seiner Herrin. Um dem Gesagten und seinem Nicken noch mehr Gewicht zu verleihen, raunte er am Ende von Yppolitas Ausführungen gleich einem Echo die Worte: „Nur ein leidiges Missverständnis!“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|lindholz]] | |||
Die Lindholzer Domna betrachtete die Caballera, deren Verstand bereits von Boron umnebelt zu sein schien. War es wirklich eine gute Idee, wenn sie zuließ, dass die erschöpfte Kriegrin sie begleitete? "Domna Yppolita, es gibt keinen Mann namens Amando Monzo, der in den Diensten meiner Familia stehen würde. Und Azucar, das Ross, welches Euch nach Santa Catalina getragen hat, ist das Reittier meines Sohnes Amaros. Ich befürchte mein leichtsinniges Kind hat der Gelegenheit, sich unter falschem Namen unter das Volk zu mischen, um dem Feste beizuwohnen, nicht widerstehen können. Ich bitte Euch, nicht zu hart über uns und ihn zu urteilen und ihm diesen jugendlichen Leichtsinn zu verzeihen. Seid gewiss, dass er sich für sein Verhalten und die dreiste Vernachlässigung seiner Pflichten wird rechtfertigen müssen." erläuterte sie. Für einen Augenblick spürte sie Wut in sich aufwallen, ob des Verhaltens ihres Sohnes. Wie viel einfach wäre es gewesen, an diesem Gefühl festzuhalten, um an Stärke und Fassung zu gewinnen, doch die Sorge um ihren Jungen war überwältigend und ließ sie nervös hin- und herschreiten, während sie auf die Rückkehr ihres Leibwächters wartete. | |||
Es schien ihr wie eine Ewigkeit, bis Espejo Bajoza, in Begleitung der beiden weiteren Bewaffneten ihres Hauses in ihren weiß-grünen Wappenröcken, erschien. Ein Blick in die bereits glasigen und geröteten Augen der beiden ließ Siona von Lindholz fürchten, dass nicht mit voller Kampfstärke zu rechnen war, falls es zu einer bewaffneten Auseinandersetzung kommen sollte, doch immerhin konnten sich alle aufrecht halten und hatten ausreichend Reittiere für die beiden Damen, sich selbst und Amaros mit sich gebracht, sodass es keinen weiteren Anlass zum Warten gab. Geübt glitt die Yaquirtalerin in den Sattel, während Espejo ihr zumindest einen Dolch zur Selbstverteidigung aufdrängte. Dann setzte sich die Gruppe Berittener in Bewegung und quälte sich in Schlangenlinien durch die zunehmend trunkene Menge der Pilger. | |||
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