Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 39: Unterschied zwischen den Versionen

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<center><big><big>'''''Der falsche Tito</big></big><br><br>
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''Wie Dom Nazir eschatologische Betrachtungen über die Tierwelt anstellte. Wie er von den Legenden des Katzenwalds sprach. Wie diese Legenden mit einem Male lebendig wurden. Wie Domna Romina über ihr Verhältnis zu Mond und Füchsin befragt wurde.</center><br>
''Wie der Waffenknecht Ysidoro seine Herrin im Schlafe störte. Wie ein Sänger vor Domna Fiona gebracht und des versuchten Mordes angeklagt wurde.</center><br>


==[[Baronie Taubental]], 4. Travia 1033 BF==
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Wie vom Donner gerührt stand der Waffenknecht da und starrte seine Herrin an. Nach diesen Worten musste er sich selbst erst einmal fangen.
Wie vom Donner gerührt stand der Waffenknecht da und starrte seine Herrin an. Nach diesen Worten musste er sich selbst erst einmal fangen.


Jeglichen Protest des Barden ignorierend, wandte sich Domna Fiona direkt an Ysidoro. "Geh zu meinem Gemahl. Er soll dir ein Schreiben aufsetzen an seine Familia, die [[Familia de Sangrín|Sangrín]], die just auch mit unserem siech danieder liegenden Baron verwandt sind. Es soll beinhalten, wie man das Rahjafest entehrte, welches widerliche Spiel man hier mit uns spielt und sie sollen, bei Travias Familienbanden, uns Hilfe schicken. Immerhin sitzt auch ihr Baron, der [[Franco de Beiras y Vivar|Beiras]], hier wie auf dem Präsentierteller.<ref>Hier beweist Domna Fiona hervorragende Kenntnis der Waldwachter Vewandtschaftsbeziehungen. Dom Franco de Beiras' Großmutter väterlicherseits war eine Sangrín.</ref> Würd' mich wundern, wenn nicht zumindest einige dieser Heißsporne noch vor Ablauf eines Tages hier einträfen." Unternehmungslustig rieb sich die Hexe die Hände. Wie fein, da ließ sich doch auf einen Schlag gleich mehrfach ihr von kalter Rache zerschundener Geist befriedigen. "Wenn das erledigt ist, soll mein geliebter Gatte zum Dorfplatz kommen."Der Waffenknecht nickte eilig und machte sich dran, sofort loszulaufen.  
Jeglichen Protest des Barden ignorierend, wandte sich Domna Fiona direkt an Ysidoro. "Geh zu meinem Gemahl. Er soll dir ein Schreiben aufsetzen an seine Familia, die [[Familia de Sangrín|Sangrín]], die just auch mit unserem siech danieder liegenden Baron verwandt sind. Es soll beinhalten, wie man das Rahjafest entehrte, welches widerliche Spiel man hier mit uns spielt und sie sollen, bei Travias Familienbanden, uns Hilfe schicken. Immerhin sitzt auch ihr Baron, der [[Franco de Beiras y Vivar|Beiras]], hier wie auf dem Präsentierteller.<ref>Hier beweist Domna Fiona hervorragende Kenntnis der Waldwachter Vewandtschaftsbeziehungen. Dom Franco de Beiras' Großmutter väterlicherseits war eine Sangrín.</ref> Würd' mich wundern, wenn nicht zumindest einige dieser Heißsporne noch vor Ablauf eines Tages hier einträfen." Unternehmungslustig rieb sich die Hexe die Hände. Wie fein, da ließ sich doch auf einen Schlag gleich mehrfach ihr von kalter Rache zerschundener Geist befriedigen. "Wenn das erledigt ist, soll mein geliebter Gatte zum Dorfplatz kommen."
 
Der Waffenknecht nickte eilig und machte sich dran, sofort loszulaufen.  


Zufrieden wandte sich Domna Fiona nun wieder den Büttelinnen zu, die den Barden mittlerweile hochgezogen hatte. Einen Arm hatten sie ihm auf den Rücken gedreht, so dass dieser zappeln, aber sich ansonsten nicht wehren konnte. Und sollte er sich zu Boden sinken lassen, würde er sich den Arm aus der Schulter kugeln. "Gehen wir!"
Zufrieden wandte sich Domna Fiona nun wieder den Büttelinnen zu, die den Barden mittlerweile hochgezogen hatte. Einen Arm hatten sie ihm auf den Rücken gedreht, so dass dieser zappeln, aber sich ansonsten nicht wehren konnte. Und sollte er sich zu Boden sinken lassen, würde er sich den Arm aus der Schulter kugeln. "Gehen wir!"

Version vom 5. Dezember 2012, 18:17 Uhr

Der falsche Tito

Wie der Waffenknecht Ysidoro seine Herrin im Schlafe störte. Wie ein Sänger vor Domna Fiona gebracht und des versuchten Mordes angeklagt wurde.


Baronie Taubental, 4. Travia 1033 BF

In der Villa Azucena (1. Efferdstunde)

Autor: vivar

Der Rabe hatte Shafirio erblickt. In Begleitung einer Edeldame, die jedoch nicht seine Herrin war. Und in Begleitung vieler schwarzer Reiter unter dem Adlerbanner. Wer waren sie? Und was suchten sie in Kellfall? Waren sie Freund oder Feind? Hoffentlich hatte Shafirio die stumme Botschaft des ausgesandten Raben verstanden. Wenn Fiona ihren Boronsvogel zu ihm schickte, so musste er wissen, dass sie dringend seiner Unterstützung bedurfte.

Fiona genoss mit geschlossenen Augen für einen Moment den Flug durch die Nacht. Das gleichmäßige Schlagen der Flügel, die kühle Luft unter den Federn, die Stille. Die Welt hier oben war unberührt von Giftmord und Hinterhältigkeit. Hier herrschte nur das eherne Gesetz Sumus, das endlose Freiheit und gnadenlose Härte zugleich war. So gleichmäßig wie der Jahreskreislauf schlugen die Flügel. Immer lauter. Und härter. Und lauter. Die Flügelschläge dröhnten an Domna Fionas Ohr, drangen in ihren Geist ein und zerstörten die Stille. Ihr Flug geriet ins Schlingern, als schüttele sie der Beleman höchstpersönlich.

Schließlich riss die Caballera mit einem Schrei die Augen auf und blickte verwirrt um sich. Sie saß auf einem geschnitzten Stuhl im rustikal eingerichteten Salon der Villa Azucena.

Links neben ihr war der Administrador von Vivar über einem Becher Wein eingeschlafen und nutzte schnarchend die Tischplatte als Kopfkissen. Vor ihr stand ihr Waffenknecht Ysidoro, die Hand nach ihr ausgestreckt, jedoch in der Bewegung erstarrt. An seinem Gesicht war abzulesen, dass er versuchte, sich auszurechnen, wie sehr er seine Herrin soeben verärgert hatte, als er sie an der Schulter geschüttelt hatte. Die Verbindung mit ihrem Vertrauten war unterbrochen. Der Flug war vorbei. Domna Fiona spürte eine steile Zornesfalte auf ihrer eigenen Stirn.

„Ver... verzeiht, Domna“, stotterte Ysidoro. „dass ich Euch aus Eurem Schlummer...Eurem Traum... also, pardonniert mir die rabiate Störung, aber glaube, wir haben den Mörder.“

Er trat zur Seite und zwei Büttelinnen aus Santa Catalina, erkenntlich an den roten Schärpen mit den drei aufgestickten Lilien und den knorrigen Rebstöcken, zerrten einen jungen Burschen in bunten, ulkig geschnittenen Gewändern vor die Caballera. Er mochte einmal recht ansehnlich gewesen sein mit seinem schimmernden roten Haar, seinen grünen Augen und der Stupsnase. Doch nun war sein Rock voller Schlamm und Stroh, seine Beinkleider zerrissen, seine Knie aufgeschlagen, sein Haar zerzaust, seine Lippen aufgeplatzt und seine linke Wange, die eine grün-violette Färbung angenommen hatte, war unförmig geschwollen. Aus seiner Nase rann Blut. Die Laute, die er mit der Linken umklammerte, war in der Mitte geborsten und wurde nur noch von den Saiten zusammengehalten.

Die Büttelinnen drückten den jungen Barden vor Domna Fiona auf die Knie.

„Das ist er, Domna“, sagte Ysidoro. „Tito der Rote. Der Barde, der heute Mittag so schmähliche Lieder auf unseren Herrn Baron gesungen hat, ja, der ihm sogar seinen baldigen Tod angekündigt hat! Alle haben ihn dabei gesehen und gehört! Der Sohn und Zuhälter der Hure aus dem Roten Zelt, die die junge Domnatella vom Berg verhext hat!“

Die größere der beiden Büttelinnen warf ein: „Er hat im Levthanswirt ein Taubentaler Mädel verführt, und sie in Bermudos Stall gezerrt, um sich über sie herzumachen!“

„Aber wir haben diesen Hurensohn davon abhalten können!“, ergänzte die andere stolz und hakte den Daumen in den Gürtel.

„Was wollt Ihr mit dem Kerl tun, Domna?“, fragte Ysidoro.


Autor: dalias

Auf seine Handballen gestützt, drückte sich der Administrador von Vivar, Lodovico Almanzo di Dalias, hoch. Sein Gesicht war aufgequollen. Dicke Speichelfäden hingen an seinen Mundwinkeln hinab. Mit großer Anstrengung stemmte er seine Ellbogen auf die Tischplatte und begrub sein Gesicht in den Handflächen. Ihm war so, als wäre er der Gefangene eines großen Kreisels, der sich unablässig drehte. Der grelle Schein der Kerzen stach in seine Augen. Dass zwei stattliche und dralle Büttelinnen vor ihm standen, schien ihn nicht im Mindesten zu tangieren. Für gewöhnlich hätte er dieselben um eine sofortige Verhaftung und genaue Untersuchung seiner Person gebeten, aber danach war dem Administrador gerade nicht. Es war nachgerade ein außerkörperliches Erlebnis. Es war Dom Lodovico, als wäre er ein kleiner Spatz, der auf dem Balken säße, und sich selbst und die Büttelinnen und die attraktive, wenn auch schon ältere Domna beobachtete, während sich alles drehte und auf- und abwarf, wie eine Karavelle in einem Rondrikan vor den äußeren cycploaeischen Eilanden.

„Bei San Valpos…, warum hab ich soviel…“, stöhnte der Caballero kaum verständlich.

Eine kleine unscheinbare Gestalt mit tiefen Augenringen schob sich just in diesem Augenblick am winselnden Rotschopf, den zwei Waffenmägden und dem Knecht vorbei zur Tafel. Seine Augen huschten unruhig umher, schenkten hier einen knappen Aufschlag und dort ein ehrerbietiges Lächeln. Adressatin des Letzteren war freilich die Caballera de las Dardas, die Tante der Caballera Yppolita, welche er überdies mit einer devoten Verbeugung bedachte, ehe er sich ganz seinem erbärmlichen Herrn zuwandte, für den er sich erneut derart schämte, dass sich seine Wangen unleugbar und unverkennbar röteten.

„Herr, nehmt einen Schluck klaren… klaren Wassers,“ mit diesen leise gehauchten Worten reichte Secretario Pribaldo Tracodi dem Schiffbrüchigen in spe einen Becher Wassers. Während er auf Dom Lodovicos Reaktion wartete, musterte Secretario Pribaldo mit gehobener Augenbraue diesen knieenden Gecken und bereitete sich genüsslich darauf vor, diese verdreckte und blutende Gestalt zu verabscheuen und in der Küche bei den anderen Dienern lästerlich über dieselbe zu sprechen. Innerlich war Pribaldo Tracodi überdies erfreut, dass jener Rotschopf alle Aufmerksamkeit von sich und seinem Herrn, dem erbärmlichen Dalias, ablenkte.


Autor: lasdardas

Die Situation trug wenig dazu bei, Domna Fionas Laune zu heben, die nach dem urplötzlichen Erwachen aus der Vision ohnehin schon gelitten hatte. Ihr war gar so taumelig zu Mute, dass sie sich gar nicht mehr daran erinnern konnte, wie sie überhaupt genau hier in die Villa Azucena gefunden hatte, noch was sie hier eigentlich zu erreichen gedachte.

Unwillig sortierte sie ihre Gedanken auseinander. Dann lehnte sie sich in dem kostbar beschnitzten Stuhl nach vorne, die Stirn düster gerunzelt, und besah sich den Sängerburschen. "Ich gedenke Folgendes zu tun: Der liederliche Lump wird festgesetzt ob der Tatsache, zumindest Rufmord an einem verdienten Waldwachter Adligen geplant zu haben. Sollte sich herausstellen, dass es nicht nur Mord am Ruf des Barons war, werden wir weitersehen."

Ihr Blick wanderte über die versammelten Administradores. Der Daliaser Caballero war – wieder einmal – sturzbetrunken. Umso mehr erhoffte sie sich von den restlichen Administradores des Taubentals. "Ihr seht zu, dass ihr so schnell wie möglich eure Waffenknechte auftreibt – und zwar alle und mir gleich, aus welchen Heuhaufen und aus wessen Armen ihr sie zerren müsst. Seht zu, dass ihr sie so schnell wie möglich wieder nüchtern bekommt. Es ist damit zu rechnen, dass diese Vergiftung unseres von Rahja so geliebten Barons mitten an einem Rahjafest von diesem feigen Koscher Wildschwein von Alstinger in Auftrag gegeben wurde. Wir müssen zusehen, dass wir gewappnet sind, so er wirklich versucht, während des Pilgerfestes korische Saiten aufzuziehen."


Autor: vivar

Die Administradora des abgelegenen Waldwinkels Altos, Esclarmunda Silvani, die im Verlaufe des Abends ebenfalls ordentlich dem Rebensafte zugesprochen hatte, nickte schwerfällig hinter Domna Fiona. „So sei es! Rescendienteschweine, diese Alstinger!“, schnaufte sie. Dann schlug sie ihrem orondinischen Amtskollegen, der neben dem Daliaser mühsam versuchte, die Äuglein offen zu behalten, grob auf die Schulter und zog ihn mit sich aus der Kammer. „Kommt, kommt, Bruder Orondo! Lasst uns nachsehen, wo sich unsere Mannen herumtreiben...“

Sonst befand sich niemand im Raum. Die Vögtin Zafira Brago war wohl noch mit ihrer anderen Büttelin unterwegs, um für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

„Domna, ähm, mit Verlaub, vielleicht weiß der Bursche ja was von den Plänen Dom Remi... dieses verfluchten Alstingers? Wenn der die Vergiftung doch ursächlich verbrochen hat? He, weißt du was, Sänger?“ Ysidoro stieß den Trovere probehalber mit dem Stiefel in die Seite, so dass dieser aufstöhnte.


Autor: damotil

Der Angesprochene – oder vielmehr angetretene – Barde hob den Kopf und blickte die Anwesenden aus seinem angeschwollenen, geschundenen Gesicht an. „Ob ich etwas weiß? Werte Domnas, werte Doms – was für eine Frage! Aber zuvorderst: Pardonniert meine derangierte Erscheinung“, hob er an, gestelzt zu sprechen, was etwas ob seiner geschwollenen, schmerzenden Wange reichlich seltsam klang, „obgleich die beiden wackeren Heldinnen all ihren reichlich vorhandenen Mut aufbringen mussten, gelang es ihnen unter Aufbietung all ihres gewalttätigen Geschicks zwei harmlose Liebende im Geiste Rahjas zu trennen. Und wahrlich… meine Künste in den disciplinas der Musik und des Gesanges mit denen dieses Lautenqälers und Schreihalses Tito zu vergleichen – welche Schmach muss ich denn heute noch erdulden?“ Obgleich arg ramponiert, mühte er sich dennoch, ein Miene der wahren Verzweiflung und Entrüstung aufzusetzen.

Er verspürte nicht übel Lust, die wahre Schuldige ans Messer zu liefern. Doch er riss zusammen und schüttelte verneinend den Kopf, während er mit seiner wohlklingenden Stimme fortfuhr: „Und was dieses rote Zelt und die dort hausende Hure angeht… die kenne ich nicht – Ich bin ein Dichter, Sänger, Musiker und Artist!“ Er unterstrich seine letzten Worte, bei denen etwas Blut aus seinem Mundwinkel rann, mit einem empörten Gesichtsausdruck. „Alstinger kenne ich auch keinen. Aber bei Rahjas heiligem Namen! Ich kam hierher um der schönen Göttin mit Musik, Kunst und Liebe zu huldigen – denn ist dies hier nicht das Rahja-Pilgerfest der Taubentaler?“


Autor: vivar

„Pah!“, machte Ysidoro empört ob solch dreister Lüge. „Der Kerl lügt wie gedruckt, Domna! Mehrere ehrbare Taubentaler im Levthanswirt können bezeugen, dass der da es war, der das Schandlied auf Dom León gesungen hat!“


Autor: lasdardas

"Nicht doch, mein guter Ysidoro, nicht doch!" Während der Bursche seine Verteidigung vorgebracht hatte, war Domna Fiona still und offenbar in Gedanken versunken auf ihrem Platz gesessen. Jetzt jedoch breitete sich ein feines Lächeln auf ihren Lippen aus, bei dessen Anblick es ihrem Waffenknecht kalt den Rücken hinunter lief. Wenigstens war das Lächeln wärmer, mit dem die Domna ihn ihm nächsten Moment bedachte.

"Hör gut zu, mein lieber Ysidoro, denn ich gedenke jetzt mit rahjanischer Härte durchzugreifen." Mit diesen Worten wandte sie sich wieder an den Barden. "Du, edler Barde", die Worte trieften vor Spott, "begleitest mich jetzt auf den Marktplatz. Denn ich gedenke die Pilger, denen du und deine Buhlin mit diesem schändlichen Attentat das Fest entehrt habt, über eure Machenschaften aufzuklären. Ich weiß, dass der Alstinger dahinter steckt und ich weiß, dass er bereits auf dem Weg hierher ist und Truppen zusammenzieht. Und ich habe nicht vor, länger still zu halten. Der Baron liegt vergiftet darnieder, aber dachtet ihr, damit hättet ihr den Weg frei gemacht, diesen Koscher Eber hier auf den Baronsthron zu setzen? Nach dem Tod der alten Baronin hätte ich durchaus selbst die Baronie übernommen, wäre der Vivar nicht durch ein Wunder Rahjas erwählt worden und mir so zuvorgekommen. Ihn als Baron konnte ich akzeptieren, aber niemals wieder werde ich zulassen, dass ein Neuhal'scher mir vor der Nase herumtanzt und sich einbildet, mir Anweisungen geben zu können, bei der schönen Herrin!" Ihre Augen funkelten wild auf.

"Ihr Büttelinnen, hoch mit ihm, wir gehen zum Marktplatz. Ich gedenke den Pilgern eine denkwürdige Rede zu halten. Und ihn müssen wir dabei präsentabel halten. Die Pilger werden ihm im Gegenzug sicher einiges dazu zu sagen haben, dass er das heilige Fest der Rahja auf so schändliche Weise zu entehren wusste."

Wie vom Donner gerührt stand der Waffenknecht da und starrte seine Herrin an. Nach diesen Worten musste er sich selbst erst einmal fangen.

Jeglichen Protest des Barden ignorierend, wandte sich Domna Fiona direkt an Ysidoro. "Geh zu meinem Gemahl. Er soll dir ein Schreiben aufsetzen an seine Familia, die Sangrín, die just auch mit unserem siech danieder liegenden Baron verwandt sind. Es soll beinhalten, wie man das Rahjafest entehrte, welches widerliche Spiel man hier mit uns spielt und sie sollen, bei Travias Familienbanden, uns Hilfe schicken. Immerhin sitzt auch ihr Baron, der Beiras, hier wie auf dem Präsentierteller.[1] Würd' mich wundern, wenn nicht zumindest einige dieser Heißsporne noch vor Ablauf eines Tages hier einträfen." Unternehmungslustig rieb sich die Hexe die Hände. Wie fein, da ließ sich doch auf einen Schlag gleich mehrfach ihr von kalter Rache zerschundener Geist befriedigen. "Wenn das erledigt ist, soll mein geliebter Gatte zum Dorfplatz kommen."

Der Waffenknecht nickte eilig und machte sich dran, sofort loszulaufen.

Zufrieden wandte sich Domna Fiona nun wieder den Büttelinnen zu, die den Barden mittlerweile hochgezogen hatte. Einen Arm hatten sie ihm auf den Rücken gedreht, so dass dieser zappeln, aber sich ansonsten nicht wehren konnte. Und sollte er sich zu Boden sinken lassen, würde er sich den Arm aus der Schulter kugeln. "Gehen wir!"


Autor: damotil

Darian wollte gerade zu einem Protest ansetzen, als die Herrin von Las Dardas ihn so mit Spott bedachte, aber als er ihre weiteren Worte hörte, wurde er deutlich blasser. Er brauchte einen Augenblick, um sich wieder zu fangen. Seine Lage war nicht gut. Man hielt ihn für Tito von Taladur und obendrein für einen Mörder. Zwar hatte er einen Verdacht, nein mehr als einen Verdacht, wer alles dort seine Finger im Spiel hatte, aber den ihm so verhassten Namen preiszugeben, das widerstrebte ihm ebenso sehr. Vielleicht war es besser, noch etwas auf Zeit zu spielen? Vielleicht konnte er noch entkommen, ohne sich gegen seinen langjährigen Freund zu wenden?

„Domna! Bei der schönen Göttin! Ich flehe Euch an! Ich bin nicht der, für den man mich hält! Mein Name ist Darian! Darian! Ein Fahrender Sänger aus Punin! Nicht Tito! Ich weiß nichts von Eurem Dom León, diesem Alstigger oder wie der heißen mag! Bei der Herrin Rahja! Ich kam mit einem Freund zum Pilgerfest für die Musik, den Tanz und den Gesang! Ich habe nichts mit Gift zu schaffen! Ich schwöre es Euch!“ Seine Augen richteten sich bittend zu Fiona und er ließ sich auf die Knie fallen. „Domna! Seht mich an! Seht in mein unschuldiges Herz!“, rief er Fiona nochmals an und sollten sich ihre Blicke kreuzen dann mochten seine Pupillen für sie violett schimmern.



  1. Hier beweist Domna Fiona hervorragende Kenntnis der Waldwachter Vewandtschaftsbeziehungen. Dom Franco de Beiras' Großmutter väterlicherseits war eine Sangrín.