Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 38: Unterschied zwischen den Versionen
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Irgendwo jenseits der Piken glimmte erst ein Licht auf, dann zwei, dann drei. Drei Blendlaternen strahlten Domna Romina und ihre Reiter an. "Fürchtet Euch nicht, edle Domna! Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme des Grafen vom See", antwortete die Stimme unbeeindruckt. "Es hat es zu seiner fürnehmen Pflicht auserkoren, Reisende - zumal bewaffnete Reisende - danach zu fragen, ob sie es mit dem Mond oder mit der Füchsin halten. Die Tochter des Grafen von Ragath wird darauf gewiss eine Antwort geben können. Mond oder Füchsin?" | Irgendwo jenseits der Piken glimmte erst ein Licht auf, dann zwei, dann drei. Drei Blendlaternen strahlten Domna Romina und ihre Reiter an. "Fürchtet Euch nicht, edle Domna! Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme des Grafen vom See", antwortete die Stimme unbeeindruckt. "Es hat es zu seiner fürnehmen Pflicht auserkoren, Reisende - zumal bewaffnete Reisende - danach zu fragen, ob sie es mit dem Mond oder mit der Füchsin halten. Die Tochter des Grafen von Ragath wird darauf gewiss eine Antwort geben können. Mond oder Füchsin?" | ||
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'''Autorin:''' [[Benutzer:Romina Alba|ehrenstein]] | |||
Langsam wurde es wirklich bunt. Und hell. Romina schloss die Augen halb und zog ihren Säbel ganz. "Welcher Graf von welchem See?" Sie spürte, wie ihre Wut sich in kalte Furcht verwandelte. Konnte es sein, dass Rohaja von Gareth in Almada einmarschiert war? Über die Waldwacht? "Es gibt keinen Grafen vom See in Almada; wo bei allen Zwölfen kommt ihr her?" Romina durchforstete ihren Kopf nach einem außeralmadanischen Grafen vom See. "Aus Angbar?" Da gab es einen Grafen vom See, verdammt, das war im Kosch, da kam doch dieser neue Herr vom Waldhaus auch her! | |||
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Version vom 30. Oktober 2012, 20:12 Uhr
Wie Dom Nazir eschatologische Betrachtungen über die Tierwelt anstellte. Wie er von den Legenden des Katzenwalds sprach. Wie diese Legenden mit einem Male lebendig wurden.
Baronie Taubental, 4. Travia 1033 BF
Am Rande des Katzenwalds (1. Efferdstunde)
Autor: vivar
„Warum der Katzenwald seinen Namen trägt, Domna Romina?“ Nazir von Viryamun und Flogglond zögerte mit der Antwort, während er sein Ross in schnellem Trab über den Uferweg lenkte, welcher die Inoscha abwärts führte. Die Erde war feucht und schmatzte nach dem Regenguss bei jeder Berührung mit den Hufen. Er blickte zu den berittenen Ehrensteiner Leibgardisten, die vor ihnen, mit Fackeln bewaffnet, den nächtlichen Weg erleuchteten. „Nun…“, sagte er schließlich, „es gibt viele Leyendas von Katzengeistern, die in seinen Tiefen hausen und dem Volk das Leben schwer machen.“
„Geister von Katzen? Sprechen wir von jenen gutmütigen schnurrbärtigen Nachtwächtern, die dem Menschen Mäuse und Ratten vom Leibe halten, Wohlgeboren?“, fragte die Comtessa ungläubig.
„Von eben jenen, Domna Romina. Was geschieht mit uns Menschen nach dem Tode?"
"Der göttliche Golgari sucht uns auf, um uns über das Nirgendmeer in Borons Hallen zu geleiten, wo sie auf Rethon gewogen werden und von dort – so wir ein frommes Leben geführt haben - in eines der zwölfgöttlichen Paradiese."
"Ganz recht, so lehrt es uns das Heilige Brevier. Was aber geschieht mit den Tieren?“
„Sie gehen ebenfalls in die zwölfgöttlichen Paradiese ein, Wohlgeboren“, mischte sich Aisha von Franfeld, die Landvögtin von Franfeld ein. „Die Rösser werden vor Rahjas Zelt auf einer ewigen Koppel weiden, die Störche staksen durch Peraines ewigen Garten und die stolze Löwin umstreicht die Säulen von Rondras Hallen.“
„Ah, die Füchse graben in Phexens Hort ihren ewigen Bau und die Gänse watscheln in Travias Herberge umher. Und wohin das Rattenpack geht, davon wollen wir nicht sprechen. Ganz genau, so ist es, verehrte Domnas. Doch was ist mit den Katern und Kätzinnen? Sie sind keinem Gott lieb und teuer. Manche sagen, sie miauen vergebens, um Einlass in eines der Paradiese zu erhalten. Andere sagen, sie sind zu verblendet und selbstsüchtig, um sich einem Alveranier zu unterwerfen – ganz wie das Elfenvolk. Und sagt man den Elfen nicht nach, dass sie Katzenaugen haben und des nächtens sehen können?
Die Tosch Murer sagen – und auch meine eigene Großmutter hat es mir so erzählt, als ich noch auf ihren Knien saß – dass die Katzen nach ihrem Tod in diesen Wald gehen und dort ruhelos umher irren. Weil sie von tückischer Natur sind, will keiner der guten Götter sie bei sich aufnehmen. Die Katzen aber sind schlau und ahnen ihr Schicksal. Deshalb klagen sie bereits zu Lebzeiten über das, was ihnen nach dem Tode widerfahren wird.
Es gibt ein Dorf praioswärts von hier, Villanúa, wo sich angeblich die dem Tod geweihten Katzen versammeln und allabendlich ihren Lamento von sich geben. Es ist wahr, dass man dort den kleinen Fellträgern auf Schritt und Tritt begegnet und sie eine rechte Plage sind. So manches Mal haben die Catalinenser, die Herren des Dorfes sind, befohlen, dass Katzenjunge samt ihrer Mutter in einen Sack gesteckt und totgeschlagen werden sollen, so man welche findet.“
„Ein wahrhaft grausamer Umgang mit diesen possierlichen Tieren!“, rief Domna Romina aus. „Solche Order hätte ich den sanftmütigen Catalinensern gar nicht zugetraut!“
Dom Nazir räusperte sich. „Es sind wohl eher die Administradores, die solche Anweisungen geben. Aber die Bewohner von Villanúa unternehmen ohnehin nichts gegen die Tiere, weil sie unter dem Bann des Schwarzen Katers stehen.“
Domna Aisha horchte interessiert auf. „Der Schwarze Kater? Wer soll das sein?“, warf sie ein.
„Ein edles, pechschwarzes Tier mit glühenden Augen, welches der wahre Meister des Katzenwaldes sein soll. Der Schwarze Kater soll sprechen können wie ein Mensch und schon so manchen ins Verderben gerissen haben – zuletzt den Zauberer Tai Andor, der vor beinahe zwei Dutzend Jahren in Villanúa lebte. Er hauste in seinem Turme am Rande des Katzenwaldes, wie es im die fette Alstingerin, die damals über das Taubental herrschte, erlaubt hatte.
Er war von freundlicher Wesensart und half häufig den Menschen aus Villanúa mit allerlei kleinerem Zauberwerk, hatte jedoch ein überaus zänkisches Weib, das ihn tagein, tagaus plagte, dass es Travia und Rahja erbarm. Und weil er kein besseres Los finden konnte, schloss der Gepeinigte mit dem Schwarzen Kater vom Katzenwald einen Vertrag: Er wollte ihm nach einem Jahr seine Seele geben, wenn er bis dahin Geld und Gut im Überfluss haben könne und der Böse ihn bis zu der festgesetzten Frist in allem als Ehemann und Zauberer vertreten wollte.
Der Schwarze Kater willigte ein und trat in Menschengestalt vor das Weib Tai Andors. Von dem Tag an aber hatte er nun mancherlei zu erdulden, womit er nicht gerechnet hatte. Nicht nur, dass der Geist für Tai Andor die Prügel bekam, er musste auch ertragen, dass ihm das zänkische Weib Risse und Kratzwunden beibrachte und er bald sehr kümmerlich aussah.
Tai Andor aber freute sich unbändig, dass der Schwarze Kater so wider alle Würde für ihn litt und machte sich - die Taschen voller Gold - aus dem Staub. Indes, als das Jahr herum gegangen war, Tai Andor nicht wieder in seinen Turm zurückgekehrt war und der Schwarze Kater bemerkte, dass er betrogen worden war, sann er auf Rache. Nun hätte er freilich an des Zauberers Statt die Seele seines Weibes mit in den Katzenwald nehmen können, doch da er diese bereits ein gesamtes Jahr hatte ertragen müssen, beschloss er, an den unschuldigen Bewohner des Taubentals Rache zu nehmen.
So rief er mit Hilfe seiner niederhöllischen Kräfte sieben Plagen auf das Taubental herab: Zuerst fiel eine unheimliche Dunkelheit über das Land und alle fürchteten sich. Als zweites rief er eine Dürre herbei, die die sprudelnde Inoscha, an der wir gerade entlang reiten, austrocknete. Als drittes brach eine Horde wilder Katzen, seine Dienerschar, aus dem Katzenwald und fraß alles Essbare bis auf den letzten Brotkrumen auf. Als viertes fiel ein endloser Schwarm Heuschrecken über die Weiden und Bäume her, nur das kahle Erdreich zurücklassend. Als fünftes jedoch fiel ein giftiger Regen, so dass alle, die durstig von seinem Wasser tranken, qualvoll zu Grunde gehen mussten.
Tai Andor, der sich auf Castillo Geierschrei verborgen gehalten hatte, erschrak zutiefst, als er vom Zorn des Bösen hörte. Doch sein Weib, die ebenfalls eine Zauberin war, fand ihn dort und verwandelte ihn in ein Feldmäuschen. Dann steckte sie es in einen Käfig und ließ es im Katzenwald frei, wo es der Schwarze Kater sofort verschlang und dem Taubental die letzten beiden Plagen erließ.“
Als er geendet hatte, ritten sie eine Weile schweigend nebeneinander her durch die Nacht. Schließlich sagte Domna Aisha in die Stille hinein: „Ich danke Euch, Wohlgeboren, dass Ihr Euch erboten habt, mich zu begleiten. Hätte ich von der Geschichte dieses Waldes gewusst…“ Sie verstummte wieder. Dann sagte sie mit leichtem Zittern in der Stimme: „Mögen die guten Götter geben, dass wir auf unserer Suche nach dem Schwarzen Lotos möglichst wenigen dieser Katzengeister begegnen!“
Dom Nazir nickte stumm und deutete nach vorne, wo sich im Fackelschein eine schwarze Wand vor ihnen aufzurichten schien. Der Katzenwald schien undurchdringlich. Linkerhand gurgelte die Inoscha fröhlich-unbekümmert, als ob sie nicht wüsste, dass sie in wenigen hundert Schritt vollkommen von dieser schwarzen Wand verschlungen werden würde.
„Da vorne ist die Weggabelung. Links führt der Pfad über die Brücke nach Las Dardas, rechts nach Villanúa. Gerade aus, wo es keinen Weg gibt, geht es in den Katzenwald hinein. Dort trennen sich also unsere Wege.“
Autorin: ehrenstein
Die Comtessa zügelte ihren prachtvollen Hengst zum Schritt. Um sie herum tat man es ihr gleich. Die letzten Schritte bis zur Wegkreuzung vergingen in bedrücktem Schweigen. Die Vogtin von Franfeld warf ängstliche Blicke auf die scheinbar undurchdringliche Düsternis des Katzenwaldes. An der Gabelung hielt der kleine Trupp an.
Domna Rominas Blick glitt über Dom Nazir zu der Vogtin. Sie straffte sich entschlossen. "Domna Aisha, seid Ihr Euch sicher, dass Ihr in diesem Wald das Kraut suchen wollt? Da ich das Glück habe, über hervorragende Gardisten zu verfügen, würde ich mich zur Verfügung stellen und Ihr könntet nach Las Dardas reiten und das Ei bergen."
Ob dieser Worte riss Zaida die Augen weit auf, fürchtete sie doch sicher nicht zu unrecht, dass man sie hierfür gar als Ortskundige für den Ritt nach Las Dardas an die Vogtin entleihen würde. Auf gar keinen Fall würde sie die Seite ihrer Rittsfrau verlassen und als Argument sollte ihr dienen, dass sie sich auch im Katzenwald - oder zumindest an dessen Rand - durchaus auskannte. Und mit dem Katzengetier rund um den Wald hatte sie auch noch nie ein Problem gehabt, gleich was die Leute und deren Geschichten auch besagen mochten.
Auch Dom Ardan verspürte den kurzen Moment des Schwindels, der einen dann überkam, wenn sich etwas sicher Geglaubtes ohne Vorwarnung mit einem Schlag - oder wie in diesem Fall: den Worten der verehrten Comtessa - ins Gegenteil umzukehren schien. Domna Romina? In diesem von den Göttern verfluchten Wald? Auf der Suche nach diesem vermaledeiten Heilkraut, nur weil dieser Baron sich offenbar mit der Falschen oder dem gehörnten Ehemann selbiger angelegt hatte? Nicht nur, dass der Graf von Ragath ihn angewiesen hatte, gut auf seinen Augenstern zu achten. Er war sich sicher, dass ein solches Unterfangen die Sicherheit der Comtessa über das erträgliche Maß hinaus zu bedrohen mochte.
So erscholl es von zwei Seiten gleichermaßen bestürzt: "Euer Hochwohlgeboren?!"
Die Angesprochene erstarrte kurz, als wisse sie nicht genau, in welche Richtung sie den deutlich unwilligen Blick schicken sollte. Sie entschied sie sich für keine Richtung, sondern ignorierte beide Getreuen und schenkte dafür Domna Aisha ein aufmunterndes Lächeln. "Wie Ihr hört, sind meine Begleiter meiner Meinung. Gerade mein aufrechter Leutnant ist ein Mann, der nichts fürchtet, stand er doch in den schwarzen Landen so manchen Mond dem tobrischen Zweig meiner Familie bei. Ich denke, dass die dortigen Schrecken die des Katzenwalds bei Weitem übertreffen. Ich selbst überlege, ob ich nicht einen Jahreslauf lang dort meiner rondranischen Pflicht folge, bevor ich mich ins Eheleben zurückziehe."
Langsam drehte sie sich Adran von Kündoch zu und schenkte ihm einen brennenden Blick.
Kurz hatte von Kündoch einen erst überraschten, dann beunruhigend einstimmigen Blick mit der kleinen Zaida gewechselt, ehe seine Aufmerksamkeit sich ganz auf die hübsche Comtessa richtete. Deren Worte ließen ihn blass werden, doch ungeachtet dessen schob er das Kinn nach vorne und hielt dem Blick aus eisblauen Augen stur stand.
"Seid versichert, dass ich nicht zögern würde, dem Wunsch Eures Vaters folgend, Euch auch dort bei der Befolgung des Rufes Rondra den Rücken zu sichern, Euer Wohlgeboren." Nur ein klein wenig steif klangen die Worte, doch die Haltung war die eines Ritters, der wusste, welche Schrecken dort auf die Edelmütigen warteten.
Rominas Blick wurde weich. Sie schluckte trocken, nickte dem Leutnant zu und schaute zurück zu der Franfelderin.
Autor: vivar
Domna Aisha warf einen unsicheren Blick mit ihrem verschleierten Begleiter. Diesem war in der Dunkelheit keine Regung anzumerken. So straffte sie sich, dass ihre beringten Arme klirrten, und sprach: "Auch ich habe keine... habe keine Furcht, Hochwohlgeboren - falls Ihr dergleichen insinuieren wolltet! Ich bin die Tochter des Piñal Caldaios Eslamo von Franfeld y Vivar y Campofran, der in der Ogerschlacht sein Leben für das Reich ließ und der edlen Sheranach von Elburum, die für Kaiser Reto in Marustan kämpfte. Wieso sollte ich mich vor ein paar Schmusekätzchen fürchten? Ha!"
"Ha! Ha! Ha!", antwortete es dumpf und hohl aus dem Wald und die schöne Franfelderin zuckte zusammen.
"Wenn ich... wenn ich also Euch den Vortritt lasse, so tue ich dies, weil Ihr die Tochter des Ragather Grafen seid, dem meine Base Radia als Administradora dient. Aus Lehnstreue und aus Freundlichkeit Euch gegenüber tue ich dies, und nicht etwa, weil ich, ahem, Angst hätte."
"Ich werde Euch weiterhin begleiten, Domna Aisha", sagte Dom Nazir mit stolzer Stimme, und Domna Romina konnte nicht ausmachen, ob er es so ritterlich gemeint hatte, wie er es gesagt hatte, oder ob er sich rahjanische Hoffnungen auf die Vögtin machte und den aranischen Rosenritter als Konkurrenten betrachtete, dem er nicht das Feld überlassen wollte.
"Las Dardas kenne ich schließlich ebenfalls", fügte er mit einem Blick auf Zaida hinzu. "Die Zwölfe mit Euch, Domna Romina! Ich bete, dass Ihr mit einem Schwarzen Lotos wieder kehren möget!"
Ehe die Comtessa etwas entgegnen konnte, rührte sich mit einem Mal die Nacht. Schwarze Gestalten wuchsen aus den Ackerfurchen links und rechts des Weges hervor, lösten sich aus der schwarzen Wand der Bäume und sprangen katzengleich auf die hölzerne Brücke. Ihre schemenhaften Leiber blieben im Dunkeln. Wie lange dünne Finger streckten sie hölzerne Piken aus. Die Metallspitzen tauchten in den Lichtkreis ein, den die Fackeln der Ragather Gardisten bildeten.
"Der Schwarze Kater und seine Schergen!", kreischte Domna Aisha entsetzt. "Sie kommen, um uns zu fressen!"
Ihr Rosenkavalier riss den Krummsäbel aus der Scheide. Dom Nazir zog ohne nachzudenken das Rapier und riss am Zügel seines Rosses, so dass es wiehernd stieg. Doch die Umzingelung war vollständig. Die Eisenspitzen wichen nicht zurück. Weit über ein Dutzend der Schattenlanzen richteten sich auf die kleine Gruppe. Und wer mochte wissen, was sich noch in der Schwärze verbarg?
Die gräflichen Reiter reagierten routiniert. Die Fackeln landeten erlöschend im Dreck und auf ein leises "Formation" von ihrem Leutnant bildeten sie blankziehend einen Ring um ihre Comtessa und deren Knappin.
"Halt!", rief da eine menschliche Stimme aus der Finsternis. "Mond oder Füchsin?"
Autorin: ehrenstein
Was zum Donner war in diesem vermaledeiten Taubental los? Hier fragten schon die Wegelagerer nach der politischen Gesinnung. Romina spürte, wie heiße Wut in ihr hochstieg. Wusste sie doch selbst nicht einmal, wie sie momentan zum Hause Gareth stand. Ihre Rechte griff nach dem Säbel, wärend sie ihren Hengst sammelte, der sich unter dem Druck ihrer Schenkel anspannte.
"WER, bei der Donnernden wagt es, inmitten des friedlichen Almada die Tochter des Grafen von Ragath zu bedrohen?", schrie sie in die Dunkelheit. "Zeige Er sich, Cobarde!"
Wie ihre Leute würden sie noch einige Augenblicke brauchen, um genügend zu sehen. Vielleicht konnte man einen Kampf auch verhindern. Sie hatte keine Lust, die Pferde abschlachten zu lassen und darauf lief es hinaus.
Autor: vivar
Irgendwo jenseits der Piken glimmte erst ein Licht auf, dann zwei, dann drei. Drei Blendlaternen strahlten Domna Romina und ihre Reiter an. "Fürchtet Euch nicht, edle Domna! Es handelt sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme des Grafen vom See", antwortete die Stimme unbeeindruckt. "Es hat es zu seiner fürnehmen Pflicht auserkoren, Reisende - zumal bewaffnete Reisende - danach zu fragen, ob sie es mit dem Mond oder mit der Füchsin halten. Die Tochter des Grafen von Ragath wird darauf gewiss eine Antwort geben können. Mond oder Füchsin?"
Autorin: ehrenstein
Langsam wurde es wirklich bunt. Und hell. Romina schloss die Augen halb und zog ihren Säbel ganz. "Welcher Graf von welchem See?" Sie spürte, wie ihre Wut sich in kalte Furcht verwandelte. Konnte es sein, dass Rohaja von Gareth in Almada einmarschiert war? Über die Waldwacht? "Es gibt keinen Grafen vom See in Almada; wo bei allen Zwölfen kommt ihr her?" Romina durchforstete ihren Kopf nach einem außeralmadanischen Grafen vom See. "Aus Angbar?" Da gab es einen Grafen vom See, verdammt, das war im Kosch, da kam doch dieser neue Herr vom Waldhaus auch her!
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