Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 37

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Von Zauberzauseln und Zauselrittern

Wie Dom Halmdahl und Domnatella Flavia die ihnen Anvertrauten gen Santa Catalina führten. Wie ein unheimliches weißes Licht sie auf ihrem Weg aufhielt. Wie sich Dom Halmdahl abermals gen Waldhaus wandte.


Baronie Taubental, 4. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

Santa Catalina im Taubental (1. Rondrenstunde)[Quelltext bearbeiten]

Autor: sindelsaum

Mitternacht war bereits vergangen, als Halmdahl von Sindelsaum mit seinen Getreuen schließlich den Wald verließ und die Lichter des auf dem Hügel emporragenden Klosters von Santa Catalina erblickte. Der Rückzug der Koscher und Taubentaler Reiter nach Waldhaus war zügig und ohne Probleme vonstatten gegangen, aber mit den Gemeinen aus Waldhaus hatte es dann doch noch eine gefühlte Unendlichkeit gedauert. Seine junge Verlobte hatte angesichts von Halmdahls Ankündigung, das Gut sei zu evakuieren, eine erstaunliche Einsicht an den Tag gelegt und sich ohne Umschweife an die Durchführung des Vorhabens gemacht.

Die einfachen Waldhauser jedoch hatten einen Gutteil ihrer Habe mit sich führen wollen und viel anderes im Wald versteckt, fürchteten sie doch, dass ihr Wohnsitz in ihrer Abwesenheit geplündert werden würde. So war ihr Zug auf fast siebzig Köpfe angeschwollen und Halmdahl fragte sich nicht zum ersten Mal, wie weit hinter ihnen Remigius von Alstingen mit seinen Knechten war. Hatten sie schon die Escarra überquert, oder wählten sie gar einen anderen Weg?

Seine Späher hatten ihre Verfolger noch nicht gemeldet, aber weit konnten sie nicht sein. Spätestens im Morgengrauen würde der Alstinger Santa Catalina erreichen. So schwer war die Brücke leider auch nicht beschädigt worden, als dass sie nicht mehr zu reparieren gewesen wäre. Alles, was die Zerstörung ihnen verschafft hatte, waren Zeit und ein symbolischer Sieg über ihre Feinde.

Als Halmdahl mit seiner Schar im Rücken das Kloster erblickte, kam es ihm wie eine Szene aus einem Märchen vor. Ruhig und friedlich thronte es auf seinem Hügel. Die Luft war nach dem Regenguss angenehm kühl und die Erde roch nach Feuchtigkeit. Aus dem Dorf zu seinen Füßen trug der sanfte Wind immer wieder Stimmen herüber. Offensichtlich feierte man dort immer noch und ahnte nicht, welch Unheil von Westen dräute. Es war ein starker Kontrast zum Kampf und zu all den Anstrengungen, die sie heute durchgestanden hatten.

Halmdahl hob die Hand und gebot seiner Schar somit Halt. Er drehte sich im Sattel um und rief: ”Freunde! Nun gilt es den Baron zu warnen und die Verteidigung zu organisieren. Es steht zu hoffen, dass sich nicht alle Besucher bereits um den Verstand gesoffen haben. Ferk, du suchst gemeinsam mit meiner Verlo- mit Fräulein Flavia nach einem geeigneten Ort, wo die Waldhauser die Nacht über bleiben können.”


Autor: vivar

Der Soldritter nickte stumm. Domnatella Flavia sprach mit bewundernswerter Gemütsruhe in die Nacht hinein: ”Auf dem Pilgerfeld rahjawärts des Dorfes findet sich gewiss noch ein Platz für unsere braven Leute.”

”Gut”, nickte Halmdahl. ”Alara, nimm Nale, Grimm und vier weitere von unseren Knechten und beziehe Posten am Waldrand. Sollte der Feind anrücken, gibst du das verabredete Zeichen. Ich selbst werde –”

”Ay!”, rief die Zahori Nuerta, die zusammen mit dem anderen Söldner Flavia nicht von der Seite gewichen war, in diesem Moment aus. ”Ay, Halmdahl, schau mal!”

Ärgerlich über die Unterbrechung und die direkte Anrede, wollte der Koscher sie gerade zurechtweisen, als sie bereits fortfuhr: ”Ay, schau mal, da kommt wer! Oder was!”

Tatsächlich war mit einem Mal aus Richtung des Klosters ein greller Lichtschein aufgetaucht, der sich in großer Geschwindigkeit näherte. Es war eine weiße Kugel von ungeheurer Leuchtkraft, die hoch über dem Boden auf sie zuzueilen schien. Kaum hundert Schritt mochte sie noch von ihnen entfernt sein, da verlangsamte sie sich mit einem Mal und kam schließlich in etwa vier Dutzend Schritt Entfernung zitternd in der Luft zum Stehen.

”Ayayay, gütige Tsa!”, flüsterte Nuerta, ”was ist das bloß?”


Autor: sindelsaum

Halmdahl hatte bei dem Anblick kein gutes Gefühl. War hier etwa dunkle Magie am Werke? Diesen almadanischen Meuchelmördern war ja alles zu zutrauen. Blieb nur zu hoffen dass sie es nicht auf sie abgesehen hatten. Unwillkürlich wanderte seine rechte Hand zum Schwertknauf während er sein Pferd wendete. Er raffte seinen Mut zusammen und rief: ”Hier reitet Halmdahl von Sindelsaum, der Edle zu Waldhaus mit seinem Gefolge! Wir sind auf dem Weg nach Santa Catalina. Wer seid Ihr und wohin führt Euch Euer Weg?”

Hinter sich vernahm Halmdahl nur verhaltene Geräusche. Ein paar Schwerter wurden gezogen und einige Pferde trippelten unruhig hin und her, aber ansonsten schien der gesamte Trupp den Atem anzuhalten.


Autor: RobanGrobhand

Niemals hätte Rodgrimm es zugegeben, aber der nächtliche Ritt im kalten Licht der Zauberkugel behagte ihm ganz und gar nicht. Der flackernde Schein von einem Dutzend Fackeln wäre ihm erheblich lieber gewesen – andererseits hatte das Zauberlicht aber den Vorteil, dass sowohl er als auch die Magierin beide Hände frei hatten und man erheblich schneller vorankam.

Als sie im Dunkel vor ihnen Bewegung zu sehen glaubte, hielten sie an. Sie spähten mit zusammen gekniffenen Augen Richtung Waldrand, doch wirklich sehen konnte man nichts. Dafür hörte man nur wenige Sekunden später umso deutlicher die Stimme eines Mannes, der sie aus der Finsternis anrief.

”Sindelsaum?”, wiederholte Rodgrimm ungläubig und richtete sich im Sattel auf. ”Ich bin Rodgrimm Grobhand von Koschtal und auf der Suche nach einem Heilkraut, um einem frevelhaft Vergifteten Rettung zu bringen. Was treibt brave Koscher von edler Herkunft an diesen Ort? Seid Ihr Pilger der lieblichen Göttin, so zieht friedvoll Eures Weges und haltet uns nicht auf!”


Autor: sindelsaum

Halmdahl glaubte seinen Ohren nicht zu trauen, als er den Namen Grobhand hörte. ”Grobhand?”, rief er deshalb. ”Es freut mich hier, so fern der Heimat, Koscher Recken zu finden. Wir sind auf dem Rückzug vor dem Heer des Rezigus von Alschtingen, oder wie auch immer der Kerl heißt. Doch lasst uns nicht durch die Dunkelheit brüllen wie in einem Zwergenstollen, sondern kommt näher ans Licht. Erschreckt Euch nicht. Ich habe die braven Landsassen aus Waldhaus bei mir, ebenso wie meine Verlobte Flavia Fröhling und die beiden Koscher Ritter Ferk von Alrichsbaum und Alara von Semmelstock. Dazu noch Bewaffnete des Barons Wiwar und meine eigenen Reisige. So kommt näher und sagt, für welchen Verwundeten Ihr einen solchen Aufwand betreibt.”


Autor: RobanGrobhand

Auf diese Worte hin sattelte Rodgrimm ab und wandte sich kurz an seine Begleiterin: ”Wartet hier auf mich. Als Koscher ausgeben könnte sich wohl auch jeder dahergelaufene Strauchdieb, obwohl... diese Strauchdiebe müssten schon sehr gut informiert sein über Koscher Adelsgeschlechter. Wie dem auch sei; lasst mich die Sache klären, damit wir rasch weiter ziehen können!”

Die Magierin widersprach nicht – ein Koscher war wohl am ehesten geeignet, mit anderen Koschern zu sprechen. Und so strebte Rodgrimm entschlossenen Schrittes dem Wald zu, verlangsamte seinen Schritt erst, als er den weit reichenden Schein des magischen Lichtes beinahe verlassen hatte und jetzt aufpassen musste, wohin er trat. Jetzt schälten sich auf die Umrisse der Fremden aus dem Dunkel, und Rodgrimm stellte alarmiert fest, dass die Gruppe größer war, als er vermutet hätte. Vorsichtig hielt er inne.

”Der Baron von Taubental, de Vivar oder de Vivat heißt er wohl, wurde ausgerechnet im Hause Rahjas Opfer eines heimtückischen Giftanschlages”, sagte er vernehmlich, doch längst nicht mehr so laut wie zuvor. ”Wir wurden von einer heilkundigen Frau ausgesandt, eine seltene Blume zu suchen, um ein Gegengift herstellen zu können. Die Zeit drängt, daher verzeiht mein direktes Auftreten, das jegliche Höflichkeit vermissen lässt!”


Autor: sindelsaum

Halmdahls Gesicht umwölkte sich sichtlich ob der Ausführungen Rodgrimms. Auch er schwang sich aus dem Sattel wollte er doch gegenüber seinem Koscher Standesgenossen nicht unhöflich sein. ”Das ist schlimme Kunde, die ihr uns überbringt. Weiß man denn schon, wer hinter dem feigen Attentat steckt?"

Der Koschtaler schüttelte den Kopf.

Da fuhr Halmdahl fort: "Das sollte schleunigst geschehen! Noch wichtiger aber ist wohl, das Heilmittel zu finden. Benötigt Ihr Hilfe auf Eurer Suche? Wir waren soeben im Begriff die Landsassen in Sicherheit zu schicken und selbst Posten zu beziehen, um uns auf den kommenden Angriff der Hinterkoscher vorzubereiten.”


Autor: RobanGrobhand

Rodgrimm zögerte kurz. Zusätzliche Helfer konnten die Suche sowohl beschleunigen als auch verzögern, und er kannte weder den Sindelsaumer noch seine Begleiter. Und auch die Sicherheit jener Leute, die Halmdahl begleiteten, wollte bedacht sein, ehe er eine Antwort gab - ganz abgesehen davon, dass er sich eigentlich noch mit der Magierin absprechen sollte. Aber die Aussicht, ein paar Landsleute in seiner Nähe zu wissen, erschien ihm mitten unter den Südländern gar zu verlockend.

”Hilfe ist stets willkommen, Herr von Sindelsaum. Der Drahtzieher des Attentates ist weder zweifelsfrei bekannt noch dingfest gemacht. Andere Edelleute versuchen gerade, dieses Problem zu lösen. Falls Ihr selbst uns begleiten wollt, so könnten Eure Gefolgsleute über das Wohl der Euch Anvertrauten wachen. Die Zeit drängt, da niemand sagen kann, wie lange der Baron noch unter den Lebenden weilt.”

Was die Almadanerin zu dieser eigenmächtigen Offerte sagen würde, diese Bedenken wischte Rodgrimm beiseite. Hier hatten Koscher eine Vereinbarung getroffen, und die Olivenfresserin würde sich schon damit arrangieren können.


Autor: sindelsaum

Halmdahl nickte: “Gut, so soll es sein. Ich selbst werde Euch begleiten.” Dann stieg er auf sein Pferd und und winkte seine Leute herbei. “Flavia, es bleibt wie besprochen. Ihr kümmert Euch um ein geeignetes Quartier für unsere Landsassen. Alara, du stellst ein paar Posten auf und erkundest die Gegend um eine gute Verteidigungsstellung ausfindig zu machen. Sollte doch möglich sein, Rezigus in den Gassen des Dorfes einen Hinterhalt zu legen. Ferk, du reitest derweil mit den Reisigen des Barons zum Rahjatempel und schaust nach, wie schlimm es um unseren Lehnsherrn steht. Falls dort nichts zu tun ist, stößt du mit deinen Reitern zu Alara. Alles klar?”

Alle drei Angesprochenen nickten, dann wendete Halmdahl sein Pferd und folgte Rodgrimm in Richtung des magischen Lichtes, während sich seine eigenen Leute ebenfalls in Bewegung setzten, um ihre jeweiligen Befehle auszuführen.


Autor: vivar

Als Halmdahl in den magischen Lichtschein hineinritt, stellte er fest, dass es sich bei seiner Quelle um eine weiß leuchtende faustgroße Kugel handelte, die etwa drei Schritt über dem Erdboben schwebte. Direkt unterhalb saß, auf einem gewaltig erscheinenden Ross, die zierliche Zauberin, die den Baron von Vivar an der Escarrabrücke und in Waldhaus begleitet hatte.

Anders als am gestrigen Tage, an dem sie in eine schlichte graue Robe gehüllt gewesen war, trug die blasshäutige Dame mit der Stupsnase nun lediglich ein leichtes Abendkleid aus golddurchwirkter Seide, das skandalöserweise sogar ihre schmalen Schultern unbedeckt ließ. Ihr Gesicht war aufreizend geschminkt. Genauso wie Herr Rodgrimm, der zu seinem leichten Festgewand immerhin ein Schwert gegürtet hatte, sah man ihr deutlich an, dass sie gerade einer rahjanischen Festgesellschaft enteilt war.

Als sie den Koscher Ritter erkannte, lächelte sie bezaubernd und sprach mit ihrer Kinderstimme: “Ah, Dom... Halmdahl, nicht wahr? Wolltet – und solltet – Ihr nicht die Escarrabrücke verteidigen? Habt Ihr den Remigius von Alstingen besiegt?”


Autor: sindelsaum

Grimmig blickte Halmdahl die Zauberin an. “Einen Zauberzausel habt Ihr aber nicht erwähnt, Grobhand”, wandte er sich ungnädig an den anderen Koscher Ritter. Dann widmete er seine Aufmerksamkeit wieder der Magierin. “Wir konnten Rezigus aufhalten, seinen Vormarsch verzögern und einige seiner Leute töten. Aufgrund seiner Übermacht mussten wir uns dann allerdings zurückziehen. Er wird uns aber sicher gefolgt sein, also beeilt Euch, damit wir das Heilmittel beisammen haben, bevor der Hinterkoscher hier auftaucht und Euer kleines Dorf dem Erdboden gleich macht.”


Autor: vivar

Die Magierin lachte glockenhell auf. “Zauberzausel! Was für ein possierliches Schimpfwort! Dabei seht Ihr doch selbst äußerst zerzaust, hm, ja, zerzauselt aus, Dom Halmdahl!” Sie dirigierte mit ihrem Spazierstock die Leuchtkugel über den Koscher Ritter und machte so die Spuren von Kampf und Regen auf seinem Gewand und in seinem Antlitz sichtbar. Als sie seinen Unwillen bemerkte, wurde sie wieder ernst: “Nichts für ungut, Herr Ritter. Ihr habt Recht: Wir sollten uns sputen. Dom Rodgrimmo?”


Autor: RobanGrobhand

“Äh, ja, wir sollten uns in der Tat beeilen”, pflichtete Rodgrimm der Maga rasch bei und schalt sich gleichzeitig einen Idioten. Er wusste ja, wie wenig man in den Koscherlanden von den magischen Zünften hielt. Er selbst hielt ja ebenfalls nicht besonders viel davon. Den Sindelsaumer nicht vorgewarnt zu haben, war ein klassischer Fettnapf, den er hätte vermeiden können. Dass Halmdahl und Maestra Lariana sich zudem auch noch kannten und nicht sonderlich schätzten, setzte der peinlichen Situation quasi das Sahnehäubchen auf.

Wie abgerissen sein Landsmann aussah, war ihm selbst erst im Zauberlicht aufgefallen. Offenbar lagen schwere Kämpfe hinter dem Koscher. Aber Kämpfe gegen seinen eigenen Oheim Remigius? Dass es hier im Taubental wohl Streitigkeiten über Erbfolge und Lehnsvergabe gab, war ihm schon vor seiner Ankunft bekannt gewesen, aber nicht, dass der Streit jetzt schon mit Waffengewalt ausgetragen wurde und eigene Landsleute gegen seinen Verwandten kämpften.

Rodgrimm nahm sich vor, vorsichtig zu sein – er hatte den (zugegebenermaßen entfernten) Oheim aufsuchen wollen, nachdem dieser im Kosch gewesen war, und dabei das Rahjafest mitnehmen. In einen Erbfolgekampf verwickelt zu werden, war trotz aller Möglichkeiten, sich dabei einen Namen zu machen, nicht seine Absicht gewesen. Hoffentlich hatte Remigius von Alstingen nichts mit dem Attentat zu tun. Ein Giftmischer in der Familie wäre so ziemlich das letzte gewesen, was Rodgrimm sich gewünscht hätte.


Autor: vivar

Halmdahl hatte den Worten Rodgrimms nichts entgegenzusetzen und wendete sein Pferd. Zu dritt jagten die drei Reiter den nächtlichen Weg hinauf, fort von den fröhlichen Klängen und zurück in den Wald.