Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 16: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 15. April 2012, 20:20 Uhr
In der Baronie Selaque, 2. Rondra 1033 BF
Vanyadâl
Autor: Der Sinnreiche Junker
Es konnte nicht lange her sein, dass der Streitziger verschwunden war, da öffnete sich erneut die Türe ihres improvisierten Gefängnisses, und zwei Mercenarios sowie die Korporalin traten ein. Immerhin waren sie höflich genug, die Landedle auf die Füße kommen zu lassen, was sich freilich mit auf den Rücken gefesselten Händen als nicht ganz einfach erwies. Kaum war sie aber noch immer etwas schwankend oben, zog auch schon die Korporalin ihren Raufdegen, und die beiden Mercenarios machten Anstalten sie jeweils an der Seite zu umrunden. Aus dem Augenwinkel sah sie eine weitere, kürzere Klinge blitzen.
„Was…?“, riss die Scheffelsteinerin die Augen auf, und wich einen Schritt zurück. Die Söldnerin aber setzte nach, und legte ihr die Klingenspitze beinahe unters Kinn, derweil sie mit der anderen Hand den Zeigefinger an die Lippen führte. Derweil hatten die beiden Mercenarios sie umrundet, und griffen nicht eben sanft nach ihren Armen. Wollte man sie meucheln? Richezas Herz schlug bis zum Hals, als sie die kalte Liebkosung von Metall an ihren Händen spürte, und einen Augenblick später waren ihre Fesseln durchschnitten. Sollte sie doch freigelassen werden? Dass man weiterhin ihre Arme festhielt, und sich eine Waffe nur weniger Finger von ihrem Hals entfernt befand, sprach wohl eher dagegen. Tatsächlich wurden ihr dann auch nur die Hände vor dem Körper wieder zusammen geführt, und dann abermals mit einem Strick gefesselt. Die Mercenario steckte ihren Raufdegen weg. „Kommt mit“, wies sie die Gefangene nur knapp an, und trat dann wieder nach draußen.
Richeza von Scheffelstein schossen derweil unzählige Gedanken durch den Kopf, sodass es eines auffordernden Schuppsens in ihrem Rücken bedurfte, ehe sie sich in Bewegung setzte. Draußen hob sie kurz die gefesselten Hände vor die Augen, nach dem Halbdunkel der Hütte geblendet vom gleißenden Licht der Praiosscheibe. Nach einigem Blinzeln aber konnte sie den Dorfplatz überblicken, wo die etwa dreißig Mercenarios zum Abmarsch bereit standen. Offensichtlich sollte es kein weiter Marsch werden, denn die Söldner trugen neben ihren Waffen nur Wasserschlauch und Brotbeutel mit sich, während das ganze übrige Material und die Karren scheinbar zurück gelassen wurden.
Von der Seite her kam ein weiterer Mercenario, der ein Ross am Zügel führte. Offensichtlich hatte man ihr deshalb die Hände vor den Bauch gebunden, damit sie besser aufsteigen und reiten konnte. Prompt nickte die Korporalin in Richtung des Pferdes, sodass Richeza wenig anderes übrig blieb, als einen Fuß in den Steigbügel zu setzen, mit beiden Händen nach dem Sattelknauf zu greifen, und sich nicht ohne Mühe in den Sattel zu schwingen. Einmal davon abgesehen, dass es sich zweifellos um die klapprigste Schindmähre von allen handelte, die wohl zuvor einen der kleineren Karren hier herauf nach Grezzano gezogen hatte, erlaubte man ihr allerdings nicht wirklich zu reiten, sondern der Söldner führte das Ross weiterhin am Zügel.
Überhaupt war von des Aranjuezers Leuten nur noch jeder Dritte beritten, sah Richeza doch nun, dass die Gräflichen um Domna Romina, Dom Rondrigo und Dom Gendahar wieder zurück waren, und offensichtlich hatte man an diese einige Rösser abgetreten, um zumindest diese Truppe vollends beritten zu bekommen. Die Knechte ihrer Tante freilich mussten nicht nur zu Fuß gehen, sondern Landolo und Gilano mussten den verwundeten Zicardo auf einer Bahre tragen, ein Seil zwischen ihren Hälsen, falls sie doch auf die Idee kämen, ihren Kameraden einfach sich selbst zu überlassen.
Die Stimmung auf dem Platz war offensichtlich recht angespannt, gab doch sodann der Baron und Junker ohne ein weiteres Wort der Erklärung ihr gegenüber das Zeichen zum Aufbruch. Auch als er an der Spitze seiner Leute an den Gräflichen vorbei ritt, lüftete er nur noch kurz den Caldabreser, und verließ dann schweigend das Dorf Grezzano in Richtung der Ebene. An seiner Seite ritt der Condottiere Domna Morenas, während Richeza auf ihrem Pferd in der zweiten Hälfte des Zuges eingereiht wurde, gleich hinter ihr die da Vanya-Knechte.
Diese hatten mit ihrer Last durchaus ihre liebe Müh und Not, legte der Zug doch ein beachtliches Schritttempo vor. Freilich stand die Praiosscheibe schon hoch am Himmel, dafür, dass Hernán von Aranjuez ursprünglich geplant hatte, bereits am Morgen die Gräflichen zu Verabschieden, und sich auf die Suche nach seinen Leuten zu machen. Offensichtlich wollte er nicht noch mehr Zeit verlieren.
Immer wieder sahen sich die Mercenarios wachsam nach allen Seiten um, doch war weit und breit kein Ferkina in Sicht, sodass man unbehelligt das Tal erreichte. Hier gab es zwar nur zwei Wege, entweder nach Westen gen Selaque und Castillo Albacim, oder nach Osten, tiefer hinein ins Vanyadâl bis zur Stammburg der alten Familia. Vielleicht war es etwas überraschend für Richeza, dass man sich nach rechts in Richtung des Castillo da Vanyas wandte…
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