Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 12: Unterschied zwischen den Versionen

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"Nein, noch spricht sie unsere Sprache nicht", mischte die Comtessa sich unverfroren in das Gespräch zwischen Zaida und der Caballera. "Domna Lilithrud", begrüsste sie die etwa gleichalte Caballera sichtlich erfreut. "Golshan hat mir und Domna Richeza mindestens das Leben gerettet, sie führte uns unter eigener Lebengefahr aus dem Ferkinalager. Sie steht unter meinem persönlichen Schutz und wird uns nach Ragath begleiten." Sie sprach die Worte fest und laut genug, sodass alle im Umkreis es mitbekamen.
 
„Ich werde ein Auge auf sie haben, Comtessa“, versprach die Caballera, nachdem sie sich mit erfreutem Lächeln vor dieser verneigt hatte. Zweifellos war dies nötig, da manch einer der Mercenarios mittlerweile auf die Ferkina aufmerksam geworden war. Hier und da wurde Getuschel laut, bis schließlich Domna Lilithrud kurzerhand ihre Schärpe, zwei vielfach verdrehte Stoffbahnen von Gold und Purpur – bei genauem Hinsehen freilich eher Gelb und Dunkelrot – über den Kopf zog, und sie demonstrativ der etwas perplexen, und zunächst zurückweichenden Golshan umhängte. Zaida und Romina konnten ihr aber schließlich mit freundlichen Gesten bedeuten, dass dies schon in Ordnung war.
 
Dann legte Romina Alba einen Arm um Zaidas Schulter. "Und diese junge Dame ist ebenso eine Heldin, doch die Geschichte soll mein Onkel erzählen. Ich werde jetzt nichts mehr sagen, bis ich sauber und satt bin." Sie winkte Golshan neben sich und ging zum Lager. Kurz wanderte ihr Blick zu Dom Hernán, sie sah ihn an, dann seine Umgebung, flatterte kurz mit den Lidern und nickte ihm freundlich zu.
 
Alsdann wandte sie sich wieder Dom Servando zu, der es sich anscheinend nicht nehmen lassen wollte, sie zu bemuttern. Sie war viel zu ausgelaugt, um sich zu wehren, ausserdem tat es zur Abwechslung mal wieder gut, wie eine Grafentochter behandelt zu werden. So ließ sie sich von dem jungen Caballero zu einem Zelt führen, wo gräfliche Waffenknechte für mehrere Eimer mit klarem, wenn auch kaltem Gebirgswasser gesorgt hatten, wusch sich und nahm das Erstbeste aus der Auswahl der Kleidung, die der junge Mann anschleppte, und sich umständlich dafür entschuldigt hatte, dass nichts davon auch nur im Entferntesten dem Stand der Damen angemessen war, wenn es denn überhaupt passte. Derweil der Caballero vor dem Zelteingang Wache hielt, ging Domna Lilithrud mehrmals hinaus und wieder hinein, um noch dies oder jenes zu besorgen. Schließlich brach herzhaftes Gelächter aus, als Zaida in einem der Hemden fast gänzlich versank, ehe man mit Hilfe der Waldwachterin, Golshan vergeblich versuchte, dazu zu bringen, etwas anderes anzuziehen. Besonders die Beinkleider waren der jungen Ferkina suspekt.
 
Schließlich trieb der Duft nach Essen die drei aus dem Zelt an eines der Lagerfeuer.
 
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"Dom Rondrigo", wandte derweil der Thangolforster an den Kommandanten der Gräflichen, während sie sich zur Dorfmitte begaben. "Ihr werdet kaum glauben, welche Verkettung glücklicher Begebenheiten es ermöglicht hat, dass wir nun vor Euch stehen." Er gab einen kurzen Abriss des zwischenzeitig Geschehenen, verschwieg aber die potenziell ehrenrührige Begegnung Rominas mit dem jungen Magus. "Aber ich läge mittlerweile halb verwest zwischen den Gefallenen des Rossbanner-Ordens, wenn mich Domna Zaida nicht errettet hätte", endete er und sah sich nach dem Mädchen um, und entdeckte sie einige Schritt entfernt im Gespräch mit der jungen Ragather Ritterin.
"Dom Rondrigo", wandte derweil der Thangolforster an den Kommandanten der Gräflichen, während sie sich zur Dorfmitte begaben. "Ihr werdet kaum glauben, welche Verkettung glücklicher Begebenheiten es ermöglicht hat, dass wir nun vor Euch stehen." Er gab einen kurzen Abriss des zwischenzeitig Geschehenen, verschwieg aber die potenziell ehrenrührige Begegnung Rominas mit dem jungen Magus. "Aber ich läge mittlerweile halb verwest zwischen den Gefallenen des Rossbanner-Ordens, wenn mich Domna Zaida nicht errettet hätte", endete er und sah sich nach dem Mädchen um, und entdeckte sie einige Schritt entfernt im Gespräch mit der jungen Ragather Ritterin.


"Sagt, was ist Euch widerfahren während Eurer Suche? Habt Ihr Kunde aus dem Norden; konnten die Wilden zurück geschlagen werden?"
"Sagt, was ist Euch widerfahren während Eurer Suche? Habt Ihr Kunde aus dem Norden; konnten die Wilden zurück geschlagen werden?"
Rondrigo vom Eisenwalde hatte nachdenklich den Schilderungen Dom Gendahars gelauscht, und mittlerweile war seine anfänglich überschwängliche Laune gänzlich verflogen, gedachte er doch der zahlreichen Freunde und Waffengefährten, die mit dem Rossbannerorden geritten waren. Schließlich räusperte er sich bei Dom Gendahars Nachfrage, und wartete ab, bis einer der Reisigen, der auch für den thangolsforster Vogt einen Eimer mit frischem Wasser gebracht hatte, wieder gegangen war. „Ich fürchte, dahingehend gibt es wenig Gutes zu berichten. Die Lage ist noch immer schwierig. Soweit wir wissen, ist es den Ferkinas nicht gelungen, einen der festen Plätze zu nehmen, doch im offenen Land können sie beinahe nach Belieben wüten. Der Condottiere ist mit seinen Leuten sogar bei Alina angegriffen worden, soweit wagen sie sich mittlerweile vor. Ganz im Norden führt Dom [[Boraccio d'Altea|Boraccio]] seine Leute gegen die Wilden, aber genaue Kunde gibt es nicht. Es ist an der Zeit, dass uns ...“ Einen Moment stockte der Castellan, ehe er ganz bewusst das Wort wählte „…Punin Verstärkung schickt. Unsere Kräfte reichen bei Weitem nicht aus, um alle Grenzbaronien zu verteidigen. Dazu kommt, dass Leute wie diese da Vanyas und die Elenterin scheinbar just in diesem Moment nichts Besseres zu tun haben, als eine Fehde vom Zaun zu brechen. Und diesem Condottiere solltet Ihr auch nicht vertrauen, wenn Ihr mir diesen Rat gestatten wollt. Er hat sich wiederholt renitent gezeigt, sodass man mehr als einmal Gefahr lief, den Eindruck zu gewinnen, er würde dies Unternehmen bewusst hintertreiben. Mag Dom Gwain ihn jetzt auch mit dieser Sache hier betraut haben, er, wie auch manch anderer Vasall der Grenzlande, wird sich hernach in Ragath vor Eurem Schwager zu verantworten haben.“ 


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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
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Richeza blickte Dom Hernán mit gefurchter Stirne nach. Der Kaiser also hatte der Fehde Einhalt geboten, wohl, da er keinen weiteren Schatten auf seiner Feier sehen wollte, der auch seinem Ruf als Regenten schaden würde. Warum aber hatte er Aranjuez mit dieser Aufgabe betraut? Hatte ihre Tante doch recht, und er war nur auf die Reichtümer Selaques aus und hatte sie aus diesem Grund begleitet und war nun zurück, um Beute zu machen? Nein. Sie vertraute dem Mann. Aus irgendeinem Grund. Jedenfalls hatte er bislang keinen Anlass gegeben, es nicht zu tun. Wahrscheinlich war dies die Antwort auf die Briefe, die Dom Hernán nach Punin hatte senden lassen, und der Kaiser hatte den Boten zum Richter erhoben, nein, eher zum Schlichter. Auch nicht, denn falls der Kaiser glaubte, Dom Hernáns Anwesenheit würde bei der Vermittlung zwischen den zerstrittenen Domnas auch nur im Mindesten helfen, dann kannte er ihre Tante schlecht und auch Domna Praiosmin, die ganz offenkundig nicht mehr viel mit der Moralistin gemein hatte, die sie einstmals gewesen war.  
Richeza blickte Dom Hernán mit gefurchter Stirne nach. Der Kaiser also hatte der Fehde Einhalt geboten, wohl, da er keinen weiteren Schatten auf seiner Feier sehen wollte, der auch seinem Ruf als Regenten schaden würde. Warum aber hatte er Aranjuez mit dieser Aufgabe betraut? Hatte ihre Tante doch recht gehabt, und er war nur auf die Reichtümer Selaques aus und hatte sie aus diesem Grund begleitet und war nun zurück, um Beute zu machen? Nein. Sie vertraute dem Mann. Aus irgendeinem Grund. Jedenfalls hatte er bislang keinen Anlass gegeben, es nicht zu tun. Wahrscheinlich war dies die Antwort auf die Briefe, die Dom Hernán nach Punin hatte senden lassen, und der Kaiser hatte den Boten zum Richter erhoben, nein, eher zum Schlichter. Nein, auch nicht, denn falls der Kaiser glaubte, Dom Hernáns Anwesenheit würde bei der Vermittlung zwischen den zerstrittenen Domnas auch nur im Mindesten helfen, dann kannte er ihre Tante schlecht und auch Domna Praiosmin, die ganz offenkundig nicht mehr viel mit der Moralistin gemein hatte, die sie einstmals gewesen war.  


Kein Wunder, dass der Baron nicht glücklich schien, es war eine verzwickte Lage. Gut nur, dass ihre Tante nicht da war, das würde den Streit zumindest ein paar Tage verschieben, bis nach die Hochzeit – welcher Tag heute wohl war? – und dann sähe die Sache vielleicht wieder anders aus. Zunächst hatte Richeza auch ganz andere Sorgen, als sich in eine Fehde verstricken zu lassen. Wenn Praiodor nicht sicher zurück nach Ragath gelangte war alles umsonst. Nur: Was sollte sie mit ihm anfangen? Sie hatte keine Zeit, ihn in die Südpforte zu seinen anderen Verwandten zu bringen, und solange er krank war, widerstrebte es ihr, ihn allein zu lassen, denn wer sagte, dass Dom Stordan auch nur das mindeste Interesse an einem Knaben hatte, der seiner Familie, bliebe er in diesem Zustand, niemals von Nutzen wäre?
Kein Wunder, dass der Baron nicht glücklich schien, es war eine verzwickte Lage. Gut nur, dass ihre Tante nicht da war, das würde den Streit zumindest ein paar Tage verschieben, bis nach der Hochzeit – welcher Tag heute wohl war? – und dann sähe die Sache vielleicht wieder anders aus. Zunächst hatte Richeza auch ganz andere Sorgen, als sich in eine Fehde verstricken zu lassen. Wenn Praiodor nicht sicher zurück nach Ragath gelangte, war alles umsonst gewesen. Nur: Was sollte sie mit ihm anfangen? Sie hatte keine Zeit, ihn in die Südpforte zu seinen anderen Verwandten zu bringen, und solange er krank war, widerstrebte es ihr, ihn allein zu lassen, denn wer sagte, dass Dom Stordan auch nur das mindeste Interesse an einem Knaben hatte, der seiner Familie, bliebe er in diesem Zustand, niemals von Nutzen wäre?


Richeza warf Moritatio einen nachdenklichen Blick zu und trat an ihm vorbei in das Lagerhaus. Die Auswahl an Kleidern war denkbar bescheiden, und es gab nichts in Richezas Größe, aber schließlich fand sie lederne Beinkleider, die, dreimal umgeschlagen und gegürtet, wenigstens halbwegs passen würden, und ein weites Hemd mit geschlitzten Ärmeln in schwarz und rot, das ihr fast bis zu den Knien reichte, aber immer noch besser war als eine Pferdedecke.
Richeza warf Moritatio einen nachdenklichen Blick zu und trat an ihm vorbei in das Lagerhaus. Die Auswahl an Kleidern war denkbar bescheiden, und es gab nichts in Richezas Größe, aber schließlich fand sie lederne Beinkleider, die, dreimal umgeschlagen und gegürtet, wenigstens halbwegs passen würden, und ein weites Hemd mit geschlitzten Ärmeln in Schwarz und Rot, das ihr fast bis zu den Knien reichte, aber immer noch besser war als eine Pferdedecke.


Moritatios ungeachtet, der noch immer in der geöffneten Türe stand, streifte sie sich die Decke über den Kopf, ihrem Vetter den vernarbten Rücken zugekehrt, und schlüpfte in die fremden Kleider. Als sie die Stiefel wieder angezogen, das Hemd mit einem Waffengurt in Form gezwungen und probehalber einen Säbel durch die Luft gezogen und an sich genommen hatte, fühlte sie sich wieder wie ein Mensch.
Moritatios ungeachtet, der noch immer in der geöffneten Türe stand, streifte sie sich die Decke über den Kopf, ihrem Vetter den vernarbten Rücken zukehrend, und schlüpfte in die fremden Kleider. Als sie die Stiefel wieder angezogen, das Hemd mit einem Waffengurt in Form gezwungen und probehalber einen Säbel durch die Luft gezogen und an sich genommen hatte, fühlte sie sich wieder wie ein Mensch.


"So", wandte sie sich an Moritatio, "sieht die Sache doch schon viel besser aus." Sie legte ihm die Hand auf den Arm und betrachtete ihn eindringlich. "Eine üble Sache, in die wir da hineingeraten sind. Aber sei unbesorgt, Vetter, wir werden auch wieder aus ihr herauskommen, unversehrt, wenn die ... hm, ja, die Götter wohl ... auf unserer Seite sind. Ich schätze Mal, Dom Hernán und die Gräflichen werden morgen aufbrechen, heute ist es schon zu spät, da werden sie diesen vergleichsweise sicheren Lagerort nicht aufgeben. Ich werde zusehen, dass der heiler sich noch heute um Praiodor kümmert. Er hat gesagt, er werde ihn Tsa anvertrauen, was auch immer das heißt, um ihm zu helfen. Ich hoffe, es geht schnell und hilft dem Jungen, denn in unserer jetzigen Lage kann ich mit einem kranken Knaben wenig anfangen. Ich muss ihn guten Gewissens in Ragath lassen oder zu seinem Onkel in die Südpforte schicken können. Mich selbst ruft die Plicht nach Kornhammer. Mein Großvater wird schon in Sorge sein. Und er hätte zumindest jeden Grund, mir für meinen Ungehorsam zu zürnen."
"So", wandte sie sich an Moritatio, "sieht die Sache doch schon viel besser aus." Sie legte ihm die Hand auf den Arm und betrachtete ihn eindringlich. "Eine üble Sache, in die wir da hineingeraten sind. Aber sei unbesorgt, Vetter, wir werden auch wieder aus ihr herauskommen, unversehrt, wenn die ... hm, ja, die Götter wohl ... auf unserer Seite sind. Ich schätze Mal, Dom Hernán und die Gräflichen werden morgen aufbrechen, heute ist es schon zu spät, da werden sie diesen vergleichsweise sicheren Lagerort nicht aufgeben. Ich werde zusehen, dass der Heiler sich noch heute um Praiodor kümmert. Er hat gesagt, er werde ihn Tsa anvertrauen, was auch immer das heißt, um ihm zu helfen. Ich hoffe, es geht schnell und hilft dem Jungen, denn in unserer jetzigen Lage kann ich mit einem kranken Knaben wenig anfangen. Ich muss ihn guten Gewissens in Ragath lassen oder zu seinem Onkel in die Südpforte schicken können. Mich selbst ruft die Plicht nach Kornhammer. Mein Großvater wird schon in Sorge sein. Und er hätte zumindest jeden Grund, mir für meinen Ungehorsam zu zürnen."


Sie seufzte und verzog den Mund. "Allerdings bin ich deiner Mutter vieles schuldig. Ich werde also die Geduld meines Großvaters noch etwas länger herausfordern und in Quazzano auf Nachricht deiner Mutter warten. Und dann ..." Sie ließ Moritatio los und hob die Schultern. "Mir gefällt das alles nicht! Diese verfluchte Elenterin! Wir müssen einen Weg finden, euer Castillo zurückzubekommen. Nur, wenn wir die Waffen erheben, und wenn wir auch hundertmal im Recht sind, so wird es uns übel ergehen, solange wir uns damit des Kaisers Willen widersetzen. Verdammt soll er sein!", knurrte sie leise.  
Sie seufzte und verzog den Mund. "Allerdings bin ich deiner Mutter Vieles schuldig. Ich werde also die Geduld meines Großvaters noch etwas länger herausfordern und in Quazzano auf Nachricht deiner Mutter warten. Und dann ..." Sie ließ Moritatio los und hob die Schultern. "Mir gefällt das alles nicht! Diese verfluchte Elenterin! Wir müssen einen Weg finden, euer Castillo zurückzubekommen. Nur, wenn wir die Waffen erheben, und wenn wir auch hundertmal im Recht sind, so wird es uns übel ergehen, solange wir uns damit des Kaisers Willen widersetzen. Verdammt soll er sein!", knurrte sie leise.  


"Wenn Dom Hernán seine Order ernst nimmt, haben wir ein Problem, denn der Mann versteht etwas vom Kriegführen, und er hat genügend Frauen und Männer, hier und anderswo, um uns in die Höllen zu senden, wenn er wollte. Und wenn er es nicht will, so wird er zumindest durchsetzen können, dass deine Mutter die nächsten Jahre in Al'Muktur sitzt. Der Landvogt ist mir zwar einiges an Blut schuldig, um nicht zu sagen, sein und seines Weibes Leben, doch er ist ein Wendehals und wird sich gewiss nicht gegen den Kaiser stellen. Wir müssen also verhindern, dass deine Mutter sich offen den Befehlen des Kaisers widersetzt. Verdammt noch Mal!"
"Wenn Dom Hernán seine Order ernst nimmt, haben wir ein Problem, denn der Mann versteht etwas vom Kriegführen, und er hat genügend Frauen und Männer, hier und anderswo, um uns in die Höllen zu senden, wenn er wollte. Und wenn er es nicht will, so wird er zumindest durchsetzen können, dass deine Mutter die nächsten Jahre in Al'Muktur sitzt. Der Landvogt ist mir zwar einiges an Blut schuldig, um nicht zu sagen, sein und seines Weibes Leben, doch er ist ein Wendehals und wird sich gewiss nicht gegen den Kaiser stellen. Wir müssen also verhindern, dass deine Mutter sich offen den Befehlen des Kaisers widersetzt. Verdammt noch Mal!"
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Sie musterte Moritatio und furchte die Stirn. "Hm, falls du den Einfluss bislang nicht hast, Vetter, wird es Zeit, dass du ihn erwirbst. Deine Mutter ist eine Frau der Tat und spricht mit dem Schwert in der Hand. In der Hinsicht wirst du ihr nie das Wasser reichen können. Aber wenn du ihr einen Dienst erweisen willst, deiner Familia und deinem Erbe, dann mach dir einen Namen in Punin, verschaff' dir Einfluss am Hof und sorge dafür, dass man dir in unserer Sache Gehör schenkt."
Sie musterte Moritatio und furchte die Stirn. "Hm, falls du den Einfluss bislang nicht hast, Vetter, wird es Zeit, dass du ihn erwirbst. Deine Mutter ist eine Frau der Tat und spricht mit dem Schwert in der Hand. In der Hinsicht wirst du ihr nie das Wasser reichen können. Aber wenn du ihr einen Dienst erweisen willst, deiner Familia und deinem Erbe, dann mach dir einen Namen in Punin, verschaff' dir Einfluss am Hof und sorge dafür, dass man dir in unserer Sache Gehör schenkt."


Richeza umfasste Moritatios Unterarme mit beiden Händen. "Hörst du mich, Vetter? Deine Mutter mag nicht eben freundlich mit dir umgegangen sein, bisher, sie scheint die Männer nicht so zu l... äh ... wertzuschätzen. Aber sie braucht dich. Und jetzt ist deine Zeit, ihr zu zeigen, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Auf deine Art. Verdammt, und dann wollen wir doch mal sehen, ob wir der fetten Metze nicht unseren Besitz abjagen können! Sie wird schön sehen, mit wem sie sich da angelegt hat. Aber alles zu seiner Zeit!" Müde strich sich Richeza mit dem Daumen über die Augenbraue.  
Richeza umfasste Moritatios Unterarme mit beiden Händen. "Hörst du mich, Vetter? Deine Mutter mag nicht eben freundlich mit dir umgegangen sein, bisher, sie scheint die Männer nicht so zu l... äh ... wertzuschätzen. Aber sie braucht dich. Und jetzt ist deine Zeit, ihr zu zeigen, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Auf deine Art. Verdammt, und dann wollen wir doch mal sehen, ob wir der fetten Metze nicht unseren Besitz abjagen können! Sie wird schon sehen, mit wem sie sich da angelegt hat. Aber alles zu seiner Zeit!" Müde strich sich Richeza mit dem Daumen über die Augenbraue.  
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
 
Ein strahlendes, stolzes Lächeln hatte sich während Richezas eindringlicher Rede auf Moritatios Gesicht geschlichen. Weniger, weil das, was Dom Hernán oder jetzt auch sie sagten, Grund zum Frohsin bot, sondern weil sie jetzt tatsächlich endlich zu ihm wie zu einem erwachsenen Mann sprach, nicht mehr wie zu einem dummen Knaben, wie sie es anfangs im Beisein seiner Mutter stets getan hatte.
 
"Mach dir keine Sorgen, liebe Base!", antwortete er, als Richeza geendet hatte, und nahm kurz ihr schönes Gesicht in beide Hände, als müsse er ihr mit den Handflächen ganz zart irgendwelchen Schmutz fortwischen, der freilich für niemanden sonst zu sehen war.
 
"Einen kurzen Moment dachte ich eben gerade auch daran, dass einer von uns beiden sofort wieder umkehren muss, um Mutter, Gujadanya und Jelissa über die geänderte Lage ins Bild zu setzen. Aber erstens - sie sind alle drei zu Pferd, wir sind zu Fuß. Wir würden sie niemals einholen! Zum Zweiten gebe ich dir Recht, dass Mutter wegen irgendwelcher Befehle des Kaisers im fernen Punin keinen einmal gefassten Entschluss fallen lassen würde. Nicht einmal, wenn es der Namenlose persönlich wäre, der sich gegen sie stellt - dafür ist sie zu halsstarrig! Daher kam mit gerade auch derselbe Gedanke, wie du ihn ausgesprochen hast. Ich reite nun ja ohnehin nach Punin und lebe dort im Palast des Kaisers! Ich diene in seiner persönlichen Leibgarde!"
 
Während er bei den letzten Worten scheinbar einen Kopf größer geworden war, blickte er nun doch wieder wie ein schüchterner Junge zu Boden: "Aber gut ... um der Wahrheit die Ehre zu geben ... ich habe noch nie ein Wort mit dem Kaiser gesprochen und ihn in meiner ganzen Zeit in Punin überhaupt erst dreimal gesehen - jeweils bei Paraden auf dem Vorplatz der Residencia und einmal, als er zur Jagd ausritt. Aber ich kenne jemanden, der den Kaiser kennt, der ihn täglich sieht und oft sogar mit ihm zusammen isst. Es ist ein Compadre bei den Hofjunkern, der - genau wie ich selbst - bei unserem Colonello Filippo di Lacara und seinem pervalischen Vetter Juanito di Dubiana nicht sonderlich gut gelitten ist. Allerdings aus ganz anderen Gründen wie ich. Er ist der oberste Page des Kaisers und hat wohl in Aussicht, irgendwann in ferner Zukunft dessen Mundschenk zu werden, weil sein greiser Großvater früher einmal ein sehr einflussreicher Mann bei Hofe war. Wenn ich ihn ins Vertrauen ziehe, so kann er mir vielleicht eine Audienz beim Kaiser ermöglichen. Ich würde Seine Kaiserliche Majestät dann über alles aufklären, was hier vorgefallen ist, damit er uns Glauben schenkt, dass wir im Recht sind und nur gutem alten Landrechtsbrauch folgen, wenn wir unser Castillo zurückerobern und die Sippe ausmorden, die uns zuerst angegriffen hat."
 
Er zuckte mit den Schultern: "Das muss man doch so machen, oder nicht? Was sollten sonst die
anderen Magnaten von uns denken? Nun ja, mir wird jetzt schon heiß und kalt, wenn ich daran denke, wie ich vor dem Kaiser stehe! Was, wenn ich keinen Ton rausbringe und nur stumm vor ihm stehe wie ein Fisch? Ich werde wochenlang das Gespött der ganzen Residencia sein! – Deshalb ...", er trat von einem Fuß auf den anderen und blickte dann Richeza direkt an: "Kannst du nicht mitkommen? Nach Punin, meine ich? Wir könnten auch da für Praiodor sorgen, du und ich gemeinsam, und auch
gemeinsam vor dem Kaiser sprechen. Wenn uns der Kaiser Recht gibt, kann es uns auch gleichgültig sein, was der Graf in Ragath zu alledem zu sagen hat - sein höheres Wort sticht das niedere!"
 
Gerade wollte er Richeza nochmals bitten, mit ihm nach Punin zu gehen, (wobei es ihm, wie er sich innerlich eingestehen musste, leider nicht allein um Praiodors Wohl ging), als er über Richezas Haarschopf hinweg eine Person in deren Rücken aus einer der schäbigen Steinbrecherhütten Grezzanos treten sah, die er sofort wiedererkannte - auch wenn es mehrere Jahre her war, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Sofort fasste er Richeza bei den Schultern und zog sie von der Dorftraße weg hinter die windschiefe Wand einer anderen Hütte in Deckung.
 
"Was ist das für eine elende Verräterei?", keuchte er zur Erklärung, als ihn seine Cousine ungläubig und ungehalten aus ihren dunklen Glutaugen anfunkelte. "Die junge Frau dort drüben mit dem schwarzen Pagenkopf - das ist Morena von Harmamund, die Tochter der Hexe Aldea von Harmamund - die durchtriebenste Erzfeindin unserer Familia seit Jahrzehnten!"
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Richeza folgte Moritatios Fingerzeig mit den Augen und musterte aus dem Versteck heraus die Frau, die tatsächlich Ähnlichkeit mit Aldea von Harmamund hatte, wenngleich sie durchaus ansehnlicher war als Dom Gwains ältere Schwester. Jung freilich erschien die Frau ihr nicht gerade, Richeza mochte wetten, dass Domna Morena älter war als sie selbst.
 
Die Harmamund hielt geradewegs auf die Mitte des Dorfes zu, wo die Söldner an einem Feuer Fleisch brieten und einen großen Kessel Suppe aufgesetzt hatten. "Harmamund", murmelte sie und strich sich über das Kinn. Jetzt noch einmal langsam, dachte sie: Wenn eine Harmamund hier war, war es dann sicher, sich auf des Aranjuezers bisherige Treue zu verlassen, der doch ein früherer Gefolgsmann Dom Gwains gewesen war? Oder war die Frau auf Graf Brandils Befehl hier? Oder gar auf den des kaiserlichen Marschalls? Immerhin war Dom Gwain der Onkel der Frau. Oder kreisten die Harmamunds nun schon wie Geier über dem Vanyadâl und hofften auf fette Beute in günstiger Stunde? Wie immer es sich verhielt, die Anwesenheit der Frau machte die Sache nicht einfacher.
 
"Schöner Mist!", murmelte Richeza und wandte sich dann wieder Moritatio zu. "Die hat uns gerade noch gefehlt! Allerdings wird das an unseren Plänen nichts ändern. Deine Mutter würde uns zwar den Kopf abreißen – die Harmamund hier und wir tun nichts – aber sie ist nun mal nicht hier, und wir können es für den Moment nicht ändern. Ich werde das Leben des Jungen nicht gefährden. Wir werden uns also schön ruhig verhalten, hörst du? Was sie später dazu sagt, deine Mutter, meine ich, darüber zerbrich' dir nicht den Kopf, dafür werde ich die Verantwortung übernehmen."
 
Eindringlich sah sie ihn an, und schüttelte dann den Kopf. "Ich kann nicht mit nach Punin kommen. Mein eigenes Lehen steht vielleicht schon in Flammen, und ich werde deiner Mutter helfen müssen. Und sei es nur damit, dass ich verhindere, dass sie aus Stolz ihren Kopf auf den Richtblock bringt oder eher noch, von irgendwelchen Feinden niedergemetzelt wird."
 
'Und wie willst du das verhindern, Richeza?', fragte sie sich. 'Ausgerechnet du, die für ihren kühlen Kopf bekannt ist? Und die du mit gleich welcher Waffe, außer dem Degen vielleicht, deiner Tante nicht ansatzweise gewachsen bist und somit wohl auch kaum ihren Feinden?' Sie verdrängte die Gedanken, die sie halb belustigten, halb verstimmten.
 
"Du wirst dir gut überlegen müssen, ob du vor den Kaiser selbst trittst oder nicht, Vetter", sagte sie stattdessen und betrachtete ihn kritisch. "Wenn du es tust, dann nur, wenn du hoffen darfst, Gehör zu finden. Das des Kaisers oder das anderer Magnaten, die dir nach deinen Worten wohlgesonnen wären. Andernfalls suche andere Verbündete. Der Hof ist voll von Leuten, die Rakolus dem Schwarzen auch nach dessen Tod als Feinde gegenüber stehen. Na ja, vielleicht auch ''erst'' nach dessen Tod, wo sie seine Rache nicht fürchten müssen und hoffen, sich durch eine wenige gefährliche Tat hervortun zu können. Halte dich an sie und Domna Praiosmins Feinde! Studiere den Landrechtsbrauch, ehe du dich auf ihn berufst, sonst zerreißen sie dich in der Luft! Du musst wissen, was du sagst, verstehst du?"
 
Sie seufzte. "Und da sind weder deine Mutter noch ich die besten Ratgeberinnen. Sprich nicht davon, eine andere Familia ausmorden zu wollen! Selbst, wenn diese Worte dir das Ansehen deiner Mutter einbrächten. Von Mord zu sprechen ist nie klug, von Rache auch nicht, glaub' mir! Berufe dich auf das Recht, aber nur, wenn du dir sicher bist, im Recht zu sein. Nein: Wenn du Beweise dafür hast, Gesetze und so. Deine Mutter war sicher nicht die treuste Vasallin, also schau, dass du den anderen Gründe lieferst, die sie ins rechte Licht rücken, statt sie angreifbar zu machen. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, Moritatio, und alles andere als eine einfache. Aber du bist derjenige, der sie ausführen muss. Der lernen muss, ihr gewachsen zu sein."
 
Nachdenklich kratzte sie sich am Kinn, strich sich über die Lippen, dann kniff sie die Augen zusammen und tippte ihrem Vetter gegen die Brust. "Als Erstes musst du aufhören, dich zu fürchten! Ich kann und werde dich nicht begleiten und deine Hand halten, wenn du vor den Kaiser oder deinen Capitan trittst." Einen Moment klang sie spöttisch, wurde aber sogleich wieder ernst. "Du bist kein Kind mehr, Moritato. Also höre auf, dich wie ein demütiger Junge zu verhalten! Ich weiß, es ist schwer, wenn man auf Liebe hofft und diese nicht erwidert wird, nicht so, wie man es sich wünscht." Ihre Augen schweiften kurz an ihm vorbei in die Ferne, und als sie ihn wieder ansah, wirkte sie kurz irritiert. "Ich rede von deiner Mutter, Moritatio! Hör' auf, Beweise für ihre Liebe zu wollen! Sie liebt dich. Auf ihre Art. Vielleicht musst du noch dreißig Jahre warten, bis sie es dir zeigen kann, falls ihr dann beide noch lebt, aber diese dreißig Jahre verschwende nicht damit, in Demut und Trauer und Angst zu verbringen. Respekt wirst du nur erhalten, wenn du ihn dir selber entgegen bringst. Studiere das Recht, wenn du uns nützen willst, so wie es offenbar unser Großvater tat, Dom ... wie hieß er noch, der Mann Domna Leonidas? Werde ein Mann, Moritatio! Entdecke deinen Mut und gebrauche deinen Kopf, verdammt noch Mal!"
 
Sie wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber doch noch einmal zu ihm um. "Und noch was, Moritatio: Such dir ein Mädchen! Irgendein hübsches Ding in Punin, das zu dir aufsieht. Verschwende deine Sehnsucht nicht an das Unerreichbare, verstanden? Man kann ein Leben damit verbringen, und es macht nur unglücklich. Also hör' auf damit, klar?" Sie trat einen Schritt näher und funkelte ihn von unten herauf an. "Ich bin deine Base, Mo! Ein paar Jahre jünger, und du könntest mein Sohn ... Ich meine ..." Einen Augenblick lang schien sie den Faden verloren zu haben, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. "Noch ein paar Jahre, und ich bin eine alte Frau, und du noch immer ein Mann in seinen besten Jahren. Teile diese Jahre mit jemanden, der es verdient. Der in dir den Mann sieht, der du sein wirst, wenn du nach vorne siehst, statt nur zurück. Verstehst du mich, Moritatio? Verstehst du, was ich sage?"
 
Aus den Augenwinkeln versicherte sie sich, dass sie tatsächlich unbeobachtet waren, als sie sein Kinn in ihre Linke nahm, dann küsste sie ihn auf den Mund, sanft, länger als flüchtig, und doch nicht leidenschaftlich. "Das ist der letzte Kuss, den du von mir erhalten hast, Moritatio. Wenn du mehr davon willst, Vetter, such dir ein Mädchen in deinem Alter." Sie drehte sich um und stapfte auf die Mitte des Dorfes zu, zum Lagerfeuer, von dem der Duft der Suppe verführerisch herüber wehte.
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
 
Es war dann der Duft nach warmem Essen, der alle wieder auf dem Dorfplatz zusammen führte. Das Mahl mochte einfach sein, Brot, Pökelfleisch und Dörrobst, harter Käse und für jeden eine Handvoll Nüsse, doch schienen die Mercenarios durchaus weniger gewohnt zu sein, rieben sie sich doch insbesondere hinsichtlich der in einem Kessel kochenden Suppe die Hände, die wohl deutlich ‚dicker‘ ausgefallen war als sonst. Eine Gruppe von etwa einem Dutzend Söldnern war freilich schon beim Essen, als die Neuankömmlinge nach und nach eintrafen. Den umgehängten Brotbeuteln, Feldflaschen und Wasserschläuchen sowie den bereit gelegten Waffen nach zu urteilen, befanden sie sich kurz vorm Aufbruch …
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Simanca|Simanca]]
 
Das "Söldneressen" kam Zaida vor wie Alverans köstlichste Speisen. Begeistert und vor allen Dingen hungrig, futterte sie so munter drauflos, dass einige Söldner schon halblaut verlauten ließen, ob man nicht auf den Ausgang des Gefutteres wetten solle. Zumindest war man sicher, sie werde erst aufhören, wenn sie ihre Kleidung ganz und gar ausfüllen würde.
 
Ach Unfug, so schlimm war es gar nicht, und in all den vielen Falten von Hemd konnte man vortrefflich allerlei Getier verstecken. Wahrscheinlich würde sogar Raffzahn mit drunter passen, wenn sie nur den Gürtel wegließe. Und mit Gürtel reichte es sicherlich noch für ein Zicklein ... und noch etwas zu essen! Allein darob schob sich Zaida noch ein Stück Dörrobst in den Mund und ließ sich dann stöhnend zurücksinken. Ganz sicher würde sie sich heute nicht mehr bewegen können.
 
Vorsichtshalber klappte sie jedoch ein Auge auf, um nach Golshan und Domna Romina zu sehen. Nicht dass die auf dem kurzen Stück von hier nach dort womöglich irgendwohin verschwinden würden, jaja! Doch ein wenig schwermütig wurde ihr trotz gutem Essen und sauberer, wenn auch überbordender Kleidung schon. Es war ja schön, wieder in dem zu sein, was manche Civilisation nannten, aber ihr graute schon davor, was wäre, wenn sich das kleine mittlerweile so vertraute Grüppchen aufteilen würde.
 
Irgendwie musste es doch gelingen ... Knappin der edlen Comtessa zu werden, Dom Gendahar weiter ein bisschen anhimmeln zu können - wo er doch der beste Fechter ganz Almadas war und noch dazu nett anzuschauen - und am Wichtigsten: der Standpauke der werten Frau Mama entgehen zu können!
 
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
 
Das Essen hatte Richeza gestärkt und ließ sie zuversichtlicher in die Zukunft blicken, aller Schwierigkeiten zum Trotz, die während der nächsten Tagen und Wochen unvermeidlich noch auf sie warten würden. Dom Hernán schien einige seiner Leute zu vermissen, die er in die Berge geschickt hatte, um nach ihr, dem Streitzig oder Domnatella Romina zu suchen, und zumindest ein Teil seiner Söldner würde sich nun auf die Suche nach den Verschollenen machen. Wenigstens aber die Gräflichen würden bis zum Morgen bleiben.
 
Richeza machte sich auf die Suche nach dem Heiler und fand Tsacharias Krähenfreund auf einer Anhöhe nahe des Marmorsteinbruchs, von der aus er nach Süden über den Wald in Richtung des [[Djer Kalkarif]] blickte.
 
"Was sucht Ihr?", fragte sie.
 
"Raffzahn. Meinen Hund." Der Alte seufzte. "Ich dachte anfangs, er hätte uns begleitet, aber mir scheint fast, als sei er dann doch bei Eurer Verwandten ... der Junkerin geblieben."
 
Richeza folgte seinem Blick nach Süden und fragte sich, wo ihre Tante nun sein mochte, mit oder ohne Hund, und wie diese ganze Geschichte hier einmal ausgehen würde.
 
"Ihr habt gestern gesagt, dass ihr meinen Vetter, den kleinen meine ich, Tsa ... anvertrauen könntet, um ihn zu ... heilen. Ich möchte Euch bitten, dass Ihr das tut. Es stehen uns weitere gefährliche Wochen bevor und vor allem wird die Reise nach Ragath beschwerlich, wenn wir den Jungen tragen müssten. Könnt Ihr ihm helfen? Schnell, meine ich? Verzeiht, wenn ich um Eile bitte und gestern ungehalten war. Die letzten Tage ... waren ... nicht einfach. Helft ihm, ja? Jetzt schon, ich mag nicht warten, bis wir in Ragath sind. Bitte tut, was Ihr könnt! Ihr würdet mir einen großen Dienst erweisen!"
 
Der Alte lächelte freundlich und wirkte doch bekümmert. Sein Blick ruhte in ihren Augen, bis sie sie abwandte. "Wie Ihr es wünscht!", sagte er.
 
Auf Tsacharias Bitte hin, ließ sie den Jungen aus dem Dorf tragen, auf einen Felsvorsprung unweit des Steinbruchs, der verborgen zwischen rot blühendem Oleander und gelben Diestelsträuchern lag. Sie betteten Praiodor auf einer Decke, und nachdem die Träger ins Dorf zurückgegangen waren, half der Alte dem Knaben aus seinen Kleidern. Er versorgte die Wunde an Praiodors Bein und wusch seinen mageren Leib mit Wasser aus einer nahen Quelle.
 
"Bist du bereit, Praiodor, dein Leben und deine Ängste der gütigen Tsa anzuvertrauen?", fragte Tsacharias.
 
Praiodor nickte schwach und blickte zu Richeza. Sie lächelte ihm zu, in der Hoffnung, ihm Mut zu machen, ohne selbst genau zu wissen, was sie oder ihn nun erwarten würde.
 
Tsacharias entnahm seinem Beutel eine junge Wildrosenblüte, die er Praiodor auf die nackte Brust legte, und zwei Fläschchen. Aus einem träufelte er duftendes Öl auf die Stirn des Knaben. Mit dem Finger zeichnete er mehrere Figuren auf Praiodors Stirn und summte leise dabei. Richeza lehnte sich an den Stamm einer Zeder am Rand des Vorsprungs und schaute zu.
 
"Gütige Tsa, junge Schwester der Rahja, liebliche Schöpferin des Lebens, ich will dir diesen Knaben anvertrauen", sprach Tsacharias mit sanfter Stimme, während er Praiodors Hände hielt und ihm lächelnd in die Augen sah. "Schwester Tsa, freundliche Rahja, ich bitte euch, befreit den jungen Praiodor von seiner Last und seinen Fesseln, die ihn in Angst und Kummer gefangen halten und seinen Leib schwächen. Lasst ihn vergessen, was seiner Jugend im Wege steht und seiner Lebendigkeit. Gebt ihn dem Leben zurück und ihm Lachen und Unbeschwertheit, wie sie das Recht der Kinder sind. Lasst ihn frei sein und seinen Weg finden, sorglos und voller Zuversicht ..."
 
Richezas Gedanken schweiften ab, während der Gesang eines Vogels in die Liturgie des Mannes einfiel. Die Schatten der Sträucher wurden länger, goldenes Licht hüllte den Körper des Knaben ein, und Richeza bemerkte einige Eidechsen, die aus Rissen in der Felswand hervorkrochen und sich rings um den Jungen auf dem Plateau niederließen, die kleinen Köpfe in die Sonne gestreckt.
 
Endlich beendete der Alte seine Fürbitte mit einem Gesang in einer Richeza unbekannten Sprache und setzte die zweite Flasche an die Lippen des Knaben, dessen Gesicht entspannt und friedlich wirkte.
 
"Schlafe, Praiodor", sagte der Mann, "und erwache zu neuem Leben an einem neuen Tag!"
 
Praiodor legte sich zurück. Richeza trat an sein Lager und lächelte. Er erwiderte ihr Lächeln schwach, während die Lider ihm bereits schwer wurden. Tsacharias Krähenfreund erhob sich.
 
"Lasst ihn ruhen! Ich werde über seinen Schlaf wachen, in dem sein Geist die neue Freiheit festigen und die Sorgen vergessen wird."
 
Richeza schaute auf Praiodor herab, der unverändert aussah. Oder hatte er doch etwas mehr Farbe im Gesicht bekommen? Sie nickte dem alten Heiler zu. "Ja. Danke! Danke, dass Ihr ihm helft!"
 
Nachdenklich und doch voller Hoffnung kehrte sie ins Dorf zurück.


*''Die Geschichte um die Abenteurer in Grezzano wird hier fortgesetzt: [[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 14|Schauplatz: Selaque, Teil 14]].''


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Aktuelle Version vom 12. März 2012, 17:04 Uhr

In der Baronie Selaque, 1. Rondra 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

In Grezzano[Quelltext bearbeiten]


Autor: von Scheffelstein

Sie waren nur langsam vorangekommen, denn den jungen Gefolgsleuten Domna Rifadas war die Trage mit dem Jungen mit der Zeit schwer geworden. So war es bereits Nachmittag, als sie endlich den Marmorbruch von Grezzano erreichten und unter sich das Dorf erblickten. Es war nicht verlassen, so wie sie es vor einigen Tagen zurückgelassen hatten. Von Weitem schon waren die Banner Dom Hernáns und der gräflichen Soldaten zu sehen: Der weiße Rabenschnabel auf schwarzem Grund des Hauses Aranjuez, die drei güldenen Löwenköpfe auf grünem Grund des Hauses Ehrenstein sowie das Geviert von Gold und Purpur mit den purpurnen Reben in den goldenen Feldern: das Wappen der Grafschaft Ragath.

Die Farben des Hauses Harmamund, hatte Richeza bislang gedacht und sich einen bitterbösen Blick ihrer Tante eingefangen, als es vor einigen Tagen während des Marsches durch die unterirdischen Gänge mal wieder um den Grafenthron gegangen war und sie es gewagt hatte, Moritatio in Schutz zu nehmen, der auf genau diese Ähnlichkeit der Wappen hingewiesen hatte.

'Falsch!', hatte Rifada da Vanya erklärt. 'Ragath trägt seit vielen Hundert Jahren die Farben unseres Hauses. Was glaubt ihr wohl? Die Harmamunds trugen seit jeher den roten Drachen auf Gold. Balbiano Calas, der Verräter, hat sich die Ragather Farben angeeignet, als er uns die Grafschaft gestohlen hat. Hat wohl gedacht, das würde die Leute glauben machen, die Harmamunds hätten irgendeinen Anspruch auf den Marmorthron.'

'Nicht ungeschickt', hatte Richeza gedacht, denn schließlich hatte auch sie im Wappen der Grafschaft mehr Ähnlichkeit mit dem der Harmamunds gesehen, auch wenn die Farben der da Vanyas dieselben waren. Aber sie hatte sich gehütet, dies auszusprechen, und auch jetzt schwieg sie beim Anblick der gräflichen Farben, denn die, die sie heute führten, gehörten keinem der beiden Häuser an. Ob aber ihre Tante recht hatte, dass die Farben der Grafschaft die der da Vanyas waren oder es vielleicht doch eher umgekehrt war, das wusste sie nicht zu sagen. Soweit ihr bekannt war, hatten auch die Häuser von Ragathsquell, von Jurios und auch von Graytenau immer mal wieder Grafen gestellt. Und woher die Rebe im Wappen der Grafschaft kam, wusste sie auch nicht.

Solcherart in Gedanken versunken, merkte Richeza erst spät, dass Mercenarios ihnen den Weg versperrten. Sie schienen eher Dom Hernán als dem Grafen unterstellt, so wie sie sich hielten, doch ihre Gesichter waren Richeza unbekannt.

"Halt!", rief eine Frau mit zusammengewachsenen Brauen und einer demolierten Hakennase, und ein Mann in nietenbesetzter Lederrüstung zeigte seine schwärzlichen Zahnstummel. "Ferkinas!", grinste er. "Gleich so viele. Und mal ohne Waffen und mit Weibern dabei, das 'nenn ich einen Glücksfall. Schnappt sie euch, Leute, mir ist so richtig danach, den Wilden die Fresse zu polieren!"

"Dummkopf!", sagte die Frau, als ihre vier Begleiter die Waffen zogen. "Das sind keine Wilden. Jedenfalls die Blonden nicht, und die Kleine da und das Mädchen auch nicht." Der alte Heiler und die drei jungen Burschen mit Praiodors Trage waren etwas zurückgefallen, sie hatte sie noch nicht entdeckt. "CONDOTTIERE!", rief die Krummnasige lautstark in Richtung eines der ärmlichen Häuser in der Nähe. "WIR HABEN BESUCH!"


Autor: Der Sinnreiche Junker

Es war einmal mehr Servando Cronbiegler, dem seine ausgezeichneten Augen abermals zum Vorteile gereichten, der es als erster feststellte: „Das ist Domna Romina!“

Der Condottiere indes hätte die Grafentochter auf diese Entfernung wohl nicht einmal im Ballkleid erkannt, geschweige denn gehüllt in Ferkinalumpen. Immerhin war ob des blonden Haarschopfes klar, wen der junge Caballero meinte, ebenso wie sich ob der gleichen Haarfarbe auch der hochgewachsene Thangolsforster erahnen ließ.

Während nun die Gräflichen in Richtung des Ortseinganges hasteten, folgte Hernán von Aranjuez ihnen gemessenen Schrittes. Weniger, weil er nicht gleichfalls über die Rückkehr der vormaligen Begleiter erfreut war – zumal ihn die Anwesenheit der Ehrenstein-Streitzigerin endlich seiner gräflichen Plagegeister entledigen würde – sondern weil er immer noch nicht genau wusste, wie es ob des Befehls des Kaiserlichen Marschalls nun weitergehen sollte.

So erreichten die Gräflichen – schwer atmend ob der Rüstungen, die nach Reise und Gefecht und Gebirge nur noch wenig mit den strahlenden Panzern des Ragather Grafenturnieres gemein hatten – weit vor dem Aranjuezer den Ortseingang. Servando Cronbiegler, der immerhin Domna Rominas Schwester Domna Rahjada einen Schwur geleistet hatte – im Geheimen zwar, doch ein Schwur war ein Schwur! – war der Erste, und beugte sogleich ein Knie vor der Tochter seines Grafen. „Domna Romina, Ihr seid wohlauf!“, strahlte sein jugendliches Antlitz sie an.

Kaum weniger strahlte der alte Castellan Rondrigo vom Eisenwalde hinter seinem imposanten Vollbart, als er beinahe überschwänglich die Rechte Dom Gendahars ergriff: „Es freut mich außerordentlich, Euer Hochgeboren. Ihre und Seine Hochwohlgeboren werden glücklich und erleichtert sein, dass Ihr Ihnen Ihre Tochter wohlbehalten zurück gebracht habt. Offengestanden befürchteten wir das Schlimmste.“

Bei so viel Überschwang ihrer männlichen Kameraden, blieb Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler nicht viel anderes übrig, als Zaida de las Dardas y Sangrin wohlmeinend auf die Schulter zu klopfen, schien sie doch zu den beiden Grafensprösslingen zu gehören, derweil die da Vanyas ein, zwei Schritte Abstand hielten. „Wer ist das?“, fragte die Caballera dann die Domnita mit hochgezogenen Augenbrauen, als ihr Blick an den anderen vorbei auf Golshan fiel, die noch einmal einige Schritte Abstand hielt.

Inzwischen war auch Hernán von Aranjuez eingetroffen, und überließ erst einmal die Gräflichen ihrer Wiedersehensfreude, und neigte statt dessen zum Gruße leicht das Haupt vor der Scheffelsteinerin und dem jungen Moritatio. „Ihr habt nicht in Grezzano gewartet“, stellte er nur knapp fest, doch mochte der Umstand, dass er die Worte ohne jeden vorwurfsvollen Unterton gesprochen hatte, Zeugnis genug dafür sein, dass auch er erleichtert und froh war, sie hier zumindest halbwegs lebendig zu sehen.


Autor: SteveT

"Den Göttern sei Dank, Dom Hernán!", kam Moritatio ebendiesem entgegen und umarmte ihn kurz - trat jedoch dann sofort wieder einen Schritt zurück, als er spürte, dass diese vertrauliche Geste dem erfahrenen Kriegsmann unangenehm war - zumal hier vor all seiner Leute Augen.

Er räusperte sich: "Selten war ich so froh, einen Menschen wohlbehalten wiederzusehen!" Er deutete an sich herab und dann auf das noch zerschlissenere Aussehen aller anderen. "Wie Ihr seht, ist es uns nicht eben gut ergangen in der Zwischenzeit. Wir mussten uns mit einem kompletten Ferkinastamm herumschlagen, die uns übel mitgespielt haben und zu allem Überfluss ist uns auch noch der vermeintliche Sohn Domna Praiosmins und des schwarzen Rakolus begegnet. Aber, um es kurz zu machen, wir haben Domnito Praiodor, den Heiler und Comtessa Romina gefunden und vielerlei Gründe, sämtlichen Zwölfen ein großes Dankesopfer zu bringen. Allein was Domna Fenia betrifft, gibt es leider keine gute Kunde - wir fanden zwar auch sie, aber ... Autsch! Nun ja ...!"

Er vermied es weiterzusprechen, da ihm Richeza mahnend in die Hacken getreten hatte. Die Tragbahre mit Praiodor war direkt hinter ihm und der Junge war aufgewacht und sah sich verwundert um, ob der vielen fremden Menschen. Ängstlich griff er nach Richezas Hand.

Moritatio lächelte dem Jungen zu und trat dann wieder etwas dichter an Dom Hernán heran, um diesem ins Ohr zu raunen: "Ich grüße Euch auch im Namen meiner Mutter. Leider konnte sie uns nicht begleiten, da die Rückgewinnung unseres Castillos keinen weiteren Aufschub mehr duldet. Sie wäre Euch aber in Dankbarkeit verbunden, wenn ihr die edle Comtessa, Dom Gendahar und alles hier befindliche Kriegsvolk des Grafen so schnell, wie es Euch möglich ist, heim nach Ragath eskortiert."


Autorin: Simanca

Im ersten Moment schwirrte Zaida der Kopf, als sich die unhöfliche Truppe vor ihnen als freundlich entpuppt und in Vielzahl über ihr kleines Grüppchen hergefallen war. Ha, sie hatte doch gewusst, dass sie sicher aus der Sache herauskommen würden!

Mit keckem Blick, der ob ihres zerwühltem Haars und des ungewaschenen Auftretens jedem Zahori zu höchster Ehre gereicht hätte, wandte sie sich an die Domna. "Phex und Rahja zum Gruße, die Domna. Ich bin Zaida de las Dardas", erschien es ihr doch angebracht erst einmal für ein wenig Ordnung zu sorgen im allgemeinen Chaos um sie herum, ehe sie sich daran machte, die eigentliche Frage zu beantworten, "und das da ist Golshan undsiegehörtzuns." Hastig haspelte sie eben jenes hinterher, damit auch ja keiner auf die Idee käme, Hand an die junge Ferkina zu legen. "Ohne sie wäre die Comtessa jetzt nicht hier und in Sicherheit. Also wär's angebracht, mit Verlaub, wenn Eure Männer sie gut behandeln, denn ich glaub', das wird der Comtessa gar nicht gefallen, wenn ihr etwas zustößt."

Zu gut erinnerte sie sich ungut an Domna Raffeladas Verhalten. Da wollte sie hier einfach vorbauen und verhindern, dass es gleich wieder Ärger geben mochte.


Autorin: Romina Alba

Grezzano, Vaters Wappen, sie waren in Sicherheit!

Romina spürte, wie ihre Knie weich wurden und ein Kloß ihren Hals blockierte. Sie griff kurz nach Gendahars Unterarm, als sie auch schon erkannt wurde und man ihnen entgegeneilte. Allen voran ... Dom Servando ... was bei der Donnernden tat der hier? Und dann lag er auch schon auf einem Knie vor ihr und strahlte sie an. Früher hatte er sie kaum beachtet. Sie räusperte sich.

"Dom Servando", ihr Blick glitt zum Castellan, "Dom Rondrigo ..." Sie stockte - was sollte sie sagen? "Schön, dass Ihr da seid." Sie biss sich auf die Unterlippe. "Wir haben einen kranken Jungen dabei, er braucht ein Lager, und wir alle könnten etwas Richtiges zu Essen vertragen." Und andere Kleidung. Sie senkte den Blick, als sie sich wieder bewusst wurde, was für einen Anblick sie bot.


Autor: Ancuiras

Gendahar erwiderte den Gruß Rondrigos und zollte ihm Dank, höchstpersönlich den Suchtrupp für Romina angeführt zu haben. Auch seinen Rittern nickte er freundlich zu und wandte sich dann an Dom Hernán, bei dem gerade Dom Moritatio stand. Als der Blick des Barons von Dubios ihn traf, trat Gendahar näher. "Auch ich kann Euch kaum sagen, wir sehr es mich freut, Euch hier anzutreffen. Ohne Eure Gastfreundschaft gleich überstrapazieren zu wollen, wäre ich - neben ordentlicher Kleidung für die Domnas - für den einen oder anderen Schluck Rebensaft dankbar. Selbst wenn es von dem sauren Gesöff sein sollte, das im Ragathischen angebaut wird!", fügte er lachend hinzu.


Autor: von Scheffelstein

Das breite Lächeln auf Richezas Gesicht schwand, als Dom Hernán nach des Thangolforsters Worten diskret ihre Kleidung musterte. "Wahrlich", sagte sie und zog den Umhang ihrer Base etwas enger um ihre Schultern, um die Lumpendecke darunter zu verbergen. "Wenn Ihr unter Euren Leuten jemanden fändet, der Hemd und Hosen für mich entbehren könnte, würdet Ihr mir einen großen Dienst erweisen."

Als zumindest Dom Gendahars Augen sich wieder den Gräflichen zuwandten, kehrte das Lächeln erneut auf ihre Lippen zurück, leiser diesmal. "Ihr seid ... wirklich hier", sagte sie, und es klang verwundert. "Ich ..." Sie schüttelte den Kopf und lachte plötzlich. "Verzeiht, Dom, Vertrauen gehört wohl nicht zu meinen Stärken." Sie grinste. "Schön, Euch zu sehen!" Ihr Lächeln war ebenso freundlich wie ehrlich. "Wir haben den Jungen gefunden, wie Ihr seht. Vielleicht finden wir ja einen ruhigen Ort für ihn in einer der Hütten, es geht ihm nicht sehr gut. Für ihn und den Heiler, Tsacharias Krähenfreund, erinnert Ihr Euch? Den haben wir auch gefunden."

Sie ließ den Blick über das Dorf und die Bewaffneten wandern. "Einen ordentlichen Haufen habt Ihr da zusammengetrieben. Und wenn Ihr es lebend hierher geschafft habt, dann werden wir auch lebend wieder nach Ragath gelangen." Sie seufzte erleichtert.


Autor: Der Sinnreiche Junker

„Lilithrud Ernathesa von Silvansbühler“, tat dann auch die junge Caballera der Höflichkeit genüge, ehe sie mit einem abermaligen Blick auf Golshan Undsiegehörtzuuns nickte – zumindest vorgeblich verstehend, denn so wirklich konnte sie sich wahrscheinlich keinen Reim darauf machen, warum die Wilde hier war, aber solange sie geholfen hatte. Freilich waren die wenigsten der Anwesenden ‚ihre Leute‘, doch verzichtete sie darauf, die Waldwachterin darauf aufmerksam zu machen. „Spricht sie denn unsere Sprache?“

Mittlerweile hatte sich zwei, drei Schritt weiter auch Servando Cronbiegler wieder erhoben, und wies mit eilfertigem Nicken in Richtung der nicht einmal einen Steinwurf entfernten Dorfmitte. „Ich fürchte in keinem können wir mit den Annehmlichkeiten des Castillo Ragath dienen, doch wird sich gewiss etwas finden lassen. Die Söldner haben Vorräte und Ausrüstung mit herauf gebracht, und…“ Jedoch wurde er vom alten Castellan unterbrochen, der nun gleichfalls die Tochter seines Lehnsherrn begrüßt hatte. „In wenigen Tagen werden wir in Ragath sein, Domna Romina, wo Ihr all jenes vorfinden werdet, was Ihr so lange entbehren musstet. Das Schlimmste ist überstanden“, versprach Rondrigo vom Eisenwalde.

Hernán von Aranjuez indes warf einen eindringlichen Blick auf den kleinen Praiodor, als dieser auf der Bahre heran getragen wurde. Kaum zu glauben, dass es sich bei dem kränklichen Knäblein um den Spross des Alcorta handelte, und nur schwer vorstellbar, dass der nun zum Vollwaisen gewordene Junge einmal etwas anderes sein würde, als ein Spielball derer, die um die Herrschaft in Schelak buhlten. Das Schicksal Domna Fenias schien ihn freilich kalt zu lassen. Allzu viele Menschen waren ihrer Narretei wegen gestorben, sodass er allenfalls Mitleid für Stordan von Culming empfand, der seine Schwester verloren hatte. „Ich würde vorschlagen, wir werfen einen Blick auf unsere Bestände. Wer weiß, vielleicht findet ja der eine oder andere sogar Gefallen am Mercenariostil“, lächelte der Condottiere eher gezwungen in dem Versuch die düsteren Gedanken zu vertreiben. „Derweil werde ich dafür Sorge tragen, dass ein kräftiges Mahl bereitet, und eine Lagerstatt hergerichtet wird. Ach ja, und einen oder zwei Schläuche sauren Yaquirtalers werden wir gewiss auftreiben können.“ Dem Grinsen nach zu urteilen, hatte der Thangolsforster den richtigen Ton getroffen, um die Stimmung aufzulockern.

So setzte man sich in Bewegung in Richtung des Dorfplatzes von Grezzano, wo in einem Haus ein Lager eingerichtet worden war, wo freilich die Auswahl an Klingen, Spießen, Leder- und Kettenzeug und dergleichen mehr ungleich reicher war, denn an Alltagskleidung oder gar eleganter Mode. Vorher freilich bedeutete er Richeza und Moritatio, sich einige Schitt zurück fallen zu lassen. Diese mochten sich schon gewundert haben, dass er mit keinem Wort auf Domna Rifada, all die Bewaffneten hier oben oder den weiteren Fortgang eingegangen war. Kurz versicherte sich der Aranjuezer, dass Morena von Harmamund noch nicht auf den Trubel aufmerksam geworden war, dann setzte er leise an: „Der Kaiser hat strengen Befehl erlassen, dass jedwede Fehde zu ruhen hat, insbesondere während der Feierlichkeiten anlässlich der Hochzeit Seiner Majestät. Es liegt mir fern, Euch oder Domna Rifada vorzuschreiben, was Ihr in dieser Lage zu tun oder zu lassen habt, doch muss ich Euch darauf aufmerksam machen, dass Seine Kaiserliche Majestät mir die Durchsetzung dieses Erlasses befohlen hat.“

Damit beschleunigte er mit klappernder Rüstung seinen Schritt, sodass die beiden sich alleine beraten mochten. Was er scheinbar von der ganzen Sache hielt, war nur Augenblicke später an Lautstärke und Tonfall zu erahnen, mit denen er einige seiner Leute anwies verdammt nochmal für etwas zu Essen zu sorgen.


Autoren: Romina Alba, Der Sinnreiche Junker

"Nein, noch spricht sie unsere Sprache nicht", mischte die Comtessa sich unverfroren in das Gespräch zwischen Zaida und der Caballera. "Domna Lilithrud", begrüsste sie die etwa gleichalte Caballera sichtlich erfreut. "Golshan hat mir und Domna Richeza mindestens das Leben gerettet, sie führte uns unter eigener Lebengefahr aus dem Ferkinalager. Sie steht unter meinem persönlichen Schutz und wird uns nach Ragath begleiten." Sie sprach die Worte fest und laut genug, sodass alle im Umkreis es mitbekamen.

„Ich werde ein Auge auf sie haben, Comtessa“, versprach die Caballera, nachdem sie sich mit erfreutem Lächeln vor dieser verneigt hatte. Zweifellos war dies nötig, da manch einer der Mercenarios mittlerweile auf die Ferkina aufmerksam geworden war. Hier und da wurde Getuschel laut, bis schließlich Domna Lilithrud kurzerhand ihre Schärpe, zwei vielfach verdrehte Stoffbahnen von Gold und Purpur – bei genauem Hinsehen freilich eher Gelb und Dunkelrot – über den Kopf zog, und sie demonstrativ der etwas perplexen, und zunächst zurückweichenden Golshan umhängte. Zaida und Romina konnten ihr aber schließlich mit freundlichen Gesten bedeuten, dass dies schon in Ordnung war.

Dann legte Romina Alba einen Arm um Zaidas Schulter. "Und diese junge Dame ist ebenso eine Heldin, doch die Geschichte soll mein Onkel erzählen. Ich werde jetzt nichts mehr sagen, bis ich sauber und satt bin." Sie winkte Golshan neben sich und ging zum Lager. Kurz wanderte ihr Blick zu Dom Hernán, sie sah ihn an, dann seine Umgebung, flatterte kurz mit den Lidern und nickte ihm freundlich zu.

Alsdann wandte sie sich wieder Dom Servando zu, der es sich anscheinend nicht nehmen lassen wollte, sie zu bemuttern. Sie war viel zu ausgelaugt, um sich zu wehren, ausserdem tat es zur Abwechslung mal wieder gut, wie eine Grafentochter behandelt zu werden. So ließ sie sich von dem jungen Caballero zu einem Zelt führen, wo gräfliche Waffenknechte für mehrere Eimer mit klarem, wenn auch kaltem Gebirgswasser gesorgt hatten, wusch sich und nahm das Erstbeste aus der Auswahl der Kleidung, die der junge Mann anschleppte, und sich umständlich dafür entschuldigt hatte, dass nichts davon auch nur im Entferntesten dem Stand der Damen angemessen war, wenn es denn überhaupt passte. Derweil der Caballero vor dem Zelteingang Wache hielt, ging Domna Lilithrud mehrmals hinaus und wieder hinein, um noch dies oder jenes zu besorgen. Schließlich brach herzhaftes Gelächter aus, als Zaida in einem der Hemden fast gänzlich versank, ehe man mit Hilfe der Waldwachterin, Golshan vergeblich versuchte, dazu zu bringen, etwas anderes anzuziehen. Besonders die Beinkleider waren der jungen Ferkina suspekt.

Schließlich trieb der Duft nach Essen die drei aus dem Zelt an eines der Lagerfeuer.


Autor: Ancuiras, Der Sinnreiche Junker

"Dom Rondrigo", wandte derweil der Thangolforster an den Kommandanten der Gräflichen, während sie sich zur Dorfmitte begaben. "Ihr werdet kaum glauben, welche Verkettung glücklicher Begebenheiten es ermöglicht hat, dass wir nun vor Euch stehen." Er gab einen kurzen Abriss des zwischenzeitig Geschehenen, verschwieg aber die potenziell ehrenrührige Begegnung Rominas mit dem jungen Magus. "Aber ich läge mittlerweile halb verwest zwischen den Gefallenen des Rossbanner-Ordens, wenn mich Domna Zaida nicht errettet hätte", endete er und sah sich nach dem Mädchen um, und entdeckte sie einige Schritt entfernt im Gespräch mit der jungen Ragather Ritterin.

"Sagt, was ist Euch widerfahren während Eurer Suche? Habt Ihr Kunde aus dem Norden; konnten die Wilden zurück geschlagen werden?"

Rondrigo vom Eisenwalde hatte nachdenklich den Schilderungen Dom Gendahars gelauscht, und mittlerweile war seine anfänglich überschwängliche Laune gänzlich verflogen, gedachte er doch der zahlreichen Freunde und Waffengefährten, die mit dem Rossbannerorden geritten waren. Schließlich räusperte er sich bei Dom Gendahars Nachfrage, und wartete ab, bis einer der Reisigen, der auch für den thangolsforster Vogt einen Eimer mit frischem Wasser gebracht hatte, wieder gegangen war. „Ich fürchte, dahingehend gibt es wenig Gutes zu berichten. Die Lage ist noch immer schwierig. Soweit wir wissen, ist es den Ferkinas nicht gelungen, einen der festen Plätze zu nehmen, doch im offenen Land können sie beinahe nach Belieben wüten. Der Condottiere ist mit seinen Leuten sogar bei Alina angegriffen worden, soweit wagen sie sich mittlerweile vor. Ganz im Norden führt Dom Boraccio seine Leute gegen die Wilden, aber genaue Kunde gibt es nicht. Es ist an der Zeit, dass uns ...“ Einen Moment stockte der Castellan, ehe er ganz bewusst das Wort wählte „…Punin Verstärkung schickt. Unsere Kräfte reichen bei Weitem nicht aus, um alle Grenzbaronien zu verteidigen. Dazu kommt, dass Leute wie diese da Vanyas und die Elenterin scheinbar just in diesem Moment nichts Besseres zu tun haben, als eine Fehde vom Zaun zu brechen. Und diesem Condottiere solltet Ihr auch nicht vertrauen, wenn Ihr mir diesen Rat gestatten wollt. Er hat sich wiederholt renitent gezeigt, sodass man mehr als einmal Gefahr lief, den Eindruck zu gewinnen, er würde dies Unternehmen bewusst hintertreiben. Mag Dom Gwain ihn jetzt auch mit dieser Sache hier betraut haben, er, wie auch manch anderer Vasall der Grenzlande, wird sich hernach in Ragath vor Eurem Schwager zu verantworten haben.“


Autor: von Scheffelstein

Richeza blickte Dom Hernán mit gefurchter Stirne nach. Der Kaiser also hatte der Fehde Einhalt geboten, wohl, da er keinen weiteren Schatten auf seiner Feier sehen wollte, der auch seinem Ruf als Regenten schaden würde. Warum aber hatte er Aranjuez mit dieser Aufgabe betraut? Hatte ihre Tante doch recht gehabt, und er war nur auf die Reichtümer Selaques aus und hatte sie aus diesem Grund begleitet und war nun zurück, um Beute zu machen? Nein. Sie vertraute dem Mann. Aus irgendeinem Grund. Jedenfalls hatte er bislang keinen Anlass gegeben, es nicht zu tun. Wahrscheinlich war dies die Antwort auf die Briefe, die Dom Hernán nach Punin hatte senden lassen, und der Kaiser hatte den Boten zum Richter erhoben, nein, eher zum Schlichter. Nein, auch nicht, denn falls der Kaiser glaubte, Dom Hernáns Anwesenheit würde bei der Vermittlung zwischen den zerstrittenen Domnas auch nur im Mindesten helfen, dann kannte er ihre Tante schlecht und auch Domna Praiosmin, die ganz offenkundig nicht mehr viel mit der Moralistin gemein hatte, die sie einstmals gewesen war.

Kein Wunder, dass der Baron nicht glücklich schien, es war eine verzwickte Lage. Gut nur, dass ihre Tante nicht da war, das würde den Streit zumindest ein paar Tage verschieben, bis nach der Hochzeit – welcher Tag heute wohl war? – und dann sähe die Sache vielleicht wieder anders aus. Zunächst hatte Richeza auch ganz andere Sorgen, als sich in eine Fehde verstricken zu lassen. Wenn Praiodor nicht sicher zurück nach Ragath gelangte, war alles umsonst gewesen. Nur: Was sollte sie mit ihm anfangen? Sie hatte keine Zeit, ihn in die Südpforte zu seinen anderen Verwandten zu bringen, und solange er krank war, widerstrebte es ihr, ihn allein zu lassen, denn wer sagte, dass Dom Stordan auch nur das mindeste Interesse an einem Knaben hatte, der seiner Familie, bliebe er in diesem Zustand, niemals von Nutzen wäre?

Richeza warf Moritatio einen nachdenklichen Blick zu und trat an ihm vorbei in das Lagerhaus. Die Auswahl an Kleidern war denkbar bescheiden, und es gab nichts in Richezas Größe, aber schließlich fand sie lederne Beinkleider, die, dreimal umgeschlagen und gegürtet, wenigstens halbwegs passen würden, und ein weites Hemd mit geschlitzten Ärmeln in Schwarz und Rot, das ihr fast bis zu den Knien reichte, aber immer noch besser war als eine Pferdedecke.

Moritatios ungeachtet, der noch immer in der geöffneten Türe stand, streifte sie sich die Decke über den Kopf, ihrem Vetter den vernarbten Rücken zukehrend, und schlüpfte in die fremden Kleider. Als sie die Stiefel wieder angezogen, das Hemd mit einem Waffengurt in Form gezwungen und probehalber einen Säbel durch die Luft gezogen und an sich genommen hatte, fühlte sie sich wieder wie ein Mensch.

"So", wandte sie sich an Moritatio, "sieht die Sache doch schon viel besser aus." Sie legte ihm die Hand auf den Arm und betrachtete ihn eindringlich. "Eine üble Sache, in die wir da hineingeraten sind. Aber sei unbesorgt, Vetter, wir werden auch wieder aus ihr herauskommen, unversehrt, wenn die ... hm, ja, die Götter wohl ... auf unserer Seite sind. Ich schätze Mal, Dom Hernán und die Gräflichen werden morgen aufbrechen, heute ist es schon zu spät, da werden sie diesen vergleichsweise sicheren Lagerort nicht aufgeben. Ich werde zusehen, dass der Heiler sich noch heute um Praiodor kümmert. Er hat gesagt, er werde ihn Tsa anvertrauen, was auch immer das heißt, um ihm zu helfen. Ich hoffe, es geht schnell und hilft dem Jungen, denn in unserer jetzigen Lage kann ich mit einem kranken Knaben wenig anfangen. Ich muss ihn guten Gewissens in Ragath lassen oder zu seinem Onkel in die Südpforte schicken können. Mich selbst ruft die Plicht nach Kornhammer. Mein Großvater wird schon in Sorge sein. Und er hätte zumindest jeden Grund, mir für meinen Ungehorsam zu zürnen."

Sie seufzte und verzog den Mund. "Allerdings bin ich deiner Mutter Vieles schuldig. Ich werde also die Geduld meines Großvaters noch etwas länger herausfordern und in Quazzano auf Nachricht deiner Mutter warten. Und dann ..." Sie ließ Moritatio los und hob die Schultern. "Mir gefällt das alles nicht! Diese verfluchte Elenterin! Wir müssen einen Weg finden, euer Castillo zurückzubekommen. Nur, wenn wir die Waffen erheben, und wenn wir auch hundertmal im Recht sind, so wird es uns übel ergehen, solange wir uns damit des Kaisers Willen widersetzen. Verdammt soll er sein!", knurrte sie leise.

"Wenn Dom Hernán seine Order ernst nimmt, haben wir ein Problem, denn der Mann versteht etwas vom Kriegführen, und er hat genügend Frauen und Männer, hier und anderswo, um uns in die Höllen zu senden, wenn er wollte. Und wenn er es nicht will, so wird er zumindest durchsetzen können, dass deine Mutter die nächsten Jahre in Al'Muktur sitzt. Der Landvogt ist mir zwar einiges an Blut schuldig, um nicht zu sagen, sein und seines Weibes Leben, doch er ist ein Wendehals und wird sich gewiss nicht gegen den Kaiser stellen. Wir müssen also verhindern, dass deine Mutter sich offen den Befehlen des Kaisers widersetzt. Verdammt noch Mal!"

Sie schüttelte den Kopf. "Welch eine beschissene ... verzeih! ... Lage! Wir können nicht darauf vertrauen, dass der Aranjuezer sich auf unsere Seite stellt, auch wenn ich wette, dass er der Domna Praiosmin nur zu gerne den fetten Hintern versohlen würde. Nein", seufzte sie, "wir müssen das anders regeln. Du reitest nach Punin und schaust zu, was du bei Hofe erreichen kannst. Du wirst doch sicher Leute mit Einfluss kennen, die uns wider Domna Praiosmin unterstützen können, zumal wir im Recht sind, spätestens, wenn man die Briefe nach der Hochzeit näher in Augenschein nimmt."

Sie musterte Moritatio und furchte die Stirn. "Hm, falls du den Einfluss bislang nicht hast, Vetter, wird es Zeit, dass du ihn erwirbst. Deine Mutter ist eine Frau der Tat und spricht mit dem Schwert in der Hand. In der Hinsicht wirst du ihr nie das Wasser reichen können. Aber wenn du ihr einen Dienst erweisen willst, deiner Familia und deinem Erbe, dann mach dir einen Namen in Punin, verschaff' dir Einfluss am Hof und sorge dafür, dass man dir in unserer Sache Gehör schenkt."

Richeza umfasste Moritatios Unterarme mit beiden Händen. "Hörst du mich, Vetter? Deine Mutter mag nicht eben freundlich mit dir umgegangen sein, bisher, sie scheint die Männer nicht so zu l... äh ... wertzuschätzen. Aber sie braucht dich. Und jetzt ist deine Zeit, ihr zu zeigen, aus welchem Holz du geschnitzt bist. Auf deine Art. Verdammt, und dann wollen wir doch mal sehen, ob wir der fetten Metze nicht unseren Besitz abjagen können! Sie wird schon sehen, mit wem sie sich da angelegt hat. Aber alles zu seiner Zeit!" Müde strich sich Richeza mit dem Daumen über die Augenbraue.


Autor: SteveT

Ein strahlendes, stolzes Lächeln hatte sich während Richezas eindringlicher Rede auf Moritatios Gesicht geschlichen. Weniger, weil das, was Dom Hernán oder jetzt auch sie sagten, Grund zum Frohsin bot, sondern weil sie jetzt tatsächlich endlich zu ihm wie zu einem erwachsenen Mann sprach, nicht mehr wie zu einem dummen Knaben, wie sie es anfangs im Beisein seiner Mutter stets getan hatte.

"Mach dir keine Sorgen, liebe Base!", antwortete er, als Richeza geendet hatte, und nahm kurz ihr schönes Gesicht in beide Hände, als müsse er ihr mit den Handflächen ganz zart irgendwelchen Schmutz fortwischen, der freilich für niemanden sonst zu sehen war.

"Einen kurzen Moment dachte ich eben gerade auch daran, dass einer von uns beiden sofort wieder umkehren muss, um Mutter, Gujadanya und Jelissa über die geänderte Lage ins Bild zu setzen. Aber erstens - sie sind alle drei zu Pferd, wir sind zu Fuß. Wir würden sie niemals einholen! Zum Zweiten gebe ich dir Recht, dass Mutter wegen irgendwelcher Befehle des Kaisers im fernen Punin keinen einmal gefassten Entschluss fallen lassen würde. Nicht einmal, wenn es der Namenlose persönlich wäre, der sich gegen sie stellt - dafür ist sie zu halsstarrig! Daher kam mit gerade auch derselbe Gedanke, wie du ihn ausgesprochen hast. Ich reite nun ja ohnehin nach Punin und lebe dort im Palast des Kaisers! Ich diene in seiner persönlichen Leibgarde!"

Während er bei den letzten Worten scheinbar einen Kopf größer geworden war, blickte er nun doch wieder wie ein schüchterner Junge zu Boden: "Aber gut ... um der Wahrheit die Ehre zu geben ... ich habe noch nie ein Wort mit dem Kaiser gesprochen und ihn in meiner ganzen Zeit in Punin überhaupt erst dreimal gesehen - jeweils bei Paraden auf dem Vorplatz der Residencia und einmal, als er zur Jagd ausritt. Aber ich kenne jemanden, der den Kaiser kennt, der ihn täglich sieht und oft sogar mit ihm zusammen isst. Es ist ein Compadre bei den Hofjunkern, der - genau wie ich selbst - bei unserem Colonello Filippo di Lacara und seinem pervalischen Vetter Juanito di Dubiana nicht sonderlich gut gelitten ist. Allerdings aus ganz anderen Gründen wie ich. Er ist der oberste Page des Kaisers und hat wohl in Aussicht, irgendwann in ferner Zukunft dessen Mundschenk zu werden, weil sein greiser Großvater früher einmal ein sehr einflussreicher Mann bei Hofe war. Wenn ich ihn ins Vertrauen ziehe, so kann er mir vielleicht eine Audienz beim Kaiser ermöglichen. Ich würde Seine Kaiserliche Majestät dann über alles aufklären, was hier vorgefallen ist, damit er uns Glauben schenkt, dass wir im Recht sind und nur gutem alten Landrechtsbrauch folgen, wenn wir unser Castillo zurückerobern und die Sippe ausmorden, die uns zuerst angegriffen hat."

Er zuckte mit den Schultern: "Das muss man doch so machen, oder nicht? Was sollten sonst die anderen Magnaten von uns denken? Nun ja, mir wird jetzt schon heiß und kalt, wenn ich daran denke, wie ich vor dem Kaiser stehe! Was, wenn ich keinen Ton rausbringe und nur stumm vor ihm stehe wie ein Fisch? Ich werde wochenlang das Gespött der ganzen Residencia sein! – Deshalb ...", er trat von einem Fuß auf den anderen und blickte dann Richeza direkt an: "Kannst du nicht mitkommen? Nach Punin, meine ich? Wir könnten auch da für Praiodor sorgen, du und ich gemeinsam, und auch gemeinsam vor dem Kaiser sprechen. Wenn uns der Kaiser Recht gibt, kann es uns auch gleichgültig sein, was der Graf in Ragath zu alledem zu sagen hat - sein höheres Wort sticht das niedere!"

Gerade wollte er Richeza nochmals bitten, mit ihm nach Punin zu gehen, (wobei es ihm, wie er sich innerlich eingestehen musste, leider nicht allein um Praiodors Wohl ging), als er über Richezas Haarschopf hinweg eine Person in deren Rücken aus einer der schäbigen Steinbrecherhütten Grezzanos treten sah, die er sofort wiedererkannte - auch wenn es mehrere Jahre her war, seit er sie das letzte Mal gesehen hatte. Sofort fasste er Richeza bei den Schultern und zog sie von der Dorftraße weg hinter die windschiefe Wand einer anderen Hütte in Deckung.

"Was ist das für eine elende Verräterei?", keuchte er zur Erklärung, als ihn seine Cousine ungläubig und ungehalten aus ihren dunklen Glutaugen anfunkelte. "Die junge Frau dort drüben mit dem schwarzen Pagenkopf - das ist Morena von Harmamund, die Tochter der Hexe Aldea von Harmamund - die durchtriebenste Erzfeindin unserer Familia seit Jahrzehnten!"


Autor: von Scheffelstein

Richeza folgte Moritatios Fingerzeig mit den Augen und musterte aus dem Versteck heraus die Frau, die tatsächlich Ähnlichkeit mit Aldea von Harmamund hatte, wenngleich sie durchaus ansehnlicher war als Dom Gwains ältere Schwester. Jung freilich erschien die Frau ihr nicht gerade, Richeza mochte wetten, dass Domna Morena älter war als sie selbst.

Die Harmamund hielt geradewegs auf die Mitte des Dorfes zu, wo die Söldner an einem Feuer Fleisch brieten und einen großen Kessel Suppe aufgesetzt hatten. "Harmamund", murmelte sie und strich sich über das Kinn. Jetzt noch einmal langsam, dachte sie: Wenn eine Harmamund hier war, war es dann sicher, sich auf des Aranjuezers bisherige Treue zu verlassen, der doch ein früherer Gefolgsmann Dom Gwains gewesen war? Oder war die Frau auf Graf Brandils Befehl hier? Oder gar auf den des kaiserlichen Marschalls? Immerhin war Dom Gwain der Onkel der Frau. Oder kreisten die Harmamunds nun schon wie Geier über dem Vanyadâl und hofften auf fette Beute in günstiger Stunde? Wie immer es sich verhielt, die Anwesenheit der Frau machte die Sache nicht einfacher.

"Schöner Mist!", murmelte Richeza und wandte sich dann wieder Moritatio zu. "Die hat uns gerade noch gefehlt! Allerdings wird das an unseren Plänen nichts ändern. Deine Mutter würde uns zwar den Kopf abreißen – die Harmamund hier und wir tun nichts – aber sie ist nun mal nicht hier, und wir können es für den Moment nicht ändern. Ich werde das Leben des Jungen nicht gefährden. Wir werden uns also schön ruhig verhalten, hörst du? Was sie später dazu sagt, deine Mutter, meine ich, darüber zerbrich' dir nicht den Kopf, dafür werde ich die Verantwortung übernehmen."

Eindringlich sah sie ihn an, und schüttelte dann den Kopf. "Ich kann nicht mit nach Punin kommen. Mein eigenes Lehen steht vielleicht schon in Flammen, und ich werde deiner Mutter helfen müssen. Und sei es nur damit, dass ich verhindere, dass sie aus Stolz ihren Kopf auf den Richtblock bringt oder eher noch, von irgendwelchen Feinden niedergemetzelt wird."

'Und wie willst du das verhindern, Richeza?', fragte sie sich. 'Ausgerechnet du, die für ihren kühlen Kopf bekannt ist? Und die du mit gleich welcher Waffe, außer dem Degen vielleicht, deiner Tante nicht ansatzweise gewachsen bist und somit wohl auch kaum ihren Feinden?' Sie verdrängte die Gedanken, die sie halb belustigten, halb verstimmten.

"Du wirst dir gut überlegen müssen, ob du vor den Kaiser selbst trittst oder nicht, Vetter", sagte sie stattdessen und betrachtete ihn kritisch. "Wenn du es tust, dann nur, wenn du hoffen darfst, Gehör zu finden. Das des Kaisers oder das anderer Magnaten, die dir nach deinen Worten wohlgesonnen wären. Andernfalls suche andere Verbündete. Der Hof ist voll von Leuten, die Rakolus dem Schwarzen auch nach dessen Tod als Feinde gegenüber stehen. Na ja, vielleicht auch erst nach dessen Tod, wo sie seine Rache nicht fürchten müssen und hoffen, sich durch eine wenige gefährliche Tat hervortun zu können. Halte dich an sie und Domna Praiosmins Feinde! Studiere den Landrechtsbrauch, ehe du dich auf ihn berufst, sonst zerreißen sie dich in der Luft! Du musst wissen, was du sagst, verstehst du?"

Sie seufzte. "Und da sind weder deine Mutter noch ich die besten Ratgeberinnen. Sprich nicht davon, eine andere Familia ausmorden zu wollen! Selbst, wenn diese Worte dir das Ansehen deiner Mutter einbrächten. Von Mord zu sprechen ist nie klug, von Rache auch nicht, glaub' mir! Berufe dich auf das Recht, aber nur, wenn du dir sicher bist, im Recht zu sein. Nein: Wenn du Beweise dafür hast, Gesetze und so. Deine Mutter war sicher nicht die treuste Vasallin, also schau, dass du den anderen Gründe lieferst, die sie ins rechte Licht rücken, statt sie angreifbar zu machen. Das ist eine verantwortungsvolle Aufgabe, Moritatio, und alles andere als eine einfache. Aber du bist derjenige, der sie ausführen muss. Der lernen muss, ihr gewachsen zu sein."

Nachdenklich kratzte sie sich am Kinn, strich sich über die Lippen, dann kniff sie die Augen zusammen und tippte ihrem Vetter gegen die Brust. "Als Erstes musst du aufhören, dich zu fürchten! Ich kann und werde dich nicht begleiten und deine Hand halten, wenn du vor den Kaiser oder deinen Capitan trittst." Einen Moment klang sie spöttisch, wurde aber sogleich wieder ernst. "Du bist kein Kind mehr, Moritato. Also höre auf, dich wie ein demütiger Junge zu verhalten! Ich weiß, es ist schwer, wenn man auf Liebe hofft und diese nicht erwidert wird, nicht so, wie man es sich wünscht." Ihre Augen schweiften kurz an ihm vorbei in die Ferne, und als sie ihn wieder ansah, wirkte sie kurz irritiert. "Ich rede von deiner Mutter, Moritatio! Hör' auf, Beweise für ihre Liebe zu wollen! Sie liebt dich. Auf ihre Art. Vielleicht musst du noch dreißig Jahre warten, bis sie es dir zeigen kann, falls ihr dann beide noch lebt, aber diese dreißig Jahre verschwende nicht damit, in Demut und Trauer und Angst zu verbringen. Respekt wirst du nur erhalten, wenn du ihn dir selber entgegen bringst. Studiere das Recht, wenn du uns nützen willst, so wie es offenbar unser Großvater tat, Dom ... wie hieß er noch, der Mann Domna Leonidas? Werde ein Mann, Moritatio! Entdecke deinen Mut und gebrauche deinen Kopf, verdammt noch Mal!"

Sie wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber doch noch einmal zu ihm um. "Und noch was, Moritatio: Such dir ein Mädchen! Irgendein hübsches Ding in Punin, das zu dir aufsieht. Verschwende deine Sehnsucht nicht an das Unerreichbare, verstanden? Man kann ein Leben damit verbringen, und es macht nur unglücklich. Also hör' auf damit, klar?" Sie trat einen Schritt näher und funkelte ihn von unten herauf an. "Ich bin deine Base, Mo! Ein paar Jahre jünger, und du könntest mein Sohn ... Ich meine ..." Einen Augenblick lang schien sie den Faden verloren zu haben, dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. "Noch ein paar Jahre, und ich bin eine alte Frau, und du noch immer ein Mann in seinen besten Jahren. Teile diese Jahre mit jemanden, der es verdient. Der in dir den Mann sieht, der du sein wirst, wenn du nach vorne siehst, statt nur zurück. Verstehst du mich, Moritatio? Verstehst du, was ich sage?"

Aus den Augenwinkeln versicherte sie sich, dass sie tatsächlich unbeobachtet waren, als sie sein Kinn in ihre Linke nahm, dann küsste sie ihn auf den Mund, sanft, länger als flüchtig, und doch nicht leidenschaftlich. "Das ist der letzte Kuss, den du von mir erhalten hast, Moritatio. Wenn du mehr davon willst, Vetter, such dir ein Mädchen in deinem Alter." Sie drehte sich um und stapfte auf die Mitte des Dorfes zu, zum Lagerfeuer, von dem der Duft der Suppe verführerisch herüber wehte.


Autor: Der Sinnreiche Junker

Es war dann der Duft nach warmem Essen, der alle wieder auf dem Dorfplatz zusammen führte. Das Mahl mochte einfach sein, Brot, Pökelfleisch und Dörrobst, harter Käse und für jeden eine Handvoll Nüsse, doch schienen die Mercenarios durchaus weniger gewohnt zu sein, rieben sie sich doch insbesondere hinsichtlich der in einem Kessel kochenden Suppe die Hände, die wohl deutlich ‚dicker‘ ausgefallen war als sonst. Eine Gruppe von etwa einem Dutzend Söldnern war freilich schon beim Essen, als die Neuankömmlinge nach und nach eintrafen. Den umgehängten Brotbeuteln, Feldflaschen und Wasserschläuchen sowie den bereit gelegten Waffen nach zu urteilen, befanden sie sich kurz vorm Aufbruch …


Autor: Simanca

Das "Söldneressen" kam Zaida vor wie Alverans köstlichste Speisen. Begeistert und vor allen Dingen hungrig, futterte sie so munter drauflos, dass einige Söldner schon halblaut verlauten ließen, ob man nicht auf den Ausgang des Gefutteres wetten solle. Zumindest war man sicher, sie werde erst aufhören, wenn sie ihre Kleidung ganz und gar ausfüllen würde.

Ach Unfug, so schlimm war es gar nicht, und in all den vielen Falten von Hemd konnte man vortrefflich allerlei Getier verstecken. Wahrscheinlich würde sogar Raffzahn mit drunter passen, wenn sie nur den Gürtel wegließe. Und mit Gürtel reichte es sicherlich noch für ein Zicklein ... und noch etwas zu essen! Allein darob schob sich Zaida noch ein Stück Dörrobst in den Mund und ließ sich dann stöhnend zurücksinken. Ganz sicher würde sie sich heute nicht mehr bewegen können.

Vorsichtshalber klappte sie jedoch ein Auge auf, um nach Golshan und Domna Romina zu sehen. Nicht dass die auf dem kurzen Stück von hier nach dort womöglich irgendwohin verschwinden würden, jaja! Doch ein wenig schwermütig wurde ihr trotz gutem Essen und sauberer, wenn auch überbordender Kleidung schon. Es war ja schön, wieder in dem zu sein, was manche Civilisation nannten, aber ihr graute schon davor, was wäre, wenn sich das kleine mittlerweile so vertraute Grüppchen aufteilen würde.

Irgendwie musste es doch gelingen ... Knappin der edlen Comtessa zu werden, Dom Gendahar weiter ein bisschen anhimmeln zu können - wo er doch der beste Fechter ganz Almadas war und noch dazu nett anzuschauen - und am Wichtigsten: der Standpauke der werten Frau Mama entgehen zu können!


Autor: von Scheffelstein

Das Essen hatte Richeza gestärkt und ließ sie zuversichtlicher in die Zukunft blicken, aller Schwierigkeiten zum Trotz, die während der nächsten Tagen und Wochen unvermeidlich noch auf sie warten würden. Dom Hernán schien einige seiner Leute zu vermissen, die er in die Berge geschickt hatte, um nach ihr, dem Streitzig oder Domnatella Romina zu suchen, und zumindest ein Teil seiner Söldner würde sich nun auf die Suche nach den Verschollenen machen. Wenigstens aber die Gräflichen würden bis zum Morgen bleiben.

Richeza machte sich auf die Suche nach dem Heiler und fand Tsacharias Krähenfreund auf einer Anhöhe nahe des Marmorsteinbruchs, von der aus er nach Süden über den Wald in Richtung des Djer Kalkarif blickte.

"Was sucht Ihr?", fragte sie.

"Raffzahn. Meinen Hund." Der Alte seufzte. "Ich dachte anfangs, er hätte uns begleitet, aber mir scheint fast, als sei er dann doch bei Eurer Verwandten ... der Junkerin geblieben."

Richeza folgte seinem Blick nach Süden und fragte sich, wo ihre Tante nun sein mochte, mit oder ohne Hund, und wie diese ganze Geschichte hier einmal ausgehen würde.

"Ihr habt gestern gesagt, dass ihr meinen Vetter, den kleinen meine ich, Tsa ... anvertrauen könntet, um ihn zu ... heilen. Ich möchte Euch bitten, dass Ihr das tut. Es stehen uns weitere gefährliche Wochen bevor und vor allem wird die Reise nach Ragath beschwerlich, wenn wir den Jungen tragen müssten. Könnt Ihr ihm helfen? Schnell, meine ich? Verzeiht, wenn ich um Eile bitte und gestern ungehalten war. Die letzten Tage ... waren ... nicht einfach. Helft ihm, ja? Jetzt schon, ich mag nicht warten, bis wir in Ragath sind. Bitte tut, was Ihr könnt! Ihr würdet mir einen großen Dienst erweisen!"

Der Alte lächelte freundlich und wirkte doch bekümmert. Sein Blick ruhte in ihren Augen, bis sie sie abwandte. "Wie Ihr es wünscht!", sagte er.

Auf Tsacharias Bitte hin, ließ sie den Jungen aus dem Dorf tragen, auf einen Felsvorsprung unweit des Steinbruchs, der verborgen zwischen rot blühendem Oleander und gelben Diestelsträuchern lag. Sie betteten Praiodor auf einer Decke, und nachdem die Träger ins Dorf zurückgegangen waren, half der Alte dem Knaben aus seinen Kleidern. Er versorgte die Wunde an Praiodors Bein und wusch seinen mageren Leib mit Wasser aus einer nahen Quelle.

"Bist du bereit, Praiodor, dein Leben und deine Ängste der gütigen Tsa anzuvertrauen?", fragte Tsacharias.

Praiodor nickte schwach und blickte zu Richeza. Sie lächelte ihm zu, in der Hoffnung, ihm Mut zu machen, ohne selbst genau zu wissen, was sie oder ihn nun erwarten würde.

Tsacharias entnahm seinem Beutel eine junge Wildrosenblüte, die er Praiodor auf die nackte Brust legte, und zwei Fläschchen. Aus einem träufelte er duftendes Öl auf die Stirn des Knaben. Mit dem Finger zeichnete er mehrere Figuren auf Praiodors Stirn und summte leise dabei. Richeza lehnte sich an den Stamm einer Zeder am Rand des Vorsprungs und schaute zu.

"Gütige Tsa, junge Schwester der Rahja, liebliche Schöpferin des Lebens, ich will dir diesen Knaben anvertrauen", sprach Tsacharias mit sanfter Stimme, während er Praiodors Hände hielt und ihm lächelnd in die Augen sah. "Schwester Tsa, freundliche Rahja, ich bitte euch, befreit den jungen Praiodor von seiner Last und seinen Fesseln, die ihn in Angst und Kummer gefangen halten und seinen Leib schwächen. Lasst ihn vergessen, was seiner Jugend im Wege steht und seiner Lebendigkeit. Gebt ihn dem Leben zurück und ihm Lachen und Unbeschwertheit, wie sie das Recht der Kinder sind. Lasst ihn frei sein und seinen Weg finden, sorglos und voller Zuversicht ..."

Richezas Gedanken schweiften ab, während der Gesang eines Vogels in die Liturgie des Mannes einfiel. Die Schatten der Sträucher wurden länger, goldenes Licht hüllte den Körper des Knaben ein, und Richeza bemerkte einige Eidechsen, die aus Rissen in der Felswand hervorkrochen und sich rings um den Jungen auf dem Plateau niederließen, die kleinen Köpfe in die Sonne gestreckt.

Endlich beendete der Alte seine Fürbitte mit einem Gesang in einer Richeza unbekannten Sprache und setzte die zweite Flasche an die Lippen des Knaben, dessen Gesicht entspannt und friedlich wirkte.

"Schlafe, Praiodor", sagte der Mann, "und erwache zu neuem Leben an einem neuen Tag!"

Praiodor legte sich zurück. Richeza trat an sein Lager und lächelte. Er erwiderte ihr Lächeln schwach, während die Lider ihm bereits schwer wurden. Tsacharias Krähenfreund erhob sich.

"Lasst ihn ruhen! Ich werde über seinen Schlaf wachen, in dem sein Geist die neue Freiheit festigen und die Sorgen vergessen wird."

Richeza schaute auf Praiodor herab, der unverändert aussah. Oder hatte er doch etwas mehr Farbe im Gesicht bekommen? Sie nickte dem alten Heiler zu. "Ja. Danke! Danke, dass Ihr ihm helft!"

Nachdenklich und doch voller Hoffnung kehrte sie ins Dorf zurück.

Chronik:1033
Der Ferkina-Feldzug
Teil 12