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Richeza presste die Lippen zusammen, rieb sich über das Kinn, noch immer einen erschrockenen Ausdruck in den dunklen Augen. Dann straffte sie sich, zuckte mit den Schultern. "Lindholz?", fragte sie grimmig. "Mit denen hat meine Familia nichts mehr zu schaffen, seit mein Urgroßonkel irgend so eine Caballera aus deren Geschlecht geheiratet hat." Nochmals hob sie die Schultern. "Besser, ich gehe runter und höre mir an, was der Kerl zu sagen hat." Allein ein leichtes Zittern ihrer Hand strafte ihre rauen Worte Lügen, als sie die Tür des Saales öffnete und ihre Tante unvermittelt stehen ließ. | Richeza presste die Lippen zusammen, rieb sich über das Kinn, noch immer einen erschrockenen Ausdruck in den dunklen Augen. Dann straffte sie sich, zuckte mit den Schultern. "Lindholz?", fragte sie grimmig. "Mit denen hat meine Familia nichts mehr zu schaffen, seit mein Urgroßonkel irgend so eine Caballera aus deren Geschlecht geheiratet hat." Nochmals hob sie die Schultern. "Besser, ich gehe runter und höre mir an, was der Kerl zu sagen hat." Allein ein leichtes Zittern ihrer Hand strafte ihre rauen Worte Lügen, als sie die Tür des Saales öffnete und ihre Tante unvermittelt stehen ließ. | ||
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Richeza starrte den Burschen noch einen Augenblick lang an, doch gerade, als sie sich dem Brief zugewandt und das Papier aufgefaltet hatte, erschien oben am Treppenabsatz, wie eine Naturgewalt, die Hausherrin. | Richeza starrte den Burschen noch einen Augenblick lang an, doch gerade, als sie sich dem Brief zugewandt und das Papier aufgefaltet hatte, erschien oben am Treppenabsatz, wie eine Naturgewalt, die Hausherrin. | ||
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Dafür, dass sie aufgrund ihres vorgeblich lahmen Beines gerade eben noch von einem Gehstock gesprochen hatte, schien Rifada diesen innerhalb der Mauern ihres eigenen Castillos für nicht erforderlich zu erachten. Zwar zog sie das besagte Bein kaum merklich nach - aber ansonsten bewegte sie sich für eine Frau ihres Alters und ihrer muskulösen Statur sehr behende. Statt des Gehstocks hielt sie aber - wie Richeza und der Diener erschrocken feststellten - ein blankgezogenes Krummschwert ohne Scheide in ihrer rechten Hand. "Dann wollen wir dochmal sehen, was der Yaquirtaler Stenz uns zu solcher Stunde wichtiges mitzuteilen hat. Ich bin vorbereitet, wenn er irgendwelche Infamitäten versucht!" | |||
Sie vergewisserte sich mit einem Seitenblick, dass Richeza gleichsam ihr Rapier am Gürtel trug und deutete dann mit der Schwertspitze auf Tizino, der sie schluckend mit großen Augen anstarrte. "Los Bursche! Lauf und bring den Kerl herein! In der Zwischenzeit," wandte sie sich an ihre Nichte, "lies vor, was er dir gekritzelt hat!" | |||
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Richeza sah dem davon eilenden Torwächter nach, dann zu ihrer Tante auf, die einige Fuß über ihr an der Treppe stand. Langsam strich sie das Papier glatt und begann stockend und halblaut zu lesen. | |||
"Hoch geschätzte Domna Richeza, | |||
ich bitte Euch, meinen Worten Gehör zu schenken, auch wenn ein Schreiben aus meiner Hand wohl das letzte ist, welches Ihr zu empfangen Euch wünschet. Ich schreibe, um ..." | |||
Sie brach ab. "Oh", sagte sie, aber es klang nicht überrascht, "es ist gar nicht von dem Lindholz, sondern von seiner Schwester." Sie leckte sich über die Lippen, faltete das Papier zusammen und steckte es in ihr Wams. "Hören wir doch besser erst einmal, was er zu sagen hat." Sie lächelte schwach, ohne dass aber ihr Blick den ihrer Tante kreuzte, und schickte sich an, an dieser vorbei und zurück in den Saal zu gehen. | |||
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