Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 01: Unterschied zwischen den Versionen

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Sie stand auf und schob ihren Stuhl zurück, blass, aber entschlossen lächelnd.
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"Ha! Solche Worte gefallen mir! Gut gesprochen, mein Kind!", nickte Rifada anerkennend, deutete dann aber mit verbissener Miene auf ihr linkes Bein, das sie unter dem Tisch auf einem dreibeinigen Schemel hochgelegt hatte. "Ich fürchte nur, die Zeit hat deiner alten Tante einen Strich durch die Rechnung gemacht, dir im Kampfe noch irgendetwas beibringen zu können, es sei denn, wir würden auf dem Pferderücken streiten – da bin ich nach wie vor ganz die Alte!"
Sie hieb sich selbst auf das hochgelegte Bein, dass seit ihrem Kampf mit dem Dämon auf einer Insel im Schwarzen See von Schrotenstein leider viel zu oft taub wurde und unter ihr einfach wegknickte, als sei es aus Schilf und nicht aus Fleisch und Knochen.
"Das dumme Ding hier lässt mich leider allzu oft im Stich, wenn es darauf ankommt – aber was soll's, jammern ist unsere Art nicht. Dann kämpfe ich ab jetzt eben nur noch einhändig, auf einen Gehstock gestützt. Wie man hört, ist das unter den Yaquirtaler Laffen sogar in Mode – sie verstecken ihre Stricknadeln darin auf Festen, zu denen man eigentlich keine Waffen mit sich führen darf."
Sie schüttelte den Kopf über derartige neumodische Erlässe, die sich bestimmt ein Sesselfurzer hatte einfallen lassen, der noch nie unbewaffnet in einem Kampf auf Leben und Tod gestanden hatte.
"Vielleicht kommst du genau zur rechten Zeit, mein Kind, denn deine alte Tante hat schon zu lange in Schwermut und Trübsal hier herumgesessen und die leeren Kammern und Räume angestarrt. Es ist an der Zeit, dass wir uns unsere Schätze wiederholen! Da – genau hinter dir! – hing das Bild von mir und deiner Mutter, auf dem auch meine Mutter und dein Großvater zu sehen waren, stolz lächelnd ob ihrer glücklichen Tage! Ich will mir gar nicht ausmalen, wie ihr Bildnis jetzt in einem dunklen Keller auf Albacim zwischen lauter Unrat in der Ecke liegt und die Mäuse, Asseln und Kakerlaken darüber kreuchen! Du und ich, wir beide gehen getarnt und unerkannt nach Selaque, nach Albacim, und holen uns unser Eigentum zurück, dass du und deine Nachmaligen einmal erben wirst. Vorher aber rechnen wir ab mit der fetten Elenterin und ihrem Dämonenbastard, die sich lange genug über uns ins Fäutschen gelacht haben."
Sie warf ihren Weinpokal scheppernd gegen die Wand, als sie sich das bildlich vorstellte.
"Dein Großvater – Hesindian meine ich! – würde uns jetzt sicher mahnende Worte sagen wie: 'Vergeben ist ein Zeichen von Stärke!' – aber darauf pfeif' ich! Jedes Unrecht, das einem angetan wird, dem Missetäter mit zehnfacher Wucht heimzuzahlen – das ist ein richtiges Zeichen von Stärke! Die Elenterin und ihr Zaubererbastard müssen vor mir ins Gras beißen – das ist alles, was ich heute noch vom Leben verlange. Und gemeinsam können wir das bewerkstelligen, wenn wir es nur gut genug planen. Ich habe eine ihrer Handlangerinnen in meiner Gewalt ..." 
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Mit unbewegter Miene sah die Landedle von Eslamsstolz auf das versehrte Bein der Vanyadâlerin, ihr Gesicht glich einem verschlossenen Buch, gab nichts von seinen Geheimnissen preis. "Ihr könnt nicht kämpfen", bemerkte sie trocken. "Außer zu Pferd?"
Sie machte einige Schritte im Raum auf und ab, blieb dann stehen und musterte die Junkerin schweigend. "Wie sollen wir dann in Albacim irgendetwas ausrichten? Albacim ist eine Festung, hoch über dem Markt Selaque gelegen. Sich dort einzuschleichen – nun, wie sollten die Männer der Vettel uns nicht erkennen? Ihr und ich seid hier bekannt wie bunte Hunde und der Alten verhasst wie niemand sonst." Richeza atmete mehrmals tief ein und langsamer wieder aus, wirkte einen Augenblick lang mit ihren Gedanken anderswo, ehe sie ihren Blick wieder auf ihre Tante richtete.




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