Chronik.Ereignis1036 Pilgerzug Ragath 01: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
keine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 119: Zeile 119:
„Du hast eine Staffelei….?“
„Du hast eine Staffelei….?“
„Shhhh“ Miréîà unterbrach ihren Bruder und drückte ihm die Zügel und den Stecken in die Hand. Dann ging sie zum Fürsten und stellte ihm mit einem wärmenden Lächeln die Schale Wasser vor die Knie. Dieser blickte irritiert auf und sah so ein Gesicht voller Zuversicht, passend zu einer bis an die Zähne bepackten Rahjageweihten. Wortlos setzte sie sich neben den beiden im Schneidersitz auf den Boden. Und auch Dom Savertin kniete nieder. Es konnte los gehen.
„Shhhh“ Miréîà unterbrach ihren Bruder und drückte ihm die Zügel und den Stecken in die Hand. Dann ging sie zum Fürsten und stellte ihm mit einem wärmenden Lächeln die Schale Wasser vor die Knie. Dieser blickte irritiert auf und sah so ein Gesicht voller Zuversicht, passend zu einer bis an die Zähne bepackten Rahjageweihten. Wortlos setzte sie sich neben den beiden im Schneidersitz auf den Boden. Und auch Dom Savertin kniete nieder. Es konnte los gehen.
----
==[[Ragath]], 15. Praios 1036 BF==
===Kurz vor dem Puniner Tor der Stadt [[Ragath]]===
----
'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Gualdo|dalias]]
Die Kutsche polterte über die Landstraße. Staub wirbelte auf. Praios‘ warmer Sonnenschein lag über dem trockenen Land. [[Alvaro Manticco]], [[Caballerogut San Marwan|Caballero von San Marwan]], drückte seinen Rücken in die gelbe, mit kleinen schwarzen Greifen aus Seide verzierte Polsterung der Rückenlehne. Es lag nicht lange zurück, das wusste er, da gehörte diese Kutsche [[Gualdo di Dalias y Gurnabán|Seiner Exzellenz Dom Gualdo Ippolito Honorio di Dalias y Gurnabán]], Banus der [[Grafschaft Yaquirtal]], [[Junkergut Dalias|Junker von Dalias]], Castellan von [[Ratzingen]] und [[Sherbeth]]. Aber Tote brauchen kein Eigentum und keinen weltlichen Besitz. Keine Lakaien, Aufwärter, Mätressen – und keine Pretiosen. Der Caballero de San Marwan drehte seine linke Hand und betrachtete versonnen das Glitzern eines schweren, diamantengeschmückten Goldringes im hereinfallenden Praioslicht. Tote brauchen keine Pretiosen – wahrlich nicht. Lebende dagegen schon.
Geringschätzig ließ er seinen Blick über sein Gegenüber wandern. Sein Schwestersohn [[Pribaldo Tracodi]] nestelte unablässig in einem dicken Packen Konzepte herum. Er war bleich. Die rasche Fahrt der Kutsche schien ihm in keiner Weise zu behagen. Bei jedem Stoß blickte er erschreckt auf. Pribaldos Bruder Quintiliano hatte alles, was Hesinde und Rahja dem Einfaltspinsel Pribaldo verwehrt hatten. Und doch hatte Pribaldo vor zweieinhalb Götterläufen seinen Nutzen in Santa Catalina im Taubental mustergültig unter Beweis gestellt. Auch wenn Pribaldo nicht so blitzgescheit, scharfzüngig und blendend wie sein Bruder war, so liebte Alvaro Manticco den „Waldwachter“, den „Vivaresen“, wie er seinen Neffen Pribaldo liebevoll und zugleich spöttisch nannte, doch mehr. Er war fleißig und anständig. Außerdem brauchte er Quintiliano als Aufpasser für [[Ranudo di Dalias y las Dardas|Baron Ranudo]] in Ratzingen, da dieser vor lauter Aufregung und Nervosität schier unpässlich geworden war und unmöglich in dieser Kondition dem Fürsten oder den anderen Magnaten hätte begegnen können. Ausgeschlossen. Der bloße Gedanke an diese Zusammenkunft hatte Ranudo IV. Eslamo di Dalias y las Dardas dreimal stündlich auf den Abort getrieben.
So war es nun an ihm, Caballero Alvaro Manticco de San Marwan, die [[Baronie Nemento]] und die [[Junkergut Dalias|Dominie Dalias]] bei diesem Pilgerzug würdig zu vertreten und dem Fürsten seinen wohlmeinenden Rat zu bieten. Dabei wurde er zu allem Überfluss von der ältesten Schwester des Barons begleitet.
Alvaro Manticco streckte seinen Kopf aus der fahrenden Kutsche. Vor der Kutsche ritt [[Yppolita di Dalias y las Dardas]], [[Junkergut Dalias|Caballera de Niverocca]], auf einem reinweißen stolzen Yaquirtaler. Ihr blauer Caldabreser mit Pfauenfedern schaukelte aufgeregt. Ihr Nacken war breiter als es sich für einen Almadaner Noblen schickte. Gänzlich unschicklich war auch ihr Betragen: Sie fraß und trank, als gäbe es kein Morgen. Neben ihr ritt ein blondbezopfter, drahtiger Waffenknecht, mit dem sie sich laut lachend unterhielt: Sten Helmdahli Varghjärta. Der nordländische Mercenario trug den schwarz-gelben Rock der „Schwarzen Greifen von Dalias“. Hinter den beiden folgten, ebenfalls zu Ross, die beiden jungen Mägde Yppolitas. Die beiden vorlauten und ungeschliffenen blutjungen Dienerinnen Marbiane und Golgariana führten das Streitross und ein weiteres edles Reittier hinter sich und schnatterten – ihren Namen jegliche erdenkliche Unehre erweisend – unentwegt wie die dummen Gänse, die sie waren.
Alvaro Manticco zog seinen Kopf wieder herein und schüttelte ihn. Mit einem „Pribaldo!“ fuhr er seinen Neffen an.
Erschrocken blickte der Angesprochene auf: „Ja, Onkel?“
„Weißt Du, ob dieser Sten Helmdahli etwas von seinem Handwerk versteht? Oder kommt dieser Haferyaquirier nur mit, um sich den Wanst auf Kosten meines Herrn vollzuschlagen?“ Lauernd musterte Alvaro Manticco die Gesichtszüge seines Neffen.
„Ich denke… äh… doch. Yppolita, äh, die wohlgeborene Domna Yppolita, also, also, entschuldigt, Onkel, die Dame hat mir erzählt… dass, dass er… also ja… dass er schon einmal einen Tatzel… Tatzelwurm am Schweif… Schwanz, ja Schwanz gezogen hat, ja…. Nur so… zum Vergnügen.“ Pribaldo Tracodi zwang sich zu einem beiläufig und müde wirkenden Lächeln, das nicht verraten sollte, wie sehr ihn diese Geschichte Domna Yppolitas amüsiert hatte.
„Nun, wenn es mal kein Regenwurm war, mein Junge.“ Dom Alvaro bleckte seine Zähne zu einem Grinsen. 
„Mehr Sorgen mach… mach ich mir, wegen der anderen beiden Waffenknechte. Sie-sie haben beide… so… so eine Vergangen…“, raunte Pribaldo seinem Onkel verschwörerisch zu.
„Die gute Mondina Al’Kira hat sich schon immer für die Familia di Dalias geschlagen. Nur hat sie das eben zwölf Götterläufe für Dom Ippolito und Dom Gualdo getan. Sie taugt und sie ist verlässlich. Das Panier der Familia ist ihr gewissermaßen ins Herz gebrannt. Ebenso wie ihrer Mutter vor ihr und ihrem Großvater davor. Und zu welchem Wüstengötzen sie dabei betet, ist mir einerlei. Tsacario Wehrheimero ist zwar ein Hitzkopf, aber er hat der Familia von Cerastes gut gedient. Warum soll er nicht auch dem neuen Baron von Nemento treu bis in den Tod dienen?“ Die rechte Augenbraue Alvaros schob sich nach oben und sein Blick fixierte Pribaldo Tracodi. Dieser schlug ergeben die Augen nieder.
„Mach Dir keine Sorgen, Pribaldo. Wir haben gute Diener bei uns – zumindest trifft dies auf manche von ihnen zu, und wir sind gut vorbereitet. Wir haben Geschenke dabei: Ein junges Pferd für den [[Gwain von Harmamund|Fürsten]], einen Raufdegen für den [[Gendahar von Streitzig ä. H.|Grafen]], Fächer und Schmuck für die Freunde der Familia... und die Damen.“
„Und für jeden der vier Zwö… Zwö… Zwölfe von [[Brig-Lo]] die Pilgerzeichen: Bernstein, ja äh,… Bernsteinamulette für Praios, Far… Farbe für das Mythraelsmal, Elidamuscheln für Efferd, Lampen für Ingerimm“, ergänzte Pribaldo seinen Onkel oberlehrerhaft.
Als würde er eine lästige Fliege verscheuchen wollen, fuhr Caballero Alvaro Manticco mit der Hand durch die Luft. Stimme legte sich über das Innere der Kutsche. Die beiden Männer, Onkel und Neffe, blickten sich schweigend an.
„Herr, Dom Alvaro!“, hörten sie den Ruf von Alvaros Lakai Praiobur vom Kutschbock, „wir sind am Ziel: Das Tor [[Ragath|Ragaths]]!“
Im nächsten Augenblick schon verlangsamte sich allmählich das Tempo der Kutsche und das Gesicht Pribaldo Tracodis gewann wieder etwas an Farbe.




345

Bearbeitungen

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung von Almada Wiki. Durch die Nutzung von Almada Wiki erklärst du dich damit einverstanden, dass wir Cookies speichern.

Navigationsmenü