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„Drakka! DRAKKA!“, dröhnte die tiefe Stimme durch die Nacht und selbst die Zwerge am Tempel drehten sich sofort um. Doch Amaros hatte längst die Beine in die Hand genommen. Er sprang auf der anderen Seite der Veranda angekommen auf den verschlammten Weg, glitt, lief, rutschte die Straße gen Rahja entlang auf die Berge zu. Dort, noch Meilen entfernt thronte der Turm von Montevivar, dessen dunkel aufragende Silhouette das schwärzliche Grau der brodelnden Wolkendecke noch unterbat. „Ihr Götter steht mir bei!“, keuchte der Yaquirtaler, während schwere Stiefel hinter ihm immer näher zu kommen schienen. | „Drakka! DRAKKA!“, dröhnte die tiefe Stimme durch die Nacht und selbst die Zwerge am Tempel drehten sich sofort um. Doch Amaros hatte längst die Beine in die Hand genommen. Er sprang auf der anderen Seite der Veranda angekommen auf den verschlammten Weg, glitt, lief, rutschte die Straße gen Rahja entlang auf die Berge zu. Dort, noch Meilen entfernt thronte der Turm von Montevivar, dessen dunkel aufragende Silhouette das schwärzliche Grau der brodelnden Wolkendecke noch unterbat. „Ihr Götter steht mir bei!“, keuchte der Yaquirtaler, während schwere Stiefel hinter ihm immer näher zu kommen schienen. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Gualdo|dalias]] | |||
Dumpf klang ein lauter Ruf an [[Yppolita di Dalias y las Dardas|Yppolitas]] Ohr „Drakka! Drakka!“ Die Caballera, die gerade dabei war ihren Fuß auf die Tempelschwelle zu setzen, fuhr herum. Die Angroschim, die allesamt schon wieder ihre Posten eingenommen hatten, wandten sich ebenso wie die Yaquirtalerin zur Taberna hin. Fluchend warfen die Zwerge sich Befehle auf Rogolan zu, die so knapp und verschliffen waren, dass ein jemand, der kein Eisenwalder Erzzwerg war, sie unmöglich verstehen konnte. Unaufhaltsam kamen die Angorschim ins Rollen, wie ein Steinschlag. Mit den Äxten in ihren kräftigen Fäusten rannten sie los zur Taberna hinüber. Drei, vier, sechs, alle sieben Angroschim verließen den Apfelhain und stürzten ihrem angegriffenen Bruder zur Hilfe. | |||
Yppolita schüttelte es. Sie wollte nicht, dass ein Dutzend Zwerge ihr nachhetzten. Nur ein einziger Fehler, ein einzelnes Straucheln oder Stürzen würde genügen und die Zwerge würden über diesen tapferen Boten kommen. Nein, seinen Platz würde sie wahrhaft nicht haben wollen. Mit gefalteten Händen wandte sie sich an den alveranischen Fuchs: „Herr Phex leite ihn sicher. Ich bitte Dich. Wenn Du ihm hilfst, und nur dann, und nur wenn [[Amaros Desidero von Lindholz|Amando Monzo]] sicher in [[Baronie Taubental|Montevivar]] ankommt, ohne dass ihm auch nur ein Haar – also gut, ohne dass ihm ernsthafter Schaden an Leib und Gliedern widerfahren ist, dann und nur dann, Herr Phex, will ich Dir ein Fünftel… also gut ein Drittel… ja, ja, die Hälfte eines Monatssoldes für eine Leutnantin gemäß Khunchomer Kodex opfern… ich gelobt es. Ich bitte Dich, Herr Phex, hilf dem guten Amando Monzo!“ | |||
Nach verrichtetem Stoßgebet blickte sich Yppolita angestrengt um, horchte in die Nacht und das Prasseln des Regens hinaus. Die Rufe der Zwerge und das Trampeln ihrer schweren genagelten Sohlen entfernten sich, wurden immer matter und waren schließlich hinter dem Schleier aus Dunkelheit und Efferdssegen kaum mehr zu vernehmen. | |||
„Pssst! Hochwürden, kommt, eilt Euch!“, zischte die Yaquirtaler Caballera in den Tempel hinein. | |||
Schritte und Hufgetrappel waren zu hören. Wenig später trat ein unscheinbarer, junger Bauernbursche in grobem erdfarbenen Tuch aus dem Lichtschein des Tempels und führte den müden alten Kläpper der Caballera heraus. Knapp nickend reichte Perinyo Salpena ihr die Zügel ihres Reittieres. Gekonnt schwang sich die Yppolita in den Sattel und lenkte ihr Pferd neben das stattliche und kraftvolle Ross des Boten, einen schönen Falben, der laut dem Boten auf den Namen Azúcar hörte. Yppolita – die Stirn in Falten liegend – war sich mit ihr selbst einig, dass in Anbetracht dieses beschämenden Vergleichs ihr Ross, nein, ihr Gaul keinen Namen verdiene, der über just diese Bezeichnung Gaul oder Mähre hinausginge. Während Hochwürden Perinyo die Zügel Azúcars behutsam von einem Ast löste, streichelte er vertrauensvoll das Haupt des edlen Tieres und steckte ihm mit einem verschwörerischen Augenzwinkern ein kleines braunes Stück alanfanischen Zuckers zu. Yppolita, die der direkte und augenfällige Unterschied der beiden Pferde zu quälen schien, raunte dem Perainegeweihten zu: „Da fragt sich der Betrachter doch, wer hier der Rustical und wer die Noble ist… Señor Amando Monzo muss ein feiner Bote sein, wenn sein Herr oder seine Dame ihm ein derart kostbares Pferd geben…“ Prüfend warf die Caballera einen Blick nach dem Brandzeichen des Rosses. | |||
Behutsam schwang sich Hochwürden Perinyo auf Azúcars Rücken. Nur widerwillig ließ sich das Tier von den etwas unbeholfenen Beinbewegungen des Perainegeweihten dirigieren. „Gebt gut acht, Hochwürden… wir brauchen Euren Nacken ohne Knick und in einem Stück in Santa Catalina“, flüsterte Yppolita dem Perainegweihten mit einem Lächeln leise zu. | |||
„Wenn’s keine allzu großen Umstände macht, wäre ich darüber auch sehr erfreut.“ | |||
„Dann sollten wir los und keine Zeit mehr verlieren. Wenn Ihr den Halt verliert… oder… nun ja, Euch der Ritt zu gefährlich wird, gebt Bescheid!“ | |||
Im Schritt bewegten sich die Pferde mit ihren Reitern zwischen den Häusern Orondos hindurch in Richtung Santa Catalina im Taubental. Nachdem sie die letzten dunkel und stumm daliegenden Behausungen passiert hatten, fielen die Pferde in einen leichten Trab. | |||
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