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==Im [[Raschtulswall]], 25. und 26. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF== | ==Im [[Raschtulswall]], 25. und 26. Praios [[Annalen:1033|1033]] BF== | ||
===Am Fuße des Djer Kalkarif im Raschtulswall=== | ===Am Fuße des [[Djer Kalkarif]] im Raschtulswall=== | ||
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Richeza warf einen raschen Blick auf den Alten und wandte sich wieder der Comtessa zu. Ihre eigene Angst war plötzlich wie weggeblasen, vielleicht, weil sie wusste, dass der Streitzig bereits nach der Grafentochter suchte, vielleicht, weil es beruhigend war, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Möglicherweise aber auch nur, weil es ehrenrühriger war, vor einer Almadanya das Gesicht zu verlieren als vor den Wilden. So nickte sie der jungen Dame entschlossen zu und wartete, dass der Alte sich endlich aus dem Zelt verzog. | Richeza warf einen raschen Blick auf den Alten und wandte sich wieder der Comtessa zu. Ihre eigene Angst war plötzlich wie weggeblasen, vielleicht, weil sie wusste, dass der Streitzig bereits nach der Grafentochter suchte, vielleicht, weil es beruhigend war, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Möglicherweise aber auch nur, weil es ehrenrühriger war, vor einer Almadanya das Gesicht zu verlieren als vor den Wilden. So nickte sie der jungen Dame entschlossen zu und wartete, dass der Alte sich endlich aus dem Zelt verzog. | ||
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
[[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina]] war im ersten Moment überfordert von der neuen Situation. Man hatte eine weitere Gefangene, augenscheinlich eine Almadani, zu ihr ins Zelt gebracht, um diese so 'herzurichten', wie man es mit ihr auch gemacht hatte. Sie hatte keine Zweifel, dass die Frau für das Tier von Häuptling gedacht war. Sie biss die Zähne zusammen und widerstand dem Wunsch, an den Fesseln zu reißen. Es war sinnlos, besonders wenn diese Fekinaweibchen im Zelt waren. Sie warfen ihr immer wieder prüfende Blicke zu. So begnügte sie sich damit, das Prozedere zu ignorieren und leise auch für die andere Frau zu beten. | |||
Ihr Gebet stockte, als die Gefangene laut wurde, sie war augenscheinlich von Stand. Jetzt erst sah sie genauer hin. Wie erwartet, war die Frau eine Schönheit, doch so einige Narben deuteten auf eine Caballera hin, die nicht nur für Schauduelle zu kämpfen gelernt hatte. Erregung erfasste Romina, die Ferkinas unterschätzten Frauen immer, das könnte man sich zu Nutzen machen. Gekonnt versteckte sie ihre Hoffnung hinter mitleidigen Blicken, die sie nicht einmal heucheln musste, wusste sie doch sehr gut, wie unangenehm es war, wie eine Haremsdame hergerichtet zu werden. | |||
Dazu fiel ihr irrationalerweise die Hochzeit des Kaisers mit dieser Novadi ein, verdammt, sie konnte nicht einmal mehr sagen, welcher Tag heute war. Fakt war, ihr würde, wie geplant, die Demütigung, diesem Politikum beizuwohnen, erspart werden. Sie schloss die Augen, sie wäre jetzt tausendmal lieber in Punin und würde die spöttischen Blicke am Hof ertragen. | |||
Ihr Realitätssinn gewann die Oberhand, sie war nun mal nicht in Punin, sondern in einem Ferkinalager, und dank dieser verfluchten Hochzeit würde sich ihre Rettung bestimmt noch verzögern. Doch jetzt war da noch die andere Frau, eine Almadani und Caballera reinsten Blutes. Diese Tatsache pumpte neuen Mut durch ihre Adern. Sie kannten einander von der einen oder anderen Veranstaltung am Hof, doch sie waren sich immer aus dem Weg gegangen. Sie erinnerte sich an gegenseitige Verachtung. Wie hieß sie nochmal? Romina durchforstete ihren Kopf, ihre spröde Schönheit war legendär, fast musste sie schmunzeln. Richeza ... oder nicht? Und wie hieß nochmal diese Sippe von Altalmadanis, die sich für was Besseres hielten?! | |||
An dem Blick von Richeza sah Romina, dass diese sie auch erkannt hatte. Die Wandlung, die plötzlich mit der zuvor noch gequält wirkenden Frau vor sich ging, machte sie stolz. Das war Almada! Sie straffte sich und sah kurz zu dem Alten, der zufrieden vor sich hin murmelnd mit seinen Kräutern aus dem Zelt stapfte, dann wieder zurück zu Richeza. Sie wusste, diese Frau hatte Schneid, mancher Streitzig hatte sich an ihrer Arroganz die Zähne ausgebissen. | |||
Sie bleckte die Zähne: "Herzlich Willkommen bei den Ferkinas, Domna. Ich bin Romina Alba von Ehrenstein und Streitzig, verzeiht, dass ich nicht aufstehe." Sie senkte kurz höflich den Kopf. "Die schlechte Nachricht ist, Ihr wurdet für den Häuptling hergerichtet, die gute Nachricht, man hat Euch angezogen, also hat das Tier gerade anderes zu tun und wir haben Zeit." Sie hoffte, dass die Frau so wenig zimperlich war, wie sie früher gewirkt hatte. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
"Ich weiß, wer Ihr seid", stieß Richeza zwischen den Zähnen hervor und warf einen Blick zum Zelteingang, um sich zu vergewissern, dass der Alte nicht zurückkehrte. "Hört zu", sagte sie. Sie sprach schnell und mit gesenkter Stimme, aber ihr Blick zeugte von finsterer Entschlossenheit. "Wir müssen hier verschwinden, und zwar so rasch wie möglich. Das wird nicht leicht. Dieses Zelt steht in der Mitte eines Lagers von ein paar Hundert Ferkinaken. Solange es hell ist, besteht keine Hoffnung, dass wir es schaffen. Wir müssen warten, bis die meisten schlafen, und hoffen, dass man uns bis dahin ... Wie auch immer: Seid Ihr verletzt? Nein? Gut. Der Weg durch die Berge wird hart. Wir werden einige Tage unterwegs sein, und ich sage Euch gleich: Wir nehmen nicht den direkten Weg zurück nach Almada. Ich habe noch etwas zu erledigen, hier in den Bergen, und Ihr werdet mich begleiten. Allein werdet Ihr da draußen nicht überleben. Wenn Ihr nicht mitkommen wollt, muss ich Euch hier lassen, aber ich denke nicht, dass das Euer Wunsch ist. Zunächst einmal müssen wir aus dem Lager raus. Ich weiß nicht, wie gut sie das Zelt bewachen, aber das Lager an sich ist bewacht genug, und das Plateau bietet leider wenig Deckung. Für Racheaktionen ist keine Zeit, das muss warten", erklärte sie vorsorglich. "Wir müssen ein Stück rauf auf den [[Djer Kalkarif]] und auf die andere Seite, so schnell es geht." | |||
Sie machte eine kurze Pause, fuhr sich mit der Zunge über die Schneidezähne und warf einen Blick auf die wenige Ausrüstung, die ihr geblieben war und die neben der Zeltwand auf einem Haufen lag. | |||
"Stiefel", sagte sie. "Ihr braucht Stiefel. Oder wenigstens irgendetwas, das Ihr an den Füßen tragen könnt. Und wir brauchen Decken und Nahrung, sonst kommen wir nicht weit. Waffen wären auch nicht schlecht. Ich selbst habe nur einen Dolch. In einem der Stiefel. Den brauchen wir auch, um hier heraus..." Richeza runzelte die Stirn und folgte dem Blick der Comtessa zum Zelteingang. | |||
Die junge Ferkina war zurückgekehrt, lautlos wie eine Katze. Richeza erstarrte. Wieviel hatte die Wilde gehört? Und verstand sie ihre Sprache? Die Frau blickte zu ihnen herüber, aus Augen, dunkel wie Zwergenkohle. Dann huschte sie zu der Seite des Zeltes, an der die Weiber zuvor Richezas Sachen abgelegt hatten, und hob einen Stiefel auf. Den linken. Die Nackenhaare der Edlen sträubten sich. Wenn sie den Dolch fand, war alles aus! Ebenso, wenn sie die Stiefel mitnahm! | |||
"Heda, lass meine Sachen los, du Miststück!" | |||
Die Frau sah kurz auf, blickte zum Zelteingang und wieder herüber. Sie legte ihre Handfläche an die Lippen und bewegte sie dann in Richezas Richtung. Im ersten Moment glaubte die Edle, das Mädchen werfe ihr eine Kusshand zu. Im nächsten erst begriff sie, dass es sie zu schweigen hieß. Zornig verstummte Richeza, während die Wilde sich wieder über ihre Sachen beugte. Den Stiefel hatte sie zurückgelegt, öffnete stattdessen Richezas Gürteltasche, fischte eine Münze aus der Geldkatze und betrachtete sie neugierig. Dann zog sie Nadel und Garn aus der Tasche, Siegelwachs und eine Schreibfeder und öffnete das Tintenfläschchen aus Metall, roch daran, ließ einen Tropfen auf ihren Finger fallen und leckte ihn ab. Richeza verdrehte die Augen über soviel Unverstand. Feuerstein, Zunderdöschen, ein Stück Schnur, eine Haarnadel und ein Kerzenstummel fanden den Weg auf den Boden des Zeltes, ebenso wie ein besticktes Taschentuch, ein Kamm und ein rostiger Hufnagel. Die verbogene Fibel eines längst nicht mehr getragenen Umhangs steckte die Ferkina ein. | |||
Richeza knirschte mit den Zähnen. Das war ja wohl die Höhe! Die Wilde bestahl sie auch noch! Als sie ein Tuchbeutelchen öffnete, hineingriff und ein gekräuseltes Blatt zwischen ihren Fingern zerrieb, erbleichte die Edle. | |||
"Verdammt seiest du, lass ab von meinem Besitz!", fuhr Richeza die Frau auf Tulamidisch an. Die aber leckte sich die Finger ab, roch an dem Beutel, blickte hinein und lachte dann. "Bacha'at", sagte sie und grinste breit. Hilflos musste Richeza mit ansehen, wie die Wilde den Beutel unter ihrem Brusttuch verschwinden ließ. Die Frau stopfte Richezas Habseligkeiten zurück in die Gürteltasche, dann kam sie näher, hockte sich in zwei Schritt Entfernung vor die beiden Gefangenen und musterte sie neugierig. Wieder sah sie zum Zelteingang, dann ergoss sich ein unverständlicher Redeschwall über Richeza und Romina. So schnell sprach die Frau, dass Richeza kein vertrautes Wort ausmachen konnte. Allein "Ras'Ragath" verstand sie, weil es mehrmals fiel. Die Wilde rückte näher, berührte die Comtessa am Fuß. | |||
"Ras'Ragath, aiwa?", sagte sie und blickte von einer Gefangenen zur anderen. | |||
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