Hint saba Sheranbil
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Die Hairanstochter Hint saba Sheranbil, auch Hint Al'Wahîda [tul.: "die Erste"] genannt, entstammt einer der vornehmsten und edelsten Familias des Emirates. Emir Dschelafan Al'Tergaui ben Thurschim ist ein Halbbruder ihrer Mutter, Großwesir Charim Al'Tergaui ihr Vetter. Selbst der unheimliche El'Ghulshach war bzw. ist ein Blutsbruder ihres Urgroßvaters. Seit sie als vierzehnjähriges Mädchen mit Bey Hachmed Al'Benin ibn Rashmal von Eslamabad vermählt wurde, ist sie dessen Erst- und Hauptfrau, die Sheika der Beni Qasem und die heimliche Beysa der Oasenstadt, deren Bewohnern sie als die 'Herrin ihres Herrn' gilt.
Curriculum Vitae[Quelltext bearbeiten]
Hint entstammt ursprünglich dem weiter in Nash'Yaquim, dem zentralen Amhallassih ansässigen Emirsstamm der Beni Sabah und war als Fremde beim Stamm und den Untertanen ihres Gemahls anfangs nicht sonderlich beliebt. Noch heute lieben die Beni Qasem ihre noch immer bildschöne, vor allem aber kluge und mit allen (Ab)wassern gewaschene Sheika nicht sonderlich - aber sie haben gelernt sie zu achten und respektieren und teilweise sogar zu fürchten - ebenso wie auch alle Nachbarn und Feinde Eslamabads dies lernen mussten.
Für Bey Hachmed wurde Hint, die ihm sein eigener Vater Rashmal als Gemahlin auserwählt hatte, im Laufe der Zeit zu einer wichtigeren Ratgeberin als sein eigener Kadi und Mawdli, sein Truppenführer oder sein Sterndeuter. Seit zwanzig Jahren hat er keinen Befehl gegeben und kein Gesetz erlassen, ohne zuvor Hints Rat und Zustimmung einzuholen - die weitaus meisten wurden ihm sogar von seinem Hauptweib vorgeschlagen und diktiert. Der einzige Verdruss des Paares und ihrer langen, wohl ausbalancierten Ehe ist, dass Rastullah ihnen keinen einzigen Sohn und Stammhalter schenkte. Überhaupt nur eine einzige Tochter, Palmeya ash-Shaya, wurde ihnen geboren. Da auch Bey Hachmeds zweite Ehe mit Hints Schwestergemahlin Dilhabet kinderlos blieb, verfügte der alte Bey erst vor kurzem, dass ihm seine über zwanzig Jahre jüngere Erstfrau im Falle seines Todes als vorübergehende Herrscherin von Eslamabad nachfolgen möge, bis sich seine Tochter einen standesgemäßen Ehegemahl erwählt und einen männlichen Erben geboren habe, der seinen Namen und seine Blutlinie fortführen könne.
Hint ist mit dieser Entwicklung sehr zufrieden, die mit der Erfüllung ihres Lebenstraumes enden könnte. Sie weiß aber auch, dass diese Aussicht noch auf tönernen Füßen steht, da die Herrschaft einer Sippe im Tulamidenland und erst recht in novadischen Gefilden nicht alleine von der Abstammung herrührt, sondern vor allem von der tatsächlichen Macht. Mit dem religiösen Eiferer Shoruq ben Ghadir, dem Mawdli Eslamabads sowie den beiden reichen Karawanenführern Yakuban Al'Zaynab und Dscharid Al'Kasim hätte sie gleich drei ernstzunehmende männliche Konkurrenten in der eigenen Stadt, die ihren Herrschaftsanspruch eher früher als später gefährden könnten. Doch die kluge Frau baut vor und so tritt die pracht- und prunkliebende Hint dem Mawdli stets nur im streng verschleierten Büßergewand einer strenggläubigen Aramya gegenüber, während sie mit Dscharid Al'Kasim schon seit vielen Jahren eine geheime, rahjagefällige Liaison verbindet, die in völliger Diskretion abläuft. Hints persönlicher Leib- und Haremswächter Yadail, ein gutmütiger, kahlköpfiger Eunuch, fürchtet den Zorn seiner Herrin weit mehr als den seines Herrn, so dass er sogar derjenige ist, der Schmiere steht, wenn sich Hint bei einem ihrer Ausritte in die abgeschiedenen Gebirgstäler rund um Eslamabad mit dem weltgewandten Großhändler Dscharid trifft.
Charakter[Quelltext bearbeiten]
Rassige langbeinige Pferde sind die Leidenschaft Hints. Sie besitzt zwölf eigene schneeweiße und pechschwarze Shadifrösser und wer das Wohlwollen der Sheika bereits vor seinem Besuch im Palast der Ewigen Freuden zu gewinnen sucht, der ist gut beraten, der Hausherrin vorab ein kostbares Ross als Gastgeschenk zu senden. Als Hairanstochter ist Hint bereits als junges Mädchen in allen höfischen Tugenden wie der Konversation, dem Brettspiel - bei Rote und weiße Kamele ist sie eine kaum zu bezwingende Spielpartnerin -, dem Gesang oder auch dem Schleiertanz unterwiesen. Letzteren überlässt sie jedoch, seit ihr eigener vierzigster Sommer anbrach, heute zumeist ihre jungen Nebenbuhlerin, der Schlangentänzerin Tanaqil, die sich mehr und mehr in das Herz ihres Gatten tanzte und von diesem unlängst gar zu seinem dritten Eheweib genommen wurde. Da die schöne Schlangentänzerin - anders als Dilhabet oder sie selbst - noch viele Jahre im fruchtbaren Alter ist, befürchtet Hint, dass diese all ihre Pläne sabotieren könnte. Daher schadet sie der jungen Rivalin, wo immer sie kann. Während sich der liebestrunkene alte Bey, der sich in seinem vierten oder fünften Frühling glaubt, von seinem berühmten Leibarzt Walid Al'Safin libidosteigernde Rezepturen verschreiben lässt, mischt ihm Hint alle fruchtbarkeitshemmenden Mittelchen und Tinkturen ins Essen, die den Quacksalbern und Al'Chemisten Eslamabads bekannt sind.
Größer noch als die Sorge um ihr Erbe und das ihrer Tochter sind zurzeit aber die Sorgen um die Sicherheit der Oasenstadt selbst. Das kriegerische Nomaden- und Wüstenräuber-Volk der Uled Beni Seba unter Sheik Mahmoud Al'Wîharil, dem Schrecklichen und General Paschah Khorim Uchakbar droht den Beni Qasem mit Rache und Vergeltung, seit Mahmouds großmäuliger Sohn Faizal nicht von einem uneingeladenen nächtlichen Ausritt nach Eslamabad zurückkehrte. Hint weiß als Einzige, dass dieser einen Frevel am Palastgarten beging, als er zu einem nächtlichen Stelldichein ins Schlafgemach ihrer Rivalin Tanaqil hochklettern wollte. Er wurde vom Hüter des Palastgartens, dem alten Humusdjinn Azrubaal, in einen Kaktus verwandelt und harrt seitdem als Stachelgewächs seiner Befreiung - doch wer unter den wilden Uled Beni Seba würde ihr dies glauben, wo es doch wie das Basarmärchen eines Haimamuds klingt?