Beni Qasem
Diese Wahren führen sie auf eingehöckertten Camellen von einer Statt zur der anderen, wo schon ihre Unterkauffler warten, die den Leuthen die Köpf so voll schwäzen und schreyen, daß einer darüber doll mögte werden. Der meißte Theil von ihnen können weter leßen noch schreiben, dannoch aber wißen sie ihre Rechnung so geschwindt im Kopf zumachen als wir mit der Federen.
Wann sie aber den Kauff geschloßen, geben sie ein ander die Handt und küßen sich vielfach - auch die Mannen!"
-Aus dem Reiseerinnerungen der Angbarer Großkaufmanns Goswin zu Stippwitz
Die Beni Qasem sind ein etwa 650 Personen umfassender, heute seßhaft gewordener novadischer Stamm im Emirat Amhallassih, der am südlichen Ende des Djebel el-Kel Essouf siedelt - dem Pass der Winde. Im Gegensatz zu ihren Glaubensbrüdern aus anderen Stämmen gelten sie als außerordentlich tolerant und weltoffen und genießen unter den Novadis den Ruf besonders humorvoll zu sein - wobei es gerne auch einmal Galgenhumor sein darf. Legendenumwoben ist vor allem der Geschäftssinn der Beni Qasem, die in allen Städten und Staaten des Landes der Ersten Sonne Waren und Schulden ausstehen haben und bei denen ein Handel erst dann als gut gilt, wenn sie aus einer Zechine zehn gewinnen.
Die Beni Qasem
sind heutzutage kein reinblütig novadisches Volk mehr, sondern haben sich stark mit der ursprünglichen alt-almadinen Bevölkerung der Region vermischt. Vielen von ihnen ist anzusehen, dass sich in ihrem Stammbaum mehrere Ethnien vermischt haben. Die Beni Qasem haben der nomadischen Lebensweise der Vorväter komplett den Rücken gekehrt und wohnen heute in festen Steinhäusern mit Kuppeldächern in ummauerten Städten. Ihre prächtige Hauptstadt ist Eslamabad, dazu kommen noch die winzigen Kamelhirtendörfer Musaffa und Ghazzali am Fuße der Südabdachung der Amhallassihkuppen. Auch in der fremden Palaststadt Fercaba am weiteren Verlauf des Windpasses und sogar in der almadanischen Hauptstadt Punin leben einige Sippen der Beni Qasem.
Historie[Quelltext bearbeiten]
Als das wilde Reiterheer Rafim Al'Maugirs, des zweiten Malkillah, im Jahre 921 BF die damals noch ungeschützte Oasenstadt Eslamsbad überfiel, ritt an der Seite des neuen Kalifen der Novadis auch der Krieger Qasem ben Al'Rik, Hairan einer Großsippe, die ursprünglich aus Mhanadistan aus der Umgegend von Khunchom stammte, der später zum Gründervater des nach ihm benannten Stammes werden sollte.
Wegen seiner Tapferkeit im Kampf gegen die Krieger des Kaisers der Docenyos ließ Malkillah II. Qasem ben Al'Rik als seinen Befehlshaber in der eroberten Oasenstadt zurück, während die Hauptmacht des kalifatischen Heeres durch den Norden und Westen der Reichsmark Amhallas und schließlich gen Punin weiterzog. Qasems erstgeborener Sohn Rashmal folgte seinem Vater als Oberhaupt der Oase Al'Mharim und als Bey des von Malkillah II. geschaffenen Sandschak Eslamabad.
Er ließ eine mächtige Ringmauer um die Hauptstadt seines wachsenden und sich vermehrenden Stammes ziehen, deren Fertigstellung und Krönung durch zwei mächtige, kuppelgekrönte Stadttore allerdings erst sein Sohn Hachmed anno 992 erleben durfte.
Kultur & Lebensweise:[Quelltext bearbeiten]
Etwa zwei Drittel der Beni Qasem leben direkt oder indirekt vom Karawanenhandel und dem immensen Warenumschlag innerhalb ihren Funduqs: Die ärmeren Schichten als Lastträger, Marktschreier, Kamel- und Maultiertreiber oder als Karawansereibedienstete, die Wohlhabenderen als Unterhändler, Karawanenführer oder gar als weltgewandte Fernhändler. Lebensadern gleich befruchten die Karawanenrouten der Beni Qasem die kargen Landstriche, durch die sie hindurchführen. Der Warentransport ist bei ihnen genaustens organisiert und perfektioniert, Unterhändler transferieren die Waren auf eigenes Risiko, aber mit einer prozentualen Gewinnbeteiligung auf Kamelrücken von Stadt zu Stadt. Gehandelt wird - neben Stoffen und Teppichen - in erster Linie mit Spezereien, die sowohl Gewürze wie Pfeffer, Kardamon, Kurkuma, Minze, Sternanis, Sesam, Sumak, Benbukkel und Muskat, aber auch Duftstoffe wie Weihrauch, Mhyrre, Ambra, Rosenöl und Moschus umfassen. Nur geringfügig weniger bedeutsam als der Karawanenhandel ist für die Bürger Eslamabads auch das curative Gewerbe - Ärzte, Bader, Salbenhändler, Zahnreißer, Quacksalber, Pillendreher und Elixier brauende Al'Chimisten finden sich zuhauf unter ihnen - und bezeichnenderweise betreiben auch Sippen der Beni Qasem, die fernab der Heimat leben, in der Fremde zumeist entweder die örtliche Karawanserei oder aber das Hammam.
Obwohl strenggläubigen Aramyas eigentlich Alkohol jeglicher Art verboten ist, brauen und schätzen die Beni Qasem einen hochprozentigen Palmschnaps namens Laghmi. Ihre Küche ist durch ihre weitreichenden Handelsbeziehungen äußerst vielfältig und natürlich geprägt vom überreichlichen Einsatz von Gewürzen aller Art. Neben Lamm- und Hammelfleisch der von von ihnen gezüchteten Fettschwanzschafe, kommen hin und wieder durchaus auch ihre wertvollen, weißen bis ockerfarbenen Quai'Ghassan-Dromedare als Grillfleisch auf den Tisch, die in den kreirunden Speicherburgdörfern Musaffa und Ghazzali zu Aberhunderten gezüchtet werden.
Obwohl die meisten einfachen Händler der Beni Qasem weder Lesen noch Schreiben können, beherrschen sie doch fast alle das sekundenschnelle Errechnen von Maßen, Gewichten und Preisen im Kopf und fast alle beherrschen neben ihrem novadischen Kauderwelsch auch das Mhanadistaner Hoch-Tulamidya und viele wichtige Sätze und Redewendungen auf Garethi, um auch mit Fremden jederzeit ins Geschäft kommen zu können.