Chronik.Ereignis1046 Unter PRAios wachem Auge 02
Baronie Taubental, im Tsa 1046 BF[Quelltext bearbeiten]
Im Dorf Las Dardas[Quelltext bearbeiten]
Autor: Lokwai
Die Sommersonne brannte heiß vom Himmel und ließ die sanften Hügel von Las Dardas in gleißendem Licht erstrahlen. Das Lehen war eingebettet in eine wunderschöne, hügelige Landschaft, die von dichten Eichen- und Buchenwäldern umrahmt war. Zwischen den Hügeln glitzerten kleine Bäche, die den trockenen Boden der Sommermonate mit erfrischendem Wasser versorgten. Der leichte Wind brachte den Duft von feuchtem Moos und trockenen Kräutern mit sich, während die frischen Morgennebel sich allmählich aus den Tälern verzogen. Die weitläufigen Weiden, die sich um das Caballeragut wanden, waren von tiefgrünem Gras bedeckt, das in der heißen Sonne fast goldgelb schimmerte.
Über dem kleinen Dorfplatz, wo sonst reges Treiben herrschte, lag eine ungewohnte Anspannung in der Luft. Die Dörfler standen in kleinen Gruppen beisammen, ihre Stirnen glänzten vom Schweiß der Sommerhitze, doch ihre Blicke waren von Unruhe erfüllt. Als Fiona näherkam, trat Lopez, ihr treuer Mayordomo, eilig auf sie zu. Er war ein stämmiger Mann mit wettergegerbtem Gesicht, doch heute wirkte selbst er angespannt.
"Domna", begann er mit ernster Stimme, während er seinen Hut zog und ehrerbietig den Kopf neigte. "Es hat erneut einen Überfall gegeben. Diesmal hat es die Hacienda der Ibarra getroffen."
Fiona hielt ihren Rappen Lusan an und ließ die Worte auf sich wirken. Die Familie Ibarra, stolze Milchbauern, waren seit Generationen Teil von Las Dardas. Dass sie ins Visier von Dieben geraten waren, war nicht nur ein Affront, sondern auch ein Zeichen, dass diese Verbrechen keine Zufälle mehr waren. "Was wurde genommen?", fragte sie ruhig, doch ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie Antworten erwartete.
Lopez strich sich über den grauen Bart. "Eine kleine Truhe mit Münzen – die Ersparnisse der Familia, Domna. Sie hätten sie morgen nach Bangour bringen wollen, um neues Vieh zu kaufen. Die Diebe haben nicht einmal die Kühe angerührt."
"Also keine hungernden Streuner, sondern Räuber mit einem Plan", murmelte Fiona, während sie den Blick über die versammelten Dörfler schweifen ließ. "Gab es Zeugen?"
"Einer der Knechte meint, einen Reiter gesehen zu haben, der in Richtung praios-rahjawärts gen Altos geritten ist. Doch er konnte nichts Genaueres sagen – es war zu dunkel."
Fiona spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen zusammenzog. Die Serranía von Altos war eine raue Hügelkette, bekannt für ihre zerklüfteten Wege und dichten Steineichenhaine. Ein idealer Ort, um sich zu verstecken – oder zu verschwinden.
Noch während sie sprach, rannte ein Junge herbei. Es war Diego, der Sohn der Schneiderin, der mit zerzaustem Haar und vor Aufregung glühenden Wangen vor ihr stehen blieb. "Domna Fiona!", rief er atemlos. "Ich... ich habe sie gesehen!"
"Langsam, chico", sagte Fiona und ließ sich von Lusan gleiten, um auf Augenhöhe mit ihm zu sein. "Erzähl mir alles, was du weißt."
"Da war ein Mann!", platzte Diego heraus. "Ich war auf dem Weg zur Kapelle, um Holz zu sammeln. Er hatte ein Pferd, ein schwarzes mit einem weißen Fleck am Hals. Er hat mich gesehen und gesagt, ich soll still sein, oder er komme zurück."
Fiona musterte den Jungen scharf. "Und dann?"
"Er ist weggaloppiert, Domna. In Richtung der Kapelle. Aber er sah... ich weiß nicht, wie ich es sagen soll."
"Versuch es, Diego", drängte sie sanft.
"Er hatte Angst," sagte der Junge schließlich leise.
Fiona runzelte die Stirn. Angst? Das passte nicht zu einem Räuber, der ungestraft einen Hof plünderte. Was hatte ihn so aufgebracht?
"Lopez", sagte sie schließlich mit fester Stimme, "lass zwei Reiter rufen und die Wege nach Praios und Rahja bewachen. Gib den Waffenknechten Bescheid, wir reiten zur Kapelle. Wenn dort jemand Zuflucht sucht, werden wir ihn finden."
Sie schwang sich zurück in den Sattel und klopfte Lusan sanft auf den Hals, während sie die Szenerie musterte. Die weitläufigen Felder und sanften Hügel des Gutes erstreckten sich hinter ihr, während sich die Bergzüge der Serranía de Altos in der Ferne abzeichneten – stumme Wächter des Gebirges, die den Weg in die Wildnis versperrten. Der Wind trug ein leises Murmeln aus den Hügeln heran, das leise Versprechen einer dunkleren Wahrheit, die darauf wartete, ans Licht gebracht zu werden.
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