Chronik.Ereignis1044 Yaquirblick 57 - Der Leserschaft Reaktionen 01

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Junkergut Blumenau, Ende Peraine 1044 BF[Quelltext bearbeiten]

Gut Blumenau, beim Frühstück[Quelltext bearbeiten]

Autor: BBB


Ohne Hast und ohne ein Geräusch zu viel tischte der Hausdiener zum Frühstück auf. Ein Korb mit weichem, weißem Brot, Früchte, eine silberne Platte voll frisch aufgeschnittenen Fleisches und Fisches, sowie ein paar Küchlein, alles fein säuberlich an seinem Platz. Routiniert und in formvollendeter Haltung schank er zum Abschluss einen Becher gekühlten Weines ein, dann verneigte er sich und trat beiseite.

Domna Madalena bekam von all dem nichts mit.

Sie hatte es sich in ihrem Stuhl bequem gemacht und blätterte gedankenverloren in der neuesten Ausgabe des Yaquirblicks, welchen sie erst diesen Morgen erhalten hatte. Ein Schmunzeln huschte über ihr Gesicht.

“Mutter?” Dom Tobor, der zur Rechten seiner Mutter am Tisch saß, riss sie aus ihren Gedanken. Sie schaute auf. Ihr Blick wanderte kurz von ihrem Ältesten zu dessen jüngeren Bruder, Dom Pagol, dann auf die andere Seite des Tisches, wo Domnatella Linje und die Tante der drei, Domna Usanza saßen.

Sie alle schienen auf etwas zu warten.

“Fangt ruhig an, wartet nicht auf mich”, realisierte Domna Madalena der Grund der Stille im Raum, ehe sie sich wieder ihrer Zeitung zuwandte, während ihre Verwandten mit dem Frühstück begannen. Mit großer Neugier las sie die Zeilen vor sich - ehe sie ob deren Inhalt verächtlich schnaubte.

“Der Yaquirblick ist auch nicht mehr das, was er mal war”, entfuhr es ihr leise, mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden gesprochen. Erneut war es Dom Tobor, der sich an sie wandte: “Ihr meint, Mutter?”

Madalena blickte auf. “Ach, ich sagte nur, der Yaquirblick ist auch nicht mehr das, was er einst war. Früher dachte ich, man könne sich auf das verlassen, was hier geschrieben wird, doch mittlerweile scheint den Schreiberlingen wichtiger zu sein, die Sehnsüchte ihrer Leserschaft zu bedienen als bei der praiosgefälligen Wahrheit zu bleiben.”

Sie legte die Ausgabe beiseite und nahm einen Schluck ihres Weins.

Dom Tobors fragenden Blick bemerkend ergänzte sie: “Die Schreiberlinge behaupten doch allen ernstes, Onkel Algerio habe eine Liebelei mit einer Junkerin der Familia Al’Morsqueta.” Sie lachte kurz und abfällig.

“Wieso sollte Onkel Gerio nicht?”, beteiligte sich nun auch Domnatella Linje am Gespräch.

“Liebes”, seufzte Madalena, “seitdem mein lieber Bruder seine Verlobte verloren und bei der Suche nach ihr vor vielen Götterläufen etwas auf den Kopf bekommen hat, hat er kein Interesse mehr am weiblichen Geschlecht. Stattdessen umgibt er sich mit jungen Burschen und Zahori-Schönlingen. Die Hoffnung, dass diese Linie der Familia fortgesetzt wird, haben wir schon lange aufgegeben.” Dabei betonte sie das ‘wir’ in einer Art, wie sie es häufiger zu tun pflegte, vor allem dann, wenn sie den Eindruck erwecken wollte, dass es nicht ihre persönliche Meinung war, sondern auch die ihres Soberans, Dom Stordan.

Für Domna Madalena schien das Thema damit abschließend behandelt.

“Du irrst dich”, erklang nach einem kurzen Moment der Stille die Stimme Domna Usanzas vom anderen Ende des Tisches. Madalena schaute auf. Leicht irritiert fragte sie: “Was sagtest du, Sanza Liebes?”

Usanza unterbrach die Nahrungsaufnahme und wandte sich ihrer großen Schwester zu. “Ich sagte, dass du dich irrst. Ich weiß zwar nicht, ob es eine Liebelei zwischen den beiden ist, aber Gerio und Domna Selea sind durchaus miteinander bekannt und… vertraut.”

Sie hatte die volle Aufmerksamkeit aller Anwesenden.

Leicht entnervt hakte Madalena nach: “Und was genau lässt dich da so sicher sein, liebste Schwester?” Es war offensichtlich, dass ihr das Thema ihres Gesprächs nicht zusagte.

“Ich habe sie zusammen gesehen. Genauer gesagt: Ich habe Domna Selea zusammen mit Algerio besucht. In Punin. Vor ein paar Wochen. Wir waren anlässlich der Feierlichkeiten zu Dom Amandos Begräbnis dort. Du erinnerst dich?”

Madalena nickt stumm.

Dann fragte sie: “Und warum habt ihr diese Junkerin besucht?” Eigentlich interessierte es sie nicht wirklich, aber sie merkte eine Art von… Wut in sich aufkommen, über ein Ärgernis, das sie nicht recht zu fassen wusste.

“Gerio hat Domna Selea ihren Fächer zurückgebracht. Den sie wohl am Vortag bei ihm vergessen hatte”, antwortete Usanza beiläufig, als wäre es das normalste der Welt.

Madalena schaute sie entgeistert an.

Linje kicherte verlegen.

Tobor, nicht ganz sicher, was er mit dieser Information anfangen sollte, schwieg und beobachtete aufmerksam das Schauspiel, das sich hier vor seinen Augen abspielte.

Nur Pagol befriedigte unbehelligt seinen Appetit.

“Ihr entschuldigt mich…”, antwortete Madalena schließlich knapp, stellte den Becher beiseite und verließ ohne ein weiteres Wort den Saal. Tobor folgte ihr mit dem Blick.

“Sie hat wirklich ihren Fächer bei ihm vergessen?”, fragte Linje kichernd. Usanza nickte.

“Erzähl! Erzähl!”, bettelte ihre Nichte. Und Domna Usanza ließ sich nicht lange bitten.

“Also, das war so…