Chronik.Ereignis1044 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1044 BF 15
Edlengut Selkethal, Ende Ingerimm 1044 BF[Quelltext bearbeiten]
Autoren: Gerberstädter & BBB
Es war eine lange, anstrengende Reise gewesen und Rovena und Rondirai hatten sich wirklich sehr beeilen müssen um rechtzeitig auf dem Edlengut Selkethal ein zutreffen. Die beiden Frauen hatten sich bereits im letzten Götterlauf zum ersten Selkethaler Pferderennen angemeldet, mussten dann aber doch noch einen Boten schicken und ihre Teilnahme absagen. Damals hatte ein tulamidischer Pfeil in Rovena’s Oberschenkel eine Reise nach Almada verhindert. Aber dieses Mal war ihnen nichts, außer die etwas, nun ja unorganisierte Reiseplanung und das manchmal sprunghafte Naturell, welches beide Frauen eigen war in die Quere gekommen. Und so erreichten sie das Edlengut nicht wie ursprünglich geplant eine Woche vor dem Rennen, sondern wohl erst am Nachmittag zuvor. Ein Umstand der allerdings keiner der Damen die Laune verdarb. Gerade passierten sie die Burgruine An Holt. „Was denkst du, hat der gute Algerio uns schon abgeschrieben?“ Die rothaarige Reiterin blickte die Angesprochene nicht an sondern spähte ins Tal hinab. Rovena zuckte mit den Schultern: „Ich könnte mir vorstellen, dass er wieder mit einem Boten rechnet. Aber dieses Mal sind wir dabei. Auch wenn ich nicht glaube, dass wir am Kampf um die vorderen Plätze beteiligt sein werden.“
„War ja auch nie das Ziel, oder? Wir wollten doch einfach nur eine schöne Zeit haben, Feiern, neue Leute kennenzulernen, alte Bekanntschaften pflegen und vielleicht einen neuen Auftrag an Land ziehen, wie du immer so schön sagst, der wieder ein paar Dukaten in die schlaffen Geldsäckel spült.“
Rovena seufzte: „Irgendwas anspruchsvolleres als das Geleit eines Warenzugs oder einer Reisegesellschaft wäre schön.“ „Vielleicht sollten wir es einmal im Norden versuchen!“
„Brrrr….. vieeee…“ Die Schwarzhaarige hatte kurz Mühe, sich wegen des unerwartet abrupten Stopps ihrer Stute im Sattel zu halten. Sie tätschelte ihrer Stute den Hals: „Meine gute Heyeshan, du warst zwar gar nicht gemeint, aber woher sollst du das auch wissen, wenn deine dumme Reiterin nicht darauf achtet, was sie für Geräusche macht!“ Missmutig blickte sie zu ihrer Gefährtin: „Musst gar nicht so Grinsen! Es ist viel zu kalt im Norden. Mag ja sein, dass ihr in Nostria es gewohnt seid, dass euch die Zehen abfrieren und das toll findet, aber ich mag es lieber warm.“ Mit einem Zungenschnalzen gab sie dem Tulamiden-Pferd zu verstehen, dass es wieder weiterging. „Aber in Weiden gibt es immer wieder Überfälle von Orkbanden und Ogern, die Markgrafschaft Rommilyser Mark, da soll es noch immer Ecken geben, die aufgeräumt werden müssen oder das von Paktierern und Dämonen verseuchte Herzogtum Transysilien oder das Svelltland, bis zum Rand voll mit Orks. Da können wir uns gar nicht retten vor ruhmreichen Questen!“ „Und vor Frostbeulen!“ Rondirai rollte mit den Augen und gab auf, statt weiter zu argumentieren, gab sie ihrer Greifenfurter Kaltblüterin die Sporen und preschte an Rovena vorbei.
Zum Ende der Efferdsstunde erreichten die beiden Frauen in ihren Kettenrüstungen endlich ihr Ziel, die Hacienda del Valle. „Die Liebholde zum Gruße! Wenn er die Freundlichkeit hätte und seinem Herrn Dom Algerio da Selaque von Culming, Edler des Selkethals die Ankunft der Wojwodin Rondirai Nostris von Gerbaldsdyn und der Esquiria Rovena Gerber zu vermelden!“ Der Bedienstete stutzte einen Augenblick, verneigte sich dann aber und verschwand dann mit einem „Sehr wohl!“
Kopfschüttelnd glitt Rondirai aus dem Sattel: „Würde mich nicht wundern, wenn der mit einer Horde Noioniten zurückkommt! Kannst du nicht einmal ein bisschen weniger dick auftragen?“
Grinsend rutschte auch Rovena von ihrem Pferd. „Was mich gerade mehr beschäftigt, könnten wir nicht den Traviabund schließen? Von Gerbaldsdyn klingt schon deutlich beeindruckender als Gerber!“
Rondirai hob skeptisch eine Augenbraue: „Bist du irgendwann vom Pferd gefallen und auf dem Kopf gelandet, ohne dass ich’s bemerkt habe? Traviabund! Langsam beginne ich zu hoffen, dass der Kerl mit Noioniten zurückkommt!“
Da sich Schritte näherten, beendeten die beiden ihre Frotzeleien.
“Der Herr ist bereit, die Damen zu empfangen”, erklärte der Hausdiener, als er zurückgekommen war. “Wenn die Damen mir folgen würden?”
Gemäßigten Schrittes führte er die Gäste durch die Flure zu einem Saal, in dem auch zahlreiche weitere Gäste standen, sich unterhielten.
“Habt ihr es als doch mal geschafft herzukommen… und pünktlich noch dazu!”, erklang die Stimme Algerios, der sich entspannt und außerhalb ihres Blickfeldes seitlich von der Tür aufgehalten hatte, um sie zumindest etwas überraschen zu können.
Freudestrahlend kam er die letzten Schritte auf sie zu, umarmte und küsste sie auf beide Wangen. “Rovena. Rondirai. Lang ist’s her… wie geht es euch? Kommt doch, kommt rein, keine Scheu. Felipe, bring uns doch bitte drei Wein.”
Mit einem “sehr wohl” entfernte sich der Hausdiener.
„Es ist uns eine Freude!“ Kam die Antwort der Liebfelderin, die die Nostrierin zu einem weiteren Augenrollen veranlasste. Als die beiden Frauen in ihren, von dem langen Ritt staubigen Umhängen und in Kettenrüstungen, die an einigen Stellen bereits etwas Flugrost angesetzt hatten, den Saal mit den vielen, herausgeputzten Adligen betraten fühlten sie sich kurz etwas fehl am Platz hatten sie doch gehofft ihren alten Freund und Kampfgefährten alleine treffen zu können. Dafür hätten sie aber wohl einige Tage früher erscheinen sollen, eigentlich war es abzusehen, dass am Abend vor dem Rennen ein Empfang stattfinden würde. Aber nun waren sie hier und seit wann scherte es sie, was andere über sie dachten und so schritten sie stolz erhobenen Hauptes voran.
Als die Stimme Algerio’s von der Seite und leicht in ihrem Rücken erklang wirbelten die beiden herum, groß war die Wiedersehensfreude und schnell die Umstehenden vergessen.
Es war Rondirai, die zuerst das Wort und auch den Gastgeber ergriff und ihn herzte: „Algerio! Gut siehst du aus! Ja, viel zu lange, aber seit du unter die Gutsherren gegangen bist hast ja keine Zeit mehr mit uns die Khom zu durchqueren. Immerhin hab ich es diesmal geschafft Signora Gerber ohne Pfeil im Oberschenkel aus dem Sandhaufen zu bekommen!“ Nach dem die Thuranshagerin ein Stück zurückgetreten war umarmte nun auch die schwarzhaarige Esquiria den Edlen von Selkethal: „Schön wieder in kultivierter Gesellschaft zu sein, auf Dauer ist es schon etwas anstrengend alleine mit einer Barbarin aus Nostria auf Reisen zu sein! Mir fehlen unsere anregenden Gespräche, alter Freund!“ Sie zwinkerte Algerio zu: „Kannst dich wohl nicht für ein paar Götternamen loseisen, ich war schon lange nicht mehr in Brabak, alter Haudegen!“ Freundschaftlich boxte sie ihm gegen die Schulter. „Wäre mal wieder schön!“ Sie blickte sich kurz um, beugte sich dann an Algerio’s Ohr und flüsterte: „Muss doch auf Dauer ziemlich langweilig sein, oder?“
Algerio, sichtlich erfreut die beiden wiederzusehen, erwiderte die Begrüßung nicht minder herzlich. “Reisen ist tatsächlich schwieriger geworden, wenngleich noch immer möglich. Aber wer geht schon freiwillig nach Brabak?”, fügte er augenzwinkernd hinzu.
“Langweilig wird mir sicher nicht, auch wenn Selkethal ein Nest ist. Ich hab es tatsächlich lieb gewonnen.” Freundschaftlich legte er seine Arme um die beiden, führte sie weiter in den Raum zu einem der bereitstehenden Tische, vertraut wie in alten Zeiten und die Gäste um sich herum ignorierend.
Als der Diener kam und die drei Kelche mit Wein bereitstellte, reichte Algerio je einen an Rondirai und Rovena. “Habt ihr denn vor, euch diesmal dem Vergnügen zu stellen?”, fragte er, den Kelch zum Gruß erhoben.
Der Diener kehrte mit dem Wein zurück. Rovena konnte sich im letzten Augenblick zurückhalten und ermahnte sich, dass sie trotz des lockeren Tons nicht in einer Taverne waren und es dem Gastgeber zustand, den ersten Toast zu sprechen.
Rondirai runzelte die Stirn: “Ihr? Wenn, bekommst du bestenfalls Rovena ins Bett, oder hast du vergessen, dass ich mich nur für Frauen interessiere?”
Algerio hob sichtlich überrascht die Augenbrauen.
Rovena errötete: “Ähhh… Rondirai? Ich glaube nicht dass Algerio auf rahjanische Wonnen angespielt hat! Denke er meinte das Rennen!“
Die Rothaarige hob erstaunt die Augenbrauen: “Oh! Na dann ein klares Ja!“
Der Gastgeber musste sich sichtlich das Lachen verkneifen. “Es ist schön zu sehen, dass du dich nicht verändert hast, Rondirai.”
Immernoch etwas verlegen ergänzte Rovena, den Kelch hebend: “Auch wenn unsere beiden Mädels keine Rennpferde sind und wir uns keine Hoffnungen machen, besonders gute Platzierungen zu erreichen, aber es geht um den Spaß und in erster Linie darum einen guten Freund wiederzusehen!“
“Und um neue Freunde zu gewinnen!" fügte Rondirai hinzu und hob auch ihren Kelch.
“Darauf trinken wir: Auf alte Freunde - und neue!”, stieß Algerio mit seinen beiden alten Freundinnen an.
„Auf alte Freunde – und neue!“ wiederholten die beiden Freundinnen den Toast, man stieß an und Trank, während Rovena zwar einen kräftigen Schluck nahm, aber den Kelch dabei nicht ganz zur Hälfte leerte, war Rondirai’s Kelch komplett geleert. Anerkennend nickte sie mehrmals und blickte Algerio zufrieden lächelnd an: „Leckeres Tröpfchen, mein lieber Algerio. Du bist nach wie vor ein wahrer Genießer!“ wie zufällig hielt sie den Kelch so, dass dem Gastgeber nicht entgehen konnte, dass der Kelch leer war. „Sag mal Du kennst nicht zufällig Jemanden der zwei erfahrene Streiterinnen für einen, nach Möglichkeit rondragefälligen Auftrag sucht?“ Sie zwinkerte ihm zu. “Für dich würden wir auch einen Handelstross begleiten, wenn er nicht gerade nur Getreide durch Almada transportiert.“
Algerio konnte sich das Lachen nicht verkneifen.
Mit einer Geste in Richtung eines der Hausdiener signalisierte er, dass weiterer Wein benötigt wurde. Während dieser dienstbeflissen Rondirais Kelch erneut füllte und dann in unmittelbarer Nähe der kleinen Gruppe Posten bezog, um im Bedarfsfall erneut nachschenken zu können, antwortete sein Dienstherr: “Und ich dachte, ihr wärt auf der Suche nach Abenteuer, Ruhm und Ehre, und nicht auf der Jagd nach dem schnöden Geld. Ich kann euch beruhigen, Getreide habe ich noch nie gehandelt. Zu viel Wettbewerb, zu geringe Margen. Aber solltet ihr ernsthaft Interesse am Wachschutz haben, gebt Bescheid, dann stelle ich euch Tamir vor. Er führt meine Leute an. Allerdings beschränken sich diese Einsätze zumeist auf reine Abschreckung. WIrklich Rondragefällig wird es da idealerweise nicht.” Er grinste.
Dankbar nickte Rondirai erst dem fürsorglichen Gastgeber und dann dem fleißigen Bediensteten zu. Als der Diener dann auch noch in ihrer unmittelbaren Nähe stehen bleib, hob die Nostrierin anerkennend eine Augenbraue und murmelte etwa, das nach: „Bemerkenswert, Mann der mitdenkt!“ klang.
Remira’s Kopf ging langsam hin und her: „Ja und Nein! Prinzipiell ist das Abenteuer, die Herausforderung, göttergefällige Questen, Ehre und Ruhm noch immer die größte Motivation! Allein…“ sie hob die Schultern und die Ritterin vollendete den Satz: „Ruhm und Ehre bezahlen keinen Schmied, keinen Heiler und verschaffen dir auch nur befristet Speis, Trank und ein warmes Bett.“ Ihr Blick ging von Algerio zu Remira, die bestätigend nickte: „Ja, so ist das! Und selbst wenn man die Ansprüche etwas drosselt und an Turnieren teilnimmt, kosten sie erstmal ordentlich Silbertaler und vor allem Dukaten. Gestechrüstungen, zwei die die Rolle der Knappen übernehmen, ein Turnierzelt, einen Wagen nebst Zugtier um Zelt und Rüstungen zu transportieren und und und!“ sie winkte ab.
„Muss man ordentlich investieren um auf diese Weise Ruhm und Ehre zu erstreiten. Und nur weil du den ganzen Plunder hast, hast du ja noch lange kein Preisgeld gewonnen oder Lösegeld im Bohurt erhalten.“ Fuhr Rondirai fort.
„Und deswegen sind wir immer wieder gezwungen so profane Aufgaben wie Geleitschutz oder sogar Botendienste zu übernehmen. Aber dir mein lieber Freund wird es nicht anders ergehen. Das Führen eines Gutes, zumal mit einem so großen und, wie man so hört sehr erfolgreichen Gestüt erfordert sicher auch einiges an Aufgaben, die nicht so nach deinem Geschmack sind.“ Rondirai erhob ihren Kelch: „Auf dass wir häufiger die Gelegenheit haben die Dinge zu tun, die wir lieben!“
‘Großes und erfolgreiches Gestüt’, ging es Algerio amüsiert durch den Kopf. Aber vielleicht hatten sie gar nicht so unrecht. Der Pferdebestand in Selkethal ließ sich durchaus sehen und konnte mit einigen namhafteren konkurrieren, und immerhin spielte seine Freundin Farfanya schon lange mit dem Gedanken, hier zu züchten.
Er entschied sich aber, nicht weiter darauf einzugehen. Stattdessen stimmte er mit ein: “Darauf trinken wir!”
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