Chronik.Ereignis1044 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1044 BF 09
Unterfels, Anfang Ingerimm 1044 BF[Quelltext bearbeiten]
Autor: Erlan
Am Abend…
Lange Zeit war es ruhig im Palazzo Arindello, denn außer wenigen Bediensteten war er verwaist. Der Hausherr und dessen Familie waren im Perainemond zur Regatta der Sieben Winde aufgebrochen. Nicht um daran teilzunehmen - das bei weitem nicht. Aber Domna Shahane Sirensteen, eine geborene Sforigan y Scheffelstein, und ihr Gemahl Comto Erlan Sirensteen hatten schon vor ihrem Ehebund hier Zeit verbracht und verbanden mit den Zyklopeninseln stets gute Erinnerung. Die sie gerne regelmäßig auffrischten, so es denn die Umstände erlaubten. Was eher selten war.
Doch Anfang des Ingerimmmondes kam die Familie zurück und es kam wieder zu einem geschäftigen Treiben in dem herrschaftlichen Hause hoch oben auf dem Monte Comitale der Stadt Unterfels. Und kaum war der Comto wieder hier, gab es Verpflichtungen innerhalb der Stadt, aber auch zu Oberfels, denn hier im Palazzo Yaquirbruch war der Verwaltungssitz der gleichnamigen Baronie und auch hier musste wieder nach dem Rechten gesehen werden.
So kam es, dass Domna Shahane sich schon kurze Zeit nach der Rückkehr wieder gemeinsam zurück auf die Zyklopeninseln wünschte. Eines Morgens, die Sonne war gerade aufgegangen, suchte sie die Bibliothek des Palazzos auf, um ein bestimmtes Brevier zu suchen. Dabei fiel ihr Blick auf die aktuellen Gazetten beider Reiche, die dort lagen. Als erstes griff sie - das war eine gute Tradition bei ihr - nach der 57. Ausgabe des Yaquirblicks, der souveränen Journaille des Königreichs Almada. Als sie so durch die Seiten blätterte, entdeckte sie etwas, was auf großes Interesse bei ihr stieß…
Am Abend selbst hatte das Paar einige Anverwandte aus Unter- und Oberfels in den Palazzo Arindello eingeladen. Solche Treffen waren im Hause Sirensteen nicht unüblich und boten immer wieder eine Gelegenheit sich auszutauschen oder eine gepflegte Partie Garadan oder Rote und Weiße Kamele zu spielen.
Serviert wurde zu Abend Wildbret zusammen mit einigen weiteren Spezialitäten der Umgebung und als dann auch der letzte Gang, als Nachspeise gab es Grangorer Kranz, gegessen war sprach Shahane ihren Gemahl mit lauter Stimme an:
“Sag Erlan, wie sind Deine Pläne im Rahjamond 1044 BF?“
Mit einem Mal wurde es ruhig im Salon, denn Shahane war jetzt nicht dafür bekannt, dass sie bei solchen Treffen versucht, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen - was ihr diesmal aber durchaus gelang. Erlan schien nachzudenken und wog seine Antwort kurz ab: „Im Moment wüsste ich dort von keinerlei besonderen Terminen. Wisst ihr etwas, Rafim ?“ - und schaute dabei seinen Pagen an, der auch deutlich den Kopf schüttelte.
“Ihr müsst also nicht für die Signoria, den Grafen, Euren Schwager, das Reich oder den Horas irgendwohin reisen und Euch um etwas kümmern?" hakte Shahane etwas süffisant klingend nach.
Erlan wirkte jetzt ein wenig verdutzt, hatte er einen solchen Tonfall bei seiner Gemahlin nicht so häufig mitbekommen. Er schaute nochmal in Richtung des Pagen, der inzwischen in einem kleinen Büchlein blätterte - aber weiterhin den Kopf schüttelte.
“Nein, nicht dass ich wüsste - oder es verzeichnet wäre“, antwortete Erlan auf ihre Frage. Ein Lächeln zeigte sich auf Shahanes Gesicht, sie klatschte vergnügt in die Hände und sagte dann: „Dann haben wir jetzt etwas vor: Wir werden nach Taladur in die Grafschaft Waldwacht reisen. Dort findet das Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin statt und es spricht ja nun nichts dagegen, dass wir beide das besuchen, nicht wahr, Erlan?“
Erlan fühlte sich zwar ein wenig überrumpelt, aber nach außen hin bewies er Contenance und sagte selbstsicher: „Eine gute Idee, das sollten wir tun!“. Shahane fiel ihrem Gemahl um den Arm und küsste ihn. Doch bevor dieser Moment länger andauern konnte, öffnete sich die große doppelflüglige Tür des Salons und der Haus- und Hofmeister kündigte einen weiteren Gast an: „Der ehrenwerte…“ - doch bevor er fortfahren konnte, rannte schon die kleine Elissa zur Tür und rief vor Begeisterung „Onkel Hesindian!“.
Ungeachtet dessen, dass Hesindian Sirensteen nicht Elissas Onkel war, sondern nur ein entfernter Verwandter, nannten sie und ihre Brüder ihn stets so. Der zu spät ankommende Gast freute sich über die freundliche Begrüßung des kleinen Mädchens, hielt dann aber zielstrebig auf Erlan Sirensteen zu: „Entschuldigt bitte meine verspätete Ankunft! Eigentlich sagt man ja, ein Magier kommt niemals zu spät, aber ich muss Euch um Verzeihung bitten“.
Den Trubel der Ankunft Hesindians nutzend sprach Erlan Sirensteen kurz mit seinem Pagen Rafim Eorcaïdos von Aimar-Gor: „Such mir alle Informationen zu diesem Pferderennen heraus. Möglichst schnell. Danke!“
Als Rafim wieder zurückkehrte, zeigte Hesindian gerade einen seiner Zaubertricks, mit dem er die kleine Elissa immer wieder begeistern konnte. Erlan verließ kurz den Salon in Richtung Balkon und Rafim folgte ihm. Dort draußen waren sie ungestört und Rafim konnte ihm berichten, dass er erst nicht wusste, wo er sich erkundigen solle, aber dann hätte die Stallmagd ihm einen Tipp gegeben, dass in der aktuellen Ausgabe des Yaquirblicks dazu etwas stehen würde. Er gab seinem Schwertvater das entsprechende Exemplar aus der Bibliothek, der es kurz studierte und dann sagte: “Daher hat Shahane das also… nun gut. Dann werden wir also dieses Selkethal aufsuchen.”
Zurück im Salon setzte sich Comto Erlan Sirensteen wieder zu seiner Gemahlin, der Page Rafim servierte ihnen Getränke und es sollte nicht lange dauern, da öffnete sich wieder die doppelflüglige Tür und einer der Diener erklärte, dass im Sala Traviae das Mahl angerichtet sei. Dort angekommen setzte sich die ganze Familie an den gedeckten Tisch und nach einem Dankesgebet an Travia aßen sie gemeinsam. Nach der gemeinsamen Speise stand Erlan Sirensteen auf und wartete bis er die Aufmerksamkeit der Familie hatte - und musste auch gar nicht nachhelfen. Alle starrten ihn gebannt an, als er das Wort an sie richtete: “Lasst mich Euch mitteilen. Auf Vorschlag Shahanes werden sie und ich, natürlich begleitet von den allernötigsten, Anfang Rahja nach Almada reisen. Genauer gesagt zum Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin.” Während fast alle eher erstaunt schauten, insbesondere weil sie von diesem Rennen bisher nichts gehört hatten, sah man ein Lächeln auf Shahanes Gesicht. “... und mal schauen, ob die berühmt-berüchtigte Kombination von Dschinni der III. und Erlan, die so manchem Schergen Horasios und Josminas gezeigt haben, was Schnelligkeit ist, immer noch mithalten kann. Denn wenn ich zu einem solchen Pferderennen reise - dann reite ich dort auch mit.” Rafim als Page war in diesen kurzfristig entstandenen Plan eingeweiht und konnte sich ein Grinsen ob der erstaunten Gesichter kaum verkneifen. Das Gesicht Domna Shahanes hingegen - es schien als ob das gerade noch so lebendig wirkende Lächeln eingefroren war. Aber sie lächelte noch. Aber sagte nichts mehr.
Der nächste Morgen
Am nächsten Morgen ging Erlan direkt morgens zu den Stallungen. Ein Stallmädchen begrüßte ihn und machte auf seine Bitte hin sein Pferd Dschinni fertig. Ein echtes Elenviner Vollblut. Schwarz wie die Nacht. Aber mit interessanter Mähne.
Nicht nur hinter seinem Rücken wurde getuschelt, dass sich der Comto damals das Pferd ausgesucht habe, weil die Farbe seiner Mähne seiner eigenen Haarfarbe so sehr ähneln würde.
Erlan schwang sich auf das Pferd und tätschelte es an der Seite: “Ach Dschinni… wir haben schon so viel erlebt. Aber auf einem Pferderennen waren wir bisher nicht. Dann wollen wir das mal auf Deine alten Tage ändern.” Erlan nahm die Zügel in die Hand und steuerte einen der Seiteneingänge des Palazzos an, wo schon eine Küchenjunge auf ihn wartete und ihm einen schweren Beutel reichte, den er sich über die Schulter schwang. Dann ritt er den Monti Comitale herunter bis nach Yaquirella. Er stieg ab, band Dschinni an und ging zum Tempel des Herdfeuers, wo schon geschäftiges Treiben herrschte.
“Vater Ansvino”, sprach Erlan den Geweihten des Unterfelser Tempel des Herdfeuers an und fuhr fort: “ich habe hier etwas für Euch. Leider nicht so viel wie erwartet, aber beim gestrigen Familienbeisammensein waren wir doch mehr als gedacht - und anscheinend waren wir hungriger”. Und mit diesen Worten überreichte Erlan Sirensteen an Ansvino Tamano Rizzi, den Tempelvorsteher der beiden Unterfelser Traviatempel, einen Beutel mit Lebensmitteln. Ansvino, der den Comto natürlich auch aus der Unterfelser Politik kannte, schaute ihn ein wenig erstaunt an: “Habt Dank im Namen des Herdfeuers. Ihr bringt die Gaben des Hauses Sirensteen diesmal persönlich, Consiliere?”
“Nun, ich muss in der Nähe von Yaquirella etwas erledigen. Da dachte ich mir, es kann nicht schaden, selber vorbeizuschauen. Und weil es weniger als gedacht war, und auch hier hungrige Mäuler zu stopfen sind, nehmt noch dies” und Erlan überreichte ihm einen Beutel mit ein paar klingenden Münzen. Mit einem “Die Zwölfe - Travia voran - zum Gruße!” verabschiedete sich der Comto und ritt mit Dschinni weiter.
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