Chronik.Ereignis1044 Dubiose Hochzeit 02

Aus Almada Wiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mark Ragathsquell, Mitte 1044 BF[Quelltext bearbeiten]

Junkergut Aranjuez, Nachmittags[Quelltext bearbeiten]

Autor: Der Sinnreiche Junker

"Hast Du davon gewusst!?" Wie immer, wenn sie sich liebten oder wenn sie sich stritten, war Rahjada von Ehrenstein-Streitzig ins informelle Du gefallen, kaum, dass sie in den Raum gestürmt war. Und gerade war es die Zornesröte, welche ihre edlen Züge noch verschönerte. In der zierlichen Faust hielt sie, vorwurfsvoll in seine Richtung gehoben, die reichlich zerknüllte Ausgabe des aktuellen Yaquirblicks.

Hernán von Aranjuez blickte vom Schreibpult auf, auf welchem er sich mit seinem Monumentalwerk über das almadanische Heereswesen - und dessen dringend notwendige Reformen - beschäftigt hatte. Eigentlich sollte das Traktat bereits vor Jahren vollendet sein, doch würde er wahrscheinlich auch heute nicht signifikant weiter kommen. Fragend blickte er seine Gemahlin an.

"Die Anmaßung Deiner Vasallen?", funkelte sie ihn an. Schuldbewusst wanderte sein Blick zu dem Stapel ungeöffneter Korrespondenz. Den Yaquirblick hatte er nur überflogen und sich beim Artikel zur angedachten Hochzeit der Depesche Dom Rasdans erinnert, welche zweifellos eine Hochzeitseinladung erhielt.

"Welche Anmaßung meint Ihr, Teuerste?", fragte er vorsichtig, doch stieß sein Versuch der Deeskalation erwartungsgemäß auf wenig Gegenliebe: "Sie haben nicht einmal gefragt!", zischte die Grafentochter.

"Nun ja...", strich sich der Baron und Junker über das stoppelige Kinn. "Es ist ja nicht so, als würden wir noch zu Zeiten des Mondenkaisers am Hofe leben." Seinerzeit hatte es zumindest im Dunstkreis der Residencia in der Tat niemand gewagt ein Ehebündnis ohne ausdrücklicke Zustimmung Seiner Majestät zu schließen.

Scharf sog die schöne Ragathierin die Luft ein. "Es ist eine Frage von Respekt und Höflichkeit, dass sie vorab Euren Segen einholen. Wo kommen wir denn da hin, wenn jeder Pferdejunker seine Bagage einfach nach Lust und Laune verheiratet." Genau genommen erfüllten weder die Verlez, noch die Vascara den Tatbestand zu den Pferdejunkern zu zählen. Aber während ihre Schwester, Domna Concabella, wahrscheinlich den halben Stammbaum der Familias, hätte aufsagen können, sah es ihrer jüngeren Schwester ähnlich, dass sie sich mit derlei Details nicht aufhielt. Und auch den terminus weit despektierlicher gebrauchte, als er eigentlich war. "Menschen heiraten", zuckte ihr Gemahl nur mit den Schultern.

"Nicht ohne Deine Erlaubnis!", echauffierte sie sich weiter, um dann die akurat gezupften Augenbrauen zusammen zu schieben und ruher hinzuzufügen: "Hast Du keine Sorge, dass sie sich gegen Dich verbünden könnten? Zusammen mit diesen ewig undankbaren Heldorern und am Ende noch den abgehalfterten Dubianas?"

"Hm...", brummte der Condottiere nachdenklich und strich sich wieder über die Bartstoppeln. "Ausschließen kann man das natürlich nie. Aber es würde mich wundern. Heldor scheint sich doch seit geraumer Zeit mit dem status quo arrangiert zu haben, die di Verlez waren nie sonderlich politisch und Dom Resadan hat unter mir in Tobrien gedient..."

"Resadan!", fiel ihm seine Gemahlin ins Wort. "Resadan, nicht Rasdan! Der mag Dir immer noch zürnen, weil Du seinerzeit seine Ambitionen in Sachen Cronrat nicht mehr unterstützt hast."

"Das ist doch nun wirklich ewig her", wandte Hernán von Aranjuez ein. "Außerdem hat sich Dom Rasdan doch mit Domna Morena eine in vielerlei Hinsicht nützlichere Verbündete gesucht. Er schmunzelte, doch war die Erwähnung der Fürstennichte ein Fehler gewesen. Ihre mögliche Involvierung hatte Rahjada von Ehrenstein-Streitzig bislang nicht bedacht, und was in ihrem Kopf als Provinzposse begonnen haben mochte, nahm gerade gedanklich das Ausmaß eines umfassenden Harmamund'schen Angriffs auf ihren Thron an. Genau genommen war der Marmorthron ja der Thron ihres Hohen Vaters, Graf Brandil von Ehrensteins und nach ihm der Thron ihrer Nichte Ilaras - doch waren auch das wiederum Detailfragen, mit denen sich die ehrgeizige Comtessa nicht aufhielt.

Schneller, immer schneller hob und senkte sich der Busen, als das einschnürende Korsett begann ihre Atmung zu behindern. Rahjada von Ehrenstein-Streitzig musste sich mit einer Hand auf den von Papieren bedeckten Tisch vor sich stützen. "Es ist eine Verschwörung", wisperte sie mit erstickter Stimme.

Rasch war Hernán von Aranjuez um den Tisch getreten und hatte seine Gemahlin stützend an der Hüfte umfasst. Dankbar sank sie an seine noch immer breite Brust. "Morena von Harmamunds Augen sind auf den Fürstenthron gerichtet. Wenn überhaupt dann bedarf sie der Unterstützung Eures Hohen Vaters.", versuchte er sie zu beruhigen.

"Aber sie kann sich seiner Unterstützung nicht sicher sein. Er hat sich bislang nicht für sie erklärt. Was, wenn sie meint als Gräfin von Ragath eher zu ihrem Ziel zu gelangen? Die Harmamunds haben einen Anspruch."

Das brauchte sie Hernán von Aranjuez nicht zu sagen, dessen Mutter eine Harmamund gewesen war. "So wie auch die Graytenaus, Ragathsqueller und die da Vanyas", lächelte er milde, doch erkannte er sogleich in ihren Augen, dass seine Aufzählung der alten Grafenfamilien es nur schlimmer gemacht hatte. Insbesondere die Erwähnung der verhassten da Vanyas war im Nachhinein bedacht gewiss keine gute Idee gewesen. Sie rang hörbar um Luft. "Wir müssen ihnen zuvor kommen. Ich möchte...dass Ihr sie...auslöscht. Alle."

"Es geht Euch nicht gut, meine Liebe", seufzte er, halb aus ehrlicher Sorge, halb ob des Gedankens an eine grafschaftsweite Querella. "Ihr solltet Euch hinlegen und ausruhen." Sie nickte schwach und ließ sich von ihm hochheben, schlang die Arme hilfesuchend um seinen Hals. Als er sie in Richtung des Schlafzimmers trug, fiel ihr Blick über seine Schulter hinweg noch einmal in Richtung des Stapels an Depeschen, unter denen sich irgendwo die Hochzeitseinladung befand. Und zumindest ihre Augen machten überhaupt nicht den Eindruck eines Schwächeanfalls...