Chronik.Ereignis1043 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1043 BF 23

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Gräflich Taladur, Rahja 1043 BF[Quelltext bearbeiten]

Autoren: Verema Artigas und StLinnart


Einige Tage schon war der karawanenartige Tross, bestehend aus Kutsche, Pferden und Wagen, die mit Viehfutter, Gepäck, Sattelzeug und vielem mehr - es klimperte immer wieder verdächtig, ganz so als würde Glas sachte auf Glas stoßen - von Elenvina nach Almada unterwegs gewesen. Domna Verema benötigte mit ihrem Mann, ihren Kindern, der Zofe, den Ammen, den Rossknechten und Wachleuten wie immer recht viel Platz. Gerade saß sie mit ihrer Familie in der schwarzen Ferrara und war relativ guter Laune. Zur Freude von Rahjaman, ihrem ansehnlichen, friedlichen Gatten, der im überregionalen Handel mit Wein erfolgreich war, einen klingenden Namen hatte und mit dem sie erstaunlich schnell den Bund schloss.

Seit ein paar Wochen, es musste ein Ereignis oder Gespräch gegeben haben, wirkte sie positiv verändert. Lange hatte sie in eigenen Gedanken und Erinnerungen aus dem Fenster gesehen. Nun wandte sie sich an ihren Gemahl. ”Schön, oder? Aber am Besten ist es doch dort, wo die Familie ist. Weißt du, ich hatte es Travingo einst erzählt ... es gibt in Likan einen besonderen Platz, den ich schon früh sehr liebgewonnen hatte. Er ist nun für mich nicht mehr da, aber es gibt neue Lieblingsplätze. Das Leben ist ein steter Fluss, meinst du nicht?” Wie immer ließ sie Rahjaman nicht zu Wort kommen. Er war daran gewöhnt, mochte es aber auch wenn sie aufgeregt plapperte. “Hm... Ich wollte nicht in alten Erinnerungen schwelgen.”

“Ist schon in Ordnung, Liebste …”, meinte der charmante Mann und hielt dabei ihre Hand, “... vielleicht ergibt sich ja Gelegenheit, dass du mir deinen Lieblingsplatz von damals einmal zeigst.”

Sanft war seine Stimme und ein Gefühl der Ruhe legte sich auf seine Frau. Verglich man sie mit jener Verema von vor einem Götterlauf, so war sie eindeutig reifer und ausgeglichener geworden. “Wir brauchen mehr Veranstaltungen wie diese. Eine habe ich ja, in verschiedenen Disziplinen, in Elenvina eingeführt. Deshalb ist es so wichtig, dass wir ... ja wir!” Sie brach ab und drückte fest seine Hand.

“Ich will nicht immer alleine zu Hause sein. Zwar mit den liebsten Mädchen, die es auf dem Dererund gibt, aber eben doch alleine. Ich komme auch mit, wenn du Weinproben oder Bankette organisierst.” Sie wartete abermals keine Antwort ab, wenn sie es gerade im Kopf hatte, wollte sie so manches loswerden. Und es musste sofort sein. “Ich werde Dir helfen, den Namen weiter zu verbreiten. Und vor dem Rennen gibt es viel zu tun. Ich bin schwerer geworden, als ich dachte, muss die Strecke abgehen und … ja, ich will mich mit einigen anderen Teilnehmern treffen. Von Travingo und seiner Gattin weißt du ja schon.”

Verema streckte die Beine und drückte abermals Rahjamans Hand. “Gelda, die junge Frau, die bei uns auf dem Weg zur Zureiterin war, wird ebenfalls dort sein ... mitsamt ihrem Gatten. Und ich will mit Lucrann von Rabenstein treffen. Du weißt doch, was ich für ihn mitgenommen habe?”

Er nickte, doch sollte er nicht mehr zu einer Erwiderung kommen.

“Egal, ein Geschenk, das lange Geschichte hat. Na? Sag mal, was du davon hältst.”

“Vom Geschenk?”, den Traurigsteiner amüsierte es, dass er jetzt, da er auch endlich einmal zu Wort kam, nicht wusste was die eigentliche Frage war. Vielleicht lag es auch daran, dass er die letzten Worte nur noch sehr halbherzig verfolgte. Rahjaman war ein aufmerksamer und beherrschter Mann, doch auch er musste einmal kapitulieren. Wenn seine Gemahlin einmal loslegte, dann gab es kein Halten mehr und ihre Gedanken waren so sprunghaft, dass sie, wie so oft, vom Zwölften ins Zwölfhundertste kam. Und dennoch waren sie und die Kinder wohl das beste was ihm passiert war.

Um ehrlich zu sein wusste er gar nicht, von welchem Geschenk sie sprach. Was er jedoch wusste war die gemeinsame Vergangenheit, die der Rabensteiner und seiner Frau hatten. Genauso wie dieser Travingo … und auch dessen Frau Maya. Es störte ihn nicht. Die Familie vom Traurigen Stein stand der lieblichen Rahja sehr nahe und er konnte gelegentliche Liebeleien vom starken, tieferen Band der Liebe unterscheiden.

„Aber ich habe dir doch davon erzählt. Habe ich nicht?“ So ganz sicher war sie sich der Sache nicht mehr. Und für Rahjaman mochte ein Pferd aussehen, wie das andere. „Na gut. Wir haben doch den einen Jährling dabei, den Rapphengst aus meiner Stute, mit der ich nach Elenvina gekommen bin. Ich hatte sie von dem mittlerweile leider verstorbenen Hengst des Rabensteiners decken lassen. Dies ist also das einzige Fohlen von ihm. Jetzt wird er bald zwei Götterläufe zählen, da schenke ich ihm das Tier. Er hat noch keinen Namen. Wir haben ihn immer Lenny genannt.“

“Lenny?”, fragte der Edelmann nach, ohne eine Antwort zu erwarten. ´Was für ein fürchterlicher Name für ein Pferd´, dachte er bei sich und musste schmunzeln.

Anstatt die Namenswahl zu präzisieren, wechselte Verema wieder das Thema. Es gab da eine andere Sache, die ihr noch auf dem Herzen lag und die Anreise würde nicht mehr lange dauern. „Schatzi, ich muss noch was loswerden. Es hat mit der Familie zu tun. In Ordnung?“

Rahjaman seufzte innerlich und kurz konnte seine Frau ein Augenrollen vernehmen. Er konnte sich denken worum es ging. Es war bestimmt wieder die Ehefrau seines Neffen, die sie angeblich vor Kurzem eine ´almadanische Stallmagd´ geheißen hatte, obwohl Verema den eindeutig höheren Stand hatte. Der Traurigsteiner hatte seiner besseren Hälfte schon öfters den Tipp gegeben solcherlei Dinge zu ignorieren.

“Ja, Liebste?”, fragte er mit gespieltem Unwissen.

Das, was Rahjaman dachte, entsprach der Wahrheit. Linnarts Weib hatte sich mal wieder daneben benommen und über das stets präsente Netzwerk der Angestellten hatte die Domna davon erfahren. Damals hatte sie erstaunlich ruhig reagiert, die Augenbrauen hochgezogen und, er konnte sich kaum noch erinnern, etwas von “... merken … Rustikale … mal sehen ...” fasiliert. Danach hatte sie sich zurückgezogen und Briefe verfasst.

Auch diesmal überraschte Verema ihn. “Ach Schatzi, natürlich geht es um das arrogante Weibchen, an dem dein Neffe so hängt. Hätte ich nicht gedacht, da er den Herrn Praios in höchsten Ehren hält, dass er sich so eine verschlagene sucht.”

Rahjaman wog seinen Kopf hin und her. “Du kennst ihn … es gab eben das eine oder andere an ihr, das ihn beeindruckte.” Er lächelte verschwörerisch und kassierte dafür einen leichten Tritt von seiner Frau.

“Ich bin es leid jedes Mal in Unfrieden leben zu müssen, aber vergiss nicht, dass ich auch Stolz habe. Ich traue ihr nicht. Schade, dass dein Neffe sich keine Frau gesucht hat, die meine Freundin hätte werden können. Wirst du mich beschützen, egal, was kommt, wenn sie gegen mich intrigiert? Du arbeitest viel mit ihr, aber Männer hat sie gut im Griff.”

Der Traurigsteiner streichelte ihren Handrücken. “Rede einfach mit meinem Neffen darüber. Mir gegenüber hat sie sich nie abfällig dir gegenüber geäußert …”, was auch stimmte, “... also zumindest scheint sie ihren Platz zu kennen. Auch gegenüber Thymon, Adda oder Linnart würde sie das nicht tun. Lass sie vor der Dienerschaft die starke Frau markieren. Du solltest da drüberstehen.” Er lächelte ihr sanft zu. “Irgendwann wird auch sie erkennen, dass wir eine Familie sind und du ihr als Freundin mehr nützt.”

Ein Seufzer signalisierte den beiden, dass Rahjalind aufgewacht war. Die 19 Sommer zählende Novizin der schönen Göttin war die Nichte Rahjamans und auch für das Pferderennen zu Ehren ihrer Herrin angemeldet. “Muss das sein …”, fragte sie in gereiztem Unterton, der sonst so gar nicht zu ihr passen mochte. Dabei hielt sie ihre Augen geschlossen, “... genießt doch die Reise, die Schönheit der Landschaft und die Freude an den Pferden. Durinja läuft uns nicht davon.” Die Schülerin der Leidenschaft verschränkte ihre Arme vor der Brust und lehnte sich wieder gegen das Fenster, um ihren Schlaf fortzusetzen. Ja, leider würde sie nicht davonlaufen. Die Schnepfe würde bleiben und hatte sich wie die Made im Speck festgesetzt. Aber ihr Bruder hatte nun einmal einen Narren an ihr gefressen. Gegen Rahjas Macht kam niemand an. Liebe war stärker als jedes andere Gefühl. Stärker als die Missgunst und stärker als der Hass.

“Du hast recht, Liebes”, pflichtete Rahjaman seiner Nichte bei, bevor er sich seiner Frau zuwandte. “Freu dich auf die Rennen, Liebste. Vielleicht wäre das auch eine Idee für Elenvina. Was meinst du? Für den nächsten Rossmarkt?”

Verema lachte auf und klopfte Rahjaman auf den Schenkel. “Typisch Mann ... nicht wahr, Rahjalind? Ich habe ihm mindestens zweimal, nein, dreimal erzählt, dass ich beim letzten Rossmarkt diverse Wettbewerbe eingeführt habe, unter anderem ein Jagdrennen, Hürdenrennen und Flachrennen. Genauso wie Bewerbe im Springen und der Dressur.”

Sie schwieg, als sie den typischen Blick bemerkte, wenn sie zu viel redete. Kurz lugte sie aus dem hinteren Fenster, in der Kutsche mit Amme und Kindern schien Ruhe zu herrschen. dann gab sie dem Gatten einen Schmatz, strich Rahjalind sanft über das honigblonde Haar und erwartete wieder sinnend die Ankunft.