Chronik.Ereignis1043 Selkethaler Pferderennen zu Ehren der schönen Göttin 1043 BF 09

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Taladur, 17. Rahja 1043 BF[Quelltext bearbeiten]

Autor: Jott und de Verlez

Farfanya blickte aus ihrem Fenster auf den Gongplatz. Sie überlegte, was sie vergessen haben könnte, doch ihr fiel nichts ein. Dennoch blieb dieses ungute Gefühl, nicht an alles gedacht zu haben. Unten wurden gerade die Pferde hinausgeführt und ein Wagen beladen. Sie überflog noch einmal ihre Listen. Aber alles Aufgeschriebene war auch eingepackt worden. Es war bestimmt nur die Aufregung. Seit sie wusste, wie viele und vor allem wie viele hochrangige Teilnehmer ihr Rennen besuchen würden, war sie zumindest in unbeschäftigten Momenten schrecklich nervös. Hoffentlich hatten sie sich nicht zu viel vorgenommen! Hoffentlich würde alles gutgehen!

Als sie erneut auf den Platz blickte, sah sie Gwena ya Pirras, die junge Frau, die sie gestern im Vino Veritas kennengelernt hatte, mit ihrem Cousin und ihrer Knappin auf den Platz geritten kommen. Es wurde Zeit. Farfanya schloss kurz die Augen und atmete tief ein, um sich zu beruhigen. Es würde alles gutgehen, dafür würde sie sorgen.

Nachdem sie ein letztes Mal einen prüfenden Blick durch ihr Zimmer hatte schweifen lassen, machte sich Farfanya auf den Weg zu ihrer Mutter. Von ihren anderen Verwandten hatte sie sich bereits gestern verabschiedet. Doch ihre Mutter hatte darauf bestanden, sie heute noch einmal zu Gesicht zu bekommen. Deshalb hatte sie auch im Streitturm übernachten müssen, obwohl es viel sinnvoller gewesen wäre, von ihrem Landsitz nördlich der Stadt aus aufzubrechen. So hatten sie sogar noch Stellplätze für die Pferde mieten müssen. Aber wenn ihre Mutter etwas wollte, dann bekam sie es für gewöhnlich auch.

Farfanya fand ihre Mutter wie erwartet in deren Zimmer. „Wir müssen aufbrechen, Mamá.“ Richeza von Taladur nickte und Farfanya meinte für einen kurzen Moment ein feuchtes Glitzern in den Augenwinkeln ihrer Mutter zu sehen. „Ich wünsche dir eine gute Reise. Und denke an das, was ich dir gesagt habe!“ Sie schaute Farfanya eindringlich in die Augen. „Du wirst nicht gegen ihn gewinnen!“ „Aber Mamá, ich…“ „Kein Aber!“ Sie küsste Farfanya auf die Stirn „Sit nomine digna, mein Kind.” „Ich werde mir Mühe geben.“

An der Türe des Streitturms wartete Gunivera. Sie hätte eigentlich in ihrem Bett sein sollen. Ihr Gesundheitszustand war in den letzten Tagen schlechter geworden und der Medicus kam nun jeden zweiten oder dritten Tag, um der inzwischen dreiundsiebzigjährigen neue Arzneien zu verabreichen. „Du sollst doch nicht aufstehen!“ „Ach was!“, entgegnete ihre Cousine resolut und schloss Farfanya hustend in die Arme. Farfanya betete, dass sie Gunivera noch einmal wiedersehen würde. „Ich habe Angst.“ Sie blickte zu Boden. „Dreißig Teilnehmer. Und darunter eine der streitbarsten Duellantinnen und der berüchtigtste Verführer Almadas!” “Da vergisst du aber deinen Zahorifreund. Er mag weniger bekannt sein, aber ich bin mir sicher, der steht ihm da in nichts nach!”, lachte Gunivera. “Was wenn ich dem allen nicht gewachsen bin?“ „Aber das bist du. Du bist allem gewachsen, Kind! Das weiß ich und das wusste er!“ Sie zeigte auf das Amulett, das Farfanya trug. Der Almadin funkelte im Licht der frühen Sonne. „Er ist stolz auf dich!“ Gunivera griff ihr Kinn und hob ihren Kopf, bis sie ihr in die Augen blickte. „Jetzt reite los und zeig es ihnen allen!“ Ihre Cousine drückte sie noch einmal fest an sich, drehte sich um und ging ins Haus ohne zurückzublicken.

„Oh ihr Götter, lasst sie nicht gehen, während ich fort bin!“ flehte Farfanya im Stillen, bevor sie sich umdrehte und zu den Pferden ging, bei denen auch schon Gwena und ihre Begleiter warteten.

„Guten Morgen, Domnatella Gwena.“ Farfanya nickte erst ihr freundlich zu, dann zu den beiden anderen „Domnito Rhymeo, Domnita Kyrilla!“

Gwena verbeugte sich. "Guten Morgen Domnatella Farfanya. Wir sind pünktlich und zur Abreise bereit." Auch Rhymeo und Kyrilla erwiderten den Gruß.

Die Kriegerin hatte ihre Glefe in einem Geschirr quer über ihren Rücken befestigt. Sonst sah sie so aus wie gestern. Lederharnisch, Lederzeug und Wappenrock. Die schwarzen Haare versuchte sie mit unter einem Helm mit Nasenschutz zu bändigen. Hinten ragte noch ein Zopf hervor.

Rhymeo trug die gleiche Uniform wie gestern in der Taberna und an der Seite einen Kusliker Säbel. Kyrilla hatte zu ihrem Wappenrock zusätzlich einen Speer auf ihrem Rücken geschnallt. An ihrem linken Arm trug sie einen fast runden Lederschild mit einer halbrunden Einkerbung.

Gwena schaute sich den Trubel auf dem Gongplatz an und warf einen besonderen Blick in Richtung der Eskorte von Farfanya um ihre Wehrhaftigkeit einzuschätzen. Außer vier jungen Frauen, die bereits auf dem Wagen saßen und nicht sonderlich kämpferisch wirkten, sah sie noch den Kutscher, neben dem auf dem Kutschbock eine Armbrust griffbereit lag. Während Gwena den Kutscher musterte, traten drei Männer in Wappenröcken und leichtem Rüstzeug aus dem Haus, die an ihren Seiten Reitersäbel trugen. Hinter ihnen folgten zwei ungerüstete Männer, die eine Kiste zwischen sich trugen.

"Angenehmes Wetter zum Reisen. Wie sieht die heutige Wegstrecke aus werte Domnatella?"

“Ich wäre sehr froh, wenn wir den gesamten Weg bis Selkethal heute schaffen würden. Das heißt, falls Eure Begleiter das aushalten.” Farfanya betrachtete die beiden kurz. “Aber lasst uns erst einmal bis Calcato kommen, dann machen wir Rast und sehen danach weiter.” Sie lächelte. Die Männer, die die Kiste trugen, hievten diese derweil unter großer Kraftanstrengung auf den Wagen. Farfanya wandte sich an den älteren der beiden: “War es das jetzt, Vito?” “Ja, Domnatella.” Farfanya nickte zufrieden. “Und der Proviant?” “Ist auch aufgeladen, Domnatella.”

Dann drehte sie sich wieder zu Gwena. “So wie es aussieht, können wir aufbrechen.” Sie stieg auf ihre Yaquirtaler Stute und ritt, als alle anderen ebenfalls auf ihren Pferden saßen, im Schritt in Richtung des nördlichen Tores.

“An der Kreuzung der Via Ferra mit der Via Viejo wird noch mein hoch geschätzter Emilio Bartoli zu uns stoßen. Er versteht sich auf die Heilkunst, wie kein zweiter! Also zumindest solange es um Pferde geht.” Sie lachte. “Er soll während der Rennen sicherstellen, dass alle Pferde optimal versorgt werden. Auch wenn es mir gar nicht gefällt meine Schützlinge hier ohne ihn zurückzulassen.”

"Ich sehe, ihr habt die Zügel fest in der Hand.", bemerkte Gwena und lächelte. "Und verzeiht bitte mein Wortspiel. An uns soll Euer Zeitplan nicht scheitern Domnatella."

Sie blickte kurz zu ihren beiden Begleitern und dachte, dass es wohl recht hart für Rhymeo werden würde. Kyrilla hatte ihm gestern Abend beim Ringen ordentlich zugesetzt. Heute morgen hatte sie auch gesehen, dass er wohl Schmerzen in den Schultern hatte. Aber er beklagte sich nicht und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Vielleicht sollten wir auf das abendliche Training verzichten und es auf die Rast vorverlegen und es dann auch nicht übertrieben überlegte sie. "Sagt Domnatella, wann rechnet Ihr denn mit dem Erreichen von Calcato?"

“Nun, ich denke wir sollten zur Mittagszeit dort sein. Falls vorher keine längeren Rastzeiten nötig werden.” Sie verließen die Civetta auf der steil bergab führenden Hauptstraße, die sie nach San Lupa führte. Auch hier herrschte bereits überall reges Treiben, so dass die Waffenknechte voraus ritten, um ihrer Herrin und deren Reisetross einen Weg zu bahnen. Über der Stadt hing schon zu dieser frühen Stunde der beißende Geruch von Feuer und es hallten die Hammerschläge der Schmieden durch die Straßen. Bevor sie das Tor durchquerten, atmete Farfanya noch einmal tief ein. Der Geruch Taladurs. Wann immer sie längere Zeit fort war, begann sie ihn zu vermissen. Vielleicht kamen die Menschen hier deshalb so gut mit den Zwergen zurecht...

Gwena suchte die Nähe von Farfanya um an den gestrigen Gesprächsthemen anzuschließen. Rhymeo und Kyrilla ritten eine Weile schweigend nebeneinander her. "Geht es Euch gut, Hoher Herr?", durchbrach Kyrillas Frage die Stille. "Warum sollte es nicht?", gab Rhymeo mürrisch zurück. "ich konnte heute morgen sehen, dass ihr Probleme beim Strecken hattet. Genau in dem Bereich, den ich Euch gestern gedehnt habe. Nun plagt mich mein schlechtes Gewissen, dass ich es übertrieben habe. Es lag nicht in meiner Absicht." "Es ist schon gut. Wenn ich besser aufgepasst hätte, wäre es wahrscheinlich nicht so weit gekommen, also muß ich mit den Folgen leben." Betretenes Schweigen folgte. "Wir haben eine Salbe dabei, die euch Linderung verschaffen könnte. Wenn wir rasten, werde ich die Herrin fragen, ob ich diese bei Euch anwenden kann." "Das ist gut gemeint, aber es geht schon besser, seht selbst…" Rhymeo streckte seine Arme und konnte nur mit Mühe verhindern sich die Schmerzen ansehen zu lassen. "Alles in bester Ordnung." Kyrilla war nicht überzeugt, was man ihr auch ansah. Sie schüttelte nur den Kopf und sie ritten schweigend weiter.

Gwena ritt an der Seite des Reisetrosses auf der Höhe des Wagens. Dabei ließ sie auch ihre Umgebung nicht aus den Augen. Sie schaute kurz nach hinten zu Rhymeo und Kyrilla und stellte fest, dass bei den beiden alles soweit in Ordnung war. Kyrilla schaute sich ebenfalls die Gegend aufmerksam an und Rhymeo versuchte zu verhindern, dass jemand seine Probleme bemerkte. Er rutschte auf seinem Sattel hin und her und verzog dabei immer kurzzeitig sein Gesicht. Vielleicht wäre ja Zeit für eine kleine Rast. Gwena trieb ihr Pferd kurz an und schloß zu Farfanya und Emilio Bartoli, dem Medicus, auf. Beide waren in ein Gespräch vertieft, von dem Gwena nur Bruchstücke mitbekam. Sie wollte schließlich nicht lauschen. Sie unterhielten sich anscheinend über mitgeführte Arzneien. “Wenn es nicht mehr als 20 Stuten sind, dann sollte es für die vier Tage reichen, Domnatella.” Farfanya lächelte den Heiler zufrieden an. “Da ich nur vorhabe es für die Pferde, die am Rennen teilnehmen anzubieten, sollte es dann genügen. Die anderen trennen wir und bringen sie bei den Bauern in der Nähe unter.” Während sie sprach bemerkte Farfanya Gwena.

"Werte Domnatella. Ich wollte Euer Gespräch durch meine Anwesenheit nicht beenden. Vielmehr wollte ich um einige Minuten Eurer kostbaren Zeit bitten, wenn wir rasten. Wie weit ist Calcato denn noch entfernt?" Farfanya lächelte sie an. “Immer gern. Ich denke in einer bis zwei Stunden sollten wir dort sein. Halten Eure Schützlinge bis dahin noch durch?” Ihr Blick ging zu Rhymeo und Kyrilla.

"Kyrilla ist die Reiterei eher gewohnt. Ich denke Rhymeo könnte wohl eine kurze Pause gebrauchen, aber er würde von sich aus bestimmt nicht fragen. Zum einen ist er dafür zu stolz und zum anderen wollen wir auch nicht an unnötigen Verzögerungen schuld sein. Er kann sich abends erholen, wenn wir unser Ziel erreicht haben. Ich werde ihn wohl heute Abend vom Training befreien." Sie schaute noch einmal nach den beiden. "Ich werde mich kurz zu ihnen gesellen. Wir sprechen uns dann bei der Rast Domnatella." Gwena deutete eine Verbeugung an, lächelte und wandte ihr Pferd um.

Farfanya nickte ihr zu und beobachtete Rhymeo. Er schien sich wirklich nicht wohl zu fühlen. Aber nach gestern Abend hatte er das auch verdient. Für einen kurzen Moment lächelte Farfanya schadenfroh. Aber irgendwie tat er ihr leid. Sie seufzte. Und begann Ausschau nach einem geeigneten Rastplatz zu halten.

Gwena schloß zu Kyrilla auf. "Meine Liebe, kannst du bitte kurzzeitig meinen Platz neben dem Wagen einnehmen?" "Aber natürlich Herrin." Kyrilla trieb ihr Pferd kurz an, um Gwenas letzte Position einzunehmen.

"Wie geht es dir Cousin?", fragte Gwena in Richtung Rhymeo. "Blendend, das siehst du doch." "Das einzige was ich sehe ist jemand, der auf jede erdenkliche Weise versucht den starken Mann zu mimen. Mir machst du nichts vor mein Lieber." "Was erwartest du denn jetzt von mir?", gab Rhymeo mit einem gereizten Unterton zurück. "Soll ich öffentlich zugeben, das ich Blasen auf den Blasen auf meinem Allerwertesten und an anderen Orten in diesem Bereich habe? Und dass mir die Schultern schmerzen, als ob dort kleine heiße Nadeln reingestochen werden?" "Also öffentlich nicht, aber schon mir oder Kyrilla gegenüber. Dann hätten wir schon in Taladur einen Medicus aufsuchen können. So müssen wir nun bis Selkethal warten und hoffen das vor Ort oder eventuell bei den anderen Gästen einer zugegen ist um dir zu helfen." Rhymeos Antwort war nur ein Grummeln. "ich könnte auch den Herrn Bartoli fragen, aber der versteht sich wohl nur auf Pferde. Obwohl, vielleicht hat er auch etwas für sture Esel.", feixte Gwena und selbst Rhymeo könnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen.

Als sie an eine Lichtung kamen, die an die Straße grenzte, gab Farfanya Zeichen anzuhalten und stieg ab. Sie hob das rechte Vorderbein ihrer Stute und bewegte es ein paar Mal. Dann wandte sie sich an ihre Bediensteten: “Wir machen hier erst einmal Rast. Sattelt ab und bereitet das Essen.” Sie drehte sich zu Gwena. “Ich hoffe es stört Euch nicht bereits jetzt zu rasten. Aber irgendwie kommt es mir so vor, als liefe Honoria nicht ganz normal. Und ich will kein Risiko eingehen. Ich sollte sie den Rest der Strecke wahrscheinlich auch besser nicht mehr belasten. Auch wenn das dann wohl bedeutet, dass ich auf dem Wagen weiterreisen muss. Dabei hatte ich mich so auf diesen Ritt gefreut.”

Gwena stieg auch ab, streichelte Astrapi durch die Mähne und ließ ihn grasen. "Achtest du bitte kurz auf ihn, Kyrilla?" Sie wartete die Antwort gar nicht ab, sondern ging zu ihrem Gepäck um eine kleine schwarze Schatulle zu entnehmen. Mit dieser in der Hand begab sie sich dann zu Farfanya. "Werte Domnatella, ich bin hier um die versprochenen Minuten Eurer Zeit in Anspruch zu nehmen." “Gern.” Farfanya blickte Gwena neugierig an. "Ihr müsst wissen, dass ich keine große Freundin von irgendwelchen steifen Empfängen oder Zeremonien bin. Daher erlaubt mir bitte Euch bereits hier mein Gastgeschenk als Dank für die Einladung zu Eurem Reitturnier zu überreichen." Mit diesen Worten hielt Gwena Farfanya die Schatulle hin. Die Schatulle bestand aus schwarzem Mohagoni und war auf dem Deckel mit Blütenranken verziert. “Ich danke Euch, Domnatella Gwena!” Farfanya nahm die Schatulle entgegen und öffnete sie. In der Schatulle lag eine Brosche mit einem blauen Aquamarin. Dieser war von zwei goldenen Seepferdchen eingefasst die sich gegenüber standen. "Diese Brosche symbolisiert gleich zwei Dinge. Der Aquamarin für den Herrn Efferd und die Seepferdchen für die Stadt Efferdas und auch das Blau und Gold als Hauptfarben meines Familienwappens. Ich hoffe es gefällt Euch und ihr könnt es Euch auch vorstellen dieses Kleinod auch irgendwann zu tragen."

Farfanya nahm die Brosche behutsam aus der Schatulle und hielt sie in das zwischen den Bäumen auf die Lichtung fallende Sonnenlicht, so dass der Aquamarin funkelte. “Es ist wirklich wunderschön! Es wird mir eine große Freude sein, dieses Schmuckstück zu tragen! Habt vielen Dank!” Sichtlich gerührt von dem schönen Geschenk, legte Farfanya die Brosche zurück in die Schatulle.

"Ich freue mich sehr, dass mein Geschenk Eure Zustimmung gefunden hat." Gwenas Miene entspannte sich. Sie lächelte Farfanya an und ihre Augen strahlten. "Darf ich mir dann auch noch erlauben Euch für den Rest des Weges meinen Platz auf Astrapi anzubieten. Ich würde dann Euren Platz im Wagen einnehmen, wenn das den mitreisenden Damen nicht zu unangenehm wäre"

Farfanya senkte ihre Stimme. “Ihr dürft, aber möglicherweise will Euer Cousin mir lieber seinen Platz anbieten?” Farfanya zwinkerte Gwena zu. “Vielleicht redet ihr mal mit ihm. So wäre es ja nicht sein Versagen, sondern äußerst edelmütig.”

"Ich danke Euch. Ihr entschuldigt mich, ich muß meinem Cousin den entscheidenden Wink geben, damit er auf Euch zukommt. Mein Gefühl sagt mir, das er es nicht ablehnen wird." Nach einer kurzen Unterredung kehrte Gwena mit Rhymeo zurück, wobei der junge Mann leichte Probleme mit seinem Gang hatte. Er deutete eine Verbeugung an. "Werte Domnatella Farfanya, es wäre mir eine Ehre Euch den Platz auf meinem Pferd für den Rest der Reise anzubieten. Gerne würde ich Euren Platz im Wagen einnehmen, damit ihr weiterhin einen Ritt in der freien Natur genießen könnt." Farfanya lächelte ihn freundlich an “Ich danke Euch, Domnito Rhymeo! Das ist sehr großzügig von Euch!” Rhymeo verbeugte sich ein weiteres Mal und entfernte sich. Farfanya blickte ihm hinterher. “Als geübter Reiter vergisst man immer gerne, dass man nicht nicht nur Pferde zu Schanden reiten kann.” Sie lächelte. “Vor allem wenn die Reiter sich etwas beweisen müssen. Meine Brüder sind auch so. Sie würden lieber tot vom Pferd fallen, als zuzugeben, dass sie nicht mehr können. Schon gar nicht, bevor ich nicht mehr kann. Männer halt.” Farfanya lachte. “Nun ja, so ist es an uns, sie zu lenken, so dass sie ihrem Selbstbild gerecht werden können.”

"Ja, diese Exemplare hatten wir auf der Akademie auch. Marschieren bis zum Umfallen und darüber hinaus, wenn man nur angedeutet hat als Frau noch Luft zu haben. Oder wenn man für eine Übung Sonderlob bekommen hat, trainierte der Herr Mann selbst noch in der Nacht, um am nächsten Tag bloß auch den Rücken gekratzt zu bekommen. Dazu noch eine Vorgesetzte, die immer das Letzte aus einem rausholte, weil sonst immer die Litanei kam wie gut der Vater doch war und…… " Gwena räusperte sich kurz. "Verzeiht, ich würde Euch weiterhin den Platz auf Astrapi anbieten, damit ihr Euch vielleicht ein Bild von ihm machen könnt. Ihr habt eindeutig mehr Erfahrung mit der Reiterei und ich wäre sehr an Eurer Meinung interessiert. Ich würde Rhymeos Pferd nehmen.”

“Dann lasst mich doch zunächst ein bisschen auf seinem Hengst reiten, bevor wir tauschen, wo er doch schon so heldenhaft verzichtet!” Farfanya lachte wieder. “Nach Calcato kommt eine Strecke, die sich sehr gut eignet Astrapi ein bisschen rennen zu lassen.”

"Dann werden wir das so machen Domnatella. Ich verlasse mich da ganz auf Euch. Und nun werde ich nicht noch mehr von Eurer Zeit stehlen. Ich werde noch kurz mit Rhymeo sprechen, bevor Eure Zofen ihn während der Fahrt aus dem Wagen werfen."

Nach kurzer Zeit wurde sich wieder reisefertig gemacht. Rhymeo nahm auf dem Wagen bei den Zofen von Farfanya Platz und nach kurzer Zeit hörte man leises Gelächter und Getuschel. Rhymeo blühte sichtlich auf und unterhielt die jungen Damen mit Anekdoten aus seiner Universität.

Farfanya betrachtete es mit einem milden Lächeln. Rhymeos Pferd war ein gutes Reittier. Für einen Anfänger. Doch das Feuer der Yaquirtaler suchte man bei ihm vergebens. Sie schaute ein bisschen wehmütig zu Honoria, der es blendend ging und die nun am Führstrick nebenher lief, nur weil ihre Herrin wieder einmal zu mitfühlend war.

Auch Gwena hing ihren Gedanken nach. Je näher sie ihrem Ziel kamen umso aufgeregter wurde sie.

Man ließ Calcato hinter sich und wie besprochen tauschten Gwena und Farfanya die Pferde. Farfanya ließ Astrapi erst in leichten Trab fallen um dann in den Galopp überzugehen. Gwena beobachtete die Szenerie ganz genau und versuchte sich die Haltung und auch die Bewegungen von Farfanya einzuprägen. Schließlich sollte sie auch bald so durch die Gegend reiten und was wäre schlimmer als das die anderen Teilnehmer merken würden, daß sie noch nicht so erfahren in diesen Dingen ist.

Farfanya genoss die schnellere Gangart sichtlich und ließ Astrapi ausgiebig rennen, bevor sie zufrieden lächelnd zu den anderen zurückkehrte. “Ihr habt Euch da ein sehr gutes Pferd gekauft! Für einen Warunker recht schnell. Gute Ausbildung! Und er scheint ausdauernd zu sein. Ich denke Ihr werdet noch viel Freude mit ihm haben! Aber solltet so viel Zeit wie möglich mit ihm arbeiten, damit ihr eine Verbindung zueinander aufbaut.” Sie saß ab, um wieder mit Gwena zu tauschen. “Wenn ihr wollt, dann gebe ich Euch ein paar Ratschläge und zeige Euch einige Dinge, an denen ihr arbeiten könnt.”

"Sehr gerne Domnatella." Gwena stieg wieder auf. "Und schont mich nicht, denn es ist mir im Klaren, dass ich noch viel zu lernen habe." Sie versuchte auch direkt etwas von der Haltungsart anzuwenden, die sie bei Farfanya gesehen hatte. Farfanya verbesserte sie direkt und begann ihr die grundlegenden Dinge aus ihrer Sicht zu erklären.

Gwena war froh in der jungen Domnatella jemanden gefunden zu haben, der so hilfsbereit ist. Natürlich würde sie das auch nicht völlig selbstlos machen, aber das war Gwena ziemlich egal. Sie mochte ihre offene Art und genoss ihre Gesellschaft solange wie es möglich war. Wenn sie Selkethal erst erreichten, würde sie als Organisatorin bestimmt sehr eingespannt sein. Und sie selbst hatte ja schließlich auch noch eine andere Aufgabe als das Rennen.