Chronik.Ereignis1036 Wider die Taifas 07
Baronie Brigellan, 13. Boron 1036 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf dem Edlengut Zamora (vormittags)[Quelltext bearbeiten]
Autor: Meeltheuer
Einen Tag später wurde in der Ferne Zamora erblickt. Ferando gab sofort den Befehl auszuschwärmen und in lockerer Formation beiderseits der Straße auf den Ort vorzurücken, um ihn so in einer Flankenbewegung von beiden Seiten zu betreten und mögliche feindliche Kräfte dort zu überrumpeln und auszuschalten. Sich zu Dom León drehend, sagte er: "Meine Kräfte werden beiderseits den Ort begehen, Eure Reiter können zeitlich versetzt auf der Straße in den Ort einrücken, um eventuellen Kampfhandlungen den Garaus zumachen. Sollten keine Feinde dort sein, so kann ich die Bevölkerung auf Euch vorbereiten, nicht dass sie zu Sensen und Dreschflegeln greifen, um Euch als möglichen Räuber von dannen zu jagen. Ich gedenke nur den Rest des Morgens dort zu verharren um dann weiter zu ziehen. Ich werde es nicht dem Zufall überlassen, dass die Lieferung aus Punin unbeschadet von Eslamstreu kommend die Baronie durchquert. Ich gedenke die Kreuzung bei Meschwig noch vor dessen Eintreffen in meiner Hand zu haben."
Autor: vivar
„Ich hoffe, Ihr wollt nicht insinuieren, ich sähe einem gemeinen Räuber ähnlich und noch viel weniger, ich ließe mich von Rustikalen ins Bockhorn jagen“, sprach der Vivar mit harmloser Miene, richtete sich im Sattel auf und strich sich den Rock glatt. „Welche Art von ‚Feinden’ erwartet Ihr denn, Meeltheuer? Ihr sagtet gestern, Zamora sei ein Grenzort Eurer Baronie und strategisch bedeutend, was der Wehrturm dort auf der Hügelkuppe zu bestätigen scheint. Auf meinem Weg nach Dâl habe ich den Ort des Nächtens passiert und wohl gar nicht wahrgenommen. Gibt oder gab es denn einen Edlen oder eine Junkerin hier? Eine Familia, die der Euren Lehnstreue schuldet?“
Autor: Meeltheuer
Ferando schmunzelte leicht und blickte zum Turm. "Deswegen werde ich meine Leute durch die Wälder führen, um den Turm zu überraschen, falls nötig. Sollte wirklich nichts vorgefallen sein, so wäre es natürlich von Phex gegeben, aber falls doch jemand den ansässigen Edlen Armando Feltonda – er wurde noch von meinem Oheim eingesetzt – verjagt haben sollte, so werde ich den Ort mit dem Schwert befreien. Seine Familia schuldet meiner die Lehnstreue und hier ist ein guter Punkt für meine Baronie zu beginnen jene einzufordern. Was ich an Feinden erwarte? Falls dort welche sich zeigen mögen, so denke ich entweder an Räuberpack oder Mercenarios, Streiter zu Fuß. Reiterei ist durch den Wald etwas eingeschränkt und kann nur auf der Straße völlig zur Geltung kommen. Natürlich ist es möglich dass – weiterhin vorausgesetzt es befinden sich Feinde dort – Spieße gegen die Rösser eingesetzt werden könnten, deshalb die zeitliche Verzögerung, damit wir in solch einem Fall diese zuerst niederringen können, bevor Eure Reiter in den Ort einreiten." Er wandte sich zu seinen Mercenarios. "Macht das Banner bereit! Sie sollen sehen, dass ihr Herr wiedergekehrt ist."
Autor: vivar
Dom León sah dem Fähnrich dabei zu, wie dieser das blutrote Banner mit dem güldenen Ährenkranz und den gekreuzten silbernen Klingen der Meeltheuers entrollte. Dann zuckte er mit den Schultern. “Ich sehe, dass ich Euch durchaus nicht davon abbringen kann, durch das Gestrüpp zu kreuchen. Führt also Euren Plan nur aus, Domnito Ferando. Ich werde mit meinen Blauröcken gut sichtbar die Straße nehmen und so von Euch ablenken, und falls mir Dom Armando Feltonda begegnen sollte, werde ich ihn seiner Lehnstreue Eurem Hause gegenüber erinnern.”
Autor: Meeltheuer
Ferando nickte und begab sich mich seinem Terzio in das Unterholz und umging den Ort, als Dom León mit seinen Reitern einrückte. Zuerst schien Zamora wie ausgestorben, keine Menschenseele war zu sehen als die Reiter vorrückten, doch diese Ruhe wurde sobald, die ersten Reiter die Mitte des Ortes erreicht hatten, durch eine Stimme unterbrochen: "Nun gut, werte Doms und Domnas, das ist weit genug. Sagt Euer Begehr und sagt die Wahrheit, oder Eure Leiber werden mit Pfeilen gespickt."
Im selben Moment, als die letzten Worte gesprochen waren, traten aus den Häusern um die Reiterei herum Männer und Frauen mit Bögen hervor und aus dem zentralen Anwesen in der Mitte von Zamora trat auf einen Balkon ein Mann um die vierzig Götterläufe mit einem kahlen Kopf und einem langen bräunlichen Bart. "Meine Wenigkeit ist Randolfo Feltonda und ich habe die Obhut über diesen schönen Flecken Deres."
Autor: vivar
Dom León ließ seine Stute anhalten und gebot Leonora und seinem Gefolge mit der Hand, es ihm gleich zu tun. „León Dhachmani de Vivar bin ich und Baron im Taubental. Wir kommen aus Dâl, wo eine große Schlacht geschlagen wurde, und befinden uns auf der Durchreise ins mindestens ebenso schöne Tosch Mur, wo wir zu Hause sind.“
Schon wollte er sagen, dass er den jungen Meeltheuer auf dessen Queste, das Land seiner Väter wieder zu gewinnen, begleite, da fiel ihm ein, dass der Kahlkopf Randolfo – oder vielleicht bereits dessen Vorgänger Armando – möglicherweise gar nicht allzu traurig über die Abwesenheit seines Lehnsherrn war und sich selbst zum Herrn aufgeschwungen haben mochte – ein Taifado von Zamora. Das Überraschungsmoment Domnito Ferandos galt es also so lange als möglich zu bewahren, und so sagte Dom León stattdessen:
„Doch sagt, Randolfo Feltonda, was treibt Euch dazu, dass Ihr Reisende auf der Landstraße unseres Herren Fürsten mit Pfeil und Bogen aufhaltet?“
Autor: Meeltheuer
Randolfo stutzte kurz und antworte dem Baron im Taubental frei heraus: "So manch Gesindel kam durch diesen Ort, und so manch Gesindel mussten wir davon treiben, einige, die sich auch Banner und Titel befleißigten, zumindest gaben sie es vor. Dies ist mein Heim und ich gebiete über es, nicht ein Fürst im fernen Punin oder sonst einer!" Er lehnte sich über die Brüstung des Balkons und musterte León und Leonora. "Ihr reist mit Eurer Tochter in solchen Zeiten durch die Lande? Bangt Ihr nicht um ihre Sicherheit?" Ein hämisches Grinsen spiegelte sich auf seinem Gesicht wieder. "Wäre doch ein Jammer, wenn sie gar Schaden nehmen würde, meint Ihr nicht auch? Für ihre Sicherheit gebt Ihr mir Eure Rösser und zieht davon. Ihr habt mein Ehrenwort als Herr dieses Ortes, dass kein Leid Euch geschehen soll."
Während Randolfo selbstsicher mit den Reitern sprach, arbeitete sich Fernando langsam durch das Gebüsch an Zamora heran. Die Späherin hatte mit einem gezielten Schuss einen Wachposten ausgeschaltet und Ferandos Herz pochte vor Wut, als er die Worte vernahm, die über den Platz hallten. Diese Dreistigkeit und Ungehorsam musste bestraft werden. Er würde ein Exempel an diesem treulosen Taifado vollführen. Niemand sollte es wagen, das, was sein war durch Geburt, ihm zu entwenden und zu hoffen, die Strafe würde nicht folgen.
Autor: vivar
Der Vivar lachte, rückte seinen Caldabreser zurecht und wandte sich belustigt zu Pandolfo, dem Commandante seiner Reiter. „Man darf assümieren“, raunte er dem Kürassier halblaut zu, „dass hier in Brigellan die schönen Domnas und Domnatellas so rar sind wie das Gelächter in einem Boronstempel, wenn dieser geile Kahlkopf kleinen Kindern hinterherlechzt. Es mag sich freilich auch umgekehrt verhalten – mit seiner Art hat der Feltonda alle drallen Dirnen Brigellans ins Exil getrieben und sitzt nun auf dem Trockenen.“
Pandolfo grinste höflich, um seinem Herrn verstehen zu geben, dass er die Zote wohl verstanden hatte, doch ein nachdenklicher Seitenblick auf die neben ihm auf ihrem Ross sitzende Knappin gab preis, dass er in Bezug auf ihre Kindlichkeit andere Ansichten als Dom León hatte. Leonora war mit ihren 14 Götterläufen gewiss kein Kind mehr. Die strahlend blauen Augen in ihrem zarten Gesicht, aus denen das Mädchen Randolfo erschrocken ansah, die goldenen Locken, die wild und ungebändigt unter ihrer Lederkappe hervorlugten und die ersten Zeichen erblühender Weiblichkeit unter dem schlichten Gambeson an ihrem schlanken Leib verrieten, dass sie bald noch mehr Männerblicke als diejenigen Domnito Ferandos vor Dâl und Dom Randolfos von Zamora auf sich ziehen würde. Erstaunlich war nur, dass ihr Knappherr, der bekanntermaßen ein ausgenommener Kenner weiblicher Schönheit war, dies nicht erkennen konnte oder wollte.
Derweil legte Dom León beide Hände auf den Sattelknauf, nicht unweit seines Degengriffs und rief für alle hörbar: „Dom Randolfo, es dauert mich – dauert uns wohl alle, die wir hier versammelt sind – derart unwürdige Prätentionen aus Eurem Munde zu vernehmen. Hat denn die gütige Mutter Travia, die Gastfreundschaft und Cortezia lehrt, Zamora nie einen Besuch abgestattet? Ist denn Zamora so bewaldet, dass das gestrenge Auge des Vaters Praios, der die Ordnung der Welt in den Fugen hält und den Fürst vor den Grafen, den Grafen vor den Baron, den Baron aber vor den Edelmann gesetzt hat, nicht bis zu Euch durchdringt? Hat denn die holde Rahja einst, als sie Almada zu ihrem Gärtlein erhob und es mit lieblich anzusehenden Frauen und Männern von edlem Wuchs besiedelte, Zamora mit Missachtung gestraft, so dass Ihr nun verzweifelt und notgeil nach Kindern“ – er wies auf Leonora – „geifern müsst? Oder hat Hesinde Euch mit Blindheit geschlagen, dass Ihr schwarzes Haar nicht von blondem differenzieren könnt und meine Knappin für meine Tochter haltet?
Pardonniert’s mir, Dom Randolfo, doch was Ihr prätendiert, ist eines Edelmanns nicht wert und darob kann Euer Ehrenwort auch nicht für ein solches gelten. Wir werden es also auch nicht akzeptieren können. Eure Rede beleidigt mein Ohr, und wäre ich nicht in gewisser Eile, so hätte ich nicht übel Lust, Euch mit meiner Klinge in der Parlierkunst zu unterrichten.
So aber müssen wir Euch ersuchen, Eure humorige Posse“ – er wies in weitem Bogen auf die anwesenden Bogenschützen – „aufzulösen, mit der Ihr uns gewiss nur – Xeledon zum Gefallen! – zum Narren halten wolltet, so dass wir Eure Worte vergessen und weiter unseres Weges ziehen können.“
Autor: Meeltheuer
Randolfo schnitt eine Grimasse, als er die Worte des Barons hörte. Das lose Mundwerk würde ihn kosten. Er wollte gerade den Befehl zum Beschuss geben und die Taubentaler mit Blut zahlen lassen, als er plötzlich eine Klinge an seinem Hals spürte. Seine Bewegungen erstarrten, als er eine zornige Stimme vernahm, die dem Besitzer der Waffe gehörte: "Meine Familia hebt Eure aus dem Dreck und so ist der Dank? Bringt ein Seil!"
Die Bogenschützen bei den Reitern hielten nun erschrocken inne. Verwirrung und leichte Panik standen in ihren Gesichtern geschrieben. Auf dem Balkon befand sich nun neben ihrem Anführer jemand anderes, der diesen mit einer Waffe bedrohte. Wenige Momente später waren auch die Bogenschützen von den Söldnern Ferandos umzingelt, die Waffen ihnen entgegen gestreckt. Einige weitere Momente später wurde Ferando von einem mitgekommenen Söldner das verlangte Seil gereicht.
"Haltet diesen Abschaum in Schach!", befahl Ferando dem Söldner, der dies sofort ausführte und die Spitze seines Schwertes in Randolfos Rücken bohrte, auf dass dieser nichts versuchen möge, was den Absichten des Meeltheuers zuwider war.
Das Seil ward schnell über den Kopf gestülpt und um den Hals gelegt, dann mit einer schnellen Bewegung festgezurrt. Ferando nahm wieder die Position ein, die er vor der Übergabe des Seiles innehatte, seine Klinge wieder gezückt an den Hals gelegt, als der Söldner das andere Ende des Seiles am Balkonrand festmachte.
Autor: vivar
‘Haltet ein, Domnito! Macht Euch nicht unglücklich in den Augen der Zwölfe und der Menschen!’, wollte Dom León rufen. Doch seine sonst so flinke Zunge war mit einem Mal trocken wie ein Wadi im Sommer. Kein Wort wollte über seine Lippen kommen.
Autor: Meeltheuer
"Ihr wollt an die Sonne fliegen wie ein Vogel? Dann fliegt!" Mit diesen grimmig gesprochenen Worten versetzte Ferando seinem Gefangenen einen kräftigen Stoß, der ihn über die Brüstung beförderte und als der überraschte Gesichtsausdruck des Zamoraners hinabtaumelte, zog das Seil stramm und vor den Augen aller verendete Randolfo Feltonda mit einigen abrupten Zuckungen, Schaum vor dem Mund und benässter Hose auf dem zentralen Platz von Zamora.
Ferando schritt an die Brüstung und rief den nun führerlosen Kämpfern mit lauter Stimme zu: "So Endet euer Herr, aber euer Lehnsherr ist wiedergekehrt. Legt eure Waffen nieder und schwört mir Treue, so lasse ich euch das Leben, verweigert ihr dies, so endet ihr wie dieser Bastard es tat! Niemand in meiner Baronie widersetzt sich meinem Befehl und wird ungeschoren davonkommen! Schwört auf euer Leben und die Götter! Schwört auf alles, was euch selbst heilig ist, dass ihr bis zu eurem letzten Atemzug dem Hause Meeltheuer treue bleibet oder werdet im Staub zertreten wie Ungeziefer!" Er blickte grimmig auf die unter ihm stehenden Menschen herab.
Autor: vivar
Mit versteinerter Miene sah Dom León der Hinrichtung zu, während sein Pferd unruhig unter ihm tänzelte. Grundsätzlich war es nichts Ungewöhnliches, dass in Kriegszeiten Urteile an Unterlegenen ebenso schnell gesprochen wie vollstreckt wurden, doch die Hast, welche der junge Meeltheuer hier an den Tag legte, erregte eine tiefe Abscheu in dem rahjasfrommen Schönen Baron. Gewiss, der aufsässige Randolfo Feltonda hätte durch seine Worte vor jedem ordentlichen Gericht sein Leben verwirkt und hätte sich glücklisch schätzen können, seine letzten Tage mit dem Steinebrechen in Selaque oder dem Trockenlegen des Kühlen Schrübbel zu verbringen. Warum aber musste er so eilig gehängt werden, wenn der Tag bereits gewonnen und Zamora in ihren Händen war? Dom León überlegte. Wie viel Hass und Furcht mochte in Domnito Ferando stecken, dass er selbst nur Furcht und Hass verbreiten konnte? Waren das die Lektionen, die man ihm bei den Hofjunkern beigebracht hatte? Möglicherweise war der junge Mann doch selindianistischer, als er gedacht hatte.
Er vertrieb die Gedanken für einen Moment und wandte sich erneut seinem Commandante zu: “Haltet euch bereit! Den Feltonda hat unser junger Mondino von Calven ja bereits zu Boron gesandt, aber ein weiteres Blutbad ist unbedingt zu verhindern.”
Pandolfo gab den Befehl weiter, und die Blauröcke senkten ihre Speere gegen die Bogner, die noch immer ihre Waffen nicht niedergelegt hatten.
Autor: Meeltheuer
Die Bogenschützen, verunsichert, was zu tun war, zögerten noch einen Moment, sich aber ihrer Situation vergewissernd, dass sie von zwei Seiten umzingelt waren, streckten dann dennoch die Waffen. Ferando, der mit seiner impulsiven Tat das Ende von Randolfo Feltonda erhoffte, dass diese Situation nicht sein rasches Vorankommen und Vereinigen mit der Getreidelieferung behindern würde, blickte immer noch grimmig herab als dann, was ihm wie eine kleine Ewigkeit vorkam, die Bögen zu Boden fielen und die Männer und Frauen, die noch zuvor dem toten Feltonda folgten, auf die Knie gingen und alle ihrem rechtmäßigen Lehnsherren erneut die Treue gaben, als das Banner der Familia Meeltheuer vor sie getragen wurde. Dann erst entspannten sich die Gesichtszüge und Ferando begab sich hinab zu den nun versammelten Reitern und Fußvolk.
"Verzeiht die etwas schnelle Tat vor Euren Augen, Domna Leonora" – erneut betitelte er die junge Jennbacherin gezielt als Frau und nicht als Mädchen – "solch Räubertum muss bestraft werden und wir haben noch einiges zu tun, was uns dieses Gesindel verleidet hätte, wäre es nicht sofort bereinigt worden." Er blickte zu León: "Wenn es Euch genehm ist, können wir weiterziehen. Sollten sie wider ihren Schwur handeln, werde ich sie jagen und bestrafen lassen, es sei denn, Ihr habt das Bedürfnis, selbst einige zur Rechenschaft zu ziehen für ihre Frevel und Beleidigung Eurer Knappin.“
Autor: vivar
Der weitgereiste Dom León blickte erneut zu dem baumelnden Feltonda und sprach: “Ich gedenke nicht, mich an Rustikalen für etwas zu rächen, was sie weder gesagt noch geplant haben. Den einzigen, der beleidigende Worte von sich gab, habt Ihr ja subito zum Schweigen gebracht, Domnito – eine ganz bedauerliche und eines Magnaten unwürdige Affekthandlung, wenn ich das bemerken darf. Nicht nur war der Kerl bereits in Eurer Gewalt, als Ihr ihn hinterrücks von der Balustrade stießet, so dass ich keinen Grund sah, auf ein praiosgefälliges Standgericht zu verzichten und seinen Tod auf Euer junges Haupt zu laden, sondern Ihr habt Euch und uns auch eines bedeutenden Informanten über die Lage in Brigellan beraubt.
Gewiss hätte er uns sagen können, was mit jenem von Euch erwähnten Edlen Armando Feltonda geschehen ist. War er mit ihm blutsverwandt? Wäre er ein Mitglied der Nobleza gewesen, so hätte er Anrecht auf den Tod durch das Schwert gehabt. Und hat der von Euch Gehenkte kein Gemahlin, keine Brüder, keine Schwestern, keine Söhne, keine Töchter?”
“Einige, die das Knie gebeugt haben, haben ziemlich säuerliche Gesichter”, bemerkte Leonora, die mit großen Augen um sich blickte.
“Das mag auch an der erwähnten Missachtung in rahjanischen Angelegenheiten liegen”, gab der Vivar zu bedenken. “Die Zamoraner mögen das Knie gebeugt haben und uns wohl in den nächsten Tagen in Frieden lassen. Doch die Saat des Hasses ist in ihre Herzen gelegt – wehe, wenn sie aufgeht! Anstelle von treuen Vasallen erwartet Euch dann bei Eurer Wiederkehr bösartige Aufsässigkeit oder gar ein Dolch im Dunklen.
Einerlei, Ihr habt in Punin eine gute Ausbildung genossen und braucht Euch von mir keine Belehrungen anhören, wie Ihr Eure Forellen zu fangen habt, Domnito.” Er winkte ab. “Mich hält nichts an diesem nach der lebendigen Tsa benannten, aber vom dunklen Gevatter heimgesuchten Ort. Bevor wir weiterrei… ziehen, würde ich jedoch advisieren, wenigstens unter Feltondas Gefolgsleuten Erkundigungen über das, was uns auf dem Weg gen Firun erwartet, einzuziehen. Etwas genauere Kenntnis über die Lage in Fillandret und Meschwig würde uns gewiss erlauben, auf rohe Gewalt ohne Not zu verzichten.
Außerdem ist gerade die Würde des Edlen von Zamora, hm, vakant, geworden.”
Autor: Meeltheuer
Ferando hörte sich die Worte von Dom León an und erwiderte nach kurzer Überlegung: "Sie mögen jetzt bitterlich dreinblicken. Doch sie werden mit der Zeit sehen, dass sie die richtige Entscheidung trafen. Aufstand gegen den Lehnsherren ist kein Delikt, was mit einem Feigenblatt bedeckt werden kann." Er blickte um sich und richtete das Wort an die Zamoraner: "Wer von euch gilt als der weiseste in diesem Ort?"
Die Einwohner blickten sich etwas verwirrt an und aus einem Haus trat nun ein alter Mann von gut an die 70 Götterläufen. "Ich denke, das wäre ich, Dom", sagte er und seine Stimme klang etwas zittrig. Ferando schaute zu eben jenem alten Zamoraner und schritt auf ihn zu. "Wie ist Euer Name? Und sagt mir was mit Armando Feltonda geschehen ist."
Als er nun vor dem alten Mann stand, atmete dieser tief ein und erzählte seinem Lehnsherren, nach was er gefragt hatte: "Mein Name ist Benito Hüttmacher, Dom, und Armando Feltonda ging zu den Göttern mit 81 Götterläufen. Das überraschend kältere Wetter hat ihm nicht gut getan. Sein Sohn...." – Benito blickte zum baumelnden Randolfo – "..er ereiferte sich zum Anführer und begann die Abwesenheit Eurer Familia zu nutzen, um über seinen Rang hinaus zu kommen. Dabei wissen wir doch, dass Praios dies nur denen gab, die es würdig waren. Es begann alles mit diesem Reiter von Firun kommend." Benito schüttelte den Kopf.
Ferando stutzte, als er von einem Reiter hörte. "Was für ein Reiter, alter Mann, sprecht, was wisst ihr darüber?"
Benito blickte etwas verunsichert und erwiderte zaghaft: "Ich.. ich sah nicht viel, Dom, nur einen wappenlosen Reiter, der sich einen ganzen Tag mit Randolfo unterhielt und dann wieder gen Firun ritt.“
Der junge Meeltheuer dachte einen Moment lang nach, wer einen solchen Reiter geschickt haben mochte, aber ihm wollte niemand einfallen. "Sagt, Benito, was wisst Ihr über Fillandret und Meschwig?"
Überrascht blickte der Alte drein, dann antwortete er wie ihm befohlen: "Fillandret ist wie eh und je, kein Streit, kein Zank, keiner der sich an Reisenden vergeht, doch ich hörte, bei Meschwig soll eine üble Bande sein, sie sollen gar rahjaungefällige Dinge tun."Er blickte zu Leonora: "Hütet Euch, wenn Ihr dort hinreist und mögen die Götter Euch beschützen, ehrenwerte Domnita."
Nach dem flehenden Blick zur Knappin Leóns sah er erneut zu Ferando: "Ich bitte Euch, Dom, schont die Männer und Frauen von Zamora! Sie folgten den falschen Versprechungen ihres Herrn. Ich erinnere mich an Euren Vater, er war gerecht, als er hier vorbei kam. Zeigt Erbarmen, Dom, ich bitt Euch um der Zwölfe Willen, nehmt Zamora nicht das Leben."
Er wollte sich gerade hinknien, als Ferando ihn davon abhielt. "Ihr wart mir eine Hilfe, Benito Hüttmacher und dass Ihr für das Leben der anderen bangt, zeigt mir, dass Ihr wahrlich weise seid, denn ohne kräftige Männer und Frauen kann kein Ort bestehen. So ernenne ich Euch vorübergehend zum Vorsteher von Zamora, bis ein neuer Edler eingesetzt wird, um Euch die Bürde abzunehmen. Tut Recht und achtet meine Worte und Zamora wird nicht im Schatten darben. Bringt die Verfehlten zurück auf den rechten Pfad und lehrt sie, dass wider die Ordnung zu freveln nicht der gewollte Weg ist."
Er wandte sich um und schritt vor das Haus in der Ortsmitte. "An all jene, die ihr Knie beugten! Wenn ihr euch in meinen Augen wieder als würdig erweisen wollt, so stelle ich euch frei mit mir zu ziehen um die Baronie von Gesindel zu säubern, das kein Recht kennt, auf dass sie erstrahlen möge und eine glorreiche Zukunft ihr beschieden sei. Zu euer aller Wohl."
Die Zamoraner zögerten. So kurz nach den Geschehnissen waren die Gefühle noch zu aufgewühlt und so meldeten sich nur sieben Leute in der Hoffnung, die Worte von Ferando würden wahr werden. Dessen Blick wanderte wieder zu León: "Wie es scheint, werden wir bei Meschwig nicht um die Waffen herum kommen."
Autor: vivar
“So scheint es”, gab dieser nachdenklich zurück. „In diesem Fall werden unsere Hände nicht zittern, um dem Recht Geltung zu verschaffen. Allein, ich gebe zu bedenken, dass nicht alles, was alte Rustikale für rahjaungefällig halten mögen, auch rahjaungefällig ist.“
Nach diesen Worten schnalzte er mit der Zunge und setzte so sein Ross wieder in Bewegung. Langsam fielen die anderen Reiter hinter ihm ein.
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