Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 26

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Wo Rondra und Efferd Hochzeit halten

Wie Dom Remigius versuchte Domna Odina für sich zu gewinnen. Wie ihn heranrückende Reiter daran hinderten. Wie Dom Remigius und die Nordmärker sich ihnen auf einer Plaza in Kellfall stellten. Wie alle Worte nichts halfen und die Klingen sprechen mussten. Wie Rondra sich derweil mit Efferd vereinte. Wie man schließlich gerupfte Vögel zählte.


Baronie Taubental, 3. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]

Auf dem Eisenstieg bei Kellfall (Abenddämmerung)[Quelltext bearbeiten]

Autor: vivar

Misstrauisch blickte Remigius von Alstingen vom Rücken seines Streitrosses zu den schwarzen Wolkentürmen am Himmel hinauf. Was zur Mittagsstunde noch ein munterer Rückenwind gewesen war, der sie sanft brigellaaufwärts schob und ihre Banner lustig flattern ließ, hatte sich in eine unangenehm kühle Brise verwandelt, die von Sturm und Regen kündete.

Noch war kein Tropfen gefallen. Doch Dom Remigius wusste nur zu gut, dass Efferd jeden Augenblick mit seinem Dreizack die Wolkenwände durchstechen konnte. Offenbar hatte der Launenhafte Gott wieder einmal das Hochplateau von Ximesín als den Ort erwählt, über dem er mit Rondra Hochzeit halten wollte. Wenn er das tat, so nahm er keine Rücksicht auf die Sterblichen. Die Brigella würde anschwellen, die Wege sich in Schlamm verwandeln, die Reiter mit Unrat besudeln und die Fußknechte fluchen lassen. Nicht einmal die Anwesenheit von Vetter Pherad, der ja immerhin ein Pfaffe des Sonnengottes war, könnte sie dann noch vor durchgeweichten Stiefeln, auf der Haut klebenden Beinkleidern und vollgesogenen Waffenröcken bewahren.

Der Alstinger ließ den Blick weiter schweifen. Kaum zwei Meilen vor ihnen erhob sich jene steile Felsenwand, welche das Tal der Brigella vom waldlosen Ximesiner Plateau abgrenzte. Dieses zog sich, stetig ansteigend, bis zum nordmärkischen Liepenstein hinauf. Direkt oberhalb der an vielen Stellen zerklüfteten Felskante thronte eine mächtige Feste. Acht Türme, einer höher als der andere, ragten wie kupferbeschlagene Felsnadeln gen Alveran. Dazwischen verliefen Mauern, die selbst Trollen Respekt eingeflößt hätten.

Chellara - der Ort seiner Geburt! Nur zu gerne hätte er dort vor dem Sturm Zuflucht gesucht und von den Gemächern des Fünfecks aus das Schauspiel der Blitze genossen. Doch der Zutritt war ihm vorerst durch die Mannen des schändlichen Vivar verwehrt, und sich ebenjenen gewaltsam verschaffen zu wollen, wäre ohne schweres Gerät ein irrsinniges Unterfangen.

Allein die Tatsache, dass sie sich in Sichtweite der Burg befanden, war höchst riskant. Von den wie Felsennester entlang der sich nach oben windenden Straße klebenden Häuser des Dorfes Kellfall beobachtete man sie sicherlich bereits mit Argwohn. Wenn León von Vivar wider Erwarten auf der Burg saß und auch nur einen Funken Verstand besaß, würde er sich darin einschließen und die Kellfaller ihrem Schicksal überlassen.

Die Einnahme der Burg musste leider warten. Stattdessen würde ihr Zug bei den ersten Häusern Kellfalls nach rechts abbiegen und die Brücke über die Brigella überqueren. 'Bald, bald...', dachte Dom Remigius und ballte die Faust im Panzerhandschuh.

Um sich abzulenken, ließ er sich zurückfallen und lenkte sein Ross neben die Stute, die sich die beiden Gefangenen teilten. Die Waffen waren ihnen abgenommen worden und das Pferd des Araniers hatte Herr von Mawet heute morgen an sich genommen, ehe sie sich bei Geierschrei getrennt hatten. Die Füße unter dem Pferdebauch und die Hände am Zügel festgebunden, saßen sie hintereinander und machten, in Dom Remigius Augen, mit ihren hängenden Köpfen einen recht jämmerlichen Eindruck.

"Fräulein Odina!", rief er die junge Ritterin an.

Odina di Salsavûr ruckte mit dem Kopf hoch und starrte ihn an. Aus ihrem Blick sprach blanker Hass. "Was wollt Ihr?", frage sie müde.

"Oh, ich frage mich nur, ob Ihr wohlgelitten seid!", grinste Remigius und fuhr sich durch den Bart. "Wie ich sehe, habt Ihr eine wahre Rahjasfreude daran, dass sich dieser aranische Kerl so von hinten an Euch dranschmiegt. Ist er denn wenigstens an der rechten Stelle hart?"

"Ihr seid widerlich. Herr Shafirio ist ein Ehrenmann und ich trage einen Harnisch, wie Ihr seht."

Dom Remigius lachte auf. "Aber, aber, meine Kleine! Warum gleich so bissig? Genießt Euren Ritt mit Eurem aranischen Ehrenmann lieber! Denn wenn Ihr erst Euren Amando von Vivar geheiratet habt, werdet Ihr die einsamste Frau auf der Welt sein und Euch nach einer innigen Umarmung zurücksehnen."

Da sie ihn verständnislos anglotzte, fuhr er fort: "Ja, wisst Ihr denn nicht, dass die Vivar überall zu finden sind, nur nicht im Bett ihrer vor Travia angetrauten Ehegatten? Mit dem lüsternen Herrn Juan, der mehr Bastarde als eheliche Kinder in die Welt setzte, hat es begonnen. Sein Enkel Enjural zog es vor, seine Dukaten zu Puniner Spieltischen und Huren zu tragen, als seinen Kaisertaler zu zahlen. Seine Söhne und Erben waren von ähnlichem Holz geschnitzt, und Richeza von Vivar, Eures Verlobten Mutter, macht die Beine für jedermann außer für ihren Gemahl breit. Von Eures Verlobten Bruder, dem geilen León, brauche ich Euch wohl nichts zu erzählen, denn er hat auch in Eurer Heimat sein Unwesen getrieben. Was aber Euren Amando angeht, so will er doch nur aus einem Grund zu diesem Rahjafest anreisen..."

"Ihr lügt! Amando ist überhaupt nicht so! Er ist treu und edel und sanft und gut! Hätte ich mein Schwert, so würde ich Euch für diese Worte fordern!" Sie sprach laut, als müsse sie sich selbst überzeugen, doch in ihren Augen keimte zu des Alstingers Befriedigung Unsicherheit auf. Wenn sie vor Zorn errötete, war sie selbst in Vollrüstung reizend, wie er befand.

"Hätte ich meine Säbel, so würde ich Euch für die Schmähungen, mit der Ihr diese Kriegerin und mich bedenkt, Stahl schmecken lassen, bei Kor!", stieß nun auch Shafirio hervor.

"Halt's Maul, Aranier. Mit Dir rede ich gar nicht", gab Dom Remigius unbeeindruckt zurück. "Fräulein Odina, wenn ich Euch von diesem Kerl erlösen soll, so bedarf es nur eines Wortes aus Eurem Munde."

"Ihr wollt mich freilassen?", argwöhnte die junge Ritterin.

"Ja, unter einer Bedingung. Löst Eure Verlobung zu dem Vivar."

"Ich habe einen Verlobungseid geschworen!"

"Zu den Niederhöllen mit Eurem Verlobungseid! Seht Ihr nicht, dass die Vivar dem Untergang geweiht sind? Kaiserin Rohaja selbst hat meine Ansprüche auf das Taubental bestätigt. Über kurz oder lang wird sich die Gerechtigkeit durchsetzen und meine Leute werden wenig Gnade mit dieser Sippe von schöngeistigen Taugenichtsen kennen. Schwört mir die Treue und ich will Euch Land zu Eigen geben - ein Rittergut, ein Edlengut; Ihr dürft es Euch aussuchen. Dort oben auf meiner Feste sollt Ihr thronen und mir mit Rat und Tat beiseite stehen. Ihr sollt an meiner Tafel speisen und mir stets eine liebe, eine teure Freundin sein." Er streckte die Hand aus und strich mit den Fingern über ihre Wange. Odina wich nicht aus, doch sie wandte den Blick ab.

"Noch ist es nicht Eure Feste. Und jene Reiter dort werden Euch schon daran hindern sie zu nehmen", stieß sie zwischen den Zähnen hervor.

"Was? Welche - verflucht noch eins! Panzerreiter! Wo kommen die denn plötzlich her?" Tatsächlich ritten mehrere schwer gepanzerte Lanzer in lockerem Trab den Serpentinenweg durch Kellfall herab. War der Vivar doch zu Hause und glaubte nun ihn angreifen zu können? Kampfeslust stieg in ihm hoch. "Sputet Euch!", rief er den Gernebruchs und Firnmar Krytzdorfer, seinem Fähnrich, zu. "Wir müssen die Brücke und die ersten Häuser Kellfalls vor jenen Reitern dort erreichen! Auf offenem Felde reiten sie uns nieder, aber in den Gassen sind wir ihnen überlegen!"

Er drückte seinem Ross die Sporen in die Flanken und griff mit der Rechten nach der Ochsenherde, die schon viel zu lange darauf wartete, wieder einmal einen Schädel zu zertrümmern. Hinter ihm verfielen die Angroschim in einen watschelnden Laufschritt und spannten nebenbei ihre Armbrüste.

Als der erste von ihnen das Dorf erreichte, hatten die Herren Remigius, Praionbur, Pherad und die anderen Reiter bereits die sich entlang der Straße kauernden Bruchsteinhäuser hinter sich gelassen und am Südrande jener kleinen Plaza Aufstellung bezogen, von der die Brücke über die Brigella und damit der Weg nach Waldhaus und ins Taubental abging. Die Plaza war gepflastert und ebenso grau wie die Häuserfassaden. Sie war weitestgehend leer, denn die Ankunft bewaffneter Reiter sorgte dafür, dass auch dem neugierigsten Kellfaller dringliche Geschäfte woanders in den Sinn kamen.

Am ihrem Nordende, etwa 40 Schritt vom Standort des Alstingers entfernt, setzte sich der Eisenstieg zwischen den Häusern fort und stieg in einer Kurve an. Um diese Biegung kamen die ersten Gepanzerten geritten. Dom Remigius betrachtete mit Verwunderung ihre große Standarte - einen schwarzen, rotbewehrten Adler über zwei gekreuzten schwarzen Schwertern auf weißem Grund. Dieses Feldzeichen war ihm unbekannt. Auf jeden Fall aber war es nicht das des Vivar.

Und jener Kürasser, der als ihr Anführer vorneweg ritt, war auch ganz gewiss kein zarter Schönling. Im Gegenteil, der Kerl war ein Ebenbild seiner selbst: ein breitkreuziger Hüne von beinahe zwei Schritt Größe, schwer gepanzert von Kopf bis Fuß, das Gesicht vom Krieg gezeichnet. Vielleicht waren es Söldner, die man noch anwerben konnte? Dom Remigius hob die Hand um die Seinen zum Halten zu bringen und gleichsam die Fremden zu grüßen. Dann rief er mit volltönender Stimme: "Die Zwölfe zum Gruße! Wer seid Ihr und wohin seid Ihr unterwegs?"


Autor: Nezwar

Pherad von Gernebruch musterte ebenfalls das Feldzeichen der fremden Truppe. Es kam ihm merkwürdig vertraut vor, er wusste gerade nur nicht mehr, wo er es gesehen hatte. Einen Moment später schoss es ihm in den Sinn: Das waren die Söldner die der Herr von Lîfstein geworben hatte! Vermutlich waren sie auf dem Rückweg ins Horasreich.

Mit einem Satz war sein Pferd neben dem von Remigius von Alstingen. Der fremde Anführer hatte offenbar keine allzu große Eile, die Frage seines Vetters zu beantworten. Auch Pherads Stimme war gut zu hören und man konnte einen freundlichen Unterton wahrnehmen. "Praios zum Gruße, täusche ich mich, oder seid Ihr die Kämpfer, die für den Herren von Lîfstein auf dem Schönbunder Grün gestritten haben?"

Nebenbei raunte er Remigius zu: "Es handelt sich um eine horasische Söldnereinheit, wenn ich mich nicht täusche."


Autor: Rondrastein

Der Anführer der gepanzerten Reiter musterte die Gruppe, von der aus er angerufen wurde, ausgiebig. Von den Wappen der Gruppe kannte er, auf den ersten Blick, keines, bis auf bis auf die des Gernebruchers. Diese erkannte er sofort als welche, die auf Seiten seines Auftraggebers gekämpft und gesiegt hatten. Wie klein Aventurien doch war, dass man einen Nordmärker Adligen so weit im Süden traf!

Während dieser Gedanken wanderte sein Blick noch einmal über die Gruppe, die er aufgrund seiner momentanen Lage gut überblicken konnte.

Was war das? Verdutzt schaute er genauer hin. Zwei weiße Wölfe auf rotem Grund?

Jetzt war die Neugier des Kriegers, denn das war er unzweifelhaft, geweckt. Wie kam es, dass eine Dame mit diesem Wappen auf einem Pferd mit einer weiteren Person saß? Einer Person, die der Reiter auch kannte.

An den Namen konnte er sich nicht mehr erinnern, aber dieser Tulamide war unzweifelhaft der vorlaute Leibwächter einer äußerst zickigen, jungen Dame aus Almada. Wie hieß sie noch gleich? Madarena da Filconar? Maladena di Folincar? War ja auch egal, auf alle Fälle war diese mit einem di Punta vermählt, wie seine Verwandten aus Urbasi ihm berichtet hatten.

Wie kam es, dass dieser vorlaute Kämpfer… bürgerliche Kämpfer mit einer Adligen das Ross teilte?

Er drehte sich kurz zu seinen Männern um und gab ihnen nur mit der Hand ein Kommando.

Danach verengten sich die Augen des Kriegers kaum merklich, als sein Blick zu dem Anführer der Gruppe, der ihn angerufen hatte wandte.

„Die Zwölfe zum Gruße! Mein Name lautet Cavalliere Dartan von Dûrenstein, Edler zu Tommelfels und Ritter von Dûrenstein. Ich bin Condottiere der Schwarzen Adler, die Ihr hier zum Teil seht“, er machte eine kurze ausholende Bewegung auf die zweifelsohne kampferprobten Männer und Frauen hinter ihm. „Wir sind auf dem Weg in den Süden, die Heimat. Nun die gleichen Fragen an Euch. Wer seid Ihr und wohin des Weges?“

Während Dartan sprach, formierten sich seine Reiter kaum merklich hinter ihm.

In der Gruppe des Alstingers wurde der Wappenrock einer jungen Ritterin von einer Böe erfasst. Mit ein bisschen Fantasie konnte man sogar meinen, dass die zwei weißen Wölfe auf dem roten Grund zu laufen begännen.

Beobachtete man hingegen das Gesicht der Ritterin, so konnte man dort ein leichtes Lächeln sehen. Ein leichtes Lächeln, das Versehen ausdrückte und gleichzeitig mehr aussagte, als Worte es hätten tun können.


Autor: damotil

Shafirio beobachtete unwürdig gefesselt vom Pferderücken aus mit zusammengekniffenen Augen die Begrüßung der so schwer gepanzerten Reiter. Das Gesicht ihres Anführers kam ihm verdächtig bekannt vor und er musste kurz ein wenig grübeln, bis er sich an den Krieger zu erinnern vermochte. "Bei allen Göttern!", fluchte er leise. "Bleibt mir denn gar nichts erspart?" Leise seufzte er gequält...


Autor: vivar

Die Erleichterung auf dem Gesicht des Alstingers war offensichtlich. "Horasknechte, hm?", raunte er Pherad von Gernebruch zu. "Da bin ich aber froh. Ich habe schon gefürchtet, der Vivar schickt uns ein Begrüßungskommando."

Laut rief er über den Platz: "Auch ich bin auf dem Weg in meine Heimat, Herr von Dûrenstein! Ich bin Remigius von Alstingen, Baron im Taubental, und hier bin ich daheim! Mein Weg führt mich über diese Brücke dort ins liebliche Taubental selbst!

Ihr vermietet also Eure Klingen und Lanzen, Herr von Dûrenstein? Das ist hochinteressant. Seid Ihr denn dieser Tage vertraglich gebunden?" Bei diesen Worten steckte er die Ochsenherde, die er in der Hand gehalten hatte, wieder in ihre Halterung am Sattelhorn.


Autor: Rondrastein

Dartan traute seinen Ohren kaum. „Baron im Taubental, wie interessant…“, sagte er leise zu sich selbst und seinen Männern.

„Fangen wir mit Eurer zweiten Frage an: Nein, momentan sind wir nicht vertraglich gebunden.“ Er musterte sein Gegenüber und schaute kurz noch einmal auf über die gesamte Gruppe.

„Und ja, ich vermiete unsere Klingen. Allerdings…“ - er machte eine rhetorische Pause - „allerdings werdet Ihr Euch meine Truppe wahrscheinlich nur schwerlich leisten können, sitzt doch auf der Burg, die Ihr Eure Heimat nennt, jemand anderes. Der, soweit ich informiert bin, auch den Titel ‚Baron im Taubental’ führt.“

Der Ritter lächelte den Alstinger freundlich an, wobei die Freundlichkeit seine Augen nicht erreichte. „Wo also soll das Gold herkommen, mit dem Ihr uns bezahlen wollt? Und Ihr werdet tiefer in Eure Taschen greifen müssen, um meine Einheit zu bekommen.“

Odina, die mit Sharifio auf dem Pferd saß war merklich unruhiger geworden, so als ob sie mehr wüsste als die Personen um sie herum.


Autor: damotil

„Was ist?“, raunte der aranische Leibwächter leise, so dass nur Domna Odina ihn zu hören vermochte. „Kennt Ihr den Cavalliere ebenfalls? Wenn ja... gehört er zu 'unserem' Gesindel?“


Autor: Rondrastein

„Gesindel? Passt auf, was Ihr sagt“, zischte die junge Ritterin dem Leibwächter zu. „Der Cavalliere hat mehr Adel im Blut als dieser Abschaum eines selbsternannten Barons.“ Odina spuckte ganz undamenhaft auf den Boden, als sie diese Worte sprach.


Autor: Nezwar

Grubolosch Sohn des Gneis, der Älteste der Zwerge aus Gernebruch blickte missmutig auf das Geschehen. "Mein linker Zeh juckt", murmelte er gerade noch so hörbar in seinen Bart. "Das ist kein gutes Zeichen, das ist wirklich kein gutes Zeichen", fügte er bedeutungsschwer hinzu. "Immer wenn mein linker Zeh juckt, gibt es Ärger."

"Sucht euch mal ein gute und sichere Schusspositionen... aber unauffällig", meinte er murmelnd und grummelnd zu den anderen Zwergen. Seine zwergischen Begleiter waren zwar nicht restlos von der Bedeutung dieses Zeichens überzeugt, aber immerhin war Grubolosch mit Abstand der Älteste und so wagte ihm keiner zu widersprechen.


Autor: vivar

"Ihr wisst gut Bescheid für einen fremden Söldner, Herr von Dûrenstein", zog Dom Remigius die Mundwinkel nach unten. "Doch Ihr wisst nur die Hälfte. Wer auch immer auf dem Schloss sitzen sollte, das Ihr mit Euren Streitern soeben passiert habt, Herr von Dûrenstein, so führt er den Titel des Barons in diesen Landen ohne Recht! Ein Schurke ist es, der sich bei meiner Schwester, der vormaligen Baronin im Taubental und Herrin zu Chellara, einschlich um feige das Gastrecht zu schänden und sie hinterrücks beim Abendmahl zu morden!" Der Alstinger spuckte auf den Boden.

"Was aber mein Gold betrifft, so braucht Ihr nicht darüber spake... speka... spakul..., braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Habt Ihr etwa in meine Bücher und Truhen geblickt und mich für zu arm befunden? Nun denn, so gehabt Euch wohl und die Zwölfe mit Euch auf dem Weg gen Süden! Was wir vorhaben, das gelingt uns auch alleine. Wenn Ihr aber interessiert an Ruhm und Gold seid, so kann ich Euch durchaus ein Angebot unterbreiten."

Efferdwärts zuckte ein Blitz durch die düsteren Wolkenfestungen am Himmel. Kurz darauf grollte Donner.


Autor: Rondrastein

„Informationen gewinnen Kriege, Herr von Alstingen, dass solltet Ihr als Kriegsmann doch wissen.“ Dartan hatte ihn bewusst nicht mit der Anrede eines Barons angesprochen.

„Was das Gold angeht, so habe ich meine Zweifel, dass Ihr meine Männer und mich bezahlen könnt. Bei dem Ruhm hingegen bin ich mir ziemlich sicher, dass wir ihn bei Euch nicht bekommen werden.“

Der Condottiere musterte die Umgebung um dann wieder in das Gesicht des selbsternannten Barons zu schauen.

„Wie kann man bei einem Baron“, er spuckte das Wort fast aus, „der Adlige wie gewöhnliche Gefangene behandelt, Ruhm gewinnen?“

Hinter ihm bewegten sich mehrere Söldner. Wenn man genau hinhörte, könnte man meinen, dass dort Armbrüste gespannt werden. Vielleicht war es auch nur das Kratzen von Metall auf Metall, wie es beim Kontakt zwischen Rüstungsteilen entstand, die auf einander schlugen.


Autor: damotil

Einen Augenblick war der Aranier überrascht ob der heftigen Reaktion seiner Mitgefangenen, die er bisher ja stets mit gebührendem Respekt behandelt hatte – im Rahmen dessen was ihre missliche Lage zuließ.

Aber aus ihren Worten war immerhin zu schließen, dass sie den Fremden sehr wohl kannte und obendrein er wohl keine gemeinsame Sache mit den Entführern machte. „Verzeiht, Domna Odina. Ich wählte meine Worte schlecht. Die abfällige Rede war keinesfalls gegen den ehrenwerten Cavalliere gerichtet, sondern gegen diese vermaledeiten Schergen die uns auf den Rücken dieses Pferdes gebunden haben. Aber wenn ich Euch recht verstehe – dann können wir auf Hilfe hoffen. Richtig?“ Aufmerksam blickte sich der Aranier um. Ihn interessierte nun noch mehr wie ihre Entführer auf die Panzerreiter reagierten und ob sie gar bereits heimlich eine Attacke vorbereiteten. Und was er bei den Angroschim sah, das gefiel ihm ganz und gar nicht. „Verflucht!“, zischte er leise gepresst zwischen den Zähnen heraus, „wenn es mich nicht täuscht – dann spannen die Zwerge die Armbrüste!“


Autor: vivar

"Kriegsleute gewinnen Kriege, Herr Ritter", stieß Dom Remigius hervor. Dann drehte er sich zu den erwähnten Gefangenen um, deren Ross in der dritten Reihe hinter ihm stand, und musterte sie finster. "Willst du wohl stillhalten, Aranier? Wenn er nochmal zappelt, stopfst du ihm auch noch das Maul, Firnmar." Der tobrische Fähnrich nickte und machte eine drohende Geste zu Shafirio, indem Dom Remigius das Haupt wieder nach vorne wandte und zu Dom Dartan hinüberrief:

"Was schert es Euch, wie ich mit meinen Gefangenen umspringe?"


Autor: Rondrastein

Odina wollte gerade etwas auf die Worte des Araniers erwidern, als sich Dom Remigius umdrehte, also schwieg sie lieber und beließ es bei einem knappen Nicken.

Der Condottiere musterte noch einmal die Reitergruppe, in deren hinteren Reihen scheinbar viel Bewegung herrschte. Als er antwortete, erinnerte sein kaltes Lächeln an das Zähnefletschen eines Wolfes. „Nun, Herr von Alstingen, das schert mich mehr, als Ihr denkt, denn mein voller Name lautet Dartan d’Alsennin-Salsavûr von Dûrenstein.“ Er machte eine kurze Pause und ließ die Worte wirken, bevor er weiter sprach. „Und diese Dame da“, er deutete auf Odina, „die Ihr behandelt, als sei sie eine Gemeine, führt, zu Euren Unglück, nicht nur das gleiche Wappen wie ich, sondern entstammt damit auch dem gleichen Hause wie ich. Womit wir oder viel mehr Ihr hier jetzt ein kleines Problem habt.“ Wieder ließ er das Gesagte wirken, bevor er seine Rede fortsetzte.

„Bevor ihr jetzt aber Euren Armbrustschützen den Befehl gebt das Feuer auf meine Leute und mich zu eröffnen, überlegt es Euch zweimal ob Ihr diesen Befehl geben wollt. Denn wie Ihr seht, sind meine Männer den Euren an Zahlenmäßigkeit in etwa gleich, noch dazu in einer günstigeren Position und Ihr könnt euch sicher sein, Euch werde ich auf alle Fälle in Borons Reich mitnehmen, bevor ich fallen werde.“

Dem Gesichtsausdruck des Söldnerführers aus dem Hause di Salsavûr war zu entnehmen, dass er nicht den leisesten Zweifel hatte, dass der Alstinger den Platz hier nicht lebend verlassen würde, sollte er auf den Gedanken kommen anzugreifen. Ob dies nur leere Worte waren oder sie für voll genommen werden konnten, war eine Frage, die man nur auf eine Weise herausfinden konnte. Die Frage war nun, wäre Remigius bereit, sich und viele seiner Männer und Frauen zu opfern, um die Frage beantwortet zu bekommen?


Autor: vivar

In Dom Remigius' Kiefer mahlte es deutlich sichtbar, als er versuchte einen Fluch auf den vermaledeiten Horasknecht herunterzuschlucken. Weniger deutlich mahlte es in seinem Hirn. Als er mit dem Mahlen fertig war, gab er Firnmar einen Wink, der daraufhin das Pferd mit Odina und Shafirio am Zügel herbeibrachte.

Der Baron packte den Zügel fest mit der Linken, so als ob er ihn nie wieder loslassen wolle. "Fürchtet Euch nicht, Herr von Dûrenstein!", rief er dann über den Platz. "So schnell schießen die Zwerge nicht. Aus ihren Taten spricht die reine Vorsicht, denn ich habe keinen Zwist mit Euch und suche einen solchen auch nicht mit Euch auszutragen. Ich will einzig und allein mit meinen Freunden und unserem Gefolge über jene Brücke ziehen, die Ihr zu Eurer Linken seht.

Da Ihr mein Gold verschmäht und Euch uns nicht anschließen wollt, so werd' ich mich in Rondra empfehlen und Euch eine angenehme Reise in Eure Heimat wünschen. Das Fräulein Odina wird mich einstweilen begleiten, doch seid unbesorgt: kein Leid wird Ihr geschehen - solange Ihr, Herr von Dûrenstein, Euch mir nicht in den Weg stellt."


Autor: Rondrastein

Ich soll mich nicht fürchten?“, fragte Dom Dartan amüsiert. „Herr von Alstingen, Ihr schätzt Eure Lage eindeutig besser ein, als sie ist. Es war vielmehr eine Warnung an Euch nichts Unüberlegtes zu tun, was Euch den Kopf kosten könnte.“ Er blickte den selbsternannten Baron an. „Was ihro Wohlgeboren angeht, so möchtet Ihr vielleicht, dass sie euch begleitet, aber ich kann Eurem Wunsch da nicht entsprechen. Und Eure Erpressung zieht bei mir ebenso wenig; sie sorgt eher dafür, dass Euer Stuhl noch stärker wackelt.“

Das Gesicht des Condottiere war wieder ernst und kalt geworden. „Ihr habt jetzt zwei Optionen. Option eins: Ihr übergebt mir sofort meine Verwandte, samt ihrer Ausrüstung, Pferd und so weiter; das wäre die für Euch angenehmste Option. Oder Option zwei: Ihr tut es nicht und zieht ab. Dann werdet Ihr Euch aber stets fragen müssen, folgt mir jemand? Ihr werdet Euch immer umschauen und mit der Angst weiter ziehen müssen, dass jemand hinter Euch sein könnte, der Euch und die Euren zu jeder Zeit angreifen könnte.“

Das Mitglied des Hauses di Salsavûr machte eine ausholende Bewegung auf seine Männer und Frauen. „Glaubt Ihr etwa, das hier wären all meine Männer und Frauen? Falls ja, werdet Ihr Euren Irrtum schneller bemerken, als Euch lieb ist. Überlegt es Euch gut; auch, was aus strategischer Sicht besser für Euch ist…“

Dartan di Salsavûr fixierte noch einmal das Gesicht seines Gegenübers mit seinem Blick. „Solltet Ihr allerdings, bei Option zwei, auf den Gedanken kommen meiner Verwandten auch nur ein Haar zu krümmen, so gebe ich Euch ein Versprechen: Ihr und Eure Familie werdet nicht länger als zwei mal zwei Jahre am Leben bleiben. Dies ist eine Sache, derer Ihr Euch sicher sein könnt.“ Während seiner Rede war die Stimme des Cavalliere vollkommen ruhig, so als ob sie sich über Alltagsdinge unterhalten würden.


Autor: vivar

Unsicherheit flackerte in den kleinen Schweinsäuglein des Alstingers auf. Er wechselte einen Blick mit Praionbur von Gernebruch. Wenn er diesem horasischen Wüterich seine Nichte oder Base oder Tochter oder wer auch immer sie sein mochte, nicht zurückgab, so wäre er vor ihm und seinen Reitern niemals sicher. Wenn er sie ihm aber andererseits nun überließ, so gab es keinen Grund mehr für Dartan von Dûrenstein, ihn nicht wegen der Kränkung seiner Ehre sofort anzugreifen. Woher sollte Remigius denn wissen, wie die Horasier mit ihren Gefangenen umgingen? Bestimmt steckten sie ihnen Blümchen ins Haar und legten ihnen das Essen vor und überließen ihnen ihr eigenes Bett um selbst auf dem Boden zu nächtigen. Zum Dreigehörnten damit! Er war ein Veteran des Orkkrieges!

"Was meint Ihr, lieber Vetter?", raunte er leise dem Praiosgeweihten zu. "Meint dieser Herr von Dûrenstein es ernst oder bläst der nur die Backen auf?"


Autor: Nezwar

Pherad von Gernebruch blickte mittlerweile recht finster drein. "Ein gefährlicher Mann, aber ohne Zweifel auch mit dem Hang zur Übertreibung", antwortete er seinem Vetter ebenso leise. "Anderseits, solltet Ihr -"

Ehe Pherad enden konnte, unterbrach ihn die laute Stimme Praionbur von Gernebruchs: "Herr von Dûrenstein, ich kann Euren Ärger verstehen. Doch auf einer Reise sind die Möglichkeiten zur Unterbringung von Gefangenen recht begrenzt." Der Nordmärker Ritter machte eine kleine Pause. "Aber gibt uns nicht Rondra höchstselbst ein Zeichen?"

Er deutete kurz auf den Himmel. "Ich schlage ein Duell vor. Gewinnt Eurer Mann, dann werden wir die Gefangene herausgeben. Und beide Haufen ziehen friedlich ihrer Wege. Gewinnt aber unser Mann, dann bleibt die Gefangene in Gewahrsam und Ihr erklärt Euch bereit mit Euren Leuten den Herrn von Alstingen zu unterstützen. Wenn die Mission erfolgreich beendet ist, dann könnt Ihr gemeinsam ziehen. Und was die Bedingungen der Gefangenschaft angeht, so ist mein Vetter sicher zu einer Verbesserung bereit."

Er blickte sowohl Dom Remigius als auch den Dûrensteiner fragend an. "Wäre das für beide Seiten akzeptabel?"


Autor: vivar

Wie um die rondragefälligen Worte Praionburs zu unterstreichen, zuckte ein erneuter Blitz über den Himmel. Nur einen Herzschlag später rollte Donner über den Platz. Dom Remigius blickte zweifelnd zum Himmel. Er hatte wenig Lust durch einen Zweikampf im Regen aufgehalten zu werden und noch später in der Nacht das trockene Gut Waldhaus zu gelangen. Andererseits, wenn ihm Rondra wohlgesonnen war, so würde er die Mannstärke seines Haufens verdoppeln können.

"Ein wahrhaft rondragefälliger Einfall, mein lieber, guter, ehrenfester Vetter!", rief Dom Remigius von Alstingen durch das Gewitter hindurch. "Ihr habt Recht; die Sturmgöttin selbst verlangt mit donnerndem Ruf von uns, dass wir die Entscheidung in ihre Hände legen! Doch wer soll für unsere Sache streiten?" Sein Blick wanderte über seine Mannen, bis er schließlich an Shafirio, direkt an seiner Seite, hängen blieb. Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

"Ich glaube, ich habe unseren Streiter schon gefunden! Ich nenne Shafirio von Aranien als Streiter für unsere Sache! Dieser Mann", deutete er auf den Aranier", "hat sich auf der Straße der guten und tapferen Gräfin Shahane von der Südpforte der Landplackerei und des versuchten Totschlags schuldig gemacht. Doch nun, unter den Augen Rondras, soll er eine Gelegenheit erhalten, dem Gericht der Gräfin zu entkommen! Besiegt er, wen auch immer Ihr als Streiter aussenden mögt, in einem Kampf bis auf das zweite Blut, so soll die Dame Odina von Salsavûr in unserem Gewahrsam bleiben und Ihr, Herr Dartan, Euch unserer göttergerechten und von der Kaiserin für ehrenvoll geheißenen Unternehmung anschließen. Shafirio von Aranien aber soll seine Freiheit erhalten und seiner Wege ziehen dürfen.

Wird er aber von Eurem Streiter besiegt, so übergebe ich Euch, Herr Dartan, die Wohlgeborene Dame samt all ihrer Habe, und wir werden beide mit unseren Haufen friedlich von einander scheiden. Shafirio von Aranien aber soll - so er den Zweikampf überlebt - mein Gefangener bleiben und sich vor dem Gericht der gerechten und aufrechten Gräfin Shahane von der Südpforte wegen Landfriedensbruchs und tätlichen Angriffs auf einen Dienstmann des Junkers von Pildek auf dem Agumer Grafenweg zu verantworten haben."


Autor: damotil

Shafirio - der auserkorene Kämpfer der Seite des Alstingers - schnaubte verächtlich auf den Vorschlag des Herrn, der so gerne Baron werden wollte, hin. "Das habt Ihr Euch ja fein überlegt, Dom Remigius. Fast schon so klug, wie man es sich von einem Baron erhoffen könnte", ätzte er vom Rücken des Pferdes aus. "Und mich als Landplacker zu bezeichnen... Ha!", rief er etwas lauter. "Das ist freilich gewagt, von jemanden, der mit einem Haufen Bewaffneter zieht um einen Baron aus dem Amt zu jagen. Und abgesehen davon habe ich Landplackerei kaum nötig im Vergleich zu denen, die mit Euch ziehen und zusammen Euch vielleicht so viel Sold kosten wie ich allein."

Shafirios Augen funkelten voller Zorn, denn die Wut in ihm kochte langsam hoch. Ihm war klar, in was für eine verfluchte Lage ihn diese Schnapsidee des Alstingers bringen würde. Verlor er, würden sie ihn zur Gräfin schleifen und als Verlierer des Kampfes würde er wohl kaum noch in der Verfassung sein daran etwas zu ändern. Ein Sieg indes... ja, das mochte ihn retten, aber schmecken mochte ihm dies auch nicht so recht. Abgesehen davon sahen die Panzerreiter des Cavalliere auch nicht so aus, als wäre das ein leichtes Spiel.


Autor: Rondrastein

Dartan di Salsavûr traute seinen Ohren kaum, als er hörte, was da angeboten wurde, was der Preis und wer überhaupt der Gegner sein sollte. „Mir scheint, als ob Ihr gerne Personen beleidigt oder seid Ihr und Eure Leute so feige, als dass Ihr einen Gefangenen einen Kampf bestreiten lasst, der nicht der seine ist?“

Der Condottiere musterte die Reiter auf der Südseite der Plaza finster. „Ihr scheint nicht verstanden zu haben, was ich gesagt habe", sprach er dann langsam und verächtlich, als wären Dom Remigius und sein Vetter schwer von Begriff. "Ich sagte, Herr Remigius wird sich meine Männer und mich nicht leisten können und dass wir nicht auf seiner Seite kämpfen werden. Einen rondragefälligen Zweikampf mit rondragefälligen Waffen gerne, aber der Einsatz wird nicht die Kampfkraft meiner Männer sein. Außerdem wird keiner meiner Männer gegen Euren Gefangenen antreten. Ich werde selbst kämpfen, aber ebenfalls nicht gegen Euren Gefangenen. Seid Ihr nicht mutig genug selbst zu kämpfen? Ich dachte Almada hat mutige Ritter und Krieger, aber dass es solche Feiglinge hat, die Gefangene in den Kampf schicken, war mir neu.“


Autor: vivar

"Feige bin ich selbstverständlich nicht", fauchte Remigius von Alstingen. "Aber ich bin ein Baron des Raulschen Reiches. Ich trete nicht gegen gemei... gegen Söldner an, mögen sie auch einen Edlentitel führen. Deshalb halte ich Herrn Shafirio von Aranien, der ebenfalls Euer Handwerk ausübt, für einen angemessenen Kämpfer. Habt Ihr gehört? Herr Shafirio brüstet sich damit, dass er allein den Wert all meiner treuen und braven Knechte wert sei.

Da Ihr, Herr Dartan obendrein nicht geneigt seid, auf einen ehrlichen Handel einzugehen, scheint es mir angebracht ihn gegen Euch oder wen auch immer Ihr bestimmen mögt antreten zu lassen. Oder könnt Ihr mir etwas dafür bieten, dass ich mit Euch prügele?"


Autor: Rondrastein

Als Odina die Worte hörte, versteifte sie sich augenblicklich und sog hörbar die Luft ein. „Macht Euch auf was gefasst…“, fauchte sie den Alstinger an.

Der Condottiere dagegen rief von der anderen Seite der Plaza: „Für mich seid nicht Ihr der Baron dieses Landstrichs, sondern León Dhachmani de Vivar! Ihr seid nichts weiter als ein Landräuber, der sich feige hinter Gefangenen versteckt! Mit so etwas ist keinerlei Handel ehrlich!“

Die Augen des Condottiere wurden zu Schlitzen und seine Stimme deutlich schärfer: „Was das andere angeht, so habt Ihr gerade mich und mein Haus beleidigt! Ihr habt damit eines der ältesten Häuser, mit Sicherheit deutlich älter als das Eure, des Horasreichs beleidigt.“

Er drehte sich zu seinen Männern herum, worauf hin es dort sofort alles ruhig wurde, nur das Scheppern der Leichten Platten und des Plattenzeuges waren zu hören. „Pro Gloria et Pecunia.“ Erst sagte er es leise, so dass nur seine Männer und Frauen ihn hören konnten, dann deutlich lauter: „Pro Gloria et Pecunia!“

Darauf gab der in Garether Platte gepanzerte Anführer der Schwarzen Adler seinem Ross die Sporen und zog seinen Reitersäbel.

„PRO GLORIA ET PECUNIA!“, donnerte es hinter ihm, wie aus einem Mund, als die Panzerreiter ebenfalls ihren Pferden die Sporen gaben und die Waffen zogen.


Autor: damotil

“Verdammt, nein!”, fluchte der Aranier als er realisierte, was Dartan di Salsavûr vorhatte. Hier würde gleich ein wildes Schlachtgetümmel losbrechen und er verspürte überhaupt keine Lust, gefesselt an ein Pferd und eine Domna, deren Leben dieser wahnsinnige Cavalliere zu retten suchte, sich mittendrin zu befinden. Energisch trat er dem schweren Ross, auf deren Rücken sie gebunden waren, in die Flanken. Es blieb nur zu hoffen, dass der doofe Gaul dies nicht für einen Lanzengang hielt, sondern schnurstracks einen Weg aus dem Getümmel herauswählen würde.

Aber weit gefehlt. Schnaubend und erst etwas auf der Stelle tänzelnd setzte sich das schwere Reittier in Bewegung und hielt dabei als erfahrenes Kriegsross tapfer geradeaus, da es keinen Zügel spürte. Odina stieß einen Fluch aus, aber das war Shafirio im Augenblick einerlei.


Autor: Nezwar

Grubolosch Sohn des Gneis, hatte sich selber einen guten Schussposten auf dem Dach eines der Häuser gesucht, welche die Plaza umgaben. Die Bewohner hatten das Weite gesucht. In den Augen des Angroscho blitzte es trotzig, während seine schwere Windenarmbrust ihren tödlichen Bolzen verschoss.

Er kannte das Geräusch nur zu gut, wenn der Bolzen traf...und dieser hatte getroffen..bei Angrosch! Sein Ziel, einer der Reiter der Schwarzen Adler, brach schwer getroffen zusammen und purzelte von seinem Ross, fast so wie von Angroschs Hand höchstselbst gestoßen.

Sein linker Zeh hatte sich noch nie getäuscht. Noch nie. Ein grimmiges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht, während er mit gewohnt schnellen Griffen dabei war die Waffe erneut zu spannen. Auch die anderen Zwerge ließen ihre Armbrüste sprechen und die meisten fanden ihr Ziel.

Die beiden Gernebrucher Edlen waren beide deutlich überraschter als die Zwerge und zogen hastig Ihre Waffen. "Mit Praios! Für Gernebruch!", brüllte Pherad von Gernebruch.

Praionbur warf einen kurzen besorgten Blick auf seinen Knappen Vitus: "Bleib dicht bei mir, Veit!"


Autor: vivar

"Der ist ja von Sinnen, der Horasknecht!", rief Remigius seinen Vettern entgeistert zu. Gerade wollte er den Befehl zum Angriff geben, da riss ihm Odinas Pferd die Zügel aus der Hand und trabte an. "He, tumber Kerl!" Weil ihm nichts Klügeres einfiel, schwang er mit der Rechten seine Ochsenherde in einem weiten Halbkreis. Irgendetwas krachte laut, als die drei stachelbewehrten Kugeln mit voller Wucht auf Odina di Salsavûrs rechte Schulter trafen, doch ob es der Donner oder ihr Schlüsselbein waren, vermochte er nicht zu sagen.

Auf jeden Fall glänzten die Stacheln feucht, als er sie aus der nach hinten geschleuderten Caballera wieder herausriss, den Stab in die Höhe streckte und brüllte: "Angriiiff!" Das Visier der Schaller herunterklappen und dem Gaul die Sporen geben, war eins. Er preschte, die Ochsenherde zum Angriff bereit, auf die Mercenarios zu. Die Säbelschwinger zückten ihre Klingen und folgten ihm, sich selbst Mut zurufend.

Im selben Moment setzte der Regen ein. Er klopfte und prasselte auf die Schieferdächer, als ob Efferd die Kriegsgöttin daran erinnern wollte, dass sie eigentlich mit ihm und nicht mit jenen kampflüsternen Sterblichen zu einem Stelldichein verabredet war.


Autor: damotil

Aus den Augenwinkeln heraus sah Shafirio noch die brachialen Kugeln der Ochsenherde heranfliegen. Was für eine furchtbare Waffe! Er versuchte noch durch eine Verlagerung des Gewichtes Odina aus der Bahn der brachialen Waffe zu bringen, allerdings war er zu spät. Selbst er spürte noch die Wucht des Aufpralls. ‚Dreizehnmal verfluchter Dreckskerl!‘, fauchte der Aranier in seinen Gedanken und wütender Zorn wallte in ihm auf, während er sich mühte das Gleichgewicht zu halten oder genauer gesagt dafür zu sorgen, dass sie beiden auf dem Rücken des Pferdes verblieben, während dieses weiter auf die Mitte des Geschehens zuhielt.


Autor: Rondrastein

Odinas stöhnte laut auf, als sie von den Kugeln der Ochsenherde getroffen wurde, sackte dann in sich zusammen und drohte vom Pferd zu rutschten.

„Holt mir die Zwerge da runter!“, donnerte Dartan unter seinem Helm hervor und deutete mit dem Reitersäbel auf eine der Silhouetten, die sich auf dem Dach eines der nahe liegenden Gebäude abzeichneten.

Einige der Söldnerreiter aus der hinteren Reihe eröffneten nun ihrerseits mit Armbrüsten das Feuer oder vielmehr gaben sie eine Salve ab, bevor sie die gegnerischen Reiter erreichten.

Dartan erreichte innerhalb kürzester Zeit die Gegner. Dem ersten, der gerade dabei war seine Waffe zu ziehen, hieb er seinen Reitersäbel vor die Brust. Hinter ihm folgten seine Männer und Frauen, die etwas nach ihm auf den Feind trafen.


Autor: vivar

Aus den Augenwinkeln sah der Alstinger, wie Rondrik dem Hieb von Dom Dartans Reitersäbel nicht ausweichen konnte und dieser durch sein Lederwams fuhr, als wäre es Butter. Ein in Abwehr erhobener Säbel hielt mühsam den zweiten niedersausenden Hieb auf, doch der dritte fuhr tief in die linke Schulter des Waffenknechts.

Dom Remigius war zu weit fort um daran etwas zu ändern. So schwang er seine Ochsenherde gegen eine herandonnernde Mercenaria. Sie hatte den Säbel erhoben, doch die Ketten wickelten sich um ihre Waffe und entrissen sie ihr. Schon war er weitergeritten. Ein Blitz zuckte und erhellte das schnurrbärtige Gesicht seines Gegenübers fratzenhaft. "Taubental!" Ein Hieb mit der Ochsenherde, ein Bersten von Knochen, und anstelle der Fratze klaffte ein fleischiges Loch im Schädel. Der Reiter, der nicht einmal mehr vor Schmerz brüllen konnte, kippte seitlich aus den Steigbügeln.

Bolzen schwirrten hin und her. Ein Zwerg verschwand getroffen hinter einem Dachfirst. Lumetta stak ein Bolzen im Hals und sie versuchte wie blöde, das Ding zu entfernen, doch Blut und Regen ließen ihre Handschuhe immer wieder abrutschen. "Orkendreck auch!", fluchte Dom Remigius. Lumetta war zu jung um zu sterben.

'Ich muss an diesen Dartan ran!', dachte er grimmig, doch da war nichts zu machen. Zwischen ihnen befanden sich der vermaledeite Dorfbrunnen und einige Gepanzerte. Er sah, wie Firnmar, sein treuer Firnmar, sich mit dem Langschwert einer der Horasierinnen erwehrte und dabei das Alstinger Banner mit der anderen fest umklammert hielt. Für einen Augenblick war er besorgt. 'Firnmar ist ein erfahrener Orkenjäger, Firnmar hat vor Greifenfurt gekämpft, der hält das aus', dachte er, ehe ein neuer Gegner wieder seine Aufmerksamkeit erforderte.


Autor: Rondrastein

Dartan hieb auf den nächsten Gegner ein. Sie tauschten mehrere Säbelhiebe aus, bis der Kampf abrupt endete, als sein Gegner einen Bolzen in die Brust bekam und in sich zusammen sackte.

Der Condottiere schaute sich nun kurz um, wo sich das Banner des Alstingers befand. Als er es gefunden hatte, gab er seinem Ross die Sporen und bewegte sich darauf zu. Verlöre der Feind sein Banner, wäre die Moral angeschlagen, was seinen eigenen Leuten den Sieg schneller bringen konnte. Wenn er dabei noch Remigius vor seinen Reitersäbel bekäme, um so besser, denn dann wäre nicht nur der Kampf hier schnell beendet, sondern auch der Streit um die Baronskrone.


Autor: vivar

Firnmars Schwert konnte gegen den Panzer der Reiterin wenig mehr ausrichten, als einige Beulen und Dellen hineinzuschlagen. Deswegen verlegte sich der Bannerträger auf eine andere Taktik. Er stieß mit dem unteren Ende der Bannerstange gegen das Bein seiner Gegnerin, brachte sie zwischen Pferdeleib und Steigbügel und hebelte die von der schmutzigen Attacke überraschte Mercenaria mit einem Ruck aus dem Sattel, so dass sie in voller Montur auf das glitschige Pflaster stürzte.

Mit einem Bein hing sie noch in dem anderen Steigbügel, doch Firnmars Ross trampelte ohne zu zögern über sie hinweg. Er grinste - einen Augenblick zu früh, denn mit einem Mal preschte der Anführer der fremden Söldner auf ihn zu, den Säbel zum Schlag erhoben. Unwillkürlich ließ der Bannerträger sein Ross zurückweichen. Hatte er Angst? "Drauf, Firnmar, nur drauf!", rief Dom Remigius von irgendwo aus dem Kampfgetümmel.

Ehe er sich entschieden hatte, waren bereits zwei Gernebrucher Ritter heran, die ihm Deckung gaben und den Wütenden von ihm fernhielten.

Um Remigius von Alstingen herum purzelten immer mehr seiner Knechte zu Boden. Viele waren, wie Lumetta, wenig erfahren, und hatten den routinierten und obendrein schwer gepanzerten Reiter kaum etwas entgegen zu setzen. Er versuchte hastig die Situation einzuschätzen. Praionbur und Pherad kämpften tapfer, doch die Söldner bedrängten sie arg. Der Salsavûrer erschlug kaltblütig einen nach dem anderen und wollte sich wohl bis zu seinem Banner durchkämpfen. Die Zwerge feuerten unermüdlich von den Dächern. Für die Reiter waren sie unerreichbar, doch waren ihre Windenarmbrüste so furchtbar langsam, dass sie erst zwei Salven hatten loslassen können und es bis zur nächsten noch eine halbe Ewigkeit dauern würde. Bis dahin hätten die Söldner des Adlerbanners Remigius' Knechte wohl in die Brigella getrieben. Und wo waren die verfluchten Gefangenen?


Autor: Nezwar

Praionbur von Gernebruch hatte gerade erst wieder einen der Söldner bezwungen, als er schon in den Kampf mit der nächsten verwickelt war. Das Problem war, dass er immer noch ein Auge auf seinen Knappen haben musste. Zwar hatte er Veit das Kämpfen schon beigebracht, aber ein Übungskampf war etwas anderes. Bei Rondra! Wütend über das sinnlose Blutvergießen drosch er auf die Frau auf dem Pferd gegenüber ein. Stahl schlug auf Stahl. Aber seine Gegnerin hielt ihm stand und gab ihm als Antwort einige Schläge zurück. Besser als der letzte, dachte Praionbur grimmig.

Ruckartig riss der Ritter sein Pferd zur Seite, als ein rollendes Fass - woher auch immer es kommen mochte - den beiden Kämpfenden in die Quere kam. Sein Gegenüber tat das gleiche. Für einen Augenblick trennten sich die beiden Kämpfer. Hastig wendete Praionbur sein Ross. Da hörte er das laute Stöhnen einer hellen Stimme - so wie die Stimme seines Knappen.

Mit Furcht in den Augen richtete sich sein Blick nach vorne, ihm entgegen blickte ein völlig entgeisterter Vitus, dessen Schwert blutrot gefärbt war und der mit Entsetzen auf die tödlich verwundete, sich mit letzter Kraft an ihr Pferd klammernde Söldnerin blickte. Es war das erste Mal in seinem Leben, dass er jemanden zu Tode brachte.

Aber zum Innehalten war keine Zeit. Über das Schlachtfeld hörte man die Anfeuerung Lichtbringer Pherads von Gernebruch tönen: "Praios voran! Zum Sieg!"


Autor: damotil

Um sie herum tobte der Irrsinn einer Schlacht, während es Shafirio mühsam gelang das Gleichgewicht auf dem nervös herumtänzelnden Ross zu wahren.

Schwer hing die bewusstlose Caballera, aus deren Wunden beständig Blut sickerte, vor ihm auf dem Pferd. Ihr Pferd mochte sich wohl nicht für eine Richtung entscheiden, eingedenk der Tatsache dass von allen Richtungen helles Waffengeklirr, Schnauben, Stöhnen, Schreien und Brüllen zu hören war. Zudem machte der Regen den Untergrund nass und rutschig. Ein Königreich dafür, wenn er nur nach den Zügeln hätte greifen können! Aber die Schergen des elenden Alstingers hatten ihm die Hände auf den Rücken gebunden und offensichtlich verstanden dessen Kriegsknechte ihr Handwerk - jedenfalls was das Fesseln anging.

Rasch ließ der durchaus kriegserfahrene, aber dieses Mal vom Geschehen ausgeschlossene Aranier den Blick über das Geschehen um ihn herum streifen. Mit einer gewissen Befriedigung konnte er immerhin feststellen, dass es für die horasischen Panzerreiter deutlich besser lief, als für den zusammengewürfelten Kriegshaufen, den Dom Remigius anführte. Kurz blieb sein Blick auch auf dem Praiospfaffen in den Reihen des Doms hängen, als dieser über das Feld unsinniges Anfeuerungsgeheule krakeelte. 'Mag Dir die Sonne auch sonstwo rausscheinen, so trüb wie es ist, schert sich Dein Gott 'nen feuchten Kehricht um das Geschehen hier', ging es ihm durch den Kopf.

Da riss er das Haupt herum, da Waffengeklirr direkt vor ihm ertönte. "Verflucht!", fauchte er. Einer der Gepanzerten, dem ein Bolzen in der Schulter steckte, erwehrte sich tapfer zweier Kriegsleute des Doms, doch immer wenn er den Arm zur Parade hoch riss, quoll dunkles Blut aus dem Loch in der Rüstung. Emotionslos konstatierte der südländische Söldner, dass diesen die Kraft alsbald verlassen würde und er ihm wohl keine Hilfe sein würde.

Funken stoben und kreischend glitten die Klingen der Kontrahenten erneut übereiander, gefolgt von dem Aufschrei des Gepanzerten. Doch bevor er noch einen Hauch einer Chance auf eine Reaktion - und die Auswahl war recht überschaubar - hatte, sprang die Klinge des Horasiers über das Ende von der des Gegners und schoss auf die Flanke des Pferdes zu - ihres Pferdes.

"Verdaa....!" Weiter kam er nicht, da das Ross aufbrüllte, als der Stahl sich in sein Fleisch grub. Wie eine angestochene Wildsau preschte es mit unsicherem Stand auf dem glitschigen Pflaster nach vorn und legte in seinem Bemühen nicht zu stürzen, einen wilden Zickzackkurs hinlegte. Das vor Schmerz wahnsinnig gewordene Pferd schien die flache Treppe am rahjawärtigen Rande des Platzes, die zum Fluss hinabführte, als Fluchtziel auserkoren zu haben. Es war der einzig freie Weg aus dem Getümmel, doch er würde in den anschwellenden Fluten der Brigella enden.

Mit aller Kraft die Shafirio aufbringen konnte, warf er sich nach vorn, presste Odina unter sich zusammen und biss mit den Zähnen nach dem Zügel. Obgleich er diesem Unterfangen kaum eine Chance eingeräumt hatte, waren die Götter ihm gnädig und er schmeckte das Leder zwischen seinen Zähnen. Mit dem Zügel zwischen den Kiefern richtete er sich wieder auf um den vermaledeiten Klepper zu bremsen, als dessen Hufe auf dem glatten Pflaster ausglitten und es kurz nach rechts einknickte.

Odina rutschte nach rechts und der inzwischen schweiß- und regennasse Leib des Gaules bot kaum noch Halt, so dass auch Shafirio nach rechts abrutschte. Damit straffte er allerdings den Zügel und riss den Kopf des Pferdes zurück. Doch auch das vermochte das wild gewordene Tier nicht mehr zu bremsen und es geschah, was er um jeden Preis zu verhindern gesucht hatte: Das Ross suchte seinen Weg über die ebenfalls nassen Stufen hinab zur Brigella zu finden.

Es hatte kaum die ersten Stufen bewältigt, als es einen Fehltritt setzte und stürzte. Mit schrillem Wiehern und einem verzweifelten Aufschrei des Araniers gingen sie inmitten der Wäschekörbe, halb im Wasser der Brigella zu Boden. Blut färbte rasch die Brigella und das Ufer rot. Der Kopf des Tieres war beim Fallen wohl auf einen der Felsen im Flussbett aufgeschlagen. Einige Herzschläge zuckte der Hengst noch, dann lag er still.


Autor: Benutzer:Thorom


Im Regen ritten sie gen Kellfall. „Nicht mehr lange, dann haben wir unser Ziel erreicht", sagte Salandra.

„Ja, Domna." 'Dom' Emilio saß steif wie ein Lanzenschaft neben ihr auf seinem Ross und verzog keine Miene.

Salandra seufzte innerlich. Emilio Esteban Toldoran i Madero... Sie hatte erst zweimal mit diesem Söldnerführer zu tun gehabt. Oder besser: einmal mit ihm und einmal gegen ihn. Ein Erlebnis, an das sie sich nur ungern erinnerte. Damals war sie nur um Haaresbreite seiner Klinge entkommen.

Aber an Emilios Auftreten hatte sich in der ganzen Zeit nichts geändert. Wer ihm das erste Mal begegnete konnte ein Frösteln nicht unterdrücken. Hager, hochgewachsen und scheinbar unfähig zu lächeln, hatte man stets das Gefühl, die Temperatur würde schlagartig um mehrere Einheiten absinken, wenn er einen Raum betrat. Ein Blick von ihm genügte und selbst die größten Streithähne – und von denen gab es eine große Anzahl bei diesen Söldnerhaufen – hatten das bohrende Bedürfnis, sich schlagartig um etwas Dringendes kümmern zu müssen. Etwas wirklich Dringendes.

Am gestrigen Abend hatten sie am Feuer gesessen, als Emilio sich mit einem Mal erhoben hatte und geschmeidigen Schrittes - was seine sonstige Steifheit Lügen strafte - zwischen die nahen Büsche geeilt. Es hatte nicht lange gedauert - man konnte einen unterdrückten Schrei hören - danach war er wieder an das Feuer zurückgekehrt.

„Ärger?", hatte sie gefragt.

„Nein, Domna. Nur ein Neuling, der seinen Kontrakt nicht erfüllen wollte."

Salandra hatte ihn fragend angeblickt.

„Sie halten das Söldnerleben für ein einziges Abenteuer und sind schnell bei der Hand, sich für die Standarddauer zu verpflichten. Doch nach ein, zwei Wochen merken sie, dass es zu Hause bei Mutter doch einfacher war und der Söldnerberuf hart und brutal sein kann. Also versuchen sie sich klammheimlich aus dem Staub zu machen. Unser Neuzugang ist aus härterem Holz geschnitzt – es hat bei ihm drei Wochen gedauert."

„Und was habt Ihr mit ihm gemacht?"

„Ich habe ihm einen Dolch ins Bein gejagt und daran erinnert, dass ich nicht der beste Dolchwerfer bin. Es könnte also durchaus vorkommen, dass mein Dolch beim nächsten Versuch höher treffen würde. Er ist nicht dumm. Was er nicht verstanden hat, werden ihm seine Kameraden schon erklären. Er wird jetzt wissen, dass man einen Kontrakt mit mir nicht brechen kann."

Einen Kontrakt. Emilio hatte es mit seinen Kontrakten. Sie waren etwas Heiliges für ihn. Ein Kontrakt war ein Kontrakt. Er wurde nicht gelöst und nicht nachverhandelt. Dafür konnte man aber auch sicher sein, dass Emilio nicht ein höheres Angebot annahm und sich gegen einen wandte. Was bei vielen Söldnern leider häufig genug vorkam. Alles in Allem, fand Salandra, war diese Eigenschaft es durchaus wert, Emilios "überschäumendes" Temperament zu ignorieren.

Ein junger Bursche war am Morgen unter sichtlichen Schmerzen auf sein Pferd gestiegen, hatte sich aber davor gehütet mehr als ein Zähneknirschen von sich zu geben. Sehr zur Belustigung seiner Kameraden.

Dom Emilio hatte getan, als habe er nichts gesehen, was aber mit Sicherheit nicht der Fall war, darauf hätte Salandra geschworen.

„Dort vorn ist es, Domna." Der Condottiere deutete auf die Ortschaft. „Und wenn ich mich nicht täusche, wird auch schon gekämpft."

Nur kurze Zeit später kehrte der von Dom Emilio vorausgeschickte Kundschafter zurück und gab kurz eine Einschätzung der Lage ab. „Ich schlage vor, wir gehen vorsichtig vor und versuchen von Westen her auf die Dächer von einem oder zwei Häuser zu kommen. So können unsere Schützen gezielt in den Kampf eingreifen und die Klingen rückwärtig sichern."

Salandra blickte nachdenklich drein.

„Domna?", fragte Emilio.

„Oh ja, ich bin einverstanden. Unterweist Eure Männer und dann schauen wir mal, ob wir beim Ausgang der Kämpfe nicht ein Wörtchen mitreden können."


Autor: vivar

Der Aufstieg auf die rückwärtige Seite der an der Plaza von Kellfall gelegenen Gebäude war mühsam. Die schiefergedeckten Dächer waren vom anhaltenden Regen nass und glitschig. Zwei von Dom Emilios Armbrusterinnen rutschten bei ihrem ersten Versuch wieder bis an die Dachkante hinunter, ehe ihre Kameraden sie wieder packen konnten. Einmal verlor sogar Dom Emilio den Tritt und nur ein beherzter Griff Salandras verhinderte, dass er rücklings wieder vom Dach stürzte. Stumm zog der Condottiere ein saures Gesicht.

Als sie schließlich alle vollkommen durchnässt und schwer atmend auf den Dächern auf Lauer lagen, wagte Salandra einen Blick über den Dachfirst. Der Blick, der sich ihr darbot, stimmte voll und ganz mit dem bereits zuvor erlauschten Waffenklirren, Geschrei und Donnergrollen überein. Im grauen Regen kämpften knapp vier Dutzend Reiter miteinander. Die einen, ausnahmslos schwere Panzerreiter mit Säbeln, drangen von der Nordseite der Plaza auf ihre Gegner ein. Ihr Feldzeichen hing traurig im Regen: es war wohl weiß und schwarz. Von der Südseite her kämpfte eine viel bunter zusammengewürfelte Truppe gegen die Schwarzgerüsteten an. Überwiegend leichte Reiter, aber auch einige Ritter im Schweren Harnisch, ein Geweihter des Sonnengottes im weißgoldenen Ornat und - ebenfalls auf einem Dach - ein halbes Dutzend Angroschim, die ihre Bolzen auf die Panzerreiter verschossen. Tote Menschen- und Pferdeleiber waren bereits auf der Plaza verteilt und färbten ihre Pflastersteine rot. Immer wieder tauchten Blitze die Szenerie in weißes Licht.

Salandra suchte das Banner und sah einen nur mit Kürass und Schaller gerüsteten Reiter, der verzweifelt ein Stück rotes Tuch an einer Stange gegen die anstürmenden Söldner verteidigte. Als er sich drehte, glaubte die Edle etwas Gold auf dem Tuch erblicken zu können. Die goldenen Dreschflegel des Alstingers? Sie hob den Blick und erkannte den brüllenden Hünen trotz seiner schweren Rüstung - Remigius von Alstingen war wohl der einzige Baron Almadas, der eine Ochsenherde führte. Nach allem, was Baron Thorom gesagt hatte, war er der rechtmäßige Baron im Taubental.

Die Edle von Therenstein erinnerte sich kaum an den Alstinger. Viel eher war ihr seine Schwester Buriana im Gedächtnis geblieben, jene Frau von der Statur eines Trolls und dem Appetit eines solchen, die auf Castillo Chellara einst rauschende Gastmähler gegeben hatte. Zu diesen lukullischen Großereignissen war Salandra selbst gemeinsam mit Dom Thorom bisweilen erschienen. Nun sollte León de Vivar die Baronin ermordet haben. Nun, dieser Schönling hatte seine eigene Geliebte auf dem Gewissen, warum also nicht auch seine Lehnsherrin? Dom Remigius hatte sich bei jenen Gelagen als humorvoll, trinkfreudig, bärenstark und grobschlächtig - er war ihr beim Tanzen mehrmals auf den Fuß getreten, ohne sich zu entschuldigen - erwiesen. Und er hatte der jungen Therensteinerin trotz der Anwesenheit seiner Gemahlin, einer Nordmärkerin, so lange schöne Augen gemacht, bis seine Schwester ihm beschämt Einhalt geboten hatte. Salandra dachte mit Belustigung an jene Episode zurück. Dann wischte sie sich eine nasse Strähne aus dem Gesicht und wandte sich wieder Dom Emilio zu.

„Die unter dem rot-goldenen Banner und die Zwerge sind die Unseren“, sagte sie ruhig, aber deutlich. Wer die schwarzen Panzerreiter mit dem schwarzen Adler auf silbernem Grund sind, weiß ich nicht, aber auf jeden Fall kämpfen sie gegen unsere Freunde.“

Der Condottiere, der auf dem Rücken lag, ruckte mit dem Kopf hoch und zog die Brauen zusammen. „Schwarze Adler? Die kenn’ ich. Haben für den Kullbacher gekämpft und lagen dann eine zeitlang in Inostal. Was suchen die denn hier?“

Salandra hatte darauf keine Antwort. Doch Dom Emilio schien die Frage ohnehin nicht an sie gerichtet zu haben, sich möglicherweise gar nicht für eine Antwort zu interessieren. Geschäft war Geschäft „Spannt eure Armbrüste!“, zischte er seinen Mercenarios zu. „Für jeden Schwarzen Adler, den ihr vom Himmel holt, gibt’s heute Abend einen Becher Brannt zusätzlich!“

Die Armbruster taten, wie ihnen geheißen, luden ihre Waffen und robbten bis zum Dachfirst vor. Bald sahen sich Dom Dartans Söldner nicht mehr nur von den Angroschim im Süden der Plaza, sondern auch von neuen Streitern auf den östlichen Dächern beschossen.

Rotgefiederte Bolzen schwirrten aus dem Nichts heran. Viele prallten wirkungslos an den Panzerplatten der Schwarzen Adler ab, einige gruben sich nutzlos in den aufgeweichten Boden, doch so mancher fand sein Ziel und bohrte sich zwischen Helm und Halsbeuge, zwischen Arm und Schulter, zwischen Brust- und Rückenplatte ins Fleisch. Häufiger noch wurden Schlachtrösser in Hals, Flanken oder Kruppe getroffen.

Pferde und Reiter, die schnaubend und brüllend die Schelaker Schar bedrängt hatten, stockten jetzt und quirlten durcheinander. Ein Ross stieg in die Luft, ein anderes überschlug sich, seine Herrin zerdrückend, wieder ein anderes hetzte kreuz und quer über die Kellfaller Plaza und schleifte seinen schreienden Reiter an den Steigbügeln nach.

Remigius von Alstingen wandte verblüfft das behelmte Haupt, um die Herkunft dieser unerwarteten rotgefiederten Verbündeten zu identifizieren. Im Schleier des Regens erkannte er jedoch nur Schemen auf den Dächern. ‚Einerlei’, dachte er, ‚das ist unsere Chance!’ „Taubental, Taubental, vorwärts, Taubental“ brüllend, ließ er die Ochsenherde auf seine Gegnerin niedersausen. Neben sich hörte er seinen Vetter, den Praiospfaffen, mit heller Stimme „Für Praios!“ rufen. Dom Remigius lächelte grimmig unter seiner Schaller und preschte weiter dorthin vor, wo er soeben noch den Söldnerführer Dartan erspäht hatte.

Dieser hatte wohl blitzschnell das neue Kräfteverhältnis errechnet und hob den Säbel, um seinen Schwarzen Adlern ein Zeichen zu geben. Was er brüllte, ging im Rollen des Donners, dem Geschrei der Verwundeten und dem Wiehern der Pferde unter, doch es war wohl der Ruf zum Rückzug.

Was von der Masse der Panzerreiter geblieben war, flutete zurück an den Nordrand der Plaza. Nur ein herrenloser Gaul, vor Schmerz irrsinnig, raste in die andere Richtung, bis ein Nordmärker Schwerthieb ihn zu Boden sandte. Er versuchte sich wieder zu erheben, sank aber erneut um, warf sich auf den Rücken und schlug mit den Hufen in die Luft.

Eine neue Bolzensalve trieb die Schwarzen Adler in die Steige zum Castillo Chellara hinein, die sie eine Ewigkeit und ein Unwetter zuvor herab geritten waren. Die schweren Rüstungen und großen Rösser schienen ihnen nun hinderlich; und gierig wie Hyänen setzten ihnen die leichten Alstinger Reiter nach. Auch der junge Veit war darunter und schwang fiebrig die Klinge.

Als der Vater das sah, hob er die Stimme und rief seinen Sohn zur Ordnung: „Veit, zurück! Zurück, ihr alle! Lasst die Hunde laufen! Zurück!“

Sein Sohn war der letzte, der von der Verfolgung abließ, sein Ross wendete und zurücktrabte. Sein Gesicht war nass von Schweiß und Regen; rotblonde Strähnen klebten in der bleichen Stirn. Der Blick aber war starr und das Kinn trotzig vorgeschoben. „Warum habt Ihr uns zurück gerufen, Vater? Wir hätten sie von den Pferden geholt! Jetzt werden sie sich im Schloss – in Eurem Schloss! – verkriechen!“

„Schweig, Veit!“, knurrte Dom Remigius und klappte sein Visier hoch, um seinem Sohn in die Augen schauen zu können. „Das Schloss erreichen die ohnehin. Sie sind vielleicht zersprengt, aber um sie zu zerreiben, sind wir nicht stark genug. Das ist keine Bauernmiliz, das sind erfahrene Söldner, vielleicht sogar ehemalige Soldaten des Reiches. Sobald ihr euch außer Reichweite unserer Armbrüste bewegt, machen die kehrt und hauen euch zusammen. Glaub mir, dieser Dartan ist kein Grünschnabel wie du!“

Damit beließ er es und wandte sich Firnmar zu, der immer noch das Banner in die Höhe reckte. „Sammeln, Verletzte versorgen und Tote zählen, Firnmar. Jemand soll die unverletzten Rösser einfangen. Den sterbenden Gäulen gebt den Gnadenstoß. Und sucht nach den zwei Gefangenen. Sie sind uns abhanden gekommen.“

Der Bannerträger nickte stumm.

„Und sputet euch! Wir müssen so schnell als möglich weiter. Wer weiß, wann dieser Darten wiederkommt.“ Dom Remigius wischte seine Ochsenherde nicht ab. Das würde der Regen für ihn besorgen. Während Firnmar seine Befehle weitergab, lenkte er sein Ross neben das des Pherad von Gernebruch und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Brav gekämpft, lieber Vetter. Ich schätze es sehr, wenn Gottesmänner ihren Glauben auch handfest zu verteidigen wissen.“

Der Geweihte nickte nur schweigend und blickte über das Schlachtfeld, wo sich Regenpfützen mit Blutpfützen vermischten. Er war noch immer etwas außer Atem.

Dom Remigius lobte auch die Gernebrucher Zwerge unter Grubolosch Sohn des Gneis, die von ihrem Dach herabstiegen, ehe er sein Ross auf das gute Dutzend berittener Armbruster zulenkte, die von der südwestlichen Ecke der Plaza heranzogen. Angeführt wurden sie von einem Haudegen mit Heldenkaiserbart und einer ganz in Leder gewandeten Rapierfechterin, deren Caldabreser vom Regen so durchweicht war, dass er alle Form verloren hatte und seine rotgelben Federn wie die Zweige einer Trauerweide an ihm herabhingen.

„Euch sandten die Götter, Frau von Therenstein!“, rief der Alstinger erfreut aus, als er erkannte, wen er da vor sich hatte.

„Mich sandte Baron Thorom“, entgegnete die Edle trocken. „Ob mein Herr göttlich inspiriert wurde, vermag ich Euch nicht zu sagen, Dom Remigius. Ich bin Vögtin von Haffith, keine Theologin. Seine Hochgeboren hat Eure Nachricht empfangen und lässt Euch sein tiefes Beileid über den Tod Eurer Schwester und Eures Bruders ausdrücken. Er hat Domna Burianas Gastmähler immer sehr zu schätzen gewusst. Die unsichere Lage in der zentralen Südpforte, wo sich verschiedene Taifados gegenseitig zerfleischen, um gen Efferd, wo Rotpelze die Baronie Mesch besetzt halten, hat meinen Herrn jedoch daran gehindert, Haffith zu verlassen und Euch persönlich zu Hilfe zu eilen, auch wenn er dies zunächst erwog.“

„Wie schade, wie schade. Aber freilich nur zu begreiflich“, warf Dom Remigius verständnisvoll ein, dem es gar nicht so unrecht war, statt dem alten Zwergen seiner ansehnlichen Vögtin gegenüber zu stehen. „Aber ich bin ihm dankbar, dass er mir seine treueste und schönste Vasallin gesandt hat!“

Domna Salandra schenkte ihm einen prüfenden Blick aus ihren blauen Augen, dann fuhr sie fort: „Baron Thorom hat mich beauftragt, Mercenarios anzuwerben und Euch beizustehen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den tapferen Condottiere Emilio Toldorán i Madero“ – sie wies mit ihrem Handschuh auf den Alrikbart, der in Habachtstellung auf seinem Pferd saß – „verpflichten konnte, so dass ich erst heute zu Euch stoßen konnte. Gerade zum rechten Zeitpunkt, wie mir scheint.“

„In der Tat!“, pflichtete Dom Remigius bei. „Nur durch Euch und Herrn Emilio konnten wir die Schergen des Vivar, die uns hier auflauerten, Herr werden. Meinen aufrichtigsten Dank, Frau von Therenstein! Das werde ich Euch und Baron Thorom nicht vergessen!“

„Dafür sind Nachbarn da, Dom Remigius“, antwortete sie mit wegwerfender Geste, nickte aber zum Zeichen, dass sie durchaus verstanden hatte, dass er nun in ihrer Schuld stand. „Was habt Ihr nun vor? Ohne aufdringlich sein zu wollen, würde ich angesichts des anhaltenden Regens gerne in Bälde ein trockenes Dach über dem Kopf haben.“

„Das kann ich nur zu gut verstehen, Frau von Therenstein – ein trockenes Dach, ein wärmendes Feuer und einen Becher heißen Weins… leider erwartet uns all das erst in Waldhaus, das bereits befreit wurde. Zum Gehörnten mit diesen Schwarzen Adlern, die uns hier aufgehalten haben!“

In diesem Augenblick trabte Firnmar heran.

„Firnmar Krytzdorfer, mein Leutnant. Firnmar, du kennst Frau von Therenstein. Das ist Anführer ihrer Armbruster.“

Firnmar nickte in bemühter Höflichkeit. „Erst die guten oder erst die schlechten Nachrichten, Hochgeboren?“

„Erst die guten, Firnmar.“

„Acht Schwarzen Adlern haben wir so die Flügel gestutzt, dass sie sich nicht mehr erheben werden.“

„Verletzte?“

„Äh…, auf ihrer Seite keine, Herr.“

„Gut. Und die schlechten Nachrichten?“

Firnmar schluckte. „Lumetta, Rondrik und Zamoro sind tot. Ismelda wird die Nacht nicht überleben. Morena und Alfwin sind so schwer verletzt, dass wir sie im Perainetempel einquartieren mussten. Ebenso zwei Zwerge. Volapio und Yantur haben ein paar leichte Säbelhiebe abbekommen, aber sie können reiten. Und ein Kurzer hatte einen Bolzen in der Hand, hat ihn sich aber selber wieder rausgezogen.“

„Was ist mit der Horasierin und dem Aranier?“

„Beide spurlos verschwunden, Herr. Der Gaul der Horasierin liegt mit zerschlagenem Schädel am Flussufer. Mit ihrer schweren Rüstung und dem festgebundenen Wickelkopf hintendran ist sie wahrscheinlich ins Wasser gestürzt; und beide sind ersoffen.“

„Hm. Schade um das Frauenzimmer. Sie hatte Feuer im Blut. Aber wir haben ja bereits einen mehr als würdigen Ersatz gefunden, nicht wahr, Frau Salandra?“ Dom Remigius vollführte eine ungelenke Verneigung in Richtung der Haffither Vögtin, ehe er seinem Pferd die Sporen gab. „Auf geht’s! Wir reiten gen Waldhaus!“

Domna Salandra lächelte amüsiert. Dann gab sie ihrem Condottiere einen Wink und folgte dem Alstinger über die Brigella.