Chronik.Ereignis1033 Streit ums Taubental 03
Wie eine Comtessa in Las Dardas Gastung nahm. Wie sie Domna Fiona ihr Töchterlein Zaida zurückbrachte um es ihr sogleich wieder zu nehmen.
Baronie Taubental, 1. Travia 1033 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf dem Caballerogut Las Dardas (am späten Nachmittag)[Quelltext bearbeiten]
Autorin: lasdardas
Dunkle Vorahnungen suchten ihre Schatten voraus zu werfen, doch Domna Fiona konnte solcher Gemütslaune im Moment nicht nachgeben, das würde bis heute Abend warten müssen. Zumindest hatte sie den Werwolf, den die letzte Nacht hinterlassen hatte – berauscht dachte sie zurück – erfolgreich bekämpfen können.
Denn nicht nur, dass ihre abenteuerlustige Tochter Zaida noch immer nicht zurück war – die letzte Botschaft besagte zumindest, dass man schon auf dem Weg in die Baronie Taubental sei – auch ihre sonst so umgängliche Tochter Elena hatte sich dieser Tage in einen Wirbelwind verwandelt. Es war kaum möglich mit dem Mädchen zu reden, ohne dass sie in Vorfreude herumhüpfte. Auch Ermahnungen zu etwas Manierlichkeit halfen da wenig. Und bei Rahja, sie konnte es ihrer Tochter nachfühlen. Stolz strich sie über den edlen Stoff und legte das Schultertuch, das kunstfertig mit Rosen bestickt war, zusammen und zu den restlichen Gegenständen in die reich gefüllte Truhe, die sie ihrer Tochter mitzugeben gedachte.
Leise war ihr Gemahl hinter sie getreten und umfasste sie mit seinen starken Armen.
„Traurig darüber, dass du bald deine beiden hübschen Mädchen aus dem Haus hast?", wollte er mit brummiger Stimme wissen.
„Ach was", kam es unwillig von ihr, doch sie lehnte sich gegen ihn zurück, den Schutz seines warmen Körpers suchend. „Dann wird es hier endlich etwas ruhiger sein und ich habe sicher genug damit zu tun Cecilio vor irgendwelchen Dummheiten zu bewahren!" Ihr großer Bär kannte sie einfach zu gut, doch sie wollte sich die Wehmut nicht anmerken lassen. Zaida bald Knappin und Elena als Novizin in Santa Catalina… ein leises Seufzen entkam ihr. Und dann war da noch die große Frage: Wie ließ sich die Situation ihrem Lehnsherrn erklären? Auf Rahja vertrauen, sagte sie sich energisch und wandte sich mit einem Glitzern im Blick ihrem Gemahl zu.
Autorin: ehrenstein
Von Ragath über Taladur und Viryamun hatten sie gerade Flogglond hinter sich gelassen und waren in Richtung Las Dardas abgebogen.
Romina hielt sich - entgegen des Wunsches ihres Leutnants, der die sechs Leibwachen, die ihr gräflicher Vater ihr ans Bein gebunden hatte - befehligte, an der Spitze ihres kleinen Trupps. Leutnant Ardan von Kündoch hatte zwei seiner Gardisten kurzerhand zur Vorhut gemacht und diese trotz des wilden Blickes der Comtessa eine Stunde vorreiten lassen.
Zaida zappelte neben der Grafentochter auf ihrer ragatischen Stute, was das Tier komischerweise unberührt ließ. Romina schenkte dem aufgeregten Mädchen einen Seitenblick. Ihr war schon nach kurzen Kennenlernen der jungen Waldwachterin aufgefallen, dass diese ein Händchen für Tiere besaß. Die silberweiße Stute war unter ihr selbst nie so ruhig gelaufen und auch ihr eigener Hengst fraß dem Mädchen seit dem ersten Tag aus der Hand.
Die Grafentochter dachte kurz zurück, wie sie Zaida kennengelernt hatte und was seitdem alles geschehen war. Es schauderte sie - sowohl das Mädchen, als auch sie selbst hatten viel Glück gehabt; sie verdrängte den Gedanken an die Verluste, war sie doch einfach nur dankbar, einigermaßen unbeschadet hier und heute gen Las Dardas zu reiten. Das Mädchen hatte Romina beeindruckt. War sie doch zusammen mit Onkel Gendahar durch den Raschtulswall geklettert und hatte versucht sie zu finden.
Onkel Gendahar hatte ihr geraten dem Wunsch des Mädchen nachzugeben und sie als Knappin anzunehmen. Vater hatte ihr davon abgeraten, er meinte, es wäre weder angebracht noch standesgemäß. Und wieder einmal stand sie zwischen den ehrensteinschen Ehrbegriffen des Vaters und der almadanischen Spontaneität der Streitzigs. Sie seufzte, was ihr einen forschenden Seitenblick von Zaida einbrachte.
„Hör auf zu zappeln, Zaida“, versuchte sie streng zu sein, ohne jedoch das Schmunzeln zu unterdrücken, verstand sie doch gut die Aufregung des Mädchens. „Deine Mutter wird dir bestimmt den Kopf abreißen - jede Mutter würde das tun -, aber wenn es vorbei ist und ich mit ihr geredet habe, wird alles gut. Ich verstehe absolut, warum du die Knappschaft bei einer Frau vorziehst.“ Sie räusperte sich und verkniff sich jegliche Bemerkung den 'Händlerbaron' betreffend. Das Mädchen sollte nicht gegen den Lehnsherr ihrer Familie aufgehetzt werden. Doch sie würde Zaida dem tulamidischem Hengst nicht überlassen. Sie hoffte, dass der Vivar es nicht persönlich nehmen würde, immerhin war er indirekt mit den Rebenthals verwandt. Auch darüber hatte sie mit Vater gesprochen, er hatte ihr unzählige Gründe genannt, warum es besser wäre, die junge Las Dardas einfach zur Mutter zurückzubringen und das ganze mit einem großzügigen Geschenk und dem Wohlwollen der gräflichen Familien Ehrenstein und Streitzig zu bedenken. Ein Geschenk für das Leben von Gendahar. Sie verzog den schönen Mund. Sie würde mit dem Vivar sprechen, es ihm erklären, und wenn er neben dem tulamidischen Händlerblut genügend Almadani war, würde er sie verstehen.
Dann kam Las Dardas ins Sichtweite...
Autorin: lasdardas
Schuldbewusst zog Zaida die Schultern etwas hoch, ob als Reaktion auf Domna Rominas Rüge oder in Ermahnung an den Ärger ihrer Mutter, war nicht auszumachen. Zumindest aber stellte die junge Waldwachterin vorübergehend das Gezappel ein und sah schon wieder mit leuchtenden Augen zu Domna Romina hinüber. „Um meine Frau Mutter mache ich mir keine Sorgen, Domna Romina, sie mag mir das Fell gerben, aber das Glück mich zurück zu haben wiegt sicher mehr." Skeptisch zog sie die Nase kraus. „Nun, jedenfalls hoffe ich das…"
Sie schielte zu ihrer Heldin hinüber, deren eigene Mutter einiges an Aufhebens gemacht hatte, als man die Tochter sicher zurück zu Hofe geleitet hatte. So sie über die Dienerschaft sich lauschender Weise hatte kundig machen können, war die Erleichterung der Gräfin von Ragath jedoch bald einer Standpauke gewichen. Die Hochwohlgeborene Dame war ihrer Tochter so gar nicht ähnlich, was tatkräftiges Handeln anging, so viel wohl hatte Zaida verstanden, auch dass sie der Gräfin aus irgendeinem Grunde als Ärgernis erschienen war. Dabei hatte sie bei den kurzen Begegnungen mit der edlen Dame doch wirklich darauf geachtet ihre Manierlichkeit an den Tag zu legen. Aber was wusste sie Waldwachterin schon von dem Ragather Hofgedöns?
Kurz verzog sie das Gesicht und wackelte schon wieder beim Reiten mit den Beinen. Die Stute schüttelte nur gutmütig den Kopf und sie tätschelte ihr zufrieden den Hals. Ihr vorausspähender Blick konnte bereits die rot geziegelten Dächer von Las Dardas ausmachen. „Schaut nur Domna Romina, gleich sind wir da!", entkam es ihr aufgeregt und sie deutete übermütig voraus zum Landgut ihrer Familia.
Autorin: ehrenstein
Indes trafen beim Landgut zwei Gardisten ein und wurden von dem gerade im Gesindehof zum Abendmahl versammelten Landleuten neugierig beäugt.
Die beiden Reiter achteten nicht weiter auf das neugierige Gesinde, sondern wandten sich zielgerichtet dem Herrenhaus zu. Der Majordomus, dem man flugs Bescheid gegeben hatte, stand schon am Fenster und registrierte die ragatischen Farben, als die Reiter vor der Treppe anhielten, einige leise Worte wechselten und einer von ihnen absaß.
Der zweite wandte das Pferd und ritt, sich aufmerksam umschauend, zurück zu dem Weg, den man hochgekommen war. Er machte sich daran, das Anwesen zu umrunden.
Autorin: lasdardas
Kurz krächzte ein Rabe auf und flatterte dann über den Innenhof des Landguts hinweg gen Wald davon. Begeistert klatschte Corveño in die Hände und wollte schon von seinem Stuhl hüpfen, als Dom Ludovigo ihn gerade noch zurückhalten konnte. „Erst essen, Räblein, dann kannst du loslaufen", ermahnte er ihn mit sanfter Brummstimme und drückte ihm ein Stück Brot in die Hand. Mit einem Stirnrunzeln verfolgte er, wie sich Domna Fiona mit abwesendem Blick erhob und zu lauschen schien. Da hatte man den kleinen Racker wieder am Tisch, da machte sich die Dame des Hauses auch schon auf und davon und er hatte das Nachsehen.
Mit schnellen Gesten hatte der Majordomus einer Magd bedeutet, zum Innenhof zu eilen und die Domna zu informieren, die dort mit ihrer Familia beim Abendmahl saß. Dann war er nach unten geeilt, um den fremden Reiter in Empfang zu nehmen. Er wusste nur von einer möglichen Gesandtschaft, die dieser Tage das Landgut erreichen sollten und er hoffte, dass es sich um selbige handelte.
„Die Zwölfe zum Gruße, Dom", wandte er sich dienstgeflissentlich an den Reiter. „Wen kann ich der Domna melden?" Sein Blick glitt an dem Mann vorbei und suchte die Straße hinter ihm ab, doch zu seiner Verunsicherung konnte er niemanden sonst entdecken. Also nur der andere Mann, der gerade das Haus umrundete? Ein klein wenig Zweifel schlich sich ein, als er auf Antwort wartete.
Autorin: ehrenstein
Der Gardist nahm kurz respektvoll Haltung an. "Corporal Sanchez del Rio mein Name und Ihr könnt der Herrin des Hauses melden, dass Ihre Hochwohlgeboren, die Comtessa Romina Alba von Ehrenstein und Steitzig nebst der Domnatella Zaida etwa eine Stunde hinter uns auf dem Weg hierher sind. Mein Leutnant lässt darum bitten, gleich zu seiner Ankunft den hiesigen Hauptmann sprechen zu können. Ich selbst habe Order, die Gegend zu erkunden." Der Mann salutierte kurz und wandte sich resolut zum Gehen.
Draußen stieg er unverzüglich auf sein Pferd und machte sich auf, das Anwesen gegenläufig zu seinem Mitstreiter zu umrunden.
Autorin: lasdardas
Ricardo blinzelte wie von der Kutsche überrollt bei soviel militärischem Schneid und sah dem Mann nach. Ein leises Räuspern hinter ihm brachte ihn nicht einmal zum Zusammenzucken. Er stand schon zu lange in den Diensten der Domna Fiona.
„Das Chaos, Domna, hält wieder Einzug auf Las Dardas", verkündete er angemessen respektvoll und erntete ein kurzes Nicken.
„Lass alles für die Ankunft der Comtessa vorbereiten. Ehrenzimmer, unsere besten Weine, die Köchin soll sich an die Arbeit machen… Ich werde derweil die Reitgerte ölen gehen", brummte sie zum Ende hin. Und Ricardo war sich nicht sicher, wie ernst es um den Ärger der Domna stand. So blieb ihm nur für das heimkehrende Chaos auf das Beste zu hoffen. Eilig lief er auf den Hof und sorgte für die nötigen Vorbereitungen.
Nur wenig später war der Tisch im Innenhof frisch gedeckt und in der Küche schmorte der Lammbraten, den man eigentlich am nächsten Tag hatte servieren wollen. Die beiden Mägde richteten aufgescheucht die Gästequartiere her und einer der Knechte fegte eifrig auch das letzte Strohhälmchen vom Innenhof, von Lopez überwacht, der zufrieden nickte.
Derweil kreiste ein Rabe in elegantem Flug über dem Tross der Domna Romina, als wolle er Ehrengeleit zum Landgut geben. Domnatella Zaida schluckte. „Bei Väterchen Boron, ich hoffe, das ist kein schlechtes Omen", murmelte sie leise und ruckelte sich nervös auf dem Sattel zurecht. Sie schielte zu Domna Romina hinüber und ihre Laune hob sich sogleich wieder, als sie die aufrechte Gestalt betrachtete, die mit erhobenem Haupt im Sattel saß. Ja, so wollte sie es auch machen, wenn sie auf das Landgut heimkehrte.
Autorin: ehrenstein
Man hatte das Dorf fast hinter sich gelassen und Domna Rominas Blick glitt über Anwesen, das Tal und kurz hoch zu den Gipfeln der Waldwacht. Sie schauderte. Gebirge hatte sie in den Wochen zuvor wahrlich genug gehabt. Schnell konzentrierte sie sich wieder auf das Anwesen. Es schien ebenso verwinkelt wie gepflegt und schmiegte sich in die Landschaft. Die Sonne stand tief und tauchte die östlichen Hänge über Las Dardas in ein rotgoldenes Licht. Eine Herde Schafe kam vor den Reitern auf den Weg, der Leutnant hinter Romina schnaubte leise und hieß einen Gardisten, den Hirten aufzufordern, die Tiere aus dem Weg zu treiben.
Die zwei Hirten sahen zu Romina und Zaida, der Ältere hob grüßend und breit lächelnd die Hand und schickte die Hunde aus, um die Schafe von dem Weg zu holen.
Während Zaida kurz zurückwinkte, achtete die Grafentochter nicht weiter auf die Männer am Weg. Sie nahm die Architektur des Herrenhauses in sich auf, schön verputzt, kalkweiß mit roten Ziegeldächern sah man gleich, dass es ein Junkergut war. Wilder Wein rankte über eine Seite und weißer Kies zierte den Weg in den Hof. Sie liebte diese kleinen Anwesen. Sie hatten etwas Friedliches und Romantisches. Keine trutzigen Mauern, kein weißer Mamor und überflüssiger Prunk. Trotzdem sah man diesen Haciendas das Magnatengut an.
Leise seufzend dachte sie an Ragath und die Burg. Sie liebte ihre Heimat, aber hier war alles ein wenig mehr almadanisch als im rauen Nordwesten. Plötzlich und unvermittelt kam der Gegengedanke, verdammt, immer dieses sentimentale Getue. Sie war hier, um eine Knappin in den Dienst zu nehmen und nicht, um die Sommerfrische der Waldwacht zu genießen. Und sie sollte nicht vergessen, in wessen Baronie sie war. Wenn der Händlerbaron diese Schwäche bei ihr herausfand, würde er sie kurzerhand in seine Eroberungsriege einreihen. Was wäre sie dann für ein Vorbild für die kleine Zaida? Sie staffte sich und ihre Miene wurde wieder kühl.
Derweil war der Trupp vor der Treppe zum Haupthaus angekommen und einige Burschen, sowie ein Haushofmeister hielten aus sie zu. Schnell war auch Leutnant von Kündoch vom Pferd und trat an Rominas Tier, ihr die Hand reichend. Sie unterdrückte ein Seufzen, sie war selbst schuld, wenn sie so langsam war. Sie nahm die Hand und stieg brav ab, würdigte den jungen Adeligen keines Blickes, sondern wandte sich gleich dem Haushofmeister zu, der sich tief verbeugte.
"Herzlich Willkommen auf Las Dardas, Euer Hochwohlgeboren." Der ältere Mann richtete sich wieder auf und sah kurz zu Zaida, die sich gerade neben Romina stellte und dabei versuchte, eine Blick ins Haus zu werfen. Man sah dem Mädchen an, dass ihm das Herz bis zum Hals klopfte.
Romina legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
"Ich danke Euch, guter Mann. Sagt, ist die Herrin dieses schönen Anwesens zu sprechen?" Die Hand auf der Schulter des Mädchens drückte zu und verlangte ohne Worte Zurückhaltung.
Der Haushofmeister nickte. "Aber natürlich, Euer Hochwohlgeboren, wenn Ihr mir bitte folgen wollt."
Und Romina folgte dem Mann in die Kühle des Hauses, Zaida immer noch an der Schulter führend. Sie wollte sie wohl an ihrer Seite haben.
Autorin: lasdardas
Es tat gut, Domna Rominas Hand auf der Schulter zu fühlen und die energische Ragather Magnatin hinter sich zu wissen, als Lopez, der Haushofmeister ihrer Mutter, sie durch den schattigen Flur zum großen Saal des Caballeroguts führte, der ihr jetzt, nach all dem Erlebten, gar nicht mehr so groß erschien. Nervös trat sie hinter Lopez ein und senkte von schlechtem Gewissen geplagt den Kopf, als sie ihrer Eltern ansichtig wurde. Da konnte auch der warmherzige und erleichterte Blick ihres Vaters sie wenig aufmuntern, als sie das angespannte Gesicht ihrer Mutter und den vorwurfsvollen Blick ihrer Zwillingsschwester gewahr wurde. Corveño jauchzte begeistert ein „Ida", als er sie sah und konnte nur vom raschen Griff seiner älteren Schwester daran gehindert werden, sogleich zu ihr zu stürmen.
Darum bemüht es sich nicht allzu sehr anmerken zu lassen, atmete Domna Fiona erleichtert ein, als sie ihre Drittgeborene wohlbehalten wiedersah. Auch wenn sie nicht an diesem Wiedersehen gezweifelt hatten, die Karten waren da immer sehr zuverlässig. Dennoch hatte sie nicht vor, es dem jungen Wirbelwind zu einfach zu machen. Und so wandte sie sich respektvoll an die junge Frau, die hinter ihrer Tochter stand. Die Hand auf der Schulter ihrer Tochter entging ihr dabei keineswegs und zauberte ein kaum merkliches Lächeln auf ihre Lippen.
„Euer Hochwohlgeboren, es ist uns eine Ehre, Euch auf Las Dardas begrüßen zu dürfen. Und eine große Freude, dass Ihr unsere Tochter sicher in den Schoß der Familie zurück geführt habt. Mein Majordomus wird dafür sorgen, dass es Euren Männern an nichts mangelt und sie angemessen hier auf dem Landgut untergebracht werden." Ein kurzes Zögern ließ die sonst so sicher wirkende Domna Fiona inne halten. „Ich danke Euch vielmals!", brach es gefühlvoll aus ihr heraus, ehe sie sich zurücknahm. Es beruhigte sie die ruhige Präsenz ihres Mannes hinter sich zu fühlen. „Ihr seid nach der Reise sicher ermüdet und hungrig. Lopez kann Euch die Gästezimmer zeigen und danach würden wir uns freuen, wenn Ihr Euch uns zu einem späten Mahl anschließen würdet?"
Autorin: ehrenstein
Domna Romina neigte freundlich lächelnd den Kopf und nahm die Hand von Zaidas Schulter. „Die Ehre liegt ganz auf meiner Seite. Eure Tochter höchstselbst zurückzubringen war mir eine Herzensangelegenheit, hat sie doch meinem verehrten Onkel Gendahar das Leben gerettet. Ich kann Euch nur zu diesem Kind gratulieren - es ist unerschrocken, tatkräftig und entschlossen.“ Sie lächelte kurz zu dem Herrn in der Runde, sah dann wieder zu Fiona. „Aber Ihr habt Recht, ich würde mich gerne etwas frisch machen.“
Sie wandte sich dem Haushofmeister zu und winkte ihm vorzugehen. Etwas später war die Familie unter sich.
Autorin: lasdardas
Überrascht riss Zaida die Augen auf und blickte Domna Romina nach, als sie sich so plötzlich ihres Rückhaltes beraubt sah. Sie schluckte und wandte sich ihrer Mutter zu, nur um sich unvermittelt in der bärigen Umarmung ihres Vaters wiederzufinden. Als wäre damit der Damm gebrochen, hingen gleich darauf noch Elena und Corveño an ihr und fragten und schimpften und lachten erleichtert durcheinander. Bis man sie schließlich freigab und sie sich ihrer Mutter gegenüber fand.
„Zaida… willkommen zu Hause. Und lass dich erst einmal umarmen, bevor ich dich danach frage, was du alles ausgefressen hast und ich wütend werden kann…" Mit einem Seufzen trat ihre Mutter auf sie zu.
Eine halbe Stunde später saß man noch immer beisammen im Saal vor dem großen Kamin und lauschte Zaidas aufgeregtem Bericht über die Erlebnisse im Raschtulswall. Bis Domna Fiona zur Überzeugung gelangte, dass der kleine Corveño etwas zu viel Begeisterung für derlei Abenteuer zeigte und eine Bedienstete anwies ihn für diesen Abend in Bishdariels Arme zu empfehlen. Und zu ihrer Erleichterung vermerken konnte, dass die Ragather Grafentochter offensichtlich einen guten Einfluss auf das umtriebige Töchterlein hatte. Sie wartete geduldig auf den Moment sich mit dieser unterhalten zu können.
Autorin: ehrenstein
Romina sah sich im Zimmer um, zog die Reithandschuhe aus und ließ sich rücklings auf das breite Bett fallen. Sie war in Las Dardas und würde sich eine Knappin aufhalsen. Es war irgendwie unglaublich: die kleine Zaida bewunderte sie so sehr, dass es ihr fast peinlich war. Dem gerecht zu werden würde nicht einfach sein. Sie dachte zurück an Gendahars Grinsen, als er ihr geraten hatte, Zaida auszubilden. Sie richtete sich wieder auf und schlüpfte aus den staubigen Stiefeln, als ein Räuspern sie aufsehen ließ. Das junge, dralle Mädchen knickste tief und stammelte etwas von Verzeihung, nicht stören wollen, ein Bad und Hilfe beim Aus- und Ankleiden. Die Provinz war so köstlich.
„Ich brauche das Bad erst nach dem Essen, aber du kannst meine Stiefel polieren.“ Sie stand auf und ging barfuss zu der Waschschüssel, schaute dann aber wieder zu der jungen Magd, die gerade die Stiefel aufhob.
"Wie heißt du?“
Das Mädchen wandte sich sofort wieder Romina zu und murmelte etwas.
Romina runzelte die Stirn. „Ich versteh kein Wort, Mädchen, ich werde dich einfach Madalena nennen, so heißt hier ja fast jedes weibliche Wesen.“
Der ohnehin schon dunkle Teint der Magd wurde noch dunkler. „Aber ich heiße Concita, Domna,“ sie senkte ob ihrer Dreistigkeit gleich wieder den Blick.
Romina musste schmunzeln. „Na, geht doch, dann geh jetzt meine Stiefel polieren, Cita, ich brauch' sie gleich wieder.“
Concita nickte wild und machte sich schnell davon. Romina lachte, schenkte Wasser in die Schüssel und wusch sich Gesicht und Hände. Dann legte sie sich wieder auf das Bett und wartete entspannt darauf, dass ihre Stiefel zurückkamen.
Autorin: lasdardas
Es dauerte nicht so lange, wie wohl vermutet, bis es wieder an der Tür klopfte. Auf ein „Herein" aus dem Zimmer hin trat Ardan von Kündoch ein und nahm sofort Haltung an. „Euer Hochwohlgeboren!" Sein Blick wanderte kurz zur Grafentochter auf dem Bett, ehe er wieder ernst gerade aus blickte. „Die Männer sind alle auf dem Anwesen untergebracht und die Pferde wurden versorgt. Die beiden Männer, die ich als Späher ausgeschickt habe, sind ebenfalls zurück und haben Entwarnung gegeben. Keine besonderen Vorkommnisse oder Sichtungen. Ich habe eine Wache vor dem Zimmer stationiert."
Nach Beendigung des militärisch korrekten Berichts richtete sich sein Blick wieder auf die junge Domna, die sich auf dem Bett aufgesetzt hatte. „Wie mir über das Personal zugetragen wurde, will die Familia de las Dardas alsbald in Richtung Santa Catalina aufbrechen; Ihr erinnert Euch an Domnatella Zaidas Bericht über den Klosterbeitritt ihrer Zwillingsschwester?" Eine rhetorische Frage, er wusste um das gute Gedächtnis seiner Herrin. „Der älteste Sohn der Familia sei bei Kampfhandlungen in der Südpforte involviert – und daher nicht auf dem Weg nach Punin, wie man sich bemühte mir zu versichern. Und im naheliegenden Katzenwald sollen Dämonen und Hexen umgehen." Er verzog leicht das Gesicht ob der Bauernmärchen, die man seinen Leuten aufgetischt hatte. „Mehr konnte ich in der Kürze der Zeit nicht in Erfahrung bringen, Domnatella."
Autorin: ehrenstein
Die 'Domnatella', eigentlich bereits ganz eine Domna, sah zu dem schneidigen Tobrier und atmete tief durch. Sie hatte Vater versprochen, sich an die Anweisungen von Kündochs zu halten. Aber sie waren im Taubenthal und nicht in der Dämonenbrache. Eine Wache vor der Tür... sie verzog das Gesicht.
„Im Katzenwald, sagt Ihr... ist es weit dahin?“ Sie stand auf und unterdrückte das Grinsen über den verblüfften Ausdruck auf des Leutnants Gesicht. „Keine Angst,“ demitierte sie gutmütig. „Ich habe nicht vor, den Katzenwald zu erforschen! Wir werden mit der Familia de las Dardas nach Santa Catalina reisen.“ Sie schlüpfte in die blanken Stiefel, die Concita dezent hingestellt hatte. „Ich danke Euch für Eure Umsicht, Leutnant, aber meint Ihr, es ist notwendig, mich hier in der friedlichen Waldwacht wie die Kronjuwelen bewachen zu lassen?“
Sie sah in den Spiegel und zog ihr langes Haar wieder zu einen festen, strengen Zopf zurück.
Autorin: lasdardas
Von Kündochs Gesichtszüge entgleisten bei der Erwähnung der Reise nach Santa Catalina weit mehr, als bei der Aussicht den Katzenwald ergründen zu wollen. Zumal er nicht ganz sicher war, gegen welche Gefahren er die Domnatella auf einer Rahjafeierlichkeit zu schützen hatte. Da wären ihm persönlich die Dämonen und Hexen dann doch lieber gewesen. Mit so etwas konnte man wenigstens kurzen Prozess machen.
„Verzeiht, Euer Hochwohlgeboren, aber die Anweisungen Eures Vaters waren diesbezüglich sehr konkret. Ich bin verpflichtet dafür zu sorgen, dass Ihr in keinster Weise verloren gehen oder überhaupt erst in Gefahr geraten könnt und unversehrt zurück in Ragath eintreffen werdet. Ebenso ist dies die Aufgabe der treuen Männer und Frauen, die Euch begleiten. Ich bitte Euch, dies zu berücksichtigen. Wir alle stehen mit unserer Ehre und unserem Leben für Eure Unversehrtheit ein."
Autorin: ehrenstein
Romina verzog das Gesicht.
„Ich bitte Euch, Ardan, in welche Gefahr soll ich hier denn geraten? Wir sind im Taubental und morgen reisen wir auf ein Rahjafest. Rahja bedeutet geselliges Miteinander, Liebe und Harmonie... und was meine Unversehrtheit in dieser Sache angeht, seid Ihr und Eure Mannen etwas zu spät dran. Und jetzt hab ich Hunger! “
Sie ging mit gleichmütigem Gesicht an dem verdutzten Offizier vorbei und ließ sich von Concita zum Speisesaal führen.
Autorin: lasdardas
Leise vor sich hinbrummelnd folgte ihr Ardan von Kündoch. Es gab Dinge, die er tunlichst nicht über seine Herrin wissen wollte, besonders keine pikanten Details. Er war kein Garether Waschweib, das auf den neuesten Klatsch aus war. Und sollte sich wider erwarten doch eine Gefahr für die… Unversehrtheit seiner Herrin auf dem Rahjafest auftun, würde er eine Möglichkeit finden, sie unschädlich zu machen.
Domna Fiona empfing die Ehrengäste auf dem Innenhof, wo man die lange Tafel neu gedeckt hatte. Das gute Tafelsilber blinkte im Licht der Bienenwachskerzen und der angenehme Duft von Rosen und Oleander wehte den aus dem Haus Tretenden entgegen.
Ungeduldig hibbelte Zaida herum und bekam von Elena unauffällig einen Tritt vor das Schienbein. Rasch knickste die angehende Rahjanovizin vor der hohen Dame aus Ragath und grüßte sie artig, als sie offiziell vorgestellt wurde. Wie ein Ei dem anderen glichen sich die Zwillingsschwestern von Gesicht und Statur, doch ihre Eigenarten hatte die kreative Tsa gänzlich unterschiedlich gestaltet.
Als man am Tisch Platz genommen hatte, wurde der noch brutzelnde Lammbraten aufgetragen und Dom Ludovigo versorgte die Domnatella und deren Leutnant mit einem guten Schluck des besten Yaquirtaler Weines, den er wie einen Augapfel zu hüten wusste.
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