Chronik.Ereignis1033 Feldzug Punin 02
Punin, 25. Praios 1033 BF, Früher Abend[Quelltext bearbeiten]
Theaterviertel, Weinstube Löwin & Einhorn[Quelltext bearbeiten]
Autor: Der Sinnreiche Junker
Der Schankraum war gut besucht, wie sich das für den frühen Abend in der Capitale gehörte. Die nahe der Magierakademie gelegene Weinstube der gehobenen Mittelklasse zog neben einigen Reisenden vor allem Bürger und wohlhabende Handwerker an, sowie den einen oder anderen Scholaren aus betuchtem Hause. Und eben die vier Hofjunker, die es sich an einem Tisch nahe der Türe bequem gemacht hatten, und gerade dabei waren, den zweiten Weinkrug zu leeren.
„Und dann hat der Fette…“, gab Alrico gerade grinsend zum Besten, jedoch erstarb seine Stimme bei einem Blick zu der Tür. Auch das Feixen seines Banknachbarn mit gleicher Blickrichtung war eingefroren, sodass sich Juanito di Dubiana mit triumphierendem Grinsen umwandte. „Domna Elea…“, erhob er sich in der Annahme, sein Kamerad hätte seine Zote nicht fortgeführt, weil die Hofdame soeben eingetreten war. Von dieser jedoch war nichts zu sehen, sondern Finger gruben sich schmerzhaft in Juanitos Schulter, und drückten ihn wieder zurück auf die Bank. „Hinsetzen“, knurrte die nur wenig Vertrauen einflößende Stimme seines neuen Sitznachbarn, eines drahtigen Mercenarios, dessen sonnenverbranntes Gesicht halb unter einem riesigen Caldabreser, halb hinter einem riesigen Knebelbart verborgen war.
„Was…?“, wollte er auffahren, doch drückten ihn die Finger auf seiner Schulter mit stählernem Griff nach unten. „Maul halten“, erklang es grob von der anderen Seite, wo sich eine nur marginal hofdamenhaft wirkendere Söldnerin zwischen ihn und seinen Kameraden gequetscht hatte. Und letzteren schließlich kurzerhand von der Bank stieß, als er nicht schnell genug ausreichend Platz machte.
Auf der gegenüberliegenden Bank spielte sich das Ganze umgekehrt ab, nahmen doch zwei weitere Söldner rechts und links von Alrico und dem vierten Hofjunker Platz, sodass die beiden gehörig zusammen rutschen mussten. Ein kurzer Blick über die Schulter ergab, dass sich noch zwei weitere Mercenarios, ein Mann und eine Frau, an den nächsten Tisch zwischen ihnen und der Türe gesetzt hatten, und mit gleichgültigem Blick herüber starrten. Dem vielstimmigen Klirren nach zu urteilen, welches erklungen war, als die Söldner jeweils Platz genommen hatten, trugen sie das halbe Eisen der Waldwacht mit sich herum.
„Ihr habt vergessen Euch vorzustellen“, setzte sich schließlich auch Gualterio Colonna, nahm sich mit prüfendem Blick einen Apfel, und biss hinein.
„Ich bin…“, wollte Juanito di Dubiana wieder auffahren, doch drückten die noch immer auf seiner Schulter liegenden Finger ein drittes Mal schmerzhaft zu.
„‘n Arsch biste“, entblößte der Söldner ihm gegenüber ein Grinsen wie eine Ilsurer Häuserfront, ehe er sich ungefragt gleich den ganzen Krug griff. Obgleich der Wein sicher nicht zum Schlechtesten gehörte, verzog der Mercenario nach einem kräftigen Schluck das Gesicht, und goss den restlichen Inhalt über den Schoß seines jungen Banknachbarn.
„Ihr habt kein Recht…“, versuchte nun Alrico zu protestieren, doch verstummte er rasch, als sich sein neuer Sitznachbar soweit herüber lehnte, dass er dessen Atem auf seinem Hals spüren konnte.
„Das haben wir vielleicht nicht…“, flüsterte der Söldner heiser. „…aber dafür habe ich vier Klingen dabei. Wie viele hast Du, Bürschchen?“
Der Geräuschpegel in ihrer Umgebung war derweil rapide gesunken, nicht nur, weil plötzlich sechs eher rustikal gekleidete Gestalten aufgetaucht waren, die alles in allem offensichtlich mehr Waffen trugen, als der Rest der Anwesenden zusammen, sondern auch weil recht schnell offensichtlich geworden war, dass dies kein Freundschaftsbesuch am Tisch der Hofjunker war. Entsprechend war auch Yandurio Sfanpano, der Wirt, mittlerweile auf die Szenerie aufmerksam geworden, und eilte händeringend herbei. „Bitte, Caballeros, keinen Streit, in Frau Travias Namen, keinen Streit unter meinem Dach!“, jammerte er hastig.
„Schon gut“, warf Gualterio ihm eine Münze zu. „Wir wollten nur Hallo sagen. Unsere Freunde hier haben leider ihren Wein verschüttet. Der Krug geht auf mich…“
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