Chronik.Ereignis1032 Der Herr von Pildek 01
Baronie Pildek, Boron 1032 BF[Quelltext bearbeiten]
Nahe der Bluteiche von Blitzacker[Quelltext bearbeiten]
Autor: pildek
Unweit des Gutes Kleinblitzackern im Norden der Baronie Pildek steht eine alte Eiche auf einem Hügel inmitten von fruchtbarem Weideland. Hier toben die Gewitter immer besonders heftig, meist im Rondra, wenn es heiß und trocken ist.
Die Eiche und die Gewitter scheinen seit Menschengedenken mit einander zu ringen und obwohl bereits mancher Blitz den mächtigen Baum gespalten hat, trägt er doch noch immer frisches Grün und erfreut die Tiere auf der Koppel, meist edle Pferde des nahen Gutes, noch immer mit seinen Früchten. Aber auch seine Narben sind unübersehbar. Tiefe Risse durchlaufen den Stamm, mächtige Äste sind zerbrochen und hängen träge herab, gehalten nur noch durch wenig trockenes Holz.
So steht die Eiche dort und wartet auf den nächsten Sturm. Ruhig, gelassen und furchtlos. So wie es alte Bäume nun mal machen. Nie käme sie auf den Gedanken, ihre Platz zu verlassen, ihre Wurzeln in einen anderen Boden zu schlagen. Menschen sind da anders. So schön es in der Heimat auch sein mag, manchen zieht es doch fort in fremde Gefilde. Wenn sich ein Wanderer bei so einer Reise diesem Baum nähert, kann er eiserne Fesseln im Stamm erblicken, verrostet inzwischen, da sie lange nicht mehr genutzt wurden.
Aber Wanderer kommen selten so nah heran. Die einen, die Fremden, sehen nur einen alten, vom Blitz gezeichneten Baum. Die Anderen, die Leute der Region, kennen genug Geschichten um diesen Baum. Sie nennen ihn Bluteiche. Weil hier schon öfters Verbrecher zu Tode kamen, die die Herrin Rondra mit ihren Blitzen zerschmetterte. Glücklichere Verurteilte jedoch verschonte die Herrin des Kampfes und die Junker von Kleinblitzacker ließen sie frei, da ihre Unschuld damit bewiesen war. Einige von denen sollen rechte Helden geworden sein. Daran können sich aber nur noch die Alten erinnern. Lang hat niemand auf die Gnade der Herrin vertrauen müssen.
An einem schönen sonnigen Abend im Boron 1032 nach dem Fall Bosparans nähern sich einige Reisende der Koppel. Drei Berittene und ein paar Leute zu Fuß, allesamt bewaffnet und in Rüstungen und Kleidung gehüllt, die sicher schon bessere Tage gesehen haben. Sie sind nicht sehr schnell, fast könnte man meinen, sie seien nur auf einem abendlichen Spaziergang. Doch der aufmerksame Beobachter würde schnell bemerken, dass es der erste Reiter ist, der sein mächtiges Pferd, einen Norburger, sehr langsam gehen lässt. Vor der Koppel hält er und steigt etwas träge aus dem Sattel. Seltsam gehemmt wirken alle seine Bewegungen. Der Mann, etwa neun Spann groß und recht kräftig gebaut, ist mit einer Leichten Platte gerüstet. Einen einfachen Anderthalbhänder in seiner Scheide hält er in der Hand. Sein braunes Haar war lang und strähnig, sein Bart lange nicht gestutzt. Seine schwarzen Augen liegen tief und Augenringe verraten, dass er wenig Schlaf gehabt hat in der letzten Zeit. Er geht zum Zaun, lehnt sich mit den Unterarmen auf den oberen Balken und blickt zu der Eiche hinüber.
Das bringt ihm den besorgten Blick des zweiten Reiters ein. „Wir sind bald da?“, fragt der Begleiter.
Mit etwas Zögern kommt die Antwort: „Ja, das Gut ist nicht mehr fern. Vor Einbruch der Dunkelheit werden wir dort sein, keine Sorge.“
„Ich sorge mich nicht, jedenfalls nicht um die Dunkelheit. Wir sind hier in Sicherheit, nichts wird aus den Schatten hervorbrechen, das uns ängstigen könnte.“ Mit einer Geste zeigt er nach hinten auf die anderen.
Der Mann am Zaum hat sich aber nicht einmal umgedreht. „Das ist die Bluteiche. Man kettet Verbrecher dort fest, wenn Rondras Zorn über das Land fegt. Ihre Blitze zerschmettern die Schuldigen. Und nach allem, was wir in Pildek mitbekommen haben, würde ich hier gern bald wieder welche stehen sehen!“
„Lass gut sein, es waren Bauern, die jammern doch Tag ein, Tag aus. So schlimm kann es gar nicht sein und du weißt, dass es Orte gibt, die es weit schlimmer erwischt hat! Deine Schwester wird sicher einiges von dem Gehörten relativieren können. Und sie hat bestimmt guten Wein und ein Bad für uns. Also, lass uns reiten.“
Doch der Mann am Zaum macht keine Anstalten zurück zum Pferd zu gehen. Vielmehr beginnt er leise zu sprechen, mehr zu sich selbst denn zu seinem Begleiter. „Irgendwie ist es mehr als Bauerngeschwätz, da bin ich sicher.“ Nun etwas lauter: „Was ist mit den Mercenarios, die südlich von Pildek am Weg lagerten? Ihr Lager war viel zu dicht an der Straße als das es ein ruhiges Lager für einen Kameraden mit flinken Difar war. Warum sind sie nicht weiter nach Pildek um einen Heiler zu suchen?Schätze, wären wir nicht derart bewaffnet, hätten die bestimmt 'Zoll' verlangt.“
„ Hätten sie mal machen sollen!“ Ein breites Grinsen stiehlt sich auf das Gesicht des Mannes. „Wir hätten ihnen schnell den Spaß verdorben … .“
„… und das wussten sie auch, daher haben sie gekniffen.“
„Und? Was machen wir jetzt?“
„Das was wir am besten können: Beobachten und dann entsprechend handeln.“ Nun dreht er sich endlich von der Eiche weg und blickt seinem Begleiter direkt in die Augen. „Wird wohl doch nicht so ruhig wie erwartet.“ Deutlich schwungvoller besteigt der Mann seinen Norburger und wendet sich seinen Leuten zu. „Ich hoffe es stört euch nicht, für Wein und ein trockenes Lager ein wenig Büttel zu spielen. Die Taverne in Blitzacker ist ohnehin zu klein und Hurenhäuser gibt es da auch keine. Müsst euch also ohnehin anderweitig beschäftigen!“
Damit wendet er sein Pferd und nimmt den Weg wieder auf, dem Gut Kleinblitzacker entgegen.
Seine Begleiter werfen sich unterdessen etwas verwundert Blicke zu und nicht wenigen entlockt das gesagte ein freudiges Grinsen. Es riecht nach Arbeit und für diese Frauen und Männer ist es genau die recht Art von Arbeit.
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