Chronik.Ereignis1032 Alaunrausch in Liepenstein 22
Baronie Taubental, 30. Travia 1032 BF[Quelltext bearbeiten]
Auf Castillo Chellara (früher Abend)[Quelltext bearbeiten]
Autor: León de Vivar
Dom León hatte sowohl dem jungen Caballero zu Simancas als auch der Golgaritin zugehört und dann eine Weile nachdenklich geschwiegen. Schließlich sagte er: „Wir haben schon zu lange gezögert. Dom Alwinian hat ein Anrecht darauf, vom Unfall seiner Schwester zu erfahren.“ Er ging auf die Tür zu, um sie zu öffnen, doch im selben Augenblick schwang diese schon auf.
In der Tür stand ein Mann von etwa 30 Jahren. Er war korpulent und nicht allzu groß, seine Schultern waren breit, seine Arme und Hände kräftig und behaart, seine Gesichtszüge grob. Wären nicht das edle Wams aus grünem Brokat, die Reiterstiefel und das Rapier an seiner Seite gewesen, man hätte den jungen Kerl mit dem zerzausten roten Wuschelhaar und den klaren blauen Augen geradewegs für einen Viehzüchter halten können.
Im Gang hinter ihm hatten vier Bewaffnete, gewandet in grün-weiß-geschachte Wappenröcke, Aufstellung genommen und blickten grimmig drein.
„Was geht hier vor?“, schob Alwinian von Alstingen den verdutzten Dom León grob zur Seite und trat in das Kabinett. „Wo ist meine – Buriana!“ Er eilte auf den leblosen Fleischberg zu, beugte sich zu ihm nieder und rüttelte am Arm der Baronin. Als sie sich nicht rührte, sah er zu den betreten schweigenden Gästen und den verschämt zu Boden blickenden Bediensteten auf. „Was stehet Ihr so dumm und glotztet? So sprecht doch! Was ist mit meiner Schwester geschehen? Ist sie –? Habt Ihr etwa –? Ah, bei allen Göttern!“ Sein Antlitz verfinsterte sich vor Zorn und Schmerz. „Elendes Pack! Ihr habt sie umgebracht!“, rief er aus und griff zu seinem Rapier. „Dafür sollt Ihr bezahlen! Wachen! Ergreift sie!“
Klirrend zogen die vier Bewaffneten ihre Klingen, während die Diener sich verängstigt an die Wände drückten.
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