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Andächtig schritt [[Niope Lacara von Dubios]] durch den großen Empfangssaal des [[Alcazar de Heldor|Alcazar]]. Zumindest hier hatte der [[Baronie Dubios|Baron]] [[Hernán von Aranjuez]] nicht viel verändert. Nur die Farben Silber und Schwarz waren jetzt vorherrschend anstelle von Rot, Gold und Blau. “Hier empfing schon [[Siam Lacara von Dubios|deine Großmutter]] ihre Gäste und Bittsteller, bevor sie in die standesgemäßen Räumlichkeiten geführt wurden.” “Und was sind wir, Mutter?”, entgegnete [[Demeya Lacara von Dubios]]. “Gäste oder Bittsteller?” Abrupt drehte sich Niope zu ihrer Tochter und schaute sie böse an. Langsam näherte sie sich ihr und je näher sie kam umso mehr erinnerte sie Niope an eine lauernde Sandlöwin. Auch ihr Äußeres tat sein Übriges. Während sie mehr auf Eleganz und ihr äußeres Erscheinungsbild geachtet hatte und dieses mit Schminke und wohlplatzierten Schmuckstücken aufgewertet hatte, trug ihre Mutter einfach ihre Tuchrüstung bereit zur Schlacht. So funkelte sie ihre Tochter gerade auch an. “Wir sind hier weder Gäste noch Bittsteller. Wir sind hier um den Namen deiner Großmutter reinzuwaschen und das zu fordern was des Rechtens her unser ist.” Niope lächelte kurz. “Wir werden hier und heute den Keim einpflanzen und dann sehen, wie die Pflanze aufgeht. Heute wird entscheidend sein, wie wir weiterhin vorgehen werden.” Sie verstummt, denn am Ende des Empfangssaals wurde eine zweiflügelige Tür geöffnet. Der Majordomus betrat den Raum und forderte beide Damen auf, ihn zu begleiten. | Andächtig schritt [[Niope Lacara von Dubios]] durch den großen Empfangssaal des [[Alcazar de Heldor|Alcazar]]. Zumindest hier hatte der [[Baronie Dubios|Baron]] [[Hernán von Aranjuez]] nicht viel verändert. Nur die Farben Silber und Schwarz waren jetzt vorherrschend anstelle von Rot, Gold und Blau. “Hier empfing schon [[Siam Lacara von Dubios|deine Großmutter]] ihre Gäste und Bittsteller, bevor sie in die standesgemäßen Räumlichkeiten geführt wurden.” “Und was sind wir, Mutter?”, entgegnete [[Demeya Lacara von Dubios]]. “Gäste oder Bittsteller?” Abrupt drehte sich Niope zu ihrer Tochter und schaute sie böse an. Langsam näherte sie sich ihr und je näher sie kam, umso mehr erinnerte sie Niope an eine lauernde Sandlöwin. Auch ihr Äußeres tat sein Übriges. Während sie mehr auf Eleganz und ihr äußeres Erscheinungsbild geachtet hatte und dieses mit Schminke und wohlplatzierten Schmuckstücken aufgewertet hatte, trug ihre Mutter einfach ihre Tuchrüstung bereit zur Schlacht. So funkelte sie ihre Tochter gerade auch an. “Wir sind hier weder Gäste noch Bittsteller. Wir sind hier, um den Namen deiner Großmutter reinzuwaschen und das zu fordern was des Rechtens her unser ist.” Niope lächelte kurz. “Wir werden hier und heute den Keim einpflanzen und dann sehen, wie die Pflanze aufgeht. Heute wird entscheidend sein, wie wir weiterhin vorgehen werden.” Sie verstummt, denn am Ende des Empfangssaals wurde eine zweiflügelige Tür geöffnet. Der Majordomus betrat den Raum und forderte beide Damen auf, ihn zu begleiten. | ||
Hinter den beiden Frauen reihten sich zwei Gardisten ein, mit ihren Spiegelpanzern und den um die Helme gewundenen Turbanen Angehörige der [[Novadische Leibwache|Novadischen Leibwache]], wie sie vielleicht mit mehr oder weniger Verdruss feststellen mussten. Mit dieser klirrenden Entourage im Rücken durchschritten sie die Türe zum Thronsaal ihrer Mutter bzw. Großmutter, wo Hernán von Aranjuez sie bereits erwartete. Während die beiden Krieger sich beidseits der Türflügel postierten, fiel der Blick der Neuankömmlinge zunächst auf das Becken vor dem erhöhten Thron, in welchem sich silberweiß ''Argentum vivum'', zähflüssiges Quecksilber bewegte und beeindruckende Lichtreflexionen an Decken und Wände warf. Auch diesen sündhaft teuren Luxus, welchen gewiss bereits Siam Lacara von Dubios aus den Tulamidenlanden mitgebracht hatte, schien er hier fortzuführen. | Hinter den beiden Frauen reihten sich zwei Gardisten ein, mit ihren Spiegelpanzern und den um die Helme gewundenen Turbanen Angehörige der [[Novadische Leibwache|Novadischen Leibwache]], wie sie vielleicht mit mehr oder weniger Verdruss feststellen mussten. Mit dieser klirrenden Entourage im Rücken durchschritten sie die Türe zum Thronsaal ihrer Mutter bzw. Großmutter, wo Hernán von Aranjuez sie bereits erwartete. Während die beiden Krieger sich beidseits der Türflügel postierten, fiel der Blick der Neuankömmlinge zunächst auf das Becken vor dem erhöhten Thron, in welchem sich silberweiß ''Argentum vivum'', zähflüssiges Quecksilber bewegte und beeindruckende Lichtreflexionen an Decken und Wände warf. Auch diesen sündhaft teuren Luxus, welchen gewiss bereits Siam Lacara von Dubios aus den Tulamidenlanden mitgebracht hatte, schien er hier fortzuführen. | ||
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“Wa aleikum assalam.”, antworteten die Damen wie aus einem Mund, verbeugten sich und nahmen dann, nach einer Geste des Barons, auf den dargebotenen Sitzkissen Platz. | “Wa aleikum assalam.”, antworteten die Damen wie aus einem Mund, verbeugten sich und nahmen dann, nach einer Geste des Barons, auf den dargebotenen Sitzkissen Platz. | ||
Nach dem Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln räusperte sich Niope Lacara von Dubios. “Werter Herr Baron. Es sind mehrere Anliegen die mir auf dem Herzen liegen. Nach unserer letzten Begegnung auf der Hochzeit der [[Familia de Verlez|de Verlez]] und [[Familia di Vascara|di Vascara]] begaben wir uns auf Reisen durch [[Königreich Almada|Almada]] um uns Unterstützung zu suchen. Unterstützung um den Namen meiner Mutter reinzuwaschen. Der Makel der Felonie prangt auf ihren und unserem Namen und dies ist nicht | Nach dem Austausch der üblichen Höflichkeitsfloskeln räusperte sich Niope Lacara von Dubios. “Werter Herr Baron. Es sind mehrere Anliegen, die mir auf dem Herzen liegen. Nach unserer letzten Begegnung auf der Hochzeit der [[Familia de Verlez|de Verlez]] und [[Familia di Vascara|di Vascara]] begaben wir uns auf Reisen durch [[Königreich Almada|Almada]] um uns Unterstützung zu suchen. Unterstützung, um den Namen meiner Mutter reinzuwaschen. Der Makel der Felonie prangt auf ihren und unserem Namen und dies ist nicht rechtens. Es lag kein vorsätzlicher Treuebruch vor. Im Gegenteil. Sie hat alles für ihre Baronie und ihren Lehnsherrn gegeben. Letzten Endes sogar ihr Leben.” | ||
Hernán von Aranjuez hob die Augenbrauen. „Ein Gericht hat anders befunden“, kommentierte er kühl. | Hernán von Aranjuez hob die Augenbrauen. „Ein Gericht hat anders befunden“, kommentierte er kühl. | ||
Auf der Stirn der [[avwik:Novadi|Novadi]] zeigten sich leichte Falten. “Meine Mutter zog mit der [[Loyalistisch Almadanische Wehr|Loyalistisch Almadanischen Wehr]] gegen den Abtrünnigen [[Rakolus von Schrotenstein]] ins Feld und bei der Erstürmung [[Castillo Schrotenstein|seiner Fest]]e stand sie in erster Reihe. Sie sah den Schrecken und den Wahnsinn der dort manifestiert war. Und sie zahlte einen hohen Preis dafür, der sie ihre geistige Gesundheit kostete. Sie war außer Stande die Baronie | Auf der Stirn der [[avwik:Novadi|Novadi]] zeigten sich leichte Falten. “Meine Mutter zog mit der [[Loyalistisch Almadanische Wehr|Loyalistisch Almadanischen Wehr]] gegen den Abtrünnigen [[Rakolus von Schrotenstein]] ins Feld und bei der Erstürmung [[Castillo Schrotenstein|seiner Fest]]e stand sie in erster Reihe. Sie sah den Schrecken und den Wahnsinn, der dort manifestiert war. Und sie zahlte einen hohen Preis dafür, der sie ihre geistige Gesundheit kostete. Sie war außer Stande die Baronie weiterzuführen und ihren Pflichten zu erfüllen. Eines Nachts stand sie bei mir im Zimmer und sagte, das wir fliehen müssen.” Kurz hielt sie inne. “Das Einzige, was man ihr vorwerfen kann, ist nicht für eine geeignete Nachfolge gesorgt zu haben. Daher möchten wir das Urteil der Felonie anfechten.” | ||
Der Gesichtsausdruck des Barons und Junkers machte nicht den Eindruck als fände er die Erzählung sonderlich überzeugend. So kehrte zunächst für einige lange Momente Stille ein, ehe er dann fragend die Hände leicht anhob: „Das steht Euch gewisslich frei. Und was wünscht Ihr nun von mir?“ | Der Gesichtsausdruck des Barons und Junkers machte nicht den Eindruck, als fände er die Erzählung sonderlich überzeugend. So kehrte zunächst für einige lange Momente Stille ein, ehe er dann fragend die Hände leicht anhob: „Das steht Euch gewisslich frei. Und was wünscht Ihr nun von mir?“ | ||
Demeya di Lacara von Dubios schaute auf. “Unterstützung, Herr Baron. An unserer Seite stehen bisher [[Gona von Rosenteich]] und [[Fe-Nar-Be von Bitterbusch]]. Ebenso wie die [[Aramya]]s und der Mawdli der Baronie Dubios. Baron [[Elvek Ida]] von Yasamir hat mit der Loyalistisch Almadanischen Wehr abgeschlossen, ebenso wie Baron [[Reto von Graytenau]] zu Valpokrug. Uns fehlen die Fürsprecher in den entsprechenden Positionen, um unser Anliegen vorzutragen. Graf [[Brandil von Ehrenstein ä. H.]] und Ragath ist Euer Schwiegervater und Euch wird er sicherlich Gehör schenken oder uns durch Eure Fürsprache eine Audienz gewähren.” | Demeya di Lacara von Dubios schaute auf. “Unterstützung, Herr Baron. An unserer Seite stehen bisher [[Gona von Rosenteich]] und [[Fe-Nar-Be von Bitterbusch]]. Ebenso wie die [[Aramya]]s und der Mawdli der Baronie Dubios. Baron [[Elvek Ida]] von Yasamir hat mit der Loyalistisch Almadanischen Wehr abgeschlossen, ebenso wie Baron [[Reto von Graytenau]] zu Valpokrug. Uns fehlen die Fürsprecher in den entsprechenden Positionen, um unser Anliegen vorzutragen. Graf [[Brandil von Ehrenstein ä. H.]] und Ragath ist Euer Schwiegervater und Euch wird er sicherlich Gehör schenken oder uns durch Eure Fürsprache eine Audienz gewähren.” | ||
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Auf der Stirn der Jüngeren zeigten sich leichte Zornesfalten und das Gesicht nahman Farbe zu. “Ein wahrhaft Gläubiger stellt sich den Prüfungen der [[avwik:99 Gesetze|99 Gesetze]] und in keinem dieser steht….. “ Durch einen Wink ihrer Mutter verstummte sie sofort und die Ältere sprach weiter. “Wir empfinden großes Bedauern, dass der werte Herr Baron nicht von seiner Entscheidung abrückt. Nun sind auch wir bereit, blanke Münze für die mittellosen Gläubigen unserer Wahl zu hinterlegen. Aber wer gewährleistet denn, dass die eingezahlten Summen auch gemäß Eures Versprechens verwaltet werden. Ich gehe nicht davon aus, dass Ihr es in den Händen Eurer Edlen lasst.” | Auf der Stirn der Jüngeren zeigten sich leichte Zornesfalten und das Gesicht nahman Farbe zu. “Ein wahrhaft Gläubiger stellt sich den Prüfungen der [[avwik:99 Gesetze|99 Gesetze]] und in keinem dieser steht….. “ Durch einen Wink ihrer Mutter verstummte sie sofort und die Ältere sprach weiter. “Wir empfinden großes Bedauern, dass der werte Herr Baron nicht von seiner Entscheidung abrückt. Nun sind auch wir bereit, blanke Münze für die mittellosen Gläubigen unserer Wahl zu hinterlegen. Aber wer gewährleistet denn, dass die eingezahlten Summen auch gemäß Eures Versprechens verwaltet werden. Ich gehe nicht davon aus, dass Ihr es in den Händen Eurer Edlen lasst.” | ||
Ein Übermaß an Wohlwollen hatte während der Audienz ohnehin nicht in den Zügen des [[Condottiere]]s gelegen, aber bei ihrem vorletzten Satz schwand auch der letzte Rest von Höflichkeit aus seiner Stimme. „Da Ihr Fremde in diesen Landen seid, will ich Euch nachsehen, dass Ihr gewisslich nicht vorhattet mein Wort in Zweifel zu ziehen“, presste er hervor. „Dieses Gespräch ist beendet. Wache.“ Hinter den Besucherinnen ertönte ein Klirren, als die beiden Wächter an der Pforte simultan einen Schritt nach vorne traten, um die beiden Damen | Ein Übermaß an Wohlwollen hatte während der Audienz ohnehin nicht in den Zügen des [[Condottiere]]s gelegen, aber bei ihrem vorletzten Satz schwand auch der letzte Rest von Höflichkeit aus seiner Stimme. „Da Ihr Fremde in diesen Landen seid, will ich Euch nachsehen, dass Ihr gewisslich nicht vorhattet mein Wort in Zweifel zu ziehen“, presste er hervor. „Dieses Gespräch ist beendet. Wache.“ Hinter den Besucherinnen ertönte ein Klirren, als die beiden Wächter an der Pforte simultan einen Schritt nach vorne traten, um die beiden Damen hinauszugeleiten. | ||
Beide standen auf, ohne den Blick vom Baron zu nehmen. “Dies gilt nur für meine Tochter und nicht für mich, Euer Hochgeboren. Ich bin zu Zeiten durch diese Hallen gegangen, da war an Eure Herrschaft nicht zu denken. Habt Dank für die Zeit, die Ihr uns geopfert habt ” Niope und Demeya drehten sich um, denn schwere Schritte und das Klirren von Rüstungen näherte sich Ihnen. “Haltet Abstand und zollt den Lacara von Dubios Respekt, die Eure Einheit ins Leben gerufen haben und in der schon Eure Väter oder Onkel gedient haben.“ Nichtsdestotrotz wurden die beiden hinausgeleitet, während Hernán von Aranjuez noch die Worte seiner Gemahlin von vor einigen Tagen in den Ohren klangen: ''Ihr seid zu nachsichtig.'' | Beide standen auf, ohne den Blick vom Baron zu nehmen. “Dies gilt nur für meine Tochter und nicht für mich, Euer Hochgeboren. Ich bin zu Zeiten durch diese Hallen gegangen, da war an Eure Herrschaft nicht zu denken. Habt Dank für die Zeit, die Ihr uns geopfert habt ” Niope und Demeya drehten sich um, denn schwere Schritte und das Klirren von Rüstungen näherte sich Ihnen. “Haltet Abstand und zollt den Lacara von Dubios Respekt, die Eure Einheit ins Leben gerufen haben und in der schon Eure Väter oder Onkel gedient haben.“ Nichtsdestotrotz wurden die beiden hinausgeleitet, während Hernán von Aranjuez noch die Worte seiner Gemahlin von vor einigen Tagen in den Ohren klangen: ''Ihr seid zu nachsichtig.'' | ||
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Noch in der gleichen Nacht hämmerte es in Dubiabad an die Pforte des Palazzo Abencerraga. Der verschlafene Torwächter war augenblicklich hellwach, als er durch den Sehschlitz in das wettergegerbte Gesicht eines [[Mercenario]]s mit gewaltigem Knebelbart und noch gewaltigerem [[Caldabreser]] blickte. "Hol' Deinen Herrn ans Tor", forderte dieser. Der Diener wollte protestieren, dass der ehrenwerte Dscherid ben Nasreddin Abencerraga zu dieser Stunde gewisslich keine Besucher mehr empfing. Ganz davon zu schweigen, dass sich sein Herr gewisslich nicht zu seiner eigenen Haustüre zitieren ließ - schon gar nicht von einem gemeinen Mietling. Jedoch zuckte der Aramya zusammen, als der Söldner beiseite trat und den Blick nicht nur auf den Baron von Dubios hinter ihm freigab, sondern auf zwei Dutzend Bewaffnete mit Fackeln. Novadische Leibwache in ihren Spiegelpanzern und nachtblauen Burnussen, Landsknechte in Kette und Leder und Angehörige der Leibgarde des Hauses Aranjuez in ihren Vollrüstungen. Kurz streifte sein Blick das dunkle Auge des Barons, dann flog er davon um den Hausherrn zu informieren. | Noch in der gleichen Nacht hämmerte es in Dubiabad an die Pforte des Palazzo Abencerraga. Der verschlafene Torwächter war augenblicklich hellwach, als er durch den Sehschlitz in das wettergegerbte Gesicht eines [[Mercenario]]s mit gewaltigem Knebelbart und noch gewaltigerem [[Caldabreser]] blickte. "Hol' Deinen Herrn ans Tor", forderte dieser. Der Diener wollte protestieren, dass der ehrenwerte Dscherid ben Nasreddin Abencerraga zu dieser Stunde gewisslich keine Besucher mehr empfing. Ganz davon zu schweigen, dass sich sein Herr gewisslich nicht zu seiner eigenen Haustüre zitieren ließ - schon gar nicht von einem gemeinen Mietling. Jedoch zuckte der Aramya zusammen, als der Söldner beiseite trat und den Blick nicht nur auf den Baron von Dubios hinter ihm freigab, sondern auf zwei Dutzend Bewaffnete mit Fackeln. Novadische Leibwache in ihren Spiegelpanzern und nachtblauen Burnussen, Landsknechte in Kette und Leder und Angehörige der Leibgarde des Hauses Aranjuez in ihren Vollrüstungen. Kurz streifte sein Blick das dunkle Auge des Barons, dann flog er davon, um den Hausherrn zu informieren. | ||
Dennoch verging einige Zeit, was freilich weniger einer Respektlosigkeit denn der Gebrechlichkeit des alten Abencerraga geschuldet war, der sich längst zur Nachruhe begeben hatte und nun statt im sorgsam gebundenen Seidenturban lediglich mit zerzaustem weißen Haar öffnen ließ. Sofort begann eine Litanei des Bedauerns, dass wenn er nur gewusst hätte: "...so kommt doch bitte herein in meine bescheidenen Räumlichkeiten, ''Sayyid''. Mein Haus ist Euer Haus." Der Condottiere aber winkte nur ab: "Bitte keine Umstände, es dauert nicht lange." Das mit den Umständen war freilich schon zu spät. "Ich habe Besuch von zwei...Bettlerinnen erhalten." Einen Moment ließ Hernán von Aranjuez seinem Gegenüber Zeit zu verstehen, wen er meinte. Schon wollte der Alte wieder entschuldigend anheben, doch hob der Baron und Junker nur abwehrend die Hand. "Sie haben mir berichtet, dass angeblich einige meiner Vasallen über unsere Vereinbarung hinaus Silber verlangen. Sollte dem so sein, weiser Abencerraga, so zahlt Ihr ihnen den geforderten Preis. Und führt mir wie besprochen getreulich Buch über jeden Fellachen, über jedes Silberstück. die Differenz erhaltet Ihr dann von mir." | Dennoch verging einige Zeit, was freilich weniger einer Respektlosigkeit, denn der Gebrechlichkeit des alten Abencerraga geschuldet war, der sich längst zur Nachruhe begeben hatte und nun statt im sorgsam gebundenen Seidenturban lediglich mit zerzaustem weißen Haar öffnen ließ. Sofort begann eine Litanei des Bedauerns, dass wenn er nur gewusst hätte: "...so kommt doch bitte herein in meine bescheidenen Räumlichkeiten, ''Sayyid''. Mein Haus ist Euer Haus." Der Condottiere aber winkte nur ab: "Bitte keine Umstände, es dauert nicht lange." Das mit den Umständen war freilich schon zu spät. "Ich habe Besuch von zwei...Bettlerinnen erhalten." Einen Moment ließ Hernán von Aranjuez seinem Gegenüber Zeit zu verstehen, wen er meinte. Schon wollte der Alte wieder entschuldigend anheben, doch hob der Baron und Junker nur abwehrend die Hand. "Sie haben mir berichtet, dass angeblich einige meiner Vasallen über unsere Vereinbarung hinaus Silber verlangen. Sollte dem so sein, weiser Abencerraga, so zahlt Ihr ihnen den geforderten Preis. Und führt mir wie besprochen getreulich Buch über jeden Fellachen, über jedes Silberstück. die Differenz erhaltet Ihr dann von mir." | ||
Dscherid ben Nasreddin Abencerraga blickte zunächst verwirrt, dann öffnete und schloss er den Mund einige Male als ihm vor Erstaunen die Worte fehlten. Schließlich nickte er. "Und noch eine weitere Sache: Ich habe von einem Mawdli aus der Familie Al'Feyhac gehört. Lasst ihn wissen, dass ich es zu schätzen weiß, dass er seinen Glaubensbrüdern und -schwestern auf ihrem beschwerlichen Weg seelischen Beistand und gottgefällige Erbauung leisten möchte. Richtet ihm aus, dass ich ihm gleich morgen ein Maultier, Wegegeld und ausreichend Mundvorrat schicken werde, damit er sich gleich mit der allerersten Gruppe auf den Weg machen kann. Nichts soll seinem rastullahgefälligen Tun im Wege stehen." Die Miene Dom Hernáns freilich passte so gar nicht zu der großzügigen Geste, sondern verdeutlichte dem Hausherrn, dass dieser bestimmte Mawdli die Nachsicht, welche der Baron und Junker gemeinhin gegenüber den Aramyas walten ließ, überstrapaziert hatte. "Und nun, ehrenwerter Abencerraga, will ich Euch nicht länger von Eurer wohlverdienten Nachtruhe abhalten." | Dscherid ben Nasreddin Abencerraga blickte zunächst verwirrt, dann öffnete und schloss er den Mund einige Male als ihm vor Erstaunen die Worte fehlten. Schließlich nickte er. "Und noch eine weitere Sache: Ich habe von einem Mawdli aus der Familie Al'Feyhac gehört. Lasst ihn wissen, dass ich es zu schätzen weiß, dass er seinen Glaubensbrüdern und -schwestern auf ihrem beschwerlichen Weg seelischen Beistand und gottgefällige Erbauung leisten möchte. Richtet ihm aus, dass ich ihm gleich morgen ein Maultier, Wegegeld und ausreichend Mundvorrat schicken werde, damit er sich gleich mit der allerersten Gruppe auf den Weg machen kann. Nichts soll seinem rastullahgefälligen Tun im Wege stehen." Die Miene Dom Hernáns freilich passte so gar nicht zu der großzügigen Geste, sondern verdeutlichte dem Hausherrn, dass dieser bestimmte Mawdli die Nachsicht, welche der Baron und Junker gemeinhin gegenüber den Aramyas walten ließ, überstrapaziert hatte. "Und nun, ehrenwerter Abencerraga, will ich Euch nicht länger von Eurer wohlverdienten Nachtruhe abhalten." |