Chronik.Ereignis1036 Besuch im Vanyadâl 32: Unterschied zwischen den Versionen

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(Boraccio, Efferdane und Rohaja)
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Efferdane konnte nicht schlafen. Der Wind rüttelte an den Fensterläden und pfiff durch die Ritzen im Holz und brachte die Öllampe zum Flackern. Im Gebälk knackte es hin und wieder bedrohlich, und aus dem Schlafsaal nebenan drang lautes Schnarchen. Doch all das war nicht der Grund, warum Efferdane keine Ruhe fand. Sie dachte an den erschossenen Diener. Und an seinen erschlagenen Mörder. Und die Hunde, die armen Hunde! Vor allem aber dachte sie an den unheimlichen Riesen mit dem Stierhelm. Was, wenn er irgendwo da draußen herum ritt, sein blutiges Schwert gewetzt, und nur darauf wartete, bis sie einschliefe, um in die Taberna zu stürmen und sie und Rohaja im Schlaf zu erschlagen? Efferdane zog sich die Decke bis zum Kinn hoch und kroch etwas näher an Rohaja heran. Ihre Schwester stöhnte im Schlaf. "Ihr guten Götter: Beschützt uns!", murmelte Efferdane. Sie hatte Angst. Große Angst.
Efferdane konnte nicht schlafen. Der Wind rüttelte an den Fensterläden und pfiff durch die Ritzen im Holz und brachte die Öllampe zum Flackern. Im Gebälk knackte es hin und wieder bedrohlich, und aus dem Schlafsaal nebenan drang lautes Schnarchen. Doch all das war nicht der Grund, warum Efferdane keine Ruhe fand. Sie dachte an den erschossenen Diener. Und an seinen erschlagenen Mörder. Und die Hunde, die armen Hunde! Vor allem aber dachte sie an den unheimlichen Riesen mit dem Stierhelm. Was, wenn er irgendwo da draußen herum ritt, sein blutiges Schwert gewetzt, und nur darauf wartete, bis sie einschliefe, um in die Taberna zu stürmen und sie und Rohaja im Schlaf zu erschlagen? Efferdane zog sich die Decke bis zum Kinn hoch und kroch etwas näher an Rohaja heran. Ihre Schwester stöhnte im Schlaf. "Ihr guten Götter: Beschützt uns!", murmelte Efferdane. Sie hatte Angst. Große Angst.
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
===Nahe Quazzano, eine Stunde vor Morgengrauen===
Der Mantel lag nass und schwer auf [[Boraccio D'Altea|Boraccios]] Schultern. Das plattenverstärkte Kettenhemd hatte ein Gewicht, wie er es sonst nur nach einer Schlacht verspürt hatte, wenn das Feuer des Gefechts der Ernüchterung danach gewichen war. Unter der Sturmhaube schmerzte sein Schädel, die Finger in den Handschuhen waren ihm klamm geworden. Das viele Metall am Körper strahlte eine Kälte aus, die ihm allmählich in die Knochen kroch.
Der Wind hatte nachgelassen, nur noch vereinzelte Flocken taumelten auf den verschneiten Weg. Sie hatten die Spur des Reiters verloren, noch ehe der Weg in die Straße von Harmamund nach La Dimenzia eingemündet war; zu stark waren die Böen gewesen. Als sie umgekehrt waren, um noch einmal den Wald abzusuchen, hatten sie die Spuren des Aranjuezers gefunden und weitere, die ihnen entgegen gekommen waren. Anzeichen eines Kampfes hatten sie nicht ausmachen können. Vermutlich hatte der Baron Verstärkung eingefordert. Im Schnee hatten sie Schleifspuren entdeckt, als wenn etwas Schweres durch den Schnee gezogen worden war. Vielleicht jemand Verwundetes, mutmaßte Simyane. Kurz war Hoffnung in Boraccio aufgekeimt, ehe er sich erinnert hatte, dass es sich am ehesten um die unter dem Ross begrabene Junkerin gehandelt haben mochte. Wieso hatte der Dubianer keine Wagen rufen lassen, um den Kampfplatz aufzuräumen? Andererseits war bei dem Schnee so oder so kaum ein Durchkommen ...
Sie waren zum Ort des Gemetzels zurück gekehrt. Der Schnee hatte die Kadaver der Pferde und die Leiber der Toten zugedeckt, es waren nurmehr weiße Hügel auf dem kaum noch erkennbaren Weg. Fluchend hatte Boraccio seinen Leuten befohlen, die Toten freizuschaufeln und am Wegrand zusammenzutragen, während Simyane den Ort nach weiteren Spuren abgesucht hatte. Sie hatte keine gefunden. In den vergangenen Stunden hatte der Schnee alle beseitigt, die sie zuvor hätte finden können.
Also hatten sie noch einmal den Weg und diesmal auch den nahen Wald abgesucht, sofern der begehbar gewesen war. Boraccio war nicht wohl dabei gewesen, die Toten zurückzulassen. Hatte Domna Rifada nicht etwas von einem Boronfrevler in diesen Landen gesagt? Aber was waren die Toten, wenn es galt, ein Leben zu retten? Und nicht irgendeines ...
Irgendwann hatte Simyane gesagt, sie höre ein Pferd im Wald. Also hatte er sie los geschickt, nachzusehen, ob es der Reiter wäre. Oder Richeza. Er mochte keine Überraschungen. Doch zurück kam sie mit einem reiterlosen Tier mit Harmamunder Brandzeichen. Menschenspuren hatte sie keine gesehen. Das Tier, vermutete sie, sei schon eine Weile durch den Wald gestreift. Er hatte sich zu der Stelle führen lassen, wo sie das Tier gefunden hatte. Sie hatten alles abgesucht, seine Spur zurückverfolgt, waren, so schien es, mehrmals im Kreis gegangen, schließlich nach der Domna rufend mit Fackeln und Laternen durchs Unterholz gestapft. Außer kleinen Vögeln hatten sie kein lebendes Wesen vernommen.
Jetzt waren sie auf dem Weg nach Quazzano, denn seinen Leuten konnte er keine weitere Stunde in Dunkelheit, Schnee und Kälte zumuten. Sie waren zerkratzt, durchnässt, erschöpft. Im Osten schienen Boraccio die nachtdunklen Wolken ein wenig grauer zu werden. In einer Stunde spätestens würde die Sonne aufgehen. Mit jeder Meile, die sie sich dem Schloss näherten, verdüsterte sich Boraccios Stimmung. Diese Niederlage wog schwerer als ein verlorener Kampf.




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