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(Boraccio, Efferdane und Rohaja) |
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Sie streckte Simyane bittend die Hand entgegen. | Sie streckte Simyane bittend die Hand entgegen. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
[[Boraccio D'Altea]] betrachtete die schlanke Waffe, die er vor sechs Jahren schon einmal in der Hand gehalten hatte. Sie habe sie bei dem toten Ross gefunden, hatte die junge Ragathsquellerin erzählt. Er hatte sich alles genau berichten lassen: Zusammen mit ihrer Schwester und einigen Dienern und Hunden hatten sie das verwundete und reiterlose Pferd aus dem Wald kommen sehen, verfolgt von zwei Reitern, zwischen denen es einen Streit gegeben hatte. Einer der Reiter hatte einen Ragathsqueller Diener mit einer Armbrust erschossen, woraufhin ihn der andere erschlagen hatte. Den Verletzungen des Schützen nach zu urteilen, musste es sich bei dem Angreifer um einen Oger gehandelt haben. Die Ragathsquellerin hatte jedoch behauptet, es sei ein Mensch gewesen, ob Mann oder Frau, wusste sie nicht recht zu sagen, ein sehr großer, kräftiger Mensch, der sein Gesicht hinter einem Stierhelm verborgen hatte. Dieser habe sie angegriffen und mutmaßlich verletzt, allerdings könne sie sich an den genauen Hergang nicht erinnern und sich auch nicht recht erklären, warum er sie nicht getötet hatte. | |||
Ob der Mann – oder etwa doch eine Frau? – von der Ragathsquellerin abgelassen hatte, weil er die eigentlich Gesuchte entdeckt hatte? | |||
Eine große Unruhe erfasste Boraccio. Er ballte die Hände zu Fäusten, bis seine Knöchel in den Handschuhen knackten. Wenn Richeza von Scheffelstein noch lebte, würde er die Edle finden! Und falls nicht – dann mochte Boron ihrem Mörder gnaden, denn er würde es nicht tun! – Und falls es der Wind und die Kälte waren, die sie töteten oder ein wildes Tier? Boraccio schluckte und beeilte sich, zu seinem Ross zurückzukehren, von dem er zur Befragung der Verletzten abgestiegen war. | |||
"Zwei Männer bringen die junge Domnatella hier zu dem Dorf, von dem sie gesprochen hat. Sorgt dafür, dass sie sicher in die Obhut ihrer Leute kommt!", befahl er den Fürstlichen. | |||
Dann rief er seine Leute zusammen, um sich auf die Suche nach der Vermissten zu machen. Das Pferd war reiterlos aus dem Wald gekommen. Aber ein Reiter war noch einmal zurückgekehrt. Hatte der Kerl die Domna gefunden? Aber sie hatten keine Fußspuren im Wald gesehen. Nachdenklich zupfte er sich am Bart, während die Sorgenfalten auf seiner Stirn noch tiefer wurden. Wenn er sich falsch entschied, konnte sie das das Leben kosten. Oder Schlimmeres. Er spürte Zorn in sich aufwallen. Der Dubianer und die beiden Fürstlichen waren noch im Wald. Wenn sich die Domna in der Nähe des Weges befand oder auf diesem, vielleicht würden sie sie entdecken. Jedenfalls schien der andere Reiter wieder aus dem Wald herausgekommen zu sein, wenn Simyane sich nicht täuschte, und das tat sie selten. Wenn der aber die Domna entführt haben sollte ... | |||
"Simyane!", rief er die Halbelfe herbei. "Folgen wir den Spuren dieses Mistkerls, solange sie noch zu sehen sind." Vielleicht fanden sie ihn ja, auch wenn der starke Wind die Spurensuche immer schwieriger machte. Und falls nicht ... Dann würde er jeden verdammten Strauch in diesem Wald absuchen, bis er sie gefunden hatte, lebendig oder ... Nein, daran wagte er nicht zu denken. | |||
Der Vogt befestigte den Degen der Edlen an seinem Sattel und trieb das Pferd zur Eile an. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
===In der Taberna zu Grioli, am späten Abend=== | |||
Zärtlich strich [[Efferdane von Ragathsquell]] ihrer schlafenden Schwester eine Strähne aus der Stirn. [[Rohaja von Ragathsquell|Rohaja]] hatte darauf bestanden, gleich aufzubrechen gen Ragathsquell, um ihren Vater von den ungeheuerlichen Mordtaten der unheimlichen Bandidos aus dem Wald zu unterrichten. Aber es war bereits dunkel gewesen und stürmte noch immer, und da sie selbst zu angeschlagen gewesen war, ihren Dickkopf durchzusetzen, hatte Efferdane sie in das Bett der Kammer gebracht, die die beiden Frauen sich teilten. | |||
Efferdane hatte das Blut aus Rohajas Gesicht gewaschen. Unter den Augen trug die Schwester noch immer blaurote Ergüsse unter der Haut. Einer der Diener, der sich gut auf die Heilkunde verstand – bei Tieren, aber immerhin – hatte Rohaja mit einem Griff beider Hände die Nase gerichtet und ihr anschließend aus Leinen und Lehm einen Verband ins Gesicht geklatscht und sie gemahnt, die Nacht besser ruhend zu verbringen, zumal auch mindestens eine der Rippen auf der linken Seite gebrochen war und Rohaja unter starken Schmerzen litt. Efferdane hatte ihr einen doppelten Ragatzo eingeflößt, und bald darauf war sie in einen unruhigen Schlaf gefallen. | |||
Efferdane konnte nicht schlafen. Der Wind rüttelte an den Fensterläden und pfiff durch die Ritzen im Holz und brachte die Öllampe zum Flackern. Im Gebälk knackte es hin und wieder bedrohlich, und aus dem Schlafsaal nebenan drang lautes Schnarchen. Doch all das war nicht der Grund, warum Efferdane keine Ruhe fand. Sie dachte an den erschossenen Diener. Und an seinen erschlagenen Mörder. Und die Hunde, die armen Hunde! Vor allem aber dachte sie an den unheimlichen Riesen mit dem Stierhelm. Was, wenn er irgendwo da draußen herum ritt, sein blutiges Schwert gewetzt, und nur darauf wartete, bis sie einschliefe, um in die Taberna zu stürmen und sie und Rohaja im Schlaf zu erschlagen? Efferdane zog sich die Decke bis zum Kinn hoch und kroch etwas näher an Rohaja heran. Ihre Schwester stöhnte im Schlaf. "Ihr guten Götter: Beschützt uns!", murmelte Efferdane. Sie hatte Angst. Große Angst. | |||
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