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===Im Grafenwald, am Abend=== | ===Im Grafenwald, am Abend=== | ||
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Gerade mochte sich bei den beiden Anführern der [[Almadaner Heerbann#Fürstliche Truppen|fürstlichen Reitertruppe]] schon so etwas wie Zuversicht breit gemacht haben, denn immerhin war man auf die Spuren mehrerer Berittener gestoßen, die der leichte Schneefall noch nicht völlig verwischt hatte, und die demzufolge entsprechend frisch sein mussten - und andererseits hatte man wenige Augenblicke zuvor den Markstein von [[Castillo Quazzano|Quazzano]] passiert, sodass man berechtigterweise hoffen durfte, in Kürze das [[Castillo]] zu erreichen, wo die beiden Domnas längst in wohliger Wärme angekommen waren, auf dass sich die leidige Angelegenheit möglichst rasch aufklären mochte. Doch witterten die Rösser, dass irgendetwas nicht stimmte, noch bevor ihre Reiter des Gemetzels angesichtig wurden. | Gerade mochte sich bei den beiden Anführern der [[Almadaner Heerbann#Fürstliche Truppen|fürstlichen Reitertruppe]] schon so etwas wie Zuversicht breit gemacht haben, denn immerhin war man auf die Spuren mehrerer Berittener gestoßen, die der leichte Schneefall noch nicht völlig verwischt hatte, und die demzufolge entsprechend frisch sein mussten - und andererseits hatte man wenige Augenblicke zuvor den Markstein von [[Castillo Quazzano|Quazzano]] passiert, sodass man berechtigterweise hoffen durfte, in Kürze das [[Castillo]] zu erreichen, wo die beiden Domnas längst in wohliger Wärme angekommen waren, auf dass sich die leidige Angelegenheit möglichst rasch aufklären mochte. Doch witterten die Rösser, dass irgendetwas nicht stimmte, noch bevor ihre Reiter des Gemetzels angesichtig wurden. | ||
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Erleichtert stellte der [[Condottiere]] fest, dass es sich bei Belisetha da Vanya ähnlich verhielt. Auch wenn das verwundete Pferd ihre Beine unter sich begraben hatte, mochte die Körperwärme des Tieres der altem Domna das Leben gerettet haben, wäre sie ansonsten hier draußen womöglich schon erfroren. Das verwundete Tier wieherte elend, als der Baron und [[Junkergut Aranjuez|Junker]] es am Zügel griff. Ein rascher Blick auf den in hässlichem Winkel offen aus der Hüfte ragenden Oberschenkel genügte um zu wissen, dass das Tier nicht mehr zu retten war. Womöglich hätte man es mit grober Gewalt noch einmal leidlich aufrichten können, fiel es jedoch wieder um, risikierte man weitere Verletzungen bei der Reiterin. So schleuderte er den Handschuh mit einer Kopfbewegung zur Seite, legte dem Tier die bloße Hand beruhigend an den Hals und setzte sorgfältig die Degenspitze auf Höhe des Herzens an. Ein kurzes Zustechen mit der eleganten Klinge, ein leises Wiehern des Pferdes, und in gleichem Maße wie das warme Blut aus der kleinen Stichwunde strömte, erstarben die Bewegungen des Tieres. | Erleichtert stellte der [[Condottiere]] fest, dass es sich bei Belisetha da Vanya ähnlich verhielt. Auch wenn das verwundete Pferd ihre Beine unter sich begraben hatte, mochte die Körperwärme des Tieres der altem Domna das Leben gerettet haben, wäre sie ansonsten hier draußen womöglich schon erfroren. Das verwundete Tier wieherte elend, als der Baron und [[Junkergut Aranjuez|Junker]] es am Zügel griff. Ein rascher Blick auf den in hässlichem Winkel offen aus der Hüfte ragenden Oberschenkel genügte um zu wissen, dass das Tier nicht mehr zu retten war. Womöglich hätte man es mit grober Gewalt noch einmal leidlich aufrichten können, fiel es jedoch wieder um, risikierte man weitere Verletzungen bei der Reiterin. So schleuderte er den Handschuh mit einer Kopfbewegung zur Seite, legte dem Tier die bloße Hand beruhigend an den Hals und setzte sorgfältig die Degenspitze auf Höhe des Herzens an. Ein kurzes Zustechen mit der eleganten Klinge, ein leises Wiehern des Pferdes, und in gleichem Maße wie das warme Blut aus der kleinen Stichwunde strömte, erstarben die Bewegungen des Tieres. | ||
Derweil hatten sich seine beiden Begleiter über den Zustand des Verwundeten verständigt, und ein kurzes Kopfschütteln war dem Veteranen Zeichen genug, dass auch hier nichts mehr zu retten war. Ein | Derweil hatten sich seine beiden Begleiter über den Zustand des Verwundeten verständigt, und ein kurzes Kopfschütteln war dem Veteranen Zeichen genug, dass auch hier nichts mehr zu retten war. Ein knappes Nicken bedeutete dem Soldaten, dass er den bedauernswerten Gardisten gleichermaßen von seinem Leid erlösen sollte. | ||
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Der Cronvogt hatte mittlerweile seinen Schild vom Sattel genommen und trug ihn nun so am Arm, dass er noch die Zügel führen konnte. Als seine Kundschafterin ihm eine Richtung angab setzte er unverzüglich seinen Rappen in Bewegung. "Das muss sie sein! Alles mir nach! Simyana, Du führst! Haltet die Augen auf und zögert nicht!" | Der Cronvogt hatte mittlerweile seinen Schild vom Sattel genommen und trug ihn nun so am Arm, dass er noch die Zügel führen konnte. Als seine Kundschafterin ihm eine Richtung angab setzte er unverzüglich seinen Rappen in Bewegung. "Das muss sie sein! Alles mir nach! Simyana, Du führst! Haltet die Augen auf und zögert nicht!" | ||
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'''Autoren:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]] | |||
Nachdenklich strich sich der Baron und Junker über die unrasierte Wange. Boraccio D'Altea hatte die Szenerie verlassen, und nun fiel ihm ein, dass er womöglich doch noch zwei oder vier helfende Hände hätte gebrauchen können, um die bewusstlose Domna Belisetha von der Last des toten Rosses zu befreien. "Sammelt alles an Lanzen, Speeren, Schwertern und dergleichen ein, und bringt mir die Gürtel der Toten. Wir müssen etwas zum Hochstemmen des toten Pferdes basteln, ansonsten bekommen wir die Domna hier nicht weg", befahl er seinen verbliebenen beiden Leuten, rammte den Degen in den Boden und löste die Spange seines schweren, schwarzen Umhanges, um ihn über der Verletzten auszubreiten. "Und gebt mir die Umhänge, zumindest soweit sie trocken sind." | |||
Kurze Zeit später war die zierliche alte Dame unter einem Berg an Stoff geradezu begraben, und man hatte neben ihr eine wenig vertrauenserweckende Konstruktion aus zersplitterten Schäften und Schwertern, zusammengebunden mit einem halben Dutzend Gürteln, unter dem Pferdeleib hindurch geschoben. Glücklicherweise erleichterte die Schneedecke das Vorhaben. Hernán von Aranjuez stand an der Kruppe, der Gardist zwischen den Beinen des Pferdes, beide tief gebückt und die wieder behandschuhten Hände am jeweiligen Ende der improvisierten Stange. Die Gardistin derweil hatte die Decken aus Umhänge beiseite geschlagen, und die glücklicherweise nicht mehr allzu schwere Junkerin unter den Schultern gefasst. "Auf Drei stemmen wir den Kadaver etwa auf Kniehöhe, und Ihr zieht die Domna auf den Umhang dort. Womöglich sind Beine und Hüfte gebrochen, und ich möchte nicht, dass das Pferd ihr ein zweites Mal auf die Knochen fällt, wenn uns die Kraft verlässt", wies er an. "Fertig? Eins, zwei, drei!" | |||
Ein Ächzen ging durch den Wald, als die beiden Männer den hinteren Teil des Rosses zwei [[:avwik:Spann|Spann]] weit in die Höhe stemmten. Geschwind zog die Gardistin Belisetha da Vanya, die dabei in ihrer Ohnmacht ein unruhiges Stöhnen von sich gab, unter dem Pferdeleib hervor, der nur Augenblicke später wieder vom Schnee gedämpft zu Boden krachte. | |||
"Es können nur wenige Meilen bis Quazzano sein", schnaufte er durch. "Ihr...", nickte er der Gardistin zu "...reitet spornstreichs dorthin, und veranlasst, dass man uns umgehend zwei Wagen hierher schickt. Einen für Domna Belisetha, ausgekleidet mit reichlich Stroh - und einen für die Gefallenen. Wir kommen euch dann entgegen." | |||
Obgleich der Condottiere auch in den vergangenen Götterläufen immer wieder im Feld gestanden hätte, war es freilich schon ein Weilchen her, dass er sich höchstselbst um Verletzungen gekümmert hatte. Glücklicherweise ergab das Aufschneiden der Beinkleider der da Vanya, dass es sich um keine offenen Brüche handelte. Die Reposition entlockte der greisen Edeldame freilich abermals ein Stöhnen, doch leisteten ihnen dann immerhin die gebrochenen Lanzenschäfte und Gürtel gute Dienste beim Schienen der Beine. | |||
Nachdem er seinen Degen wieder verstaut hatte, griff sich der [[Familia Aranjuez|Aranjuezer]] die beiden Zipfel am Kopfende des Umhanges, auf welchem Belisetha da Vanya, mittlerweile wieder so gut es ging mit den übrigen Umhängen gegen die Kälte geschützt, lag, und begann in Richtung Quazzanos zu ziehen. "Wir wechseln uns ab. Der Schnee dämpft zum Glück die Unebenheiten des Bodens. Ihr führt die Pferde, und haltet die Augen offen." | |||
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