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"Ich will, dass du die magischen Bücher deines Vaters nach einem Zauber durchforstest, der dir den derzeitigen Aufenthaltsort von Personen verrät. Und wenn du dazu einen Geist oder Dschinn befragen musst - oder meinetwegen die tote Amazone! Wenn es wahr ist, dass Morena von Harmamund die alte Belisetha und die verfluchte Scheffelsteinerin in ihrer Gewalt hat - und ich habe den Alten höchstselbst gefangen - dann fehlen uns nur noch das Pestweib Rifada und Lucrann von Schrotenstein - der dir das Erbe deines Vaters gestohlen hat - um diese Fehde zu gewinnen und den Stammbaum dieser Hunderasse ein für allemal abzuhacken! Also frisch ans Werk! Ich will so schnell wie möglich wissen, wo sich die beiden letzten noch fehlenden da Vanyas herumtreiben!" | "Ich will, dass du die magischen Bücher deines Vaters nach einem Zauber durchforstest, der dir den derzeitigen Aufenthaltsort von Personen verrät. Und wenn du dazu einen Geist oder Dschinn befragen musst - oder meinetwegen die tote Amazone! Wenn es wahr ist, dass Morena von Harmamund die alte Belisetha und die verfluchte Scheffelsteinerin in ihrer Gewalt hat - und ich habe den Alten höchstselbst gefangen - dann fehlen uns nur noch das Pestweib Rifada und Lucrann von Schrotenstein - der dir das Erbe deines Vaters gestohlen hat - um diese Fehde zu gewinnen und den Stammbaum dieser Hunderasse ein für allemal abzuhacken! Also frisch ans Werk! Ich will so schnell wie möglich wissen, wo sich die beiden letzten noch fehlenden da Vanyas herumtreiben!" | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Lindholz|Lindholz]] | |||
'''Burg Albacim, nachts''' | |||
"Ich hoffe, du hast gute Nachrichten, mein Sohn", setzte Praiosmin von Elenta schon an, als sie gerade erst den Fuß über die Schwelle der Turmkammer setzte, in der sie alles verwahrte, was ihr von ihrem Geliebten geblieben war, "Es ist schon spät und es gibt wichtige Dinge, die meiner harren." Genau genommen waren die wichtigen Dinge ein Bett und der Schlaf, den sie dringend benötigte. Es war schließlich ein ereignisreicher Tag gewesen und sie war keine Zwanzig mehr. Doch das würde sie ihrem Sohn sicher nicht auf die Nase binden. Er benahm sich ihr gegenüber jetzt schon ungebührlich - da würde sie ihm das Futter nicht auch noch zuwerfen, das seinen Hochmut nährte. Hinter dem von einer Öllampe beschienen Sekretär richtete sich ihr Sohn auf und lächelte ihr zu. | |||
"Wie schön, dass ihr so schnell gekommen seid, Mutter. Ohne Euch kann ich die nächsten Schritte nicht in die Wege leiten", verkündete er. | |||
"Was hast du hier nur angestellt?" Die Reichvögtin blickte sich pikiert um. Die Kammer war ein einziges Durcheinander! Überall lagen Bücher zu Stapeln aufgetürmt auf dem Boden, Tinkturen und Gerätschaften standen im Raum verteilt. | |||
"Oh das?", fragte Aureolus und ließ den Blick umherschweifen, als würde ihm erst jetzt auffallen, in welchen Zustand er das Zimmer versetzt hatte, "Ich bitte Euch, das Chaos zu entschuldigen, aber ich musste einige Werke im Nachlass meines Vaters ausfindig machen, die sich sicher als nützlich erweisen werden. Kommt doch, liebe Mutter, kommt her und setzt Euch zu mir." | |||
Die Reichsvögtin trat an den Schreibtisch herran, nahm jedoch davon abstand, sich auf dem Stuhl niederzulassen, der davor stand: "Wie ich bereits erwähnte, habe ich nicht viel Zeit, also kommen wir doch gleich zur Sache: Deinen Äußerungen entnehme ich, dass du in den Büchern einen Weg gefunden habt, Rifada da Vanya und Lucrann von Schrotenstein ausfindig zu machen?" | |||
"Wenn es möglich wäre, so einfach einen Geist oder Dämon zu rufen , um ihn zu einem solchen Dienst heranzuziehen, liebe Mutter, glaubt Ihr wirklich, ich hätte damals meine ehemalige Meisterin, Mordaza Maraneta, aufgesucht, als Euch der Briefwechsel mit meinen Vater abhanden gekommen ist?" | |||
Schon wieder dieser herablassende Tonfall! Drohend hob die Reichsvögtin den beringten Zeigefinger, als ihr Sohn beschwichtigend die Arme hob. | |||
"Dennoch habe ich einen Weg gefunden, uns aus dieser vertrakten Lage zu befreien Mutter." | |||
"Vertrakt?", erwiderte seine Mutter verwirrt und verdrehte dann die Augen, als sie zu verstehen begann, "Du machst Dir doch nicht immer noch Gedanken darum, dass mir die Lage aus den Händen gleiten könnte?" Tatsächlich glaubte sie Sorge in den sonst so stolzen Augen ihres Kindes erkennen zu können. Eilig trat sie um den Sekretär herum, wodurch ein Bücherstapel aus dem Gleichgewicht geriet. Zärtlich umschloss Praiosmin das Gesicht ihres Sohnes mit ihren fleischigen Händen. "Deine Bedenken sind nur ein Phantasiegebilde, mein Kind: Deine liebe Mutter hat die Zügel fest im Griff. Schon bald werden wir endgültig über unsere Feinde triumphieren." | |||
"Ich fürchte, Ihr irrt Euch, liebste Mutter, die Fäden sind Euch schon längst entglitten", entgegenete Aureolus und konnte in den Zügen seines Gegenübers sehen, wie die mütterliche Liebe von ebensolcher Strenge abgelöst wurde. | |||
Bevor Praiosmin jedoch zu einer angemessenen Schelte ansetzen konnte, griff Aureolus nach etwas, was sich im Schatten der Stapel auf dem Sekretär verborgen hatte. Die Reichsvögtin erbleichte als sie die Klinge eines Dolches im Schein der Öllampe aufblitzen sah. | |||
"Bei den Göttern, was hast Du vor?" brachte Praiosmin von Elenta entsetzt hervor. | |||
"Verzeiht mir Mutter, ich wünschte, ihr würdet verstehen, dass dies der einzige noch mögliche Weg ist." | |||
'''Im Kerker der Burg, wenig später''' | |||
Es musste schon nach Mitternacht sein, doch Boron wollte ihm einfach keinen Schlaf schenken. Verärgert drehte sich Amaros von Lindholz auf die Seite, obwohl er wusste, dass er auch in dieser Lage keine Ruhe finden würde. Er hatte dem Großinquistor die Bettstatt angeboten, doch dieser hatte abgelehnt; er wolle noch etwas meditieren. Amaros selbst hatte dennoch kein Auge zugetan und konnte nun sehen, wie sich die Umrisse des Praiosgeweihten bewegten und der ältere Mann sich erhob. Wie lange hatte der seine Eminenz in innerer Einkehr zugebracht? Vielleicht schien ihm die Zeit nur so lang, weil das Gefühl des Eingesperrtseins seine Gedanken endlos kreisen ließ, ohne ihm eine Lösung zu eröffnen. | |||
"Nun, Euer Eminenz? Hat Euer Gebet Euch einen Ausweg aus unserer Lage eröffnet?" fragte der yaquirtaler Magier, nachdem er sich aufgesetzt hatte. | |||
"Ihr seid ungeduldig, mein junger Freund. Der rechte Weg wird sich zeigen, sobald die Zeit gekommen ist", antwortete Amando Laconda da Vanya gelassen. | |||
''Ich hoffe, er zeigt sich bald. Sonst werden nur unsere aufsteigenden Seelen dieser Gefangenschaft entkommen'', ging es Amaros von Lindholz durch den Kopf, doch sprach er seine Gedanken nicht aus. Ihm klebte die Zunge am Gaumen, er war erschöpft, aber dennoch verdiente sein Mitgefangener mehr Respekt als solch eine Bemerkung. | |||
Erneut bot er dem Illuminatus die Bettstatt an und dieses Mal nahm der Ältere die Offerte dankend an. Er selbst ließ sich daraufhin an der Wand, die am weitesten von dem Eimer entfernt war, der ihnen für ihre Notdurft diente, nieder. Trotz allem sollte er sich glücklich schätzen, dass seine Eminenz nun bei ihm weilte. Zwar verweigerte man ihm seitdem jegliche Verpflegung, doch war ihm wohl so wenigstens die Folter erspart geblieben. Und ob die Reichsvögtin ihn, den sie als Verräter und Ketzer sah, danach hätte ziehen lassen, stand ebenso zu bezweifeln. Sicherlich war er nicht der erste Zauberkundige, der von einem Großinquistor in einer Zelle besucht wird, aber ob er gar der erste war, der sich eine Zelle mit einem solch hohen Gesandten der Reichskirche teilte? Das würde auf Dere eine ebenso gute Geschichte abgeben wie im Jenseits - davon war er überzeugt! Schon wollte er Dom Amando fragen, ob seine Eminenz von einem solchen Fall gehört hatte, als das Geräusch des sich mit einem Klacken öffnenden Schlosses seinen Kopf in Richtung der Tür herumfahren ließ. Als die Pforte aufschwang, konnte er im hellen Licht der Fackel nur die Umrisse einer massiven Person erkennen und musste einige Male blinzeln, bis er seinen Verdacht bestätigten konnte. | |||
"Domna Praiosmin?" brachte er entgeistert hervor, doch die Reichsvögtin beachtete ihn nicht. Mit starrem Blick wandte sie sich dem Großinquistor zu, der schon auf den Beinen war, was Amaros von Lindholz dazu brachte, sich ebenfalls aufzurichten. | |||
"Lasst sofort den Dolch fallen, Euer Hochgeboren", gebot der Illuminatus und erst jetzt bemerkte Amaros die blanken Klinge in der Hand der Domna. Diese zeigte jedoch keinerlei Drang, der Aufforderung nachzukommen und bewegte sich einen weiteren Schritt auf den gestreng dreinschauenden Geweihten zu. Der Großinquisitor erhob daraufhin noch einmal die Stimme, doch dieses Mal schienen seine Worte durch Mark und Bein zu fahren: "Im Namen des Herren Praios. Lasst Eure sinistren Pläne fahren und tretet in das heilige Licht." | |||
Mit Entsetzen beobachtete der junge Magier, wie sich das Gesicht der Reichsvögtin zu einer Maske des Schmerzes verzog. Der Dolch in ihrer Hand zitterte, als würde sie gegen einen ungeheuren Drang ankämpfen! | |||
"Lasst den Dolch sofort fallen, Domna Praiosmin! Praios will es!" donnerte nun der Großinquistor und mit einem gellenden Schrei fiel zuerst der Dolch und dann die Reichsvögtin selbst zu Boden. | |||
"Was... was hat das zu bedeuten?" Im Gang erschienen die verängstigten Gesichter zweier Wachmänner. | |||
"Ihre Hochgeboren stand unter dem Einfluss eines finsteren Zaubers." eröffnete ihnen der Illuminatus, dessen Antlitz tiefe Sorge zeigte. | |||
"Bedeutet das, Domna Praiosmin war nicht Herrin ihres Willen, als sie uns hier festsetzen ließ?" mischte sich Amaros von Lindholz ein. | |||
"Das ist... möglich", antwortete Amando Laconda da Vanya zurückhaltend, "Wir werden sie befragen, sobald ihre Hochgeboren wieder bei Bewusstsein ist. Einstweilen werde ich die Reichsvögtin vertreten, bis die Schuld Domna Praiosmins geklärt ist und entsprechende Schritte eingeleitet werden konnten." | |||
Amaros nutzte das Zögern der Wachen, um sich zu der Ohnmächtigen herabzubeugen. Er wollte sehen, ob sich die Reichsvögtin an dem Dolch verletzt hatte, auf den sie gestürzt war, und gleichzeitig nach dem Schlüssel zu dem Praioskragen suchen, den diese sicher niemandem sonst anvertraut hatte. | |||
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