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Die beeindruckende Gestalt des Großinquisitors nahm neben dem zweifelnd dreinschauenden yaquirtaler Magier Platz und schloss die Augen: "Ich werde die Kirche über unsere Lage in Kenntnis setzen." Ein Ausdruck des Friedens breitete sich auf den Zügen des alten Mannes aus, die von einem sanften Licht erhellt wurden, obwohl der schwache Schein von Draußen durch das winzige Gitterfenster nur bis zu ihren Füßen drang. Dann öffnete Amando Laconda da Vanya wieder die Augen und verkündete voller Ruhe: "Es ist geschehen." | Die beeindruckende Gestalt des Großinquisitors nahm neben dem zweifelnd dreinschauenden yaquirtaler Magier Platz und schloss die Augen: "Ich werde die Kirche über unsere Lage in Kenntnis setzen." Ein Ausdruck des Friedens breitete sich auf den Zügen des alten Mannes aus, die von einem sanften Licht erhellt wurden, obwohl der schwache Schein von Draußen durch das winzige Gitterfenster nur bis zu ihren Füßen drang. Dann öffnete Amando Laconda da Vanya wieder die Augen und verkündete voller Ruhe: "Es ist geschehen." | ||
"Seid bedankt, Euer Eminenz | "Seid bedankt, Euer Eminenz", erwiderte Amaros von Lindholz. ''Falls wir dies nicht überleben, wird es dieser Wahnsinnigen wenigstens nicht besser ergehen.'' Er hatte die Zeit genutzt, sich seine verletzte Schulter etwas genauer anzusehen, die der Medicus der Reichsvögtin versorgt und mit einigen Stichen genäht hatte. Er verstand sich nicht groß auf diese Dinge, doch erschien ihm die Entzündung, die ihn ins Fieber gestürzt hatte, langsam abzuklingen und die Heilung der Wunde den Umständen entsprechend gut vorangeschritten zu sein. Ob wohl eine Narbe zurückbleiben würde? Es wäre seine erste; bisher hatte er Unschönheiten dieser Art mit Heilzauberei verhindern können. Vielleicht war ein solches Andenken jedoch gar keine schlechte Lehre - es anzusprechen, seine Kräfte für eine solche Lappalie nutzen zu wollen - und das auch noch in Gegenwart eines Mitglieds des Rats des Heiligen Lichts, kam ihm ohnehin reichlich unwürdig vor. Er würde sich unter dem gestrengen Blick des Älteren nur wie ein gescholtener Scholar im ersten Jahr fühlen! So schwieg er und überlegte, was nun zu tun war. | ||
'''Vor der Kerkertüre''' | |||
"Seid Ihr von Sinnen, Mutter?" Aureolus von Elenta hätte sich die Haare raufen können, doch er beließ es dabei, sich einmal mit der Rechten über den blonden Schopf zu fahren. Die goldenen Augen verrieten jedoch seinen Zorn und schienen regelrecht in Flammen zu stehen. Das Vermögen seiner Mutter war ihm stets willkommen, doch sie selbst entwickelte sich immer mehr zu einer Last, die den Schutz und die Förderung, die sie ihm angedeihen ließ, zunehmend weniger auszugleichen vermochte. | "Seid Ihr von Sinnen, Mutter?" Aureolus von Elenta hätte sich die Haare raufen können, doch er beließ es dabei, sich einmal mit der Rechten über den blonden Schopf zu fahren. Die goldenen Augen verrieten jedoch seinen Zorn und schienen regelrecht in Flammen zu stehen. Das Vermögen seiner Mutter war ihm stets willkommen, doch sie selbst entwickelte sich immer mehr zu einer Last, die den Schutz und die Förderung, die sie ihm angedeihen ließ, zunehmend weniger auszugleichen vermochte. | ||
"Nicht den Zauberer solltet ihr fürchten, sondern diesen greisen da Vanya! Sein Körper mag durch das Alter geschwächt sein, doch die Macht seines Gottes wird ihm Fähigkeiten eröffnet haben, die die eines profanen Menschen bei Weitem überschreiten. Wie könnt Ihr nur glauben, ein so ranghohes Mitglied der Reichskirche einfach gefangen nehmen zu können?" Aufgeregt schritt der Mann, der sich trotz seiner zwanzig Lenze in diesem Augenblick eher wie der vernünftige Vater, denn der jugendliche Sohn der Reichsvögtin vorkam, den Kerkergang auf und ab. "Niemals werde ich diese Zelle betreten und mich diesem Mann stellen... Ihr hättet ihn töten sollen! Schnell und ohne Warnung. Bevor der Alte wissen konnte, wie ihm geschieht, wäre es vorüber gewesen, doch diese Gelegenheit ist vertan. Jetzt ist er vorbereitet und selbst wenn ein ganzer Trupp Soldaten in die Zelle passen würde, würde ich nicht darauf wetten, dass sie die beiden Insassen noch ausschalten können. Wenn ihr meinen Rat hören wollt: Fallt vor diesem elenden da Vanya auf die Knie und bettelt um Vergebung. Vielleicht könnt Ihr so Euer Amt retten... oder wenigstens Euer Leben." | "Nicht den Zauberer solltet ihr fürchten, sondern diesen greisen da Vanya! Sein Körper mag durch das Alter geschwächt sein, doch die Macht seines Gottes wird ihm Fähigkeiten eröffnet haben, die die eines profanen Menschen bei Weitem überschreiten. Wie könnt Ihr nur glauben, ein so ranghohes Mitglied der Reichskirche einfach gefangen nehmen zu können?" Aufgeregt schritt der Mann, der sich trotz seiner zwanzig Lenze in diesem Augenblick eher wie der vernünftige Vater, denn der jugendliche Sohn der Reichsvögtin vorkam, den Kerkergang auf und ab. "Niemals werde ich diese Zelle betreten und mich diesem Mann stellen... Ihr hättet ihn töten sollen! Schnell und ohne Warnung. Bevor der Alte wissen konnte, wie ihm geschieht, wäre es vorüber gewesen, doch diese Gelegenheit ist vertan. Jetzt ist er vorbereitet und selbst wenn ein ganzer Trupp Soldaten in die Zelle passen würde, würde ich nicht darauf wetten, dass sie die beiden Insassen noch ausschalten können. Wenn ihr meinen Rat hören wollt: Fallt vor diesem elenden da Vanya auf die Knie und bettelt um Vergebung. Vielleicht könnt Ihr so Euer Amt retten... oder wenigstens Euer Leben." | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
"Nicht in diesem Ton, mein Junge!", wies Praiosmin von Elenta ihren Filius mit drohendem Zeigefinger zurecht. "Bedenke, dass du zu deiner Mutter sprichst!" Zufrieden nahm sie zur Kenntnis, dass hinter ihrem schmollenden Sprössling die regungslosen Leiber dreier ohnmächtiger Männer vorbeigetragen wurden, die nur noch ihre Unterkleidung trugen und von ihren Lakaien in die Zelle gegenüber vom Magier und Großinquisitor geworfen wurden. Das Schlafgift, dass ihr einst Aureolus' Vater zum Willfährig-Machen ungebetener Gäste überlassen hatte, war also immer noch zu gebrauchen. | |||
"Ich falle vor ''niemandem'' auf die Knie, merk' dir das!", fuhr sie fort. "Nicht vorm Grafen, nicht vorm Fürsten, nicht einmal vor der Kaiserin! Und ganz sicher nicht vor einem da Vanya! Drei, vielleicht vier Tage - und die beiden werden verhungert und verdurstet sein! Anstatt deiner guten Mutter Vorwürfe zu machen, wirst du dich jetzt mit deinen Zauberkräften nützlich machen, mein Sohn!" Sie hakte sich bei Aureolus ein und führte ihn die Kerkertreppe hinauf, wieder zurück ans Tageslicht. Zwei ihrer Büttel hatten befehlsgemäß vor den Kerkerzellen Stellung bezogen. | |||
"Ich will, dass du die magischen Bücher deines Vaters nach einem Zauber durchforstest, der dir den derzeitigen Aufenthaltsort von Personen verrät. Und wenn du dazu einen Geist oder Dschinn befragen musst - oder meinetwegen die tote Amazone! Wenn es wahr ist, dass Morena von Harmamund die alte Belisetha und die verfluchte Scheffelsteinerin in ihrer Gewalt hat - und ich habe den Alten höchstselbst gefangen - dann fehlen uns nur noch das Pestweib Rifada und Lucrann von Schrotenstein - der dir das Erbe deines Vaters gestohlen hat - um diese Fehde zu gewinnen und den Stammbaum dieser Hunderasse ein für allemal abzuhacken! Also frisch ans Werk! Ich will so schnell wie möglich wissen, wo sich die beiden letzten noch fehlenden da Vanyas herumtreiben!" | |||
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