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Sie ließ die Zügel los, saß auf einem Grauschimmel auf und ritt an Rifadas Seite. "Quazzano?", fragte sie leise. | Sie ließ die Zügel los, saß auf einem Grauschimmel auf und ritt an Rifadas Seite. "Quazzano?", fragte sie leise. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]] | |||
Rifada wendete abwägend das Haupt erst in die eine, dann in die andere Richtung. Ihre verärgerte Miene machte ihr Hin- und Hergerissen-Sein deutlich. "Wir können hier nichts mehr retten", bilanzierte sie mit Bitterkeit in der Stimme, "weder Belisetha noch das Kloster. Aber ich denke auch an Griphonis Solaris - unser Amulett und Schutzzeichen seit Praiana der Gleißenden. Wenn Belisethas alter Leib diese Flammenhölle auch nicht überleben konnte - das Signum wird sie fraglos überstehen! Ich kann nicht zu Amando reiten und ihm sagen, dass wir nicht nur seine einzige verbliebene Schwester, sondern auch noch das Schutzzeichen unseres Hauses verloren haben. Nicht auszudenken, wenn es nach seiner güldenen Greifen-Monstranz auch noch in die Hände der Elenterin gerät ... oder – schlimmer noch – gar in die der Harmamunds." | |||
Sie schüttelte den Kopf, diesen Gedanken besser nicht weiter fortzuführen. "Aber wenn es nicht regnet oder äußerst starker Schneefall einsetzt, wird das Refektorium noch mindestens drei Tage weiter brennen und glimmen, bevor man seine Überreste überhaupt betreten kann. Das heißt, in drei Tagen müssen wir wieder hier sein - das Signum finden und es mit uns ins Vanyadâl nehmen." | |||
Sie deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung, in die Rahjeline mit Rifadas Schlachtross geflohen war. "Da mich diese treulose Pferdediebin ja gerade selbst von meinem gegebenen Versprechen entbunden hat, sie nach Ragath zu eskortieren, steht es uns also frei, wohin wir uns in den nächsten drei Tagen wenden - wir müssen nur bei Erlöschen des Feuers wieder hier sein! Der Grund nach Quazzano zu reiten, war Belisetha, die ich dorthin in Sicherheit und gleichzeitig mit ihrer Neugier fort aus dem Vanyadâl bringen wollte. Wenn wir dennoch dorthin reiten, sind wir Amando viele Erklärungen schuldig - und glaube mir, es gibt keinen Menschen in Almada, vielleicht sogar im ganzen Reich oder in Aventurien, vor dem es schwerer ist, irgendetwas zu verschweigen - er schaut dir nur mit seinem stechenden Blick tief in die Augen und weiß sogleich alles, auch das, was du nie aussprechen wolltest." | |||
Sie deutete in Richtung Nordosten. "Ich würde deshalb vorschlagen, dass wir zuerst nach Aranjuez reiten. Wir wollen doch einmal sehen, ob sich unser alter Freund Dom Hernán freut, uns wiederzusehen?" | |||
Ihr ironischer Unterton machte deutlich, dass sie davon selbst überrascht wäre - aber immerhin hatte man ob der gemeinsam durchlebten Schrecken des Ferkinasturms in der Elenterin eine gemeinsame Feindin. | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza schluckte schwer, machte jedoch keine Anstalten, ihr Pferd in Bewegung zu setzen. Wie versteinert saß sie auf dem Rücken des ungesattelten Tieres. Sie hatte noch keinen Augenblick geschlafen in dieser Nacht, die Müdigkeit brannte wie eine alles verzehrende Säure in ihrem Brustkorb, und eine plötzliche Furcht schnürte ihr die Kehle zu. Sie war alles andere als erpicht darauf, den Aranjuezer wiederzusehen. Mochte sie auch das Ehrduell gegen ihn für sich entschieden haben, im Stillen trug sie ihm ihre Gefangennahme noch immer nach. Schlimmer aber: Sie traute ihm nicht mehr, wie sie es einst getan hatte. Außerdem hatte er vor wenigen Monden seine Verlobung mit der mittleren Ragather Grafentochter bekannt gegeben. ''Seiner'' Nichte! Was, wenn aus irgendeinem unwahrscheinlichen Grund auch ''er'' dort anwesend wäre? Was, wenn die kleine Ehrenstein mehr von ihrem Onkel wusste, als sie, Richeza, ahnte? Zu der jüngsten Nichte, [[Romina von Ehrenstein-Streitzig|Romina]] hatte er stets ein gutes Verhältnis gepflegt. Was, wenn dies auch für die mittlere galt? Was, wenn sie dort gemeinsam mit dem Aranjuezer am Feuer saßen und längst schon über sie lachten? – Das war absurd! Und doch lähmte Richeza die Angst, der Schmerz, die unendliche Trauer über ''seinen'' Verrat. | |||
"Ich kann Euch nicht begleiten", sagte sie deshalb mit starrer Miene. "Ich werde in Quazzano auf Euch warten!" Sie nickte Rifada zu, ohne sie anzusehen, und ließ das Pferd antraben, langsam, Richtung Westen. Ja, ihre Tante mochte recht haben: Amando Laconda würde ihr vielleicht bis auf den Grund der Seele sehen und all das hervorbringen, was dort so lange schon verborgen lag. Ihr ganzes Leben war sie davongerannt, hatte die Praioten gemieden wie die Zorganer Pocken, genau aus diesem Grund. Aber etwas in ihr drängte der Wahrheit zu wie ein nach langen Regenfällen angeschwollener, unterirdischer Bach der Oberfläche. Sie hatte die Kraft nicht mehr, zu lügen, sich zu verstecken, zu kämpfen. Und immerhin war Amando ihr Großonkel. Er würde sie nicht verdammen. Man würde einen Weg finden. Wie auch immer der aussah: Das Leid konnte gar nicht größer werden. | |||
Verbissen lenkte Richeza das Ross durch den verharschten Schnee in die sternenlose Dunkelheit. | |||
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