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Mit diesen Gedanken folgte sie Rifada und Richeza, innerlich völlig zerrissen, hinaus auf den Boronanger. Bei jedem Schritt schwor sie sich, das sie bei der ersten sich bietenden Möglichkeit auf das Haupttor und die dahinterliegende Freiheit zulaufen würde. Hatte sie dieses Tor erstmal passiert, würde sie einfach nur noch weiterlaufen müssen. Immer weiter. | Mit diesen Gedanken folgte sie Rifada und Richeza, innerlich völlig zerrissen, hinaus auf den Boronanger. Bei jedem Schritt schwor sie sich, das sie bei der ersten sich bietenden Möglichkeit auf das Haupttor und die dahinterliegende Freiheit zulaufen würde. Hatte sie dieses Tor erstmal passiert, würde sie einfach nur noch weiterlaufen müssen. Immer weiter. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Das Erste, was die Frauen sahen, als sie den Friedhof erreichten, war der Reiter. Wie ein Feldherr thronte er auf seinem unheimlichen Ross, das sich nachtschwarz von dem schneebedeckten Hügel abhob. Sein Mantel bauschte sich im Wind, sein wirrer Bart bebte, als er ihnen götterlästerliche Flüche entgegen schrie. | |||
Zu seinen Füßen taumelte ein halbes Dutzend brennender Leichname den Hang herab, noch einmal so viele Tote irrten zwischen den Gräbern umher, wo die Getreuen des Schrotensteiners sie zurückzudrängen suchten. Einer der Soldaten wand sich schreiend am Boden, der Wappenrock im Flammen, und versuchte verzweifelt, das Feuer im Schnee zu ersticken, stattdessen aber setzte er einen kahlen Mastixbusch in Brand und verschlimmerte seine Lage. | |||
Wolpert Dragentodt versuchte, dem Brennenden zu Hilfe zu eilen, doch sein Pferd scheute das Feuer, und er hatte Mühe, es unter Kontrolle zu bringen. Der Schrotensteiner lenkte sein Ross den Hügel hinauf, sah sich jedoch sogleich von dem halben Dutzend Brandleichen umgeben, das ihm entgegen kam. | |||
Richeza starrte einen Moment lang erschrocken auf das sich ihr bietende Inferno, dann fasste sie den Abt am Arm. "Könnt Ihr nicht irgendwas tun?" | |||
Marbodano nickte grimmig. "Ich kann, doch muss ich dazu jede Kreatur einzeln berühren." | |||
"Berühren?", fragte Richeza ungläubig und blickte zu der Soldatin hinüber, die sich gleich zweier Brandleichen zugleich erwehren musste, die tumb auf sie einhieben, sie verfehlten und stattdessen ein hölzernes Boronsrad in Flammen aufgehen ließen. "Ich schätze, uns bleibt nicht viel Zeit, kommt mit, ich gebe Euch Deckung. Ihr bleibt hier oder lauft ins Kloster zurück!", befahl sie Rahjeline und achtete nicht weiter auf die Domna, während sie mit blanker Waffe auf den nächstbesten Leichnam zustürzte. | |||
Der Abt begann mit tiefer, tragender Stimme seinen Gott anzurufen, während er ihr folgte. | |||
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