Chronik.Ereignis1033 Feldzug Selaque 24: Unterschied zwischen den Versionen

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Beiträge: Steve + v.Scheffelstein
(Aureolus)
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Plötzlich wusste Aureolus, wie er den Caballero aus dem Weg räumen konnte. Aber dazu musste er erst einmal nahe genug an ihn herankommen.
Plötzlich wusste Aureolus, wie er den Caballero aus dem Weg räumen konnte. Aber dazu musste er erst einmal nahe genug an ihn herankommen.
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'''Autor:''' [[Benutzer:SteveT|SteveT]]
=====3. Rondra, am späten Abend=====
'''Unweit des Weilers Carano in Schrotenstein'''
Etwa eine halbe Stunde war vergangen, seit Azzato von San Owilmar das provisorische Feldlager des Selaquer Aufgebotes verlassen hatte. Im fahlen Licht der Madasichel tauchte vor ihm die schattenhafte Silhouette eines freistehenden Hofgutes auf, neben dem sich - wenn er es in der Dunkelheit richtig erkannte - die mit hellem Tuch bespannten Flügel einer Windmühle drehten.
Es war lange her, seit er das letzte Mal hier in Selaques Nachbarbaronie gewesen war, aber wenn ihn seine Erinnerung nicht trog, stand diese Windmühle kurz vor dem armseligen Nest Carano, welches sich die Gräflichen laut Domna Morena als Nachtlager erwählt hatten.
Tatsächlich tauchten wenig später die dunklen Dächer von sechs oder sieben weiteren Häusern auf - das musste der Weiler sein. Ärgerlich schlug der schöne Azzato nach einigen ihn umschwirrenden Stechmücken oder Pferdebremsen, die hier im wasserreichen Umland des Schwarzen Sees und der Bäche Gambari und Botteilo offenbar zu Tausenden lebten. Der junge Caballero lenkte sein Pferd nach Osten und hielt nach den drei Linden Ausschau, die die süße Comtessa als Treffpunkt für ihr nächtliches Beisammensein auserkoren hatte.
Azzato kratzte sich nachdenklich am Kopf und prüfte bei dieser Gelegenheit gleich noch einmal den Sitz seiner Frisur, die dank einer teuren Pomade aus Ragath wie immer perfekt bis zur letzten Haarsträhne saß. Lässig glitt er aus dem Sattel und ließ sein Streitross ein wenig grasen, während er sich suchend umsah. Entweder die Comtessa oder aber die Harmamund schienen sich nicht sonderlich gut mit Bäumen auszukennen. Hier gab es keine drei nahe beieinander stehenden Linden - es gab überhaupt nur ein paar weit auseinander stehende, nadelspitze Zypressen. 'Na ja,' dachte er stumm bei sich, 'die Comtessa kommt eben aus einer großen Stadt, was hat sie da mit Pflanzen zu schaffen. Hauptsache, sie kennt sich gut aus mit ...'
Er knöpfte grinsend den überdimensionierten Hosenlatz seiner engsitzenden Lederhose auf und zog mit angestrengter Miene ein paar zusammengerollte Taschentücher heraus, mit denen er sich gemeinhin das Suspensorium ausstopfte, damit es schön prall aussah. Schließlich sollte die heißblütige Grafentochter, wenn sie gleich auftauchte, darin nichts vorfinden, was dort nicht hineingehörte ...
Er hatte seine Hose gerade wieder zugeknüpft, als er in seinem Rücken den schnellen Hufschlag eines weiteren Pferdes hörte, worauf er sich erwartungsvoll lächelnd umwandte. "Hier bin ich, Graciosa! Ihr habt Euch den Richtigen auserwählt, um vor Eurer Vermählung mit diesem lächerlichen Cronbiegler zu entfliehen! Ein Wort von Euch, und ich fordere den Lump und haue ihn mit einem einzigen Streich entzwei! Ein Diamant wie Ihr hat weit Besseres verd ...!"
Er brach ab, als er erkannte, ''wer'' dort angeritten kam. Azzatos vorher strahlende Miene verfinsterte sich sofort: "Du, Goldlöckchen?", rief er Ramin entgegen, dem schwächlichen anderen Mündel seiner Lehnsherrin. "Verschwinde! Ich habe hier gleich Angelegenheiten zu erledigen, die nicht für die Augen eines halben Kindes wie dir bestimmt sind! Was willst du überhaupt hier, du dürre Vogelscheuche? Soll mein Liebchen denken, dass ich mit einem Rohalsjünger wie dir Umgang habe? Wie peinlich! Das hier ist eine Campanya - ein Fehdezug - du Stubenhocker! Hier brauche ich allenfalls Lakaien, die kämpfen können - aber gewiss keinen Bücher lesenden Hungerhaken! Also los: Weg, weg, troll dich heim nach Selaque, du hässlicher goldäugiger Elfenbastard!"
Keine zwei Meilen von den beiden jungen Selaquern und Carano entfernt, ritt zur selben Zeit eine weitere Gruppe durch die Nacht, die wesentlich mehr Personen umfasste. Vorneweg trottete müde das alte Schlachtroß des Ritters [[Giromo von Wetterwacht]], während sein Herr während des Reitens immer wieder kurzzeitig einschlief und zu schnarchen begann. Da das Ross jedoch von seinen beiden jugendlichen Knappen Alessio und Padro am Zügel geführt wurde, blieb dies
ohne Konsequenzen. Alle drei waren gerüstet und bewaffnet, als ob sie in den Krieg zogen - selbiges galt, sogar noch mehr, auch für die beiden ihnen nachfolgenden Amazonen.
"Wenn die Sonne aufgeht," sagte [[Gujadanya da Vanya]] eben zu ihrer Mentorin und Seneschallin Jelissa Al'Abastra, "werden wir schon in Selaque sein! Wir müssen auf der Hut sein, denn ich traue dem fetten Sumpfhuhn zu, dass sie uns ein Aufgebot entgegenschickt, wenn sie von unseren Plänen
Wind bekommt. So ''viele'' sind wir nicht, als dass wir uns schon in Kämpfe verwickeln lassen sollten, bevor wir unser Castillo erreicht haben!"
"Wenn man uns den Weg verstellt, so kämpfen wir und schleichen uns nicht wie feige Weiber um Praiosmins Leute herum", mischte sich die Landedle [[Delicia von Sebeloh]] von hinten in ihr Gespräch ein, die mit ihren vier eigenen Waffenknechten direkt hinter den Achmad'sunni ritt. Auf sie und ihr Gefolge folgten noch die vier Wildenfester Grenzreiter, die Gujadanya und Jelissa schon auf ihrem ersten Erkundungsritt nach Selaque begleitet hatten, und nach diesen nochmals acht marschierende Schrotensteiner Büttel der Familia da Vanya, die Belisetha schweren Herzens gen Vaqnyadâl detachiert hatte. Die vermutete Gefangennahme Berengars und die Besetzung ihres Castillos ließen ihr, der sonst so friedliebenden Landesmutter, leider keine andere Wahl.
"Was ist das, was dort rechter Hand in der Dunkelheit aufragt?", deutete die ortsfremde Jelissa in die angesprochene Richtung. "Da bewegt sich irgendetwas Großes!"
"Ein unbedeutendes Nest namens Carano!", wank Gujadanya ab und erschlug eine Mücke, die ihr das Blut aus dem ungepanzerten Hals saugen wollte. "Was du siehst, sind die Flügel einer Windmühle. Wer bei klarem Verstand sollte sich dort sonst um diese Zeit herumtreiben?"
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'''Autor:''' [[Benutzer:von Scheffelstein|von Scheffelstein]]
[[Aureolus von Elenta|Aureolus]] knirschte mit den Zähnen. Der Caballero hatte ihn entdeckt! Er selbst hatte den Mann zuletzt aus den Augen verloren, da er das Pferd hatte zügeln müssen. Er war das Reiten nicht gewohnt, und mehrmals wäre er fast vom Ross gefallen. Zudem schmerzten seine Schenkel, als hätte jemand immer wieder einen Wetzstein darüber gezogen.
Verflucht noch eins, was machte der Mann hier, weit außerhalb des Dorfes? Das waren doch keine Linden, unter denen er stand, und mehr als drei waren es außerdem! War der Bursche dümmer, als er aussah? Nicht genug, dass er eine Linde nicht von einer Zypresse zu unterscheiden wusste, zählen konnte er offenbar auch nicht!
Wäre er nur langsamer geritten, fluchte Aureolus innerlich, dann hätte er den Caballero rechtzeitig entdeckt. Heimlich hatte er sich anschleichen wollen! Jetzt war sein ganzer schöner Plan dahin! Aber, nun gut, er konnte es nicht ändern, so musste er halt einen neuen Plan ersinnen – und das schnell. Ein Glück war ihm das Lügen schon immer leicht gefallen, denn lügen und sich verstellen musste er schon sein ganzes Leben lang.
"Hoher Herr!", stieß er keuchend hervor und rutschte aus dem Sattel. "Hoher Herr, ich bin hier, um Euch zu warnen!" Aureolus Beine zitterten, und er stützte sich auf seinen Stab, so steif und unbeweglich schienen ihm seine Knie. Nun, es konnte seiner Sache nur dienlich sein.
"Ihr mögt Euch wundern, warum ausgerechnet ich Euch folgte, um diese Warnung auszusprechen, denn bislang lebten wir in zwei verschiedenen Welten. Und doch weiß ich, wie sehr Euch meine ... unsere Herrin schätzt. Ihr seid ein aufrechter und ehrbarer Mann, der hoch in der Gunst Ihrer Hochgeboren steht." Aureolus neigte demütig den Kopf. "Ihr habt Besseres verdient, als einer solch schändlichen Intrige zum Opfer zu fallen!"
"Was faselst du da?", fragte Azzato ungehalten, der sich immer wieder umsah, ob nicht die Comtessa schon da wäre und sie zusammen entdeckte.
"Herr, es ist diese Harmamund. Morena von Harmamund. Sie ist eine bösartige Schlange! Ich habe gehört, was sie Euch sagte, und ich muss Euch leider berichten, dass keines ihrer Worte wahr gesprochen war." Aureolus setzte ein bedauerndes Lächeln auf. "So sehr ich Euch auch gönnte, dass Eure Zuneigung zu der ... nun ... der Comtessa erwidert würde, die wohl in den Augen eines Mannes der einen Blick für die Weiblichkeit und nicht nur die Bücher hat, sehr ansehnlich sein muss – so sehr ich Euch dies wünschte, muss ich Euch doch berichten, dass die Haarlocke, die Ihr erhieltet, Euch nicht aus freien Stücken von der Comtessa übergeben wurde."
Aureolus seufzte und blickte sich um, ehe er verschwörerisch seine Stimme senkte. "Diesen Morgen überhörte ich zufällig ein Gespräch, das die hohe Domna von Harmamund mit ihrem Begleiter führte. Wie heißt er gleich? Der Soldat – oder ist er Ritter? Dom Berengar di Cornimo? Ich hörte sie zu ihm sagen, sie hätte die blonde Locke, alles liefe nach Plan. Nun, ich dachte mir nichts dabei, aber nun fügt sich ein Mosaikstein zum anderen, und ich muss Euch warnen: Die Domna von Harmamund sprach vor einigen Tagen bei ihrer Hochgeboren vor, wie Ihr wisst, und sie bezweckt nichts Anderes, als das eroberte Castillo dieser anderen Familia zu erhalten. Wie heißen sie noch, diese Leute? Die ya Wandas? Wie auch immer: Domna von Harmamund möchte sich nun auf diesem Heerzug besonders hervortun. Euch muss sie dazu aus dem Weg räumen, und nun haltet Euch fest!"
Abermals blickte Aureolus sich um, dann trat er etwas näher. "Hoher Herr, Ihr seid in Lebensgefahr! Ihr ''dürft'' die Comtessa nicht treffen, noch weniger aber dürft Ihr sie berühren! Man will Euch – wie sagt man? – ''in flagrante delicto'' überführen, auf frischer Tat! Ich weiß nicht, wieweit die Comtessa in dieses finstere Spiel eingeweiht ist, Euch aber will man der Notzucht anklagen, und Ihr wisst, was dies für Euch hieße: Den Tod! Eine Dame von Stand und Namen der Comtessa unsittlich zu berühren, ja, sie gar zu ''vergewaltigen'', wie man es Euch nachsagen würde, wäre unweigerlich Euer Ende."
In gespieltem Entsetzen schüttelte der junge Magier den Kopf. "Hoher Herr, ich schwöre Euch, dies ist es, was ich hörte! Bitte – um Eurer selbst Willen – glaubt mir! Ihr mögt mich für einen Schwächling halten, einen Bücherwurm und halben Mann nur, doch wir Akademiker sind götterfürchtige Leute, und niemals könnte ich mir verzeihen, wenn man Euch zu Unrecht henkte und ich nicht alles versucht hätte, den Tod eines ehrlichen Mannes zu verhindern."
Aureolus verneigte sich tief, dann plötzlich riss er furchtsam die Augen auf. "Oh, und bitte: Verratet mich nicht an die Harmamund! Der Reichsvogtin mögt Ihr erzählen, was ich Euch sagte und dass ich Euch warnte, denn sie ist eine fromme und ehrbare Frau. Aber der Harmamund nicht und keinem sonst nennt meinen Namen, ich bitte Euch! Ich fürchte diese Frau! Sie ist so falsch und grausam wie eine Viper, ich flehe Euch an, bringt mich nicht in Gefahr, ich bin nur ein Studiosus und nicht Manns genug, mich selbst meiner Haut zu erwehren!", flehte Aureolus händeringend. 




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