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Richeza schwieg und folgte dem Blick des Barons hinauf zu den Bergen. "Das tut mir leid", sagte sie und schlug die Augen nieder. "Wirklich." Wie hatte sie nur glauben können, sie sei die Einzige, die Schmerz erlitte? "Ihr habt viel riskiert. Und ich wünsche Euch, dass Ihr nicht mehr verliert, als Ihr bereits verloren habt. Ich meine – ich wünsche Euch, dass Ihr die Vermissten wiederfindet." | |||
Götter, wenn es zu einer Ausweitung der Fehde käme, solange der Baron und Junker noch die Weisung hatte, eben eine solche zu verhindern, so wären es seine Leute, vor allen anderen, die unverdient den Tod fänden! Söldner hin oder her, bislang war Richeza nicht bewusst gewesen, dass diese Kämpfer dem Condottiere mehr bedeuteten als Männer und Frauen, die er fürs Kämpfen bezahlte. Dass es gar Verwandte oder Freunde waren, die er verlöre! Mit einem Mal schämte sie sich. | |||
"Wo habt Ihr die Briefe hingebracht?", fragte sie. "Nach Punin? So schnell? Wir können nur hoffen, dass Domna Praiosmin nicht von ihrer Existenz ... oder ... nun ja: ihrem Verbleib ... erfährt, ehe es für sie zu spät ist. Andernfalls wird es richtig hässlich! – Ihr habt wohl recht: Diese Briefe werden der Elenterin das Genick brechen. Ich werde ... versuchen, meine Tante zur Geduld zu ..." Sie brach ab und seufzte. Feige und ehrlos würde der Vorschlag in Domna Rifadas Augen wirken, zu warten, bis jemand anderes das Castillo und allen Besitz zurück eroberte. Das Schlimmste aber war: Niemand anderes als ausgerechnet [[Gwain von Harmamund]] würde das Heer führen, das wider die Ferkinas zöge und mutmaßlich auch Domna Praiosmin gefangen nähme. Niemals, ''niemals!'', würde ihre Tante die Hilfe eines Harmamund annehmen, niemals sich in die Schuld der verhassten Familia stellen! Eher schiene die Sonne in der Nacht, als dass sie dies zuließe! | |||
„Ja, wir werden sehen“, nickte Hernán von Aranjuez nur knapp. „Wisst Ihr … im Krieg ist es einfacher nicht zu viel nach zu grübeln.“ Damit schien er die Sache mit den Vermissten auf sich bewenden lassen zu wollen, denn es war wahrscheinlich einfacher schlicht davon auszugehen, dass sie schon wohlauf sein würden. Je mehr man dagegen darüber nachdachte, desto eher schwand die Hoffnung. Zum Nachgrübeln oder um sich selbst – oder anderen – Vorwürfe zu machen, war jedenfalls noch immer hinterher mehr als genug Zeit gewesen. So war ihm dann auch die Erleichterung anzumerken, als die Scheffelsteinerin nach dem Verbleib der Briefe fragte. | |||
„Ich habe sie auf [[Junkergut Aranjuez|Aranjuez]] meinem Vetter … also meinem anderen Vetter, [[Rafik von Aranjuez|Rafik]], übergeben. Mittlerweile dürfte er jedenfalls in Punin sein, ja, wahrscheinlich paradiert er just in diesem Momente über den weißen Marmor der Theaterplaza, und unterhält die Dämchen mit Geschichten von damals, als er beinahe alleine den Schergen des Usurpators Answin Einhalt gebot …“, grinste Hernán von Aranjuez beim Gedanken an den humpelnden Vetter schief, der gerne und oft betonte, dass immerhin er damals auf der richtigen Seite gestanden hatte – auch wenn es ihm nicht viel mehr eingebracht hatte, als ein lahmes Bein. „Aber keine Sorge, er ist ein gewiefter Advocatus, und mit allen Wassern gewaschen. Er wird wissen, wie die Briefe am besten zu verwenden sind.“ | |||
"Ich muss den Jungen in Sicherheit bringen", murmelte Richeza. Selbst wenn er ihr nie wieder ein Lächeln schenken, ihr nie dankbar sein sollte – all das Leid, das so vielen Menschen während der letzten Wochen widerfahren war, wäre umsonst gewesen, wenn ihm etwas zustieße. | "Ich muss den Jungen in Sicherheit bringen", murmelte Richeza. Selbst wenn er ihr nie wieder ein Lächeln schenken, ihr nie dankbar sein sollte – all das Leid, das so vielen Menschen während der letzten Wochen widerfahren war, wäre umsonst gewesen, wenn ihm etwas zustieße. | ||
"Eines aber verstehe ich nach wie vor nicht", sagte Richeza nach einem Moment bedrückten Schweigens. "Als ich Burg Scheffelstein verließ, entgegen dem Wunsch meines Großvaters, ja entgegen seiner ausdrücklichen Weisung: Wieso habt Ihr und Eure Leute uns begleitet? Wieso, Dom Hernán, sagt es mir?" Wieder suchte sie seine Augen. | "Eines aber verstehe ich nach wie vor nicht", sagte Richeza nach einem Moment bedrückten Schweigens. "Als ich Burg Scheffelstein verließ, entgegen dem Wunsch meines Großvaters, ja entgegen seiner ausdrücklichen Weisung: Wieso habt Ihr und Eure Leute uns begleitet? Wieso, Dom Hernán, sagt es mir?" Wieder suchte sie seine Augen. | ||
Freilich, es gab ernstere Dinge zu besprechen, dachte Dom Hernán, denn die potentiellen morgendlichen Aktivitäten puniner Winkeladvocaten, sodass das Grinsen alsbald wieder aus seinen unrasierten Zügen verschwunden war, ja, bei ihrer letzten Frage runzelte er sogar anscheinend überrascht die Stirn: „Ah, habe ich Euch das nicht gesagt? Dom [[Ramiro von Alcorta|Ramiro]] war ein alter Weggefährte aus besseren Ratskellertagen. Keine Frage, dass ich seine Nichte bei der Suche nach seinem Sohne unterstütze. Zumal auch seine Mutter schließlich eine [[Familia Culming|Culming]] ist … nun ja, war, der Herr Boron hab' sie selig. Jedenfalls hat mir Dom [[Stordan von Culming|Stordan]] im [[lfwiki:Yaquirbruch|Yaquirbruch]] manche Gefälligkeit erwiesen, sodass ich es auch ihm schuldig war.“ | |||
Richeza musterte den Baron bei seinen Worten. "Ja", sagte, "mein Onkel war ein Mann, der es Wert ist, ihm noch nach dem Tod die Treue zu halten. Dennoch: Ich danke Euch, Dom Hernán, nicht nur in seinem Namen. Nicht jeder hätte sich der Ehrenschuld gegenüber einem Toten erinnert. | |||
Wiederum zuckte er mit den Schultern, wie als wollte er Richeza bedeuten, dass das nun wirklich nichts war, worüber sie sich den Kopf zerbrechen musste. „Wenn Ihr Euch schon nicht den Gräflichen anschließen wollt, warum gebt Ihr dann nicht wenigstens den Jungen einstweilen in deren Obhut? Nach all den Fährnissen wird sich gewiss weder Domna Romina noch Dom Gendahar der Bi ... dem Wunsche verweigern, ihn sicher nach Ragath zu bringen.“ | |||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Die Edle scharrte mit dem Fuß über den staubigen Boden und zupfte an ihrer Lippe. Schließlich seufzte sie und stand auf. "Dom Hernán, ich bin kein Mensch, der leicht Vertrauen fasst. Ich würde es mir nie verzeihen, gäbe ich den Jungen in fremde Hände und es stieße ihm dann etwas zu. Aber wahrscheinlich habt Ihr recht: Wir haben nicht auf alles einen Einfluss, und möglicherweise ist er sicherer in Begleitung der Gräflichen als in der meinen." Ein Schatten huschte über ihr Gesicht. "Kommt, gehen wir, ich werde mit Dom Gendahar reden." | |||
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