Chronik.Ereignis1033 Feldzug Alina 03: Unterschied zwischen den Versionen

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„Ah…“, winkte Anzures mit einem Anflug eher gequälten denn amüsierten Lächels ab. „Ich bin kein Dom.“ Abermals schwenkte er die Fackel, dieses Mal in Richtung des noch immer darnieder liegenden Ferox, dann wieder zurück zum Caballero von Simancas. Weit im Hintergrund in der Dunkelheit zeterte und fluchte einer der verwundeten Ferkinas, als die Mercenarios seinen Hals in die Schlinge zwangen, bis sein Geschrei schließlich in einem erstickten Gurgeln unterging. Zweifellos hatte es der aranjuezer Waffenmeister gehört, doch wandte er sich nicht einmal um. Stattdessen bildete sich eine tiefe Falte auf seiner Stirn, als er nachdenklich die Augenbrauen zusammen schob.  
„Ah…“, winkte Anzures mit einem Anflug eher gequälten denn amüsierten Lächels ab. „Ich bin kein Dom.“ Abermals schwenkte er die Fackel, dieses Mal in Richtung des noch immer darnieder liegenden Ferox, dann wieder zurück zum Caballero von Simancas. Weit im Hintergrund in der Dunkelheit zeterte und fluchte einer der verwundeten Ferkinas, als die Mercenarios seinen Hals in die Schlinge zwangen, bis sein Geschrei schließlich in einem erstickten Gurgeln unterging. Zweifellos hatte es der aranjuezer Waffenmeister gehört, doch wandte er sich nicht einmal um. Stattdessen bildete sich eine tiefe Falte auf seiner Stirn, als er nachdenklich die Augenbrauen zusammen schob.  
   
   
„Vielleicht wäre es das Beste, wenn Ihr und Eure Leute umkehren würdet“, schlug er vorsichtig vor. Immerhin sah auch der Caballero selbst reichlich mitgenommen aus. ‚Vielleicht wäre es das Beste gewesen, Ihr und Eure Leute wären niemals ausgezogen‘, verriet sein Blick, doch war er zu höflich es auszusprechen, zumal die Simancener sich durchaus als nützlich erwiesen hatten. Wofür sie freilich einen hohen Preis hatten bezahlen müssen. „Oder aber Ihr bleibt hier in Alina bei den Schwerverwundeten. Immerhin weiß niemand, ob nicht erneut von irgendwoher Ferkinas auftauchen, und dann brauchen nicht nur unsere zurückgebliebenen Leute jede Klinge.“ Wenn ein Mann wie Anzures die verbale Spitzfindigkeit hinsichtlich Befehl oder Vorschlag bemerkt hatte, so ging er zumindest mit keinem Wort darauf ein.  
„Vielleicht wäre es das Beste, wenn Ihr und Eure Leute umkehren würdet“, schlug er vorsichtig vor. Immerhin sah auch der Caballero selbst reichlich mitgenommen aus. ‚Vielleicht wäre es das Beste gewesen, Ihr und Eure Leute wären niemals ausgezogen‘, verriet sein Blick, doch war er zu höflich es auszusprechen, zumal die Simancener sich durchaus als nützlich erwiesen hatten. Wofür sie freilich einen hohen Preis hatten bezahlen müssen. „Oder aber Ihr bleibt hier in Alina bei den Schwerverwundeten. Immerhin weiß niemand, ob nicht erneut von irgendwoher Ferkinas auftauchen, und dann brauchen nicht nur unsere zurückgebliebenen Leute jede Klinge.“ Wenn ein Mann wie Anzures die verbale Spitzfindigkeit hinsichtlich Befehl oder Vorschlag bemerkt hatte, so ging er zumindest mit keinem Wort darauf ein.  
Der Caballero indes sah an Anzures vorbei und beobachtete, wie nach einem Röcheln die Bewegungen des Ferkinas erstarben nachdem ihn die Mercenarios den Baum an einer Schlinge hochgezogen hatten. „Haltet ihr das für klug?“ wand er sich dann an Anzures und deutete auf die Gruppe Söldner, die gerade einen weiteren Bergkrieger heranzerrten. „Tot sind sie sie furchtbar schwer zu befragen. JETZT könnte man sie indes noch etwas fragen...“ er blickte Anzures an. „zum Beispiel wer sie sind, woher sie kamen, warum Alina und vielleicht wissen die sogar was über die Entführten. Nur so als Vorschlag an meinen befehlsgebenden geschätzten Nachbarn.“
   
   
Hernán von Aranjuez indes brachte anderenorts weiterhin Befehle – oder eben Vorschläge – unter die Leute. „Dom Servando, reitet hinüber nach Alina und sucht den Dorfschulzen auf. Sagt ihm wir brauchen Platz für einige Verwundete. Sagt ihm, wir werden bezahlen was für ihre Versorgung notwendig ist. Wenn er sich ziert, so weist ihn darauf hin, dass diese Wilden hier sind um Dörfer wie Alina mit Raub und Mord zu überziehen. Ziert er sich dann immer noch, so weist ihn weiterhin darauf hin, dass als nächstes ich kommen würde, um mit ihm zu sprechen. Ach ja, und wir werden uns alle ihre Karren ausleihen müssen.“ Gefolgt von seinen Leuten verließ der junge Caballero das Lager in Richtung des Dorfes. „Und am besten flechtet Ihr dabei einige Eurer ‚im Namen Seiner Hochwohlgeboren’ ein“, brummte der Baron ihnen noch hinterher, ehe er sich von einem Weibel der [[Almadaner Hakenspieße|Hakenspieße]] Bericht erstatten ließ, wie es um Dom [[Ludovigo Sforigan|Vigos]] Leute bestellt war.  
Hernán von Aranjuez indes brachte anderenorts weiterhin Befehle – oder eben Vorschläge – unter die Leute. „Dom Servando, reitet hinüber nach Alina und sucht den Dorfschulzen auf. Sagt ihm wir brauchen Platz für einige Verwundete. Sagt ihm, wir werden bezahlen was für ihre Versorgung notwendig ist. Wenn er sich ziert, so weist ihn darauf hin, dass diese Wilden hier sind um Dörfer wie Alina mit Raub und Mord zu überziehen. Ziert er sich dann immer noch, so weist ihn weiterhin darauf hin, dass als nächstes ich kommen würde, um mit ihm zu sprechen. Ach ja, und wir werden uns alle ihre Karren ausleihen müssen.“ Gefolgt von seinen Leuten verließ der junge Caballero das Lager in Richtung des Dorfes. „Und am besten flechtet Ihr dabei einige Eurer ‚im Namen Seiner Hochwohlgeboren’ ein“, brummte der Baron ihnen noch hinterher, ehe er sich von einem Weibel der [[Almadaner Hakenspieße|Hakenspieße]] Bericht erstatten ließ, wie es um Dom [[Ludovigo Sforigan|Vigos]] Leute bestellt war.  


„Manch einer würde wohl behaupten, tot seien sie am besten zu befragen. Zwar wären ihre Antworten in der Tat nicht sonderlich erhellend, doch wäre dies lebend nicht anders, sodass man sich wenigstens die Scherereien spart. Würde man mich ansonsten zwingen zu raten, so würde ich mein Silber darauf setzen, dass sie Ferkinas sind, aus dem Gebirge kommen, und sie in Alina rauben, plündern und schänden wollten“, zuckte der Untergebene Dom Hernáns mit den Schultern, derweil eher ein weiteres ersticktes Gurgeln denn die nächste nach oben gezogene Silhouette eines Körpers verriet, dass ein weiterer Ferkina soeben den Weg ins Jenseits antrat.
Dom Thallians Stirn legte sich leicht in Falten als er die Anwort Anzures vernahm, aber das diffuse Halbdunkel des baldigen Morgengrauens legte darüber wohl noch einen Schleier. „Danke für Eure Ausführungen. Aber die hilft wenig weiter. Wie ihr sehr wohl wissen könntet ist das Gebirge da recht gross, die Ferkinas sind da daheim und wenn wir irgendwas für die Tochter des Grafen tun wollen, dann sollten wir wenigstens wissen wo wir ungefähr in diesem götterverdammten Heuhaufen nach der goldenen Nadel suchen sollten. Nicht wahr?“ 
„Gewiss aber steht es Euch frei, Eure Fragen zu stellen, Dom Thallian“, trat er beiseite und wies mit dem Arm in die Richtung des Geschehens. „Freilich zweifle ich…“, fuhr er mit dünnem Lächeln fort „…dass die Wilden Euch behilflich sein werden. Immerhin schneiden und verbrennen sie sich die eigene Haut zum Zeitvertreib, sodass ich kaum glaube, dass die Aussicht auf Folter sie sonderlich schrecken wird. Doch wird Euch zweifellos auch dabei niemand hindern wollen, solltet Ihr es dennoch erproben wollen.“
Thallian winkte ab. “Das ist mir schon klar. Ich bin spreche immerhin ihre Zunge, weil ich mehr als einem halben Götterlauf mit einem Ferkina mal gereist bin.“ Er streckten Rücken durch, wohl um sich in Bewegung zu setzen, aber zog umgehend dann scharf die Luft zwischen den zusammengebissenen Zähnen ein, weil sich die Wunde doch deutlich bemerkbar machte. „Verdammte Axt...“ zischte er fluchend. „Ich werde mir jetzt mal einen lebenden Ferkina suchen...“ dann setzte er sich langsamen Schrittes in Bewegung...
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'''Autor:''' [[Benutzer:Dom Thallian|Dom Thallian]]


Etwas unsicher auf den Beinen wirkend, mühte sich der Caballero von Simancas herüber zu der Gruppe von Mercenarios des Barons zu gelangen, die zwei weitere zwar verwundete Bergkrieger heranzerrten, welche aber noch so viel Leben in sich hatten, dass sie sich mit Händen, Füssen und gar mit Zähnen dagegen zu erwehren suchten.  Deren fruchtlose Versuche aber quittieren die Söldlinge mit Prügeln, Hieben und Tritten, dass sie mit bösartigem Gejohle garnierten, während sie die beiden Ferkina vorantrieben und zerrten. Leichter Widerwille stieg in dem Simancaner auf, als er das Treiben beobachtete, während er zugleich aber eine brodelnde Zorn in sich spürte, denn diese Ferkinas waren Schuld daran das soviel Blut in dieser Nacht vergossen worden war. Er beschleunigte seine Schritte auf dem letzten Stück und zwang sich dazu den Rücken durchzustrecken um möglichst aufrecht die Gruppe zu erreichen, denn er ahnte schon, dass die Kämpfer ihre Opfer nicht so ohne weiteres verschonen wollen würden. Und er sollte auch Recht behalten damit...
Als er sie erreichte, hatten diese bereits zwei weitere Seilen über hinreichend dicke Äste geworfen und wollten diese den beiden Barbaren um den Hals legen. „Haltet ein!“ forderte er die Gruppe von Mercenarios auf, als er herantrat. Diese hielten in der Tat auch einen Augenblick inne in ihrem Treiben und ein älterer, durch eine dicke, wulstige und zackige Narbe im Gesicht entstellter, fies anzusehender Söldner, dessen faulige und gelbe Zähne selbst im Halbdunkel zu erkennen waren, wandte sich an den Caballero. Kurz musterte er den Caballero. „Nö, Dom. Die knüpfen wir auf. Der Condottiere zahlt und wir erledigen den Befehl.“ Die Augen Thallians verengten sich ein wenig und er spürte wie dieser Mann den in ihm rumorenden Zorn noch weiter anheizte. „Wie war das?“ erwidert er kühl. „Wenn er sich nicht umgehend dem Befehl eines Vertreters der praiosgefälligen Nobleza fügt, werde ich dafür sorgen, dass er restlichen Weg in den Raschtulswall hianuf gepeitscht wird. Hat er mich verstanden?“ Drohend ruhte der Blick des Doms auf dem Söldner vor ihm, der ihn misstrauisch ob der Schärfe seiner Worte musterte. Unbemerkt wohl von Thallian war auch Rondago Aranjuéz herangekommen und hatte die Worte des Simancaners mit verfolgt. Die Parade des Caballero an den Söldner hatte ihn überrascht, so energisches Auftreten hatte er nicht erwartet. Der söldner indes hatte ihn bemerkt und blickte in seine Richtung, während die anderen noch immer inne hielten, aber damit beschäftig waren die wütenden Ferkinas zu bändigen. Thallian war nicht entgangen dass der Mietling vor ihm, an ihm vorbeisah und so wand er sich dann auch um. Kurz warfen sich beide einen einander abschätzenden Blick zu, wonach Rondago aber die Stimme als erster erhob: „Was habt ihr vor, Caballero?“ Thallian erwiderte: „Bevor diese einfältigen Narren ihn aufknüpfen, möchte ich ich die...“ wobei er in Richtung der Bergkrieger deutete. „...noch etwas befragen. Dann...“ er wand den Kopf wieder etwas mehr den Söldnern zu. „... könnt ihr mit ihnen machen, was immer ihr wollt.“ Rondago runzelte die Stirn. „Befragen?“ dann aber entsann er sich, dass Thallian erwähnt hatte dass er ihre Sprache beherrschen würde. „Nun...“ begleitet von einem zustimmenden Nicken fuhr er fort: „... ein Versuch ist es auf jedenfall wert.“ Thallian nickte. „Eben.“ Kommentierte er trocken und machte einen weiteren Schritt auf einen der Ferkina zu, wo ihm aber noch der Söldner den Weg versperrte. „Gehe er aus dem Weg.“ Forderte ihn der Caballero mit ruhiger, beherrschter Stimme auf. Für einige Augenblicke begegneten sich ihre Blicke, dann wich der Söldner einen Schritt zurück, während sein Gegenüber weiter schritt und Rondago schloss zu ihm auf.
Röchelnd erstarb eine Weile später auch das Zucken des zweiten Barbarenkriegers, nachdem ihn die Mercenarios ihn zu seinem Kumpanen heraufgezogen hatten, der bereits mit aus dem Munde heraushängender Zunge neben ihm baumelte. Der Trupp Henker und kurzzeitiger Helfer bei der Befragung, zogen dann ab auf der Suche nach weiteren Feinden oder gar etwas was sich lohnte zu plündern. Rondago und Thallian blieben zurück, aber wandten sich um so dass sie nicht mehr direkt auf die Gehängten blicken mussten. „Das war wenig ergiebig...“ kommentierte der Magus. „Nicht so viel wie erhofft, aber immerhin haben wir ein paar Erkenntnisse gewonnen.“ Entgegnete Thallian, der allerdings innerlich über sich erschauderte, als er daran zurückdachte mit welcher Kaltschnäuzigkeit er der Befragung beigewohnt hatte. Es waren Ferkina, Feinde... keine Frage, aber dennoch hätte diese eine bessere Behandlung verdient gehabt. ‚Oh Phex, war es Recht einen so hohen Preis zu zahlen für so wenig Lohn?‘ rief er stumm zum Herrn der Sterne, aber dieser hüllte sich wie stets in Schweigen. Wie von ihm erwartet hatte das malträtieren der Gefangenen kaum Wirkung gezeigt, vielmehr hatten die beiden sich gegenseitig damit noch geprahlt was sie aushalten können würden. Allerdings waren natürlich die Wunden und die Schmerzen auch an diesen nicht spuirlos vorbeigegangen. Zwar hatten sie bei direkten Fragen keine sinnvolle Antwort geliefert sondern bestenfalls versucht dem Dom vor die Füsse zu spucken, aber geschicktes Fragen und sie geschickt mit Worten bei ihrer Ehre zu kitzeln, dass hatte immerhin kleine Erfolge erzielt. „Ach was, Dom?“ die Frage des Magus holte ihn zurück aus den Gedanken und an den Ort zurück. „Ja, Magus. Wir wissen jetzt, dass diese zu dem Stamm den Bân Gassârah gehörten und dass es hier in der Gegend noch die Bâni Khadr gibt.“ SetzteThallian zu einer Erläuterung an. „Diese...“ er deutete nach hinten über die Schulter in Richtung der dort baumelnden Krieger „... haben keine Gefangenen und sie waren nur hier,  weil sie hier Feuer gesehen haben und die Bâni Khadr hier brandschatzend erwartet hatten.“ Abwartend sah er zu dem gelehrten der magischen Zunft herüber. Dieser nickte zustimmend. „Es muss wohl an der kurzen Nacht gelegen haben...“ entgegnete dieser nach einem Moment des stummen Nachdenkens. „Wenn die zwei Recht hatten und ihr sie korrekt verstanden habt, dann marodieren hier in der Gegend zwei miteinander verfeindete Stämme. Dem einen haben wir bereits eine schmerzhafte Niederlage beigebracht und der andere hat mit grosser Wahrscheinlichkeit jene Gefangene gemacht, nach denen wir suchen.“ Rondago nickte bedächtig. „Immerhin.“
„Ich kehre zu meinen Leute zurück...“ beschloss Thallian den knappen Wortwechsel und machte mit zusammengebissenen Zähnen die ersten Schritte, denn inzwischen brannte die Wunde in seiner Schulter wieder wie Feuer. „Wie ist es euch ergangen?“ wand sich Rondago an ihn. „Blutig.“ Presste Thallian zwischen den Zähnen hervor und setzte seinen Weg fort. Einen Augenblick sah der Magus ihm noch nach, dann wandte er sich um und machte sich auf seinen Vetter zu finden.


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'''Autor:''' [[Benutzer:Der Sinnreiche Junker von Aranjuez|Der Sinnreiche Junker]]
 
„Der Morgen graut“, stellte Hernán von Aranjuez fest, als sich hinter den gewaltigen Gipfeln des Rashtulswalles ein helles Band sichtbar wurde. Einen Augenblick sahen seine Offiziere nach Osten, jeder mit seinen eigenen Gedanken inmitten all der mehr oder weniger laut leidenden Verwundeten, und den mittlerweile in langen Reihen gelegten Leichen, sofern es sich um Mercenarios oder Simancener handelte, manches Antlitz von einem Verwandten oder Freund gnädig mit einem Tuch oder dergleichen bedeckt, in Haufen achtlos übereinander geworfen, sofern es Ferkinas waren. 
Vorsichtig räusperte sich Servando Cronbiegler, als er hinzu trat. „Der Dorfschulze war nicht begeistert von den Einquartierungen, und erst recht nicht davon, dass wir ihre wenigen Karren brauchen. Doch letztlich hatte er klein bei gegeben.“ Tatsächlich hatte ihn der junge Caballero an das Schicksal des nahen Junkergutes erinnern müssen, von dem außer Asche und schwelenden Bohlen nicht allzu viel geblieben, nachdem der Hinweis, dass diese Leute letztlich auch das Dorf Alina vor den Ferkinas beschützt hatten, nur bedingt Wirkung gezeigt hatte. „Wir bringen ihnen die Karren doch wieder, oder?“, fragte der Ragather vorsichtig.
„Wenn Ihr es wünscht, Dom Servando…“, lächelte Hernán von Aranjuez dünn „…betraue ich Euch gerne mit dem Kommando über den Verwundetentransport. Dann könnt Ihr höchstpersönlich Sorge dafür tragen, dass die Karren hernach wieder hierher gebracht werden.“
Natürlich hätte das dem Condottiere so gepasst, sich des aufsässigen Gräflichen auf diese Weise zu entledigen, doch wo der gedanklich nicht immer von der schnellen Truppe war, hatte doch seinen eigentlich Auftrag nicht vergessen, die Schwester seiner Herzensdame und Tochter seines Lehnsherrn wohlbehalten zurück nach Ragath zu bringen. Und nicht karrenweise Verwundete. „Meine Aufgabe ist es, nach Domna Romina zu suchen“, antwortete er dann auch mit entschlossenem Nicken.
„So sei es“, zuckte der Baron und Junker mit den Schultern. „Anzures, die Fackel.“
Während Anzures Ballan die Fackel höher hielt, beugte Hernán von Aranjuez ein Knie, und begann mit einem Stock mit groben Strichen eine Karte in den Boden zu skizzieren. Seine Offiziere schlossen den Kreis enger um ihn, wobei es niemand für nötig hielt, einen Platz für den Caballero frei zu halten, den sie hinter seinem Rücken schon spöttisch ‚Im-Namen-Seiner-Hochwohlgeboren‘ nannten. So blieb Servando Cronbiegler nichts anderes übrig, als sich in zweiter Reihe auf die Zehenspitzen zu stellen.
„Wir sind hier…“, zeichnete der Condottiere einen Kreis, und zog dann eine Linie gen Osten. „…und dies ist die Straße nach Selaque. Dir, Gualterio, gebe ich fast alle verbliebenen Reiter. Dort wo die Selaqua die Straße kreuzt…“, ein Strich gen Nordosten „…biegst Du nach Nordosten ab und folgst dem Flusslauf, bis ihr das Castillo Albacim seht. Glücklicherweise ist die Weiße Brünne schon aus der Entfernung zu sehen. Dann wendet Euch direkt nach Norden, umgeht auf jeden Fall das Castillo und Selaque. Um die Bosquirische Jungfer und ihren Anhang kümmern wir uns ein andermal. Anzures, hast Du noch den Eingang zum Tal der da Vanyas vor Augen?...Gut, dann begleitest Du Gualterio. Haltet euch von Vanyadâl und dem Castillo fern, sondern biegt stattdessen noch vor halbem Wege nach Osten ab ins Gebirge zum vereinbarten Treffpunkt nach Grezzano. Ich will, dass ihr noch vor Sonnenuntergang dort seid. Vor allem das letzte Wegstück wird nicht einfach, doch wenn sie den Marmor von dort hinunter bekommen, werdet Ihr auch ein paar Rösser dort hinauf bekommen. Lasst Euch unterwegs nicht aufhalten, verstanden, zeigt kein Wappen, und solltet ihr doch der Jungfer in die massigen Arme laufen, so sagt ihr seid vom Grafen mit der Suche nach seiner Tochter beauftragt, verstanden?“
Gualterio Colonna und des Condottieres Waffenmeister nickten beide, wobei das zufriedene Lächeln aus dem Antlitz des Jüngeren verschwunden war, als ihm der Ältere als Aufpasser zugeteilt worden war. Zumindest empfand der junge Teniente dies ganz offensichtlich so.
„Sofern ihr dort niemanden findet, wartet ihr auf uns. Wir werden es heute wohl nicht mehr schaffen“, blickte er zwischen zwei seiner Leute durch gen Osten, wo der Rand der Praiosscheibe nun deutlicher über das titanische Gebirge kroch. „Findet ihr die anderen, so lasst euch nicht für irgendwelchen Dummheiten einspannen. Priorität hat die Suche nach dem kleinen Praiodor und nach Domna Romina…“
„…nach Domna Romina und dem kleinen Praiodor“, berichtigte Servando Cronbiegler die Reihenfolge, doch fuhr der Condottiere scheinbar unbeeindruckt fort:
„Am besten wartet ihr alle, bis auch wir Grezzano erreicht haben. Sollte die Situation es gebieten, dass ihr sofort handeln müsst, so erwarte ich, dass ihr vorsichtig abwägt.“ Sein Blick wechselte zwischen dem jungen Teniente und dem erfahrenen Waffenmeister, wohl dem einen verdeutlichend, dass er keine Husarenstücke sehen wollte, und dem anderen, dass er gefälligst selbiges verhindern sollte, da der Jüngere es ja doch versuchen würde. „Und schickt mir verdammt noch mal Reiter zurück, wenn ihr irgendetwas entscheidet!“
„Bien“, schloss der Condottiere schließlich. „Gualterio, kümmere Dich um Deine Leute. Ihr brecht in einem halben Wassermaß auf. Derweil begraben wir unsere Toten, laden die Verwundeten auf Karren oder bringen sie nach Alina, und brechen das Lager ab.“ Die Aufträge waren rasch unter den restlichen Offizieren verteilt, sodass zuletzt nur noch Anzures bei seinem Freund stand.
„Der alte Castellan müsste bald hier sein“, stellte der Mercenario vorsichtig, aber mit deutlichem Grinsen im Gesicht fest.
„Ich weiß“, knurrte Hernán von Aranjuez. „Ginge es nach mir, so würden wir noch die Pflugschar über den Hof des Aliners ziehen und die Furchen mit Salz füllen, aber ich glaube nicht, dass uns Dom Rondrigo soviel Zeit zugestehen wird.“
„Wie wirst Du es ihm erklären?“
„Einen feuchten Kehricht werd ich ihm erklären, das geht ihn verdammt nochmal nichts an. Ich habe versucht es auf Castillo Ragath zu erklären, aber da wollte es ja niemand hören, also soll jetzt hernach auch niemand das Tränenbrünnlein bemühen. Außerdem haben wir einen halben Ferkinastamm aufgerieben, von denen nun niemand mehr die Untertanen Seiner Hochwohlgeboren ausplündert und erschlägt.“
Anzures Ballan grinste. „Oder über sein kostbares Töchterlein drüber…“
„Gewiss gibt es irgendetwas wichtiges, was noch der Erledigung harrt, nicht wahr?“, fuhr der Condottiere seinen Freund an, der sich dann mit einem schmunzelnden Schulterzucken trollte.




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