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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina war Richeza wortkarg gefolgt und hatte versucht, sich durch aufmerksames Beobachten der Umgebung von ihren widersprüchlichen Gefühlen und dem Schmerz in den Füßen abzulenken. Die erste Euphorie über die gelungene Flucht und die Tatsache, dass Onkel [[Gendahar von Streitzig|Gendahar]] lebte, war der Ernüchterung über ihre Lage gewichen. | |||
Sie hatte bisher unsagbares Glück gehabt, die Götter hatten sie beschützt. Doch jetzt reizte sie dieses Glück bis zum Letzten aus - oder nicht? Oder war es richtig, dieser verrückten da Vanya, die weder sie noch ihre Familia sonderlich mochte, wer-weiß-wohin zu folgen, nur um ein Kind zu suchen? Aber da war ja auch noch Gendahar, der sie bestimmt auch suchen würde, bis er umfiel. Also stapfte sie weiter hinter der Ferkina her, die man in die Mitte genommen hatte, und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie emotional am Ende war und ihre wunden Füße sie auch kaum mehr tragen wollten. | |||
Dann fand Richeza die Spalte, Romina hörte ihr zu, schaute sich um, ja hier waren Wanderer gewesen, ein Lagerfeuer ... Sie erstarrte bei Richezas "Halt!" in der Bewegung, ihre Hand schloss sich fest um das Heft der Waffe, ihre Augen suchten nach einem Feind. Auch die Ferkina schrak zusammen, duckte sich und ging in Verteidigungshaltung. Doch Richeza interessierte sich nur für die Asche des Lagerfeuers, Romina keuchte kurz, entspannte sich etwas und sah auch auf die noch vorhandenen Buchstaben. | |||
"Das kann man ja kaum entziffern." Ihre Stimme war rau, unleidig und zitterte leicht. Sie trat vorsichtig einen kleinen Schritt zurück und ging neben Richeza in die Hocke. "Das oben könnte Richeza heißen ... und sie haben etwas gefunden, vielleicht das Kind?" Sogleich suchte sie im Kopf nach weiteren logischen Wörtern. "Das heißt Ostflanke des Berges ...", auf ein Wort deutend, "vielleicht sollten wir die fehlenden Buchstaben etwas kleiner schreiben, dann können wir sehen, was wir eingefügt haben", schlug sie eifrig vor. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza zog ihren Dolch und ergänzte die ersten beiden Wörter zu 'Richeza, habe'. | |||
"Das hier heißt Krähenfreund", tippte sie auf das erste Wort der zweiten Zeile. "So heißt der Heiler, den wir suchen. Mit der Ostflanke des Berges habt Ihr wohl recht. Die Botschaft stammt von meinem Vetter: Moritatio." Sie ritzte die fehlenden Buchstaben in den Sand. | |||
"Richeza, habe Krähenfreund gefunden ... an der Ostflanke des Berges. Aus den Sätzen in der Mitte werde ich nicht klug. Und hier: Heißt es nicht vielleicht: habe Praiodor und Krähenfreund gefunden? Da ist noch soviel Platz am Ende der ersten Zeile. Ist da nicht ein P?", fragte sie hoffnungsvoll und deutete in die Asche. Allmählich wurde es zu dunkel in der Höhle, um die Schrift zu erkennen. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Romina Alba|Romina Alba]] | |||
Romina zog die Stirn kraus. "Es könnte ein P sein, und Platz für den Namen wäre auch." Sie nickte. "Da steht das Wort Ahnen, doch in welchem Zusammenhang könnte das mit uns oder dem Kind stehen?", fragte sie Richeza, die aber gänzlich in Gedanken versunken schien. | |||
"Sollen wir hier schlafen?" Sie warf einen prüfenden Blick zu der Ferkina. Seit sie Richezas Richtung eingeschlagen hatten, war die junge Wilde ein nervöses Bündel. Immer wieder redete sie auf Romina ein und versuchte diese zum Umdrehen zu bewegen. Jetzt schien sie ruhiger, was bestimmt an der Müdigkeit lag, die auch Romina in den Knochen steckte. | |||
Sie wandte sich wieder Richeza zu, sich steif aufrichtend. "Wir müssen Gendahar und Euren Vetter so oder so finden." | |||
Sie drehte sich dem Eingang zu. "Ich habe draußen einen Bergbach gesehen, ich gehe meine Füße kühlen, solange es noch ein wenig hell ist." Als liefe sie auf Eiern stakste sie aus der engen Höhle, schaute sich vorsichtig um und ging zu dem Bach, der nur wenige Schritt von der Spalte entfernt vor sich hin plätscherte. | |||
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'''Autor''': [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | |||
Richeza brach einige weitere Äste von dem Baum vor der Höhle ab und machte Feuer. Mit einem brennenden Holzscheit beugte sie sich wieder über die Schrift. Wie lange mochte es her sein, dass Moritatio ihr diese Nachricht hinterlassen hatte? Ein paar Stunden? Einen Tag? Zwei? Richeza steckte den Scheit zwischen zwei Steine, um sich nicht die Finger zu verbrennen. Die Flamme rußte stark, der Rauch brannte ihr in den Augen. | |||
"Krähenfreund", murmelte sie, starrte aber auf die leere Stelle am Ende des ersten Wortes. Jetzt, bei Licht, war sie sich nicht so sicher, ob dort wirklich Buchstaben zu sehen waren. Aber nein, warum sollte Moritatio den Namen des Heilers nicht in die erste Zeile geschrieben haben, wenn dort ''nicht'' Praiodors Name gestanden hatte?, sagte sie sich. Bestimmt hatte Moritatio den alten Heiler gefunden und Praiodor - und ihr diese Nachricht hinterlassen, um ihr zu sagen, dass alles gut würde. | |||
"Und wovon träumst du nachts, Richeza?", flüsterte die Edle. | |||
Von draußen drangen die Worte der Ferkina herein. Sie sprach mit der Comtessa. Na ja, wohl eher sprach sie mit sich selbst, dem Wind oder dem Wasserlauf, denn bisher hatte es nicht den Anschein gemacht, als verstünde die Grafentochter ein Wort mehr von dem Geschwätz der Wilden als sie selbst. | |||
"Ahnen", murmelte sie. "In eine Ahnen ... Ahnen-was?" Und da stand etwas mit ''zauber''. Zauberer? Ging es um Krähenfreund? War er ein Zauberer? ''...rzauber...'' "Feuerzauber? Wasserzauber? Naturzauberer?", überlegte Richeza laut. Wenn sie nur mehr Ahnung hätte von Magie. Aber vielleicht war das auch nicht wichtig, was für ein Zauberer der Alte war. Wichtig war, dass sie ihn fanden. Und Praiodor, vor allem Praiodor. | |||
Richeza beugte sich wieder über die Zeichen, aber der Sinn der Worte wollte sich ihr nicht erschließen. Ihr Kopf dröhnte, ihre Augen schmerzten – und der Wind verwehte die Asche immer weiter. Die Edle holte Tintenfass und Feder aus ihrer Gürteltasche. Sie musste die Worte bewahren, es war alles, was sie hatten. In Ermangelung von Papier oder Pergament begann Richeza ihr Taschentuch zu beschreiben. Der Stoff saugte die Tinte auf, aber es war besser als nichts. Als sie fertig war, starrte Richeza auf die verlaufenen Buchstaben und unterstrich die, die sie ergänzt hatte. Die letzte Zeile sprang ihr ins Auge. ''Der Deine, Moritatio.'' Der verrückte Junge! Seufzend steckte Richeza das Tuch zurück in die Gürteltasche. | |||
''Verrückt!'' Da stand 'verrückt'. Oder 'verrücken'. Oder - 'verunglückt'? Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Nein! Bestimmt nicht! Niemand war verunglückt! Alles war gut! | |||
Richeza stand auf und wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht. Vor ihren Augen sah sie Praiodor, wie sie ihn zuletzt gesehen hatte, vor Monden: Einen schmalen, blassen, stillen Jungen, der sie mit traurigen, wissenden Augen ansah. ''Verunglückt!'' Nein! Sie würde ihn finden! Kostete es, was es wollte! Er war nicht tot! Er ''musste'' leben! | |||
Die Höhle erschien ihr mit einem Mal zu eng, die Schatten bedrohlich. Richeza ging hinaus, mit zitternden Beinen, wankte zum Bach hinüber, ließ sich schwer auf die Knie sinken und schüttete sich das eiskalte Wasser ins Gesicht. Das Wort ging ihr nicht aus dem Kopf. Warum tat sie sich das an? Er war nicht ihr Sohn! Was kümmerte er sie? Wieso setzte sie alles für ihn aufs Spiel? Richeza schloss die Augen. Sie kannte die Antwort. Es gab mehr als einen Grund. | |||
"Lasst ihn leben!", flüsterte sie. "Er kann nichts dafür!" | |||
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{{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 09|Teil 09]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Der Ferkina-Feldzug|Teil=Teil 10|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 11|Teil 11]]}} | {{Chronik.Ereignis|Zurück=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 09|Teil 09]]|Chronik:Jahr=Chronik:1033|Ereignisname=Der Ferkina-Feldzug|Teil=Teil 10|Weiter=[[Chronik.Ereignis1033 Feldzug Ferkinalager 11|Teil 11]]}} | ||
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