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Als der Yaquirtaler nach einem Wasserlauf noch nicht wieder erwacht war, zog sie den Bewusstlosen vom Boden hoch und warf ihn sich wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter, um ihn - alles andere als sanft - zu seinem Pferd zu tragen und ihn bäuchlings über den Rücken des Tieres zu werfen. "Vorwärts!", befahl sie in ihrer üblichen Donnerstimme. "Es ist nicht mehr weit! Wir können nicht den lieben langen Tag auf die Genesung dieses Gecks warten!“ | Als der Yaquirtaler nach einem Wasserlauf noch nicht wieder erwacht war, zog sie den Bewusstlosen vom Boden hoch und warf ihn sich wie einen Sack Kartoffeln über die Schulter, um ihn - alles andere als sanft - zu seinem Pferd zu tragen und ihn bäuchlings über den Rücken des Tieres zu werfen. "Vorwärts!", befahl sie in ihrer üblichen Donnerstimme. "Es ist nicht mehr weit! Wir können nicht den lieben langen Tag auf die Genesung dieses Gecks warten!“ | ||
"Das könnt Ihr nicht tun!", rief Richeza und sah für einen Moment nicht minder erschrocken aus als die Söldnerin, die nur durch beherztes Zupacken verhinderte, dass Dom Gendahar von | "Das könnt Ihr nicht tun!", rief Richeza und sah für einen Moment nicht minder erschrocken aus als die Söldnerin, die nur durch beherztes Zupacken verhinderte, dass Dom Gendahar von Anzures Ballans Ross rutschte. "Was, wenn er stirbt?" | ||
"Schmachfug!", knurrte die Vanyadâlerin. "Er hat das Massaker in der Schlucht überlebt, dann wird er die nächsten drei Meilen auch noch schaffen. Wenigstens so lange, bis er uns verraten hat, wo wir deinen kleinen Vetter finden." | "Schmachfug!", knurrte die Vanyadâlerin. "Er hat das Massaker in der Schlucht überlebt, dann wird er die nächsten drei Meilen auch noch schaffen. Wenigstens so lange, bis er uns verraten hat, wo wir deinen kleinen Vetter finden." | ||
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"Für dich vielleicht", beschied Domna Rifada und bedachte ihren Sohn mit einem kritischen Blick. "Ich erkenne einen Iban Khadr, wenn ich ihn sehe, auf Meilen!" Damit schwang sie sich auf ihr Roß und gab ihm die Sporen. | "Für dich vielleicht", beschied Domna Rifada und bedachte ihren Sohn mit einem kritischen Blick. "Ich erkenne einen Iban Khadr, wenn ich ihn sehe, auf Meilen!" Damit schwang sie sich auf ihr Roß und gab ihm die Sporen. | ||
Richeza betrachtete den Bewusstlosen noch für einen Moment. Wo war der Thangolforster damals gewesen, als Novadyas sie von seinem Lehnsland entführten? Ihre Tante hatte recht: Drei Meilen waren nicht weit. Sie hatte den Kerker der [[Alcazar de Amhashal|Amhashal]] überlebt – mit einem schlimmeren Fieber als seinem –, da würde er es wohl gerade noch bis zum [[Castillo da Vanya]] schaffen! Und doch ritt sie hinter der Söldnerin und achtete wohl darauf, dass diese | Richeza betrachtete den Bewusstlosen noch für einen Moment. Wo war der Thangolforster damals gewesen, als Novadyas sie von seinem Lehnsland entführten? Ihre Tante hatte recht: Drei Meilen waren nicht weit. Sie hatte den Kerker der [[Alcazar de Amhashal|Amhashal]] überlebt – mit einem schlimmeren Fieber als seinem –, da würde er es wohl gerade noch bis zum [[Castillo da Vanya]] schaffen! Und doch ritt sie hinter der Söldnerin und achtete wohl darauf, dass diese das Pferd durch kein unnötiges Schlagloch führte. | ||
Energisch drängte sich Zaida an den Söldnern vorbei und lief an der Seite des Pferdes, auf dem der ohnmächtige Gendahar | Energisch drängte sich Zaida an den Söldnern vorbei und lief an der Seite des Pferdes, auf dem der ohnmächtige Gendahar lag. | ||
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Welcher Schurke auch immer diesen Hinterhalt geplant hatte, wenn er sein Handwerk auch nur halbwegs verstand, hätten sie keinerlei Chance. Insofern war der Baron von [[Baronie Dubios|Dubios]] nach den ersten entsetzlichen Augenblicken der Überraschung ruhig im Sattel sitzen geblieben, und dachte gar nicht daran, eine Waffe zu ziehen. Sein Blick glitt zu dem zerschmetterten Leib des unter dem schweren Fallgitters begrabenen Söldners, und dann zurück zu der die Gewandung der [[Suprema]] tragenden [[Kaiserlich Selaque|Selaquerin]], und dann weiter zu Ordonyo di Alina. Zwar kannte er den Junker nicht, doch war dem heraldisch bewanderten [[Familia Aranjuez|Aranjuezer]] dessen Elsterwappen durchaus ein Begriff. | Welcher Schurke auch immer diesen Hinterhalt geplant hatte, wenn er sein Handwerk auch nur halbwegs verstand, hätten sie keinerlei Chance. Insofern war der Baron von [[Baronie Dubios|Dubios]] nach den ersten entsetzlichen Augenblicken der Überraschung ruhig im Sattel sitzen geblieben, und dachte gar nicht daran, eine Waffe zu ziehen. Sein Blick glitt zu dem zerschmetterten Leib des unter dem schweren Fallgitters begrabenen Söldners, und dann zurück zu der die Gewandung der [[Suprema]] tragenden [[Kaiserlich Selaque|Selaquerin]], und dann weiter zu Ordonyo di Alina. Zwar kannte er den Junker nicht, doch war dem heraldisch bewanderten [[Familia Aranjuez|Aranjuezer]] dessen Elsterwappen durchaus ein Begriff. | ||
„Ihr habt Eure Antwort gehört, Domna | „Ihr habt Eure Antwort gehört, Domna Praiosmin“, rief er schließlich vernehmlich mit einem kurzen Seitenblick auf Dom Gendahar, welcher soeben gesprochen hatte. Obgleich [[Junkergut Aranjuez|Aranjuez]] und selbst Ragath bei scharfem Ritt durchaus nicht unerreichbar schienen, machte der Yaquirtaler kaum den Eindruck, als sei er zu solchem in der Lage. Dazu die umherstreifenden Ferkinas, und wer wusste darüber hinaus schon, wie viel Zeit wirklich blieb, mit Entsatz zurück zu kehren, bevor hier kurzer Prozess gemacht wurde. Und so hatte er den Gedanken rasch verworfen, auf das Angebot der Reichsvogtin einzugehen. | ||
„Weg hier!“, rief derweil Anzures Ballan nach der eher feuchten und von Flüchen begleiteten Landung im Burggraben, und einem Moment der Orientierung. Spätestens nachdem man drinnen begonnen hatte die Zugbrücke wieder hoch zu ziehen, war dem erfahrenen Waffenmeister klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Hier draußen konnte die Handvoll Verbliebender ohnehin nichts ausrichten, und sollte es sich tatsächlich um eine Falle handeln, würde man zweifellos keinerlei Skrupel haben, die im Rang eher unbedeutenden Ausgesperrten einfach zusammen zu schießen. Seine einzige Hoffnung war, dass man auf den Wehrgängen mit den Standespersonen im Inneren beschäftigt war, und ihnen vorerst keine Aufmerksamkeit schenkte. | „Weg hier!“, rief derweil Anzures Ballan nach der eher feuchten und von Flüchen begleiteten Landung im Burggraben, und einem Moment der Orientierung. Spätestens nachdem man drinnen begonnen hatte die Zugbrücke wieder hoch zu ziehen, war dem erfahrenen Waffenmeister klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Hier draußen konnte die Handvoll Verbliebender ohnehin nichts ausrichten, und sollte es sich tatsächlich um eine Falle handeln, würde man zweifellos keinerlei Skrupel haben, die im Rang eher unbedeutenden Ausgesperrten einfach zusammen zu schießen. Seine einzige Hoffnung war, dass man auf den Wehrgängen mit den Standespersonen im Inneren beschäftigt war, und ihnen vorerst keine Aufmerksamkeit schenkte. | ||
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'''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | '''Autor:''' [[Benutzer:Von Scheffelstein|von Scheffelstein]] | ||
Die Fassungslosigkeit, dass Domna Praiosmin es trotz aller mahnenden Worte wagte, ihre Gefangennahme zu fordern, wandelte sich rasch in Entsetzen, als Richeza sah, wie viele der Mordsknechte nun auf Domna Rifada zustürmten. Ein Blick zu den Mauern - fast zwanzig Bewaffnete standen aufseiten der Vogtin. Ein Blick hinter sich, ließ Richezas Mut sinken. Nur eine Kriegerin in da Vanyas Farben, die nun die Waffe zog. Dazu die entstellte Söldnerin, die auf die andere Seite | Die Fassungslosigkeit, dass Domna Praiosmin es trotz aller mahnenden Worte wagte, ihre Gefangennahme zu fordern, wandelte sich rasch in Entsetzen, als Richeza sah, wie viele der Mordsknechte nun auf Domna Rifada zustürmten. Ein Blick zu den Mauern - fast zwanzig Bewaffnete standen aufseiten der Vogtin. Ein Blick hinter sich, ließ Richezas Mut sinken. Nur eine Kriegerin in da Vanyas Farben, die nun die Waffe zog. Dazu die entstellte Söldnerin, die auf die andere Seite des Pferdes gewechselt hatte und nun, das Schwert blankgezogen, den Zügel fester fasste. Doch schien es nicht, als wolle sie sich in den Kampf stürzen, vielmehr, als betrachte sie sich als neue Leibwächterin des Thangolforsters. | ||
''Ich schwöre Euch, Onkel, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun für Praiodor.'' Die Edle schluckte schwer. Schon sauste der Morgenstern ihrer Tante auf den ersten Gegner nieder, fegte ihn beiseite wie ein Insekt. Doch es waren so viele! Die Gedanken flogen hinter Richezas Stirn. Sie dachte an Rifadas Worte im Inquisitionsturm. Und an die in der Waffenkammer. An ihr Grinsen, als sie die Parole zum Tor hinauf rief. ''Solange, bis Domna Fenia wieder bei Sinnen ist, will ich für ihn kämpfen und sorgen, als sei er mein eigener Sohn, nein, besser, ich verspreche es.'' Aber welche Hoffnung hatten sie, | ''Ich schwöre Euch, Onkel, ich werde alles in meiner Macht Stehende tun für Praiodor.'' Das waren ihre Worte an [[Ramiro von Alcorta|Ramiros]] Grab gewesen. Die Edle schluckte schwer. Schon sauste der Morgenstern ihrer Tante auf den ersten Gegner nieder, fegte ihn beiseite wie ein Insekt. Doch es waren so viele! Die Gedanken flogen hinter Richezas Stirn. Sie dachte an Rifadas Worte im Inquisitionsturm. Und an die in der Waffenkammer. An ihr Grinsen, als sie die Parole zum Tor hinauf rief. ''Solange, bis Domna Fenia wieder bei Sinnen ist, will ich für ihn kämpfen und sorgen, als sei er mein eigener Sohn, nein, besser, ich verspreche es.'' So hatte sie bei ihrem Blut geschworen. Aber welche Hoffnung hatten sie, den Knaben rechtzeitig zu finden, wenn die Alte sie jetzt in den Kerker warf? | ||
Richeza wandte sich um zu dem verletzten Yaquirtaler. "Dom Gendahar", sagte sie mit Tränen in den Augen, "wenn ich jetzt sterbe und Ihr lebt, versprecht mir, Praiodor zu finden und für sein Wohlergehen zu sorgen. Wenn Fenia Eure Base ist, so seid Ihr ebenso verwandt mit ihm wie ich. Lasst ihn nicht im Gebirge sterben, ich bitte Euch!" Noch einen Augenblick sah sie den Thangolforster flehend an, während ihr hilflos die Tränen über die Wangen rannen. Doch sie wartete eine Antwort nicht ab, sondern fuhr herum und riss den Säbel hoch, um sich den beiden Männern entgegenzuwerfen, die heranstürmten, um sie gefangen zu nehmen. | Richeza wandte sich um zu dem verletzten Yaquirtaler. "Dom Gendahar", sagte sie mit Tränen in den Augen, "wenn ich jetzt sterbe und Ihr lebt, versprecht mir, Praiodor zu finden und für sein Wohlergehen zu sorgen. Wenn Fenia Eure Base ist, so seid Ihr ebenso verwandt mit ihm wie ich. Lasst ihn nicht im Gebirge sterben, ich bitte Euch!" Noch einen Augenblick sah sie den Thangolforster flehend an, während ihr hilflos die Tränen über die Wangen rannen. Doch sie wartete eine Antwort nicht ab, sondern fuhr herum und riss den Säbel hoch, um sich den beiden Männern entgegenzuwerfen, die heranstürmten, um sie gefangen zu nehmen. |
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