Chronik.Ereignis1045 Die einsame Rose von Culming 24
Baronie Bangour, 12 Rahja 1045 BF
im Bildersalon zu Tôrzîlba
Autor: Eliane
Tertoschtax groschno Ruggrorix betrat den Bildersalon zu Tôrzîlba, kaum dass er die Aufforderung einzutreten gehört hatte. Aus Gewohnheit wandte er sich zum Platz des Familienoberhauptes, um Dom Pasquallo zu begrüßen.
„Willkommen, alter Freund. Ich sehe, du hast die Veränderungen auch noch nicht ganz verinnerlicht.”, erklang die Stimme des Altjunkers aus Richtung der Fenster. „Danke, dass du einem Invaliden an diesem besonderen Tag Gesellschaft leistest.”
Der Zwerg verneigte sich in Richtung seine Gastgebers, erleichtert, diesen in guter Stimmung anzutreffen. „Natürlich. Wie könnte ich einen Mann in seinem Kummer darüber allein lassen, dass sein Ältester zwar endlich eine Frau gefunden hat, eine Familie gründet, und doch ohne ihn vor den Traualtar tritt.”
Dom Pasquallo deutete mit einer einladenden Geste auf den Sessel auf der anderen Seite des Tischchens neben sich, auf dem eine Auswahl hochwertiger Spirituosen bereitstand. „Sehr selbstlos, alter Freund. Wer hätte gedacht, dass eine sterbliche Frau es schafft, Tariano an sich zu binden.” Er lachte leise. Dann fiel sein Blick auf die Schachtel Rauchkraut und die Pfeifen in Tertoschtax Hand. „Ah, wie in alten Zeiten. Ich vermisse Brinyas tadelnden Blick morgen früh schon jetzt.“
„Das war nicht meine Absicht.” Der Altjunker winkte beschwichtigend ab. „Ich weiß.”
„Im Übrigen soll Domna Usanza ein ganz entzückendes Wesen sein, da stimmen alle deine Kinder überein. Domna Brinya hätte sie bestimmt gemocht.”
„Ja, das hätte sie sicherlich. Die Braut, und auch die Verbindung an sich. Ich freue mich, sie kennen zu lernen. Und es wird sich sicher auch bald Gelegenheit finden, ihre Familie zu treffen. Wenn ich recht informiert bin, lebt auch bei ihr nur noch der Vater, hat sie eine ältere Schwester mit Mann und Kindern und einen ledigen älteren Bruder." Dom Paquallo schenkte ihnen beiden ein. „Doch zunächst: Auf das junge Paar, mögen Rahja und Tsa ihnen allzeit gewogen sein.”
Die Männer stießen an, nippten und ließen sich mit zufriedenen Seufzern in die Kissen sinken.
„Ich habe Anweisung gegeben, uns nicht zu stören.” Tertoschtax nickte nachdenklich, Pasquallo wollte den Anlass also ungestört mit Vertrauten begehen.
„Bedauerst du sehr, nicht dabei sein zu können?”, erkundigte sich der Zwerg, während er die erste Pfeife stopfte.
„Ein wenig. Aber am Ende hat mich meine Krankheit vor einer schwierigen Entscheidung bewahrt. Es ist das erste Mal, dass Selea Fabiola als Soberana für die Verbindung unserer Familia mit einer anderen verantwortlich zeichnet. Da hätte der Vorgänger und Vater des Bräutigams vielleicht gestört. So gern ich es erlebt hätte. So sehr ich Tariano gegönnt hätte, wenigstens einen Elternteil dabei zu haben.” Er prostete dem Porträt seiner verstorbenen Frau zu.
„Bereust du, das Amt abgegeben zu haben?” Der Zwerg reichte ihm die erste Pfeife, begann, die zweite zu stopfen.
„Nein, es war die richtige Entscheidung. Machen wir uns nichts vor, ich war seit Yesaminas und Parkhizios Tod kaum in der Lage, meinen Pflichten nachzukommen. Und es war der einzige Weg, Selea Fabiola hier zu halten. Es war das Beste für alle. Sie schlägt sich bislang nicht schlecht, auch wenn ihre Herangehensweise sehr von ihren Erfahrungen geprägt ist. Immerhin ist es ihr innerhalb eines Götterlaufes gelungen, eine Ehe zu arrangieren, an der meine beiden Gattinnen und ich all die Jahre gescheitert sind.” Er lächelte melancholisch und hob das Glas in Richtung der beiden Porträts.
„Denkst du, Tertosch, dass meine Entscheidung falsch war?”
Der Zwerg sah den Altjunker durch die ersten Rauchschwaden hinweg an. Der Blick war schwer zu deuten. „Wäre ich noch hier, würde ich es denken?”
„Natürlich wärst du das, alter Freund. Denn sie ist Brinyas Tochter. Zudem du hast Mestera und mir all die Jahre seit ihrem Tod stur die Treue gehalten.”
„Nichts als Vorurteile, nicht alle Angroschim sind stur und treu.”, grummelte der Zwerg, ergänzte leise eher zu sich selbst auf Rogolan. „Die Tochter, die das Land in sich trägt.”
„Nein, nicht alle. Ich werde es dir trotzdem nie vergessen.”, ignorierte Dom Pasquallo das unverständliche Murmeln und griff zu einem Dokument neben sich. „Hast du die Annonce für den Yaquirblick gesehen? Selea Fabiola hat sie mir hier gelassen, dass ich sie aufgeben kann.“ Eine augenzwinkernde kleine Geste, die ihm viel bedeutete. „Genauso wie sie für eine Auswahl der Speisen für heute gesorgt hat. Wir werden nicht hungern.”
Der Zwerg überflog die Zeilen. „Hah, nicht schlecht, dein Mädchen, Pasquallo, nicht schlecht. Auf das Brautpaar, deine Tochter und die Zukunft der Familia!”